AUS DEM INSTITUT FÜR
PATHOLOGIE ABTEILUNG FÜR NEUROPATHOLOGIE IM KLINIKUM BENJAMIN FRANKLIN DER
FREIEN UNIVERSITÄT BERLIN
KOMMISSARISCHER LEITER:
PROF. DR MED. W. HINKELBEIN
DIE AUSWIRKUNG
CHRONISCHER PRÄ- UND POSTNATALER QUECKSILBERBELASTUNG AUF DIE
STÄRKE DER REAKTIVEN
ASTROGLIOSE IN DER MEDULLA OBLONGATA INNERHALB DER ERSTEN 24 LEBENSMONATE DES
MENSCHEN
-EINE UNTERSUCHUNG AN 76
LEICHEN-
INAUGURAL-DISSERTATION
ZUR ERLANGUNG DER DOKTORWÜRDE DES FACHBEREICHES HUMANMEDIZIN DER FREIEN
UNIVERSITÄT BERLIN
VORGELEGT VON CHRISTIAN
THOMAS KEIM AUS
AUS KARLSRUHE
Modell Ober eine mögliche
molekulare Basis der Wirksamkeit von Quecksilberverbindungen auf die
Proteinbiosynthese nach D. Kusznetsov (1990)
Autor Hirnareal Mittelwert Spannweite Fallzahl
ng/g Hg ng/g
Hg n
Schiele (1981) GHR <5* <5-17 51
GHM <5* <5-16 51
KH 6,3* <5-26 51
Tucek(1981) HS 8,4 1,7-69,9 82
Rungby (1983) <10
Warren GH 4,2 0,3-14 27
KH 6,2 1,2-18 27
Schiele (1984) GHR 9,9 0,5-44 44
Friberg(1986) GHR 12,4 4,8-28,7 17
KH 11,2 3,6-33,8 15
Abadi (1987) 22,8 15,1-43,7 20
Allhoff (1987) 13,04 <5-78 53
Eggleston (1987)
Gesamtgruppe GHR 12,7 1,9-121,4 83
Gesamtgruppe GHM 8,7 1,3-110,1 60
0-1 Amalgamflächen GHR 6,7 1,9-22,1 16
0-1 Amalgamflächen GHM 3,8 1,4-7,1 13
5-14,5 GHR 15,2 3-121,4 51
Amalgamflächen
5-14,5 GHM 11,2 1,7-110,1 35
Amalgamflächen
Nylander (1987) GHR 10,9 2,4-28,7 34
KH 11,2 3,6-33,8 19
Noda (1988) GHR 41 17-127 42
GHM 19 3-24
KH 54 15-137 42
Schiele (1988) GHR 5,1 <5-44
Bauer (1989) GHR 4,96 0,46-16,12 48
Nylander (1989) GHR 11 2-29 20
Nylander (1990) GHR 9,9 2,4-22,8 12
Nylander (1991) GHR 10,6 2,4-22,9 17
Drasch (1992) Teilgruppe 0-2
Amalgamfüllungen GHR 15,40 (Angaben
nur für Gesamtkollektiv) 39
GHM 10,97 39
KH 12,69 39
HS 12,62 39
Teilgruppe > 10 Amalgamfüllungen GHR 21,3 19
GHM 19,8 19
KH 15,88 19
HS 15,69 19
Tabelle 1 (* = Angaben für
den Median)
Angaben über Normalwerte für
Gesamtquecksilber im Gehirn von nicht belasteten Personen
zitierte Arbeiten). Die
kritischen Werte gelten in der Regel für chronische, langjährige Belastung.
Aufgenommen wurden die
niedrigsten gefundenen Werte, die nach einzelnen Arbeiten zu Symptomem führten,
sofern nicht eine große Anzahl von Studien die Ergebnisse widerlegte. Zur
kritischen Würdigung siehe im Kapitel Diskussion.
In der Tabelle angegeben
sind Orientierungswerte auf Gruppenbasis für Hg für Blut, Urin, Gehirn bzw.
Haare. Für Blut und Gehirn entsprechen die Angaben in der Regel dem
Gesamtquecksilbergehalt. Die Werte im Haar beziehen sich in der Regel auf den
Gesamtquecksilbergehalt - respektive auf den Gehalt an organischem Quecksilber.
Die Werte im Urin bezeichnen den Gesamtquecksilbergehalt - respektive den
Gehalt an anorganischem Quecksilber.
Blut (µg/g Hg) Urin
(µg/g Hg) Gehirn (ng/g Hg) Haare (µg/g Hg)
Erwachsene
Normalwerte <5 <5 <20 (Europa) <50 (Japan) <10
Früheste Wirkung
(laborchemische Veränderungen) 10-20 20-50
WHO-Grenzwerte 1976 35 150
Deutsche BAT-Werte 50 200
Symptome ab: Parästhesien 50-60
Tremor 70 25-150
Reduzierte Feinbeweglichkeit 10-20" 20-50
Erethismus 50-100
Leichte kognitive Defizite 40-60
EEG-Veränderungen 20
Polyneuropathie 50-100
Pränatale Belastung
Früheste Wirkung laut WHO:
5% Risiko von leichten kognitiven Defiziten 10-20
30% neurologische Auffälligkeiten
laut WHO 1990 70
Schwere neurologische
Auffälligkeiten laut WHO 1990 400
Tabelle 2:
