Abrus precatorius L.

 

Paternoster-Erbse(n), Abrusbohne, Jequirity-Same(n). E: Indian liquorice. F: Liane à réglisse, Réglisse d’Amérique. I: Regolizia d’America. NL: Paternostererut.

 

 

EDV-Code: ABRPR.

Familie: Fabaceae, Schmetterlingsblütler.

Verbreitung, Vorkommen: Ursprünglich in Ostindien beheimatet. Gegenwärtig in fast allen Tropenländern verbreitet.

Droge: Semen Abri, Abri semen, Abrusbohnen.

Eirunde bis epillipsoidische, 5-9 mm lange, 5-7 mm breite, hartschalige, glatte, glänzende, scharlachrote Samen mit tief schwarzem Nabelfleck. Geruchlos, Geschmack bohnenartig [H 12].

Hauptwirkstoffe: Das Toxalbumin Abrin, das vor allem in den Samen, aber auch in Wurzel und Rinde vorkommt. Nach neueren Erkenntnissen ist Abrin ein Gemisch verschiedener Lectine. Für die systematische Toxizität sind die Abrine a-d verantwortlich, die unterschiedliche Toxizitätswerte aufweisen.

Abrin a gehört zu den stärksten bekannten Giften. Die Blätter sollen neben Abrin Glycyrrhizin, das sich in der Wurzel der sogen. „Indischen Liquiritia” findet, enthalten.

Vergiftungserscheinungen: Keine Gefahr droht, wenn die unzerkauten Samen verschluckt werden, da die widerstandsfähige Schale durch die Verdauungssäfte nicht aufgelöst wird. Zerkaute Bohnen führen zu Vergiftungen.Die toxischen Eigenschaften der Samen gehen beim Erhitzen verloren.Nach einer Latenzzeit von wenigen Stunden bis 2 Tagen entsteht eine schwere Gastroenteritis mit Erbrechen, Durchfall und Krämpfen. Nicht selten heftige Nebenwirkungen, wie Hornhauttrübungen, ja sogar Verlust beider Augen infolge Phthisis bulbi, ferner Dacriocystitis, Periostitis der Nasen- und Tränenbeine, Symblepharon, Exophthalmus, akuter Glaukomanfall, Lidabszeßss oder Hypertrophie der oberen Lider, Erythema faciei und Erysipel sind beobachtet worden. Die als „Jequirity-Ophthalmie” bezeichnete Konjunktivitis ist eine sekundäre Entzündung und beruht auf einer durch das in Abrus precatorius enthaltene Toxalbumin Abrin verursachten Gerinnung in den Gefäßen der Bindehaut. Diese, die roten Blutkörperchen agglutinierende Wirkung (Thrombenbildung), ist die hervorstechendste Eigenschaft des Abrins, das außerdem an der Applikationsstelle Indurationen hervorruft und spezifisch auf den Haarboden wirkt, wobei es Haarausfall erzeugt [M 2].

Die Samen werden gelegentlich als Ketten verkauft. Auch zu Rosenkränzen werden sie verarbeitet. In letzter Zeit sind sie als schmückender Zusatz in Trockengestecken aufgetaucht. Todesfälle von Kindern, die 1-2 Paternostererbsen zerkaut hatten und schwere Vergiftungen von Erwachsenen schon nach dem Genußss von 1/2-2 Samen sind aus Amerika berichtet worden.

Um ein Pferd zu töten, sollen 60 g der Samen genügen, während Rinder, Schafe und Ziegen widerstandsfähiger sein sollen.

Gefährlichkeitsgrad: Sehr stark giftig + + +

Vorschriften: Abrus precatorius: Monographie der Kommission D.

Literatur:

F 16           Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

F 17           Frohne, D., Schmoldt, A., Pfänder, H.J.: Die Pasternoster - keineswegs harmlos. Dtsch. Apoth. Ztg. 124(43), 2109-2113, 1984

 

 

H 12           Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

J 12           Jaspersen-Schib, R.: Giftpflanzen als Weihnachtsschmuck. Dtsch. Apoth. Ztg. 130, 2766-2772, 1990

 

 

K 27           Koenen, E.: Heil- und Giftpflanzen in Südafrika. 272 S., Windhoek: Akademischer Verlag, Stuttgart, Stuttgarter Verlagskontor, 1978

 

 

L 10           Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 2            Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

Therapie:  16, 3a

 

 

 

 

Erste Hilfe:

Nach Verschlucken Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Sofort Giftinformationszentrum oder Arzt anrufen.

Sofortige Magenentleerung (Ipecac), danach Kohlegabe, Stationäre Überwachung.

Nach Hautkontakt beim Durchbohren der Samen: Haut mit viel Wasser abwaschen, bei Unwohlsein ärztlichen Rat einholen

 


 

   

   

Acalypha hispida Burm. f.

 

Nesselschön, Paradiesnessel, Katzenschwanz. E: Copper leaf. F: Ricinelle. NL: Rode kattestaart.

 

 

EDV-Code: ACCHI.

Familie: Euphorbiaceae, Wolfsmilchgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Guinea (Westafrika), in allen trop. Ländern verwildert; Zimmerpflanze.

Beschreibung: Bis 1,80 m hohe, strauchige Pflanze. Blätter eiförmig, gestielt, wechselständig, Blattrand gesägt. Blütenstand achselständig, bis 50 cm langes, hochrotes Kätzchen.

Blütezeit: April-Oktober.

Giftige Pflanzenteile: Der weißliche Milchsaft.

Vergiftungserscheinungen: Der Milchsaft soll Haut- und gastrointestinale Entzündungen hervorrufen [M 33].

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Literatur:

M 33           Mitchel, J., Rook, A.: Botanical dermatology - Plants and plant products injurious to the skin. Greengrass Ltd. Vancouver, Canada, 787 Seiten, 1979

 

 

Therapie: 16

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Kohlegabe. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

Nach Kontakt mit dem weißlichen Milchsaft: Haut mit viel Wasser abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

 


 

   

  Acokanthera oblongifolia (Hochst.) Codd

 

[Acokanthera spectabilis (Sond.) Hook. f., Carissa spectabilis (Sond.) Pichon]

Wachsbaum, Acokanthera.

 

 

EDV-Code: CISSP.

Familie: Apocynaceae, Hundsgiftgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Südwestafrika; Zimmerpflanze.

Beschreibung: Immergrüner Strauch. Blätter elliptisch, bis 14 cm lang, grün, kurz gestielt, gegenständig. Blüten reinweiß, mit 5 Kronblättern, in achselständigen Büscheln.

Blütezeit: Februar-April.

Weitere giftige Acokanthera-Arten [E 12]: Acokanthera oppositifolia (Lam.) Codd.

(Strauch, Blütezeit: 2-4, Verbreitung: Süd-Afrika, tropisches Ostafrika)

Acokanthera ouabaïo Poiss.

(Strauch, Blütezeit: 2-4, Verbreitung: Ost-Afrika).

Giftige Pflanzenteile: Die milchsaftführenden Stengel und Blätter, nicht die Früchte, die in der Heimat der Pflanze von der Bevölkerung gegessen werden.

Hauptwirkstoffe: In den Blättern Spectabilin und Acospectosid A, in den Stengeln Acobiosid A und Acovenosid A, im Holz Ouabain.

Vergiftungserscheinungen: Spectabilin hat digitalisähnliche Wirkung.

Gefährlichkeitsgrad: Stark giftig ++

Anmerkung: Acokanthera-Arten (5 Arten) sind Bäume und Sträucher von 2-7 m Höhe, die von Nord-Äthiopien bis zur Südspitze Afrikas vorkommen und den Eingeborenen zur Bereitung von lähmendem Pfeilgift dienen [N 8].

Literatur:

E 12           Enke, F., Buchheim, G., Seybold, S.: Zander Handwörterbuch der Pflanzennamen. 14. Aufl., 810 S., Verl. Eugen Ulmer, Stuttgart, 1993

 

 

H 12           Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

N 8            Neuwinger, H.D.: Afrikanische Pfeilgifte. Naturw. Rundschau 27(9), 340-359 u. 27(10) 385-402, 1974

 

 

 

Therapie: 14

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken von Teilen der Stängel und Blätter: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Sofortige Kohlegabe.

Nach Kontakt mit dem Milchsaft: Haut sofort mit viel Wasser abwaschen.

Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 


 

   

Aconitum napellus L.

 

Blauer Eisenhut. E: Monkshood. F: Aconit napel. I: Aconito napello.

 

 

Familie: Ranunculaceae, Hahnenfußgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Alpen und Mittelgebirge Europas; in Gebirgswäldern, an Bachufern und auf feuchten Weiden. Zierpflanze in Gärten.

Beschreibung: Ausdauernde, krautige Pflanze, ca. 50-150 cm hoch. Blätter handförmig, 5-7 fach geteilt. Die dunkelblauen helmförmigen Blüten in vielblütigen, endständigen Trauben. Balgfrüchte mehrsamig.

Blütezeit: Juni-August.

Sammelart mit vielen Unterarten, die vielfach als eigene Arten beschrieben werden.

Droge: Tubera (Radix) Aconiti, Aconiti tuber, Eisenhut, Sturmhutknollen.

Knollen dunkelgraubraun, derb, prall oder etwas längsrunzelig, 4-8 cm lang, bis über 2 cm dick, kurz oder gestreckt rübenförmig. Geschmack süßlich, dann kratzend, später würgend scharf.

Herba Aconiti, Aconiti herba, Eisenhut-kraut.

Die Droge darf nicht länger als ein Jahr aufbewahrt werden.

Auszug aus der Monographie der Kommission E:

Aconitum napellus (Blauer Eisenhut)

Risiken: Wegen der geringen therapeutischen Breite können Intoxikationserscheinungen bereits im therapeutischen Dosisbereich auftreten. Diese sind Parästhesien. Erbrechen, Schwindel, Muskelkrämpfe, Hypothermie, Bradykardie und Herzrhythmusstörungen, zentrale Atemlähmung.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze, besonders Wurzel und Samen.

Hauptwirkstoffe: Leicht hydrolysierbare Esteralkaloide von terpenoider Struktur. Hauptalkaloid ist das Aconitin (Acetylbenzoylaconin) C34H47NO11.

In geringeren Mengen Pikroaconitin (Benzoylaconin, Isaconitin, Benzaconin) C32H45NO10, Mesaconitin (Acetylbenzoylmesaconin) C33H45NO11 Hypaconitin (Acetylbenzoylhypaconin) C33H45NO10 sowie die freien Alkamine Aconin C25H41NO9, Napellin C22H33NO3, Neopellin C32H43--45NO8 und Neolin C24H39--41NO6 [H 12].

Vergiftungserscheinungen: Kälteempfindlichkeit, Empfindungsschwierigkeit, Übelkeit, Erregung, Herzrhythmusstörungen, Krämpfe, Lähmung der Zunge, der Gesichts- und Extremitätsmuskeln, zuletzt Kreislauflähmung.

Der Verfasser Roth hat bei der Herstellung von Aconitinhydrochlorid beim Abnehmen der Schutzmaske eine kleine Menge des Stoffes an den Nasenflügel gebracht. Hierauf stellte sich rasch Kribbeln, und nach wenigen Minuten ein „pelziges” Gefühl ein, so daßss der Nasenflügel nahezu gefühllos war. Ein heftiger Ausbruch von kaltem Schweiß und leichte Herzrhythmusstörungen folgten. Nach etwa 1,5-2 Std. waren die Symptome langsam abgeklungen. Bei der Rekonstruktion stellte sich heraus, daßss die Menge, die auf diese Weise durch die Haut aufgenommen werden konnte, mit größter Wahrscheinlichkeit unter 1 mg lag.

Mengen über 0,2 g sind schon toxisch. Nach Liebenow soll der Alkaloidgehalt der Knolle während der Blüte am geringsten und im Winter am höchsten sein.

Pferde und Wiederkäuer sind durch Aufnahme der Pflanze besonders gefährdet, es folgen Schwein, Hund und Geflügel. Letale Dosis für Pferde 300-400 g der frischen, für Hunde 5 g der getrockneten Wurzel [H 18].

Schon beim Pflücken der Pflanze kann das Gift durch die Haut eindringen und Hautentzündungen sowie schwere Vergiftungen hervorrufen [A 14].

Der blaue Eisenhut ist die giftigste Pflanze in unseren Breiten. Glücklicherweise kommen Vergiftungen nur selten vor. Der nachstehende Fall wird deshalb ausführlich wiedergegeben, weil darin moderne Behandlungsmethoden geschildert werden:

Ein 57 jähriger, der wegen einer Hypertonie und Diabetis mellitus Typ 2 b in ärztlicher Behandlung war, erntete in seinem Garten mehrere Kräuter, die er verzehrte. 45 Minuten später suchte er ein Krankenhaus auf, da er im Mund- und Rachenbereich ein heftiges Brennen verspürte. Er hatte starke Parästhesien in den Extremitäten und heftige Bauchkrämpfe. Dem Mann war übel, er hatte auch schon erbrochen. Haut, Schleimhäute und Abdomen waren unauffällig, dafür zeigte sich eine schwere Herzrhythmusstörung (hochfrequente Kammertachykardie). Klinisch-chemisch fiel lediglich ein mäßig überhöhter Blutzucker auf. Wegen seiner Risikofaktoren wurde er gründlich kardiologisch untersucht; im EKG zeigte sich eine Herzfrequenz, die zwischen 80 und 140 Schlägen pro Minute schwankte. Im Echokardiogramm fiel eine Hypertrophie des linken Ventrikels auf. Der Rechtsherzkatheter zeigte eine linksventrikuläre Disfunktion Stadium 1, mit dem Linksherzkatheter wurde eine koronare Herzkrankheit ausgeschlossen. Während der ersten Stunde nach der Aufnahme entwickelte der Patient mehrmals Kammerarrhythmien (Kammertachykardie, Kammerflattern) und wurde auf der Intensivstation aufgenommen. Es war mehrmals eine elektrische Kardioversion erforderlich; parenterale Gabe von Xylocain war erfolglos, mit Propaphenon parenteral (70 mg) konnte schließlich ein stabiler Sinusrhythmus erzielt werden. Eine Magenspülung förderte keine Pflanzenreste mehr zutage (der Patient hatte ja schon ganz am Anfang erbrochen, was ihm vermutlich das Leben rettete). Carbo medicinalis wurde über die Magensonde appliziert. Letztendlich verantwortlich für die schwere Intoxikation ist Aconitin, es fördert den Natriumeinstrom in die Myokardzellen und verhindert die Repolarisation. Da es kein Antidot gibt, mußss symptomatisch behandelt werden: Pflanzenteile durch Erbrechen oder Magenspülung entfernen, Carbo medicinalis geben, Putrescin 150 bis 300 mg/kg Körpergewicht soll die aconitininduzierten Herzrhythmusstörungen antagonisieren; im vorliegenden Fall war der Natriumantagonist Propaphenon sehr wirksam.

[Maeso matronero et al. Herz-Kreislauf 24 (1992) 201-203. Zitiert nach „Ärztliche Praxis” Nr. 59 vom 25. Juli 1992.]

Aus den Erfahrungen der Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen, Berlin:

6 jähriger Junge aß von der knolligen Wurzel. Er zeigte mehrfaches Erbrechen, war wesensverändert, dann kollaptisch und benommen, RR 90/70, Puls 104/min.

Erwachsener: Einnahme als Teemischung: trockener Mund, Brechreiz.

Erwachsener/Suizid: alkoholischer Auszug von Wurzeln: blaßssfahle Haut, kalt, leicht marmoriert, EKG: polytope ventrikuläre Extrasystolen.

Erwachsener/Suizid: ca. 20 Fingerhut- und ca. 4 Eisenhutblätter: Bradykardie, Rhythmusstörungen [K 40].

Anwendung in der Homöopathie: D3 (cave)-D6 bei initialen, grippalen, akuten Fieberzuständen, Neuralgien, bes. Trigeminus-Neuralgie. Stenocardie, Endo- und Pericarditis.

Gefährlichkeitsgrad: Sehr stark giftig +++

Vorschriften: Alle Aconitum-Arten sind geschützt (A, CS, D, CH, I, YU).

Aconitum napellus: Monographie der Kommission D u. E.

Kosmetikverordnung, Anlage 1, Nr. 11: Aconitum napellus L., seine Wurzeln, Blätter und seine Gemische dürfen beim Herstellen oder Behandeln von kosmetischen Mitteln nicht verwendet werden.

Verbotener Stoff der Kosmetik-Verordnung v. 19. 6. 1985, Anlage 1: 11 Aconitum napellus L. seine Blätter, Wurzeln und Zubereitungen.

Literatur:

A 14           Altmann, H: Giftpflanzen, Gifttiere: Merkmale, Giftwirkung, Therapie. BLV-Verlag, München, Wien, Zürich, 144 Seiten, 1991

 

 

B 36           Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

E 12           Enke, F., Buchheim, G., Seybold, S.: Zander Handwörterbuch der Pflanzennamen. 14. Aufl., 810 S., Verl. Eugen Ulmer, Stuttgart, 1993

 

 

F 16           Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4            Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 1            Habermehl, G.: Mitteleuropäische Giftpflanzen und ihre Wirkstoffe. 137 S., Springer Verlag, Heidelberg, 1985

 

 

H 12           Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 18           Hapke, H.J.: Toxikologie für Veterinärmediziner. 408 S., Enke Verl., Stuttgart, 1975

 

 

K 40           Krienke, E.G., von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U.: Vergiftungen im Kindesalter, 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1986

 

 

L 10           Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 2            Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

 

Therapie: 14

 

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken, auch im Verdachtsfall: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen. Sofortige Magenentleerung (Ipecac, ggf. Magenspülung), Gabe von Kohle, Glaubersalz. Intensivüberwachung.

 

Bei Hautkontakt: Haut sofort mit viel Wasser abwaschen. Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 


 

   

Acorus calamus L.

 

Kalmus. E: Sweet flag. F: Acore vrai. I: Calamo aromatico. NL: Kalmoes.

 

 

EDV-Code: ACSCA.

Familie: Araceae, Aronstabgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Aus Kleinasien eingeführt und in Mitteleuropa eingebürgert; verbreitet an Gräben und Teichen.

Beschreibung: Ausdauernde, bis 1,20 m hohe Pflanze, mit kriechendem Wurzelstock. Blätter schwertförmig, zweizeilig gestellt. Blüten unscheinbar, gelbgrün, an einem bis 8 cm langen Blütenkolben. Blütezeit: Juni-Juli.

Droge: Rhizoma Calami, Calami rhizoma, Kalmuswurzelstock.

Der geschälte Wurzelstock ist von rötlichweißer Farbe. Geruch aromatisch, Geschmack brennend aromatisch.

Giftige Pflanzenteile: Rhizom und das daraus gewonnene Öl.

Hauptwirkstoffe: Am Beispiel des Kalmus soll etwas näher auf die Inhaltsstoffe und auf die große Schwankungsbreite der Inhaltsstoffe auch gutuntersuchter Drogen eingegangen werden.

Es erschien eine Arbeit von Keller und Stahl über die Inhaltsstoffe und den β-Asarongehalt des Kalmus. Hierin wurde festgestellt, daßss es mehrere Varietäten der Droge gibt:

1.      diploide Pflanzen: Acorus calamus L. var. americanus Wulff

 

 

2.      triploide Pflanzen: Acorus calamus L. var. vulgaris L.

 

 

3.      tetraploide Pflanzen: Acorus calamus L. var. angustatus Bess. und Acorus calamus L. var. verus L.

 

Der ätherische Ölgehalt der verschiedenen Kalmusdrogen schwankte zwischen 1,7 und 8,7 %. Noch bedeutender war der Unterschied beim Gehalt an cis-Isoasaron=β-Asaron im ätherischen Öl, der bei den diploiden Pflanzen Null betragen hat und bei den tetraploiden Pflanzen bis zu 96,5 % des ätherischen Öls betragen konnte.

Bei cis-Isoasaron fand man an Ratten eine kanzerogene Wirkung, weshalb in den USA die Verwendung von Kalmus durch die FDA verboten wurde.

