Zigarettengifte
Seit es Zigaretten gibt, wird gerätselt, welche
Zusatzstoffe bei der Herstellung verwendet werden - neben Tabak und Papier.
Jetzt will Verbraucherschutzministerin Renate Künast das große Geheimnis der
Tabakindustrie lüften!
Am Mittwoch will die Grünen-Politikerin eine 1147 Seiten
umfassende Liste ins Internet stellen. Unter www.verbraucherministerium.de
wird aufgeführt, welche Zusatzstoffe in welcher Zigarette enthalten sind (liegt
BamS in Auszügen vor). Künast hatte den Herstellern eine Frist bis 13. Mai
gesetzt, die Zusammensetzung ihrer Produkte offenzulegen. Zu den verwendeten
Stoffen gehören beispielsweise Menthol, Rum, Lakritze, Kakao, Zucker, Glycerin,
Weinsäure oder Honig. Auch Johannisbrotkernmehl, Milchsäure, Ammoniak,
Zellulosefaser, Maissirup und Pflaumenextrakt werden auf der Liste aufgeführt.
Zusatzstoffe dieser Art sind zwar für Lebensmittel zugelassen. Doch Künast will
wissenschaftlich untersuchen lassen, welche von ihnen bei der Verbrennung des
Tabaks giftige Stoffe freisetzen - oder dazu dienen, die Raucher süchtig zu
machen.
Die Ministerin zu BamS: "Wissenschaftler vermuten,
daß mit Zusätzen wie Menthol und Ammoniak die Sucht verstärkt wird - etwa indem
der Hustenreiz beim Inhalieren gelindert oder die Nikotinaufnahme erhöht
wird."
Künast kündigt an: "Sobald wir bei einem Stoff
feststellen, daß er etwa krebserregend ist, wird dieser verboten." In den
nächsten Wochen will die Ministerin festlegen, welche Stoffe vorrangig
untersucht werden.
Ein Verbot will die Ministerin über die deutsche
Tabakprodukt-Verordnung regeln. Zudem will sie in der EU auf eine europaweite
Regelung dringen.
Von einigen Zusätzen kann nach Einschätzung Künasts eine
besondere Gefahr für jugendliche Nichtraucher ausgehen. "Bei Kakao, Honig
und Aromen besteht der Verdacht, daß sie Jugendlichen das Rauchen erst
schmackhaft machen, weil die Zigaretten süßlicher schmecken", so die
Ministerin. "Das ist wie bei den Alkopops: Jugendlichen würde harter Stoff
niemals schmecken - sie finden das Zeug nur genießbar, weil es pappesüß
ist."
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) unterstützt die
Verbraucherschutzministerin. Professor Heinz Walter Thielmann: "Wir
wissen, daß zahlreiche Zusatzstoffe von Zigaretten durch die Verbrennung beim
Rauchen in krebserregende Substanzen umgewandelt werden. Solche Zusatzstoffe
gehören sofort verboten," Vom Verband der
Cigarettenindustrie war keine aktuelle Stellungnahme zu erhalten. Bislang
verwies die Branche stets darauf, daß alle zugesetzten Substanzen legal seien.
Quelle: BAMS 15.05.2005