Kartoffeln als Medizin

Es hat lange Zeit gedauert, den hohen Wert der Kartoffel zu erkennen. Ursprünglich war sie ein Zuchtprodukt der Indianer in den Hoch Anden. Friedrich der Große führte bei uns die Kartoffel als Volksnahrungsmittel ein. Aber die Kartoffel ist nicht nur ein Nahrungsmittel, sie ist auch ein Heilmittel ersten Ranges, sofern sie in biologisch bewirtschafteten Böden angepflanzt wird. Die Kartoffel gehört zu jenen Nahrungsmitteln, deren Aminosäure-Gruppen (Bausteine der Eiweiße) am meisten mit denen der menschlichen Körpergewebe übereinstimmen. Das Eiweiß der Kartoffel enthält das Tuberin, welches nicht weniger als 14 der 20 Aminosäuren enthält, die unser Körper für den Aufbau des Körper-Eiweißes benötigt, außerdem ein wichtiges Ferment, das eine ausgesprochen gute Wirkung auf die Magenschleimhaut hat. Die Kartoffel besteht zu rund 22% ihres Gewichtes aus leicht-verdaulicher Stärke, der Mineralstoffgehalt von 1,5% gilt als relativ hoch, wobei als wichtigste Mineralstoffe Kalium, Kalzium, Magnesium, Phosphor, Natrium und Eisen zu nennen sind. Außerdem ist die Kartoffel ein bedeutender Vitaminträger, insbesondere von Vitamin C, B 1 und B 2. Entgegen allen anderen Nahrungsmitteln kann das Vitamin C bei kurzfristiger Erhitzung noch zunehmen, da es von einem besonderen Schutzstoff begleitet ist. Bei einem Verzehr von 300 g Kartoffeln je Tag erhält der Körper bereits 60% seines Kaliumbedarfs, was für das Säure-Basen-Gleichgewicht wichtig ist. Kartoffeln sind auch wertvolle Ballaststoff-Lieferanten. Ballast- bzw. Faserstoffe haben regulierende Funktionen, insbesondere für die Beseitigung der Darmträgheit. In der Kartoffel, vor allem im Kartoffelsaft, sind Wirkstoffe enthalten, die insbesondere bei der Übersäuerung des Magens als Heilkräfte wirken können. Ebenso sind sie auch bei der Entwässerung des Körpers sehr dienlich. Der Saft der rohen Kartoffel enthält 1,2% Eiweiß, 0,16% Fette, 20,7% Kohlenhydrate, verschiedene Salze, Mineralien und das Alkaloid Solanin. Solanin ist nach Prof. Hansen ein wünschenswerter Stoff, der sich auf die Bewegungen, die Absonderungen des Darmes und auf den Geschmack günstig auswirken.

Vorsicht: Kartoffeln dürfen nicht vorzeitig geerntet werden, weil sie dann zu viel Solanin enthalten. Auch keimende Kartoffeln können giftig sein! Grünes muss vor dem Kochen weg geschnitten werden! Der Magenübersäuerung entgegen Unter Übersäuerung des Magens wird eine krankhafte Steigerung der Säurewerte des Magens verstanden. Diese kommt insbesondere bei Entzündungen der Magenschleimhaut vor. Der Magensaft wird als leicht saure Flüssigkeit in einer Menge von 1 1/2 bis 2 Litern pro Tag produziert. Er ist notwendig zum Emulgieren von Fetten und zur Vor-Verdauung der Eiweiße. Die Magensaft-Salzsäure formt das Eiweiß um und schafft ein geeignetes Milieu für die Wirkung des Pepsins, des eiweißspaltenden Enzyms, das aber nur in Gegenwart von Salzsäure die langen Eiweißketten schnell und ganz zerlegen kann. Die Salzsäure des Magensaftes wird aus dem Chlor der Kochsalzlösung gebildet, die im Blut kreist. Sie wirkt desinfizierend und tötet Bazillen, die Gärung und Fäulnis hervorrufen, aber auch die Bakterien, die mit der Nahrung verschluckt werden. Der Magensaft reguliert auch in kleinen Mengen das Hungergefühl, regt den Appetit an und wird bei Nahrungsaufnahme sofort vermehrt produziert. Der Magen kann sehr in Mitleidenschaft gezogen werden durch seelische Belastungen. Er produziert dann zuviel Magensäure, die die Magenschleimhaut angreift, so dass sich Magengeschwüre bilden können. Die Übersäuerung führt zu saurem Aufstoßen, Magendrücken oder Sodbrennen. In vielen Fällen erfolgt Erbrechen. Die Behandlung bei Sodbrennen bestand früher häufig in der Anwendung von Alkalien, z. B. von doppelkohlensaurem Natron, um die überschüssige Säure zu neutralisieren. Hierbei zeigte sich zwar ein schneller subjektiver Erfolg, danach wurde aber oft eine gesteigerte Sekretion (Absonderung) des Magensaftes beobachtet.

