Kinderfeindlichstes Land Deutschland

Als Vater von vier Kindern, die heute 34-36 Jahre alt sind, kann ich ein Lied davon singen, welche ungeheueren Entbehrungen Eltern erleiden müssen, wenn sie bewusst Kinder großziehen und ihnen einen guten Start fürs Leben ermöglichen wollen.

Während unsere Bevölkerung stolz darüber ist, dass Deutschland die geringsten Kinderzahlen von allen Staaten der Welt hat und der nächstbessere Staat der Vatikan ist, ist das ganze Geschehen Folge der Einstellung unserer ganzen Bevölkerung gegenüber Kindern.

Der erste Balanceakt für junge Mediziner ist, wie man als fast fertiger Student das erste Kind zwischen Universität und Praktikum hin und herschiebt, weil die Großeltern auch noch arbeiten.

Dann kommen die ersten Demütigungen wenn es mehrere Kinder sind. So fragte der einstellende Oberarzt Dr. Keller im Krankenhaus: „Wie viele Kinder wollen sie noch? Oder wollen sie ein guter Arzt werden?  Beides verträgt sich nicht.“

Der Chefarzt fragte einmal um 22 Uhr als ich die Klinik bei offiziellem Dienstschluss um 17 Uhr verließ: „Wo gehen Sie hin?“ Ich antwortete: „Heim zu Frau und vier Kindern.“ Darauf erwiderte er: „Ihre Heimat ist die Klinik.“

Den Versuch, andere Stellen zu bekommen lehnten im Gegensatz zu den Chefärzten, die es bewilligt hatten, die Verwaltungsdirektoren ab, da „ein Arzt mit vier Kindern für die Stadt wegen den Kinderzuschlägen viel teuerer sei, als ein Lediger“.

Im Vorort Münchens hörte man beim Einkaufen, wenn man einen Teil der Kinder mitnahm: „Das sind die Asozialen mit vier Kindern“. Die Lästerer wussten ja nicht, dass Vater und Mutter beider sehr fleißige Ärzte waren und nie irgendeine Unterstützung bekamen. Nur die Anzahl der Kinder war ein ständiger Stein des Anstoßes.

Mit vier Kindern braucht man Geld für den privaten Musikunterricht, die Sportclubs wie Judo, Schwimmen, Ausflüge zum Skifahren, Schüleraustausch über Monate nach USA und vieles andere. Wo Kinder sind  auch viele Gleichaltrige anwesend. Zu Geburtstagen wird die gesamte Klasse eingeladen, verköstigt und mit Überraschungen unterhalten. Ausflüge mit den Freunden machten einen Kleinbus erforderlich. Mitschüler übernachten und werden verköstigt.

Der Vater muss natürlich ausreichend Geld heimbringen. Der Gehalt eines jungen Arztes reicht dafür niemals aus. Wöchentlich mindestens ein Nachtdienst dazu wöchentlich mindestens ein Notarztdienst bei der Feuerwehr (à 100.-DM) und dazu wöchentlich mindestens ein Nachtdienst in der Zentrale des Ärztlichen Notdienstes (à 100.-DM) hätten nicht gereicht wenn nicht dazu die Erlöse aus den auswärtigen Vorträgen vor Ärztevereinigungen und die Honorare aus Büchern dazu gekommen wären. Bitter dabei wirkt, dass man viel zu wenig Zeit für seine lebenswürdige Familie hat. Zudem zehrt der Raubbau der Kräfte früh an der Gesundheit. Die Überbelastung reduziert die Lebensfreude erheblich.

Dass wirklich erholsame Urlaube mit vier Kindern rein technisch während deren ersten 14 Lebensjahre nicht mehr möglich waren, muss gar nicht betont werden.

Erleichterungen oder gar Hilfe von der Umwelt hatten wir niemals erhalten. Wir hielten die gesamte Umwelt für extrem kinderfeindlich.

Aber langfristig gewöhnt man sich an alles.

Das schönste, was man im Leben erreichen kann, sind gesunde und glückliche Kinder, die rundum mit ihrem Leben zufrieden sind.

 

Nicht ohne Grund sind Vergiftete fast ausnahmslos ohne Kinder und oft sehr unglücklich. Armes Deutschland!

Wenn ich heute gefragt werde, sage ich stets: „Das wichtigste im Leben war mir eine intelligente, selbstbewusste und fleißige Frau und vier gesunde Kinder.

Alles würde ich unbedingt wieder genau so machen“