"Was sind Weichmacher bzw. Phthalate?" |
Weichmacher werden
Kunststoffen zugesetzt, um diese geschmeidig und flexibel zu halten. Ohne
Weichmacher sind Kunststoffe oft brüchig und hart. Dieser Effekt ist auch zu beobachten,
wenn Kunststoffe altern und die Weichmacher ausgegast bzw. ausgewaschen sind. Für PVC (Polyvinylchlorid)
sind die klassischen Weichmacher die Phthalate
(DEHP, DINP, DOP, BBzP...). |
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"Wie viel Weichmacher ist in Kunststoffen enthalten?" |
Das kann unterschiedlich
sein. Hart-PVC kann frei von Phthalaten
sein, in Weich-PVC können die Phthalat-Gehalte
über 40% liegen! |
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"Sind auch in Getränke-Plastikflaschen Weichmacher?" |
Getränkeflaschen aus
Kunststoff bestehen i.d.R. aus PET. Dort ist zwar Phthalat enthalten, aber chemisch gebunden, so dass der
Weichmacher normalerweise nicht ins Getränk übergehen dürfte. |
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"Sind Weichmacher in Lebensmittelverpackungen
enthalten?" |
Das ist möglich, aber in den
letzten Jahren wurde von Seiten der Industrie mehr und mehr auf weichgemachtes PVC in der Lebensmittelverpackung
verzichtet. |
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"Ich habe gehört, Frischhaltefolien enthalten große Mengen
Weichmacher/Phthalate. Stimmt das?" |
Teilweise. Früher enthielten
die Frischhaltefolien aus PVC (sog. cling-film) Phthalate. Heute werden die Frischhaltefolien (zumindest
in Europa) größtenteils mit DEHA (einem Adipat) weich, flexibel und haftend
gemacht. |
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"Woher kommt der Name Phthalate?" |
Phthalat kommt von
"Naphtha", einer öligen Rohsubstanz, die früher zur Synthese der Phthalat-Weichmacher diente. |
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"Sind Weichmacher gefährlich?" |
Dies ist sehr umstritten. Im
Tierversuch erwiesen sich Phthalate, v.a. das DEHP als krebserregend, entwicklungstoxisch und
reproduktionstoxisch. Wirkungen wurden v.a. bei den
männlichen Nachkommen beobachtet und äußerten sich u.a.
in verminderter Fruchtbarkeit und Missbildungen der Genitalien. Ob, und bei welchen Dosen
beim Menschen Effekte auftreten, ist noch nicht geklärt. Neueste Studien an
unfruchtbaren Männern deuten darauf hin, dass dies durch erhöhte Phthalat-Belastungen verursacht sein könnte. |
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"Wie nehmen wir Phthalate
auf?" |
Wir vermuten, über die
Nahrung. Möglich sind auch Kosmetika. Phthalate
sind aber überall. Kinder können auch besonders hohe Mengen aufnehmen, wenn
sie an PVC-Gegenständen saugen oder nuckeln. DBP, ein Phthalat
das auch in Kosmetika enthalten ist, ist auch in magensaft
resistenten Pillen/Tabletten enthalten. |
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"Was enthält alles Phthalate/Weichmacher?" |
PVC (z.B. Bodenbeläge, Rohre
und Kabel, Teppichböden, Wandbeläge, Tapeten, Schuhsohlen, Vinyl-Handschuhe, KFZ-Bauteile), Dispersionen, Lacke/Farben, Emulgatoren, (Lebensmittel)-Verpackungen; Dichtmassen,
Kunstleder, Lebensmitteltransportbänder Zellulose-Kunststoffe,
Nagellacke, Klebstoffe (v.a. Polyvinyl-Acetate), Schaumverhüter und Benetzungsmittel in der
Textilindustrie, Körperpflegemittel, Parfums, Deodorants, Pharmazeutische
Produkte (time-release Medikamente) Blutbeutel, Schläuche,
Katheder, Beutel für Nährlösungen, Medikamentenverpackungen u.a. |
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"Warum verzichtet man
nicht einfach auf Phthalate, wenn Sie doch so
umstritten sind?" |
Weltweit werden ca. 5
Millionen Tonnen Phthalate jährlich hergestellt.
