1955 Tiere lehren Verhaltenstherapie

 

 

Da es 40 Mio Jahre länger Katzen auf der Erde gibt, kann man vieles von ihnen lernen, wie man erfolgreich durch das Leben geht:

 

viel schlafen und danach sich fest dehnen, das letzte Stück im Teller liegen lassen, auch wenn es besonders gut schmeckt, gleichrangige und andere Mütter immer als Feind betrachten, immer möglichst viel lieben und Kinder kriegen, möglichst viel Hautkontakt und gegenseitiges Abschlecken auch vom gleichen Geschlecht, keine Gelegenheit zum Genießen auslassen, bis ins hohe Alter möglichst viel spielen.

 

Kinder haben durch ihren Leichsinn eine hohe Sterblichkeit, ebenso Männchen, wenn sie nicht kastriert sind. Junge Katzen werden im Alter von 3 Monaten von den Eltern in die Fremde gejagt - andernfalls gehen die Eltern. Katzen hassen Pop-Musik und lieben leise klassische Musik (wie alle Tiere).

 

Meine etwa 4o Katzen im Leben haben mich das täglich gelehrt, weswegen die letzten hier mit aufgeführt werden sollen.

 

Mittelalterliche Katzen haben stets einige eitrige Zähne. Wenn man will, dass sie noch ein Jahrzehnt länger leben, muss man alle Zähne ziehen und die Nahrung einweichen.

 

Durch positive Anregungen war Max seit der Kindheit von dem Beruf des Tierarztes begeistert. Unzählige Tiere begleiteten seinen Lebensweg. Neben Vögeln, Igeln und Katzen waren Schafe am eindrucksvollsten. Eines Tages rief seine Frau in der Klinik an und sagte, dass alle Schafe mit schweren Vergiftungserscheinungen sterbend im Garten liegen, nachdem sie aus ihrem Gehege ausgebrochen waren und die Blumen um das Haus herum unbemerkt gefressen hatten. Max eilte heim. Aus einer großen Spritze spritzte er ihnen eine Kohlesuspension ins Maul. Während vorher laufend aus dem After wässriger Stuhl floss, kam nach wenigen Minuten Kohlestuhl und der Durchfall hörte sofort auf. Sie tranken dann viel Wasser und waren am nächsten Tag wieder fit.

 

Diese und ähnliche Erfahrungen sprachen sich bei Tierärzten rasch herum. Die Universitäts-Tierklinik rief schon seit Jahren bei Vergiftungsfällen von Tieren bei Max an. Viele Massen-vergiftungen bei Pferden, Kühen und Schweinen waren erfolgreich behandelt worden.

Während Katzen das ganze Leben begleiteten, begann die Massentierhaltung in den 90er Jahren in Kreta. Zweimal sechs Wochen wurden dort am Umweltgifte- Buch geschrieben. Besonders im Frühjahr als noch keine Urlauber dort waren, aber auch im Spätherbst scharte sich ein Heer junger und schmusiger Katzen um den konzentrierten Schreiber, der unablässig schrieb und fütterte, die Säulen eines Katzenlebens.

Nebenbei wurden die Vorteile einer giftfreien medizinischen Versorgung genossen wie Warmbad gegen Flöhe und fachgerechte Ernährung gegen Würmer. Die Existenzkämpfe verschwanden unter der reichhaltigen Ernährung. Durch ein sauberes Katzenklo aus frischem Meersand in Obststeigen waren sie auch nachts stets um mich herum. In sechs Wochen wuchsen sie stark ans Herz. So war es logisch, daß nach dem letzten Kreta-Aufenthalt nach acht Wochen die beiden Lieblinge mitgenommen wurden. Da die 90jährige Mutter mit zwei gebrochenen und operierten Hüften im eigenen Mammuthaus zum Pflegefall zu werden drohte, war kein weiteres "Kreta" mehr geplant.

