Dioxine
Toxikologische Einzelstoffinformationen Bücher - Bestellung
Symptome einer akuten TCDD-Intoxikation beim Menschen:
- Wirkungen auf die Haut; * . ,., .',
1. Chlorakne t, , , .
2. Hyperkeratose
3. Hyperpigmentation (schwarze Haut)
4. Hirsutismus „,
- Systemische Wirkungen:
1. Leberschädigung (Fibröse, Porphyria cutanea tarda)
2. Anstieg von Transaminasen im Blut (Gamma-GT)
3. Erhöhung der Blutfettgehalte
4. Erhöhung des ChoIesterinspiegeJs im Blut
5. Intestinale Störungen mit Durchfallerscheinungen (Erbrechen, Fettunverträglichkeit)
6. Kardiovaskuläre Effekte, Entzündungen im Harntrakt
7. Schädigung des Immunsystems (Atrophie des lymphatischen Gewebes, Thymus)
8. Panzytopenie (Thrombozytopenie, Blutungen).
- Neurologische Störungen:
1. Libidoverlust, Impotenz . - ,
2. Kopfschmerzen ,, ,
3. Periphere Neuropathien (Schwäche und Gefühllosigkeit in den Extremitäten)
4. Beeinträchtigung sensorischer Leistungen (Abnahme der Sehschärfe und des Gehörvermögens).
- Psychiatrische Störungen: : .
Übererregbarkeit, Nervosität, Schlaflosigkeit, Änderung der Persönlichkeitsstruktur, Depression, Suizide (Zoper). Dioxine rufen schon an der Nachweisgrenze Immunschäden hervor.'
Nachweis
Die Analytik der Dibenzodioxine und Dibenzofurane ist außerordentlich schwierig. Einerseits müssen die insgesamt 210 sehr ähnlichen Isomere getrennt werden, andererseits sind noch Spuren im Bereich in l ppt (per trillion = l ng/kg) aufgrund der extrem hohen Toxizitäten einzelner Isomeren von Relevanz und müssen daher nachgewiesen werden. Praktische Durchführung:
Nach einer Reihe von Trennungs- und Anreicherungsschritten, bei denen fast immer die Gaschromatographie zum Einsatz kommt, erfolgt die Detektion mit der Massenspektrometrie. .
Eine umfassende Untersuchung aller Isomere, auch in Spuren, kann derzeit nur an wenigen deutschen Instituten durchgeführt werden.
Risikobewertung
ßundesgesundheitsamt und Umweltbundesamt haben am 17. und 18, Januar 1990 eine fachöffentliche Anhörung zu Dioxinen und Furanen durchgeführt. Die Auswertung der z.T. sehr kontroversen Stellungnahmen von Sachverständigen und Verbänden zur gesundheitlichen und umweltbezogenen Bewertung dieser Stoffe wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Dies beruht u.a. darauf, daß Informationen aus laufenden, noch nicht abschließend ausgewerteten oder noch1 nicht in der wissenschaftlichen Literatur publizierten Untersuchungen in eine gesundheitsbezogene Neubewertung einbezogen werden sollen.
Erste Ergebnisse der Anhörung lassen sich dennoch schon jetzt festhalten:
1. Die neueren Meßdaten zur Dioxinbelastung von Lebensmitteln zeigen keine gesundheitliche Gefährdung. Die Belastung von Muttermilch weist aber Werte auf, bei denen der erforderliche Sicherheitsabstand zu einer bedenklichen Dosis nicht gewährleistet ist, wie er für andere Schadstoffe gefordert wird.Auch dies stützt die Forderung, die Emissionen von Dioxinen und Furanen in die Umwelt und damit in die Nahrungskette zu minimieren. Selbst konsequente Minimierungsmaßnahmen lassen allerdings nicht erwarten, daß die Belastung des Menschen durch Dioxine und Furane kurzfristig wesentlich verringert wird.
2.
Zur Diskussion über die von BGA und UBA 1985 als duldbar bezeichnete tägliche
Aufnahmemenge
von 1-10 Pikogramm Dioxinäquivalenten pro Kilogramm Körpergewicht sind in der
Anhörung neueAspekte eingebracht worden. Die anstehenden Maßnahmen zur
Emissionsbegrenzung sollten jeden falls dazu beitragen, die Belastung auf
unter l Pikogramm abzusenken.
Weitere Bewertungen soll das BGA noch in diesem Jahr nach fachöffentlicher Diskussion weiterer epidemiologischer Untersuchungen vornehmen.
Die gegenwärtige durchschnittliche Grundbelastung in der Bundesrepublik Deutschland ist nach der Anhörung mit l bis 2 Pikogramm anzunehmen.
