1969 Nur psychisch krank war Beginn meiner Toxikologie

Wenig später (siehe STROPHANTIN-TOD) stand die ganze Ärzteschaft aus 40 Stations- und Assistenzärzten nebst Lehrlingen wie jeden Mittag ergebenst im Gang vor dem Zimmer des alten, tyrannischen Chefarztes zum Berichterstatten. Die Ärzte vom Nachtdienst erzählten von ihren Zugängen und die Stationsärzte berichteten von ihren Problempatienten für die Nacht. Der Chefarzt gab seine zynischen Kommentare hinzu. Die 3 Oberärzte hingegen gaben wertvolle Erklärungen und Tipps aus ihrer Erfahrung. So berichtete Dr. Haverkampf, ein sehr engagierter Arzt, der sich 1970 den jugendlichen Drogenabhängigen annahm, von seinem nächtlichen Zugang:

Ein 14 jähriges Mädchen hatte in Selbstmord-Absicht eine Überdosis Schlaftabletten geschluckt. Da die einzige Krankenschwester, die damals den Magen spülen konnte, nicht Dienst hatte, ließ man sie von der Polizei verständigen und in die Klinik bringen. Bei der Magenspülung hatte das Kind einen Atemstillstand, weswegen unterbrochen wurde. Bange Stunden wurde um das Mädchen gekämpft.

 

Am Vormittag ist sie dann erwacht und konnte sprechen. Fassungslos hörte der Chefarzt zu und sagte dann am Schluss: „Ich gehe sofort auf ihre Station und schicke die Patientin heim. Unglaublich. Jetzt schlucken die 14 jährigen schon Selbstmord-Mittel. Ihr gehört der Arsch versohlt.“ Grantig und wie jeden Tag verärgert hörten sich die zum Teil bis 50 Jahre alten Ärzte die Pamphlete ihres Chefs an. Als Jüngster der Runde rief ich laut:

 

„Aber Herr Professor, ein psychisch Kranker ist doch auch krank.“

 

Überall sah ich entsetzte Gesichter, der Chefarzt wurde blutrot im Gesicht, riss seinen Mund auf, schnappte nach Luft, drehte sich um, riss seine Türe auf, stürzte in sein Zimmer und warf die Türe extrem laut zu. Alle sahen mich entsetzt an, manche zischten seufzend, der erste Oberarzt sagte: „Ich glaub` jetzt bist` entlassen.“ Alle gingen leise und versteinert an ihre Arbeit. Widerspruch gab es bei diesem Chef noch nie. Entsetzliche Wutausbrüche wurden mir später über ihn berichtet. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht über das Geschehen über die 300 Ärzte und 1000 Schwestern des Klinikums. Danach sah mich der Chefarzt nicht mehr, behandelte mich wie Luft und ging mir aus dem Weg. Der erste Oberarzt berichtete nur, dass der Chef beschlossen hatte, wenn ich schon für Vergiftete sei, solle ich die erste Intensivstation, die damals fast fertig gebaut war, für die Behandlung von Vergifteten einrichten und damit meine Kenntnisse und Arbeitseifer außerhalb der Dienstzeit beweisen.

 

An eine Entlassung von mir dachte er wohl deshalb nicht, weil er stolz war dass ich ihm als Urenkel des ersten Klinikchefs und  dem Leibarzt des bayerischen  König Ludwig vor 150 Jahren das in meinem Besitz befindliche Gemälde seines ersten Vorgängers für seine von ihm geschriebene Chronik der Klinik zur Verfügung gestellt hatte. Er wohnte nahe in unserer Strasse und schätzte meine Eltern, die beide vor ihm als Ärzte  in seinem Haus früher gearbeitet hatten.

Psychogifte Teil 1 von 2 = http://video.google.de/videoplay?docid=3215126134864161144
Psychogifte Teil 2 von 2 = http://video.google.de/videoplay?docid=-7610944074288336131

(Auszug aus meiner neuen Biografie)