1951 Zur rechten
Zeit das richtige Tun
Dieser Leitspruch meines Retters und Tutors Guardini half meine und fremde Krankheiten lebenslang zu meistern. Ohne „Tun“
würde man keine Krankheit meistern. Ohne Krankheit würde man nie die ungeheure
Kraft des Gesundseins erfahren. Dieser Geheimtipp half mir, übelste
Krankheitskrisen zu überleben. Meine Umgebung, die diesen Kampf fast nie
mitbekam, schwankte zwischen den Diagnosen „Stehaufmanderl“
bis „manisch-depressiv“. Nur ich weiß, dass der Kampf gegen schwere Krankheiten
nach außen wie eine „Depression“ aussieht, das Überwundensein wie eine „Manie“
gefeiert wird.
Den Patienten, die nicht durch vorausgegangene schwere
Krankheiten oder Unfälle gelernt hatten, wie man schwere Krankheiten anpackt,
meinen, nur eine Pille oder Geste würde eine Wunderheilung bringen. Es ist eine
Heilung bei schweren Krankheiten nur sehr selten zu erreichen.
Ausnahmen machen hier die akuten Vergiftungen, die daher mir
als Stationsarzt einer Leukämiestation, auf der jede Woche ein Jugendlicher
starb, eine wohltuende Freude des Erfolges brachten.
Natürlich musste man hier anfangs besonders viel und
Unappetitliches tun, aber es half fast ausnahmslos.
Guardinis Leitsatz gilt sowohl für den Arzt, as auch –
insbesondere – für den Kranken!
(Auszug aus meiner neuen Biografie)