Salzwassererbrechen drei
Todesfälle
Diese Methode aus grauer medizinischer
Vorzeit wendet doch kein Mensch mehr an?! Trugschluss: Hamburger
Rechtsmediziner präsentierten jüngst drei neue Todesfälle:
Das erste Opfer war
eine 34-jährige psychomotorisch retardierte Frau, die zwei Zigarettenkippen
verspeist hatte. Eine Pflegerin füllte zwei Trinkgläser 6 cm hoch mit Salz,
goss Wasser darauf und gab diese Lösung der Frau zu trinken. Die 34-jährige
entwickelte innerhalb weniger Stunden Fieber und Krämpfe und trübte ein. Die
Ärzte der Klinik, in die man sie notfallmäßig brachte, waren machtlos. Nach 4,5
Stunden stellten sie den Hirntod fest. Der Natriumspiegel bei der Aufnahme
betrug 196 mmol/l.
Krankenschwester griff zur Salzlösung
Im zweiten Fall
handelte es sich um einen 69jährigen schizophrenen Patienten, der aus Versehen
die Neuroleptika seines Zimmernachbarn geschluckt
hatte. Auch ihm rückte eine Schwester mit Salzlösung
zu Leibe, er bezahlte mit dem Leben.
Im dritten Fall
erhielt ein kleines Mädchen den tödlichen Trank von seinen Eltern. Die
Vierjährige hatte beim Plantschen in der Badewanne vom Schaum genascht, den die
Eltern meinten, per Erbrechen aus dem Magen entfernen zu müssen. In der Klinik
bestimmte man die Natriumkonzentration bei dem bewusstlosen Kind mit 245
mmol/l. Die sofortige Reanimation blieb erfolglos.
Eine Salzvergiftung
mit Spiegel über 175 mmol/l wird selten überlebt, erläutern die Hamburger
Rechtsmediziner in „Legal Medicine“, die einzige
Chance heißt: Früh erkennen und eingreifen, um das massive Hirnödem zu
verhindern. Noch am besten verkraften die allerkleinsten Patienten die Intoxikation. In der Literatur finden sich Einzelberichte
über die Rettung von Kindern mit Natriumspiegeln bis zu 274 mmol/l.
Quelle: Medical
Tribune, 40. Jahrgang, Nr. 9, 4. März 2005