Schweißen
Hirnschäden durch Schweißen – Manganablagerungen in den
Basalganglien Beim Schweißen entstehen manganhaltige Dämpfe, die von den
Arbeitern eingeatmet möglicherweise zu neurologischen Schäden führen. Diese
Ansicht vertreten Neurologen der Mayo Clinic in Neurology (2005;
doi:10.1212/01.WNL.0000167411.93483.A1).
Erst Anfang des Jahres hatten US-Neurologen in Neurology
(2005; 64: 230-235) darauf hingewiesen, dass die Prävalenz der
Parkinsonerkrankung bei Schweißern zehnmal höher ist als in der Allgemeinbevölkerung.
Nach den Schätzungen von Brad Racette von der Universität Washington erkrankt
einer von 1 000 Schweißern (97 bis 1336/100.000) an einem Morbus Parkinson. Die
Prävalenz-Rate wurde mit 10,19 (95-Prozent-Konfidenzintervall 4,43-23,43) angegeben.
Diese Meldung ist amerikanischen Anwälten nicht entgangen, die im Internet
bereits für Schadenersatzklagen werben (siehe Link).
Bereits früher hatte Racette in einer Fall-Kontroll-Studie
herausgefunden, dass das Erkrankungsalter von Schweißern um 17 Jahre niedriger
war als bei Nicht-Schweißern. Sie erkrankten im Durchschnitt bereits mit 46
Jahren am Morbus Parkinson im Vergleich zu 63 Jahren in der Kontrollgruppe
(Neurology 2001; 56: 8-13).
Jetzt schließen sich auch Mediziner der renommierten Mayo Clinic
den Bedenken Racettes an. In der aktuellen Publikation in Neurology berichten
Keith Josephs und Mitarbeiter über acht Patienten, die an einem Morbus
Parkinson oder verwandten neurologischen Symptomen erkrankt waren. Bei allen
Patienten wurde eine Kernspintomographie durchgeführt. Sie ergab in allen
Fällen erhöhte T1-Signale im Bereich der Basalganglien, was die Neurologen als
Hinweis auf eine Anreicherung mit Mangan interpretieren.
Alle Patienten waren ein bis 25 Jahre vor Ausbruch der
Erkrankung als Schweißer tätig gewesen. Nach Angaben der Pressemitteilung
sollen Sie in unzureichend belüfteten Räumen ohne Atemmaske gearbeitet haben.
Neben den klassischen Symptomen der Parkinson-Erkrankung kam
es bei einigen Patienten auch zu multifokalen Myoklonien,
vestibulär-auditorischen Funktionsstörungen und leichten kognitiven Störungen
(mild cognitive impairment, MCI), einer Frühform der Demenz.
Sieben der acht Patienten wurden an der Mayo-Clinic mit
Ethylendiamintetraessigsäure (EDTA), einem Chelatbildner, behandelt. Die Ärzte
verordneten den Patienten außerdem eine manganarme Kost. Ob dies irgendeine
Wirkung hatte, ist zweifelhaft. Die Patienten waren nach dem Ende der Therapie
jedenfalls weiterhin symptomatisch. Die Autoren selbst weisen auf die Risiken einer
Chelattherapie hin, die dem Körper neben Mangan auch andere lebenswichtige
Metalle entziehen kann. /rme
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT ONLINE 09.06.2005