Soviel zur wirtschaftlichen Bedeutung. Als Weichmacher für PVC sind Phthalate nahezu unverzichtbar. Durch die Weichmacher
erhält PVC erst die Produkteigenschaften, die von PVC verlangt werden. PVC
Ersatzprodukte sind viel teurer wie z.B. Fußbodenbeläge aus Linoleum oder
Kork. |
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"Was sind Weichmacher bzw. Phthalate?" |
Weichmacher werden
Kunststoffen zugesetzt, um diese geschmeidig und flexibel zu halten. Ohne
Weichmacher sind Kunststoffe oft brüchig und hart. Dieser Effekt ist auch zu beobachten,
wenn Kunststoffe altern und die Weichmacher ausgegast bzw. ausgewaschen sind. Für PVC (Polyvinylchlorid)
sind die klassischen Weichmacher die Phthalate
(DEHP, DINP, DOP, BBzP...). |
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"Wie viel Weichmacher ist in Kunststoffen enthalten?" |
Das kann unterschiedlich
sein. Hart-PVC kann frei von Phthalaten
sein, in Weich-PVC können die Phthalat-Gehalte
über 40% liegen! |
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"Sind auch in Getränke-Plastikflaschen Weichmacher?" |
Getränkeflaschen aus
Kunststoff bestehen i.d.R. aus PET. Dort ist zwar Phthalat enthalten, aber chemisch gebunden, so dass der
Weichmacher normalerweise nicht ins Getränk übergehen dürfte. |
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"Sind Weichmacher in Lebensmittelverpackungen
enthalten?" |
Das ist möglich, aber in den
letzten Jahren wurde von Seiten der Industrie mehr und mehr auf weichgemachtes PVC in der Lebensmittelverpackung
verzichtet. |
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"Ich habe gehört, Frischhaltefolien enthalten große Mengen
Weichmacher/Phthalate. Stimmt das?" |
Teilweise. Früher enthielten
die Frischhaltefolien aus PVC (sog. cling-film) Phthalate. Heute werden die Frischhaltefolien (zumindest
in Europa) größtenteils mit DEHA (einem Adipat) weich, flexibel und haftend
gemacht. |
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"Woher kommt der Name Phthalate?" |
Phthalat kommt von
"Naphtha", einer öligen Rohsubstanz, die früher zur Synthese der Phthalat-Weichmacher diente. |
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"Sind Weichmacher gefährlich?" |
Dies ist sehr umstritten. Im
Tierversuch erwiesen sich Phthalate, v.a. das DEHP als krebserregend, entwicklungstoxisch und
reproduktionstoxisch. Wirkungen wurden v.a. bei den
männlichen Nachkommen beobachtet und äußerten sich u.a.
in verminderter Fruchtbarkeit und Missbildungen der Genitalien. Ob, und bei welchen Dosen
beim Menschen Effekte auftreten, ist noch nicht geklärt. Neueste Studien an
unfruchtbaren Männern deuten darauf hin, dass dies durch erhöhte Phthalat-Belastungen verursacht sein könnte. |
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"Wie nehmen wir Phthalate
auf?" |
Wir vermuten, über die
Nahrung. Möglich sind auch Kosmetika. Phthalate
sind aber überall. Kinder können auch besonders hohe Mengen aufnehmen, wenn
sie an PVC-Gegenständen saugen oder nuckeln. DBP, ein Phthalat
das auch in Kosmetika enthalten ist, ist auch in magensaft
resistenten Pillen/Tabletten enthalten. |
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"Was enthält alles Phthalate/Weichmacher?" |
PVC (z.B. Bodenbeläge, Rohre
und Kabel, Teppichböden, Wandbeläge, Tapeten, Schuhsohlen, Vinyl-Handschuhe, KFZ-Bauteile), Dispersionen, Lacke/Farben, Emulgatoren, (Lebensmittel)-Verpackungen;
Dichtmassen, Kunstleder, Lebensmitteltransportbänder Zellulose-Kunststoffe,
Nagellacke, Klebstoffe (v.a. Polyvinyl-Acetate), Schaumverhüter und Benetzungsmittel in der
Textilindustrie, Körperpflegemittel, Parfums, Deodorants, Pharmazeutische
Produkte (time-release Medikamente) Blutbeutel, Schläuche,
Katheder, Beutel für Nährlösungen, Medikamentenverpackungen u.a. |
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"Warum verzichtet man
nicht einfach auf Phthalate, wenn Sie doch so
umstritten sind?" |
Weltweit werden ca. 5
Millionen Tonnen Phthalate jährlich hergestellt.