 

Lisa war eine fast verhungerte kretische Katze, die in der Mittagsglut in der Altstadt von Paleochora etwa in der dritten Lebenswoche auf die Hose kletterte und mich nicht mehr verließ. Ich nahm sie in die Hand und ging in ein Cafe, da alle Geschäfte Mittagspause hatten. Dort bat ich um eine Scheibe Schinken, das sie gierig fraß ebenso wie den angebotenen Schluck Milch. Der Kaffeehausbesitzer und viele Passanten, die den "gspinnerten" Professor aus Deutschland kannten, gaben der kleinen Katze keine Überlebenschance. Zudem waren die Einheimischen gewohnt, so kleine Katzen stets umzubringen. Ein Hochpäppeln galt als falsch. Ein Katzenleben ist dort nichts wert. So wie wir unsere Kinder abtreiben, so werden dort fast alle jungen Katzen getötet. Die Umstellung auf normales Futter führte zu einem heftigen Dauerdurchfall, der so heftig war, dass ein Überleben des Katzenjungen unmöglich schien. Der Kampf dauerte drei Wochen. Erst als ein zweites junges Kätzchen dazu kam, das "Lisa" liebte, war der Kampf gewonnen. "Bärli", ein etwa gleichaltriger Siamkater  stammte aus einem Wurf aus dem Dorf von der Boutiquebesitzerin. Diese wollte ihn nicht hergeben, da er "eine ganz besondere Katze" sei. Ich hatte mich unsterblich in ihn verliebt. Er schlief nachts in ihrem Bett an ihrem Hals, tagsüber tollte er im Laden, am Nachmittag schlief er im Laden in den weichen Schals. Täglich ging ich hin und bettelte um ihn bis ich ihn endlich bekam. Schon auf dem Heimweg verdrehte er allen Passanten den Kopf. Ein Neidischer rief: "Halt, der gehört zur Boutique". Auf die Antwort, ich hätte ihn geschenkt bekommen: "Aus Kreta darf man keine Katzen ausführen. Siam Bärli entzückte durch sein erhabenes Selbstbewusstsein alle. Er passte prima zu mir. Wir liebten uns von der ersten Stunde. Der Apotheker verkaufte "seinem Doktor", der ihm bei allen Fragen bereitwillig geholfen hatte "zwei ausgefüllte Impfpässe". Mit der aus Deutschland bereits mitgebrachten Katzentasche kamen beide kretischen Katzen nach München. So wie er in Kreta mit seinen ca. 12 cm Größe knurrend in Angriffshaltung die Straßenkatzen von seinem Futtertrog vertrieben hatte, so verschaffte er sich in München schon als Winzling Respekt von den Menschen und verlangte immer das beste Futter für sich. Seine Lisa schleckte ihn fortwährend und verwöhnte ihn unablässig. Er liebte dunkelroten Samt und schlief nachts nur am Hals seiner Bezugspersonen.

Mühsam versuchte er tagelang mit Lisa im Stiegenhaus Kinder zu zeugen. "Der trifft nie" kommentierten Besucher die Bemühungen. Aber es klappte. Lisa gebar im März 1999 drei süße Kätzchen, die alle verschenkt wurden. Eines bekam Christianes Schwester auf ihrem Reiterhof, zwei mein Sohn Peter in der Etagenwohnung. Wegen Umzug und Renovierung holte er sie erst nach vier Monaten. Wir hatten uns schon zu sehr aneinander gewöhnt: Pünktchen und Anton hatten mein Herz erobert und genossen mit ihren Eltern die Freiheit im Garten. Die Trennung war für alle fürchterlich: Ich heulte 14 Tage, ebenso Lisa, die laut miauend alles absuchte. Die abgegebenen Katzen machten Randale in der Mietwohnung.