3. Dioxinanalytik ist wichtig, aber
aufwendig und teuer, die Kapazitäten sind begrenzt, auch muß Doppel
arbeit vermieden werden. Unabgestimmtes Vorgehen führt zu Einzelwerten,
die sich nur bedingt zu
aussagekräftigen
Gesamtergebnissen über die Belastung von Menschen und Umwelt zusammenführen
lassen. BGA und UBA sehen nach den Erfahrungen in der Anhörung eine wichtige
Aufgabe darin, die
zahlreichen Dioxinuntersuchungen in der
Bundesrepublik Deutschland zu koordinieren und fordern
alle Wissenschaftler und
Institutionen auf, ihre Ergebnisse regelmäßig auszutauschen.
4. Produkte, die Chlor enthalten, können
bei der Verbrennung Dioxine und Furane freisetzen. Einer der
wichtigsten Eintragspfade in Umwelt und Nahrung ist die Produktion und
Entsorgung von chlororga
nischen Stoffen. BGA und UBA appellieren an die betroffene Industrie,
Umweltbelastungen aus der
Chlorchemie drastisch zu vermindern und auf weniger kritische
Verfahrenstechniken und Produkte
überzugehen. Bestimmte Zusätze zu verbleitem Benzin und bestimmte PVC-haltige
Verpackungen z.B.
sind vermeidbare Quellen für die Freisetzung von Dioxinen.
5. Der Verbraucher kann durch gezielten
Kauf und Verwendung anderer als chlororganischer Produkte zur
Verringerung
der Dioxinbelastung beitragen. Voraussetzung ist eine Aufklärung über die
Produkte, bei
deren Herstellung oder Entsorgung in erheblichem Umfang Dioxine entstehen.
Daher wird über Kenn
zeichnungsvorschriften, die Hinweise zu
Entsorgungsproblemen von Produkten betreffen, nachzuden
ken sein.
6. Die
in der Anhörung befragten Wissenschaftler waren sich einig, daß die Belastung
der Umwelt durch Dioxine in Industriestaaten zu hoch ist.
Dioxine aus der Verwendung halogenhaltiger Produkte und Dioxin
quellen aus
industrieller Tätigkeit haben zu einer allgemeinen Grundbelastung geführt. Einzelne
Stand
orte und größere Flächen sind z.T. in extrem
hohem Umfang durch diese toxischen Verbindungen belastet
worden. Die Anhörung bestätigte, daß
je nach Belastungsgrad Maßnahmen in unterschiedlichem Umfang
- von Anbauempfehlungen und Flächenumwidmungen bis hin zu
Nutzungsbeschränkungen und Dekontaminationen — für die Sanierung dieser Böden
erforderlich sind.
7. Daneben muß sichergestellt werden, daß
sich die weiträumige Verteilung der Dioxine in der Umwelt nicht
noch weiter erhöht. Die Belastung von Menschen und Umwelt durch Dioxine
sowohl in industriellen Ballungsgebieten als auch im ländlichen Raum läßt sich
nur vermindern, wenn weitere Maßnahmen ergriffen werden, um den
Dioxineintrag in die Umwelt drastisch zu verringern. Bei der Anhörung der
Experten wurden die Quellen in ihrer Bedeutung umrissen, die nach
derzeitigem Kenntnisstand zur Belastung der Umwelt fuhren.
Es zeigte sich, daß neben den bereits bekannten Verursacherbereichen (Produktion und Verwendung von chlororganischen Stoffen, Altmetallgewinnung, Abfallverbrennung, Verwendung von bleihaltigem Benzin, anderen thermischen Prozessen, Ausbringung von Klärschlamm, Chlorbleiche von Papier- und Zellstoff) das Auftreten weiterer wesentlicher Emittenten nicht wahrscheinlich ist. Die Suche nach den Quellen für die Innenraumluftbelastung ist dagegen noch erheblich zu verstärken.
8.
Bei der Anhörung hat der vom Bundesumweltminister genannte Emissionsgrenzwert
für Müllverbrennungsanlagen von 0, l
Nanogramm Dioxinäquivalenten pro Kubikmeter breite Zustimmung gefunden. An diesem Wert haben sich andere
Emissionsminderungsmaßnahmen zu orientieren. UBA und BGA werden
nunmehr auf Grund der vorgetragenen
wissenschaftlichen Erkenntnisse Minimierungsstrategien erarbeiten, die von allgemeinen Empfehlungen bis zu
Vorschlägen für ordnungsrechtliche Eingriffe reichen werden.
BGA-Presseerklärung vom 19. Januar 1990