Winterdepressionen und Johanniskraut dagegen

 

Atypische vegetative Symptome wie Müdigkeit, Kohlehydrathunger, Gewichtszunahme und erhöhtes Schlafbedürfnis kennzeichnen eine psychische Störung, die nun wieder Hochkonjunktur hat: Die saisonal abhängige Depression (SAD) tritt regelmäßig im Herbst und Winter auf und hat eine klinische Remission mit Frühlingsbeginn.

 

Therapeutisch wird in Ergänzung zur Lichttherapie immer wieder der Einsatz von Antidepressiva erwogen. Erste Daten liegen mittlerweile auch für Johanniskraut-Extrakte vor: N.D. Rosenthal, Bethesda (USA), berichtete über eine Studie, bei der 20 Patienten mit 900 mg Hypericum-Extrakt LI 160 täglich behandelt wurden; 10 dieser Patienten erhielten zusätzlich eine Therapie mit hellem (3000 Lux) oder gedämpftem Licht (unter 300 Lux) für vier Wochen. In beiden Behandlungsgruppen fand sich eine deutliche Reduktion der Depressionswerte mit einer tendenziellen Überlegenheit in der Gruppe der Patienten, die zusätzlich mit hellem Licht behandelt waren.

 

Angesichts des besonderen klinischen Profils der SAD (leichte bis mittelgradige Depression) und der, so Rosenthal, „sehr geringen Nebenwirkungsquote von Hypericum-Präparaten“ empfiehlt er weitere Untersuchungen mit diesem Therapieansatz. Schließlich ist die photosensibilisierende Wirkung von Hypericum seit langem bekannt.

 

H.P. Volz aus Jena attestierte Johanniskraut-Extrakten eine klare Überlegenheit über Plazebo bei der Kurzzeittherapie leichterer bis mittelstarker Depressionen. Was noch fehlt sind Langzeitstudien, Daten bei schwerer Depression, Studien zur Erhaltungstherapie sowie Dosisfindungsstudien.

 

Quelle: Antidepressive Wirkung vom Hypericum-Extrakt, Satelliten-Symposium im Rahmen des 10. Kongresses des European College of Neuropsychopharmacology, Wien 15.9.1997 (Veranstalter: Lichtwer Pharma, Berlin).