Orientierungswerte für Quecksilbereffekte
1.1.11.4.3 Pränatale bzw.
postnatale Belastung im Säuglingsalter
Im Folgenden werden die
wichtigsten Studien zur pränatalen, perinatalen und postnatal im
Kindesalter aufgetretenen
Quecksilberbelastung aufgeführt:
Irak:
Während es von den
Vergiftungskatastrophen in Minamata und Niigata, Japan, wenig Daten über
pränatale Belastungen gab, untersuchte zunächst Takeuchi (1977) 23 Kinder aus
der Vergiftungskatastrophe im Irak, welche intrauterin mit Methylquecksilber
belastet worden waren und später March et al. (1977,1987) 84 Mutter-Kindpaare
aus derselben Vergiftungsperiode. Hierbei wurde die immens höhere
Empfindlichkeit der Kinder deutlich. Während die Mütter teilweise nur leichte,
transiente Symptome aufwiesen, konnten bei ihren Kindern zum Teil
Mikroenzephalien, schwere Lähmungen, Anfalle, Einschränkungen von Sehen und
Hören sowie eine ausgeprägte zerebrale Retardierung nachgewiesen werden. Marsh
et al. versuchten entsprechend den Abschätzungen bei Erwachsenen eine
Dosis-Effekt-Relation statistisch auszurechnen. Allerdings gab es auch hier
Probleme mit der stat. Sicherheit bei den unteren Belastungsgrenzen wegen der
geringen Fallzahl der Kinder in diesem Bereich bei einer nicht exakt
bestimmbaren Hintergrundaktivität der beschriebenen Symptome, wie z. B. leichte
motorische Retardierung. Als untere Sicherheitsgrenze wurden mütterliche
Haarquecksilberwerte von 7,3 µg/g angegeben - allerdings mit einem großen
Konfidenzintervall. Schwere Verläufe wurden bei Haarkonzentrationen um 400 µg/g
beobachtet. Seychellen:
In der „Seychelles Child
Development Study" wurden in einer großangelegten prospektiven Studie die
Effekte von prä- und postnataler MeHg-Belastung bei 711 Kindern in einer
Seefischesserpopulation untersucht. Auswertungszeitpunkte waren die postnatalen
Monate 6, 5,19, 29 und 66. Dabei fanden sich in der letzten Untersuchungsphase
66 Monate nach
Abb. 2
3.5.3.3 Kameraeinstellung
Bei der Kamera wurde vor
jedem Bild die automatische Helligkeitsanzeige kontrolliert.
3.5.3.4 Kalibrierung
Vor der Meßserie wurde die
Pixelgröße mit Hilfe eines Eichlineals auf einem Objekträger auf die Einheit
Mikrometer kalibriert.
3.5.3.5 Messung
Vor der gesamten Meßreihe
wurde an zwei mit HE und GFAP gefärbten Schnitten die Farbeichung für die
Messung vorgenommen. An einem Schnitt mit schwacher GFAP-Reaktion und einem mit
starker GFAP-Reaktion wurde per Mauszeiger die braune GFAP-Farbe so markiert,
daß die gesamten GFAP-positiven Zellkörper erfaßt werden, daß aber die mit
Hämatoxylin gefärbten Anteile nicht mitreagierten.
Abbildungen 3 und 3a:
Probeschnitt zur Farbeichung, Färbung mit HE und GFAP. Schwach ausgeprägte
reaktive Astrozytose im Bereich der medianen Raphe (3) sowie binäre Markierung
desselben Bildes durch das Quantimetsystem (3a).
Abbildungen 4 und 4a:
Probeschnitt zur Farbeichung, Färbung mit HE und GFAP. Stark ausgeprägte
reaktive Astrozytose im Bereich der medianen Raphe (4) sowie binäre Markierung
desselben Bildes durch das Quantimetsystem.
Darauf wurden nun sämtliche
Schnitte mit der selben Einstellung nach dem oben beschriebenen Prinzip
vermessen.
Das Ergebnis gibt die Fläche
der GFAP-positiven Areale sowohl in absoluten Werten (µm2) als auch relativ im
Verhältnis zur vermessenen Gesamtfläche in Prozent an.
3.6 Quecksilberbestimmung
mittels Atomabsorptionsspektrometrie
Bei der
Quecksilberbestimmung konnte ich als Gast am Institut für Rechtsmedizin der
Universität München von den Vorarbeiten der dortigen Doktoranden bei der
Methodenentwicklung profitieren. Da ich an den Vorarbeiten nicht beteiligt war
und nur die Messungen selbst durchgeführt habe, zitiere ich vor allem zum Thema
Methoden und deren Verbesserung weitgehend aus den Arbeiten von B. Schupp
(1994) und E. Wanghofer (1997).
3.6.1 Aufschluß
Von den Organproben wurde im
angetautem Zustand ein kleiner Würfel abgeschnitten und ca. 1.0 g Gewebe (für
die spätere Berechnung auf Milligramm genau gemessen) in ein Reagenzglas mit
Schraubverschluß (Nr. 60541, 13 ml aus Polypropylen, Fa. Saratedt, Nümbrecht)
gegeben. Der Aufschluß erfolgte dann unter Zusatz von 1 ml konz. (65 %) HNO3
(Suprapur Nr. 441, Fa. Merck, Darmstadt) im Heizwürfel bei 70 Grad Celsius über
Nacht. Die entstandene Lösung wurde mit Aqua ad injectabila (Fa. B. Braun
Melsungen, Melsungen) auf 5 ml im Meßkolben aufgefüllt und mit CVAAS (Cold
Vapor atomic absorption spectrometry) gemessen.
