Mittwoch, 18. November 2009  

Schweine-Wahn im Internet

Dunkle Mächte wollen mit H1N1 die Weltherrschaft an sich reißen: So lautet nur eine von vielen Verschwörungstheorien.

SchweinegrippeNoch rascher als die Grippe selbst breiten sich Verschwörungstheorien über sie aus. DruckenSendenLeserbrief
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Haarsträubender Unsinn." Das sagt die Virologin Monika Redlberger zu Verschwörungstheorien rund um die Neue Grippe im Internet.

Mythos 1: Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Pharmafirmen haben den Plan, mit vergifteten Impfstoffen die Weltbevölkerung auf zwei Milliarden zu reduzieren - dies belege ein Laborunfall bei Baxter im Februar. (siehe auch Video-Link)
Die Realität: Bei diesem Zwischenfall handelte es sich um einen einmaligen Fehler, so Baxter: "Influenza-Virusmaterial" für Labor-Tests aus der Forschungszentrale in Orth a. d. Donau, NÖ, war mit Vogelgrippe-Viren verunreinigt - in einem tschechischen Labor starben dadurch Frettchen. In keinem der Labors, in die dieses Material geliefert wurde, infizierte sich ein Mitarbeiter. Nie war daran gedacht, es Menschen zu verabreichen. Baxter hat seither zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen eingeführt.

Mythos 2: Die H1N1-Impfungen verbreiten die Grippe, statt sie zu stoppen.
Die Realität: "Das ist völlig unmöglich", sagt Redlberger: Die Impfung besteht aus abgetöteten Viren ("Totimpfstoff"), die sich nicht vermehren können. Allerdings: Erste schützende Antikörper bildet der Körper erst ein bis zwei Wochen nach der Impfung, deshalb kann man auch noch nach der Impfung erkranken. Und vor grippalen Infekten ("Schnupfen") schützt die Impfung nicht.

Mythos 3: Ein Bestandteil des des Wirkverstärkers des in Deutschland verwendeten Impfstoffes Pandemrix löst das Golfkriegssyndrom aus.
Die Realität: Das Golfkriegssyndrom (Muskel- und Kopfschmerzen, Erschöpfung) trat bei heimgekehrten US-Soldaten auf. Impfkritiker sehen die Ursache in einem Impfstoff gegen Milzbrand und ziehen Parallelen zu Pandemrix.
Das Paul-Ehrlich-Institut weist beides zurück. Der Wirkverstärker sei bei mehr als 30.000 Probanden ohne auffällige Nebenwirkungen eingesetzt worden. Der "österreichische" Impfstoff Celvapan enthält keinen Verstärker.


Mythos 4: Die WHO hat ein Kriterium für eine Pandemie - hohe Zahl von Toten - gestrichen, um jetzt mehr Macht zu erhalten.
Die Realität: "Es gab 2005 auf einer Homepage die Formulierung ,enorme Zahl von Todesfällen und Erkrankungen'", so WHO-Sprecher Gregory Hartl . "Das wurde oft missinterpretiert. Man muss aber ,Tote' und ,Erkrankte' zusammen lesen - und das entspricht exakt der jetzigen Situation. Wir bedauern die schlampige Formulierung 2005. In unseren offiziellen Pandemie-Leitlinien war die Todesrate aber nie ein Kriterium."

Sozialmedizinerin Claudia Wild ortet aber "eine unglückliche Nähe" von Impfstoff-Herstellern zur WHO und fordert, dass bei Entscheidungsträgern in Impf- und Pandemie-Gremien eventuelle Geldflüsse von der Industrie oder Beteiligungen offengelegt werden.

H1N1, ImpfungMythos 5: Es gibt überhaupt kein krankmachendes H1N1-Virus. Es ist eine reine Erfindung der Pharmaindustrie, um einen wirkungslosen Pseudo-Impfstoff verkaufen zu können.
Die Realität: Zahlreiche Forschungslabors weltweit haben das Neue Virus nachgewiesen. Mittlerweile gibt es auch spezielle Testverfahren zum Virus-Nachweis. Aufgrund genauer Analysen der genetischen Sequenzen konnte auch einwandfrei bewiesen werden, dass es sich um ein neues H1N1-Virus handelt. Zudem sind in zahlreichen medizinischen Fachzeitschriften bereits fundierte Studien zu dem neuen Virus erschienen.

Mythos 6: Die Weltgesundheitsorganisation will demnächst weltweit eine Zwangsimpfung verordnen, die mit Polizei- und Militärgewalt auch exekutiert werden wird. Jeder, der sich weigert, wird mit furchtbaren staatlichen Repressalien - wie Gefängnisaufenthalt - rechnen müssen.
Die Realität: Die WHO kann keine Impfpflicht verordnen, das ist Sache der einzelnen Regierungen. In Österreich hat das Gesundheitsministerium bereits mehrfach erklärt, dass es keine Impfpflicht geben wird - auch nicht im Gesundheitsbereich.

Österreichs bekannteste Verschwörungstheoretikerin ist die Wienerin Jane Bürgermeister. Ihre bizarren Ausführungen zum Weltkomplott hinter der Schweinegrippe wurden zum Weberfolg:

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Artikel vom 18.11.2009 18:32 | KURIER | J. Gebhard, E. Mauritz