1950 Jedes Jahr hat sein neues Wundermittel 

Vater sagte mir als Achtjährigem Wundermittel 

Vater sagte mir als Achtjährigem  dieses, was ich nie mehr vergessen sollte.

1950 Glutaminsäure, 1951 Kalzium, 1952 Magnesium, 1953 Kalium usw.

Jedes Jahr hatte sein spezifisches Wundermittel, das „gegen alles half“, von jedermann geschluckt wurde und nach kurzem wegen Wirkungslosigkeit sang und klanglos von etwas Neuem abgelöst wurde. Jahre später, als jedermann seine Nachteile vergessen hatte, kam es jedoch wieder auf den Markt. Die Apotheken in der Innenstadt hatten riesige Werbungen in ihrem Schaufenster.

So wusste man stets, was gerade in Mode war.

Heute geht das über das Fernsehen oder über die kostenlose Apothekenzeitung.

Bei Kalzium und Magnesium war es anfangs sogar ein fünf Jahre Zyklus. Später wurden es südafrikanische Säfte, dann japanische Pflanzen, zuletzt blieben es monoton Algen.

Allen Wundermitteln gemeinsam ist, sie sind:

  1. teuer
  2. dem Nutzer fremd
  3. helfen gegen alles
  4. Werbung über Mundpropaganda
  5. keinerlei wissenschaftliche Belege
  6. ansprechend verpackt.

Es handelt sich stets um einen Talisman, der aus heidnischen Gebräuchen unbedingt zum primitiven Leben dazu gehört. Objektive wissenschaftliche Fakten würden bei diesem mystischen Handeln nur stören. Je einfacher das Gemüt ist, desto höriger ist es auf Wundermittel. Es ist geradezu eine Sucht.

Wir sind umgeben von Wundergläubigen, die uns jedes Jahr über ihr neues Wundermittel berichten und selbst nicht merken, wie ihre Hirnfunktion alljährlich schlechter wird.

Nach 60 Jahren Beobachtung an von mit „Wundermitteln Geheilten“, die kurz danach verstarben, hat man sich fest daran gewöhnt, dass Wundermittel zum Primitivleben dazu gehören!