ORGANSPENDER ABGEWIESEN
An der Schenkendorf-Unterführung in München kam
die Zugmaschine eines riesigen Sattelschleppers bei Regen ins Schleudern,
prallte gegen die rechte Betonwand, schleuderte den Beifahrer heraus, überfuhr
ihn über Kopf und Brustkorb und prallte gegen die gegenüberliegende Betonwand.
Wir kamen im Notarztwagen auf der Heimfahrt
kurz danach vorbei. Nach dem Aussteigen beim Hinlaufen zu dem Schwerverletzten
liefen wir an einigen Häufchen Hirn, das aus dem Schädel gespritzt war, vorbei.
Offenkundig war der junge, plattgefahrene Mann
sofort mausetot. Mein begleitender Rettungssanitäter der Feuerwehr legte das Dreipunkte-EKG, das er von mir erlernt hatte, besserwissend sofort an und rief laut: „Ein normaler Herz-Sinus-Rhythmus“,
Polizisten und Schaulustige warteten gespannt, was mit einem „Herzgesunden“
ohne Hirn geschieht. Ich rief:
„Reanimation“, intubierte mühsam bei dem völlig zertrümmerten Kiefer und
Kehlkopf, ließ eine Herz-Druck-Massage durchführen und legte 4 Venenzugänge an,
um möglichst viel Flüssigkeit aufzufüllen.
Unter laufender Reanimation fuhren wir nach
Funkanmeldung in die Chirurgische Klinik zur Organspende. Der Notarztwagen war
binnen kurzem völlig rot durch Blutspritzer, wir sahen aus wie Metzger.
In der chirurgischen Universitätsklinik
empfing uns ein kleiner Pfleger, der sagte: „Das ist ja ein „Schädel“ (=Verletzung), der gehört ja in die
Neurochirurgie, wir nehmen ihn nicht.“
Wutschnaubend beendete ich die Reanimation, riss
alle Schläucherl heraus und fuhr die Leiche in die nahe gelegene Rechtsmedizin.
Dort erfuhr ich telefonisch, dass das Transplantations-Team auf Betriebsausflug
war und wir abgewimmelt werden mussten.