Eine einfache Methode zur Vorbestimmung des Gehalts an Isoasaron bei ätherischem Kalmusöl ist der Brechungsindex; hierbei kann man davon ausgehen, daßss Öle mit einem Brechungsindex unter 1,50 nur sehr wenig oder gar kein Isoasaron enthalten, während Öle mit einem Brechungsindex über 1,50-1,5545 einen Gehalt zwischen 3,3 und 96,5 % Isoasaron haben. Im übrigen sei auf die ausführliche Originalarbeit hingewiesen [K 15].

Vergiftungserscheinungen: Krebserzeugende Wirkung durch das im Tierversuch kanzerogene β-Asaron ist möglich.

Der Wurzelstock wird gelegentlich von den Kri-Indianern im Nordwesten Kanadas gekaut, doch ist es unsicher, ob er wegen seiner halluzinogenen Wirkung verwendet wird.

α-Asaron und β-Asaron können in hohen Dosen visuelle Halluzinationen und LSD-ähnliche Rauschzustände hervorrufen.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Empfehlung: Magenbitter, Schwedentropfen etc. enthalten oft Kalmuswurzel. Entweder dafür Sorge tragen, daßss nur geprüfte, in Deutschland gewachsene Droge verwendet wird, oder die Kalmuswurzel in der Rezeptur weglassen.

Vorschriften: Acorus calamus: Monographie der Kommission D.

Aromenverordnung der Bundesrepublik Deutschland v. 22.12.1981 (BGBl I, 1677-1685) Beschränkt verwendbarer Stoff des § 2, Anlage I: Calmusöl.

Verwendung: Trinkbranntwein. Höchstmenge in 1 Ltr. des verzehrfertigen Getränks: 1 mg Asaron.

Literatur:

B 36           Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16           Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4            Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12           Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

K 14           Keller, K., Odenthal, K.P., Leng-Peschlow, E.: Spasmolytische Wirkung des isoasaronfreien Kalmus. Planta medica 51, 6-9, 1985

 

 

K 15           Keller, K. Stahl, E.: Kalmus: Inhaltsstoffe und b-Asarongehalt bei verschiedenen Herkünften. Dtsch. Apoth. Ztg. 122(48), 2463-2466, 1982

 

 

R 11           Röder, E.: Nebenwirkungen von Heilpflanzen. Dtsch. Apoth. Ztg. 122, 2081-2092, 1882

 

 

R 18           Röst, L.C.M., Bos, R.: Biosystematic investigations with Acorus L. Planta medica 36, 350-361, 1979

 

 

S 33           Schultes, R.E., Hoffmann, A.: Pflanzen der Götter. 191 S., Hallwag Verlag, Bern, Stuttgart, 1987

 

 

S 56           Stahl, E., Keller, K.: Zur Klassifizierung handelsüblicher Kalmusdrogen. Planta medica 43, 128-140, 1981

 

 

R 35           Rätsch, Ch.: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Wiessenschaftl. Verl. Ges., Stuttgart, 941 S., 1998.

 

 

R 37           Roth, L.; Kormann, K.; Schweppe, H.: Färbepflanzen, Pflanzenfarben, ecomed verlagsges., Landsberg, 544 S., 1996.

 

 

 

Therapie: 16

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

Bei Hautkontakt: Haut sofort mit warmem Wasser und Seife abwaschen; falls vorhanden zuvor mit Roticlean® abtupfen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.


 

   

Actaea spicata L.

 

Ähriges Christophskraut. E: Bane berry; Herb Christopher. F: Herbe de Saint Christophe. I: Barba di capra. NL: Svarte giftbes.

 

 

EDV-Code: AATSP.

Familie: Ranunculaceae, Hahnenfußgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, Asien; in der nordwestdeutschen Tiefebene fehlend; in schattigen Wäldern, Schluchten und an Bachufern.

Beschreibung: 30-60 cm hohe, krautige, ausdauernde Pflanze, Blätter langgestielt, doppelt 3 zählig gefiedert, am Rand gesägt. Blüten gelblich-weiß, in gedrängten Trauben. Reife Früchte eiförmig, glänzend schwarz.

Blütezeit: Mai-Juni.

Früchte: Juli-August.

Giftige Pflanzenteile: Beeren und Samen.

Hauptwirkstoffe: Magnoflorin, mit protoanemoninähnlicher Wirkung. Nach anderen Angaben sollen die Beeren frei von Protoanemonin und anderen stark wirkenden Giftstoffen sein.

Vergiftungserscheinungen: Rötung und Blasenbildung der Haut, innerlich Nausea, Erbrechen, Gastroenteritis, oft mit blutigen Diarrhöen und starken Koliken verbunden. Vergiftungen bei Tieren sind nicht bekannt.

Gefährlichkeitsgrad: Wenig giftig (+)

Vorschriften: Actaea spicata: Monographie der Kommission D.

Literatur:

B 36           Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16           Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4            Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12           Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

L 10           Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 2            Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

 Therapie: 16

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken von Beeren und Samen: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen.

 

Bei Hautkontakt: Haut mit Wasser und Seife gründlich abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.


 

   

     

Adonis vernalis L.

 

Frühlings-Adonisröschen, Teufelsauge, Frühlingsteufelsauge. E: Pheasant’s eye, ox eye. F: Adonide de Printemps. I: Adonide gialla. NL: Voorjaarsadonis.

 

 

EDV-Code: ADOVE.

Familie: Ranunculaceae, Hahnenfußgewächse.

Weitere giftige Adonis-Arten [E 12]

Art

 

Wuchsform

Blütezeit

 

Verbreitung

 

Adonis aleppica Boiss.

 

Einjährige Pflanze

4-6 je nach Aussaat

 

Kleinasien bis Palästina

 

Adonis annua L. emend

Huds. (A. autumnalis L.)

 

Einjährige Pflanze

5-8 je nach Aussaat

 

Europa nördl. bis Süd-Schweden, Nord-Afrika, Kleinasien, Syrien, Zypern, Palästina

 

Adonis flammea Jacq.

 

Einjährige Pflanze

5-7 je nach Aussaat

 

Mittel- u. Süd-Europa bis Nord-Frankreich,  Kleinasien, Iran, Syrien, Zypern, Ägypten

 

Adonis pyrenaica DC

 

Staude

6-7

 

Pyrenäen, Seealpen

 

 

Verbreitung, Vorkommen: In den Steppenheiden Südosteuropas; in Mitteleuropa selten. Sonnige Hügel, Steppenheiden.

Beschreibung: 10-40 cm hohe, ausdauernde, krautige Pflanze. Blätter zart, 3-4 fach gefiedert, wechselständig, Blüten 4-8 cm Durchmesser, goldgelb, mit 10-20 Kronblättern. Fruchtstände mit dichtgedrängten Nüßsschen.

Blütezeit: April-Mai.

Droge: Herba Adonidis (vernalis), Adonidis (vernalis) herba, Frühlingsadonisröschenkraut. Die während der Blütezeit gesammelten oberirdischen Teile der Pflanze.

Auszug aus der Monographie der Kommission E:

Adonidis herba (Adoniskraut)Gegenanzeigen: Therapie mit Digitalisglykosiden; Kalium-Mangelzustände.

Hinweis: Bei Überdosierung Übelkeit, Erbrechen, Herzrhythmusstörungen.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze. Mengen über 2 g der Blätter wirken schon giftig.

Hauptwirkstoffe: Herzwirksame Glykoside vom Cardenolidtypus, ca. 1 % in den Blättern, weniger in den Wurzeln. Der Glykosidgehalt kann innerhalb eines Standorts stark variieren. Adonitoxin C29H42O10, ist isomer mit Convallatoxin. Ferner wurden K-Strophantin und Strophanthidin nachgewiesen.

Vergiftungserscheinungen: Laut Hoppe weist die Droge eine typische Digitaliswirkung auf, wirkt allerdings milder und weniger kumulierend. Sie erweitert die Coronargefäße, wirkt diuretisch und sedativ. Als Nebenwirkungen treten Reizungen des Magen-Darm-Kanals auf. Bechterew (zit. in USD 60) fand, daßss Adonis die Behandlung von Epilepsie mit Bromaten unterstützt, Masslow [Arch. exp. Path. u. Pharm. 111, 114 (1926)], daßss Adonis als Antagonist einiger zentralangreifender krampferregender Mittel, wie z.B. Cocain und Pikrotoxin, wirkt [H 12].

Adonitoxin: R = L-Rhamnose

Adonitoxigenin: R = H

 

Cymarin: R = Cymarose

Strophanthidin: R = H

 

Dosierung: Max. Einzelgabe 1,0 g, max. Tagesgabe 3,0 g, Erg. B. 6.

Anwendung in der Homöopathie: D0-D2 bei Basedowherz und Cor nervosum.

Gefährlichkeitsgrad: Stark giftig ++

Vorschriften: Die Pflanze steht unter Naturschutz (A, CS, D, CH, I, YU, H).

Adonis vernalis: Monographie der Kommission D.

Adonidis herba: Monographie der Kommission E.

 Kosmetikverordnung, Anlage 1, Nr. 13: Adonis vernalis L. und seine Gemische dürfen beim Herstellen oder Behandeln von kosmetischen Mitteln nicht verwendet werden.

Verbotener Stoff der Kosmetikverordnung v. 19. 6.

1985. Anlage 1: 13 Adonis vernalis L. und seine Zubereitungen.

Literatur:

B 36           Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

G 4             Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12           Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

K 9             Karsten, G., Weber, U., Stahl, E.: Lehrbuch der Pharmakognosie. 642 S., 9. Aufl., G. Fischer Verlag, Stuttgart, 1962

 

 

M 2             Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

M 14           Máthé, A., Máthé, I. Jr.: Data to the cardiac glycoside content of Adonis vernalis L. in Hungary. Planta medica 36, 234-235, 1979

 

 

 

Therapie: 14

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

Bei Hautkontakt: Haut mit Wasser und Seife gründlich abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

 


 

   

Aechmea fasciata (Lindl.) Bak.

 

Gebänderte Lanzenrosette und andere Bromeliaceen.

 

 

Familie: Bromeliaceae, Ananasgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Brasilien. Häufige Zimmerpflanze.

Beschreibung: Bis 50 cm hohe Pflanze. Blätter riemenartig, derb, hart, silbergrau, gebändert, bis 50 cm lang, in einer Rosette angeordnet. Der endständige Blütenstand entsteigt der Rosette; mit dauerhaften, rosaroten Hochblättern; Blüten kurzlebig.

Weitere bekannte und oft anzutreffende Bromeliaceen mit ähnlicher Wirkung: Ananas comosa (L.) Merr. - Ananas;

Guzmania spec.; Vriesea splendens (Brogn.) Lem. - Glänzende Vriesie;

Tillandsien.

Giftige Pflanzenteile: Besonders die Blätter.

Hauptwirkstoffe: Calciumoxalat, proteolytische Enzyme.

Vergiftungserscheinungen: Giftig bei Einnahme.

Wirkungen auf die Haut: Schädigung der Haut bei Berührung und beim Umgang mit der Pflanze.

Gefährlichkeitsgrad: Kaum oder wenig giftig (+), hautreizend

Literatur:

J 5        Jaspersen-Schib, R.: Giftpflanzen aktuell - Herbst. Dtsch. Apoth. Ztg., 124, 2321-2327, 1984

 

 

J 6        Jaspersen-Schib, R.: Giftige Zimmerpflanzen. Dtsch. Apoth. Ztg., 127, 1417-1423, 1987

 

 

Therapie: 16

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen.

 

Nach Hautkontakt: Mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

 

 


 

   

Aesculus hippocastanum L.

 

Gewöhnliche Roßsskastanie (oft auch nur „Kastanie” genannt, die echte Kastanie ist aber die Eßsskastanie Castanea sativa Miller). E: Horse-chestnut. F: Châtaigner de cheval, Marronnier d’Inde. I: Castagne di cavalle, Ippocastano. NL: Paardecastanje.

 

 

EDV-Code: AECHI.

Familie: Hippocastanaceae, Roßsskastaniengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Balkan. Beliebter Allee- und Parkbaum in ganz Mitteleuropa, in vielen Kulturformen.

Beschreibung: Baum bis 25 m hoch. Blätter gefingert, lang gestielt, 5-7 zählig, Teilblätter verkehrt-eiförmig. Blüten weiß, gelb oder rot gefleckt, 5 zählig, in aufrechtstehenden Rispen. Früchte: 1-3 „Kastanien” in igelstachliger grüner Fruchthülle.

Blütezeit: Mai-Juni.

Früchte: September-Oktober.

Weitere giftige Aesculus-Arten, die bei uns als Zier- und Alleebäume angepflanzt werden, sind [E 12]: Aesculus pavia L. - Pavie (Heimat: Nordamerika), Aesculus x carnea Hayne - Rotblütige Roßsskastanie, Bastard aus Ae. hippocastanum und Ae. pavia.

Droge: Semen Hippocastani, Hippocastani semen, Roßsskastaniensamen.

Wirkstoffhaltige Pflanzenteile: Unreife Früchte und grüne Samenschalen. Besonders gefährdet sind 2-6 jährige Kinder beim Spielen mit Roßsskastanien.

Hauptwirkstoffe: Teilweise unbekannte Stoffe, Saponine, Aescin, Aescigenin. Reife, trockene Roßsskastanien enthalten bis zu 28 % Saponine. Untersuchungen an keimenden Samen zeigten, daßss der Aescingehalt im Nährgewebe von ca. 11 % während der Keimung auf ca. 4 % sinkt, um anschließend auf ca. 8 % anzusteigen.

Nach dem DAB 9 enthalten Roßsskastaniensamen mind. 3 % Triterpenglykoside, berechnet als wasserfreies Aescin.

Vergiftungserscheinungen: Erbrechen, Durchfall, starker Durst, Unruhe, Angst, Rötung des Gesichts, Pupillenerweiterung, Sehstörungen, Bewußsstseinsstörungen.

Bei Kindern wurden nach dem Verzehr von grünen Schalen Vergiftungen beobachtet. Es zeigten sich Schläfrigkeit, Gesichtsrötung, Gastroenteritis, Mydriasis.

Aus den Erfahrungen der Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen, Berlin: 9 jähr. Mädchen zeigte nach 5 Roßsskastanien Übelkeit [K 40].

Nach Weilemann werden die Früchte vorwiegend von Zwei- bis Sechsjährigen aufgenommen. Es treten bei 30 % aller Fälle Symptome auf, vorwiegend Magen- und Darmbeschwerden. Es sind aber auch Müdigkeit und Pupillenveränderungen aufgetreten. Die Indikation zum Erbrechen sollte großzügig erstellt werden.

Wirkungen auf die Schleimhäute: Die Pollen der Roßsskastanie verursachen eine inhalative Allergie. Obwohl insektenblütig, können bis zu 10 % der Pollinosefälle im Frühjahr der Roßsskastanie zugerechnet werden.

Anwendung in der Homöopathie: D1-D6 bei venösen Staren, Varicen, Haemorrhoiden.

Gefährlichkeitsgrad: Wenig giftig (+)

Vorschriften: Hippocastani semen: Monographie der Kommission E.

Aesculus hippocastanum: Monographie der Kommission D.

Literatur:

B 36           Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16           Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4             Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

G 31           Gugenhan, E.: Kastanie mit Pferdefuß. Kosmos 5, 31, 1985

 

 

H 12           Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 17           Hammerstein, F., Kaiser, F.: Qualitative Direktauswertung von Arzneipflanzenextrakten auf Dünnschichtchromatogrammen. Planta medica 21, 5-15, 1971

 

 

J 5              Jaspersen-Schib, R.: Giftpflanzen aktuell - Herbst. Dtsch. Apoth. Ztg., 124, 2321-2327, 1984

 

 

K 9             Karsten, G., Weber, U., Stahl, E.: Lehrbuch der Pharmakognosie. 642 S., 9. Aufl., G. Fischer Verlag, Stuttgart, 1962

 

 

K 12           Kartnig, Th., Hiermann, J.: Saponinverteilung bei Aesculus hippocastanum während verschiedener Entwicklungsstadien. Planta medica 15, 110-113, 1968

 

 

K 40           Krienke, E.G., von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U.: Vergiftungen im Kindesalter, 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1986

 

 

L 10            Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

P 6             Pantel, J.: Der Kastanienbaum in der Naturheilkunde. Volksheilkunde 6, 4-7, 1989

 

 

 

 Therapie: 16

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken von bis zu 2 Kastanien: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein weitere Therapie. Bei größeren Mengen (mehr als 2 Kastanien) Kohlegabe.

 


 

Aethusa cynapium L.

 

Hundspetersilie. E: Fool’s parsley. F: Éthuse petite ciguë, faux persil. I: Cicuta aglina. NL: Hondspeterselie

 

 

EDV-Code: AETCY.

Familie: Apiaceae, Doldenblütler.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, in Mitteleuropa verbreitet; Äcker, Wegränder, Gärten, Hecken, Wälder.

Beschreibung: Krautige Pflanze, bis 60 cm hoch. Blätter doppelt bis 3 fach gefiedert, glänzend. Blüten weiß, in lockeren Dolden, Döldchen mit nach unten stehenden Hüllchen. Früchte kugelig.

Blütezeit: Juni-September.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze. Im Gegensatz zur Gartenpetersilie hat Aethusa eine stark glänzende Unterseite der Blätter.

Hauptwirkstoffe: Hauptbestandteil des Polyingemisches ist

Aethusin, weiterhin

Aethusanol A [C13H16O]

Aethusanol B [C13H14O]. Im Kraut 0,2, in der Wurzel 1 % Polyine.

Vergiftungserscheinungen: Brennen im Mund, Erbrechen, blasse Haut, kalter Schweiß, beschleunigter Puls, Auftreibung des dunkelverfärbten Leibes, Pupillenerweiterung, Sehstörungen, Krämpfe, aufsteigende Lähmung, Bewußsstseinstrübung, zuletzt Atemlähmung. Conium maculatum L.

Tödliche Menge für Rinder 15 kg pro Tier [H 1].

Gefährlichkeitsgrad: Sehr stark giftig +++

Vorschriften: Aethusa cynapium; Monographie der Kommission D.

Literatur:

B 36           Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16           Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4            Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 1            Habermehl, G.: Mitteleuropäische Giftpflanzen und ihre Wirkstoffe. 137 S., Springer Verlag, Heidelberg, 1985

 

 

H 12           Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 18           Hapke, H.J.: Toxikologie für Veterinärmediziner. 408 S., Enke Verl., Stuttgart, 1975

 

 

L 10           Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 2            Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

 

Therapie: 14

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 


 

   

   

Agapanthus africanus (L.) Hoffmgg.

 

(Agapanthus umbellatus L’Hérit.)

Schmucklilie, Blaue Amaryllis, Blaue Tuberose. E: African agapanthus. F: Tubereuse bleue.

 

 

EDV-Code: AGPAF.

Familie: Liliaceae, Liliengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Kapland; Garten- und Topfpflanze.

Beschreibung: Bis 1,20 m hohe Pflanze. Blätter lineal, riemenartig, grundständig, grün. Blüten hellblau bis dunkelviolett, trichterförmig, bis 30 Blüten in einer Dolde.

Blütezeit: Juni-August.

Giftige Pflanzenteile: Zwiebel.

Hauptwirkstoffe: Agapanthus-Arten enthalten die hämolytisch wirksamen Steroidsapogenine Yuccagenin und Agapanthagenin zu 0,1 % in der Zwiebel.

Vergiftungserscheinungen: Es ist anzunehmen, daßss Agapanthus als saponinhaltige Pflanze Gesundheitsstörungen hervorrufen kann. Vergiftungen sind bis jetzt noch keine bekanntgeworden.

Ein Kleinkind aß eine halbe Knospe ohne Symptome.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Literatur:

H 12           Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 Therapie: 14

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

Nach Augenkontakt: Bei geöffentem Lidspalt mindestens 10 Minuten mit viel Wasser spülen. Bei anhaltender Augenreizung Arzt aufsuchen.


 

   

   

Agave americana L.

 

Amerikanische Agave, Hundertjährige Aloe. E: American aloe. F: Agave d’Amerique. I: Pitta, Agave.

 

 

Familie: Agavaceae, Agavengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Mexiko; im Mittelmeergebiet eingebürgert, bei uns als Kübelpflanze.

Beschreibung: Ausdauernde Pflanze. Blätter lanzettlich, dickfleischig, stachelig gezähnt, mit ca. 5 cm langem Endstachel, 1-1,5 m lang, in grundständiger Blattrosette. Blüten sind in Mitteleuropa kaum zu erwarten.

