1987 Müllverbrennungsanlagen neue
verhindert
Nach Tschernobyl, als
niemand mehr Lust hatte, neue Kernkraftwerke zu bestellen, beschlossen alle
Baufirmen, Müllverbrennungsanlagen zu bauen. Endlich wurde verlangt, dass diese
Anlagen ihre Abgase filtern mussten und damit waren sie teuer. Die schlechteste
kostete 250 Mio DM, die beste 1,5 Mia DM. 400 neue
Anlagen zu den bestehenden 48 Anlagen wurden vorgeschlagen und mit
Farbprospekten auf Glanzpapier versucht, der Bevölkerung schmackhaft zu machen.
Auf Anregung von
Prof. Braungart befasste ich mich als erster Arzt intensiv mit den Gesundheitsgefahren durch
solche Anlagen.
Es war ungeheuer, was
dabei entdeckt wurde: Altanlagen, die ohne Filter arbeiteten hatten
pechschwarze Rauchwolken nachts ausgestoßen und bis in 50 km Entfernung geschah
eine Entlaubung wie in Vietnam durch die
entstandenen Dioxine und Furane. Aus einer völlig ungiftigen
Plastik-Milchflasche entstand mit dem Katalysator Kupfer aus weggeworfenen
Geräten im kühleren Bereich des Kamins das hochgiftige Ultragift Dioxin, das im
Körper eingelagert wird und beim Stillen in der Muttermilch abgegeben wird.
Allein durch unsere Forderungen nach verbesserten Filteranlagen senkte die
Dioxinkonzentrration in der Muttermilch in den letzten 15 Jahren um etwa 70
Prozent.
Niemand
hatte uns früher verraten, dass bis zu unserer Intervention die MVA ohne
jeglichen Filter alles verbrannt hatten, was in die Öfen hinein geht. Messungen
wurden vorher angekündigt und nur unter Vorsorge durchgeführt.
Trotzdem
waren die Hochrechnungen mit den riesigen Brandgasmessungen höchst
beunruhigend. Filter und Rauchgaswäsche sind nur eine Frage des Geldes. So
wurde die Anlage in meiner Nähe für 300 Mio. DM mit ersten Filtern versehen,
dies reichte nicht, heute ist sie ganz abgebaut. Auf unsere Forderung erhielt die MVA-Nord in München Filter für
500 Mio. DM.
Die
Müllverbrennung ist jetzt so teuer, dass alle mit Trennung und Recycling,
enorme Geldmengen einsparen – so wie ich es 1987 vorausgesagt hatte.
Für
den hochgiftigen Filterstaub gibt es heute noch keine befriedigende Entsorgung.
Einschmelzen in Zementblöcke ist auch n ur vorübergehend. Einlagerung in
Salstöcke wartet auf Erdbeben.
Müllverbrennungsanlagen
kann man mit hervorragenden Filtern ausrüsten. Nachteile sind:
-
hochgiftiger
Filterstaub kann nirgendwo korrekt entsorgt werden
-
die Kosten für die
Müllentsorgung sind exorbitant, sodass niemand die Abfalltonne mehr bezahlen
kann und will!
Durch die erste
Zusammenfassung der aus diesen Anlagen freigesetzten Chemikalien und ihre
klinisch-toxikologische Bewertung in einem Sonderdruck des Handbuches
"Klinische Toxikologie" und Vorträge vor Ort verhinderte ich allein
im Jahre 1989 19 geplante Müllverbrennungsanlagen bis der heutige Ministerpräsident
von Bayern, Stoiber, ein Disziplinarverfahren deswegen bei der Ärztekammer
beantragte. Die legte dies auf Eis und zahlreiche Ärzteinitiativen gegen die
Müllverbrennung wurden daraufhin gegründet. Statt der 400 neu geplanten wurden
dann letztendlich nur zwei Anlagen geplant, deren Anhörungsverfahren
fortgeschritten war. Greim, der Leiter der staatlichen GSF kämpfte mit allen
Mitteln dafür.
(Auszug aus meiner neuen Biografie)