Kochen billiger als Fertignahrung
"Jede zu Hause zubereitete Mahlzeit ist billiger als das Fertiggericht", sagt Jutta Jaksche vom Bundesverband der Verbraucherzentralen. Doch die Deutschen lieben das schnelle Essen und lassen sich nur zu gern verführen. Die Fast-Food-Ketten haben längst erkannt, dass die Deutschen beim Essen knausern. McDonald's bietet schon in der dritten Saison "Einmal eins": Cheeseburger, Pommes, aber auch Cola und Eisbecher gibt es für je 1 Euro. Angeblich, so die neueste Werbekampagne, kommt alles aus ökologisch einwandfreier Produktion. Burger King kontert mit 99-Cent-Angeboten. Die zigtausend Dönerläden, Würstchenstände und Pizzabuden haben nachgezogen. Der fettige Klops, die triefende Pizza machen schnell satt. Wenn der Hunger mangels Ballaststoffen schnell wieder zurückkommt, gibt es eben noch die Tüte Chips.
Das bleibt nicht ohne Wirkung. Fünf von zehn Frauen und drei von zehn Männern sind übergewichtig - und auch schon jedes fünfte Kind. "Eltern übertragen ihre Ernährungskultur auf die Kinder", warnt Professor Michael Lentze vom Forschungsinstitut für Kinderernährung. Das Problem: Das Küchenwissen schwindet. Im Schnitt verbringt jeder nur noch 17 Minuten am Tag mit dem Kochen - Tiefkühlbeutel raus aus dem Kühlschrank, aufschneiden, Inhalt erhitzen, fertig. "Die Kochwut der deutschen Hausfrau hat deutlich abgenommen", sagt Lentze. Essen ist am Ende nicht nur eine Frage des Geldes, sondern auch des Wissens. Ernährungsexpertin Köhler konstatiert: "Je schlechter Einkommen und Bildung, desto wahrscheinlicher werden die Hosen eng."
taz Nr. 7870 vom 13.1.2006, Seite 3, 191