4 Ergebnisse
4.1 Quecksilber
4.1.1 Berlin
Bei den neun Berliner
SIDS-Fällen sowie den vier Vergleichsfällen wurden jeweils Proben aus Hirnstamm
sowie Frontalhirn entnommen und mittels Atomabsorptionsspektrometrie auf den
Quecksilbergehalt hin untersucht. Fehlende Werte erklären sich nicht durch
Ausschluß von Werten, sondern durch im Einzellfall fehlende Probenentnahme.
GZ-Nr Alter in Wochen Diagnose Hg Frontalhirn Hg MO
B93/604 12 SIDS 1,99 1,80
B93/623 20 SIDS 2,89 7,39
B94/036 16 SIDS 1,53 0,00
B94/051 10 SIDS 2,03 3,75
B94/077 9 Otitis media 0,00 0,00
B94/157 13 SIDS 0,67 0,58
B94/217 49 Endokarditis 2,68 1,46
B94/262 50 SIDS 0,87 0,00
B94/502 37 Ertrinken k.W. 0,90
B94/547 30 Waterhouse-F.-Syndrom 1,03 0,00
B94/655 16 SIDS k.W. 0,72
B94/658 14 SIDS 0,53 k.W.
B94/695 15 SIDS 0,00 0,00
Tabelle 3: Quecksilberwerte
der Berliner Fälle. GZ-Nr = Sektionsnummer, MO = Medulla oblongata
Bei den Berliner SIDS-Fällen
fanden sich Quecksilberwerte von „nicht nachgewiesen", kurz „n.n."
bis maximal 7,39 ng/g im Bereich des Hirnstammes sowie von n.n. bis 2,89 ng/g
im Frontalhirn. Bei den vier Vergleichsfällen zeigten sich Hg-Werte von n.n.
bis 1,46 ng/g Hg im Hirnstamm und n.n. bis 2,68 ng/g Hg frontal. Trotz
einzelner Ausreißer zeigten sich die Werte damit in Hirnstamm und Frontalhirn
in einem ähnlichen Konzentrationsbereich, ohne daß eine statistisch signifikante
Tendenz zu höheren Werten in einer der beiden Regionen zu finden war.
Korrelation Hg
Frontalhirn/Hg Hirnstamm
? Hg Frontalhirn ¦ Hg MO
Einzelfälle
Abbildung 5: Korrelation der
Quecksilberhöhen der Berliner Einzelfälle in Medulla oblongata bzw. Frontalhirn
Die statistischen Kennwerte
Median, Arithmetisches Mittel, Varianz und Standardabweichung für die Proben
aus Hirnstamm bzw. Frontalhirn aller Berliner Fälle sowie gesondert nur der
Berliner SIDS sind in Tab 4 zu finden. Auf Grund der geringen Fallzahl der
Vergleichsfälle wurde auf eine statistische Beschreibung dieser Untergruppe
verzichtet.
Median Arithmetischer
Mittelwert Varianz Standardabweichung
Berlin Alle Hg frontal
(ng/g) 1.03 1,285 0,921 0,96
Berlin Alle Hg Medulla obi. (ng/g) 0.65 1,38 4,44 2,11
Berlin SIDS Hg Frontal
(ng/g) 1,2 1,3 0,48 0,91
Berlin SIDS Hg Medulla obi.
(ng/g) 0,65 1,78 3,37 1,84
Tabelle 4
4.1.2 München
Bei den Münchner Fällen
waren bei der Sektion durch die Kollegen der Münchner Rechtsmedizin nur Proben
aus dem Frontalhirn für die Quecksilberbestimmung entnommen worden. Werte für
den Hirnstamm fehlen somit bei dieser Gruppe.