 

Durch Einnahme von Kartoffelsaft entsteht bei Übersäuerungs-Erscheinungen ein direkter Heileffekt, jedoch ohne nachfolgende Steigerung der Säureproduktion. Auch bei Untersäuerung des Magens, die vornehmlich bei nervösen Menschen auftritt und auch von Sodbrennen, lästigem Aufstoßen und Erbrechen begleitet sein kann, ist roher Kartoffelsaft ein mildes Heilmittel.

Matthias Claudius pries die Kartoffel als rechtes Magenpflaster: "Schön rötlich die Kartoffeln sind und weiß wie Alabaster, sie däuen lieblich und geschwind und sind für Mann und Frau und Kind ein rechtes Magenpflaster."

Kartoffel-Rezepte für die Gesundheit

Der bekannte Waerland-Arzt, Dr. med. F. Becker, hat einige derjenigen Rezepte veröffentlich, bei denen Kartoffeln als Medizin verwendet werden können, und die es wert sind, bekannt zu bleiben und die auch eine große Hilfe sein können: Kartoffelsaftkur gegen Magenbeschwerden (Über- und Untersäuerung): Man nehme rohe Kartoffeln und verreibe sie zu Saft, indem man sie durch die Maschine dreht. Man trinke zweimal am Tage, und zwar drei Wochen lang, ein halbes Rotweinglas voll vor dem Essen. Eine ähnliche Kur lässt sich machen, indem man früh nüchtern eine kleine geschälte rohe Kartoffel so lange wie möglich kaut. Man schneidet die Kartoffel in Scheiben und kaut dieselben, dadurch wird ein Höchstmaß an Speichel gebildet, der alkalisch ist und sich im saueren Magenmilieu heilend auswirkt. Ich kenne kein besseres Mittel gegen Sodbrennen, Übelkeit und Aufstoßen. Magenabsudkur bei Magen- und Darmerkrankungen: 1/2 kg Kartoffeln werden in Stücke geschnitten und in 1 1/2 Liter Wasser lange gekocht und durchs Sieb gedrückt, 6 Esslöffel Weizenkleie und 3 Esslöffel ganzen Leinsamen, die über Nacht in 1 1/2 Liter heißem Wasser geweicht haben, werden ebenfalls für sich 30 Minuten gekocht und durchgesiebt. Die Flüssigkeit wird mit dem Kartoffelwasser vermischt. Von diesem Absud kann man alle 2 - 3 Stunden eine Tasse trinken. Sofern es besser geht, kann man rohen Möhrensaft dazu trinken. 8 bis 10 Tage getrunken, ist dieser Absud imstande, die meisten Magendarmbeschwerden zu beheben.

Waerlandkartoffelbrei: Einige Kartoffeln werden gut gebürstet und mit der Schale in einen kleinen Topf siedenden Wassers hineingeraffelt. Kochzeit 1 - 2 Minuten, bis der Brei weich ist. Er wird dann mit etwas Schnittlauch oder Petersilie, noch besser mit etwas gemahlenen Leinsamen überstreut. Dieser Kartoffelbrei ist eines der besten Mittel gegen Übersäuerung, eine der besten Übergangsformen nach dem Fasten und besonders den Magen- und Zwölffingerdarmgeschwürkranken zu empfehlen. Kur mit Kartoffelwasser: Wer unter rheumatischen Schmerzen zu leiden hat, der trinke vier Wochen lang jeden Morgen das reine Kochwasser der Kartoffel

- eine Wunderkur! Vorausgesetzt, es sind biologische Kartoffeln, sonst ist der Geschmack geradezu widerwärtig.

Kur mit reinen Kartoffeltagen zur Ausschwemmung von Wasseransammlungen: Man ißt drei Tage lang jeden Tag 1 kg Kartoffeln Pellkartoffeln) ohne Salz und ohne Fett in 6 Portionen über den Tag verteilt. Meist tritt danach eine gute Entwässerung ein, sehr oft allerdings erst am dritten Tage. Bei der Kur muß geruht werden, es genügt aber das Sitzen. Wenn notwendig, kann man die Kur nach 3 - 4 Wochen wiederholen. Wegen des hohen Kaliumgehaltes der Kartoffel sind diese Tage den Obst- und Reistagen vorzuziehen. Die Kartoffelbreikur gegen Magerkeit: Die Kartoffelbrei wird - nachdem die dafür bestimmten Kartoffeln durch ein Sieb getrieben sind - über mildem Feuer mit Nußbutter oder Mandelmus mittels eines starken Schneebesens schaumig geschlagen. Die Kartoffeln sollen mit wenig Wasser gekocht werden, damit kein Kochwasser abgegossen werden muß und mit diesem Wasser zu einem Brei verrührt werden. Günstig ist, einen Eßlöffel rohen Gemüsesaft, am besten Möhrensaft, dazuzugeben. Der Brei soll zumindest zweimal am Tage genossen werden, am besten zusammen mit ausscheidender Nahrung (Salat, Gemüse).

 

Quelle: http://www.bluegreen.net/deutsch/info/texte/kartoffel.htm