Schadstoffe triggern
plötzlichen Herztod
Träger von
automatischen Cardioverter-Defibrillatoren (ICD) erleben an Tagen nach erhöhten Schadstoffbelastungen in der
Luft eine vermehrte Entladungsrate. Dies berichten Harvardmediziner in Environmental Health Perspectives (2005; 113: 670-674) und veranschaulichen
damit auf drastische Weise, wie Feinstäube und andere Emissionen die Gesundheit
akut gefährden können.
ICDs werden Patienten implantiert,
die bereits einen plötzlichen Herzstillstand erlebt haben oder bei denen
aufgrund kardialer Erkrankungen ein deutlich erhöhtes Risiko besteht. Die
Geräte erkennen eine potenziell tödliche Kammerarrhythmie und geben dann einen
rettenden Stromstoß ab. Die Geräte protokollieren diese Aktionen und ihre
Träger sind damit zu einem wertvollen Untersuchungsobjekt für Umweltmediziner
geworden, die den Zusammenhang zwischen Emissionen und ihren kardialen
Auswirkungen herstellen wollen.
An der Tufts Universität in Boston
erhielten zwischen 1995 und 2002 307 Patienten einen ICD. Die Geräte
registrierten 933 ventrikuläre Tachyarrhythmien.
Jeder Patient erlebte etwa eine Episode pro Jahr. Douglas Dockery
und Mitarbeiter der Harvard School of Public Health
in Boston können nun nachweisen, dass die Episoden häufig im zeitlichen
Zusammenhang (innerhalb von drei Tagen) mit hohen Schadstoffwerten standen, die
in Boston an zehn Orten laufend aufgezeichnet werden.
Die stärkte Assoziation bestand mit Feinstaub (1,6-fach bei
PM 2,5) und Ruß (“particulate black
carbon” 1,74-fach), die vor allem durch
Dieselfahrzeuge ausgestoßen werden. Die Autoren errechnen, dass jeder Anstieg
der PM2,5-Werte um zehn Mikrogramm pro Kubikmeter das
Risiko neuer ventrikulärer Arrhythmien in etwa
verdoppelt (plus 97 Prozent).
Weniger deutlich war die Assoziation mit den gasförmigen
Schadstoffen aus Automobilen wie NO2 (1,34-fach) und CO (1,65-fach) sowie mit
SO2 (1,30fach), das eher von Kraftwerken oder Heizöfen freigesetzt wird.
Für die ICD-Träger gingen die höheren Schadstoffbelastungen
zunächst nur mit der Unannehmlichkeit eines Stromstoßes einher. Für andere
kardial vorgeschädigte Patienten könnte sie
buchstäblich den „Todesstoß“ bedeuten. Die Studie ergänzt eine Fülle von
epidemiologischen Studien, die ein erhöhtes akutes kardiales Gefahrenpotenzial
der Feinstaubbelastung gezeigt haben./rme /rme
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT ONLINE 02.06.2005
Links zum Thema
Die Studie als PDF-Datei
http://ehp.niehs.nih.gov/members/2005/7767/7767.pdf
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Die US-Texte sind lesenswert !!!
*) Hyperreagible System: sind
Folge bzw. Konsequenz von erworbener
Intoleranz (Tilt-Syndrom = toxisch-induzierter Verlust jeglicher Toleranz)
Dr.Schwinger