Urahne und Vorbild Arzt Dr.Georg Johann Koch
Als Sohn des wohlhabenden Münchner Strumpfwirkers Vigil Koch (*27.02.1741) und seiner Ehefrau Barbara, geb. Engelbrecht wurde er am 14.11.1781 in der Au, heute einem Ortsteil in München-Ost an der Isar geboren. Seine Taufpatin war die Tante, die Flossmeisterin Margareta Pichlmayerin „in Abwesenheit ihres Mannes Johann Georg“, wonach er getauft ist. (Pfarrei St. Carl Baromäus, Bd. 6, S. 804). Seine Ehe blieb kinderlos. Sein Hab und Gut erbte seine Nichte Anna Daunderer (* 04.03.1844, Landshut). Sie war die Schwester meines Großvaters Dr. Alois Daunderer (*31.12.1866 -†02.05.1941) und reiste als Bürgermeisterswitwe viel mit ihm durch Südeuropa und vererbte ihm am † 29.05.1906 alles. So gelangten Kochs umfangreiche Gedanken und Erbstücke in unsere Familie.
Koch studierte in Landshut Medizin. Seine Doktorarbeit ging über die Eiterbekämpfung. Er schrieb zahlreiche Arbeiten. Seine erhaltenen lateinischen Manuskripte klebten hinter seinem mir überlieferten Kleiderschrank. Seine Dissertation verbrannte 1944 in der bayerischen Staatsbibliothek.
Er war Vertrauter („Leibarzt“)des bayerischen Königs Ludwig I. (1786-1868). Aus wohlhabender Familie kommend, behandelte er die Armen stets kostenlos und kämpfte für ihr soziales Wohl.
Erster königlicher Chefarzt des Schwabinger Krankenhauses
Koch wurde er vom König Ludwig I. eingesetzt als Chefarzt des Siechenhauses („Leprosenheim“) am Nikolaiplatz in Schwabing, heute einem Ortsteil in München.
Schwabing ist 782 erstmalig urkundlich erwähnt, München erst 1158.
Das Leprosenhaus wurde im 13.Jahrhundert von München gegründet. Dort herrschten zuletzt nicht verbesserbare, menschenunwürdige hygienische Verhältnisse, die Blattern“ verursachten viele Todesfälle. Die Führung des Leprosenhauses war ein unbezahlter „Ehrenposten“ – so wie die Arbeit meiner Mutter 1938 auf der TOX-Station Krhs. rechts der Isar in München. Leprakranke waren - wie heute Vergiftete- geächtet. Koch verlangte 1830 die Schließung des Leprosenhauses, dann wurden dort noch die Pocken behandelt, 1856 wurde es abgebrochen. 1861 wurde der Neubau des„Schwabinger Krankenhaus“ eröffnet, 1906 zog es nach Nordschwabing um.
Dort machte ich meine Ausbildung zum Internisten, arbeitete als einziger Toxikologe. Meine Eltern hatten in Schwabing ihre Kassenarzt-Praxen: Vater als praktischer Arzt, Mutter als Kinderärztin. Auch sie behandelten Arme stets kostenlos. Ihr Vorbild war Koch.
Im Gegensatz zu seinem entfernt verwandten Namensvetter am zweiten Städtischen Krankenhaus links der Isar. Dr. Andreas Koch (1775-1846) und seinem Sohn Dr. Karl Ludwig Koch (1806 – 1888) trat Dr. Georg Koch weniger in die Öffentlichkeit, wurde zum „Arztidol in der Au“. Besonders wohlhabende Münchner Geschäftsleute konsultiertenten ihn in seiner Wohnung in der Au, wo er sie im Gehrock behandelte.
Kochs Portrait
König Ludwig I. (1786-1848) verlegte 1826 auf seinen Rat hin die Universität von Landshut nach München. Zum Dank dafür wurde er vom ersten Direktor der Akademie für Schöne Künste an der Ludwigstrasse in München, Prof. Moritz v. Kellerhoven um 1820 als Portrait im Biedermeier-Stil in seinem Gehrock in Öl gemalt.
Dieses Bild wurde im Glaspalast in München ausgestellt und bei seinem Brand gerettet. Ich ließ das Bild 1959 in der Pinakothek in München von Frau d`Àilly restaurieren, da die Amerikaner bei Kriegsende „das Auge mit stechendem Blick“ durchstossen hatten. Dann hing das Gemälde stets neben den Barockmöbeln von Koch in meinem Zimmer und wurde zu meinem mahnenden Vorbild.
