Mobilfunkrisiken Expertise
EUROPÄISCHES
PARLAMENT
Generaldirektion Wissenschaft-Direktion
A
STOA - Bewertung Wissenschaftlicher und
Technologischer Optionen
Options Brief und Zusammenfassung
PE Nr.
297.574 März 2001
DIE
PHYSIOLOGISCHEN UND UMWELTRELEVANTEN
AUSWIRKUNGEN
NICHT IONISIERENDER
ELEKTROMAGNETISCHER
STRAHLUNG
Elektromagnetische
Strahlung
OPTIONS
BRIEF
1.
Politikoptionen für das Europäische Parlament
• Notfälle ausgenommen wird von der
länger andauernden Benutzung von
Mobiltelefonen durch Kinder – besonders vor der Pubertät – wegen ihrer erhöhten
Anfälligkeit für potenzielle gesundheitsschädliche Wirkungen dringend abgeraten.
• Die Mobiltelefonindustrie unterlässt es
für die länger andauernde
Benutzung von Mobiltelefonen durch Kinder mit Werbetaktiken zu werben, die sich
den Gruppenzwang zu Nutze machen oder andere Strategien benutzen, für die die
Jugend empfänglich sind, wie zum Beispiel die (jetzt eingestellten)
Darstellungen von DISNEY-Figuren auf den Telefonen.
• Die Mobiltelefonindustrie klärt den
Verbraucher darüber auf, dass die spezifische Absorptionsrate (SAR) –
die in einigen Ländern in Kürze auf dem Hörer angegeben werden muss – sich nur
auf das Ausmaß bezieht, in welchem die Mikrowellenemissionen der Antenne
biologisches Gewebe erwärmen können, und überhaupt nichts über die nicht-thermischen
Effekte aussagt, die die Emissionen eines Mobiltelefons auf den Benutzer
ausüben können.
Die Wirksamkeit von • Vorrichtungen wie z.B. Abschirmungen
und Hörmuscheln wird auf der Grundlage biologischer Tests angegeben und
nicht ausschließlich als die durch deren Anwendung erreichbare Reduzierung des
(anhand eines "Phantom"-Kopfes ermittelten)
SAR-Wertes.
• Der Verbraucher wird darüber aufgeklärt, dass derartige
Geräte keinen Schutz vor dem niederfrequent
getakteten Magnetfeld der Batterie des Telefons bieten.
• Bei Schutzvorrichtungen für Personen, die den
Anspruch erheben die Unempfindlichkeit des Benutzers gegen schädliche Einflüsse
durch Strahlenbelastungen (einschließlich durch das Batteriemagnetfeld
bedingter) zu
b) eine derartige Vorrichtung nicht (wie in bestimmten
veröffentlichten Verbraucheruntersuchungen vorgekommen) allein deswegen abgelehnt,
weil ihre Benutzung die mithilfe eines "Phantom"-Kopfes
gemessene SAR nicht verringert, da sie nicht dafür konzipiert wurde.
Demgemäß ist die SAR hier eine grundsätzlich
ungeeignete Größe zur Beurteilung der Wirksamkeit.
2.
Politikoptionen für die Europäische Kommission
• Bei zukünftigen von der EU geförderten
Forschungsarbeiten werden folgende Empfehlungen einbezogen:
a) Die untersuchten lebenden Systeme werden den Emissionen
des realen Mobiltelefons statt denen einer "Nachbildung" ausgesetzt,
da die Emissionen infolge bestimmter Taktfrequenzdifferenzen recht
unterschiedliche biologische Auswirkungen haben.
b) Bei der Beurteilung der Aussagefähigkeit der durch
Tierversuche erhaltenen PE Nr. 297.574 - März 2001 Elektromagnetische
Strahlung Ergebnisse für den Menschen wird den
Unterschieden in den Belastungsbedingungen besondere Aufmerksamkeit gewidmet,
ob zum Beispiel die Belastung größenresonant ist, ob
sie im Nah- oder im Fernfeld der Antenne auftritt und ob der gesamte Körper
belastet wird oder eher lokale Belastungen auftreten.
c) Es werden systematische Untersuchungen des Einflusses
unterschiedlicher Arten von Impulsabgaben (realer Telefone) auf das menschliche
EEG und idealerweise das MEG
durchgeführt, und ob eventuell beobachtete Änderungen in den Leistungsspektren
mit Änderungen des Grades des deterministischen Chaos in Zusammenhang stehen.
d) Es werden neue, nicht-invasive
Technologien benutzt, z.B. die Biophotonenemission, um den Einfluss der
e) Bei der Beurteilung der Effekte der Mobiltelefonstrahlung
wird den Erfahrungen mehr Aufmerksamkeit geschenkt, die bei der Belastung durch
andere Arten verwandter Hochfrequenzfelder gesammelt wurden, zum
f) Angesichts von Berichten über ernstlich geschädigtes Vieh
auf Höfen in der Nähe von Basisstationen wird ein Veterinärüberwachungsdienst
eingerichtet, der derartige Berichte sammelt und auswertet und unter den
Landwirten das Bewusstsein für diese potenzielle Gefahr für ihre Viehbestände
weckt.