GZ-Nr Lebensalter in Wochen Diagnose Hg Großhirn
89/1244 65 Hämorrhagische
Pneumonie 4,70
89/1270 52 Schädelzertrümmerung
nach Unfall 6,10
89/1472 26 SIDS 6,10
89/1500 43 SIDS 6,80
89/1523 65 Erwürgen 11,00
89/1938 43 SIDS 24,60
89/2131 0 Ersticken 4,40
89/2200 13 SIDS 6,60
90/0040 5 SIDS 7,30
90/0255 17 SIDS 2,20
90/0415 35 SIDS 8,60
90/0435 52 Kreislaufversagen
bei V.a. Sepsis 8,20
90/0450 78 Ertrinken 25,80
90/0481 10 SIDS 21,30
90/0531 1 Herzbeuteltamponade
bei TGA 0,60
90/0558 13 SIDS 16,60
90/0637 104 Ersticken 3,70
91/1357 43 SIDS 1,70
91/1702 30 Unfall,
Schädelzertrümmerung 1,70
91/1730 30 SIDS 1,40
91/1909 35 Kreislaufversagen
bei M. Down 1,00
91/1933 9 SIDS 2,30
91/2062 52 Schädelbasisbruch 2,70
91/2359 26 SIDS 1,80
91/2361 9 SIDS 2,10
91/2422 22 SIDS 1,90
91/2437 78 Kreislaufversagen
bei Virusinfekt 2,30
91/2536 9 SIDS 3,60
92/0010 22 SIDS 3,20
92/0044 7 SIDS 1,50
92/0111 9 SIDS 2,00
92/0115 17 SIDS 3,80
92/0247 9 SIDS 2,80
92/0314 17 SIDS 2,80
92/0320 9 SIDS 3,70
92/0385 16 SIDS 3,60
92/0405 78 Ersticken
bei Laryngitis 2,50
GZ-Nummer Lebensalter in Wochen Diagnose Hg
Großhirn
92/0416 9 SIDS 2,00
92/0436 78 Hirndruckerhöhung
bei Allg.-Infektion 3,20
92/0482 30 SIDS 7,90
92/0489 61 Ersticken 1,60
92/0493 91 Ertrinken 10,90
92/0560 13 SIDS 15,00
92/0565 26 SIDS 2,80
92/0607 9 SIDS 5,50
92/0623 9 SIDS 3,70
92/0657 13 SIDS 2,20
92/0743 48 SIDS 8,90
92/0795 9 SIDS 5,50
92/1049 4 Herzversagen
bei kong. Herzfehler 16,50
92/1151 1 Kongenitale
Herz- und Lebererkrank. 4,20
92/1184 13 SIDS 2,40
92/1243 22 SIDS 2,00
92/1424 65 Schädelhirntrauma 5,10
92/1442 65 Unfall/
Uberrollen 4,10
92/1509 7 SIDS 4,30
93/1820 00 SIDS 3,20
93/1878 14 SIDS 3,80
93/1964 0 Ersticken,
vorher gesund 4,60
93/1988 3 SIDS 5,20
93/2027 3 SIDS 7,00
93/2219 13 SIDS 2,50
93/2242 SIDS 2,30
94/0018 CO SIDS 3,20
94/0107 12 SIDS 3,50
94/0147 22 SIDS 3,20
Tabelle 5: Quecksilberwerte
der Münchner Fälle
Bei den Münchner SIDS fanden
sich im Frontalhirn eine Spannbreite der Hg-Werte von 1,5 bis 24,6 ng/g Hg. Die
Vergleichsfälle, darunter auch einige Fälle mit letztlich nicht gesicherter
Diagnose, erbrachten Hg-Werte von 0,6 bis 25,8 ng/g Hg. In beiden Untergruppen
zeigte sich eine linkssteile, nicht normalverteilte Anordnung der
Quecksilberwerte mit einem Überwiegen von Werten zwischen nicht nachweisbar und
10 ng/g Hg.
Anzahl Fälle pro
Quecksilbergruppe der Vergleichsfälle München, Frontalhirn
¦ Anzahl Fälle Pro Gruppe
0-4,99 10- 20-
14,99 24,99
Hg-Untergruppen ng/g Hg
Abbildung 6
Anzahl Fälle pro
Quecksilbergruppe SIDS München,
Frontalhirn
¦ Anzahl Fälle pro Grupppe
0-4.99 10- 20-
14,99 24,99
Hg-Werte pro Untergruppe
ng/g Hg
Abbildung 7
In Tab 6 finden sich die
statistischen Kennwerte Median, Arithmetisches Mittel, Varianz und
Standardabweichung für die gesamten Münchner Fälle sowie gesondert für die
Untergruppen SIDS und Vergleichsfälle
Median Arithmetisches
Mittel Varianz Standartabwei chung
München Alle Hg frontal
(ng/g) 3,7 5,44 28,23 5,31
München SIDS Hg fontal
(ng/g) 3,5 5,21 24,66 4,97
München Vergleichsfälle Hg
frontal 4,2 5,95 33,79 5,81
Tabelle 6
Insgesamt lassen sich bei
der großen Spannbreite und hohen Varianz bzw. Standardabweichung der Werte
keine signifikanten Unterschiede zwischen den SIDS und den Vergleichsfallen in
Bezug auf Höhe der Quecksilberkonzentrationen nachweisen. Im Vergleich der
Berliner und Münchner Fälle zeigt sich im Mann-Whitney-U-Test jedoch eine
hochsignifikante Differenz (p<0,01) mit deutlich höheren Quecksilberwerten
in den Münchner Proben.
4.1.3 Korrelation der
Quecksilberwerte mit dem Alter:
Eine Korrelation der
Quecksilberwerte mit dem Alter ließ sich in keiner der Untergruppen nachweisen.
Berlin alle Fälle
Korrelation Alter/Hg Frontalhirn
? Hg Großhirn
Abbildung 8
München alle Fälle
Korrelation Alter/Hg Frontalhirn
• Hg Großhirn
Abbildung 9
4.2 Reaktive Astrogliose
Bei allen Fällen wurden
histologische Präparate von Schnitten der Medulla oblongata auf Höhe des
Nucleus dorsalis nervus Vagus und zusätzlich, da bei einigen Präparaten auf der
Schnittebene der Nucleus N. IX. nicht getroffen war, von Schnitten im Bereich
der Kerne der medianen Raphe von Pons bzw. Medulla oblongata untersucht.
Angegeben wird jeweils die Gesamtsumme in Quadratmykrometer der GFAP-positiven
Strukturen von jeweils vier Blickfeldern pro Schnitt.
Die Absolutwerte in µm2 für
die Berliner Fälle finden sich in der Tabelle 7 (S. 67).
