Totalprothese mit 25,
Raucherende mit 91, Fall
Heute war ich im
Schwabinger Krankenhaus meiner Ausbildungsstätte zum Facharzt der Inneren und
Klinischen Toxikologen und besuchte die Mutter meines besten Mitarbeiters. Sie
liegt dort nachdem unerträgliche Rückenschmerzen ihr das Leben zuhause zur
Hölle machten. Bei der Aufnahme fand man in der Lunge diffuse Metastasen,
ebenso im ganzen Bauch. Die Ursache war ein metastasierender Nierenkrebs.
Der 89jährigen Mutter von 4 tüchtigen Kindern
mit 5 Urenkeln wurden nach dem 3. Kind wegen starker Kieferschmerzen im 25.
Lebensjahr alle Zähne gezogen. Daraufhin wurde sie bärenstark, völlig gesund,
war nie beim Arzt und schluckte nie eine Tablette. Als Laster rauchte sie stets
- wenn auch nur 6-8 Zigaretten. Sie schmunzelte ein Raucheropfer zu sein. Nicht
Verstehen wollte sie, warum sie den Genuss einzelner Zigaretten nun mit so
fürchterlichen Schmerzen rund um die Uhr bezahlen muss. Natürlich bekommt sie laufend
Morphium. Aber dadurch kamen nach 1-2 Stunden jeweils Schmerzen heraus, die
ungleich viel stärker sind als die Ursprünglichen.
Durch die Senkung des
körpereigenen Endomorphinspiegels (Endorphin) hat der Körper keine eigene
Fähigkeit mehr mit Schmerzen selbst fertig zu werden. Nun schmerzen alle Organe
und Glieder. Selbst der eiserne Lebenswille einer seit 65 Jahren mit stabilster
Gesundheit, geistig sehr regen Frau, wird durch solche Schmerzen ausgenagt.
Die Medizin hat für jedes
denkbare Problem praktische Lösungsmodelle:
1. Anstreben, wieder ohne
Morphium zu leben
2. Ununterbrochen wieder
Aufstehen üben
3. Viel Wasser trinken
(Urin war bierbraun, blutig)
4. Das Hirn ablenken (mit
geliebten Kreuzworträtseln)
5. Viel rote Farbe am
Nachtkästchen gegen Schmerzen (Enkelkinder in roten Westen, Nikolaus vom
Bio-Laden)
6. Jeder Besucher muss mit
ihr ans Bett gehen, später im Rollstuhl auf den Flur
7. Jeder Besucher hält
alle 10 Min. die Schnabeltasse mit verdünntem Bio-Obstsaft vor den Mund
8. Alle Kinder bedanken
sich jede Woche mit einer Torte beim Pflegepersonal für die tatkräftige,
außerplanmäßige Mithilfe
9. Vorübergehend war ein
Pflegeheimplatz zur Fortsetzung der Mobilisation gesucht
10. Langfristig wird die
Hauspflege für die eigene Wohnung mobilisiert
Je lieber der Alte früher
war, desto lieber wird er erfahrungsgemäß auch am Lebensabend von den Seinen
umhegt, lapidar:
"Die Kasse
stimmt".
Wenn man das unterstützt,
was die Alten wollen, sind beide Seiten vom Streß
verschont und glücklich.
Heute gibt es für jeden
Wunsch eine Lösemöglichkeit. Eigenaktivität verbilligt alles und schafft
zufriedene Eltern.
Wer heute keine eigenen
Kinder hat, hat Nichten und Neffen, die hier aushelfen.