Schimmelpilze:


Stoffbeschreibung
Schimmelpilze können alles befallen und zerstören, nicht nur organische Substanzen aller Art, Erdöl und Kohlenwasserstoffe eingeschlossen; es gibt unter den Schimmelpilzen Spezialisten, die es sogar mit optischen Gläsern aufnehmen. Schimmelpilze produzieren Mykotoxine, chemische Verbindungen, die meist für andere Lebensformen giftig sind. So erzeugen etwa die Penicillium-arten Chrysogenum und Notatum das für andere Pilze und Bakterien tödliche Penicillin.
Als Alltagsgifte, speziell Wohngifte, sind Schimmelpilze auf feuchten Wandstellen und in der Erde von Zimmerpflanzen von Bedeutung. Feuchte Wandstellen können schnell auf den Innenseiten der Außenwände entstehen, wo sie schlecht belüftet sind, z.B. hinter Schränken oder unsachgemäß angebrachten Wandverkleidungen oder wo sich „geometrische Wärmebrücken" befinden, so etwa in einer Raumecke aus zwei Außenwänden und der Zimmerdecke unter einem nicht beheizten Dachboden.
Schlafzimmerwände sind oft gefährdet, weil sie fast immer kühler sind als andere Wände in der Wohnung und weil die Luftfeuchte in Schlafzimmern in der Regel sehr hoch ist. Geradezu sträflich handelt, wer aus Sparsamkeitsgründen ein kühles Schlafzimmer durch die offenstehende Tür eines wärmeren Wohnraums mitheizen will: Da wärmere Luft sehr viel mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann, kommt es im kälteren Raum fast sicher zum Auskondensieren von Feuchtigkeit auf den Wänden.
Sehr gute Wachstumsbedingungen für Schimmelpilze gibt es in allen Räumen oder Gebäuden, die immer wieder für längere Zeit ungelüftet leerstehen. Auch in Kühlschränken und -truhen kommt es zu Schimmelpilzbefall, oft hinter den Verkleidungen, wenn die Türen nicht dicht genug schließen.
Die Sporen von Schimmelpilzen sind sehr klein und leicht. Sie befinden sich frei in der Atemluft oder sind an Hausstaub gebunden. Wo es Schimmelpilze gibt, kommen auch ihre natürlichen Gegenspieler, die Hausstaubmilben, vor; sie weiden die Pilzrasen regelrecht ab. Die oft sehr starken Pilzgifte schaden ihnen nicht; sie scheiden sie zusammen mit anderen Stoffwechselprodukten wieder in die Raumluft aus. Diese Ausscheidungen sind starke Allergene.
Besonders gefährdet durch Sporen und Gifte von Schimmelpilzen sind Personen mit geschwächtem Immunsystem. Bei Patienten, deren Immunsystem nach Krebstherapien oder Organtransplantationen künstlich geschwächt werden mußte, haben Sporen und Mykotoxine aus den Schimmelpilzen in der Erde von Zimmerpflanzen zum Tod durch Lungenentzündung geführt.
Wirkung
Viele Schimmelpilzarten wirken als Allergene. Ausgelöst werden die Allergien von den Sporen oder den eingeatmeten Pilzgiften, die auch mit den Ausscheidungen der Hausstaubmilben verbreitet werden. Bei den als Wohngiften wirkenden Schimmelpilzen handelt es sich oft um Aspergillusarten wie die Schwarzschimmel Aspergillus niger und Aspergillus fumigatus. Manche Schimmelpilze, so etwa der Grünschimmel Aspergillus flavus, produzieren die besonders gefährlichen Aflatoxine. Einige davon verursachen Leberkrebs. Aflatoxin B1 gilt als stärkster pflanzlicher Auslöser von Leberkrebs bei Menschen.
Aspergillusarten können auch in der Lunge bösartige Geschwülste, Aspergillome, verursachen oder Aspergillose, einen allgemeinen schweren Pilzbefall der Lunge (z. B. „Farmerlunge"), hervorrufen. Als Hauptverursacher der Aspergillose gilt Aspergillus fumigatus, der häufig in Blumentopferde gefunden wird.

Schimmelpilze schädigen so wie Candida, der Hefepilz nur Leute, deren Immunsystem durch andere Gifte und Allergene wie Zahn- und Wohngifte vorgeschädigt ist. Da es durch die Schädigung durch Schimmelpilze keine gezielte Behandlung gibt, ist daher die Ursachenerkennung und Beseitigung Voraussetzung. Langzeitallergieteste auf die wichtigsten Alltagsgifte sind daher unbedingt erforderlich. Für Allergiker ist die Ursachenbeseitigung besonders wichtig, da Schimmelpilze auf der ganzen Welt verbreitet sind, was eine gänzliche Meidung unmöglich macht.
Natürlich muss man alle Schimmelpilze an ihrer Quelle entfernen, dies muss unter strengsten Schutzmaßnahmen wie bei der Asbestentfernung geschehen. Die größte Gefahr ist die unsachgemäße Entfernung.
Die Erfahrung hat gezeigt, dass Sanierungsmaßnahmen bei massivem Befall oftmals nur von kurzer Dauer sind, da Schimmelpilze große Überlebenskünstler und nur schwer restlos zu beseitigen sind. Je radikaler die Entfernung geschieht, desto sinnvoller ist es.
Maßnahmen
- Allergieteste auf Wohn- und Zahngifte, dortige Allergene entfernen
- Nachweis im Hausstaub, in der Raumluft, im Asservat
- Befallene Blumenerde entfernen.
- Befallene Wandstellen trockenlegen; Tapete, Anstrich, gegebenenfalls auch den Putz, soweit er befallen ist, entfernen. Nach Sanierung der Wand - gegebenenfalls auch durch geeignete Baumaßnahmen  sicherstellen, dass keine Durchfeuchtung mehr möglich ist.
- Zur Sanierung keine „pilzwidrigen" Anstriche verwenden; sie sind entweder wirkungslos oder enthalten starke Wohngifte.
- Falls ein erneuter Pilzbefall selbst durch Baumaßnahmen nicht auszuschließen ist, bleibt für Allergiker nur noch der Umzug.
Vorsichtsmaßnahmen
- Räume mit hoher Luftfeuchte wie Küche, Bad und Schlafzimmer oft und gründlich lüften!
- Holzverkleidungen nur nach den Regeln der Baukunst mit aus reichender Hinterlüftung anbringen!
- Schränke oder großflächige Bilder nie an Außenwänden aufstellen bzw. -hängen!
- Unbenutzte Räume (z.B. Gästezimmer) mindestens einmal täglich gründlich lüften. In diesen Räumen keine Zimmerpflanzen und keine großen Möbelflächen nahe an die Wand
stellen!
- In Wochenendhäusern für Dauerlüftung sorgen. Keine Zimmerpflanzen und keine großen Möbelflächen nahe an die Wand stellen!
- In unbenutzten Räumen und Wochenendhäusern Wandanstriche, soweit das möglich ist, aus Kalk-, Silikat- oder Zementfarben verwenden!
- Zimmerpflanzen möglichst auf Blähton oder ähnlichen Substraten!
- Keine Zimmerpflanzen in Blumenerde in Krankenzimmern!
- Krankenzimmer besonders oft und gründlich lüften!
- In jedem Fall Verzicht auf Luftbefeuchter!

Quelle: Daunderer M.: Gifte im Alltag. Wo sie vorkommen. Wie sie wirken. Wie man sich dagegen schützt. Beck Vlg.

ISBN 3-406-42095-8. 12.90 €