Aus dem Saft der Tequila-Agave – Agave tequilana Weber (blaue Varietät) wird in Mexiko der „Tequile-Branntwein” in verschiedenen Qualitäten hergestellt.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze, vor allem der Saft.

Hauptwirkstoffe: Saponin, scharfes ätherisches Öl, 0,4-3 % Hecogenin, Oxalsäure.

Wirkungen auf die Haut/Schleimhaut: Der Saft kann schwere Hautreizungen und Bindehautentzündungen verursachen. „Pulque”, ein milchig-weißes, säuerliches Getränk mit 4–6 % Alkohol, wurde bei den Azteken aus dem Saft bestimmter Agaven hergestellt.

Nach Mitteilung einer Giftinformationsstelle aß ein Säugling ein „ganzes Blatt”, ohne daßss Symptome auftraten. (Diese Mitteilung wird vom Verf. bezweifelt. Wie soll ein Säugling ein derartiges Blatt überhaupt essen können?)

Gefährlichkeitsgrad: Wenig giftig (+)

Vorschriften: Agave americana: Monographie der Kommission D.

Literatur:

B 36           Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

B 48           Bartsch, A., Thomas, M.: Tequila, dragoco report, 5, 243–249, 1998.

 

 

H 12           Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

R 35           Rätsch, Ch.: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Wiessenschaftl. Verl. Ges., Stuttgart, 941 S., 1998.

 

 

 

Therapie: 16

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen.

 

Nach Hautkontakt: Sofort mit Wasser und Seife abwaschen.Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

 

Nach Augenkontakt: Bei geöffentem Lidspalt mindestens 10 Minuten mit viel Wasser spülen. Bei anhaltender Augenreizung Arzt aufsuchen.

 

 


 

   

Aglaonema commutatum Schott

 

Kolbenfaden. E: Aglaonema. F: Aglaonème.

 

 

EDV-Code: AGLCM.

Familie: Araceae, Aronstabgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Die immergrünen Wälder Indonesiens; dekorative Zimmerpflanze.

Beschreibung: Bis 50 cm hoher verzweigter Stamm. Blätter langgestielt, länglich, wechselständig, grün mit silbergrauen Streifen. Blüten: weißer Blütenkolben, umgeben von cremeweißem Hüllblatt. Beeren rot oder gelb.

Verwechslung besteht mit der sehr giftigen Dieffenbachia.

Toxikologie: Arum maculatum.

Gefährdungsgrad: Sehr stark giftig +++

 

Therapie: 14

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Nur nach Verschlucken größerer Mengen Kohlegabe. Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

Nach Hautkontakt: Sofort mit Wasser abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

 

Nach Augenkontakt: Bei geöffentem Lidspalt mindestens 10 Minuten mit viel Wasser spülen. Augenarzt hinzuziehen.

 

 


 

Agrostemma githago L.

 

Kornrade. E: Corn-cockle. F: Nielle des champs, Gerzeau. I: Gittaione, Mazzetone. NL: Bolderik.

 

 

EDV-Code: AGOGI.

Familie: Caryophyllaceae, Nelkengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Südeuropa, in Mitteleuropa früher häufig in Getreidefeldern, heute sehr selten.

Beschreibung: Einjährige, bis 1 m hohe Pflanze, Blätter linealisch, lang zugespitzt, gegenständig. Blüten purpur- bis violettrot, mit 5 Kronblättern, einzeln, endständig. Kapseln mit zahlreichen schwarzen Samen.

Vergiftungserscheinungen: Schleimhautreizung, Tränenflußss, Übelkeit, Benommenheit, Krämpfe, Kopfschmerzen, beschleunigter und „kleiner” Puls, Atemlähmung, Schock.

Empfindlich gegen Kornrade sind Pferde, Schweine, Kälber; Hühner sind weniger empfindlich. Die Vergiftung bewirkt bei Rindern Freßssunlust, Schlingbeschwerden, Speicheln, aussetzendes Wiederkäuen, Erbrechen, Kolik, absinkende Körpertemperatur, Lähmung, Herzschwäche [H 18, L 10].

LD für Schweine 2-5 g Samen/kg Körpergewicht [H 18].

LD für Geflügel 80 g Samen/kg Körpergewicht.

Gefährlichkeitsgrad: Stark giftig ++

Vorschriften: Agrostemma githago: Monographie der Kommission D.

Blütezeit: Juni-Juli.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze. Von den Samen gelten 3-5 g schon als giftig. Früher waren Vergiftungen durch mangelhafte Reinigung des Getreides häufiger. Heute ist eine Vergiftung sehr selten. Die Pflanze ist durch Herbizide fast ausgerottet.

Hauptwirkstoffe: Githagin C35H54O11, das Aglucon Githagenin C30H46O4, Fp 274-276°C und Agrostemmasäure C35H54O10.

Githagenin

 

Literatur:

B 36           Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

G 4            Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 1            Habermehl, G.: Mitteleuropäische Giftpflanzen und ihre Wirkstoffe. 137 S., Springer Verlag, Heidelberg, 1985

 

 

H 12           Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 18           Hapke, H.J.: Toxikologie für Veterinärmediziner. 408 S., Enke Verl., Stuttgart, 1975

 

 

H 30           Hilbrich, P.: Krankheiten des Geflügels. 3. Aufl., Verlag Kuhn, Villingen-Schwenningen, 1978

 

 

K 48           Krienke, E.G., Mühlendahl, K.E. v.: Akzidentelle Vergiftungen durch Pflanzen. Notfallmedizin 4, 486-495, 552-559, 619-627, 1978

 

 

L 10           Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

 

 

Therapie: 14

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

 


 

   

   

Alstroemeria L.-Arten und Alstroemeria-Ligtu-Hybriden

 

Inkalilien. E: Alstroemeria. F: Alstrémère.

 

 

Familie: Alstromeriaceae.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat in Südamerika, besonders Chile und Peru. Seit Anfang des Jahrhunderts in Europa bekannt, doch erst ab 1970 zunehmend als Schnittblumen beliebt.

Beschreibung: Alstroemeria ligtu L., eine variable Art, ist ca. 50 cm hoch. Blätter graugrün, lineal oder lanzettlich. Blüten rot bis blaßssrosa. In Kultur nicht sehr häufig. Zunehmende Bedeutung erhalten die Ligtu-Hybriden, die in Kreuzung mit Alstroemeria haemantha Ruiz et Pav. hervorgegangen sind. Die ausdauernden und winterharten Pflanzen sind 60-80 cm hoch. Blüten korallenrosa bis lachsfarben und rosa.

Bei den angebotenen Schnittblumen handelt es sich meist um Alstroemeria-Ligtu-Hybriden.

Giftige Pflanzenteile: Blätter und Blüten.

Hauptwirkstoffe: Tuliposid A und B.

Wirkungen auf die Haut: Kontakt mit Alstroemerienblatt- und -blütenteilen verursacht bei Züchtern, Blumenbindern und Floristen das gleiche charakteristische klinische Bild der „Tulpenfinger”, wie es bei den Tulpenzüchtern bekannt ist. Eine Dermatitis der freigetragenen Körperteile mit Befall des Gesichts- und V-Ausschnitts im Sinne einer aerogenen Kontaktdermatitis wird ebenfalls beobachtet [H 21].

Gefährlichkeitsgrad: Irritativ(+).

Literatur:

H 21           Hausen, B.M.: Allergiepflanzen - Pflanzenallergene. 332 S., ecomed Verlagsges., Landsberg, 1988

 

 

Therapie: 16, 18

 

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Hautkontakt: Sofort mit Wasser und Seife abwaschen.

 

Weiteren Hautkontakt meiden, Handschuhe tragen.

   

Amaryllis belladonna L.

 

Belladonnalilie. E: Belladonna lily. F: Amaryllis belladonna.

 

 

EDV-Code: AMYBE.

Familie: Amaryllidaceae, Narzissengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Südafrika; Zimmerpflanze.

Beschreibung: Zwiebelgewächs. Blätter riemenförmig, schmal, derb, dunkelgrün, in grundständiger Rosette. Blüten trichterförmig, mit 6 rosaroten Perigonblättern in langgestielten, doldenartigen Blütenständen.

Blütezeit: August-September.

Bei der im Handel angebotenen „Amaryllis” handelt es sich Hyppeastrum-Hybriden.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze, besonders die Zwiebel (tödliche Dosis 2-3 g).

Hauptwirkstoffe: Lycorin, Ambellin, Caranin.

Vergiftungserscheinungen: Übelkeit, Erbrechen, Benommenheit, starker Schweißausbruch, Durchfall, Nierenschädigung. Wurde in der Heimat als Pfeilgift verwendet.

Lycorin ist ein allgemeines Zytostaticum und wirkt emetisch und diuretisch.

Wirkungen auf die Haut: Kann Hautreizungen verursachen.

Gefährlichkeitsgrad: Stark giftig ++

 

 

 Therapie: 14

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

Nach Hautkontakt: Sofort mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

 

 

 


 

   

   

Anagallis arvensis L.

 

Acker-Gauchheil. E: Scarlet pimpernel. F: Mouron rouge. I: Centonchio dei campi Bellichina. NL: Guichelheil.

 

 

EDV-Code: ANGAR.

Familie: Primulaceae, Primelgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, Asien, Amerika; in Mitteleuropa häufig; Äcker, Gärten, Schutt.

Beschreibung: 5-30 cm, niederliegende, einjährige Pflanze. Blätter eiförmig, ganzrandig, kreuzweise-gegenständig, sitzend. Blüten ziegelrot, selten blau [var. azurea (Hyl.) Marsden u. Weiss], 5 zählig, langgestielt, blattachselständig. Kapsel kugelig, hängend.

Blütezeit: Juni-Oktober.

Giftige Pflanzenteile: Das ganze Kraut, besonders die Wurzeln.

Hauptwirkstoffe: 2 Glykoside (eines ähnlich der Quillaia- und Polygalasäure, das andere ähnlich dem Quillaiasapotoxin), Primverase (Bitterstoff), Gerbstoff, ein proteolytisches Enzym und ätherisches Öl mit stechend scharfem, eigentümlichem Geruch. Gilt wegen des hohen Saponingehaltes als giftig. (Frisches Material hat hämolyt. Index 1:3500) [H 12].

Vergiftungserscheinungen: Starke Diurese, Zittern, breiiger und wäßssriger Stuhl, Erscheinungen am Nervensystem, Gehirn und Rückenmark, Entzündung des Verdauungskanals; schwache Narkotisierung.

Ruft bei Hunden und Pferden Gastroenteritis hervor. Giftig für Geflügel und Kaninchen. Das ätherische Öl verursacht Kopfschmerzen und Nausea. Das Kraut soll diuretisch und in toxischen Mengen narkotisch wirken. Die Blätter rufen

Dermatitis hervor [H 12].

Wirkungen auf die Haut: Die Blätter können eine allergische Hautdermatitis hervorrufen.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Anagallis arvensis: Monographie der Kommission D.

Literatur:

B 36           Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

H 12           Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

 

Therapie: 14

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen.

 

Nach Hautkontakt: Mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

 


 

   

Anemone nemorosa L.

 

Buschwindröschen, Anemone. E: Wood anemone. F: Anémone de bois. I: Anemone bianca. NL: Bosanemoon.

 

 

EDV-Code: ANMNE.

Familie: Ranunculaceae, Hahnenfußgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, Asien, Nordamerika; in Laubwäldern, Gebüschen, auch auf Wiesen.

Beschreibung: Aus dem waagrechten Rhizom erhebt sich der 10-25 cm hohe Stengel, mit weißer, meist 6 blättriger Blüte und 3 quirlständigen, mehrfach geteilten Blättern.

Blütezeit: März-April.

Weitere giftige Anemonen-Arten, die bei uns vorkommen [E 12]: Anemone narcissiflora L. - Berghähnlein ,Anemone sylvestris L. - Wald-Windröschen.

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile.

Hauptwirkstoffe: Protoanemonin, das anscheinend beim Trocknen unwirksam wird. Anemol und unbekannte Giftstoffe.

Vergiftungserscheinungen: Übelkeit, Durchfall, Blutungsneigung, Nierenschädigung. Tödliche Dosis: 30 Pflanzen.

Wirkungen auf die Haut: Der Saft kann eine Hautreizung verursachen.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Anemone nemorosa: Monographie der Kommission D.

Literatur:

B 36           Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

E 12           Enke, F., Buchheim, G., Seybold, S.: Zander Handwörterbuch der Pflanzennamen. 14. Aufl., 810 S., Verl. Eugen Ulmer, Stuttgart, 1993

 

 

F 16           Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4            Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12           Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 Mxx:        von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

Therapie: 16

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe nur nach Verschlucken größerer Mengen. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

Nach Hautkontakt: Sofort mit Wasser und Seife abwaschen.

 


 

   

   

Anthurium-Scherzerianum-Hybriden

 

(A. scherzerianum hort. non Schott. A. x hortulanum Birdsey)

Blütenschweif, Kleine Flamingoblume, Schwefelblume. E: Anthure, flamingoflower.

 

 

EDV-Code: AURSH.

Familie: Araceae, Aronstabgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Tropisches Amerika; Zimmerpflanze.

Beschreibung: 30-40 cm hoch. Blätter grundständig, langgestielt, lanzettförmig, 15-30 cm lang, dunkelgrün. Der Blütenkolben wird von einem flachen, roten Hochblatt getragen.

Blütezeit: Februar-Juli.

Giftige Pflanzenteile: Junge Blätter.

Hauptwirkstoffe: Weitgehend unbekannt, vermutlich Calciumoxalat- „Schießkristalle” wie bei Dieffenbachia. Junge Blätter sollen einen cyanogenen Stoff enthalten.

Vergiftungserscheinungen: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall.

Wirkungen auf die Haut: Es können beim Hantieren mit der Pflanze Entzündungen der Fingernägel auftreten.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Literatur:

B 36           Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

 

Therapie: 16

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Nur nach Verschlucken größerer Mengen Kohlegabe. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

Bei Schleimhautschwellung lokale Steroidanwendung; bei starken Schmerzen im Mundbereich Lokalanästhetikum applizieren.

 

Nach Hautkontakt: Sofort mit Wasser abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

 

Nach Augenkontakt: Bei geöffentem Lidspalt mindestens 10 Minuten mit viel Wasser spülen. Bei anhaltender Augenreizung Augenarzt hinzuziehen.

 


 

   

Aquilegia vulgaris L.

 

Gemeine Akelei. E: Columbine. F: Ancoline commune. I: Aquilegia comune.

 

 

EDV-Code: AQIVU.

Familie: Ranunculaceae, Hahnenfußgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, Asien, Nordafrika. Zerstreut in Mitteleuropa in lichten Laubwäldern und auf Waldwiesen; Zierpflanze in gefüllten und farbenprächtigen Formen.

Beschreibung: 40-80 cm hohe, ausdauernde, krautige Pflanze. Blätter langgestielt, doppelt 3 zählig, Teilblättchen 3 lappig, gekerbt. Blüten blau, überhängend, einzeln. 5 Blütenhüllblätter und 5 trichterförmige, gespornte Honigblätter. Balgfrüchte vielsamig.

Blütezeit: Mai-Juli.

Droge: Herba Aquilegiae, Aquilegiae herba, Akeleikraut.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze, besonders der Samen.

Hauptwirkstoffe: Die Pflanze enthält ein blausäureabspaltendes Glycosid in geringer Menge. Möglicherweise unterliegen die Wirkstoffe starken Gehaltsschwankungen.

Vergiftungserscheinungen: Nach Aussaugen des Saftes einiger Akeleiblüten traten Vergiftungserscheinungen auf, die sich in schwerer Ohnmacht, starker, mehrstündiger Benommenheit, Pupillenverengung, Atemnot und Diarrhöen äußerten. Zwei Tage lang hielt große Schwäche mit Herzklopfen und Oligurie an.

Dagegen hat der Autor als 7 Monate alter Säugling einen Teil eines Akeleistraußes gegessen und darauf nach Aussagen der besorgten Eltern, die gleich einen Arzt zugezogen hatten, lediglich etwas Durchfall bekommen.

Dosierung: In der Homöopathie wird Aquilegia D1 3 mal täglich 10 Tropfen bei Dysmenorrhoe, Hautausschlägen, Mundgeschwüren, Fisteln verwendet.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Die Pflanze steht unter Naturschutz (A, CS, D, CH, I, YU, H).

Aquilegia vulgaris: Monographie der Kommission D.

Literatur:

H 12           Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

M 2            Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

 Therapie:  7

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

Nach Hautkontakt: Mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

 

 


 

   

Arctostaphylos uva-ursi (L.) Spreng.

 

(Arbutus uva-ursi L.)

Bärentraube. E: Common bearberry. F: Busserole officinale. I: Uva arsina.

 

 

EDV-Code: ARYUU.

Familie: Ericaceae, Heidekrautgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, Asien, Nordamerika, in Mitteleuropa in den Alpen, Mittelgebirgen und in der Norddeutschen Tiefebene; Föhrenwälder, Zwergstrauchheiden.

Beschreibung: Niederliegender, weitkriechender Strauch, mit aufwärtsgebogenen Zweigen. Blätter immergrün, lederig, verkehrt-eiförmig, ganzrandig. Blüten weiß bis rötlich, eiförmig, in endständigen Trauben. Beeren kugelig, scharlachrot.

Blütezeit: März-Juli.

Droge: Folia Uvae ursi, Uvae ursi folium, Bärentraubenblätter.

Geruchlos, Geschmack zusammenziehend.

Auszug aus der Monographie der Kommission E: Uvae ursi folium (Bärentraubenblätter)

Nebenwirkungen: Bei magenempfindlichen Patienten und Kindern können Übelkeit und Erbrechen auftreten.

Wechselwirkungen: Bärentraubenblätter-Zubereitungen sollen nicht zusammen mit Mitteln gegeben werden, die zur Bildung eines sauren Harns führen.

Wirkstoffhaltige Pflanzenteile: Besonders die Blätter.

Hauptwirkstoffe: 5-12 % Arbutin, Methylarbutin C13H18O7, Fp. 175-176 °C (die im Alpenraum vorkommende Bärentraube enthält beträchtliche Mengen Methylarbutin), 0,3-0,5 % freies Hydrochinon, Ellagsäure, Gallussäure bis 6 %.

Pharmakologische Wirkung: Magenreizungen, Erbrechen, wehenanregend bei Schwangerschaft. Bei langer fortgesetzter Anwendung der Pflanze sind Vergiftungserscheinungen wie hämolytische Anämie, Kachexie, Leberverfettung und Entfärbung der Haare durch das im Körper freiwerdende Hydrochinon bzw. das stärker wirkende Methylhydrochinon beschrieben worden.

Gefährlichkeitsgrad: Wenig giftig (+)

Vorschriften: Die Pflanze steht unter Naturschutz (A, CS, D, CH, I, YU).

Uvae ursi folium: Monographie der Kommission E.

Arctostaphylos uva ursi: Monographie der Kommission D.

Literatur:

H 12           Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

M 2            Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

R 30           Röder, E., Bourauel, Th.: Pyrrolizidine alkaloids from Melampyrum pratense. Natural Toxins, 35-37, 1992

 

 

R 35           Rätsch, Ch.: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Wiessenschaftl. Verl. Ges., Stuttgart, 941 S., 1998.

 

 

T 5             Thesen, R.: Phytotherapeutika - nicht immer harmlos. Ztschr. f. Phytother. 9, 105-111, 1988

 

 

 Therapie: 16

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen.

 


 

   

Aristolochia clematitis L.

 

Osterluzei. E: Birthwort. F: Sarrasine. I: Aristolochia clematite. NL: Echte Pijpbloem.

 

 

EDV-Code: ARPCL.

Familie: Aristolochiaceae, Osterluzeigewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Mittelmeergebiet, in Mitteleuropa verwildert; Weinberge, Wegränder, sonnige Hügel.

Beschreibung: Ausdauernde, bis 50 cm hohe, krautige Pflanze. Blätter herzförmig, gelbgrün, langgestielt. Blüten schwefelgelb, mit gerader Röhre, in doldigen Wickeln. Frucht vielsamig.

Blütezeit: Mai-Juni.

