Jagd nach neuen Erregern
Tularämie
Der Erreger ist unbeweglich und kann sich auch in Körperzellen vermehren. Er bildet keine Sporen, kann aber trotzdem in der Umwelt bei günstigen Bedingungen monatelang überdauern. Er kann höchst unterschiedliche Symptome verursachen und in seltenen Fällen zum Tod führen: das Bakterium Francisella tularensis verursacht Tularämie, auch Hasenpes
t genannt. Obwohl eine meldepflichtige Erkrankung, werden in Deutschland vergleichsweise wenige Erkrankungsfälle beim Menschen registriert; Studien weisen aber auf eine hohe Dunkelziffer hin. Zudem ist Francisella tularensis als potenzielles bioterroristisches Agens der Kategorie A (höchste Einstufung) gelistet.

Tularämie kommt weltweit vor. Tularämie ist im Tierreich weit verbreitet, der Erreger konnte bisher in über 250 Tierarten nachgewiesen werden. Infektionsquellen für Erkrankungen von Menschen sind Wildtiere wie Kaninchen, Hasen oder Nagetiere, aber auch zum Beispiel Zecken. Die Übertragung erfolgt in der Regel durch direkten Kontakt (Haut und Atemwege) oder durch Verzehr von kontaminiertem Fleisch. Meldepflichtig ist der direkte Nachweis des Bakteriums im Zusammenhang mit einer akuten Infektion.
In Deutschland wurden dem Robert Koch-Institut in den vergangenen Jahren durchschnittlich nur rund ein Dutzend Erkrankungen bei Menschen übermittelt. Ein Teil der Neuerkrankungen wurde im Ausland erworben. Die in Deutschland erworbenen Infektionen verteilen sich nahezu über das gesamte Bundesgebiet. Beim größten Ausbruch der letzten Jahre erkrankten zehn Jäger nach einer Hasentreibjagd in Hessen an Tularämie. Infektionsquelle war höchstwahrscheinlich infektiöser Staub (Aerosol), der beim Auswaschen der zerlegten Hasen entstanden war. Einer der Jäger starb, bei ihm konnte allerdings Tularämie als Ursache nicht zweifelsfrei belegt werden.

Bei Tularämie ist in Deutschland von einer hohen Dunkelziffer auszugehen, darauf weisen Ergebnisse von Seroprävalenzstudien hin. Bei solchen Studien werden Blutproben untersucht, der Nachweis von Antikörpern zeigt, dass das Immunsystem sich mit dem Erreger auseinandergesetzt haben muss. In Deutschland wurden teilweise bei bis zu zwei Prozent der untersuchten Personen solche Antikörper gefunden.

Die Inkubationszeit liegt meist bei 3-5 Tagen. Zu Erkrankungsbeginn überwiegen meist uncharakteristische Symptome wie Fieber, Schüttelfrost und Kopfschmerzen, häufig sind die Lymp
hknoten geschwollen. Das weitere klinische Erscheinungsbild variiert in Abhängigkeit von Eintrittspforte, Virulenz und Infektionsdosis. Beim Einatmen von kontaminiertem Staub kann z.B. eine schwere Lungenentzündung entstehen. Eine rechtzeitige Therapie ist meist erfolgreich. Ein Impfstoff ist nicht verfügbar.

Pressemitteilung Robert Koch-Institut 14.09.2009
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