• Es wird der Versuch unternommen – vielleicht unter der Ägide nationaler
Kontrollbehörden – das Bewusstsein für die elektromagnetische Natur lebender
Organismen und ihre daraus folgende Hypersensibilität gegenüber kohärenten,
extrem schwachen elektromagnetischen Signalen zu steigern. [Bis dies erreicht
ist, wird die Notwendigkeit zur Ausweitung thermisch basierter
Sicherheitsrichtlinien durch Einbeziehung der elektromagnetischen
Bioverträglichkeit wahrscheinlich nicht akzeptiert.]
3.
Technologische Optionen auf operationeller Ebene
Zwar ist die Frage noch weit von einer
Lösung entfernt, wie genau gesundheitsschädliche Effekte durch
nicht-thermische Einflüsse der pulsierenden Mikrowellenstrahlung, wie sie
gegenwärtig in der GSM Telekommunikation eingesetzt wird, sowie von
anderen Technologien zugeordneten ELF-Feldern
hervorgerufen werden können, der bei derartigen Einflüssen konsistente
Indizienbeweis legt jedoch mindestens zwei Möglichkeiten nahe, wie die
Bioverträglichkeit bei dieser Technologie nur durch Änderungen der Felder
verbessert werden könnte:
• Im Falle der Belastung durch GSM-Strahlung können die Intensitäten auf ein
Niveau reduziert werden, unterhalb dem empirisch in belasteten
Bevölkerungsgruppen keine schädlichen Auswirkungen gefunden wurden. Dabei muss
bedacht werden, dass es Hinweise auf nicht-thermische Schwellwerte für
biologische Effekte in der Größenordnung von einem µW/cm2 gibt. Energiedichten
von einigen Zehnteln dieses Werts sind in
Entfernungen von 150-200 m von dem typischen, 15 m hohen Mast einer
Basisstation und im Bereich der lokaleren Nebenkeulen in der unmittelbaren Nähe
eines Mastes üblich - Berichte über schädliche Effekte gibt es für
beide Positionsbereiche. Die Einbeziehung eines weiteren
Sicherheitsfaktors von 10 besagt, dass an Stellen mit Langzeitbelastung die
Energiedichte 10 nW/cm2 nicht überschreiten sollte.
[Das (angebliche) Nichtvorhandensein von
Gesundheitsproblemen im Zusammenhang mit elektromagnetischen Feldern höherer
Energiedichte, wie sie von Rundfunk- und Fernsehsendern abgestrahlt werden, bei
dem Versuch der Rechtfertigung einer Beibehaltung des gegenwärtigen
Emissionsniveaus von GSM-Basisstationen
• Es kann sichergestellt werden, dass im Bereich der menschlichen Gehirnwellenaktivität
oder von Kalziumefflux- Fenstern keine Frequenzen im ELF-Band auftreten - weder in Form amplitudenmodulierter (einschließlich im Extremfall
impulsförmig modulierter) HFFelder noch
anderer elektrischer bzw. magnetischer Felder.
[Im Falle der Belastung durch
GSM-Strahlung wird dies in gewissem Umfang durch das Erscheinen der dritten
Generation von Mobiltelefonen (UMTS) erreicht, bei denen der Vielfachzugriff
per Codemultiplex (CDMA) PE Nr.
297.574 - März 2001 Elektromagnetische Strahlung statt per Zeitmultiplex (TDMA) erfolgt. Denn obgleich die
Empfindlichkeit gegenüber dem Mikrowellenträger bleibt, erfolgt die Taktung
beim CDMA-Verfahren unregelmäßig. Dementsprechend
weist die CDMAStrahlung nicht die gleiche
"schwingungsmäßige Ähnlichkeit" mit der menschlichen
Gehirnwellenaktivität und elektrochemischen Prozessen auf wie TDMAbedingte Strahlung. Jedoch können hier als Folge der
etwas höheren benutzten Trägerfrequenz, die näher an dem Bereich liegt, in dem
Wasser Mikrowellen stark absorbiert, thermische Effekte eher zu einem Problem
werden, insbesondere angesichts der etwas höheren Leistung, mit der diese Geräte
arbeiten! Andererseits gibt die Einführung des TETRA-Systems
Anlass zu Bedenken in Bezug auf ein höheres Maß sowohl thermischer als auch
nicht-thermischer Belastung.]