Droge: Herba et Radix Aristolochiae, Aristolochiae herba et radix, Osterluzeikraut und Wurzel.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze.

Hauptwirkstoffe: 0,03 % Aristolochiasäure C17H11NO7, Fp. 281-286°C; Noraristolochiasäure C16H9NO6, Fp. 269-271°C; Magnoflorin C20H24NO4.

Vergiftungserscheinungen: Erbrechen, Gastroenteritis, Krämpfe, Pulsbeschleunigung, Blutdrucksenkung, Tod im Koma durch Atemlähmung. Nach Ergebnissen im Tierversuch (von der Firma Madaus durchgeführte Untersuchungen) kann Aristolochiasäure eine Tumorbildung auslösen, wenn 12 Monate lang 0,1 mg/kg Körpergewicht zugeführt wird. Außerdem wurde eine erbgutverändernde (mutagene) Wirkung festgestellt.

Es besteht der Verdacht, daßss durch Aristolochiasäure auch beim Menschen bösartige Veränderungen ausgelöst werden können. Deshalb wurde der Vertrieb von aristolochiasäurehaltigen Arzneimitteln 1982 durch das Bundesgesundheitsamt untersagt.

Bei Tieren kann Appetitabnahme, Verstopfung und Nierenentzündung auftreten.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Aristolochia clematitis: Monographie der Kommission D.

Literatur:

B 36           Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

G 4            Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12           Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

L 10           Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 2            Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

R 11           Röder, E.: Nebenwirkungen von Heilpflanzen. Dtsch. Apoth. Ztg. 122, 2081-2092, 1882

 

 

 Therapie: 14

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 


 

   

Arnica montana L.

 

Arnika, Berg-Wohlverleih. E: Arnica. F: Arnica. I: Arnica. I: Arnica. NL: Wolverlei

 

 

EDV-Code: ARXMO.

Familie: Asteraceae, Korbblütler.

Verbreitung, Vorkommen: Europa; in den mitteleuropäischen Gebirgen häufig, in der Ebene zerstreut; auf feuchten, torfigen Wiesen, in den Alpen auch auf trockenen Magerwiesen.

Beschreibung: 20-60 cm hohe Staude, mit Blattrosette; am Stengel 1-2 Paar lanzettliche, gegenständige Blätter. Blütenköpfe 5-7 cm breit, goldgelb, endständig, einzeln, mit Röhren- und Zungenblüten.

Blütezeit: Juni-August.

Die Asteracee Heterotheca inuloides Cass. ist die Stammpflanze der im Handel angebotenen „Flores Arnicae, mexikanisch”. In Mexiko werden die Blütenköpfchen volksmedizinisch genauso angewendet wie bei uns die von Arnica montana. Hauptwirkstoff des ätherischen Öls ist Cadalin C15H18.

Arnica chamissonis Less. subsp. foliosa (Nutt.) Maguire ist im DAB 10 als weitere Stammpflanze für Arnikablüten zugelassen.

Droge: Flores Arnicae (montanae), Arnicae flos, Arnikablüten.

Entweder die vom Hüllkelch befreiten Blüten oder die ganzen völlig entfalteten Blütenkörbchen.

Auszug aus der Monographie der Kommission E:

Arnicae flos (Arnikablüten)

Gegenanzeigen: Arnika-Allergie.

Nebenwirkungen: Längere Anwendung an geschädigter Haut, z.B. bei Verletzungen oder Ulcus cruris, ruft relativ häufig ödematöse Dermatitis mit Bläschenbildung hervor. Ferner können bei längerer Anwendung Ekzeme auftreten. Bei hoher Konzentration in der Darreichung sind auch primär toxisch bedingte Hautreaktionen mit Bläschenbildung bis zur Nekrotisierung möglich.

Wirkstoffhaltige Pflanzenteile: Ganze Pflanze.

Hauptwirkstoffe: Wurzel: Bitterstoff, ätherisches Öl mit Phlorol-Isobuttersäureester und Hydrothymochinonmethylether, Gallussäure und Inulin.

Nach neuesten Untersuchungen enthalten die Blüten die Sesquiterpenlactone (0,1-0,27 %) Helenalin, 11,13-Dihydrohelenalin und deren Essigsäure-, Isobuttersäure-, Methylacrylsäure-, Tiglinsäure-, Isovaleriansäure- und 2-Methylbuttersäureester sowie 13 verschiedene Flavonderivate wie Quercetin, Isorhamnetin, Isoquercetin, Luteolin-7-glucosid etc.

Die Arbeit von H.J. Roth [R 11] zeigt deutlich, daßss auch bei Arnica-Arten erhebliche Schwankungen je nach Herkunftsland (Standort) bestehen.

Pharmakologische Wirkung: Am Tier Wirkungen auf Nerven- und Gefäßsystem, Beschleunigung der Atmung, Vermehrung der Schleim-, Schweiß- und Harnabsonderung. Richaud [Soc. Bio. 11, 1 (1922); 21, 1 (1922)] fand, daßss Arnica die Leitfähigkeit und Spinalreflexe vermindert und somit als ein typisch spinallähmendes Mittel betrachtet werden kann [H 12].

Am häufigsten sind Vergiftungen durch unverdünnte oder ungenügend verdünnte Tinktur. Aus Blüten bereitete Arnikatinktur: Starke Hautentzündungen, ödematöse Hauterytheme, eiterhaltige Blasen, Eczema rubrum, oberflächliche Gangrän und Ulzerationen.

In den Magen gebrachte Arnikaaufgüsse: Dysphagie, Auftreibung des Magens, Schmerzen, Ekelgefühl. Ruptus, Tenesmus und Diarrhöe. Drückender Kopfschmerz, Somnolenz, Vertigo, unruhiger Schlaf; Kollaps mit Fadenpuls, Kopfweh und Erschwerung der Respiration. Starkes Herzklopfen, allgemeine Kälte des Körpers, Angst, Schwindelgefühl. 3 Eßsslöffel einer selbstbereiteten Tinktur führten innerhalb von 24 Std. zum Abort.

Arnica sollte wegen der beobachteten toxischen Nebenwirkungen innerlich nicht angewendet werden.

Wirkungen auf die Haut: Allergische Kontaktdermatitiden sind seit 100 Jahren bekannt, besonders nach Anwendung von Arnikatinktur unter feuchten Umschlägen. Starke, z.T. bullöse Hautentzündungen werden beschrieben. Ursache der Allergie sind die oben genannten Sesquiterpenlactone. Bei erworbener Arnikaallergie besteht gegenüber vielen anderen Arten aus der gleichen Familie (Asteraceae) aber auch ebenso gegenüber anderen sesquiterpenlactonhaltigen Spezies aus nichtverwandten Familien, wie z.B. Lorbeer, eine Kreuzreaktivität [Übersicht: Hausen, Hautarzt 31, 10 (1980)].

Die in den Blüten von Arnica chamissonis ssp. foliosa vorkommenden Sesquiterpenlactone kommen ebenfalls als potentielle Kontaktallergene in Betracht.

Dosierung: Höchstdosis nicht festgesetzt, doch cave zu große Dosen, 60-80 g der französischen Tinktur verursachten tödliche Vergiftungen. Zur Epikutantestung Tinktur 1:10 verdünnen.

Gefährlichkeitsgrad: Wenig giftig (+), aber häufig sensibilisierend.

Vorschriften: Die Pflanze steht unter Naturschutz (A, CS, D, CH, I, YU, H).

In der Roten Liste gehört sie zu den gefährdeten Pflanzen.

Arnica montana: Monographie der Kommission D.

Arnicae flos: Monographie der Kommission E.

Literatur:

F 16             Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4               Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12             Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 21             Hausen, B.M.: Allergiepflanzen - Pflanzenallergene. 332 S., ecomed Verlagsges., Landsberg, 1988

 

 

H 22             Hausen, B.M.: Kontaktallergie durch Pflanzen und Pflanzenextrakte aus der Apotheke. Dtsch. Apoth. Ztg., 131, 987-996, 1991

 

 

K 9               Karsten, G., Weber, U., Stahl, E.: Lehrbuch der Pharmakognosie. 642 S., 9. Aufl., G. Fischer Verlag, Stuttgart, 1962

 

 

L 10              Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 2              Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

R 11             Röder, E.: Nebenwirkungen von Heilpflanzen. Dtsch. Apoth. Ztg. 122, 2081-2092, 1882

 

 

S 25             Schmitz, R., Kating, H.: Zur Frage des Thymol-Vorkommens in Arnika-Arten. Planta medica 31, 311-314, 1977

 

 

W 19            Willuhn, G.: Arnica montana L. - Der Bergwohlverleih. Ztschr. f. Phytother. 6, 94-96, 1985

 

 

W 20            Willuhn, G.: Arnika-Kontaktdermatitis und die verursachenden Kontaktallergene. Dtsch. Apoth. Ztg. 126(38), 2038-2044, 1986

 

 

W 23            Willuhn, G., Röttger, P.-M.: Helenalin und seine Derivate, die herzwirksamen Verbindungen der Arnikablüten. Planta medica 45, 131-148, 1982

 

 

W 24            Willuhn, G., Schneider, R., Matthiesen, U.: Mexikanische Arnikablüten. Dtsch. Apoth. Ztg. 125(39), 1941-1944, 1985

 

 

Z 3               Zell, P.: Allergien - rein pflanzlich. Kosmos 7, 46-53, 1986

 

 

 

Therapie: 18

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen.

Nach Hautkontakt: Sofort mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

 

 

 


 

Artemisia absinthium L.

 

Wermut. E: Absinth, Common wormwood. F: Absinthe. I: Assenzio vero. NL: Absint-alsem.

 

 

EDV-Code: ARTAB.

Familie: Asteraceae, Korbblütler.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, Nordasien, Nordafrika, in Mitteleuropa angebaut und verwildert; Gebüsche, Abhänge, Mauern.

Beschreibung: Über 1 m hoher Halbstrauch. Blätter weißgrau, filzig, 2-3 fach fiederteilig. Blütenstände hellgelb, kugelig, in einer zusammengesetzten, vielästigen Rispe. Frucht länglich, ohne Pappus.

Blütezeit: Juli-September.

Droge: Herba Absinthii, Absinthii herba, Wermutkraut.

Das getrocknete Kraut ohne dickere Stengel (nicht über 4 mm).

Auszug aus der Packungsbeilage gemäß Standardzulassung:

Gegenanzeigen: Magen- und Darmgeschwüre.

Nebenwirkungen: Bei bestimmungsgemäßer Anwendung nicht bekannt.

Hinweis: In hohen Dosen eingenommen, können Zubereitungen aus Wermutkraut Vergiftungen hervorrufen mit Erbrechen, starken Durchfällen, Harnverhaltung, Benommenheit und Krämpfen.

Wirkstoffhaltige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze.

Hauptwirkstoffe: Thujon im ätherischen Öl, Absinthin C30H40O6, bitteres Prinzip des Wermuts und nat. Pestizide [A 15].

Vermutlich sind die Inhaltsstoffe starken örtlichen und jahreszeitlichen Schwankungen unterworfen.

Pharmakologische Wirkung: Große Dosen erzeugen Kopfschmerzen und Schwindel. Hohe Dosen haben eine krampferzeugende und lähmende Wirkung, die zu Bewußsstlosigkeit und Tod führen kann.

Eigene Beobachtung: nach Zungenprobe des Bitterstoffs Absinthin Unwohlsein, eigenartige Lähmung der Brustmuskulatur, so daßss es schwerfällt, die Arme zu heben.

Dosierung: Gebräuchliche Einzeldosis als Aufgußss 1 g auf 1 Teetasse, ÖAB 9.

Gefährlichkeitsgrad: Wenig giftig (+) bis giftig +

Vorschriften: Wegen der Gefahr schwerer Gesundheitsstörungen (Absinthismus) ist der Vertrieb von Absinthbranntwein in fast allen Kulturländern verboten.

Aromenverordnung der Bundesrepublik Deutschland v. 22. 12. 1981 (BGBl. I. 1677-1685) verbotener Stoff des § 2, Anlage I: Wermutöl.

Artemisia absinthium: Monographie der Kommission D.

Absinthii herba: Monographie der Kommission E.

Literatur:

F 16            Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

B 36           Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

G 4             Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12           Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

M 2             Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

M 17           Merck-Index: Editor Budavari S., 11 th edition, Merck & Co., Inc., Rahway, N.J., 1989

 

 

 

 Therapie: 14, 18

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen.

 

 


 

Arum maculatum L.

 

Gefleckter Aronstab. E: Common arum, Lords-and-Ladies. F: Gouet maculé. I: Gigaro scuro. NL: Gevlekte Aronskelk.

 

 

 

EDV-Code: ABGMA.

Familie: Araceae, Aronstabgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: In Süd- und Mitteleuropa zerstreut, im Norden selten oder fehlend. In schattigen und feuchten Wäldern, vor allem in Laubwäldern und unter Hecken.

Beschreibung: Krautige, 15-40 cm hohe Pflanze mit knolligem Wurzelstock. Blätter langgestielt, spieß- bis pfeilförmig, häufig gefleckt. Hochblatt grünlich-weiß, unten kesselartig erweitert (Fliegenfalle). Blütenstand mit braunrotem Kolben. Beeren scharlachrot.

Blütezeit: April-Mai.

Früchte: Juli-September.

Andere europäische Aronstabgewächse sind Arum italicum Mill. und Dracunculus vulgaris.

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile einschließlich Beeren.

Hauptwirkstoffe: Die Frischpflanze und ihr Saft wirken stärker als getrocknete Pflanzenteile. Die Inhaltstoffe sind noch weitgehend unbekannt. Der Hauptwirkstoff soll Aroin sein (ungefähr 0,005 %), in der frischen Knolle ist der Aroingehalt am größten.

In jungen Schößlingen sollen auch Blausäureglykoside vorhanden sein, außerdem finden sich Spuren von Nicotin, Aminen und Oxalaten. In grünen Früchten beträgt der Oxalatgehalt 0,4 %, in den roten 0,28 %. In der älteren Literatur findet man auch ein conicinartiges Alkaloid erwähnt, in der neueren glykosidische Saponine.

Vergiftungserscheinungen: Blätter: Heftige Konvulsionen, stark angeschwollene Zunge. Wurzel: Starkes Brennen auf der Zunge, Hautrötung, blasenziehende Wirkung, heftigste Entzündung, namentlich der Schleimhäute, prickelnde Haut, Herzrhythmusstörungen, schließlich Schädigung und Lähmung des Zentralnervensystems, Krämpfe, starker Durst bei erhöhter Speichelabsonderung, Harnverhalten und erniedrigte Temperatur. Auffallend ist das Auftreten von Blutungen (Zahnfleisch, Magen-Darm-Kanal, Uterus). Der Saft bewirkt eine heftige Dermatitis. In neuerer Zeit wird berichtet, daßss nach dem Verzehr von zwei Blättern Brennen im Mund aufgetreten sei, von einem Blatt Prickeln auf Mundschleimhaut und Brennen auf der Zunge. 20 ml Blumengießwasser wurden ohne Folge getrunken. Von Weidevieh sind tödlich verlaufende Vergiftungen nach Verzehr der frischen, saftigen Pflanze bekannt.

Nach Weilemann sind vor allem ein- bis vierjährige Kinder durch Verzehren der Früchte gefährdet. 60 % der gemeldeten Fälle verliefen symptomlos, bei 40 % traten Symptome auf, überwiegend (90 %) Schleimhautreizungen, bei 20 % waren Magen und Darm betroffen, bei 10 % traten andere Symptome auf. Ein fünfjähriger Junge bekam kurze Zeit nach dem Genußss von fünf Beeren starkes Brennen in der Mundhöhle und Schleimhautreizung, die Heilung erfolgte in diesem Fall ohne Therapie.

Gefährlichkeitsgrad: Sehr stark giftig +++ (frische Pflanze). Die getrocknete Pflanze scheint - je nach Alterung - wesentlich weniger giftig zu sein.

Vorschriften: Arum maculatum: Monographie der Kommission D.

Literatur:

F 16           Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

H 12           Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 13           Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. Bd.3 Gifte, Hrsg.: H.U. Wolf, 5. Aufl., Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, 1992

 

 

L 10           Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 2            Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

S 6            Schilcher, B.: Giftpflanzenberatung besonders gefragt zur Fruchtreifezeit. PZ 44, 9-16, 1988

 

 

Therapie: 14

 

 

 Erste Hilfe:

 

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Nur nach Verschlucken größerer Mengen Kohlegabe. Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

Bei Schleimhautschwellung lokale Steroidanwendung; bei starken Schmerzen im Mundbereich Lokalanästhetikum applizieren.

 

Nach Hautkontakt: Sofort mit Wasser abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

 

Nach Augenkontakt: Bei geöffentem Lidspalt mindestens 10 Minuten mit viel Wasser spülen. Augenarzt hinzuziehen.


 

   

  Asarum europaeum L.

 

Haselwurz. E: Asarabacca, Hazelwort. F: Asaret d’Europe. I: Baccaro comune.

 

 

Familie: Aristolochiaceae, Osterluzeigewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Kleinasien, Sibirien, Süd- und Mitteleuropa; in Süddeutschland stellenweise häufig in humusreichen Laubwäldern und Gebüschen.

Beschreibung: Immergrünes Kraut, bis 15 cm hoch, mit kriechender, oberirdischer Sproßssachse, mit langgestielten, nierenförmigen, glänzend lederartigen Blättern. Blüten kurzgestielt, glockig, 3 zipfelig, dunkelbraunrot. Kapsel 6 fächerig, aufspringend.

Blütezeit: März-April.

Droge: Rhizoma Asari, Asari rhizoma, Haselwurzelstock.

Mehrere Dezimeter lang, stumpf vierkantig, zart längsgestreift, innen weißlich. Geschmack pfefferartig.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze.

Hauptwirkstoffe: 0,7-4 % ätherisches Öl mit α-Asaron=Asarumkampfer (beim Trocknen leicht flüchtig). Gehalt schwankend (30-50 % des Öles). Weiterhin das Selinan-Derivat α-Agarofuran.

Es gibt neben asaronfreien Pflanzen solche, deren ätherisches Öl bis zu 90 % aus trans-Isoasaron, bzw. trans-Isoeugenol oder trans-Isoelemicin besteht. Im Hinblick auf die verschiedene Zusammensetzung des ätherischen Öls lassen sich in Europa 4 verschiedene chemische Rassen unterscheiden.

Vergiftungserscheinungen: Brennen im Mund und Schlund. Übelkeit, Erbrechen, Magenschmerzen, Gastroenteritis mit Diarrhöen und Uterusblutungen. Im Extremfall Tod durch zentrale Atemlähmung.

Beim Kauen des Rhizoms wird die Mundhöhle und Zunge vorübergehend anästhetisiert. Verantwortlich dafür sind die Phenylpropanderivate trans-Isoasaron und trans-Isoeugenolmethylester.

Die emetische Wirkung ist dem ätherischen Öl zuzuschreiben.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Asarum europaeum: Monographie der Kommission D.

Literatur:

B 18           Biering, W.E., Bungert-Hansing, I., Jork, H.: Ist es gerechtfertigt, bei Asarum Europaeum von chemischen Rassen zu sprechen. Planta medica, 29, 134-147, 1976

 

 

B 19           Biering, W.E., Jork, H.: a-Agarofuran, ein neues Selinan-Derivat aus dem Ätherischen Öl von Asarum europaeum L. Planta medica 37, 137-142, 1979

 

 

B 36           Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

G 4            Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

G 9            Gracza, L.: Über die Wirkstoffe von Asarum europaeum. Planta medica 48, 153-157, 1983

 

 

H 12           Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

 Therapie: 14

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen


 

   

Asparagus officinalis L.

 

Spargel. E: Asparagus. F: Asperge. I: Asparago comune, Sparagio. NL: Asperge.

 

 

EDV-Code: ASPOF.

Familie: Liliaceae, Liliengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, Nordafrika, Indien, kultiviert in Nordamerika. Sandige Standorte, an Rainen, Wegrändern etc.; als Gemüsepflanze angebaut.

Beschreibung: Ausdauernde, bis 1,5 m hohe Pflanze mit dickem Wurzelstock, der fingerdicke, fleischige, saftige Sprosse treibt, die sich zu verzweigten Stengeln entwickeln. Blätter schuppenförmig; Kurzsprosse nadelförmig. Blüten klein, zweihäusig, weiß bis grünlichgelb. Beeren erbsengroß, ziegelrot.

