Mülldeponie Bergisch-Gladbach - Augenzeugenbericht

 

Vorgelegt von M. B. am 24.1.87

 

Ich habe als Kind auf der Handstr. Bis ca. 1963 gewohnt und kann mich noch gut daran erinnern, dass damals die Fa. C. im genannten Steinbruch noch Sprengungen vorgenommen und Kalkstein abgebaut und wegtransportiert hat. Wir Kinder haben, obwohl es verboten war, des öfteren in diesem Steinbruch gespielt und in der von Busch und Wald umgebenen Umgebung. Das gleiche gilt auch für den kleineren Steinbruch, der gegenüber der Einfahrt des genannten (Richtung Nordost) lag, der nicht ganz so groß und tief war und später mit einer Art Schlamm und Abfällen aller Art verfüllt wurde.

 

Die Tiefe des o.g. Steinbruchs schätze ich auf über 20 m, denn ich weiß noch, dass ein blauer Seilzugbagger, der die LKW beladen hat, auf dem Grund stand und vom oberen Rand aus sehr klein aussah. Später wurde die Grube stillgelegt. In dieser Zeit, etwa Mitte der fünfziger Jahre, wurden durch und in der Grube Motorrad-Motocross-Rennen gefahren. Von einem der Fahrer, D. L., lege ich drei Fotos vor, auf denen die Tiefe der Grube gut zu sehen ist. In dieser Zeit wurden auch die Häuser Schneppruthe 26ff. erbaut. Kurz nach der Fertigstellung der Häuser begann man, die Grube mit Müll zu verfüllen.

 

Hierbei ist von Bedeutung, dass LKW in die Grube fuhren und Fässer, Kunststoffabfälle und Autoreifen abluden. Des weiteren wurde Sperrmüll wie unzerkleinerte Sofas und Sessel, sowie Metallabschnitte und Schrott eingebracht.

 

Als die Einfahrt, die neben dem Haus Schneppruthe 9 begann, zugeschüttet war, wurde die Einfahrt zur Deponie verlegt. Sie war dann gegenüber vom Haus Schneppruthe 34. Neben der Einfahrt auf dem Deponiegelände stand eine Holzhütte, in der ein Angestellter sein Domizil hatte und von allen, die mit LKW, Auto oder Ziehkarren Abfälle brachten, Geld kassierte. Müllfahrzeuge luden ebenfalls ab. Zunächst wurde von der Straße Schneppruthe aus abgekippt, indem die Fahrzeuge soweit wie möglich an den Grubenrand heranfuhren, später wurde der an der Schneppruthe liegende Teil der Müllkippe genutzt zum Befahren und Abkippen.

 

Es stank penetrant und des öfteren musste die Feuerwehr löschen kommen, weil der Unrat qualmte, was fast ausschließlich der Fall war, oder brannte.

 

In den 60er Jahren war die Grube dann zugekippt und wurde mit Bauschutt und Erde abgedeckt und planiert. Wie mir erschien, nicht genügend dick und ungleichmäßig. Es bildeten sich an manchen Stellen Sumpflöcher, in denen meistens Wasser stand. Einige Zeit später wurde dann ein Teil der Fläche mit roter Erde planiert und durch ein Schild als Bolzplatz ausgewiesen. Auf diesem Schild stand auch: „Der Stadtdirektor“. Der Platz wurde vermutlich 1966 angelegt.

 

Seit Anfang der siebziger Jahre wohne ich in der ThFl Str. 6. Für uns war völlig unverständlich, dass der Bereich der Altdeponie bebaut werden sollte. Am Tag der tödlichen Bauunfälle auf dem Grundstück ThFl Str. 45 hatte ich dienstfrei und beobachtete den Einsatz der Feuerwehr auf dem Gelände und die Tätigkeit der Notärztin, die eine Art Zange zur Wiederbelebung eines Verunglückten einsetzte. In der gesamten Zeit der Bautätigkeit habe ich Mitarbeiter des Bauträgers auf dem Gelände gesehen. Das Musterhaus lag meiner Wohnung schräg gegenüber. Ich kann mich z.B. gut an einen älteren Herrn erinnern, der im Musterhaus seine Stellung hatte und die Bautätigkeit wohl kontrollierte.

 

Dr.D.: Unser gesamtes Notarztwagen-Team hatte kostenlos die Deponiebewohner aufgesucht, Urin und Blut assserviert und DMPS gespritzt. Die Untersuchungen wurden im TOX-Labor durchgeführt.

Nach einer erneuten Anhörung wurden die Häuser der Deponie von der Stadt zurückgekauft.