ZUSAMMENFASSUNG
Gegenwärtig ist der vom Menschen
verursachte "Elektrosmog" eine wesentliche Bedrohung für die
öffentliche Gesundheit. Diese nicht ionisierende elektromagnetische
Verschmutzung technischen Ursprungs ist insofern besonders heimtückisch, als
sie sich der Erkennbarkeit unserer Sinne entzieht – ein Umstand, der eine eher
sorglose Herangehensweise in Bezug auf den eigenen Schutz fördert. Doch ist die
Art der Verschmutzung eine solche, vor der man sich buchstäblich nirgends
"verstecken" kann. Ferner konnten wir angesichts des relativ kurzen
Zeitraums, in dem die Menschheit dieser Strahlungsart ausgesetzt ist, eine
evolutionär bedingte Immunität weder gegen eventuelle direkte schädliche
Auswirkungen auf den Körper noch gegen mögliche Interferenzerscheinungen
mit natürlichen elektromagnetischen Prozessen erlangen. Unter diesen scheint
zum Beispiel die Homöostase von der Schumann-Resonanz
abzuhängen, einem schwachen elektromagnetischen Feld, das in dem Raum zwischen
der Erdoberfläche und der Ionosphäre resonant mit
Frequenzen schwingt, die nahe bei denen des menschlichen Gehirnrhythmus liegen.
Man fand heraus, dass eine Isolierung davon schädlich für die menschliche
Gesundheit ist. Was technisch erzeugte elektromagnetische Felder von den
meisten natürlichen unterscheidet, ist ihr wesentlich höherer Grad an Kohärenz.
Das heißt, dass ihre Frequenzen besonders wohldefiniert
sind und daher von lebenden Organismen, dem Menschen inbegriffen, leichter
wahrgenommen werden können. Dies steigert ihre biologische Wirksamkeit deutlich
und öffnet der Möglichkeit frequenzspezifischer, nicht-thermischer Einflüsse
verschiedener Art die Tür, gegen die vorhandene Sicherheitsrichtlinien - wie
die von der International Commission for Non-ionising Radiation Protection (ICNIRP, Internationale Kommission zum
Schutz vor nicht ionisierender Strahlung) herausgegebenen - keinen
Schutz bieten.
Die Sicherheitsrichtlinien basieren
ausschließlich auf der Betrachtung der Fähigkeit von Hochfrequenz- (HF-)
und Mikrowellenstrahlung zur Erwärmung von Gewebe und von Magnetfeldern extrem
niedriger Frequenzen
Die Richtlinien schützen daher nicht
gegen gesundheitsschädliche Auswirkungen, die primär und speziell durch
Einflüsse hervorgerufen werden, welche die Frequenzen der Felder auf den
menschlichen Körper haben können. Eine notwendige Voraussetzung für einen
derartigen Einfluss ist das Vorhandensein eines biologischen Gegenstücks zu
einem elektrisch abgestimmten Kreis im Organismus - z.B. einer endogenen
oszillatorischen elektrischen Aktivität. In diesem Fall reagiert der Organismus
– in gewisser Weise einem Radio ähnlich -, falls die Frequenz des externen
Feldes (entweder der Trägerwelle oder der niederfrequenten
Dies kann entweder eine unerwünscht hohe
Resonanzverstärkung der zugeordneten endogenen biologischen Aktivität oder eine
schädigende Wechselwirkung mit derselben bewirken.
Diese Einflüsse können als durch die
Übertragung von Informationen (im generalisierten Sinne) vom Feld auf
einen lebenden Organismus entstehend betrachtet werden, ist doch der Organismus
durch diese Art der "schwingungsmäßigen Ähnlichkeit" in der Lage ein
Merkmal eines externen Feldes zu PE Nr. 297.574 - März 2001
Elektromagnetische Strahlung erkennen -
und seinerseits darauf zu reagieren - bei dem es sich nicht um
dessen Intensität handelt.
Von gleicher Wichtigkeit ist, dass die
externen elektromagnetischen Felder ausreichend kohärent sind, damit sie vom
Körper gegen den Pegel der eigenen inkohärenten
thermischen Emission bei physiologischen Temperaturen wahrgenommen werden
können. Dies ist zwar normalerweise der Fall, doch ist zu beachten,
Ein gutes Beispiel für solch einen
"informatorischen", frequenzspezifischen, nichtthermischen
elektromagnetischen Einfluss auf den lebenden Organismus ist die Fähigkeit von
Lichtblitzen bestimmter Häufigkeit, bei Personen, die an fotosensibler
Epilepsie leiden, Anfälle auszulösen. Dies steht primär nicht mit der
Helligkeit (Intensität) des Lichts im Zusammenhang, sondern mit der
Blitzfrequenz. Liegt diese in der Nähe der Frequenz der mit epileptischen
Anfällen einhergehenden elektrischen Gehirnaktivität, können diese Anfälle
Die vorhandenen intensitätsbasierten
(auf den sichtbaren Teil des elektromagnetischen Spektrums bezogenen)
Sicherheitsrichtlinien bieten nur dann Schutz gegen derartige nichtthermische
Effekte, wenn die anzusetzenden
Einige oszillatorische endogene elektrische
Aktivitäten des lebenden menschlichen Körpers sind uns recht vertraut, etwa die
von Herz und Gehirn, welche durch Elektrokardiogramme bzw.