Blütezeit: April-Mai.

Spargelernte: Mai, Juni.

Früchte: September-November.

Nach dem Verzeht der fleischigen und saftigen Sprosse (Spargel) nimmt der Urin einen charakteristischen Geruch an, der auf die Anwesenheit von Methylmercaptan zurückzuführen ist und eine positive Fehling-, boettger und Trommer-Reaktion ergibt, obwohl kein Zucker im Urin ist. [H 12]

Als gebräuchliche Zimmerpflanzen: Asparagus crispus Lam.

Asparagus densiflorus (Kunth)

Asparagus setaceus (Kunth)

Die beiden erstgenannten Arten können auch rote Beeren entwickeln.

Droge: Rhizoma Asparagi, Asparagi rhizoma, Spargelwurzelstock.

Wurzelstock mit Wurzeln, Geschmack fade, süßlich.

Auszug aus der Monographie der Kommission E: Asparagi rhizoma (Spargelwurzelstock).

Gegenanzeigen: Entzündliche Nierenerkrankungen.

Hinweis: Keine Durchspülungstherapie bei Ödemen infolge eingeschränkter Herz- oder Nierenfunktion.

Nebenwirkungen: In sehr seltenen Fällen kann es zu allergischen Hautreaktionen kommen.

Giftige Pflanzenteile: Beeren.

Hauptwirkstoffe: In den Sprossen Asparagin, Tyrosin, in den blassen Sprossen Diosgenin, Jamogenin, Sarsapogenin [H 12]; in den roten Beeren Sparginin [K 40]. A. densiflorus und A. setaceus enthalten Steroidsaponine.

Vergiftungserscheinungen: Bei Ingestion von Beeren in größerer Anzahl ist eine Gastroenteritis möglich. Nach Erfahrungen einer Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen zeigen sich bei zwei bis sieben Beeren keine Symptome - in einem Fall erbrach sich ein Kind mehrmals.

Nach Weilemann werden die Beeren und Blätter vorwiegend von Einhalb- bis Vierjährigen gegessen. In 10 % aller Fälle wurden Magen- und Darmbeschwerden beobachtet, die aber meist harmlos waren und nur in Ausnahmefällen behandelt werden mußssten [W 38].

Wirkungen auf die Haut: In Konservenfabriken trat früher bei der Verarbeitung von Spargel öfters die Spargeldermatitis „Spargelkrätze” auf.

Zwei Fälle einer hochgradigen Spargelkontaktallergie wurden kürzlich bei Spargelanbauern beobachtet. Beide mußssten ihren Beruf aufgeben .Durch Epikutantests und tierexperimentelle Untersuchungen ließ sich nachweisen, daßss das Allergen zu Beginn der Wachstumsphase in nachweisbaren Mengen im Saft des Spargels vorhanden ist. Zu Ende der Spargelsaison ist es nicht mehr nachweisbar. An der Strukturaufklärung des Allergens wird zur Zeit gearbeitet (Hausen unveröffentlicht).

Anwendungen: Die fleischigen saftigen Sprosse (Spargel) dienen als Lebensmittel.

Gefährlichkeitsgrad: Die Beeren sind kaum giftig (+)

Anwendungen in der Homöopathie: Asparagus D2 bei Blasen- und Nierenleiden. Spargel wirkt diuretisch.

Vorschriften: Asparagus officinalis: Monographie der Kommission D.

Asparagi herba und A. rhizoma: Monographie der Kommission E.

Literatur:

F 16             Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

H 12             Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

K 40             Krienke, E.G., von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U.: Vergiftungen im Kindesalter, 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1986

 

 

L 13              Ludewig, R., Lohs, K.: Akute Vergiftungen, Ratgeber für toxikologische Notfälle. 692 S., 6. Aufl., G. Fischer Verlag, Stuttgart, New York, 1981

 

 

M 2              Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

W 27            Wirth, W., Gloxhuber, C.: Toxikologie für Ärzte, Naturwissenschaftler und Apotheker. 4. Aufl., G. Thieme Verlag, Stuttgart, New York, 1985

 

 

 

Therapie: 18

 

Erste Hilfe:

Nach Verschlucken von bis zu 5 Beeren: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen).

Bei mehr als 5 Beeren Kohlegabe, bei mehr als 10 Beeren Magenentleerung (Ipecac).

Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.


 

   

Atropa bella-donna L.

 

Tollkirsche. E: Deadly night shade. F: Belladone. I: Belladonna. NL: Wolfskers.

 

EDV-Code: ATRBE.

Familie: Solanaceae, Nachtschattengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, Asien, Nordafrika; in Mitteleuropa verbreitet; Laubwälder, Waldschläge, Waldränder.

Beschreibung: Krautige Staude, bis 1,5 m hoch, stark verästelt. Blätter groß, eiförmig, dunkelgrün, ganzrandig. Blüten einzeln, gestielt, abstehend oder hängend röhrig-glockig, braunrot. Beere kirschgroß, glänzend-schwarz.

Die Pflanze hat im Sommer gleichzeitig grüne Blütenknospen, braune Blüten, grüne unreife Beeren und schwarze reife Beeren.

Blütezeit: Juni-August.

Früchte: August-September.

Droge: Folia Belladonnae, Belladonnae folium, Tollkirschenblätter.

Geruch schwach, Geschmack schwach bitter, scharf.

Das Auftreten von Apoatropin und Tropanol wird als Anzeichen für alte oder unsachgemäß gelagerte Droge gewertet.

Belladonnae radix, Belladonnawurzel.

Auszug aus der Monographie der Kommission E: Atropa belladonna (Tollkirsche)

Gegenanzeigen: Tachykarde Arrhythmien, Prostataadenom mit Restharnbildung. Engwinkelglaukom, akutes Lungenödem, mechanische Stenosen im Bereich des Magendarmtraktes, Megacolon.

Nebenwirkungen: Mundtrockenheit, Abnahme der Schweißdrüsensekretion, Akkomodationsstörungen, Hautrötung und- trockenheit, Wärmestau, Tachykardie, Miktionsbeschwerden, Halluzinationen und Krampfzustände (vor allem bei Überdosierung).

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile. Giftaufnahme auch durch die Haut möglich. Vergiftungen meist mit Beeren, die süß und angenehm schmecken. Bei Kindern gelten 3-4 Beeren als tödlich, bei Erwachsenen 10-12. Mit Blättern sind Vergiftungen ab 0,3 g möglich.

Hauptwirkstoffe: 0,1-1,2 % Gesamtalkaloide, stark abhängig von Standort, Zeitpunkt etc., L-Hyoscyamin bis 70 %, daneben Atropin, Scopolamin (Hyoscin), wenig Atropamin (Apoatropin).

Atropamin

 

Vergiftungserscheinungen: Innerhalb einer viertel Stunde stellen sich folgende Vergiftungserscheinungen ein: Psychomotorische Unruhe und allgemeine Erregung, nicht selten auch in erotischer Hinsicht, Rededrang, starke Euphorie (Heiterkeit, Lachlust), aber auch Weinkrämpfe, starker Bewegungsdrang, u.a. Tanzlust, Intentionsstörungen, manirierte stereotype Bewegungen, choreatische Zustände, Ataxie, Ideenflucht, Umnebelungsgefühl, Irrereden, Schreien, Halluzinationen der verschiedensten Art; Zunahme des Erregungszustandes bis zu Anfällen von Tobsucht, Wut, Raserei, mit völliger Verkennung der Umgebung (wie bei manischer Psychose), ferner Zuckungen oder allgemeine klonische (epileptiforme) Krämpfe. Außerdem Schwindel, Übelkeit, aber nur selten und dann meist initiales, bei reiner Atropinvergiftung stets fehlendes Erbrechen, starke Beschleunigung und Vertiefung der Atmung, heftiges Herzklopfen, Klopfen der Pulse, insbesondere auffälliges Pulsieren der Carotiden, Tachykardie (bis 160 pro Min.), Blutdrucksteigerung, bei hartem und steilem Puls; maximale Erweiterung und Starre der Pupillen, dadurch bedingt Blendungsgefühl und Lichtscheu, glanzvolle Augen, langanhaltende Sehstörungen (undeutliches Sehen in der Nähe, Diplopie, Mikropie, Chromopie), in schweren Fällen völlige Aufhebung des Sehvermögens; Sprachstörungen bis zum Sprechunvermögen; scharlachrote, trockene und heiße Haut, stark erhöhte Körpertemperatur, Trockenheit im Mund, Schlund und Kehlkopf (Aphonie), Durst, dabei Wasserscheu wegen vorhandener Schluckstörungen. Allmählich tritt, oft unter zeitweiser Wiederkehr der Erregungszustände einschließlich der Krämpfe, zunehmende Bewußsstlosigkeit, Erschöpfung und ein narkoseähnlicher Schlafzustand ein, in dem die bis dahin anhaltende Gesichtsröte einer durch die fortschreitende Atemschädigung zustande kommenden Cyanose Platz macht; die Körpertemperatur ist nunmehr unter die Norm gesunken. Entweder kommt es aus diesem Lähmungsstadium heraus allmählich wieder zur Erholung oder es tritt unter Fortschreiten der Lähmung und Zunehmen der Atemschädigung im Koma der Tod durch zentrale Atemlähmung ein [H 12].

Am Anfang Rauhheit, Trockenheit und Kratzen in Mund und Kehle, quälender Durst, Heiserkeit, Nausea, Schlingbeschwerden, dann Unmöglichkeit zu schlucken, zuerst Pulsverlangsamung, dann Beschleunigung, Herzklopfen, Kopfweh, Schwindel, gesteigerte Reflexe, heftige Aufregung mit hastigen Bewegungen, Zittern und schwankendem Gang, Delirien mit Halluzinationen, plötzliche Wahnsinnsanfälle, denen Krämpfe, zentrale Lähmung und Stupor folgen. Schließlich Kollaps, Koma mit äußerst beschleunigter Atmung und Asphyxie [M 2].

Tiere sollen gegenüber Tollkirschen weniger empfindlich sein als Menschen. Vergiftungen sind selten [H 18].

Nach den Erfahrungen der Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen in Berlin aß ein Fünfjähriger eine unbekannte Menge Tollkirschen. Es zeigten sich die typischen Symptome einer Atropinvergiftung, die nach entsprechender Behandlung innerhalb von eineinhalb Tagen abklangen. Ähnliche Symptome zeigten sich bei einem Neunjährigen, der ebenfalls eine unbekannte Menge aufgenommen hatte. Bei der Magenspülung entleerten sich noch ca. 8 unbeschädigte Früchte. Nach einem halben Tag besserte sich der Zustand deutlich.

Belladonna-Extrakte wurden ab 1867 (Charcort) und vermehrt in den zwanziger Jahren (Raeff) als „bulgarische Kur” zur Behandlung der Schüttellähmung (Parkinsonismus) verwendet. Die Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit, Sehstörungen, Harnverhalten etc. waren aber so gravierend, daßss man die Behandlung oft unterbrechen oder abbrechen mußsste. [Medikament u. Meinung 19.6.(1992)]

Nach Weilemann sind durch die Früchte zweijährige und ältere Kinder besonders gefährdet. In 55 % aller Fälle traten folgende Symptome auf: Erweiterte Pupille 60 %, Herz-Kreislauf 50 %, Magen- und Darmbeschwerden 20 %, trockene Haut und Schleimhaut 50 %, Psychose 20 %. W. führt folgendes Fallbeispiel auf: Ein dreieinhalb Jahre alter Junge aß eine oder zwei Tollkirschen. Nach fünf Stunden traten trockene Haut und Schleimhaut, Pulsbeschleunigung, erweiterte Pupillen und Ataxie auf. Die Heilung erfolgte unter symptombezogener Therapie. Bei Verzehr von Pflanzenteilen ärztliche Entleerung des Magen- und Darmtraktes, bei typischer Atopiesymptomatik Physostigminsalicylat (Anticholium R). (Anmerkung des Verfassers: Bei einer Aufnahme von zwei Tollkirschen gegenüber einer würde es sich um 100 % mehr Wirkstoffe handeln. Dies als Beispiel, daßss Mengenangaben sehr genau gemacht und in der Anamnese erhoben werden sollten.)

Gefährlichkeitsgrad: Sehr stark giftig +++

Vorschriften: Atropa belladonna: Monographie der Kommission D und E.

Kosmetikverordnung, Anlage 1, Nr. 44: Atropa belladonna L. und ihre Gemische dürfen beim Herstellen oder Behandeln von kosmetischen Mitteln nicht verwendet werden.

Verbotener Stoff der Kosmetikverordnung v. 19. 6. 1985, Anlage 1: 44 Atropa belladonna L. und ihre Zubereitungen.

Literatur:

B 36             Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16             Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4               Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12             Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 18             Hapke, H.J.: Toxikologie für Veterinärmediziner. 408 S., Enke Verl., Stuttgart, 1975

 

 

J 5                Jaspersen-Schib, R.: Giftpflanzen aktuell - Herbst. Dtsch. Apoth. Ztg., 124, 2321-2327, 1984

 

 

L 10              Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 2              Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

O 4               Oprach, F., Hartmann, Th.: Zur Rolle des Tropanols als Reinheitskriterium der Solanaceen-Drogen nach Ph. Eur. Dtsch. Apoth. Ztg. 126(13), 643-644, 1986

 

 

S 6               Schilcher, B.: Giftpflanzenberatung besonders gefragt zur Fruchtreifezeit. PZ 44, 9-16, 1988

 

 

T 5               Thesen, R.: Phytotherapeutika - nicht immer harmlos. Ztschr. f. Phytother. 9, 105-111, 1988

 

 

W 38           

 

 

Y 3               Ylinen, M. et al.: Tropane alkaloids from Atropa belladonna. Planta medica, 85-87, 1986

 

 

 

 

Therapie:  1

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

Nach Verschlucken von mehr als 1 Frucht durch Kleinkinder oder mehr als 2 Früchten durch Jugendliche oder größere Mengen aller anderen Pflanzenteil Kohlegabe (wegen rasch möglicher ZNS-Symptome keine routinemäßige primäre Giftentfernung). Stationäre Überwachung.

 

Nach Hautkontakt: Sofort mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

 

Nach Augenkontakt: Bei geöffentem Lidspalt mindestens 10 Minuten mit viel Wasser spülen. Bei anhaltender Augenreizung Arzt aufsuchen.

 

 


 

   

Aucuba japonica Thunb.

 

Japanische Goldorange. E: Japanese aucuba. F: Aucuba du Japon. I: Aucuba giapponese.

 

 

EDV-Code: AUCJA.

Familie: Cornaceae, Hartriegelgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Japan, Korea, Formosa; Topfpflanze, in milderen Teilen Mitteleuropas auch im Freien (Rheingebiet).

Beschreibung: Immergrüner Strauch. Blätter bis 20 cm lang, länglich-eiförmig, bei Züchtungsformen goldgefleckt oder weiß panaschiert. Blüten klein, rötlich, in endständigen Rispen. Beerenfrüchte scharlachrot.

Blütezeit: März-April.

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile, vor allem die oberirdischen.

Hauptwirkstoffe: Aucubin. Nach Trimm und Hill 1,4 % in den Blättern und 3 % in den Samen.

 

Vergiftungserscheinungen: Entzündungen im Magen-Darm-Kanal, Diarrhöen und Koliken. Bei Aufnahmen großer Mengen Blutungen im Gehirn, die schnell zum Tod führen.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Literatur:

F 16            Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

M 17           Merck-Index: Editor Budavari S., 11 th edition, Merck & Co., Inc., Rahway, N.J., 1989

 

 

 

Therapie:  16

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen.

 

 


 

   

Averrhoa carambola L.

 

Karambolabaum, Sternfruchtbaum. E: Carambola tree, Star fruit tree. F: Carambolier vrai.

 

 

EDV-Code: AVRCA.

Familie: Oxalidaceae, Sauerkleegewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Der in Malaysia heimische Baum ist in den Tropen oft eingebürgert und wird in Brasilien, Thailand und Israel kultiviert.

Beschreibung: Früchte bis 10 cm lang und 5 cm breit, sternförmig, mit 5-6 scharfkantigen Längsrippen. Fruchtfleisch saftig, grün, reif bernsteinfarbig. Geschmack aromatisch, säuerlich; Geruch aromatisch.

Wirkstoffhaltige Pflanzenteile: Früchte.

Hauptwirkstoffe: Außer Vitamine A und C, Calcium und Eisen haben die Früchte einen hohen Gehalt an Oxalsäure. Averrhoa carambola enthält bis 1000 mg Oxalsäure/100 g.

Verwendung: Als Zugabe zu Obstsalaten. In Scheiben geschnitten zur Dekoration z. B. in Getränken (Sekt). Beim Rohverzehr der Früchte kann die Haut mitgegessen werden. Sie ist bei reifen Früchten leicht abziehbar.

Vergiftungserscheinungen: Oxalsäure. Da die Früchte meist nur zur Dekoration verwendet werden, ist eine Vergiftung kaum zu erwarten.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig + nur beim Verzehr großer Mengen, sonst nicht oder nur wenig giftig (+).

 

 Therapie: 15

 

 Erste Hilfe:

 

Keine besonderen Maßnahmen erforderlich.

 


 

 

Begonia-Hybriden

 

Begonie, Schiefblatt. E: Begonia.

 

 

Familie: Begoniaceae, Schiefblattgewächse.

Verbreitung, Vorkommen, Beschreibung: Über 800 Arten mit asymetrischem (schiefem) Blattaufbau. Ursprüngliche Arten („botanische Begonien”) sind fast nur in botanischen Gärten und bei Liebhabern zu finden. Unsere Zimmer- und Gartenpflanzen sind meistens mehrfache Arthybriden. Je nach der Verwendung spricht man von Blatt- oder Blütenbegonien.

Einteilung nach der Herkunft:

Rexbegonien-Hybriden: Blattbegonien (Herkunft: Asien, Begonia rex).

EDV-Code: BEGRH.

Knollenbegonien-Hybriden: Blütenbegonien (Herkunft: Südamerika).

EDV-Code: BEGKH.

Lorraine-Begonien-Hybriden: Blütenbegonien (Herkunft: Südafrika).

EDV-Code: BEGLH.

Semperflorens-Begonien-Hybriden: Blütenbegonien (Herkunft: Brasilien).

EDV-Code: BEGSH.

Giftige Pflanzenteile: Ganze Pflanze.

Hauptwirkstoffe: Calciumoxalat, gelöste Oxalsäure und Leucoanthocyane. In den Knollen von Knollenbegonien neben Oxalsäure auch Cucurbitacin B [J 6].

Vergiftungserscheinungen: Begonia gracilis H.B.K. und Begonia rex Putz. reizt die Schleimhäute stark, wirkt diuretisch, brechreizerregend und abführend.

Ein Blatt und eine Blüte einer Begonienart wurde gegessen, ohne irgend eine Symptomatik hervorzurufen.

Einige Begonien-Arten sind giftig, andere aber essßbar, besonders junge Blätter als Gemüse.

Bei peroraler Aufnahme von Knollenbegonien kommt es zu drastischen und blutigen Durchfällen [J 6].

Gefährlichkeitsgrad: Je nach Art giftig + bis ungiftig.

Literatur:

D 12       Douglas Kinghorn, A.: Toxic plants. 195 S., Columbia University Press, New York, 1979

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

J 6          Jaspersen-Schib, R.: Giftige Zimmerpflanzen. Dtsch. Apoth. Ztg., 127, 1417-1423, 1987

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

Therapie: 15

 

 

Erste Hilfe:

Nach Verschlucken : Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

Nach Hautkontakt: Mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

 

 


 

Berberis vulgaris L.

 

Berberitze, Sauerdorn. E: Barberry. F: Vinettier. I: Crespino comune.

 

 

EDV-Code: BEBVU.

Familie: Berberidaceae, Sauerdorngewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Zerstreut im gemäßigten Europa, nach Nordwesten seltener werdend; kalkliebend; an Waldsäumen und lichten Wäldern.

Beschreibung: Strauch bis 3 m hoch, mit rutenförmigen, dornigen Zweigen. Blätter länglich elliptisch, 2-4 cm lang. Blütentrauben ca. 5 cm lang, gelb. Beeren länglich, rot.