GZ- Lebensalter in Diagnose Glia Median
Nummer Wochen
B93/604 12 SIDS 84232
B93/623 20 SIDS 312412
B94/036 16 SIDS 197600
B94/051 10 SIDS 100400
B94/077 CT) Otitis
media fehlt
B94/157 13 SIDS 18792
B94/217 49 Endokarditis fehlt
B94/262 50 SIDS fehlt
B94/502 37 Ertrinken fehlt
B94/547 30 Waterhouse-Friedrichsen-Syndrom fehlt
B94/655 16 SIDS fehlt
B94/658 14 SIDS fehlt
B94/695 15 SIDS fehlt
Tabelle 7
Die Absolutwerte in µm2 für
die Münchner Fälle finden sich in Tabelle 8.
GZ-Nr Alter in Wochen Diagnose Glia
mediane Raphe Glia MO
89/1270 52 Schädelzertrümmerung
nach Unfall 111700 53913
89/1472 26 SIDS 89713 56273
89/1500 43 SIDS 52499
89/1523 65 Erwürgen 94926 22989
89/1938 43 SIDS 48122
89/2131 0 Ersticken 18255
89/2200 13 SIDS 149500 44786
90/0040 Ol SIDS 4666
90/0255 17 SIDS 9335
90/0415 35 SIDS 206300 34508
90/0450 78 Ertrinken 633100
90/0481 10 SIDS 309800
90/0558 13 SIDS 131500 85025
90/0637 104 Ersticken 182700
91/1357 43 SIDS 451400
91/1702 30 Schädelzertrümmerung
nach Unfall 456400
91/1730 30 SIDS 45141 25117
91/1933 9 SIDS 7987 4830
91/2062 52 Schädelbasisbruch 42270
91/2359 26 SIDS 63403 82586
91/2361 co SIDS 14608
GZ- Alter in Diagnose Glia Glia MO
Nummer Wochen mediane
Raphe
91/2422 22 SIDS 5411
91/2536 o SIDS 61847
92/0010 22 SIDS 36691 873
92/0044 7 SIDS 44794 9205
92/0111 9 SIDS 110300
92/0115 17 SIDS 53714 1217
92/0247 CD SIDS 91810 27193
92/0314 17 SIDS 164900
92/0320 CT) SIDS 67756
92/0385 16 SIDS 39990 96570
92/0405 78 Ersticken
bei Laryngitis 269200 122100
92/0416 CD SIDS 138400
92/0482 30 SIDS 9268
92/0489 61 Ersticken 467700
92/0493 91 Ertrinken 428800
92/0560 13 SIDS 251400 115400
92/0565 26 SIDS 176800
92/0607 9 SIDS 33656
92/0623 CT) SIDS 141000 135000
92/0657 13 SIDS 53739
92/0743 48 SIDS 274200 310300
92/0795 CT) SIDS 42816
92/1184 CO SIDS 622100 65760
92/1243 22 SIDS 296300
92/1424 65 Schädelhirntrauma 84447
92/1442 65 Unfall
mit Uberrollen 279200
92/1509 7 SIDS 271500
93/1820 00 SIDS 43310 16715
93/1878 14 SIDS 98635
93/1964 0 Ersticken,
vorher gesund 17842 11211
93/1988 3 SIDS 28354 36606
93/2027 3 SIDS 26406
93/2219 13 SIDS 25086
93/2242 SIDS 25952 79342
94/0018 CO SIDS 11818
94/0107 12 SIDS 325900
94/0147 22 SIDS 39001
Tabelle 8
4.2.1 Vergleich der Stärke
der reaktiven Astrogliose in der medianen Raphe zur Höhe der Quecksilberwerte
im Frontalhirn:
4.2.1.1 Berlin
Da wegen der oben
angesprochenen Probleme mit den unterschiedlichen Sekanten nur von fünf
Berliner Fällen die Proben für die Histologie auf der richtigen Höhe entnommen
worden waren, unterbleibt wegen der geringen Fallzahl der Versuch einer
Korrelation von Gliareaktion und Quecksilberhöhe bei dieser Untergruppe.
4.2.1.2 München Gesamtgruppe
Untersucht man die
Gesamtgruppe der Münchner Fälle auf eine für alle Werte gültige Korrelation
zwischen Quecksilberhöhe und Fläche der reaktiven Astrozyten, so findet sich
keine Korrelation.
Dies entspricht dem
erwarteten Ergebnis. In dieser Altersgruppe ist mit einer Hintergrundprävalenz
der reaktiven Astrogliose um 50 % zu rechnen (Kinney et al. 1992). Daher war
nicht zu erwarten, daß eine möglicherweise beginnende Korrelation zwischen
Quecksilberhöhe und Ausprägung der reaktiven Astrozytose bei Betrachutung der
Gesamtzahl der Fälle von der starken Streuung der Hintergrundprävalenz
abzutrennen wäre. Zudem ist nach den bisherigen Erfahrungen in einem etwas
höheren, aber in der Größenordnung unseren Werten nahe kommenden
Quecksilberdosisbereich trotz positiver Gliareaktion keine sichere Korrelation
zwischen Quecksilberhöhe und Stärke der reaktiven Gliose gefunden worden
(Lapham et al. 1995).