Elektroenzephalogramme beobachtet werden können. Ebenfalls vertraut ist der zirkadiane Rhythmus.
Andere sind weniger bekannt, wie z.B. die
kohärenten elektrischen Exzitationen auf zellularer
Ebene, deren Frequenzen typischerweise im Mikrowellenbereich des
elektromagnetischen Spektrums liegen, und jene, die mit sehr wichtigen
biochemischen Aktivitäten einhergehen, die beispielsweise am Transport von Kalziumionen durch Zellmembranen beteiligt sind.
Diese Felder stellen so lange eine
potenzielle Bedrohung für alle lebenden Organismen dar, bis der Bereich der
Frequenz bzw. Information nicht sichtbarer elektromagnetischer
Strahlung (Mikrowellen und andere sich nicht ausbreitende elektrische und
magnetische Felder wie die oberirdischer Hochspannungsleitungen) eigenständig
betrachtet wird.
Da elektromagnetische Felder für
Technologien unverzichtbar sind, von denen die Gesellschaft nur widerstrebend
abrücken würde, sollten umfassendere Schutzmöglichkeiten entwickelt werden. Wie
bereits erläutert sind wir gegenwärtig anfällig für gesundheitsschädigende
Auswirkungen, die durch nicht-thermische Effekte hervorgerufen werden können,
die sich wegen ihrer Frequenzbezogenheit der Regelung durch die vorhandenen intensitätbasierten Sicherheitsrichtlinien entziehen.
Anders als bei der Intensität kann der
Frequenzaspekt des Problems nicht angegangen werden ohne sich mit den
Frequenzcharakteristika und dem informatorischen Inhalt des belastenden Feldes
zu befassen (dessen Integrität in Kommunikationstechnologien wie z.B. der GSMTelefonie natürlich erhalten bleiben muss). Wir
Solche Strategien werden momentan
entwickelt und eine Reihe diesbezüglicher Schutzvorrichtungen sind bereits im
Handel erhältlich, wenngleich deren Wirksamkeit nicht immer angemessen
nachgewiesen wurde. (Hier zeigt sich eine offensichtliche Parallele zur
pharmakologischen Strategie, vor bakteriellen Infektionen durch die Einnahme
von Vitamin C beispielsweise zur Stärkung des Immunsystems zu schützen
statt eine Schutzmaske zu tragen und so die Intensität des bakteriellen Feldes
zu reduzieren, dem die Person ausgesetzt ist.) Der anwendbare Bereich
vorhandener Sicherheitsrichtlinien könnte dadurch ausgeweitet werden, dass die
vertraute Betrachtungsweise der elektromagnetischen Verträglichkeit (EMV)
PE Nr. 297.574 - März 2001 Elektromagnetische Strahlung zwischen elektromagnetischer Strahlung und elektronischen
Instrumenten auf den lebenden menschlichen Organismus als elektromagnetischem
Instrument par excellence ausgeweitet wird.
Ein ehrgeiziges Programm zur elektromagnetischen Bioverträglichkeit ist
eine wichtige Aufgabe für das 21. Jahrhundert, eine, vor der wir uns nur auf
eigene Gefahr drücken können.
Gegenwärtig sind die Bedenken der
Öffentlichkeit in Bezug auf mögliche gesundheitsschädliche Auswirkungen durch
länger anhaltende oder kurzzeitige Belastung durch Elektrosmog viel größer.
Diese Bedenken konzentrieren sich speziell auf oberirdische
Hochspannungsleitungen und die GSMTelefonie.
Nicht ganz zu Unrecht bleibt die
Öffentlichkeit gegenüber Beruhigungsversuchen von Regierung und Industrie
weiterhin skeptisch. Dies gilt insbesondere angesichts der sittenwidrigen Art
und Weise, in der diese bei der
Ausgehend von den neuesten Erfahrungen
mit der offiziellen Doppelzüngigkeit im Zusammenhang mit BSE und
Creutzfeldt-Jakob- Krankheit - mit den anfänglichen Versicherungen,
es bestünde kein Risiko, und der später offenbar gewordenen Verschleierung -
ist die Öffentlichkeit nun verständlicherweise gegenüber
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