Gruppenspezifische Notfalltherapie
5. Flusssäureverätzung

Wirkcharakter :
Örtliche Verätzung ohne anfängliche Ätzspuren. Geringe Dissoziation und hohe Lipidlöslichkeit der Flusssäure bedingen ein starkes Penetrationsvermögen und rasche Resorption. Durchdringen intakter Haut, verstümmelnde Verätzung der Knochen. Depoteffekt: Fortschreiten der Ätzwirkung über Stunden und Tage in tiefe Gewebsschichten und Knochen. Bindung von Calcium als Calciumfluorid (-Hypokalzämie). Enzymhemmer, Energiehemmer. Calciumgluconat lokal oder intraarteriell als Antidot. Der (verzögert auftretende) Schmerz gilt als Leitsymptom. Calciumgluconat behebt den Schmerz.

Flusssäureverätzungen der Haut ( auch nur mit Dämpfen )
sind oft stundenlang symptomlos. Sie müssen aber  SOFORT  behandelt werden.

Betrieben, die mit Flusssäure arbeiten, wird empfohlen, ein Calciumgluconatgel
( 25 mg Calciumgluconat auf 1 g Gel, hergestellt in der Apotheke ) vorrätig zu halten.

Gruppe 5 Schweregrad  /  Toxizität
leicht mittel schwer
Diagnose Schmerz als Leitsymptom, Anamnese,
Resorptive Symptome :  Hypokalzämie, Hypomagnesiämie, Hyperkaliämie,
rasch auftretende Herzrhythmusstörungen, Kammerflimmern und Asystolie
Therapie 10 - 20 ml  Calciumgluconat  10 %  langsam  i. v. ,
eventuell wiederholt zusätzlich Gabe von  1g Magnesiumsulfat  i. v.
Augen Sofort 30 Minuten mit viel Wasser,
physiologischer Kochsalzlösung oder Calciumgluconatlösung 1 % spülen
Calciumgluconat - Augentropfen 1 % ( 1 Tropfen pro Auge alle 2 - 3 h )
Haut Sofort mit reichlich Wasser oder 1 % iger Calciumgluconat - Lösung spülen, dann PEG 400
Calciumgluconat
Gel 2,5 %
auftragen		 Mit 0,5 ml Calciumgluconat 10 % pro cm 2 betroffene Hautfläche ( Plus Zusatz von 5 ml Lidocain 2 % pro 10 ml Calciumgluconat) unterspritzen.
Gesicht :  5 % iges Calciumgluconat unterspritzen.
Finger und Zehen :  Intraarterielle Gabe von  Calciumgluconat-Lösung 10 %
Inhalation Ventolair 100 µg Dosieraerosol oder Autohaler  4 Sprühstöße  alle 2 Stunden.
Zusätzlich Calciumgluconat als 2,5 - 3 % ige Lösung per Vernebler.
xxx Systemische Corticoidgabe
Ingestion Sofort Gabe v. Calciumionen ( Milch, Calciumbrauselösung o. Ä. )
Magenspülung mit  1 % Calciumgluconat bis 90 Min. nach Verschlucken. Am Besten
gastroskopisch mit anschließender Belassung von 40 ml 1 % iger Calciumgluconat - Lösung
Fürsorge Monitor - und Intensivüberwachung ; Elektrolyte ( Ca, Mg, K ) und Blutglucose.
Gegengift Calciumgluconat lokal, intravenös oder intraarteriell.