Psychische Erkrankungen sind inzwischen die Hauptursache für Frühverrentungen

 

 "Die Betroffenen gehen zwischen 45 und 48 Jahren in Rente, deutlich früher als bei anderen Krankheiten", sagte Manfred Zielke, Professor für klinische Psychologie Mannheim, am Samstag auf dem 1. Deutschen REHA- Tag in Waren (Mecklenburg-Vorpommern). Laut einer Studie, die Zielke vorstellte, lag der Anteil psychisch Erkrankter bei den Frührentnern im Jahr 1993 bei 18 Prozent, jetzt liege er schon bei 31 Prozent. Das Gros bildeten Frauen.

Krankenkassen, Rentenversicherungsträger und Arbeitgeber könnten enorme Kosten sparen, wenn solche Patienten früher psychosomatisch behandelt würden. "Die Krankheitsbilder lassen sich nicht auf dem Röntgenbild darstellen, das ist das Problem", sagte Zielke vor Ärzten und Gesundheitspolitikern. Durchschnittlich sieben Jahre dauere die "Odyssee" solcher Patienten durch das Gesundheitssystem. Würden die Krankheiten früher erkannt, könnte die Hälfte der jährlichen Kosten von rund 5,3 Milliarden Euro gespart werden.

In der Studie wurden die Krankheitsverläufe von rund 300 Patienten über vier Jahre hinweg verfolgt, vor und nach einer stationären Rehabilitation. Demnach gehen psychisch Kranke rund zehn Jahre eher in Frührente als Herz-Kreislaufkranke.

Die Ursachen sind laut Zielke vielfältig. "Die Unsicherheit über die eigenen Lebensläufe hat stark zugenommen, dazu gehören neue Anforderungen im Berufsleben", erklärte der Experte. Es gebe derzeit weniger technisch bedingte Berufsunfälle als stressbedingte Unfälle bei der Arbeit.

Stuttgarter Zeitung 26.09.2004

 
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Dr.D.: Zuerst wird die Psyche, dann die übrigen Organe krank!