160. Palladium und Autoimmunkrankheiten

 

Umweltbundesamt

Datum:                               27.05.2002

Bearbeiter/in:                     Dr. Dieter Helm

Tel.-Durchwahl:                  +49 – 30-8903-2754

Geschäftszeichen:              II I.4-S / Pd-AID rev.

 

 

 

Prof. Dr. Max Daunderer

TOX-Center

Hugo-Junkers-Str. 13

 

82031 Grünwald

 

 

Palladium und Autoimmunkrankheiten

 

 

Sehr geehrter Herr Prof. Daunderer,

 

zu zwei Textstellen in dem von Ihnen herausgegebenen Werk „Handbuch der Umweltgifte“ ecomed Verlagsgesellschaft, haben wir eine Anfrage. Es handelt sich um das Thema „Palladium und Autoimmunkrankheiten“. Im Handbuch, Kapitel III-3 Palladium, 42. Erg.-Lfg. 8/99, S. 50, steht folgendes:

 

„In 90% der Fälle war bei den Patienten des Autors der Epicutantest bei 1%iger Substanz nach dem 7. Tag positiv (Spätallergie). Nach jahrelangem Bestehen einer Allergie wurde diese meist von einer Autoimmunkrankheit gefolgt, die verschwand, wenn die Ursache korrekt beseitigt worden war (s. Giftherd).“

 

Leider ist der Autor nicht erwähnt. Die zweite Textstelle findet sich auf S. 54:

 

„Autoimmunkrankheiten. 90% der Patienten mit einer Allergie auf Palladium bekommen nach einer Latenzzeit eine Autoimmunkrankheit (AIK). Bei Zahnmaterialien aus Palladium trat meist eine AIK des Gehirns, seltener der Nieren, der Leber oder des Herzens auf. Nur durch verstümmelnde Ursachenbeseitigung konnte die AIK beherrscht werden.“

 

Nun unsere Frage: Stehen die beiden Textstellen in Beziehung zueinander? Sind diese Befunde publiziert worden? Beide Zitate sind von großer Bedeutung vor dem Hintergrund, dass sich bei Probanden der Umweltprobenbank des Bundes (UPB), die vom Umweltbundesamt betrieben wird, erhöhte Palladium-Werte finden, wenn die Probanden angeben, an einer Autoimmunkrankheit zu leiden.

 

Die Umweltprobenbank erhebt jährlich an je ca. 100 Probanden von vier deutschen Universitäten (Münster, Ulm, Halle/Saale, Greifswald) Blut-, 24-h-Urin-, Speichel- und Haarproben. Die Probanden – überwiegend Studierende der Humanmedizin (dazu kommen „Gefälligkeitsprobanden, wissenschaftliche Mitarbeiter, technisches und Pflegepersonal) – füllen zusätzlich einen sehr umfangreichen Fragebogen aus, der neben Fragen zum häuslichen Wohnumfeld, zu Ernährungsgewohnheiten, Schwermetall-Exposition etc. auch eine Anamnese zu früheren sowie aktuellen (akuten und chronischen) Erkrankungen nebst der zugehörigen Medikation enthält. Der Fragebogen bietet vorgegebene Kategorien zum Ankreuzen, wie z.B. „Hypo-/Hyperthyreose“, „Diabetes“ sowie ein Freitext-Feld, in dem der/die Namen von spezifischen Krankheiten eingetragen werden können. Im Jahr 2000 wurden erstmalig auch Palladium-Messungen durchgeführt. Bei der Auswertung der Daten ergab sich der zunächst überraschende Befund, dass bei Probanden, die „Diabetes“ oder „Hypo-/Hyperthyreose“ angekreuzt hatten, erhöhte Palladium-Werte im 24-h-Urin gefunden wurden. Da es sich bei juvenilem Diabetes (Insulin-pflichtiger Typ I-Diabetes) und bei vielen Formen der „Hypo-/Hyperthyreose“ (z.B. Morbus Basedow, Hashimoto, Myxödem, Thyreotoxikose) um Autoimmunkrankheiten handelt, wurde das Freitext-Feld in dieser Hinsicht ausgewertet. Im gesamten Kollektiv (Studenten aller Unis plus „Gefälligkeitsprobanden“) fanden sich 9 Probanden, die angegeben hatten, an einer Autoimmunkrankheit zu leiden. Die Palladium-Werte dieser Probanden waren signifikant erhöht. Eine anschließende Literaturrecherche ergab Hinweise auf eine mögliche kausale Beziehung. Die Ergebnisse von 2000 wurden als „short communication“ für The Science of the Total Environment (STOTEN) eingereicht.

 

Zwischenzeitlich liegen die Messungen der 2001-er Kollektive vor, die ich noch nicht detailliert auswerten konnte, aber ein erster Blick auf die Daten scheint die Befunde aus 2000 zu bestätigen.

 

Nach dieser – etwas längeren – Ausführung verstehen sie gewiss das Interesse an den beiden Textstellen im Handbuch der Umweltgifte. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir dazu nähere Angaben machen könnten und verbleibe

 

 

mit freundlichen Grüßen!

 

gez. Dieter Helm