Swlbsthilfegruppen
abhängig von Pharmaindustrie
„Mogelpackung, Gesundheit“: Pharmakonzerne nutzen
Selbsthilfegruppen für direktes Marketing. Sie geben Geld, technische Hilfe und
sogar Personal, denn Studien zeigen: So verkauft man teure Medikamente am
besten. Diese Unterwanderung ist für Patienten oft nicht zu erkennen.
Lange Zeit haben
Pharmaunternehmen vor allem Ärzte und medizinische Meinungsführer umgarnt. Sie
wurden mit Geschenken bedacht, großzügig zu Kongressen eingeladen und auf die
eine oder andere Weise mit Geld versorgt. Doch das ändert sich gerade: Die
Arzneimittelhersteller haben eine neue, vielversprechende Gruppe entdeckt, bei
der sich die Manipulationsbemühungen noch besser auszahlen: die
Selbsthilfegruppen. Denn wenn Patienten erst einmal in ihrer eigenen
Organisation von einem Medikament überzeugt wurden und es an-schließend vom
Arzt fordern, gehen die Umsätze zielsicher nach oben. Pharmaunternehmen sponsern
Selbsthilfegruppen nicht nur, sie richten eigene Homepages für sie ein, stellen
ihnen PR-Agenturen zur Verfügung, und gelegentlich übernehmen Mitarbeiter von
Pharmafirmen sogar Führungsämter bei Selbsthilfegruppen.
Die Patientenverbände selbst betrachten das kaum als Problem: Schließlich
werden sie durch das Pharmageld professioneller und einflussreicher. Dabei
bemerken sie nicht, wie sie ihr teuerstes Gut verscherbeln: ihre
Glaubwürdigkeit.
Der Deutsche Diabetikerbund (DDB) ist die älteste Selbsthilfeorganisation für
Diabetiker in Deutschland. Mit 40 000 Mitgliedern gehört er zu den zehn größten
Patientenverbänden. Geleitet wird er vom Ex-Sparkassendirektor Manfred Wölfert,
der nach eigenen Angaben selbst an Diabetes leidet. Obwohl das Institut für
Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesund-heitswesen (IQWiG) festgestellt
hatte, dass Analoginsuline für Diabetiker keinen belegbaren Zusatznutzen
gegenüber dem günstigeren Humaninsulin haben, startete im Februar 2006 der DDB
eine Unterschriftenkampagne für die weitere Erstattung der Analoginsuline.
Warum organisierte der DDB aber einen Aufstand gegen ein Gutachten, das die
Analoginsu-line entzaubert? Warum kämpft eine Patientenorganisation so vehement
dafür, dass Medika-mente ohne echte Vorteile weiter von den Krankenkassen
bezahlt werden? „Es wird ja immer gesagt, dass wir eine Pharmaabhängigkeit
haben“, wehrt DDB-Chef Wölfert ab. „Aber das ist Unsinn. Wir finanzieren uns
aus unseren Mitgliedsbeiträgen.“
Was Wölfert weniger gern erzählt, ist, dass zu den Förderern des
Diabetikerbundes auch die Pharmakonzerne Novo Nordisk, Sanofi-Aventis und Lilly
gehören; also alle großen Hersteller von Analoginsulin. Allein von
Sanofi-Aventis hat der DDB im Jahr vor der Kampagne 9000 Euro erhalten. Im März
2006 übergab der DDB medienwirksam 100 000 Protestunterschriften für den Erhalt
der Analoginsuline an das Gesundheitsministerium. Das Ministerium wollte sich
von dem organisierten Patientenaufruhr jedoch nicht beeinflussen lassen.
Zwei Monate später hatte Wölfert bereits 180 000 Unterschriften gesammelt;
dennoch folgte der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) dem IQWiG-Gutachten und
entschied, dass die Krankenkassen die Analoginsuline nicht mehr bezahlen,
solange sie so teuer sind.
Im November 2006 klang der Protest des Diabetikerbundes noch eine Spur
schriller: Diesmal rief die Patientenorganisation ihre Mitglieder zu einer
Demonstration direkt vor dem IQWiG in Köln auf. Die Demonstration sollte, wie
DDB-Chef Wölfert erklärte, unter dem Motto „Eu-thanasie auf Raten“ stattfinden.
