Sport bei
Autoimmunkrankheiten?
(….) Die
Empfehlungen lassen sich in wenigen Grundsätzen zusammenfassen. Der an einer
Immunopathie Leidende soll nur mäßig Sport treiben und die Leistung nur langsam
steigern. Erschöpfende körperliche Belastung ist zu meiden.
Bezüglich der
Autoaggressionskrankheiten gibt es jedoch Abstufungen. So wird etwa eine
chronisch-atrophische Gastritis weitestgehend unbeeinflusst bleiben, wogegen
Endokrinopathien vom Typ der Thyreoditis und systemische Immunopathien mit
bevorzugtem Befall des Bewegungsapparates, also aus dem rheumatischen
Formenkreis, allein schon infolge der mechanischen Beanspruchung eine
Verschlimmerung erfahren. Eine Sonderrolle fällt der eosinophilen Fasciitis
aufgrund der Beobachtung zu, dass sie überdurchschnittlich bei Läufern
auftritt. Ähnlich verhält es sich bei lokalisierten Immunopathien des
Bewegungsapparates, etwa der Dermato-Polymyositis und im erweiterten Sinne auch
bei der Maysthenia gravis. Nicht zu vergessen sind Immunopathien des Herzens,
ob sie wie die Lupus-Karditis im Rahmen systemischer oder wie die
Myokardiopathie als organlokalisierte Form auftritt. Schließlich gilt dies auch
für hämatologische Immunopathien, hier vor allem denen der roten Reihe und der
Thrombozyten.
Individuen mit
klassischer Allergie erfahren nicht selten eine Verschlimmerung ihrer Symptome
unter Belastung, so dass Anstrengungen zu unterlassen sind. Hier gibt es
wiederum Abstufungen, was an den Beispielen von Neurodermitis und Kontaktekzem
belegt werden soll. Diese Empfehlungen sind während der Antigenkarenz
hinfällig.
Spezielle
Situationen sollten unabhängig von diesen Empfehlungen gemieden werden, so z.B.
Sonneneinstrahlung bei Patienten mit SLE, was mit einiger Regelmäßigkeit zur
Exazerbation führt, und bei einer Sonnenurticaria. Bei Vorliegen einer
Kryoglobulinämie oder einer Kälteagglutininkrankheit ist die körperliche
Anstrengung bei niedrigen Temperaturen, Wind und Regen im Freien zu
unterlassen. Belastungsasthma (exercised induced asthma) erfordert langsame
Steigerung der körperlichen Belastung.
Individuen, die zu
Infekten neigen, müssen sich besonders vorsehen. Sie dürfen nicht bis zur
Erschöpfung belastet werden; dagegen profitieren sie von langsam aufgebautem
Training. Sie dürfen sich gewohnten und ohne erkennbare Rückwirkungen
überstandenen Anstrengungen unter nicht weiter verschärften Bedingungen auch
weiterhin aussetzen.
Hier sei außerdem
darauf hingewiesen, dass nach jedem Infekt, vor allem bei Hinweisen auf eine
generalisierte Rückwirkung wie Exanthem, Arrhythmie oder Arthralgie, eine
gegebenenfalls sogar mehrwöchige Pause vor erneuter körperlicher Belastung
eingelegt werden muss. Virusinfekte des Respirationstraktes vermögen Wochen bis
Monate eine Hyperirritabilität zu unterhalten, woraus eine Obstruktion erwachsen
kann.
Eine Schutzimpfung
mit Lebendimpfstoffen sollte in Phasen körperlicher Erschöpfung nicht gegeben
werden. Mechanische Irritationen der Applikationsstelle sind zu vermeiden.
Immunroborierende,
also global stimulierende Maßnahmen sind von begrenztem Wert und allenfalls
sinnvoll bei gezieltem Einsatz kurz vor einer vorgesehenen Anstrengung. Sie
dürfen nicht dazu herangezogen werden, das für ein Individuum zuträgliche Maß
an Belastung und Anstrengung zu überschreiten.
Quelle: Baenkler: Medizinische Immunologie,
Ecomed-Verlag