„Hirnschaden“ des Jagdfliegers Richthofen
führte zu Leichtsinn
Schon zu Lebzeiten
war er eine Legende und Kultfigur – auch bei seinen Gegnern! Bis heute blieb
sein früher Tod geheimnisumwittert. Immer wieder wurde darüber spekuliert, wer
eigentlich Manfred Freiherr von Richthofen („Red Baron“) an jenem 21. April
1918 vom Himmel schoss. US-Neuropsychologen wollen jetzt das Rätsel über das
Ende des mit 80 Abschüssen erfolgreichsten deutschen Jagdfliegers des I.
Weltkriegs gelöst haben. Richthofen soll unter einem Hirnschaden gelitten haben
– der Folge einer früheren Kopfverletzung. Deshalb machte er bei seinem letzten
Flug einen tödlichen Fehler.
Den Hirnschaden
dürfte er bei einem Luftkampf am 6. Juli 1917 erlitten haben. Der damals
24-jährige Kriegsheld, nach 57 Abschüssen gerade mit dem höchsten Orden „Pour
le Merite“ (Spitzname „Blauer Max“) ausgezeichnet, verfolgte mit seiner
Maschine einen britischen Doppeldecker. Aus 300 Meter Entfernung traf den
„Roten Baron“ eine Kugel. Richthofen später: „Ich war für Sekunden blind und am
ganzen Körper gelähmt.“ Doch er landete sicher. Die Ärzte notierten damals:
„Schwere Gehirnerschütterung.“ Gegen den Rat der Mediziner war er schon nach 40
Tagen wieder in der Luft.
Nach Auswertung
historischer Gutachten kamen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis: Durch die
Schussverletzung dürfte der vordere Hirnlappen geschädigt gewesen sein. Die
Folge: Richthofen wurde „leichtsinnig“, „hemmungslos“ und „kindisch“. Von da an
fiel er durch waghalsige Flugmanöver auf, die seinen eigenen Richtlinien
widersprachen – beispielsweise niemals einen Gegner bis hinter die feindlichen
Linien zu verfolgen. (……)
TZ 23.9.04