Schweine-Wahn im Internet
Dunkle Mächte wollen mit H1N1 die Weltherrschaft an sich reißen: So lautet nur eine von vielen Verschwörungstheorien.
Noch rascher als die Grippe selbst breiten sich
Verschwörungstheorien über sie aus. DruckenSendenLeserbrief
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Haarsträubender
Unsinn." Das sagt die Virologin Monika Redlberger zu Verschwörungstheorien
rund um die Neue Grippe im Internet.
Mythos 1:
Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Pharmafirmen haben den Plan, mit
vergifteten Impfstoffen die Weltbevölkerung auf zwei Milliarden zu reduzieren -
dies belege ein Laborunfall bei Baxter im Februar. (siehe auch Video-Link)
Die Realität: Bei
diesem Zwischenfall handelte es sich um einen einmaligen Fehler, so Baxter:
"Influenza-Virusmaterial" für Labor-Tests aus der Forschungszentrale
in Orth a. d. Donau, NÖ, war mit Vogelgrippe-Viren verunreinigt - in einem
tschechischen Labor starben dadurch Frettchen. In keinem der Labors, in die
dieses Material geliefert wurde, infizierte sich ein Mitarbeiter. Nie war daran
gedacht, es Menschen zu verabreichen. Baxter hat seither zusätzliche
Sicherheitsvorkehrungen eingeführt.
Mythos 2: Die
H1N1-Impfungen verbreiten die Grippe, statt sie zu stoppen.
Die Realität: "Das
ist völlig unmöglich", sagt Redlberger: Die Impfung besteht aus
abgetöteten Viren ("Totimpfstoff"), die sich nicht vermehren können. Allerdings:
Erste schützende Antikörper bildet der Körper erst ein bis zwei Wochen nach der
Impfung, deshalb kann man auch noch nach der Impfung erkranken. Und vor
grippalen Infekten ("Schnupfen") schützt die Impfung nicht.
Mythos 3: Ein
Bestandteil des des Wirkverstärkers des in Deutschland verwendeten Impfstoffes
Pandemrix löst das Golfkriegssyndrom aus.
Die Realität: Das
Golfkriegssyndrom (Muskel- und Kopfschmerzen, Erschöpfung) trat bei
heimgekehrten US-Soldaten auf. Impfkritiker sehen die Ursache in einem
Impfstoff gegen Milzbrand und ziehen Parallelen zu Pandemrix.
Das Paul-Ehrlich-Institut weist beides zurück. Der Wirkverstärker sei bei mehr
als 30.000 Probanden ohne auffällige Nebenwirkungen eingesetzt worden. Der
"österreichische" Impfstoff Celvapan enthält keinen Verstärker.
Mythos 4: Die WHO
hat ein Kriterium für eine Pandemie - hohe Zahl von Toten - gestrichen, um
jetzt mehr Macht zu erhalten.
Die Realität: "Es
gab 2005 auf einer Homepage die Formulierung ,enorme Zahl von Todesfällen und
Erkrankungen'", so WHO-Sprecher Gregory Hartl . "Das wurde oft
missinterpretiert. Man muss aber ,Tote' und ,Erkrankte' zusammen lesen - und
das entspricht exakt der jetzigen Situation. Wir bedauern die schlampige
Formulierung 2005. In unseren offiziellen Pandemie-Leitlinien war die Todesrate
aber nie ein Kriterium."
Sozialmedizinerin Claudia Wild ortet aber "eine unglückliche Nähe"
von Impfstoff-Herstellern zur WHO und fordert, dass bei Entscheidungsträgern in
Impf- und Pandemie-Gremien eventuelle Geldflüsse von der Industrie oder
Beteiligungen offengelegt werden.
Mythos 5: Es
gibt überhaupt kein krankmachendes H1N1-Virus. Es ist eine reine Erfindung der
Pharmaindustrie, um einen wirkungslosen Pseudo-Impfstoff verkaufen zu können.
Die Realität: Zahlreiche
Forschungslabors weltweit haben das Neue Virus nachgewiesen. Mittlerweile gibt
es auch spezielle Testverfahren zum Virus-Nachweis. Aufgrund genauer Analysen
der genetischen Sequenzen konnte auch einwandfrei bewiesen werden, dass es sich
um ein neues H1N1-Virus handelt. Zudem sind in zahlreichen medizinischen
Fachzeitschriften bereits fundierte Studien zu dem neuen Virus erschienen.
Mythos 6: Die
Weltgesundheitsorganisation will demnächst weltweit eine Zwangsimpfung
verordnen, die mit Polizei- und Militärgewalt auch exekutiert werden wird.
Jeder, der sich weigert, wird mit furchtbaren staatlichen Repressalien - wie
Gefängnisaufenthalt - rechnen müssen.
Die Realität: Die WHO
kann keine Impfpflicht verordnen, das ist Sache der einzelnen Regierungen. In
Österreich hat das Gesundheitsministerium bereits mehrfach erklärt, dass es
keine Impfpflicht geben wird - auch nicht im Gesundheitsbereich.
Österreichs bekannteste
Verschwörungstheoretikerin ist die Wienerin Jane Bürgermeister. Ihre bizarren
Ausführungen zum Weltkomplott hinter der Schweinegrippe wurden zum Weberfolg: