Kohleüberdosierung extreme tödlich

Bei einem 58jährigen Epileptiker, der seit langem unter Depressionen litt und regelmäßig Phenobarbital, Carbamazepin und Clonazepam einnahm, wurde eine akute Vergiftung mit Phenobarbital und Clonazepam folgendermaßen behandelt:

 

Nach einer Magenspülung wurde eine forcierte Diurese eingeleitet, der Kopf des Mannes wurde hochgelagert, dann wurde medizinische Kohle (Medicoal) über eine nasogastrale Sonde appliziert. Die Initialdosis betrug 5O g in 200 ml Wasser, danach wurden in stündlichen Abständen jeweils 12,5 g Kohle gegeben. Nach 12 Stunden erbrach der Patient, wobei Mageninhalt aspiriert wurde. Nachdem ein Beatmungsrohr in die Luftröhre eingeführt und die Kohlepartikel aus den oberen Luftwegen entfernt worden waren, wurde die Kohlebehandlung fortgesetzt. (!!!)

 

Gleichzeitig wurden intravenös Flucloxacillin und Metronidazol verabreicht. 48 Stunden später hatte sich der Patient von der Vergiftung erholt und war wach.

Während der nächsten 24 Stunden bekam der Mann jedoch Fieber, eine Tachykardie trat auf, die Lungenfunktion verschlechterte sich und das Röntgenbild zeigte in beiden Lungenflügeln undurchsichtige Infiltrate.

15 Tage nach Beginn der Kohlebehandlung starb der Patient an Lungeninsuffizienz durch die Aspiration von Kohle. Die mikroskopische Untersuchung des Lungengewebes zeigte entzündliche Veränderungen sowie Einlagerungen von aktivierter Kohle und kristallinem Material in den Alveolen und den alveolären Makrophagen.

Das Risiko einer Aspirationspneumonie und Lungeninsuffizienz nach nasogastraler Kohleapplikation scheint besonders groß zu sein, wenn das Kohlepräparat Povidon als Suspendierhilfsstoff enthält. [D. G. Menzies und Mitarb., Br, Med. J. 297, 459 (1988).]

 

Bemerkung des Autors:

Ursache für den Todesfall war die massive Überdosierung von 175 g, d.h 700 Kohlekompretten á 250 mg innerhalb von 12 Stunden oral bei einer Darmlähmung durch Schlafmittel, anstelle der Maximaldosierung von 40 Kohlekompretten = 10 g Kohle („Kohle Pulvis, Fa.Köhler).

Ein leidiger Abschreibfehler in der Weltliteratur ist hierfür verantwortlich. Er führte sogar dazu, daß Deutsche Kinderkliniken uns eine falsche Therapieempfehlung vorwarfen. Sie empfehlen 10 g, d.h 40 Kohlekompretten für Kleinkinder, also eine tödliche Dosis!

Pharmafirmen verkaufen natürlich gerne die zehnfache Dosierung – zumal der Schreib- und Rechenfehler (1 Komprette würde 1 Gramm enthalten!) wie ein Lauffeuer verbreitet wurde.

Schlafmittelvergiftete müssen natürlich vor der Kohlegabe intubiert sein! 10 Gramm reichen hier wegen der Darmlähmung völlig aus

Nach einer Aspiration muss natürlich sofort eine Lungenlavage durchgeführt werden.

Quelle: Daunderer: Handbuch der Umweltgifte +  Klinische Toxikologie mit der umfassenden Dissertation zu Medizinalkohle.

 

Quelle: Daunderer  Handbuch der Umweltgifte CD 06