MCS schon bei hippokrates bekannt, Goethe daran erkrankt

hippokrates*

Die nicht gar zu seltenen Berichte über unangenehme Einwirkungen von gewissen Duftstoffen auf Menschen sind nicht etwa auf ihnen beigemengte Gifte, sondern auf eine individuelle besondere Empfindlichkeit gegen sie zurückzuführen. So erklärten sich Vorkommnisse, die von Unwissenden als Fabel oder von Argwöhnischen als Vergiftungen bezeichnet wurden Schon hippokrates schrieb den Gerüchen neben angenehmen Eigenschaften auch die zu, den Menschen unangenehm zu beeinflussen, der Duft von Pflanzen, z. B. der Rose, des Veilchens, der Lilie, der Aurikel,   der Zwiebel, erzeugt bei manchen Menschen betäubende, narkotische, oder örtlich reizende Wirkungen und nach alten Berichten sogar vereinzelt den Tod.

 

GOETHE

Der Geruch faulender Äpfel machte bei GOETHE, der SCHILLER be­suchte und in dessen Abwesenheit sich an seinen Schreibtisch gesetzt hatte, in dem solche Äpfel als Delikatesse lagen, Betäubung, welche sich schnell bis zur Bewußtlosigkeit steigerte und erst wieder schwand, als man den Leidenden an die frische Luft gebracht hatte. Es gibt Menschen, die durch den Duft der Pfefferminze Kopfschmerzen, Schweiße u. a, m., und solche, die durch den Geruch des Essigs Ohnmachten bekommen.

Eine solche Idiosynkrasie könnte sich demnach verwirklichen, gleich­gültig ob der betreffende Geruch einem »Duftapfel« oder Handschuhen oder einem Brusttuch entstiege, und der Schluß ist dann erlaubt, dass, wo eine Dufteinwirkung zu unangenehmen Symptomen ausnahmsweise einmal geführt hat, eine Idiosynkrasie die Ursache war.

 

Wörtlich aus: Lewin L.: Gifte in der Weltgeschichte.

 

*Hippokrates war der berühmteste Arzt der Antike, lebte um 460 v.Chr.