 

Stammbaum

6/97 von Kreta Lisa + Bärli (zog 1/00 zur Nachbarin Sachs)

3/98  Pünktchen + Toni ( Sohn Peter bis6/06)

3/99 Zebra, Hearty :  4/00   Schnecki

7/99 Wutzi, Blacki  :  5/00  Sascha,  Sara,  Struppi,   Laura

5/0 Fuchsi,    Cleo    

 

 

 

Ich hoffte ständig, dass sie wiedergebracht würden. Aber sie wurden von Sohn und Schwiegertochter sehr geliebt. Ich durfte auch mein Wort nicht brechen, da sie gleich nach dem Wurf versprochen wurden. Da bohrte sich eine Sturheit in mein Herz, nie mehr Katzenkinder herzuschenken. Im März 1999 kam der nächste Wurf: Zebra, eine bildhübsche, liebenswürdige getigerte Katze und Hearty eine weiße, große, klobige Katze mit einem Herz auf dem Fell. Daraufhin brachten wir ein Schild am Eingang an: "Vorsicht, beherzte Katze".

Im Juli 1999 folgte der dritte Wurf von der schon sehr genervten Lisa mit ihrem Bärli. Jetzt kam eine kohlenrabenschwarze, scheue Katze Blacki und eine weiße Katze mit schwarzer Kappe, 2 schwarzen Flecken seitlich und am Schwanz. Siamähnlich war seine Psyche: freundlich, schmusig und anhänglich.  Lisa und Bärli wurden nun in der Universitäts-Tierklinik sterilisiert.

 

Im April 2000 warf Zebra mit Hearty einen "Inzucht-Wurf" mit 4 Kranken: zwei starben sofort mit Spina bifida und Hüftmissbildung, der dritte war sehr krank. Er hatte ein zu kleines Gehirn wohl durch eine Zyste, die zur Spina bifida gehört und einen Unterzucker, der bei Hunger eine sofortige Nahrungszufuhr erforderlich machte. Diese extrem anhängliche, egoistische und schwer kranke Katze machte mehr Arbeit als die übrigen Katzen zusammen. Tag und Nacht war er in meinem Arm, fett und anhänglich und überaus zärtlich. Wir liebten uns wahnsinnig und vergaßen alles um uns. Die Tierklinik meinte, er werde nicht alt. In der Natur wäre er schon längst tot. Durch seine Ataxie war er sehr unbeholfen  wie ein MS-Kranker  Amalgamge-schädigter.

Ein Jahr alt lief er rollig an einem heiße Sonntag weg und starb sicher im Unterzucker. Noch nach zwei Jahren werden vor seinen vielen Fotos noch viele Tränen vergossen. Kranke Kinder wachsen so tief in das Herz der Eltern. Das kann nur derjenige verstehen, der es erlebt hat.

Die abgöttische Liebe zu Katzen kann nur derjenige verstehen, der es erlebt hat. Beim Schreiben dieser Zeilen kommen plötzlich drei Weibchen unserer 12 Katzen zum Schreiber mit feuchten Augen und setzen sich schnurrend mitten auf das Manuskript - während zum Gestreicheltwerden stets die Männchen als erste kommen. Tiere sind feinfühlig, wenn man mit ihnen tolerant und sensibel umgeht.

 

"Katzen brauchen einen Sklaven, Hunde brauchen einen Herrn".

Als Rentner lebe ich allein mit 12 Katzen, während ich im Stress Hunde oft mehr schätzte.

Im Mai warf unsere scheue Blacki nach Kopulation mit Wutzi 5 Kleine: Sascha, ein Halbsiam wie der Großvater Bärli mit einer liebenswürdigen, stets vermittelnden Psyche. Sara, seine kleine Siam-Schwester, hellgrau mit dunklen Ohren und Nase. Beide sind von Anfang an ein liebendes Paar. Struppi, eine schwarze Katze mit weißen Ringen um die Augen wurde anfangs "Professor" genannt, erwies sich aber als sehr scheu wie die Mama, ebenso Laura, eine schwarze Katze mit weißen Pfoten und einem seidenweichen Fell.

Lina, schwarzgefleckt wurde einen Tag vor Weihnachten überfahren.

Blacki versteckte alle Kinder stets im Keller und zog von einem Versteck zum anderen.

 

 

 

Drei der 13 Engel des Toxcenters

 

 

 

 

 

 

 

 

(Auszug aus meiner neuen Biografie)