IQWiG-Chef Peter Sawicki habe, so warnte Wölfert im Vor-feld, eine „Allmacht in
Deutschland, die erstaunlich ist“.
Der Vorwurf der Euthanasie traf Peter Sawicki nicht nur deshalb, weil viele
seiner Verwand-ten in deutschen Konzentrationslagern umgebracht wurden. „Was
kann man einem Arzt Schlimmeres vorwerfen, als andere Menschen umbringen zu
wollen?“, fragte sich der Mediziner.
Entstanden sind Selbsthilfegruppen in Deutschland in den 70er Jahren. Damals
galten sie als unabhängig und verbündeten sich teilweise mit der
kapitalismuskritischen Gesundheitsbe-wegung jener Jahre. Die Ärzteschaft
schimpfte über diese „wild gewordenen Patientenhor-den“. Im Laufe der Zeit
wurden die Selbsthilfegruppen immer wichtiger, sie ermöglichten den Patienten,
sich vom Herrschaftswissen der „Halbgötter in Weiß“ zu emanzipieren oder
gegen-über knauserigen Kassen-Funktionären die eigenen Rechte durchzusetzen.
Vor allem aber waren und sind Selbsthilfegruppen ein Forum, in dem sich Kranke
und deren Angehörige im Alltag mit Rat und Hilfe gegenseitig unterstützen.
Inzwischen ist die Basisbewegung weitgehend etabliert: Es gibt bereits rund 100
000 Selbst-hilfegruppen und Verbände in Deutschland, in denen sich mehr als
drei Millionen Patienten organisiert haben. Noch wichtiger ist ihre Beteiligung
am Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA), dem höchsten Selbstverwaltungsorgan im
Gesundheitswesen, das entscheidet, welche Leistungen die Krankenkassen bezahlen
und welche nicht. Neben je neun Vertretern der Ärzteschaft und der Krankenkassen
sitzen in diesem Gremium auch neun Patientenvertreter. Sie verfügen über
Antrags- und Mitspracherecht. Nur abstimmen dürfen sie nicht.
Aus Sicht der Pharmaindustrie verfügen Patientengruppen über ein unschätzbares
Kapital: ihre hohe Glaubwürdigkeit. Wenn Kranke in ihrer Selbsthilfegruppe
Kenntnis über neue Behandlungsmethoden oder Medikamente bekommen, betrachten
sie diese Informationen als unabhängig und vertrauenswürdig. Genau darauf kommt
es Pharmaunternehmen an. Gelingt es ihnen, Patienten in Selbsthilfegruppen von
den Produkten des eigenen Konzerns zu über-zeugen, gehen diese, so das Kalkül,
zu ihrem Arzt und verlangen genau jenes Medikament. Geht die Rechnung auf, ist
diese Form von Marketing viel effektiver, als Ärzte zu beschen-ken.
Zahlen aus den USA zeigen, dass jeder Dollar, der für Werbung direkt bei
Patienten investiert wird, den Firmen einen zusätzlichen Umsatz von 4,20 Dollar
beschert. Damit ist nach Anga-ben von Gerd Glaeske, Gesundheitsökonom an der
Uni Bremen, der Effekt dreimal so hoch wie beim Arzt. „Wenn Firmen zehn Prozent
mehr in Selbsthilfegruppen investieren, wächst ihr Umsatz um ein Prozent im
Jahr. Wenn sie zehn Prozent mehr in das Marketing bei Ärzten investieren,
wächst der Umsatz nur zwischen 0,2 und 0,3 Prozent.“ Laut Glaeske kommen
mittlerweile 24 Prozent der Finanzen, die Selbsthilfegruppen zur Verfügung
stehen, von Pharmaunternehmen.
