Bundeskanzlerin
Angela Merkel (CDU) warnt vor einer Überschätzung der Kernenergie.
Atomkraftwerke könnten die Klimaprobleme nicht lösen, sagte sie, und forderte
die Autoindustrie auf, sparsamere Autos zu bauen.
Berlin - Merkel
bedauerte auf der Münchner Sicherheitskonferenz zwar, dass im Rahmen des
vereinbarten Atomausstiegs in Deutschland auch Kernkraftwerke abgeschaltet
werden sollen, die sicher seien. Tatsache sei aber auch, dass die Kernkraft
nicht "der Ausweg" aus dem Klimawandel sein könne.
Ähnlich äußerte
sich der frühere Chef des Uno-Umweltprogramms Klaus Töpfer (CDU). Die
Atomenergie sollte heute und künftig nur eine "sehr begrenzte" Rolle
spielen. "Die Kernenergie kann die Klimaproblematik nicht lösen",
betonte der frühere Bundesumweltminister. Am Freitag hatte sich
CDU-Präsidiumsmitglied Friedbert Pflüger sogar ganz für eine Abkehr von der
Kernenergie ausgesprochen.
EU-Umweltkommissar
Stavros Dimas ermahnte
unterdessen Deutschland, den Atomausstieg klimafreundlich zu gestalten. Es wäre
zu begrüßen, wenn Kernkraftwerke, die vom Netz genommen werden, durch
kohlendioxidarme Kraftwerke - zum Beispiel erneuerbare Energien oder
hocheffiziente und saubere Gas- und Kohlekraftwerke - ersetzt würden.
Merkel
nannte die Berichte über den Klimawandel "mehr als alarmierend". Sie
mahnte verstärkte Anstrengungen in Forschung und Entwicklung von
Umwelttechnologien an. Dabei richtete die Kanzlerin einen besonderen Appell an
die Autohersteller. Deutschland dürfe hier Entwicklungen "nicht
hinterherlaufen."
Als
Beispiel nannte sie die Hybridtechnologie. "Ich fordere alle
Entwicklungsingenieure in der starken Automobilbranche in Deutschland auf,
alles daran zu setzen, neben vielen anderen Aspekten für ein gutes Auto auch
den Aspekt effizienten Verbrauchs von Sprit bei der Entwicklung des Autos zu
bedenken und ganz oben auf die Prioritätenliste zu setzen." Dies werde
auch Arbeitsplätze sichern.
Nach
einer Untersuchung der Autozeitschrift "auto motor und sport" liegen
derzeit 113 aktuelle Fahrzeug-Modelle in Deutschland unter der von der EU
geforderten Obergrenze des Kohlendioxidausstoßes von 130 Gramm pro Kilometer.
Darunter sind 25 deutsche Modelle.
Ex-Umweltminister
Jürgen Trittin (Grüne) riet derweil zum Umstieg auf Erdgas-Autos. "Die
sind solide und stoßen 25 Prozent weniger Treibhausgase aus als ein
Benziner", sagte er. Die höheren Anschaffungspreise holten Verbraucher
durch die geringeren Spritkosten wieder herein, "Vielfahrer schnell,
Wenigfahrer später".
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,465616,00.html