KAMPFSTOFF-ANSCHLAG IM
POLIZEIPRÄSIDIUM
Im Münchener Polizeipräsidium hatte ein
Attentäter zur Baader-Meinhof-Zeit aus einer Plastiktüte eine Flüssigkeit im
Flur der Schalter des Einwohnermeldeamtes verspritzt, die wir später als
Chlorcyanid identifizierten. Das ist ein chemischer Kampfstoff vom
Blausäure-Typ. Über 50 Angestellte hatten Kopfschmerzen, Denkstörungen und eine
hellrote Haut, typische erste Anzeichen einer Blausäure-Vergiftung. Im
angerückten Giftbus wurde in ihrer Ausatemluft Blausäure mit dem Gasspürgerät
nachgewiesen.
In der Klinik wurden sie vorsichtshalber
nachuntersucht nachdem sie das Blausäure-Gegengift Natriumthiosulfat, in 3
scheren Fällen kombiniert mit 4-DMAP erhalten hatten. Ein junger Mann hatte in
der Routine-Blutuntersuchung eine frische Syphilis.
Eine Veröffentlichung des wahren Tatbestandes
hätte mit Sicherheit
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viele Nachahmer angeregt und
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die Bevölkerung stark beunruhigt.
Da die Presse enorm auf die Ursache drängte,
ließ ich vom Polizeipräsidium deren Putzmittel bringen, das auch
süßlich-beizend roch und ließ einige Vergiftete daran riechen. Sie meinten, der
Geruch sei ähnlich gewesen. Natürlich war das ein anderer Geruch. Niemand
erfuhr auf Wunsch der Katastrophen-Einsatzleitung im Innenministerium die
wirkliche Ursache und ihre Folgen.
Als ich über die Pressestelle der Universität veröffentlichen
ließ, dass durch die unsachgemäße Aufbringung eines Putzmittels 54 Angestellte
des Polizeipräsidiums eine Lungenreizung erlitten hatten, interessierte sich
niemand mehr für den Fall. Anstelle der geplanten Schlagzeile brachte die
Bildzeitung u.a. nur einen kleinen Vierzeiler hinten.