München (alle) 0-12 Monate
Sterbealter Korrelation Hg-Werte Frontalhirn/Gliareaktion Mediane
Raphe
? Glia Median
Abbildung 10
Weniger eindeutig sind die
Ergebnisse bei der Frage nach einer Grenzzone. Oberhalb einer solchen Grenzzone
sind eine höhere relative Anzahl positiver Astrogliareaktionen zu fordern. Im
Idealfall sollten überhaupt keine negativen Astrogliareaktionen mehr
nachzuweisen sein.
Da es keine Vorarbeiten
bezüglich eines Grenzwert zu einem beginnenden Effekt der Quecksilberwirkung
auf das menschliche Gehirn im Sinne einer reaktiven Astrozytose gab, den wir in
unserer Arbeit überprüfen konnten, mußten wir bei der Auswertung zweistufig
vorgehen.
Zunächst mußte im
explorativen Sinne eine Verdachtshypothese eines Grenzwertes in der
untersuchten Population entwickelt werden. Danach mußte dieser fragliche Grenzwert
statistisch überprüft werden.
Zur Hypothesengenerierung
zogen wir die optische Auswertung der graphischen Darstellung des Verhältnisses
von Quecksilberhöhe und Fläche der reaktiven Astrozyten heran sowie die
mathematische Berechnung der relativen Anzahl positiver Astrogliareaktionen mit
steigenden Quecksilberwerten.
Hier wurde nach
Anhaltspunkten für die gegensätzlichen Hypothesen gesucht, ob es sich im
untersuchten Kollektiv um eine reine Zufallsverteilung der Fläche der reaktiven
Astrozyten im Sinne einer unspezifischen Hintergrundprävalenz handelt, oder ob
ab einem bestimmten Quecksilberwert die Tendenz zu weniger negativen
Gliarektionen zu vermuten ist. Es wurde also nach Hinweisen für folgende
Nullhypothese gesucht: Es gibt keinen Quecksilberwert, oberhalb dessen nur noch
positive Gliareaktionen zu finden sind. Die Alternativhypothese ist: Es gibt
einen Quecksilberwert, oberhalb dessen nur noch positive Gliareaktionen zu
finden sind.
Als Kriterium für eine
positive Reaktion wählten wir eine Gliareaktion mit mehr als 100000 µm2.
München (alle) 0-24 Monate
Sterbealter Korrelation Hg-Werte Frontalhirn/Gliareaktion Mediane
Raphe
Glia Median
Abbildung 11
Wie aus dem Diagramm zu
entnehmen ist, verteilen sich die Flächen an reaktiven Astrozyten im unteren Quecksilberdosisbereich
zufällig und ohne Zeichen eines Zusammenhanges zwischen Quecksilberhöhe und
Stärke der Gliareaktion. Ab eines Quecksilberwertes von ca 8-9 ng/g wird der
optische Eindruck erweckt, daß die Anzahl negativer Gliareaktionen abnimmt.
Diese Zone erfüllt am besten
die Kriterien für einen möglichen Grenzbezirk innerhalb des untersuchten
Kollektives bezüglich einer beginnenden Quecksilberwirkung auf die Astrozyten
im Sinne der reaktiven Astrogliose.
Somit läßt sich aus der
Graphik die Hypothese ableiten, daß sich ab einem Quecksilberwert von ca. 8-8,5
ng/g eine quecksilberbedingte Zunahme positiver Gliareaktionen abzeichnet.
Die oben erläuterte
Hypothese besagt, daß ab einem Quecksilbergrenzwertbereich successive die
relative Anzahl der positiven Reaktionen zunehmen müßte. Zur mathematischen
Unterstützung der optischen Auswertung führten wir daher eine Berechnung des
Verhältnisses von positiven Gliareaktionen (G+) zu der Gesamtzahl (n) an
positiven und negativen Reaktionen mit steigenden Quecksilberwerten durch.
Dabei wurde für jeden untersuchten hypothetischen Quecksilbergrenzwert zunächst
die Anzahl positiver Gliareaktionen oberhalb dieses Quecksilberwertes bestimmt
und dann durch die Gesamtzahl der Gliareaktionen oberhalb des jeweiligen Quecksilberwertes
geteilt.
NgHg Negative Positive Gesamtzahl Verhältnis der
Frontalhirn Gliareaktionen Gliareaktione positiver
und positiven
(G-) n(G+) negativer Reaktionen
zur
Gliareaktionen Gesamtzahl
(n) (G+/n)
1 35 23 58 0,4
2 30 20 50 0,4
3 23 13 36 0,36
4 13 10 23 0,43
5 11 8 19 0,42
6 7 8 15 0,53
7 5 6 11 0,55
8 2 6 8 0,75
9 2 4 6 0,67
10 2 4 6 0,67
11 2 3 5 0,6
13 1 2 3 0,67
Tabelle 9
Verhältnis positiver
Astrogliareaktionen zur Gesamtzahl der Fälle mit steigenden Quecksilberwerten
Abbildung 12
Auch in dieser Berechnung
findet man einen relativen Anstieg der positiven Gliawerte im
Quecksilberbereich um 7-9 ng/g Hg, so daß man einen Grenzwert etwa bei 8 ng/g
Hg vermuten könnte.
Allerdings zeigt sich, wie
zu erwarten, kein plötzlicher Sprung von einer zufallsverteilten relativen
Anzahl an positiven Gliareaktionen zu 100 % positiven Reaktionen. Entsprechend
der interindividuell unterschiedlichen Sensibilität auf Quecksilber ist eher
von einem Grenzwertbereich mit successive sich verändernden relativen Häufigkeiten
der positiven und negativen Reaktionen zu rechnen. Somit stellt sich jetzt die
Frage, ob die zu beobachtende Tendenz statistisch signifikant wird, ob
tatsächlich ein signifikanter Unterschied zwischen den Teilgruppen oberhalb und
unterhalb des hypothetischen Grenzwertes besteht.
