Riester-Rente Warnhinweis
Wer seinen
Riester-Vertrag nachrechnet, muss tapfer sein.
Die wirklich wichtigen
Informationen über die Riesterrente erfährt man erst, wenn der Vertrag schon
abgeschlossen ist. Da hat man also im vergangenen Jahr 1946 Euro und vier Cent
eingezahlt. Die Verzinsung beträgt betrug 4,8 Prozent, so steht es jedenfalls
im Schreiben der Versicherung. Und - kaum zu glauben - auch im laufenden Jahr
wird es bei dieser Rendite bleiben, das verspricht die Versicherung. Trotz
Finanzkrise, trotz Megarezession. Diese Leute verstehen ihr Handwerk. Fast fünf
Prozent Rendite in einer Zeit, in der außer Staatsschulden alles bergab geht.
Man muss es der Versicherung allerdings glauben und darf nicht nachrechnen. Bei
Zuwiderhandlung kommt nämlich etwas ganz anderes heraus.
Die
Versicherung (es ist die Presse-Versorgung, dahinter stehen Allianz, HDI-Gerling und Axa) hat im
vergangenen Jahr mit meinem Geld Erträge von exakt 135,09 Euro erzielt. Im
Verhältnis zu den Beiträgen des Jahres wären das 6,9
Prozent. Allerdings lag in dem Vertrag schon ein Sparkapital aus dem Vorjahr
von 1203,92 Euro, mit dem die Versicherung arbeiten konnte. Rechnet man das
ein, ergibt sich eine Verzinsung von 4,3 Prozent. Mit einem ominösen “Schlussüberschuss“
sind es sogar 4,5 Prozent. Sieht immer noch sehr gut aus.
Aber dann
kommen diese komischen Posten. Einbehaltene Verwaltungskosten: 118,34 Euro.
Hoppla, das sind ja gut vier Euro mehr als die Zulage vom Staat.
Finanzminister Steinbrück zahlt die Prämie also nicht
an mich, sondern an die Versicherungsbürokratie. Für die zahle ich noch eine
Extragebühr von 56,70 Euro - ein stolzer Preis dafür, dass sie die Beiträge von
meinem Konto monatlich und nicht jährlich abbuchen. Obendrein berechnet die
Versicherung Abschluss- und Vertriebskosten von 326,85 Euro. Für diesen
Betrag kann man sieben DVD-Player kaufen. Genauer
betrachtet sind es 35 DVD-Player. Denn das Geld wird
bei der Riester-Rentenversicherung nicht nur einmal fällig, sondern nicht in
vier weiteren Jahren. Das macht 1634,25 Euro nur für Papierkram und
Vertreterprovision.
Nach knapp zwei
Jahren Riestersparen sieht die traurige Bilanz so aus: Gezahlte Beiträge
3407,04 Euro. Damit erreichtes Kapital: 2902,64 Euro. Sie nennen es
Altersvorsorgevermögen, aber es ist nur das, was die Versicherung davon
übrig gelassen hat.
Unterm Strich steht ein Verlust von gut 500
Euro. Für das Geld hätte man sich auch Lehmann-Zertifikate kaufen können.
Rüdiger Jungbluth Aus:
Die Zeit 29.01.2009