Pestizide in Obst und Gemüse
- ein Risiko für unsere Kinder
PAN Germany kritisiert den
neuen Bericht der Europäischen Kommission zum Pestizid-Monitoring
des Jahres 2003. Unterschiedliche Eßgewohnheiten von Kindern in Europa werden
ignoriert.
In dem neu veröffentlichten
Bericht der EU-Kommission über Pestizid-Rückstände in pflanzlichen
Lebensmitteln werden Berechnungen durchgeführt, um die akuten
Gesundheitsrisiken von belasteten Lebensmitteln abzuschätzen. Als Maßstab
benutzt die EU-Kommission statistisch ermittelte Verzehrgewohnheiten eines 14,5
kg schweren Kindes aus Großbritannien. Die Situation für Kinder in den übrigen
17 beteiligten Staaten bleibt dabei völlig im Dunkeln. Dadurch werden
Gesundheitsrisiken verschleiert.
Bewertet man das Risiko
anhand von Verzehrsdaten für deutsche Kinder, bekommt man erschreckende
Ergebnisse. Beispielsweise wird für das Nervengift Methamidophos
in Paprika der Grenzwert nach dem EU-Bericht um 64% überschritten, während für
deutsche Kinder bei Berücksichtigung hiesiger Eßgewohnheiten eine
Überschreitung von über 4000% angenommen werden kann. Das bedeutet das 40-fache
des festgelegten Grenzwertes zur akuten Giftigkeit.
"Die Risiken für
deutsche Kinder wird mit dem EU-Berechnungsmodell unterschätzt. Nicht auszudenken,
was das erst für Kinder in mediterranen Ländern bedeutet, die wahrscheinlich
noch mehr frisches Obst und Gemüse essen. Daten zu den genauen Eßgewohnheiten
in den anderen Ländern existieren nicht. Es ist nicht nachvollziehbar, warum
die EU-Kommission auf diese Lücken in ihrer Bewertung nicht hinweist", so
PAN-Expertin Susanne Smolka.
Nach dem neuen EU-Bericht enthielten im Jahr 2003 fast die Hälfte
(43,5%) der untersuchten
Proben von frischem Obst, Gemüse und Getreide in 18 europäischen Staaten Pestizidrückstände.
Davon überschritten 5,5% die erlaubten Höchstmengen. In Deutschland waren es
sogar rund 57% und 8,4% Überschreitungen. 20,5% aller Proben enthielten einen Pestizidmix, in Deutschland waren es gar 32%. Bei
konventionell erzeugten Lebensmitteln ist die Wahrscheinlichkeit somit
weiterhin sehr groß, pestizidbelastete Produkte zu
verzehren. Die möglichen Gesundheitsrisiken bei Pestizidgemischen werden von
den Behörden noch weitestgehend links liegen gelassen. Bezüglich der
Bewertungslücken wird auf weiteren Forschungsbedarf verwiesen.
"Im Sinne der Vorsorge
sollte die EU-Kommission in ihrem Bericht zumindest deutlich benennen, dass
Gesundheitsrisiken für empfindsame Gruppen wie Kinder nicht auszuschließen
sind", fordert PAN-Geschäftsführerin Carina Weber. "Noch konsequenter
wäre ein klares Bekenntnis zur Notwendigkeit der Pestizidreduktion in ganz
Europa."
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