Pässe mit Funkchip
anfälliger für Hacker
Daten können heimlich
gelesen und kopiert werden
Der Plan der
Bundesregierung, Reisepässe mit per Funk lesbaren Computerchips auszustatten, stößt
auf die Kritik von Sicherheitsexperten. Die für den Einsatz in den Pässen
vorgeschlagene Technik sei unsicher und fehleranfällig, heißt es in einer
Studie, die für das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)
erstellt worden ist.
Die Experten
fürchten, dass die Daten auf den Chips in den Pässen unbemerkt gelesen und
kopiert werden können. Mit den digitalen Informationen aus einem Pass könnte im
schlimmsten Fall ohne großen Aufwand sogar ein digital identischer Pass-Chip
erstellt werden. Dieser wäre vom Originalchip nicht zu unterscheiden und könnte
es Kriminellen ermöglichen, sich eine falsche Identität zu geben.
Ab 2005 sollen
Pässe mit den Computerchips ausgerüstet werden, die mit der so genannten
Radio-Frequency-Identification (RFID)-Technik arbeiten. Diese Chips werden
bisher vor allem zur Kennzeichnung von Waren genutzt. Bei der Annäherung an
eine entsprechende Lesestation könnten die Daten dieser Chips berührungslos
ausgelesen werden. Auf den Chips sollen neben den Namen und Daten der
Passinhaber auch das Bild und voraussichtlich sogar Fingerabdrücke gespeichert
werden.
Die Studie macht
eine Reihe von Angriffsmöglichkeiten gegen die Technik aus. So könne man die
Kommunikation zwischen Pass und Lesegerät abhören oder blockieren, und auf
diese Weise die Chips klonen oder ihre Inhalte verfälschen, warnt Lorenz Hilty
von der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa)., die
die Studie für das BSI erstellt hat.
Um die Daten aus
einem Pass mit Chip direkt auszulesen, muss das Reisedokument bis auf etwa zehn
Zentimeter an ein Lesegerät angenähert werden. Die elektromagnetische
Kommunikation per Funkwellen zwischen Pass und Lesegerät könnte dagegen
heimlich aus einer Entfernung von bis zu zehn Metern abgehört werden. Bisher
ist eine Verschlüsselung der Datenkommunikation nicht vorgesehen.
Die geplanten Pässe
mit Funkchips erzeugten „unglaubliche Ängste, die man vermeiden möchte“, sagt
Hilty. „Es ist schließlich ein großer Unterschied, ob ich mit identifiziere
oder ob ich identifiziert werde.“ Es gebe keinen Grund, warum das Lesen der
Pässe mit Hilfe eines winzigen Funkchip aus der
Distanz – ohne Mitwirkung und möglicherweise sogar ohne Wissen des Passinhabers
– für die Sicherheit erforderlich sein sollte.
Die Bedrohung durch
Angriffe auf RFID-Systeme wird nach Ansicht der Studien-Autoren bisher noch
überlagert von den bestehenden technischen Schwierigkeiten. Dazu zählen
Probleme bei der Datenerfassung in der Nähe von Metall oder Flüssigkeiten,
lange Lesezeiten sowie Funkinterferenzeffekte. Zudem sei die Standardisierung
unzureichend.
Konkret bei Pässen
verweist die Studie auf Fehlerquoten von bis zu 23 Prozent. Getestet wurden die
Systeme von elf Herstellern. Unklar sei zudem, wie ein Pass mit eingebautem
Chip und Antenne aussehen müsse, „der dem Abstempeln und Knicken zehn Jahre
lang standhalten soll“, sagt Funkfachmann Hilty.
Das BSI, das die
Studie in Auftrag gegeben hatte, ist Bundesinnenminister Otto Schily
unterstellt, der die Computer-Pässe befürwortet. Der Einbau der Chips in die
Dokumente sei beschlossen, sagte BSI-Chef Udo Helmbrecht. Die Sicherheit sei
gewährleistet.