Blütezeit: Mai-Juni.

Weitere bei uns häufig kultivierte Arten sind:

Berberis buxifolia Lam. ex Poir.

Berberis candidula Schneid.

Berberis julianae Schneid.

Berberis thunbergii DC.

Droge: Cortex Berberidis radicis, Berberidis radicis cortex, Berberitzenwurzelrinde.

In den Handel kommt die Rinde oder die ganze Wurzel. Geschmack stark bitter, beim Kauen färbt sich der Speichel gelb.

Giftige Pflanzenteile: Mit Ausnahme der Beeren die ganze Pflanze, besonders die Wurzel. Die Beeren sind genießbar. Während das Fruchtfleisch und die Samen von Berberis vulgaris keine Alkaloide enthalten, weisen die Samen anderer Berberis-Arten davon oft beträchtliche Mengen auf. Vor einem Verzehr der Früchte anderer Arten muß daher gewarnt werden.

Hauptwirkstoffe: Etwa 1-3 % Berberin C20H18NO4, Fp. 144 °C oder 205 °C (Hydrat), 1,5 % Oxyacanthin C37H40N2O6, Fp. 216-217 °C,

 

Magnoflorin C20H24NO4, Berberrubin C19H15NO4, Fp. 285 °C (Hydrat), Berbamin C37H40N2O6, Fp. 172 °C, Jatrorrhizin (Jatrorhizin) C20H20NO4, Columbamin C20H20NO4, Palmatin C21H22NO4 und Isotetrandrin C38H42N2O6, Fp. 182 °C [H 12].

Der Alkaloidgehalt (ca. 15 %) und die Anzahl der Alkaloide ist in der Wurzelrinde am höchsten. Die meisten Berberis-Arten enthalten die oben angeführten Alkaloide.

Vergiftungserscheinungen: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Nierenreizung, Nephritis. Berberin wird in therapeutischen Gaben bis 0,5 g vertragen. Ernstere Vergiftungen sind nicht bekannt.

Nach Weilemann waren vorwiegend Ein- bis Fünfjährige in den Monaten Mai bis Januar betroffen, nur bei 10 % der Kinder traten Symptome im Magen- und Darmbereich auf.

Anmerkung: Der flüssige Gesamtextrakt und einige Alkaloide zeigen eine cholagoge, choleretische, hypotensive Wirkung sowie antibiotische Eigenschaften.

Gefährlichkeitsgrad: Wenig giftig (+)

Vorschriften: Berberis vulgaris: Monographie der Kommissionen D und E.

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

I 7           Ikram, M.: A review on the chemical and pharmacological aspects of genus Berberis. Planta medica 28, 353-358, 1975

 

 

M 2         Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

P 7         Petcu, P., Goina, T.: Neue Methoden zur Extrahierung der Alkaloide aus Berberis vulgaris. Planta medica 18, 373-375, 1970

 

 

P 10       Pitea, M.: Beitrag zur quantitativen Bestimmung der Alkaloide von Berberis vulgaris. Planta medica 27, 203-216, 1975

 

 

P 11       Pitea, M. et al.: Dünnschichtchromatographische Untersuchungen der Alkaloide von Berberis vulgaris. Planta medica 21, 177-181, 1972

 

 

R 30       Röder, E., Bourauel, Th.: Pyrrolizidine alkaloids from Melampyrum pratense. Natural Toxins, 35-37, 1992

 

 

S 6         Schilcher, B.: Giftpflanzenberatung besonders gefragt zur Fruchtreifezeit. PZ 44, 9-16, 1988

 

Therapie: 16

 

 

Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe nur nach Verschlucken von Wurzel- oder Stammrinde oder größeren Mengen von Blättern.  Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 


 

Bougainvillea glabra Choisy und Hybriden

 

Bougainvillea. E: Bougainvillea. F: Bougainvillier. I: Buganvillea.

 

 

Familie: Nyctaginaceae, Wunderblumengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Brasilien; verbreitet im ganzen Mittelmeerraum, bei uns als Zimmerpflanze.

Beschreibung: Kletterstrauch, mit oder ohne Dornen. Blätter eiförmig, spitz, grün, wechselständig. Krone röhrenförmig, grünlich oder weiß; 3 Blüten zu einer Gruppe zusammengestellt, jede Blüte von einem herzförmigen, lila, tomatenrot oder lachsrot gefärbten Hochblatt getragen.

Blütezeit: April-Oktober.

Hauptwirkstoffe: Von Bougainvillea sind keine gefährlichen Inhaltsstoffe bekannt.

Gefährlichkeitsgrad: Praktisch ungiftig.

Therapie:  -

Kohle-Pulvis-Gabe nach vermutlich größerer Aufnahme.

 

 

Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen.

 


 

Brunfelsia uniflora (Pohl) D. Don

 

[Brunfelsia hopeana (Hook.) Benth., Franciscea hopeana Hook.]

 

 

Familie: Solanaceae, Nachtschattengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Äquatoriales Amerika (Brasilien, Antillen); Topf- und Kübelpflanze.

Beschreibung: Bis 2 m hoher, locker wachsender Strauch. Blätter lanzettlich oder verkehrt eiförmig, dunkelgrün, unten heller. Blüten einzeln oder paarweise, hellviolettblau, im Verblühen weiß, Kronröhre gekrümmt, fast weiß, 2,5 cm lang (kleinste Blüten der Gattung).

Blütezeit: Januar-August.

Droge: Radix Manaca (Radix Brunfelsiae), Manakawurzel.

Hauptwurzeln ungleich lang, 1-3 cm dick, schwarz bis rostbraun, mit Nebenwurzeln. Geruch- und geschmacklos.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze, besonders die Wurzel.

Hauptwirkstoffe: Alkaloide Manacin C22H32N2O10 und Manacein C15H26N2O9, ferner Äsculetin. In der Rinde ca. 0,08 % Manacin.

Scopoletin ist in Brunfelsia brasiliensis, Brunfelsia pauciflora und Brunfelsia uniflora enthalten. [R 35]

Vergiftungserscheinungen: Manacin reizt die Sekretion der Drüsen und tötet durch Atemstillstand. Manacein ist von ähnlicher Wirkung.

Manakawurzel, die in Brasilien als Mittel gegen Syphilis und als Abortivum benutzt wird, wurde schon früh folgende Wirkung zugeschrieben: starker Speichelfluß, Schlaffheit, allgemeine Betäubung, teilweise Lähmung des Gesichts, geschwollene Zunge und verschwommene Sicht. [R 35]

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Brunfelsia uniflora: Monographie der Kommission D.

Literatur:

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

R 35       Rätsch, Ch.: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Wiessenschaftl. Verl. Ges., Stuttgart, 941 S., 1998.

 

Therapie:  14

 

 

Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 


 

Bryonia alba L.

 

Weiße Zaunrübe. E: White bryony. F: Bryone blanche. I: Brionia bianca. NL: Witte Heggerank.

 

 

EDV-Code: BYOAL.

Familie: Cucurbitaceae, Kürbisgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Südeuropa, in Mitteleuropa besonders im Nordosten, fehlt im Westen und Südwesten; Gebüsche, Hecken, Zäune.

Beschreibung: Im Habitus Bryonia dioica ähnlich, jedoch einhäusig. Beeren schwarz, kugelig, erbsengroß. Die Pflanze führt einen scharfen Milchsaft.

Blütezeit: Juni-Juli.

Früchte: August-September.

Droge: Radix Bryoniae, Bryoniae radix, Zaunrübenwurzel.

Frische Wurzel riecht widerlich, getrocknet geruchlos, Geschmack ekelhaft bitter und scharf.

Auszug aus der Monographie der Kommission E: Bryoniae radix (Zaunrübenwurzel)

Risiken: Bei der Einnahme von Zubereitungen aus Zaunrübenwurzeln wurden die folgenden Wirkungen beobachtet: Schwindel, Erbrechen, heftige Koliken, starke dünnflüssige, zum Teil auch blutige Diarrhoen, Nierenschäden, Abort, Erregungszustände und Krämpfe.

Zaunrübenwurzel enthält Cucurbitacine, die teilweise stark zytotoxisch wirken.

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile, besonders Beeren und Wurzeln. 40 Beeren gelten für Erwachsene und 15 Beeren für Kinder als tödliche Dosis, nach 6-8 Beeren traten Vergiftungserscheinungen auf.

Hauptwirkstoffe: Bryonidin, Bryonin C48H66O18 (Aglucon Bryogenin C30H48O3, Fp. 157°C).

Vergiftungserscheinungen: Bei Einnahme: Übelkeit, Erbrechen, Erregung, Schwindel, blutiger Durchfall, heftige Koliken, tetanusartige Krämpfe, Nierenschädigung, rascher Puls, zuletzt Atemlähmung.

Wirkungen auf die Haut: Bei Berührung Hautreizung mit Rötung und Blasenbildung.

Gefährlichkeitsgrad: Stark giftig ++

Vorschriften: Bryoniae radix: Monographie der Kommission E.

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

M 2         Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

Therapie:  14

.

 

Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken der Beeren: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen. Kohlegabe. Bei mehr als 3 Beeren Magenentleerung (Ipecac).

 

Nach Hautkontakt: Sofort mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.


 

Bryonia cretica L. ssp. dioica (Jacq.) Tutin

 

(Bryonia dioica Jacq.)

Rote Zaunrübe. E: Red bryony. F: Bryone dioïque. I: Brionia comune. NL: Heggerank.

 

 

EDV-Code: BYODI.

Familie: Cucurbitaceae, Kürbisgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, in Mitteleuropa im Westen häufig; Zäune, Hecken, Gebüsche.

Beschreibung: Krautige, zweihäusige Kletterpflanze, bis 3 m lang, mit rübenförmiger Wurzel. Blätter lappig, rauh. Blüten 5 zipflig, klein, blattachselständig, gelblichweiß. Beeren erbsengroß, zuletzt scharlachrot. Pflanze führt scharfen Milchsaft.

Blütezeit: Juni-September.

Früchte: August-September.

Hauptwirkstoffe: Bryonicin C10H17NO2, Fp. 81-83°C (dec.), und Bryonol C22H34O2(OH)2, Fp. 210-212°C (dec.), Tetrahydrodrocucurbitacin I [H 12].

Außerdem Saponin, Kaffeesäure, Cucurbitacine.

Vergiftungserscheinungen: Aus den Erfahrungen der Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen, Berlin: Bis zu 4 Beeren wurden ohne Symptome vertragen; 8 jähr. Knabe bot nach 6-8 Beeren 3 maliges Erbrechen;

2 3/4 jähr. Mädchen hatte Bauchschmerzen nach 1 Std. ohne Symptome; im Erbrochenen (Ipecac.) rote Fruchtschalen [K 40].

Gefährlichkeitsgrad: Stark giftig ++

Vorschriften: Bryonia cretica: Monographie der Kommission D.

Bryoniae radix: Monographie der Kommission E.

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

D 13       Duncan, G.R., Levi, D.D., Pyttel, R.: Bitter principles of the cucurbitaceae: Bryonia dioica. Planta medica 15, 224-230, 1968

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

K 40       Krienke, E.G., von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U.: Vergiftungen im Kindesalter, 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1986

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

S 6         Schilcher, B.: Giftpflanzenberatung besonders gefragt zur Fruchtreifezeit. PZ 44, 9-16, 1988

 

 

S 45       Siegers, C.-P.: Toxikologie der Phytopharmaka. Ztschr. f. Phytother. 8, 110-113, 1987

 

Therapie: 14

 

 

 

Erste Hilfe:

Nach Verschlucken der Beeren: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen. Kohlegabe. Bei mehr als 3 Beeren Magenentleerung (Ipecac).

 

Nach Hautkontakt: Sofort mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

 

 


 

Buddleja davidii Franch.

 

Sommerflieder, Schmetterlingsstrauch. E: Orange-eye butterfly bush. F: Buddléia de David. I: Buddleja.

 

 

EDV-Code: BUDDA.

Familie: Buddleja

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: China; in Europa häufiger Zierstrauch mit zahlreichen Züchtungen in Gärten und Parks.

Beschreibung: Strauch 3-5 m hoch. Blätter lanzettlich, kurzgestielt, gegenständig, unterseits weißfilzig. Blüten trichterförmig, lila, auch weiß, in endständigen, bis 30 cm langen Rispen.

Blütezeit: Juli-Oktober.

Giftige Pflanzenteile: Ganze Pflanze, besonders Blätter und Samen.

Hauptwirkstoffe: Nach Untersuchungen von Duff enthalten die Blätter von Buddleja-Arten die beiden Glykoside Catalpol und Methylcatalpol [H 12], nach Jaspersen-Schib Aucubin und Saponine [J 5].

Gefährlichkeitsgrad: Wenig giftig (+)

Literatur:

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

J 5          Jaspersen-Schib, R.: Giftpflanzen aktuell - Herbst. Dtsch. Apoth. Ztg., 124, 2321-2327, 1984

 

Therapie:  16

Erste Hilfe: Kohle-Pulvis-Gabe.

Klinik: Beobachtung der Herz-Kreislauf-Funktion. Nach wahrscheinlich großer Giftaufnahme Magenspülung.

 

 

Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen.

 


 

Buxus sempervirens L.

 

Buchsbaum. E: Common box tree. F: Buis bénit. I: Bosso comune, bossolo.

 

 

EDV-Code: BUXSE.

Familie: Buxaceae, Buchsbaumgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Westeuropa und westliches Südeuropa; Nordostgrenze in Südwestdeutschland. Zierstrauch, in Hecken gepflanzt oder einzeln.

Beschreibung: Immergrüner, bis 4 m hoher Strauch. Blätter lederartig, länglich eiförmig, bis 2 cm lang. Blüten unscheinbar, gelblichweiß, blattachselständig.

Früchte: 3 fächerig.

Blütezeit: März-Mai.

Giftige Pflanzenteile: Blätter und Früchte.

Hauptwirkstoffe: Die früher als Inhaltsstoffe beschriebenen Alkaloide Buxin, Parabuxin, Buxinidin, Parabuxinidin und Buxinamin werden in der neueren Literatur nicht mehr erwähnt. Bei Hager [H 12] werden folgende Alkaloide angegeben:

Alkaloid A, C25H42N2O, Fp. 247 °C (Cyclobuxin D);

Alkaloid B, C24H42N2O, Fp. 205-207 °C; Alkaloid C, C24H42N2O, Fp. 212-214 °C; Alkaloid D, C29H50N2O, Fp. 182-183 °C;

Alkaloid L, C27H48N2, Fp. 198-203 °C;

Alkaloid M, C27H26N2O, Fp. 203-204 °C; Alkaloid N, C22H35NO2, Fp. 178-179 °C .

Vergiftungserscheinungen: Die Alkaloide wirken zunächst erregend, dann lähmend und blutdrucksenkend. Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Durchfall, Krämpfe, Kollaps.

Sie erzeugen ohne Reflexerregbarkeitssteigerung heftige klonische Krämpfe, denen zentrale Lähmung, auch Atemlähmung (Todesursache) folgen. Einige Alkaloide wirken zytotoxisch [H 12].

Erfahrungen der Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen, Berlin: 1 jähr. Knabe aß unbekannte Menge Blätter, war kurzzeitig apathisch, dann übererregt, leicht gesteigerte MER, 1× Erbrechen [K 40].

In neuerer Zeit wurde ein Fall bekannt, bei dem Schweine bis zu 500 g abgeschnittene Zweige gefressen hatten, plötzliche Atembeschwerden bekamen, umfielen und tonisch-klonische Krämpfe, anscheinend mit erheblichen Schmerzen, bekamen. Mehrere Tiere starben an der Vergiftung.

750 g frische Buchsbaumblätter sind für Pferde tödlich [H 18].

Ein Gartenbesitzer aus Rheine hatte nach einem Heckenschnitt seine Buchsbaumzweige in freier Natur an einem Feldweg abgeladen. Zwölf Jungrinder eines Bauern, die davon gefressen hatten, erkrankten und 2 davon verendeten. Obwohl der Gartenbesitzer die Gefährlichkeit nicht kannte, mußte er DM 1000,- an den Bauern zahlen. [BNN, 31, 1992; Aktenzeichen 6U 143/89]

Wirkungen auf die Haut/Schleimhaut: Mehrere Fälle von irritativen Kontaktdermatitiden sind beschrieben worden; möglicherweise fungieren die Alkaloide dabei als Histaminliberatoren. Asthma wurde mehrfach beobachtet, wenn man den Holzstaub zum Putzen und Polieren von Edelmetallen (Gold-, Silberwerkstätten) einsetzte [Hausen].

Gefährlichkeitsgrad: Stark giftig ++

Literatur:

B 36        Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

G 28        Gugenhan, E.: Giftiger Buchs. Kosmos 2, 31, 1985

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 18        Hapke, H.J.: Toxikologie für Veterinärmediziner. 408 S., Enke Verl., Stuttgart, 1975

 

 

J 12         Jaspersen-Schib, R.: Giftpflanzen als Weihnachtsschmuck. Dtsch. Apoth. Ztg. 130, 2766-2772, 1990

 

 

K 40        Krienke, E.G., von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U.: Vergiftungen im Kindesalter, 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1986

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

Therapie:  14

 

 

 

 

Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen. Magenentleerung (Ipecac) nur bei größeren Mengen.

 

 

 


 

Caladium-Bicolor-Hybriden

 

[Caladium x hortulanum Birdsey, Caladium bicolor hort. non (Ait) Vent.]

Kaladie-Hybriden, Buntwurzhybriden. E: Caladium. F: Caladion à deux couleur.

 

 

EDV-Code: CLFBH.

Familie: Araceae, Aronstabgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Tropisches Amerika; farbenprächtige Blattpflanze (Zimmerpflanze).

Beschreibung: Ausdauernde Knollenpflanze. Blätter pfeilförmig, an langen Stielen, Blattnerven dunkelgrün, dazwischen weiße und rote Flecken. Auch Pflanzen mit roten Blattnerven, werden bei uns als Zimmerpflanzen gezogen. Blütenstand

weißgelber Kolben mit grünem Hochblatt.

Blütezeit: April-Mai.

Giftige Pflanzenteile: Ganze Pflanze.

Hauptwirkstoffe: Calciumoxalat und scharfer, ätzender Saft.

Vergiftungserscheinungen: Ruft in größeren Mengen Darmentzündungen hervor. Wurzeln und Blätter sollen gekocht essßbar sein.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Literatur:

D 12       Douglas Kinghorn, A.: Toxic plants. 195 S., Columbia University Press, New York, 1979

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

Therapie:  16

 

 

 

 

Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

Nach Hautkontakt: Mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen

Calla palustris L.

 

Drachenwurz, Schlangenkraut. E: Water arum. Dragontea. F: Anguine, Calle de marais. NL: Slangewortel.

 

 

 

EDV-Code: CAFPA.

Familie: Araceae, Aronstabgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, Sibirien, Nordamerika; in Mitteleuropa zerstreut; Sümpfe, Torfmoore, Erlenbrüche.

Beschreibung: Ausdauernde, 15-30 cm hohe, krautige Pflanze, mit kriechender, grüner Grundachse. Blätter grundständig, langgestielt, herzförmig, zugespitzt. Blüten klein, in einem vielblütigen Kolben, von einem Hochblatt (innen weiß, außen grün) getragen. Beeren

dichtgedrängt, reif scharlachrot.

Blütezeit: Mai-Juli.

Früchte: Juli-August.

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile, besonders Blätter und Beeren.

Hauptwirkstoffe: Die Calla scheint ähnliche Inhaltsstoffe (Scharfstoffe) wie Aronstab zu besitzen, jedoch sind von ihr kaum Vergiftungen bekannt. Sie enthält in den Beeren auch nur einzelne Oxalatraphiden.

Vergiftungserscheinungen: Vergiftungen beim Menschen sind kaum zu befürchten. Nach großen Mengen Durchfall, Herzanfälle und Lähmungen des Zentralnervensystems.

Unter den Tieren sind besonders Rinder gefährdet [L 10].

In Schweden und Rußssland wurden früher die stärkereichen Wurzelstöcke gemahlen und dem Brotteig zugesetzt. Durch den Backprozeßss wurden die Giftstoffe unwirksam.