Diese Hypothese wurde
mittels des Fischer-Yates-Test überprüft. Wir entschieden uns für dieses
statistische Instrument, da wegen der geringen Fallzahl im Bereich der höheren
Quecksilberwerte sowie der großen Streuung der Werte eine Berechnung der
Korrelation als nicht sinnvoll erschien. Es wäre hier zu erwarten gewesen, daß
der beginnende Effekt einer Korrelation von Quecksilber und Gliareaktion durch
die Effekte anderer Ursachen einer Gliose überlagert würde. Dagegen kann eine
Ja/Nein-Unterscheidung in dem Sinne getroffen werden, daß entweder eine
relevante Astrogliose pro Einzelfall nachgewiesen werden kann oder aber nicht.
Die Anzahl komplett negativer Reaktionen müßte im Grenzbereich abnehmen und
dann mit steigender Quecksilberkonzentration sich asymptotisch Null annnähern,
bzw. die Anzahl positiver Reaktionen successive zunehmen.
Die Nullhypothese ist
hierbei: Die Populationen oberhalb und unterhalb des überprüften
Quecksilberwertes entsprechen sich in der relativen Anzahl der positiven zu den
negativen Gliareaktionen.
Die Alternativhypothese ist:
Die Population oberhalb des zu untersuchenden Quecksilberwertes zeigt eine
signifikant niedrigere relative Anzahl an negativen Gliareaktionen als die
Population unterhalb des zu prüfenden Grenzwertes.
In die statistische
Auswertung wurden in einer ersten Berechnung alle Münchener Fälle mit einem
Sterbealter von 0-24 Monate aufgenommen, danach erfolgte eine getrennte
Berechnung für die Altersgruppe von 0-12 Monate.
Auswertungstabelle für den
Fischer-Yates-Test
Tatsächlich gefundene Werte,
München, alle Fälle 0-24 Monate
Fläche reaktiver Fläche
reaktiver Zeilensumme
Astrozyten Astrozyten
< 100.000 µm2 >
100.000 µm2
Quecksilber 33 16 49
Frontalhirn <8
ng/g
Quecksilber 2 7 9
Frontalhirn >8
ng/g
Spaltensumme 35 23 58 Gesamtsumme
Tabelle 10
Aus der Berechnung der
tatsächlichen Verteilung der Werte sowie aller im Sinne der Alternativhypothese
extremeren möglichen Verteilungen folgt eine Wahrscheinlichkeit von p=0,015, daß
die Nullhypothese zutrifft. Somit findet sich eine statistisch signifikant
niedrigere relative Anzahl von negativen Gliareaktionen in der Gruppe oberhalb
des Quecksilberwertes von 8 ng/g.
Auch für die Untergruppe mit
Sterbealter 0-12 Monate ergibt sich ein signifikantes Ergebnis im Sinne der
Alternativhypothese mit p=0,0085.
4.2.1.2.1 SIDS
Auch bei Betrachtung nur der
Untergruppe der SIDS findet sich bei gleichem Vorgehen im Fischer-Yates-Test
mit einer Wahrscheinlichkeit von p=0,0149 eine signifikant niedrigere Anzahl
negativer Gliareaktionen in der Gruppe mit Quecksilberwerten über 8 ng/g. Zur
Veranschaulichung siehe Abb. 16
München (SIDS) Korrelation
Hg Frontalhirn/Gliareaktion Mediane Raphe
? Glia Median
Abbildung 13
4.2.1.2.2 Vergleichsgruppe
Auch in der Vergleichsgruppe
entsteht der Eindruck, daß in den höheren Dosisbereichen weniger negative
Gliareaktionen zu finden sind als im unteren Bereich. Wegen der geringen
Fallzahl in dieser Gruppe ist diese Aussage jedoch kaum zu erhärten, und das
Ergebnis ist auch rechnerisch nicht statistisch signifikant.
München (Vergleichsgruppe)
Korrelation Hg Frontaihirn/Glia Median
? Glia Median
Abbildung 14
4.2.2 Korrelation der Stärke
der Astrogliareaktion im Nucleus dorsalis nervus vagus mit der Quecksilberhöhe
im Frontalhirn
Bei insgesamt um den Faktor
1,5-2 niedrigeren Werten der Flächen reaktiver Astrozyten findet man bei der
Analyse der Gliareaktion im Bereich des Nucleus dorsalis nervus vagi ein
ähnliches Phänomen wie bei der Gliareaktion der medianen Raphe. Sowohl in der
Gesamtgruppe wie auch in den Untergruppen SIDS und Vergleichsgruppe finden sich
ab einem bestimmten Quecksilberwert - hier allerdings 5 ng/g - eine Tendenz zu
weniger negativen Gliareaktionen.
Aufgrund der relativ kleinen
Fallzahl verzichteten wir hier jedoch auf das oben beschriebene statistische
Vorgehen. Siehe Abb. 15
München (alle) Korrelation
Hg-Werte Frontalhirn/Gliareaktion Nucleus motorius nervus X.