Wolf-Dieter Ludwig ist Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Deutschen
Ärzteschaft; hauptberuflich arbeitet er als Chefarzt und Krebsspezialist in
einer Berliner Klinik. Ludwig berichtet, dass die Pharmaindustrie sogar dazu
übergeht, selbst Patientengruppen zu gründen, in denen dann etwa Krebspatienten
ermuntert würden, wenig sinnvolle Medikamente bei ihrem Arzt einzufordern. „Es wird
der Eindruck erweckt, der behandelnde Arzt behandle aus Kostengründen falsch,
wenn er seinem Krebspatienten nicht auf jeden Fall das teure Ery-thropoetin –
ein Mittel gegen Blutarmut – verordnet. Dabei hilft das keineswegs jedem.“
Im November 2006 stellte Gerd Glaeske erste Ergebnisse seiner Studie „Einfluss
des pharma-zeutisch-industriellen Komplexes auf die Selbsthilfe“ vor. Nach
Glaeske haben die Pharma-konzerne längst erkannt, dass Selbsthilfegruppen
entscheidend den Umsatz ankurbeln. Bei der Unterwanderung der Szene mache sich
die Pharmaindustrie auch die chronische Finanznot der Selbsthilfegruppen
zunutze.
Glaeske und seine Koautorin Kirsten Schubert vom Zentrum für Sozialpolitik der
Uni Bremen untersuchten für ihre für die Krankenkassen erstellte Studie acht
große Selbsthilfeorgani-sationen. Bei sechs Verbänden wurde auf deren
Internetseiten auf Pharmaprodukte hingewie-sen. In den medizinischen Beiräten
von fünf der acht Verbände saßen Wissenschaftler mit Sponsoringverbindungen zur
Industrie, die von den Beiratsmitgliedern nicht offengelegt worden waren.
Professor Reichmann von der Parkinson-Vereinigung tritt auch auf
Veransta-ltungen der Pharmafirmen Teva und Lundbeck auf, um deren Produkte
anzupreisen.
Welche Lektionen die Pharmakonzerne schon gelernt haben zeigen ihre Versuche,
mit Patien-ten-Homepages im Internet Fuß zu fassen. So hat der Bundesverband
der Pharmazeutischen Industrie (BPI) die Seite www.selbsthilfe.de eingerichtet,
erst im Jahr 2006 wurde sie an die Agentur „medandmore communication“
übertragen. Der Pharmakonzern Bayer wiederum hatte die Homepage
www.selbsthilfegruppen.de initiiert und bis April 2005 unterhalten, in-zwischen
wurde sie an eine Agentur in Leverkusen übertragen, wo auch die Bayer AG sitzt.
Auch für einzelne seltene Erkrankungen findet sich ein Pharmasponsor: Wer die
Seite www.-schwellungen.de anklickt, denkt zunächst, auf der Homepage einer
klassischen Selbsthilfe-gruppe zu sein, der HAE-Vereinigung. Die Abkürzung
steht für hereditäres Angioödem, eine seltene Erbkrankheit, bei der es zu immer
wiederkehrenden Schwellungen der Haut, der Schleimhäute und der inneren Organe
kommt. Auf der Homepage wird den Patienten verspro-chen, „nicht mehr allein zu
sein mit Sorgen und Problemen, Ansprechpartner zu finden und Ängste durch
Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffenen abzubauen“. Als Inhaber der
Internetadresse wird neuerdings die HAE-Vereinigung angegeben – im November
2006 war die Seite aber noch auf den Pharmakonzern ZLB Behring zugelassen, der
Medikamente für HAE-Patienten herstellt.
Wenige Monate zuvor verschickte die HAE-Vereinigung eine Pressemitteilung, in
der erklärt wird, wie wichtig es für Patienten sei, sich auf bewährte
Medikamente verlassen zu können: „Im Fall von HAE ist das ein gut verträgliches
und sicheres Präparat von ZLB Behring.“ Er-staunlich: Die kleine
Selbsthilfegruppe konnte für diese Pressemitteilung auf die weltweit
renommierte und nicht billige Werbeagentur Edelman zurückgreifen.
