2006 Pharmareferenten verteuern
Arzneimittelpreise
Deutsche Arzneimittel könnten um 2,5 Milliarden Euro
pro Jahr billiger sein, wenn 20 000
Pharmareferenten nicht 20 Millionen mal niedergelassene Ärzte aufsuchen würden und
mit Geschenken für ihre Medikamente ködern würden.
Dass es auch anders geht sieht man an der
renommierten Firma Heyl in Berlin, die anstelle von Pharmareferenten eine
hervorragende wissenschaftliche Abteilung hat, die auch Fachfragen ordentlich
beantwortet.
In der Praxis meines Vaters
saßen mittags – wenn er essen wollte – oft acht Pharmavertreter und ein
Patient. Bis zu 4 Vertreter von einer einzigen Firma - wie v.Heyden
– trafen sich zufällig in seiner Praxis. Die Ausbildung aller Vertreter war
miserabel: entweder sie wussten nichts oder sie durften nichts sagen
(„Firmengeheimnis“). Insbesondere über Hilfsstoffe, Farben und andere Allergen
in Pillen hatten sie keine Ahnung (so wie heute auch).
Manche brachten von neuen
Präparaten jedes Mal 100 Packungen.
Mein Vater hatte ein eigenes
Zimmer in der beengten Praxis voll Ärztemuster.
Schon als 10Jähriger
sortierte ich alles in beschriftete Schuhschachteln. Einmal pro Monat füllte
ich altes oder wieder vom Markt genommenes in die Mülltonne.
Mein Vater verordnete Neues
erst, wenn es länger als 2 Jahre auf dem Markt war und ersparte sich so ca.80 %
aller Neuerscheinungen.
In meiner Anfangszeit als
Assistent hielt ich oft vor Pharmareferenten Referate und wunderte mich über
ihre Ignoranz. Einmal fuhr ich nachts von Salzburg heim, nachdem mich die
Firmenleitung vor meiner geplanten Fortbildungsveranstaltung nachts angerufen
hatte, ich dürfe nicht sagen, dass ihre Cortisonspritze wegen ihres
Sulfitgehaltes bei Allergikern tödliche
Nebenwirkungen haben kann.
Danach habe ich nie mehr mit
Pharmareferenten geredet, habe nie welche in meine Praxis gelassen und auf ihre
zahlreichen Kugelschreiber, Ledermappen und Schiffsreisen so wie Luxusessen
verzichtet.
Zwar ist es kein Betrug,
Selbständige zu bestechen, aber es ist unredlich, reine – stets
unwissenschaftliche- Werbekampagnen auf dem Rücken der Krankenversicherungen
aus zu tragen.
Sinnvoll wären kostenlose Telefonnummern an
hervorragend besetzte wissenschaftliche Abteilungen – inclusive
Notrufnummer rund um die Uhr
sowie Kurzstichpunkte über
die Wirkung, Nebenwirkungen und Preisvergleiche mit anderen Firmen.
So könnte sich endlich der
aufgeblähte Markt gesund schrumpfen und die Preise sich an EU-Niveau herunter
bewegen.
Zur Bestechung der Ärzte
gibt es nach Einsparung von 2,5 Mia € nutzloser Personalkosten noch genügend
Möglichkeiten! Dann werden die Klinikärzte auch nicht mehr ausgespart.
Korzilius H.,S.Rieser: Pharmaberater Für manche Fachmann, für andere
Buhmann. Dtsch.Ärztebl.104,4,26.1.2007.