Wirkungen auf die Haut: Die Pflanze ist hautreizend, besonders die Wurzeln.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Die Pflanze steht unter Naturschutz (A, CS, D, CH, YU, H).

In der Roten Liste ist die Pflanze als gefährdet eingestuft.

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

L 10        Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

Therapie:  14

 

 

 

 

Erste Hilfe:

Nach Verschlucken der Beeren oder anderer Pflanzenteile: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen.

 

Nach Hautkontakt: Mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

 

 

 


 

Caltha palustris L.

 

Sumpf-Dotterblume. E: Common marsh marigold. F: Pacoteure. I: Calta palustre. NL: Dotterbloem.

 

 

EDV-Code: CTAPA.

Familie: Ranunculaceae, Hahnenfußgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, Asien, Nordamerika; in Mitteleuropa verbreitet und häufig; Sümpfe, sumpfige Wiesen, Gräben, Ufer.

Beschreibung: Ausdauernde, krautige Pflanze, bis 30 cm hoch. Blätter herz- bis nierenförmig, untere langgestielt, obere sitzend. Blüten ein

zeln, endständig, mit 5 dottergelben Blütenblättern. Sammelbalgfrucht sternförmig.

Blütezeit: April-Mai.

Droge: Herba (et Flores) Calthae palustris, Calthae palustris herba (et flos), Sumpfdotterblumenkraut.

Die Droge soll nicht aufbewahrt werden, es ist nur frisches, blühendes Kraut zu verwenden.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze.

Hauptwirkstoffe: Protoanemonin und Flavonglykoside. Die Angaben in der Literatur sind widersprechend. Buff gibt Magnoflorin an, Liebenow Magnoflorin in den Wurzeln und Saponine im Kraut [B 36, L 10].

Vergiftungserscheinungen: Gastroenteritis, Brechreiz, Ohrensausen, Schwindel, schwacher Puls. Vergiftungen können vorkommen durch Verwendung der Blätter als Salat oder der Blütenknospen als Kapern (letzteres wurde auch in einer Fernsehsendung empfohlen!!).

Vor dem GenußGenuss aber sollte auf jeden Fall gewarnt werden.

Auf die Frage „Woher kommen Kapern?” wurde in einer Kundenzeitschrift u.a. folgende Antwort gegeben: Bei dem im Handel ebenfalls angebotenen Kapernersatz handelt es sich um Knospen bei uns heimischer

Pflanzen (Hahnenfuß, Sumpfdotterblume, Kapuzinerkresse), die aber geschmacklich nicht an echte Kapern heranreichen.

Wegen des scharfen Geschmacks wird die Pflanze von Tieren kaum gefressen. Vergiftungen bei Schafen und Ziegen wurden beobachtet. Die Folge: Gastroenteritis, Kolik, Nephritis.

Wirkungen auf die Haut: Reizung der Haut. Nach 4-5 Std. Anschwellung des Gesichtes und pemphigusartiger Ausschlag.

Innerlich: Schleimhautreizung.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Caltha palustris: Monographie der Kommission D.

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 18       Hapke, H.J.: Toxikologie für Veterinärmediziner. 408 S., Enke Verl., Stuttgart, 1975

 

 

L 10        Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 2         Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

Therapie: 14

 

 

 

 

Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken der Beeren oder anderer Pflanzenteile: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen.

 

Nach Hautkontakt: Mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

 


 

Cannabis sativa L.

 

Hanf. E: Hemp. F: Chanvre. I: Canapa. NL: Hennep.

 

EDV-Code: CNISA.

Familie: Cannabaceae, Hanfgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Iran, Indien; zur Faser- und Ölgewinnung angebaut.

Beschreibung: Bis 2,5 m hohe 1 jährige Pflanze, Blätter 5-9 zählig, gefingert, langgestielt, gesägt. Blüten zweihäusig, achsel- und endständig, unscheinbar grünlich. Frucht eiförmiges Nüßsschen.

Blütezeit: Juli-August.

Hauptwirkstoffe: Harz der weiblichen Pflanze (Haschisch) von Cannabis sativa ssp. indica (Lam.) Small et Cronq.

Die Hauptwirkstoffe von C. s. ssp. indica haben ein phenolisches C21-Grundgerüst (Cannabinoide). Hiervon gibt es zahlreiche Isomere (Terpenteil).

Wildpflanzen, die in Indien in einer Höhe über 2000 m gesammelt wurden, enthielten 1,33 % Cannabinoide, während solche unter 2000 m 2,74 % aufwiesen.

Die halluzinogene Wirkung ist von der Höhe des Gehalts an isomeren Tetrahydrocannabinolen abhängig. Marihuana enthält 0,5-2 %, Haschisch 2-8 % und Haschischöl bis 60 % THC.

In Tierversuchen haben sich nur geringe Unterschiede in der Aktivität männlicher und weiblicher Pflanzen gezeigt.

Vergiftungserscheinungen: Rauschzustand, der sich durch Euphorie, Sinnestäuschungen, ohne völlige Aufhebung des Bewußsstseins äußert. Typische körperliche Zeichen sind stark gerötete Bindehäute, vergrößerte Pupillen und ein beschleunigter Puls.

Cannabis sativa (non indica) enthält meist keine narkotischen Bestandteile. Es ist anzunehmen, daßdass Cannabis s. in südlichen Ländern mehr wirksame Stoffe enthält als in Mitteleuropa.

 

 

Marihuana (getrockneter Hanf) wird gegessen, getrunken und geraucht. Letztere Anwendungsart ist die häufigste, doch soll die Wirkung des gegessenen Präparates weitaus heftiger und nachhaltiger sein.

M. gehört zu den Rauschgiften, die süchtig machen. Wer sich ihm einmal verschrieben hat, kommt aus eigenen Kräften kaum mehr los, obwohl die Entwöhnung mit weitaus weniger Schwierigkeiten und viel geringeren Abstinenzerscheinungen verbunden ist als etwa die von Heroin oder Kokain. Der Rausch, den der Genussß von Marihuana bewirkt, ist dadurch gekennzeichnet, dassß der Berauschte selbst in den wildesten Halluzinationen immer noch bei Bewussßtsein ist, sich bloß in einem Zustand befindet, aus dem er sich, wenn nötig, mit einem Ruck befreien kann. Er weiß, dassß seine Träumereien nur Träumereien sind und kann - energisch angeschrieen - sich soweit zusammennehmen, dassß er nüchtern erscheint. Für die während des Marihuana-Rausches auftretenden Halluzinationen ist es charakteristisch, dassß sie immer an etwas Wirkliches, etwas Vorhandenes anknüpfen, dieses aber vergrößern. Je nach dem Bildungsgrad und dem Charakter zeigt sich die Wirkung in Wutanfällen, fantastischen Schwelgereien über Naturwunder, in lasziven Träumen und geschlechtlichen Erregungen. Jeder größere Eindruck von angenehmer Art wird vergrößert, verfeinert, jeder unangenehme herabgemindert. Schwierigkeiten zu überwinden, scheint eine Kleinigkeit, Beschränkungen von Zeit und Raum verschwinden. Dem Rausch folgt ein Stadium der Depression und dann Schlaf. Der eine wacht ohne jedes Unbehagen auf, der andere hat einen abscheulichen Katzenjammer.

Da sich oft eine Tollwut nach dem Genussß von Marihuana einzustellen pflegt, wurde in Mexiko der Hanfanbau allgemein verboten; weitere ausführliche Berichte finden sich bei Reko S.40-60 [R 25].

Cannabis am Steuer und der Führerschein: Gerichtsmediziner haben festgestellt: Ist THC im Blut nachweisbar, liegt Fahruntüchtigkeit vor. Dieser Nachweis ist heute aufgrund verbesserter Messßmethoden auch bei Aufnahme geringer Mengen möglich.

•     Das Reaktionsvermögen wird herabgesetzt: Dadurch verlängert sich der Anhalteweg.

 

 

•     Das Zeitgefühl geht verloren, Entfernungen und Geschwindigkeiten werden falsch eingeschätzt.

 

 

•     Man fährt und fährt und glaubt doch nicht weiter zu kommen; der Fußgänger auf dem Zebrastreifen scheint noch weit weg zu sein, in Wahrheit ist man schon dicht vor ihm.

 

 

•     Konzentration und Aufmerksamkeit werden gestört: Man lässßt sich leicht ablenken und hält unscheinbare Dinge am Straßenrand für wichtiger als den Verkehrsflußfluss.

 

 

•     Verwirrtheit tritt ein: Trotz bekannter Fahrtstrecke verfährt man sich leicht.

 

 

•     Bewegungen werden falsch aufeinander abgestimmt: Unsichere Fahrweise ist die Folge.

 

 

•     Auch Sinnestäuschungen sind möglich („Elefanten auf der Fahrbahn”).

 

Wie lange hält die THC-Wirkung an?Man kann nicht vorherberechnen, wie lange der Wirkstoff THC wirkt.

Fest steht: Auch nach dem Abklingen des High-Gefühls dauern die beschriebenen Beeinträchtigungen mindestens noch 6-8 Stunden fort [B 44].

(Aber auch noch nach 1-3 Monaten kann ein plötzlicher „Black-out” eintreten.)

Wirkungen auf die Haut/Schleimhaut: Beim Erntepersonal können Haut- und Schleimhautentzündungen auftreten. Eine Sensibilisierung wird für wahrscheinlich gehalten, auch bei Marihuana-Abhängigen.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Betäubungsmittelgesetz, Anlage I.

Cannabis (Marihuana): Pflanzen und Pflanzenteile der zur Gattung Cannabis gehörenden Pflanzen - ausgenommen

a)    deren Samen,

 

 

b)    wenn sie als Schutzstreifen bei der Rübenzüchtung gepflanzt und vor der Blüte vernichtet werden oder

 

 

c)    wenn der Verkehr mit ihnen (ausgenommen der Anbau) zur Gewinnung oder Verarbeitung der Fasern für gewerbliche Zwecke dient -.

 

Cannabisharz (Haschisch): Das abgesonderte Harz der zur Gattung Cannabis gehörenden Pflanzen.

Literatur:

F 16         Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4          Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

K 32        Kovar, K.-A.: Chemie und Wirkungsweise N-freier Halluzinogene. Pharmazie in unserer Zeit 10, 65-74, 1981

 

 

L 10         Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 2          Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

M 9          Malingré, Th.: The essential oil of Cannabis sativa. Planta medica 28, 56-61, 1975

 

 

M 23        Mittmeyer, H.-J.: Drogen und Straßenverkehr. Dtsch. Apoth. Ztg. 126(11), 521-525, 1986

 

 

R 25        Reko, A.: Magische Gifte, Rausch- und Betäubungsmittel der Neuen Welt. 3. Auflage, Enke Verlag, Stuttgart, 1949

 

 

S 23        Schmid, R.: Halluzinogene aus Pflanzen. Naturw. Rdsch. 23, 5-18, 1970

 

 

T 1           Täschner, K.L.: Haschisch - eine ungefährliche Droge? Dtsch. Apoth. Ztg. 128(22), 1148-1152, 1988

 

 

T 15         Turner, C.E. et al.: Constituens of Cannabis sativa. Planta medica 37, 217-225, 1979

 

Therapie:  14

 

 

 

 

Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen. Bei unklaren Wirkstoffmengen stationäre Überwachung in ruhiger Umgebung, bei ausgeprägten Symptomen auch mit Kreislaufmonitoring.

 

Nach Hautkontakt: Mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

 


 

Caragana arborescens Lam.

 

Erbsenstrauch. E: Pea-tree. F: Acacia jaune, Arbre aux pois. I: Albero dei piselli.

 

EDV-Code: CRAAR.

Familie: Fabaceae, Schmetterlingsblütler.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Sibirien, Mandschurei, in Frankreich eingebürgert; Zierstrauch in Gärten und Parks.

Beschreibung: Bis 4 m hoher Strauch. Blättchen in 4-6 Paaren, elliptisch, stachelspitzig. Blüten gelb, einzeln oder zu mehreren an den Zweigen. Hülsen ca. 5 cm lang.

Blütezeit: Mai.

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile.

Hauptwirkstoffe: Sehr wahrscheinlich ein unerforschter toxischer Inhaltsstoff. Zweifelhaft ist das Vorkommen von Cytisin in den Samen.

Vergiftungserscheinungen: Da sich die Literaturangaben widersprechen, erscheint es möglich, dassß der Erbsenstrauch in verschiedenen Varietäten vorkommt, die in den Inhaltsstoffen, evtl. auch je nach Reifegrad variieren.

Anwendungen: Hegi schreibt: Die erbsenartigen, Fett enthaltenden Samen geben ein gutes Geflügelfutter und sind auch schon als menschliche Notnahrung empfohlen worden.

Gefährlichkeitsgrad: Wenig giftig (+)

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

H 27       Hegi, G.: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Band I-VI, München, 1906-1931, 1936-1970

 

Therapie: 16

.

 

 

 

 

Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen.

 


 

Catharanthus roseus (L.) G. Don

 

[Vinca rosea L., Lochnera rosea (L.) Rchb.]

Madagaskar-Immergrün. E: Madagascar periwinkle. F: Pervenche de Madagascar.

 

 

EDV-Code: CTURO.

Familie: Apocynaceae, Hundsgiftgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Wahrscheinlich Madagaskar, verbreitet über die tropischen Gebiete; bei uns als Zierpflanze.

Beschreibung: 40-80 cm hoher Halbstrauch, am Grunde holzig. Blätter 3-8 cm lang, eiförmig, gestielt, gegenständig. Blüten violett, rosa oder weiß, mit 5 Blütenblättern. Bälge bis 4 cm lang, mit 12-20 Samen.

Blütezeit: März-Oktober.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze, besonders die Wurzeln.

Hauptwirkstoffe: Über 60 Alkaloide, darunter Ajmalicin C21H24N2O3, Fp. 253-254°C; Catharanthin C21H24N2O2, Fp.

126-128°C, Leurosin C46H58N4O9, Fp. 200-205°C, Tetrahydroalstonin C21H24N2O3; Vindolin C25H32N2O4, Fp. 154-155°C; Vindolin(hydrochlorid) C21H24N2O2·HCl, Fp. 210-212°C (dec.); Lochnerin C20H24N2O2, Fp. 202-203°C sowie Flavone etc.

Vergiftungserscheinungen: Vincaalkaloide sind Mitosehemmer wie Colchicin, aber etwa 10 fach stärker. Die Pflanzeninhaltsstoffe von Catharanthus werden zur Krebsbekämpfung eingesetzt, sie haben aber erhebliche Nebenwirkungen bei Überdosierung oder zu langer Behandlung.

Es treten auf:

Erbrechen, Fieber, Exanthem, neuromuskuläre, vegetative Störungen, Wirkungen auf das ZNS und die Psyche, Apoplexie und Leukopenie, irreversible Paresen und Atrophien; an der Erythropoese Bildung von megaloplastischen Zellpopulationen [H 12].

Anwendungen: Die Vincaalkaloide stellen phasenspezifisch-wirkende Zytostatika dar. Klinische Verwendung finden heute vor allem Vinblastin, Vincristin und Vindesin (Zeitschr. f. Phytother. 6, 1983)

Gefährlichkeitsgrad: Stark giftig ++

Literatur:

E 4           El-Merzabani, M.M. et al.: A bioassay of antimitotic alkaloids of Catharanthus roseus. Planta medica 36, 87-90, 1979

 

 

H 12         Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

L 10          Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

L 17          Leslie Gunatilaka: Alkaloids of some plants of Sri Lanka, chemistry and pharmacology. J. of the Nat. Science Coun. of Sri Lanka 6, 39-87, 1978

 

 

W 26        Wilms, K.: Chemie und Wirkungsmechanismus von Vinca-Alkaloiden. Planta medica, 22, 324-333, 1972

 

Therapie:  14, 3

 

 

 

 

Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 


 

Chamaecyparis Spach-Arten

 

Scheinzypressen-Arten.

 

Familie: Cupressaceae, Zypressengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Die Gattung Chamaecyparis ist in Nordamerika und Ostasien heimisch. In Mitteleuropa werden einige Arten angepflanzt.

Beschreibung: Bei den Chamaecyparis-Arten ist der Gipfeltrieb meist überhängend, während dieser bei den Thuja-Arten aufrecht ist. Die Zapfen sind kugelig, mit nebeneinander liegenden schildförmigen Schuppen.

Chamaecyparis nootkatensis ist ein 2-30 m hoher Baum, mit schlaff herabhängenden Ästen. Schuppenblätter mit scharfen Spitzen, die vom Zweig abspreizen. Zweige unterseits ohne weiße Flecken. Männliche und weibliche Blüten unscheinbar. Reife Zapfen kaum 1 cm dick, kugelig, bläulich bereift.

Blütezeit: April- Mai.

In Gärten und Parks sind folgende Arten zu finden:

Chamaecyparis obtusa (Sieb. et Zucc.) Sieb. et Zucc. ex Endl., Feuerzeder, Heimat: Japan;

Chamaecyparis nootkatensis (D. Don) Spach, Nootkatzypresse, Heimat: Nordamerika;

Chamaecyparis lawsoniana (Murr.) Parl., Oregonzeder, Heimat: Nordamerika;

Chamaecyparis pisifera (Sieb. et Zucc.) Sieb. et Zucc. ex Endl., Sawarazeder, Heimat:

Japan.

Giftige Pflanzenteile: Ganze Pflanze.

Hauptwirkstoffe: Sabinen, Thujen, Pinen und andere Terpene.

Chamaecyparis nootkatensis

Vergiftungserscheinungen: Thuja occidentalis.

Wirkungen auf die Schleimhäute: Die Pollen können eine inhalative Allergie hervorrufen.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Literatur:

G 5      Gildemeister, E., Hoffmann, F.: Die ätherischen Öle. 4. Aufl., Akademie Verl., Berlin, 1956-1961

 

 

J 5       Jaspersen-Schib, R.: Giftpflanzen aktuell - Herbst. Dtsch. Apoth. Ztg., 124, 2321-2327, 1984

 

Therapie:  14

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen. Nach Verschlucken größerer Mengen Magenentleerung (Ipecac), danach Kohlegabe.

Nach Hautkontakt: Sofort mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

 

 


 

Cheiranthus cheiri L.

 

[Erysimum cheiri (L.) Crantz]

Goldlack. E: Wallflower. F: Giroflée jaune. I: Violaciocca gialla. NL: Gele muurbloem.

 

 

EDV-Code: CHUCH.

Familie: Brassicaceae, Kreuzblütler.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Mittelmeergebiet, Westasien; in Mitteleuropa als Zierpflanze in Gärten, selten verwildert.

Beschreibung: Halbstrauch, 20-60 cm hoch. Blätter grün, lanzettlich, in den Stiel verschmälert, wechselständig. Blüten in dichter Traube, verschiedene Farbvariationen.

Blütezeit: Mai-Juni.

Droge: Flores et Semen Cheiri, Cheiri flos et semen, Goldlackblüten und -samen.

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile, besonders die Samen.

Hauptwirkstoffe: Sinapin, 1,6-1,7 % Cheirolin C5H9NO2S2 (3-Methylsulfonylpropyl-isothiocyanat), etwa 1,5 % Glucocheirolin, 0,009-0,040 % Cheirotoxin (Strophanthidin+Gulomethylose+D-Glucose) [CAS 7044-33-9] C35H52O15, Fp. 210-211 °C, 0,6 % Glucocheirolin, 0,045 % Glucoiberin, 0,021-0,040 % Cheirosid A.

 

 

Vergiftungserscheinungen: Cheirotoxin und Cheirosid A sind toxische Herzglykoside von digitalisähnlicher Wirkung [H 12].

Letale Dosis Katze: 0,1185 mg Cheirotoxin/kg

Wirkungen auf die Haut: Obligat hautreizend.

Gefährlichkeitsgrad: giftig +

Vorschriften: Cheiranthus cheiri: Monographie der Kommission D.

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

M 2         Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

Ausführlicher bei: M. Rothschild: A Strophanthidin Glycoside in Siberian Wallflower Cheiranthus x allionii (Erysimum scoparium). A Contact Deterrent for the Large White Butterfly, Phytochem. 27, 101-108, 1988.

 

Therapie: 14, 14a

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

Nach Hautkontakt: Sofort mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

 


 

Chelidonium majus L.

