1956 Problemlöser wichtigster sei der Hausarzt
Bei einer mich prägenden Bergwanderung schwärmte mein Vater davon, wie schön sein Arztberuf sei.
Am wichtigsten sei für ihn, dass alle Patienten sich vertrauensvoll an ihn wandten mit ihren täglichen Problemen, angefangen von Erziehungsproblemen über Schulprobleme, zu Partnerkonflikten, finanziellen Problemen, Nachbarschaftsproblemen, Familienkonflikten bis hin zu rechtlichen Problemen. Er musste sich überall kundig machen und hatte einen großen Stab von beratenden Fachleuten.
Vater hatte mit seinem Nachbarbuben, dem späteren Krankenhauspfarrer Federl oft Pfarrer gespielt und
sich dabei gegenseitig „beraten“. Ganz früh beschlossen die Buben, Pfarrer und Arzt zu werden und ein ganzes Leben zusammen zu arbeiten. Während der Pfarrer durch sein Leben und Studium zum Theoretiker wurde, wurde mein Vater zum Empiriker mit ungeheuerer Lebenserfahrung.
Natürlich wurden seit jeher solche außerberuflichen Aktivitäten von keiner Gebührenordnung bezahlt, aber die Zuwendungen von glücklichen Patienten waren immens. Das Blumenheer zu Festtagen und die Batterien von Wein und Sekt gingen stets in die Hunderte, obwohl bei uns niemand Alkohol trank. Als Gegengeschenke fanden sie stets Verwendung.
Am wertvollsten war aber, dass stets ein hilfsbereites Klima herrschte
Nachteil war nur, dass es zuhause nur Tischgespräche über Probleme der Patienten gab und stets Ideen gesammelt wurden. Es entstand: Ideen lösen Probleme.
Im Gymnasium besprach ich mit meinen Mitschülern. So erfuhr ich, dass jeder Probleme hatte, fragte meine Eltern und gab ihre Ratschläge weiter. Ich hatte den Ruf als „Gymnasiumpfarrer“.
Daran erinnerte ich mich, als bei einer Chefvisite eine Sterbende auf mich zeigte und sagte „der Herr Pfarrer war gerade da und tröstete mich, da ich weiß, dass ich heute sterben muss“.