Tabakindustrie
bezahlte Studien deutscher Gesundheitswissenschaftler
Hochrangige Wissenschaftler
aus Deutschland ließen sich Studienprojekte jahrelang von der Tabakindustrie
bezahlen. Wie der SPIEGEL berichtet, zeigen firmeninterne Dokumente, wie die
Zigarettenkonzerne die Forscher instrumentalisierten, um die Gefahren des
Rauchens herunterzuspielen. "Es ist besonders verwerflich, dass sich
ausgerechnet Gesundheitswissenschaftler von der Tabakindustrie haben kaufen
lassen", sagt Martina Pötschke-Langer, Leiterin
des Zentrums für Tabakkontrolle der Weltgesundheitsorganisation in Heidelberg,
dem SPIEGEL, "damit ignorieren sie den frühzeitigen Tabaktod von
Hunderttausenden Deutschen." Nach dem Bericht des SPIEGEL
haben führende Gesundheitswissenschaftler Deutschlands bis Anfang der neunziger
Jahre zum Teil sechsstellige Beträge bekommen. Indirekt über Stiftungen haben
die Zigarettenkonzerne etwa Studien des Freiburger Professors Jürgen Freiherr
von Troschke oder des hochausgezeichneten
Düsseldorfer Professors Johannes Siegrist finanziert. Laut den Dokumenten hat
der Münchner Mediziner Karl Überla, der in den
achtziger Jahren Präsident des Bundesgesundheitsamtes
war, ebenso Forschungsgelder von Tabakfirmen erhalten wie Johannes Gostomzyk, der Ehrenpräsident der Deutschen Gesellschaft
für Sozialmedizin und Prävention.
Der Spiegel 5.6.05