1963 Ohne Fleiß kein Preis
Staatsexamen und
Promotion waren in München. Bei der Doktorarbeit 1977 verglich Max bei allen
Tausenden in der Weltliteratur veröffentlichten Fällen des weiblichen
Unterleibskrebses das Auftreten der verschiedenen Ausbildungsgrade. Er fand
dabei, dass der Krebs von der Entstehung, die man dort an der diskreten
Veränderung der Zellen erkennen kann, über das Auftreten der ersten bösartigen
Zellen bis zum schweren sich überall einsiedelnden Krebs 30 Jahre benötigt.
Jedes der Stadien braucht etwa 7 Jahre. Diese Latenzzeit fand sich dann bei
allen Chemikalien, die in geringen Mengen auf den Organismus einwirken, den
Umweltgiften, wieder. Dies war der Anlass, den Satz von Paracelsus (Die Dosis
macht das Gift) für Umweltgifte zu verfeinern:
Dosis = Konzentration
mal Zeit.
Vater meinte
"heute sehe ich mindestens einmal in der Woche Hautveränderungen".
Daher sollte ich unbedingt in die Universitäts-Hautklinik gehen. Da man dort
nur dann in der Ambulanz arbeiten darf,
wenn man mindestens ein halbes Jahr auf der Station arbeitete, arbeitete ich
dort unbezahlt und ging nur in die Ambulanz. Braun-Falco, Bandmann und viele
andere zeigten hunderte interessante Fälle mit Nachweis. Am wichtigsten war das
Erlernen des Allergietestes auf der Haut. Höchstens vier Substanzen wurden 124
Tage aufgeklebt, da man sagte, nur das schont den Patienten und bringt Ergebnisse. Später zahlten die
Kassen nur noch einen Bruchteil, dafür 80 Teste auf einmal. Daher wurden jedes
Mal 80 Teste aufgeklebt. Da man diese Tortur nicht lange aushält, wurde das
Pflaster am nächsten Tag wieder abgerissen. Allerdings fand man auch fast keine
Allergien mehr.
Daher haben die
Hautärzte eine große Mitschuld, dass heute jedes dritte Kind unter schweren
Allergien leidet und sich niemand um die Ursache kümmert.
Dann kam Max in die
Chirurgie ins Josefinum. Infolge einer zittrigen Hand kam ich zum
Anästhesisten, der die Narkose lehrte. Viel Arbeit in zwei Operationssälen
zwang, dass jeder allein arbeitete. Narkose und erfolgreiche Wiederbelebung
lernte Max rasch. In der Haunerschen Kinderklinik in der Chirurgie hatte ich
die Erfahrungen mit Säuglingen und Kleinkindern sammeln können. Dann folgte die
Stelle in Innerer Medizin. Chefarzt Prof. Bauer war unser Nachbar. Er hatte das
Ahnenbild von Koch für seine 200 Jahres-Festschrift des
Schwabinger-Krankenhauses als Bild des ersten Chefarztes benötigt. Er bekam es
zu spät. Trotzdem blieb er wohlwollend. Als er hörte, dass Max Intubation und
Wiederbelebung beherrsche, gab er ihm den Auftrag zur Einrichtung der ersten
Intensivstation, die Max zur Behandlung von Vergifteten einrichtete, trotz
heftiger Diskussionen über "Schläucherlschieber"
und "Vergiftete wollen sterben" und Jugendlichen
"Schlafmittelvergifteten gehört der Hintern versohlt".
Kurz darauf wurde
1971 der erste Notarztwagen der Feuerwehr bereitgestellt, in dessen Kernteam
Max mitarbeitete. Für Vergiftungen hing Max Privatnummer am Funk für unbekannte
Notfälle.
Vater sagte immer,
dass ein Arzt zunächst ein Röntgenbild lesen sollte, ehe er den Befund liest.
Dadurch erwarb ich mir schon zuhause fundierte Röntgenkenntnisse. Am Ende der
internistischen Ausbildung arbeitete ich ein halbes Jahr nur auf der großen Röntgenabteilung, sodass ich die Zulassung
zum Röntgen bekam. Damals wurde noch die
Auswertung des Kieferpanoramas gelehrt und alle Ärzte kannten Eiterherde, die
natürlich vor einer Cortisonbehandlung oder Zytostatikabehandlung entfernt
werden mussten, da sonst das gesamte Kiefer vereitert.
Durch ein Dekret der Zahnärzte wurde dies völlig unterbunden. Kein Arzt schert
sich heute um diese Diagnostik. Auch Heilpraktiker dürfen keine Herddiagnostik
im Zahnbereich durchführen.
(Auszug aus meiner neuen Biografie)