? Glia MO
Abbildung 15
München (SIDS) Korrelation
Hg-Werte Frontalhirn/Gliareaktion Nucleus motorius nervus X.
? Glia MO
Abbildung 16
4.2.3 Korrelation zwischen
dem Alter der Fälle und der der Stärke der Astrogliareaktion
Eine Korrelation der
Gliareaktion mit steigendem Alter innerhalb des ersten Lebensjahres konnte in
keiner der Gruppen nachgewiesen werden.
München (alle) Korrelation
Alter/Gliareaktion Mediane Raphe
? Glia Median
Abbildung 17
Allerdings zeigt sich eine
Tendenz, daß ab einem Alter von etwa 70 Wochen keine negativen Gliareaktionen
mehr zu finden sind.
4.2.4 Allgemeine Verteilung:
Im Überblick findet man,
entsprechend den Angaben in der Literatur (Levis und Cowan 1985), immer eine
relativ deutlich vermehrte Fläche mit GFAP-positiven Astrozyten an der Grenze
zum Liquorraum sowie subependymar im Bereich der Glia limitans. Die Weiße Substanz
zeigt in der Regel eine stärkere Reaktion als die Graue Substanz. Die
Mittellinie weist sowohl vom Ependym her als auch in der Raphe eine deutliche
positive Farbreaktion aus (siehe Abb. 18, 19 und 20).
Abb. 18 (S 77):
Übersichtsbild (1:100) in Höhe des Nucleus dorsalis nervus vagus mit
Darstellung der ausgeprägten Astrogliose der Glia limitans und Betonung im
Bereich der weißen Substanz
Abbildungen 19,20:
Ausgeprägte Gliareaktion im Bereich der Glia limitans und der medianen Raphe
4.2.5 Verhältnis Stärke der
Astrogliosereaktion Mediane Raphe/Nucleus motorius n. X
In der Medulla oblongata
findet man überwiegend eine ausgeprägtere Gliareaktion in der medianen Raphe
als im Nucleus dorsalis n X
Das Verhältnis der in
unserer Arbeit gefundenen Relationen der Fläche der reaktiven Astrozyten von
Medianer Raphe und Nucleus dorsalis n X wird in Abb 21 gezeigt. Dargestellt
wird das Verhältnis für alle Einzelfälle, bei denen sowohl histologische
Schnitte von der medianen Raphe als auch vom Nucleus dorsalis n. X vorhanden
waren
Abbildung 21
5.1.3 Einordnung der eigenen
Ergebnisse in den aktuellen Stand der Forschung 5.1.3.1 Methyl-Quecksilber
Die bisher gültigen
Korrelationen zwischen Methyl-Quecksilberbelastung und Effekten bei intrauterin
belasteten Feten stammen letzlich alle aus den statistischen Auswertungen der
Vergiftungsperiode im Irak (Marsh et al. 1981, 1987, WHO1990, Gilbert und
Grant-Webster 1995), siehe auch Kapitel 1.1.7.1 und 1.1.8. Während allerdings
die Effekte der höheren Belastungsgruppen mit deutlichen neurologischen
Auffälligkeiten der Kinder und Methylquecksilberwerten von über 165 µg/g
Haarquecksilber der Mütter gut gesichert sind, bleiben wegen der damals
geringen Fallzahlen im Niedrigdosisbereich Unsicherheiten, welcher
Quecksilberdosisbereich noch als sicher anzusehen ist oder von welchem Bereich
an erste Quecksilbereffekte auftreten.
In der Auswertung der Daten
von Erwachsenen Opfern der Vergiftungsperioden aus Minamata und aus dem Irak
folgte die WHO (1976) zunächst einem parametrischen statistischen Modell von
Bakir et al. (1973), mit welchem für jedes einzelne Symptom der
Quecksilberintoxikation eine Dosis-Antwort-Kurve sowie ein „praktischer
Grenzwert" berechnet wurde. Es handelt sich dabei um das
sogenannte„Hockeyschlägermodell", bei dem die waagerechte, der x-Achse
parallele Linie die Hintergrundprävalenz eines unspezifischen Symptomes angibt,
und die aufsteigende Linie die logarithmische Korrelation der
Auftretenswahrscheinlichkeit des Symptomes in Bezug auf die
Quecksilberkonzentration angibt. Der Eckpunkt bzw. Treffpunkt zwischen
waagerechter und aufsteigender Linie wird dann als „praktischer Grenzwert"
- im Sinne von praktisch detektabel - definiert.
Abbildung 24:
Darstellung des Logit- und
des „Hockeyschläger"-Modells über das Dosis-Antwortverhältnis zwischen
verspätetem Laufen und der maximalen mütterlichen
Methylquecksilberkonzentration im Haar während der Schwangerschaft. Die beiden
Dosis-Antwortkurven sind mit soliden Linien dargestellt, die gestrichelte
Fläche repräsentiert die 95%-Konfidenzintervalle.
Dies Modell beinhaltet, daß
bei steigender Hintergrundprävalenz, also bei einer graphisch bei einem höheren
Wert die y-Achse schneidenden waagerechten Geraden.
Daunderer:
Je mehr Amalgam die
Mütter hatten, desto höher war Quecksilber im Gehirn.
Über 7 µg/g Hg trat eine
relative Aotrogliose auf (Astrozytenschädigung),
die bei hohen Werten zum
Atemstillstand führt (Schlafapnoe).