Für die Ausstellung „Münchner Ärzte“ zur Olympiade 1972 hatte ich es ausgeliehen, zusammen mit Koch’s Gebetbuch: von 1790: „ Koch bin ich getauft, München ist mein Heimatland, Bayern mein Mutterland, 1899“. Er schrieb es stolz im 9. Lebensjahr.
Nach dem Abdanken von König Ludwig I. und dem Tode von Kochs Frau Marianne Duschl zog Koch zu seiner Familie nach Füssen zum Sohn seiner Schwester, der dann mit der Schwester meines Großvaters verheiratet war, er zog damit zum Stammschloss von König Ludwig II, zu dessen Leibgarde sein Vetter gehörte.
Kochs Ideale: „Geld von den Reichen, Hilfe für die Armen“, dem Grundsatz von Robin Hood wurde zum Ideal der ganzen Familie Daunderer.
Dr.Georg Johann Koch 1952 71-jährig in Füssen, Bayern.
Mein Großvater Alois hielt Lehrer und Ärzte daher für die beiden wichtigsten Berufe für die Armen. Seine beiden Töchter studierten zu einer Zeit Medizin, als Frauen dort noch sehr selten waren. Meine Tante Maria war neben ihrer Praxis Ärztin des Münchner Waisenhauses und tat dort Gutes. Der pensionierte Direktor wohnte später bei uns mit seiner Frau und Kind.
Meine Mutter organisierte vor ihrer Ehe für asthmakranke Kinder der Universitätskinderklinik kostenlose Flüge über der Stadt. Höhenluft und Erlebnis führten zu Wunderheilungen.
Während des Medizinstudiums begleitete ich Sterbende bei Sitzwachen in den Tod und erhielt damit mein einziges Taschengeld, u.a. zur Finanzierung meiner Hochzeit. Später beriet ich rund um die Uhr jedermann am „Giftnotruf“, was ich bis 2008 fortsetzte.
Um hilflosen Laien alle wichtigen heutigen Erkenntnisse zur Erkennung und Vermeidung von Giften zugänglich zu machen, entstand in den letzten 40 Jahren als Loseblattwerk, aktualisiert mit über 500 Nachlieferungen ein 34bändiges Lexikon aller uns heute schädigenden Gifte.. Da Ärzte sich dafür überhaupt nicht interessieren, ist alles laienverständlich geschrieben, nur die Titel sind hochtrabend, angeregt durch Kochs Erfolge.
Um die Geriatrie aus ihrer Ecke des Asozialen heraus zu holen, versuchte ich das zunächst mit den Drogenkranken. Diese galten 1970 als mutwillige Zerstörer ihrer Gesundheit. Alkohol, Rauchen und harte Drogen waren von den Krankenkassen ausgenommen von der Kostenerstattung. Es gab ein Verbot zur stationären Behandlung oder auch nur zur ambulanten Behandlung. Chefärzte entliessen alle Kranken. Andere Diagnosen wurden vorgeben, wie „Magen, Leber, Herz u.a.“. Erst als die Drogen alles überfluteten, wurde es modern, sich damit zu befassen. Mein dreibändiges Drogenbuch versuchte Ursachen, Wirkungen und differenzierte Handlungskonzepte allgemein bekannt zu machen. Dann folgte das erste siebenbändige Handbuch der Welt mit allen Umweltgiften. Ein Ruck ging durch die gesamte Medizin. Schnell versuchten die Psychiater. ihre Domäne wieder zurück zu erobern. Der Höhepunkt der Verwirrung der gesamten Medizin war das Handbuch der Zahnquecksilbervergiftung mit über 20 000 Vergiftungsfällen, ebenso das Handbuch der Toxikologie in der Zahnheilkunde.
Gerne angenommen wurde das Handbuch aller Giftpflanzen und Pflanzengifte und führte mit seinen hunderten Farbbildern zur Aufklärung der Bevölkerung.
Das fünfbändige Handbuch der Gifte wurde zur Zwangslektüre für alle Betriebe.
14 andere Bände über Ätzmittel, Chemikalien, Giftherde, Gase, Medikamente, Holzgifte, Naturstoffe und Kampfstoffe fanden noch keine interessierten Leser.
Koch war uns ein Vorbild, dass es lange braucht, ehe lebenswichtige Reformen in der Medizin verwirklicht werden, wie der Neubau eines menschen-unwürdigen Krankenhauses.
Romano Guardini sagte dazu. „Die Wahrheit siegt!“ (Zusatz zur Biografie)
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Artikel wurde auf dem Server zuletzt aktualisiert am 13.05.2009