Soviel zur wirtschaftlichen Bedeutung. Als Weichmacher für PVC sind Phthalate nahezu unverzichtbar. Durch die Weichmacher
erhält PVC erst die Produkteigenschaften, die von PVC verlangt werden. PVC
Ersatzprodukte sind viel teurer wie z.B. Fußbodenbeläge aus Linoleum oder
Kork. |
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Phthalate Vorkommen
http://www.arbeitsmedizin.uni-erlangen.de/Phthalate_Pressespiegel.html
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Süddeutsche Zeitung - 29.Juli 2003 |
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Weichmacher bremst Manneskraft Die Mischung macht’s: Umweltchemikalien schädigen Spermien
überraschend stark Die Substanzen stecken in fast jedem Alltagsprodukt: Die
Industrie packt verschiedenste Stoffe aus der Klasse der Phthalate
in Körperpflegemittel wie Cremes, Shampoos und After Shaves,
in Parfüms und Haarsprays. Als Weichmacher sind sie in Plastik, Klebstoffen,
Farben und Lacken vertreten. Daraus gasen sie aus, werden ausgewaschen und
abgerieben, sammeln sich in Luft, Boden, Wasser und Lebensmitteln. Jeder isst
sie, atmet sie ein oder schmiert sie sich auf die Haut. So gelangen sie in
den Körper, wo sie zu teilweise gefährlichen Substanzen abgebaut werden. Deren
schädliche Wirkung auf Fortpflanzung und Entwicklung ist aus Tier- und
Zellversuchen bekannt. Immer noch gestritten wird darüber, inwieweit die
Umwelthormone beim Menschen Unheil anrichten. Um dieser Frage nachzugehen, hat ein Forscherteam um Susan Duty und Russ Hauser der Harvard School of Public Health in Boston 168 Männer untersucht, die wegen
unerfüllten Kinderwunschs eine andrologische Klinik
aufgesucht hatten. Die Wissenschaftler analysierten Abbauprodukte von fünf Phthalaten im Urin der Männer; zudem testeten sie deren
Samenflüssigkeit auf Beweglichkeit, Konzentration und Form der Spermien. Das
Ergebnis: Je höher die Urin-Konzentrationen zweier
Abbauprodukte (Monobutyl-Phthalat (MBP) und Monobenzyl-Phthalat (MBzP)),
desto geringer die Spermienkonzentration. Bei höheren MBP-Gehalten
des Urins waren die Spermien zudem im Durchschnitt langsamer. Die verminderte
Samenqualität kann mit einer niedrigeren Fruchtbarkeit verbunden sein, sagt
Russ Hauser, der die Studie leitete.
Diese Studien sind ein Alarmsignal auch für Deutschland, sagt
der Toxikologe Jürgen Angerer von der Universität Erlangen. Er hat neue
Methoden zur Analyse der Phthalate entwickelt. Sein
Forscherteam hat damit zum ersten Mal die Phthalat-Konzentrationen
im Urin deutscher Studienteilnehmer analysiert und teilweise sogar
höhere Werte gemessen als die Amerikaner. Frauen waren hier (wie in der
Studie der CDC) noch höher mit MBP belastet als Männer. Erschreckend ist,
dass Tierversuche bisher signalisierten, dass erst wesentlich höhere Dosen
das Fortpflanzungssystem schädigen, so Angerer. Doch den neuen Resultaten
nach reicht vielleicht schon die alltägliche Dosis Umwelthormon, um die
Fortpflanzung zu bremsen. Schon lange warnen Forscher, dass die
Spermienqualität in den letzten Jahrzehnten abgenommen habe wenngleich
die Ergebnisse nicht immer eindeutig waren. Auch eine Vielzahl anderer Substanzen (meist
Industriechemikalien und Pestizide) steht unter Verdacht, wie Hormone zu
wirken. Als Einzelsubstanzen scheinen sie im Vergleich zu körpereigenen
Hormonen zwar nur schwache Effekte zu haben. Doch das Gemisch, das in Mensch
und Umwelt präsent ist, könnte ein fataler Cocktail sein, wie etwa Arbeiten
aus Großbritannien andeuten.
Das will die EU nun mit neuen Untersuchungen ändern. Einige
wenige Umwelthormone hat sie inzwischen bewertet. Darunter sind auch zwei Phthalate (Diethylhexyl-Phthalat
(DEHP) und Dibutyl-Phthalat (DBP)). Da ihre
Schädlichkeit nachgewiesen ist, dürfen sie ab Ende 2004 in Zubereitungen wie
Farben und Lacken und danach auch in Kosmetika nicht mehr eingesetzt werden.
Für PVC-Böden, Plastikgeschirr oder Infusionsschläuche gelten diese Verbote
aus formalen Gründen indes nicht. Außerdem
startete die EU im Jahr 2002 das 20-Millionen-Projekt CREDO (Cluster of
Research on Endocrine Disruption
in Europe). 64 Teams aus 16 Ländern arbeiten darin zusammen. Endlich können
wir länder- und fachübergreifend die Gesundheits- und Umweltprobleme durch
hormonell wirksame Substanzen angehen, sagt Kortenkamp,
der das Projekt koordiniert. Die Wissenschaftler haben viel zu tun: 553
Chemikalien hat die EU in ihren Verdachtskatalog aufgenommen -
Fortsetzung folgt. EVA KASPAR Copyright © sueddeutsche.de
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