Zum „Führungsteam“ von Edelman gehört Martin Flörkemeier. Er gestand Mitte 2006
gegen-über der Tageszeitung „taz“: „Die Pharmafirmen haben ein Interesse daran,
ihre Beziehun-gen zur Selbsthilfe zu pflegen. Menschen wie du und ich, neutrale
Fürsprecher abseits offi-zieller Pressestatements erzeugen im Betroffenheitspaket
ein gutes Gefühl.“
Im Jahr 2005 sind die Ausgaben der Krankenkassen für das Präparat Berinert, um
das es hier geht, um 96 Prozent gestiegen. Eine Tagesdosis des Medikaments
kostet 649 Euro. Inzwischen heißt ZLB Behring übrigens CSL Behring, und auf www.schwellungen.de
findet sich nun klein am Rand der Hinweis: „Mit freundlicher Unterstützung von
CSL Behring.“
Eine andere Homepage, www.leben-mit-ms.de, richtet sich an Patienten mit
Multipler Skle-rose, sie verschafft Zugang zu einer Online-Community und jeder
Menge Erfahrungsberich-ten von Betroffenen. Betrieben wird die Internetseite
aber nicht von Patienten, sondern vom Pharmakonzern Serono. Weil eine Website
nicht reicht, betreibt Serono auch noch eine zweite www.ms-netzwerk.de. Hier kann man kostenlos
die Zeitschrift „MS-Dialog“ abonnie-ren, und Patienten erfahren in der Rubrik
„MS behandeln“ Neues über „die Ziele der medika-mentösen Therapie mit den heute
verfügbaren Mitteln“. Wohl überflüssig, zu erwähnen, dass der Pharmakonzern
Serono mit Rebif ein Medikament für Multiple-Sklerose-Patienten herstellt.
Der Einfluss von Serono erstreckt sich über die beiden Homepages hinaus auch
auf die „Deut-sche Multiple-Sklerose-Gesellschaft“ (DMSG). Die
Selbsthilfeorganisation wurde 1952 ge-gründet, ihrem Selbstverständnis nach ist
sie „eine große und starke Gemeinschaft von MS-Erkrankten, ihren Angehörigen
und vielen engagierten ehrenamtlichen Helfern und hauptbe-ruflichen
Mitarbeitern“. Interessant für die Pharmaindustrie wurde die DMSG aber erst
Mitte der 90er Jahre, als mit dem Medikament Interferon ein neuer
erstattungsfähiger Wirkstoff auf den Markt kam. Seitdem arbeitet die DMSG eng
mit Pharmaherstellern zusammen: Im „In-dustrieforum M.S.“, zu dem neben Serono
auch die Pharmafirmen Aventis, Biogen und Schering gehören, brachte man zum
Beispiel gemeinsam eine PR-Kampagne auf den Weg: Auf Plakatwänden wurde ein
Paar gezeigt, das sich umarmt, daneben der Spruch: „Multiple Sklerose? Wir
lassen Sie nicht allein“, mit dem die DMSG für sich warb.
Der Landesverband Baden-Württemberg der DMSG nennt sich „Aktion
Multiple-Sklerose-Erkrankter“, kurz Amsel. Landesvorsitzender der Amsel ist
Peter Koch, der gleichzeitig Mitarbeiter beim Pharmaunternehmen Serono ist.
Koch sieht darin keine Interessenkonflikte, er ist vielmehr der Ansicht, dass
man diese beiden Rollen „sehr wohl miteinander verbinden“ kann: „Natürlich kann
ich unabhängig sein, wenn ich für die Pharmaindustrie arbeite.“
2005 machte Serono weltweit 2,6 Milliarden Dollar Umsatz, vor allem mit seinem
MS-Medikament Rebif. Es ist innerhalb der Gruppe der Interferone nach Angaben
des Arznei-verordnungsreports das teuerste: Die Jahrestherapiekosten belaufen
sich auf 24 246 Euro – pro Patient.
Besondere Aktivitäten beim Unterwandern von Selbsthilfegruppen zeigt das Schweizer
Phar-maunternehmen Roche. Nach Angaben der Stiftung „Lebensblicke“, die sich
für Darmkrebs-früherkennung engagiert, wandte sich zum Beispiel Roche an sie,
um die Gründung einer Selbsthilfegruppe gegen Darmkrebs anzuregen, wie Dirk
Wuppermann vom Stiftungsrat der „Lebensblicke“ berichtet. Passenderweise gibt
es von Roche seit einiger Zeit auch ein Präpa-rat, das Patienten mit Metastasen
einige Monate mehr Lebenszeit bringen soll. Eine spezielle Selbsthilfegruppe
Darmkrebs gibt es zwar noch nicht, aber immerhin hat sich bereits jemand die
Website www.leben-mit- darmkrebs.de sichern lassen. Inhaber der Internetadresse
und administrativer Ansprechpartner ist – das Pharmaunternehmen Roche.
