Polonium210
ermordete Litwinenko
Fall : Der 43 jährige russische Ex-Agent Alexander
Litwinenko
wurde am 01.11.2006 mit hohen Mengen 210 Polonium vergiftet und starb am 23.11.2006 an Multiorganversagen. Da das Gift bis zum Tod nicht bekannt war, wurde er nicht gezielt mit dem Gegengift DMPS behandelt. |
Quelle: Der Spiegel 11/06
Chemie :
Symbol: 210 Polonium
Ordnungszahl:
84 fest,
Metall, silbrig
Schmelztemperatur 254oC
Siedetemperatur 962oC
LD 50 6-9 µg / kg
Tödliche Dosis Mensch 1 µg
Halbwertzeit
138 Tage
Verwendung
als Neutronenquelle (mit Beryllium) auch in Kernwaffen (erste amerikanische!),
Quelle
für alpha-Strahlung. Die Entdeckerin Marie Curie benannte das Element nach ihrer Heimat Polen.
Im Zigarettenrauch, krebserzeugend
210 Polonium ist ein radioaktives silberweiß glänzendes
Metall, das Krebs auslöst. Es gehört zu den seltensten chemischen Elementen und
ist in geringen Mengen in Uranerzen enthalten. Ein Teil der zahlreichen
Polonium-Arten (Isotope) entsteht bei natürlichem radioaktivem Zerfall von Uran
oder Thorium. Künstlich wird Polonium in Kernreaktoren erzeugt.
Polonium-210 ist zwar radioaktiv, gibt aber
lediglich Alphastrahlung ab. Im Unterschied zur Gammastrahlung, die etwa bei
der Explosion einer Kernwaffe frei wird, können Alphateilchen die menschliche
Haut nicht durchdringen. Polonium-210 ist deshalb relativ ungefährlich, solange
es nicht in den Körper gelangt. Wird die Substanz aber geschluckt, inhaliert
oder über eine Wunde aufgenommen, kann es zu schweren Schäden an den Organen
kommen, da die Alphastrahlung nun lebende Zellen angreifen kann und nicht in den
toten Zellen der oberen Hautschichten hängen bleibt.
Wirkungscharakter :
210 Polonium wirkt
hochgiftig, wenn es in den Körper über
· die Atemwege oder
· Wunden oder
· den Magen-Darm-Trakt gelangt. Es wird
im Darm zu 10% resorbiert.
· Es zerstört das Knochenmark,
· führt zur Zerstörung aller innerer
Organe,
· erzeugt totalen Haarausfall.
· führt zur Leukämie mit Zerstörung des
Knochenmarks,
· irreversiblen Schäden an Nieren, Leber
und Milz.
Polonium 210 Vorkommen
Die
Substanz kommt in winzigen Spuren überall in der Natur vor. Die Menge, die für
einen Mordanschlag auf einen Menschen nötig wäre, kann nach Meinung von
Experten allerdings nur in einem militärischen oder wissenschaftlichen Labor
hergestellt werden. Ohne staatliche Hilfe ist das kaum denkbar.
Nach
Angaben der britischen Royal Society of Chemistry
reicht schon ein Mikrogramm Polonium-210 - eine Menge, die in etwa einem
Staubkorn entspreche - aus, um einen Menschen zu töten. Zudem werde die
Substanz nur sehr langsam ausgeschieden: Sie verbleibt etwa einen Monat lang im
menschlichen Körper und kann in dieser Zeit erheblichen Schaden an den inneren
Organen anrichten.
Zudem
ist eine Kontaminierung mit Polonium-210 schwierig nachzuweisen. Selbst
angesichts der hohen Dosis entdeckten die Londoner Ärzte erst wenige Stunden
vor Litwinenkos Tod den Grund für dessen Erkrankung. Eine Theorie über den
Anschlag besagt daher, dass die Mörder ihre Tat durchaus verschleiern wollten
und sich lediglich in der Dosierung geirrt haben. Wäre Litwinenko erst nach
Wochen behandelt worden, wäre das Polonium möglicherweise nicht mehr gefunden
worden.
Tochter der Entdeckerin starb an Leukämie
Dass
Polonium-210 nicht nur schnell, sondern auch extrem langsam töten kann, wurde
auf tragische Weise deutlich: Irène Joliot-Curie, die Tochter der berühmten Physikerin und
Polonium-Entdeckerin Marie Curie, starb an Polonium-210. Die Substanz sei
versehentlich in Curies Labor freigesetzt worden,
doch Irène Joliot-Curie
starb erst 1956 - rund ein Jahrzehnt nach dem Vorfall - an Leukämie.
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,451726,00.html
Erste
Hilfe :
1. Sauerstoff
2. Dekontamination der gesamten Haut mit PEG 400
(Polyethylenglykol, Fa.Dr.Roth buerodrroth@t-online.de
3. Kohle nach Verschlucken und hohe Darmeinläufe
mit Kohle e.schmidt@koehler-chemie.de
4. Die Antidote
DMPS info@heyl-berlin.de und DMSA apotheke@kloesterl.de fördern die Ausscheidung über die Nieren. Bei Nierenversagen muss
während der Behandlung mit Gegengiften eine Hämodialyse erfolgen.
Antidottherapie von Radionukleiden
Ausführliche
Infos über Klinische
Toxikologie Kapitel III -13.3 Band
14.141.Erg.Lfg.
Zukunft :
Nach diesem Anschlag muss gerechnet werden, dass Attentäter in aller
Welt damit Großanschläge in U-Bahn-Tunnels oder Großveranstaltungen mit einem
kleinen Sprengkopf oder durch Vernebelung durchführen.
Der Londoner Attentäter eröffnete ein neues Fenster im
Attentats-Weltkrieg.
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Artikel wurde auf dem Server zuletzt aktualisiert am 1.12.2006
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