Wie weit der Einfluss auf einzelne Selbsthilfeorganisationen geht, sieht man
etwa an der „Deutschen Parkinson-Vereinigung“ (dPV). In ihrer Zeitschrift, den
„dPV-Nachrichten“, wird schon mal ein neues Arzneimittel wie Stalevo von Orion
Pharma über zwei Seiten beworben. Klickt man die Homepage der dPV an, findet
man Links zu www.stalevo.de, dem „Kompe-tenzportal für Morbus Parkinson von der
Orion Pharma GmbH“, wie es in schönster Werbe-sprache heißt. Andere Links
führen zu www.parkinson24.de, den Parkinsonseiten des
Pharmakonzerns Pfizer, und zu www.parkinson- web.de, einer Homepage, hinter der
der Pharmariese Glaxo Smith Kline steckt.
Im ärztlichen Beirat der dPV sitzt Professor Heinz Reichmann aus Dresden als
eines von sieben Mitgliedern. Der ärztliche Beirat kümmert sich nach eigenen
Angaben um die Ver-besserung der Lebensqualität von Parkinson-Kranken, die „nur
unter ständiger Einnahme von Medikamenten möglich“ ist. Im September 2005 trat
Reichmann aber auch auf einer Pressekonferenz der Pharmaunternehmen Teva und
Lundbeck in München auf. Die Firmen hatten eingeladen, um ein neues
Parkinson-Medikament vorzustellen. Reichmann unterstützte das Anliegen, indem
er auf dieser Pressekonferenz über die gute Wirksamkeit und Verträglichkeit des
neuen Medikaments Azilect berichtete. Auf der Seite „Aktuelle Medikamente“ der
dPV findet sich nun auch prompt das Medikament Azilect von der Firma Lundbeck,
das Reichmann im Auftrag der Pharmaunternehmen mit vorgestellt hatte.
Nach Angaben des Pharmakologen Uwe Fricke handelt es sich bei Azilect dagegen
lediglich um ein Analogpräparat, und der Arzneiverordnungsreport schreibt: Ob
Azilect dem bisherigen Wirkstoff Selegilin überlegen oder besser verträglich
ist, „ist bisher nicht abschätzbar, da keine Vergleichsuntersuchungen und vor
allem keine Langzeitstudien vorliegen. Aus diesem Grund kann die neue Substanz
nicht für die Routinetherapie empfohlen werden, zumal die Therapiekosten von
Azilect, Anm. d. Verf.] 7- bis 8-fach höher als mit Selegilin liegen“.
Ein besonders enges Verhältnis scheint die Deutsche Parkinson-Vereinigung zudem
mit Orion Pharma zu pflegen. Das Pharmaunternehmen finanziert nicht nur die
Zeitschrift der Selbsthilfeorganisation, die „Parkinson-Nachrichten“, sondern
auch Veranstaltungen. Der Marketingleiter von Orion Pharma sagte vor kurzem
unmissverständlich: „Wir sind doch kein Caritasverein, natürlich erwarten wir
Gegenleistungen für die Finanzierung der Mitgliederzeitschrift, der Vorträge
und Versammlungen. Es werden gezielt in Veranstaltungen der dPV unsere Produkte
beworben, wie jetzt zum Beispiel Stalevo, ein neues Kombinationspräparat. Es
gibt ein konkretes Kalkül, wie viel wir für Marketing ausgeben und um wie viel
der Umsatz gesteigert werden muss.“
Der Text ist dem Buch von Markus Grill entnommen: „Kranke Geschäfte. Wie die
Pharmaindustrie uns manipuliert“, Rowohlt Verlag, 288 Seiten, 16,90 Euro. Es
erscheint am kommenden Donnerstag.
Aus: LiveSience v. 11.09.07
Weitergeleitet durch das
DUGI-NEWS-TEAM am 11.09.07.
Der Text ist dem Buch von Markus Grill entnommen:
„Kranke Geschäfte. Wie die Pharmaindustrie uns manipuliert“, Rowohlt Verlag,
288 Seiten, 16,90 Euro. Es erscheint am 20.9.07.
19.08.2007