 

Schöllkraut. E: Celandine. F: Eclaire. I: Celidonia, Erba di porri. NL: Stinkende gouwe

 

 

EDV-Code: CHQMA.

Familie: Papaveraceae, Mohngewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, Nordasien; in Mitteleuropa häufig; Wegränder, Raine, Hecken, Gebüsch.

Beschreibung: Bis 50 cm hohe krautige Pflanze, mit orangefarbenem Milchsaft. Blätter 1 fach gefiedert, mit gelappten und gekerbten Teilblättchen, oben grün, unten blaugrün. Krone goldgelb, 4 teilig, Blüten in langgestielten Dolden. Frucht 2-5 cm lang, zweiklappig aufspringend.

Blütezeit: April-Oktober.

Droge Herba (Radix) Chelidonii, Chelidonii herba (radix), Schöllkraut und Schöllkrautwurzel.

Den höchsten Alkaloidgehalt soll die im Spätsommer und Herbst gesammelte Droge haben. Die Wurzel hat einen bitteren Geschmack.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze, besonders der orangegelbe Milchsaft. Giftwirkung geht beim Trocknen verloren.

Hauptwirkstoffe: Frohne ermittelte im frischen Kraut 0,25-0,5 %, in der frischen Wurzel 0,5-2 % Alkaloide wie Chelidonin, Chelerythrin, Sanguinarin. Bis zu 1,5 % Alkaloide in Radix Chelidonii.

Nach einer neuen Arbeit, veröffentlicht in DAZ 12, 24.3.1994, ist das Hauptalkaloid von Schöllkraut Coptisin. Neben Coptisin sind außer den oben erwähnten Wirkstoffen Stylopin, Berberin, Protopin und Alocryptopin enthalten. Der Gesamtalkaloidgehalt wurde mit 0,01 bis 1 % angegeben. Bei Ende Oktober geernteten Pflanzenteilen von Schöllkraut ergaben sich folgende prozentuale Alkoloidgehalte (Fulde, Wichtl, DAZ 12, 1031 ff, 1994):

Alkaloid

 

Wurzel

 

Rhizom

 

Blätter

 

Coptisin

 

0,33

 

0,59

 

1,07

 

Chelidonin

 

1,14

 

1,28

 

0,07

 

Berberin

 

0,07

 

0,07

 

0,11

 

Chelerythrin

 

0,77

 

1,06

 

0,04

 

Sanguinarin

 

0,14

 

0,37

 

0,01

 

Vergiftungserscheinungen: Chelerythrin gilt als wirksamstes Schöllkrautalkaloid.

Chelidonin und Sanguinarin wirken zentral sedierend, spasmolytisch und schwach narkotisch.

Nach Kreitmair [Pharmazie 5, 85 (1950)] und Kwasniewski [Pharmazie 13, 363 (1958)] ergibt sich für das Schöllkraut folgende Gesamtwirkung: es wirkt leicht betäubend, führt aber zu keiner eigentlichen Hypnose oder Narkose; es erschlafft die glatte Muskulatur des Darmes, der Bronchien, der Herzkranzgefäße und wahrscheinlich der Gallengänge, es regt die Herztätigkeit an, erhöht den Blutdruck, erweitert die Herzkranzgefäße und senkt den Blutzuckerspiegel. Nach Kim et al. [J. pharm. Sci. 58, 372 (1969)] wirken Coptisin und Alkaloid CM-1 zytotoxisch [H 12].

Innerlich Entzündungen und Brennen im Mund, Lähmungen, Harndrang, Benommenheit, Herzrhythmusstörungen, Schock, Reizwirkung auf den gesamten Verdauungskanal, Blut im Stuhl, Pulsverlangsamung, Blutdruckabfall, zuletzt Tod im Kollaps.

Wegen des unangenehmen Geruchs und Geschmacks der Pflanze kommen Vergiftungen bei Haustieren nur selten vor [H 18].

Anwendungen in der Homöopathie: D1-D6 bei Hepatopathie, Ikterus, Cholecystopathie, Gallensteine.

Dosierung: Mittlere Einzelgabe als Einnahme 0,5 g, Erg. B. 6 [H 12].

Gefährlichkeitsgrad: Stark giftig ++

Vorschriften: Chelidonium majus: Monographie der Kommission D.

Chelidonii herba: Monographie der Kommission E.

Literatur:

B 36        Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

D 9          DHU (Deutsche Homöopathie-Union): Homöopathisches Repetitorium. Karlsruhe, 1992

 

 

F 10         Franz, Ch., Fritz, D.: Experiences with the cultivation of Chelidonium majus L. Planta medica 38, 246-247, 1979

 

 

F 12         Freytag, W.E.: Schöllkraut-Alkaloide. Dtsch. Apoth. Ztg. 126(21), 1113-1117, 1986

 

 

F 16         Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4          Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 18        Hapke, H.J.: Toxikologie für Veterinärmediziner. 408 S., Enke Verl., Stuttgart, 1975

 

 

L 10         Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 2          Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

M 27        Mezger, J.: Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre. 2. Ausgabe, Karl F. Haug Verlag, Saulgau, 1951

 

Therapie: 14, 14a

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

Nach Hautkontakt: Sofort mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

 


 

Chlorophytum comosum (Thunb.) Jacques

 

[Chlorophytum sternbergianum (Schult. et Schult. f.) Steud.]

Grünlilie, Brautschleppe, Fliegender Holländer.

 

 

Familie: Liliaceae, Liliengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Südafrika; Ampelpflanze in Zimmern.

Beschreibung: Ausdauernde Pflanze mit 20-40 cm langen, bis 2,5 cm breiten, herabhängenden, grundständigen Blättern, mit weißer Mittelrippe. Ausläufer mit Blattbüscheln (als Ableger verwendbar). Blüten klein, weiß, sternförmig, in Trauben.

Blütezeit: März-Juli.

Giftige Pflanzenteile: Besonders die Samen.

Hauptwirkstoffe: Die Samen enthalten Saponine.

Vergiftungserscheinungen: Eine Blüte (Blütenstand?) wurde ohne Symptome vertragen.

Gefährlichkeitsgrad: Wenig giftig (+)

 

Literatur:

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

Therapie:  16

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Kohlegabe nur nach Einnahme sehr großer Mengen. Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen.

 

 


 

Chrysanthemum-Indicum-Hybriden

 

(Chrysanthemum indicum hort. non L., Chrysanthemum x hortorum L. H. Bailey)

Winteraster, Gärtner-Chrysanthemen. E: Mother chrysanthemum. F: Chrysanthème de la Chine. I: Crisantemo.

 

 

EDV-Code: CHYIN.

Familie: Asteraceae, Korbblütler.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Indien, China; Zierpflanze in Gärten und Gewächshäusern.

Beschreibung: 40-100 cm hoch, mit ästigem StengelStängel. Blätter wechselständig, buchtig-fiederlappig, schlaff oder lederartig. Blütenköpfe in einer Vielfalt von Formen und Farben.

Blütezeit: September-Dezember.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze.

Hauptwirkstoffe: Sesquiterpenlactone.

Arteglasin A

 

Vergiftungserscheinungen: Vergiftungen durch Chrysanthemen sind nicht beschrieben. In Japan, Korea und China werden junge Chrysanthemenblätter seit Jahrtausenden als Salat gegessen. Möglicherweise führt der GenußGenuss von Chrysanthemenblättern zu einer Toleranz, da aus diesen Ländern praktisch keine Chrysanthemenallergie bekannt ist.

Wirkungen auf die Haut/Schleimhaut: Der berufsbedingte Umgang mit Chrysanthemen kann bei Gärtnern, Floristen, Blumenbindern u.a. zu einer allergischen Kontaktdermatitis führen. Betroffen werden hauptsächlich die Hände, Unterarme und das Gesicht. Im norddeutschen Raum sind bis zu 30 % der Blumenzüchter gegenüber Chrysanthemen sensibilisiert. Ursächlich verantwortlich zeichnen die Sesquiterpenlacton-Inhaltsstoffe, unter denen das Arteglasin A als Hauptkontaktallergen nachgewiesen wurde. Gegenüber anderen sesquiterpenlactonhaltigen Arten, besonders aus der gleichen Familie (Asteraceae) bestehen ausgeprägte Kreuzreaktivitäten. Einige Chrysanthemen können auch ein allergisches Asthma hervorrufen [Hausen, Allergologie 2, 143, 1979 (Übersicht)].

Gefährlichkeitsgrad: wenig giftig (+)

Literatur:

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

Therapie: 18

 

 

 

 

Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen.

 

Nach Hautkontakt: Sofort mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

 


 

Chrysanthemum vulgare (L.) Bernh.

 

(Tanacetum vulgare L.)

Rainfarn. E: Tansy. F: Tanaisie. I: Erba-amara selvatica, tanaceto. NL: Boerenwormkruid.

 

 

EDV-Code: CHYVU.

Familie: Asteraceae, Korbblütler.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, Nordasien; in Mitteleuropa häufig, in den Alpen fehlend; Raine, Wegränder, Schutt, Ödland.

Beschreibung: 60-120 cm hohe, ausdauernde Pflanze, mit dicht beblättertem StengelStängel. Blätter wechselständig, einfach bis doppelt fiederspaltig. Blüten goldgelb, nur Röhrenblüten, Köpfchen in dichter Schirmrispe.

Blütezeit: Juli-September.

Droge: Herba Tanaceti, Tanaceti herba, Wurmfarnkraut.

Die getrockneten, während der Blütezeit gesammelten oberirdischen Teile der Pflanze. Geruch kampferartig, Geschmack bitter, würzig.

Auszug aus der Monographie der Kommission E: Chrysanthemum vulgare (Rainfarn)

Bezeichnung des Arzneimittels: Chrysanthemi vulgaris flos, Rainfarnblüten, Chrysanthemi vulgaris herba, Rainfarnkraut.

Risiken: Rainfarn enthält ätherisches Öl, das in der Regel thujonhaltig ist. Thujone besitzen neurotoxische Eigenschaften.

Bei missßbräuchlicher Verwendung großer Mengen der Droge oder des ätherischen Öls als Abortivum wurden die folgenden Vergiftungssymptome beobachtet: Erbrechen, Leibschmerzen, Gastroenteritis, starke Rötung des Gesichts, dann bei völliger Bewussßtlosigkeit starke klonisch-tonische Krämpfe, starke Beschleunigung der Atmung und unregelmäßige Herztätigkeit, Mydriasis und Pupillenstarre, Uterusblutungen, u.U. Abort, Nierenschädigung, Leberschädigung.

Bei unkontrollierter Anwendung von Rainfarn können in Abhängigkeit von der verwendeten Droge Thujonmengen aufgenommen werden, die auch bei normaler Dosierung toxisch sind. Untersuchungen zur Toxizität der thujonfreien Chemotypen liegen nicht vor.

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile.

Hauptwirkstoffe: 0,1-0,6 % ätherisches Öl (im frischen Kraut) mit ca. 70 % Thujon, Thujylalkohol etc. In den Blüten Sesquiterpenlactone, Flavonoide.

Vergiftungserscheinungen: Erbrechen, Leibschmerzen, Gastroenteritis, starke Rötung des Gesichtes, dann bei völliger Bewussßtlosigkeit starke klonische, aber auch tonische Krämpfe (auch mit Trismus und Opisthotonus), starke Beschleunigung der Atmung und der unregelmäßig werdenden Herztätigkeit, Mydriasis und Pupillenstarre, Uterusblutungen, u. U. auch Abort, Nierenschädigung, auch Nierenblutungen, schwere Leberschädigung. Bei Aufnahme großer Dosen etherischen Öles tritt der Tod durch Kreislauf- und Atemstillstand, nach kleineren letalen Gaben wohl infolge der schweren, degenerativen Organveränderungen, insbesondere der Leberatrophie und der sich daraus ergebenden schädlichen Stoffwechselstörungen ein. Für die toxische und letale Wirkung des ätherischen Öles ist in erster Linie das Thujon verantwortlich zu machen. Dosis letalis des ätherischen Öles beim Menschen 15-30 g. Der Tod tritt nach 1-31/2 Std. ein [H 12].

Bei Rindern Reizung der Schleimhäute und Nieren, aber auch Leberschäden. Im Aallgemeinen wird die Pflanze gemieden [L 10].

Wirkungen auf die Haut: Der Rainfarn gehört wie die Chrysanthemen zu den Korbblütlern mit stark kontaktsensibilisierender Wirkung. Verantwortlich für die Allergie sind die Sesquiterpenlactone Tanacetin, Reynosin und 1-β-Hydroxyarbuscilin A und andere. Neben Floristen und Blumenzüchtern können auch solche Personen allergisch werden, die Kosmetika und Hygieneartikel mit Rainfarnextrakten selbst herstellen oder benutzen. Kreuzreaktionen auf andere Asteraceen werden häufig beobachtet [Hausen, Allergologie 2, 275, 1979].

Dosierung: Mittlere Einzelgabe als Einnahme 2,0 g (als Aufgußss), Erg. B. 6.

Vorschriften:

Aromenverordnung, Anlage 4: Thujongehalt in alkoholischen Getränken und Bitter-Spirituosen begrenzt.

Aromenverordnung der Bundesrepublik Deutschland v. 22. 12. 1981 (BGBl I, 1677-1685) verbotener Stoff des §2, Anlage I: Rainfarnkraut (Wurmkraut, Herba Tanaceti).

Chrysanthemum vulgare: Monographie der Kommission D und E.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Literatur:

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

L 10        Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 2         Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

O 1         Ognyanov, I., Todorova, M.: Sesquiterpene lactones and flavonoids in flowers of Tanacetum vulgare. Planta medica 48, 181-183, 1983

 

 

R 30       Röder, E., Bourauel, Th.: Pyrrolizidine alkaloids from Melampyrum pratense. Natural Toxins, 35-37, 1992

 

Therapie:  16

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen.

 

Nach Hautkontakt: Sofort mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.


 

Cicuta virosa L.

 

Wasserschierling. E: Water-hemlock, Cow bane. F: Ciguë aquatique. I: Cicuta acquatica. NL: Waterscheerling.

 

 

EDV-Code: CIUVI.

Familie: Apiaceae, Doldenblütler.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, Nordasien, Nordamerika; in Norddeutschland verbreitet, sonst zerstreut; Sümpfe, Teichränder, Gräben.

Beschreibung: Circa 1 m hohe Pflanze, mit dickem, innen gefächertem Wurzelstock, StengelStängel hohl. Blätter 2-3 fach gefiedert, Blattscheiden blasig aufgetrieben. Blüten weiß, in zusammengesetzter Dolde.

Blütezeit: Juli-August.

Droge: Herba Cicutae virosae, Cicutae virosae herba, Wasserschierlingskraut; Fructus Cicutae virosae, Cicutae virosae fructus, Wasserschierlingsfrüchte; Radix Cicutae virosae, Cicutae virosae radix, Wasserschierlingswurzel.

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile, besonders StengelStängel und Wurzelstock. 2-3 Rhizome für Rinder tödlich [H 1], Pferde und Rinder verenden nach einem walnußssgroßen Stück vom frischen Rhizom [H 18]. Die Giftwirkung bleibt auch nach dem Trocknen bestehen.

Hauptwirkstoffe: In allen Organen (frisch 0,2 %, trocken bis 3,5 %, besonders reichlich im Saft des gefächerten Wurzelstocks, das amorphe, bitter schmeckende, sehr giftige Cicutoxin C17H22O2, Fp. 54 °C, und das in noch größerer Menge vorliegende, aber nicht so toxische Cicutol C17H22O, Fp. 66 °C, beides Acetylenverbindungen [H 12].

Vergiftungserscheinungen: Die Vergiftung durch das typische Krampfgift Cicutoxin ähnelt einer Picrotoxinvergiftung. Es wirkt primär lähmend auf das Großhirn. Symptome meist schon innerhalb 20 min. Brennen im Mund und Rachen, Übelkeit und Erbrechen, Krämpfe mit Zähneknirschen und Schaumabsonderung, Kopfschmerzen, Magenschmerzen, Erweiterung der Pupillen, Schock, Bewussßtlosigkeit, Atemnot, zuletzt Atemlähmung.

Aus den Erfahrungen der Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen, Berlin:

21/2 jähr. Knabe lutschte an den Blüten, zeigte keine Symptome. 20 jähr. Mann aß Wurzelteile, hatte tonisch-klonische Krämpfe [K 40].

Symptome bei Tieren sind ähnlich wie beim Menschen, und sie treten ebenfalls sehr rasch auf. In der 2. Phase Sehstörungen, Brüllen, Muskelzucken, krankhaftes Absetzen von Kot und Harn, zuerst erhöhte Herz- und Atemfrequenz, danach erniedrigt. Tod durch Lähmung, unterbrochen von Krämpfen, meistens innerhalb von 24 Std.

Anwendungen in der Homöopathie zur Behandlung von Krämpfen, Schwindel und Epilepsie, häufig in den Dosierungen D6 bis D12 in der Laienanwendung, Verschreibungspflichtig bis einschl. D3: 2,5 mg bei Epilepsie; D6 bei hysterischen Krämpfen.

Gefährlichkeitsgrad: Sehr stark giftig +++

Vorschriften: Cicuta virosa: Monographie der Kommission D.

Literatur:

B 36        Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16         Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4          Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 1          Habermehl, G.: Mitteleuropäische Giftpflanzen und ihre Wirkstoffe. 137 S., Springer Verlag, Heidelberg, 1985

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 18        Hapke, H.J.: Toxikologie für Veterinärmediziner. 408 S., Enke Verl., Stuttgart, 1975

 

 

K 40        Krienke, E.G., von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U.: Vergiftungen im Kindesalter, 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1986

 

 

K 48        Krienke, E.G., Mühlendahl, K.E. v.: Akzidentelle Vergiftungen durch Pflanzen. Notfallmedizin 4, 486-495, 552-559, 619-627, 1978

 

 

L 10         Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 2          Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

M 27        Mezger, J.: Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre. 2. Ausgabe, Karl F. Haug Verlag, Saulgau, 1951

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

Therapie:  8

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen. Magenspülung schon bei Veracht, danach Gabe von Kohle und Glaubersalz.

 

Nach Hautkontakt: Sofort mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.


 

Clematis alpina (L.) Mill.

 

(Atragene alpina L.)

Alpen-Waldrebe. E: Alpine clematis. F: Atragène des Alpes. I: Clematide alpina.

 

 

Familie: Ranunculaceae, Hahnenfußgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, v. a. Alpen, Sibirien, Mandschurei; Nadelwälder, Zwergstrauchheiden.

Beschreibung: 2-3 m langer Kletterstrauch. Blätter einfach bis doppelt gefiedert, gegenständig. Blüten einzeln, blattachselständig, gestielt, blauviolett, glockig. Früchte mit verlängerten, federigen Griffeln.

Blütezeit: Mai-August.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Die Pflanze steht unter Naturschutz.

Giftwirkung etc. Clematis recta L.

 

Therapie: 14

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

Nach Hautkontakt: Mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.


 

Clematis recta L.

 

Aufrechte Waldrebe. E: Upright virgin’s bower. F: Clématide droite. I: Clematide eretta.

 

 

Familie: Ranunculaceae, Hahnenfußgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Europa; trockene Wiesen, Waldränder, Abhänge.

Beschreibung: Ausdauernde, bis 1,5 m hohe aufrechte Pflanze. Blätter blaugrün, gegenständig, unpaarig gefiedert, Teilblättchen eiförmig, zugespitzt. Blüten milchweiß, 4 zählig, in endständigen Trugdolden. Früchte mit verlängerten, federigen Griffeln.

Blütezeit: Juni-Juli.

Droge: Herba Clematidis rectae, Clematidis rectae herba, Waldrebenkraut.

Zur Blütezeit gesammeltes, getrocknetes Kraut.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze. Die getrocknete Pflanze ist frei von hautreizenden Stoffen.

Hauptwirkstoffe: Protoanemonin, Anemonin, nach älteren Angaben Anemonol.

Vergiftungserscheinungen: Gastroenteritis, Reizerscheinungen der Niere und des Nervensystems, die sich durch Krämpfe und Lähmungen kundtun.

Wirkungen auf die Haut: Blasenziehende Wirkung.

In früheren Zeiten nutzten Bettler die hautreizende und blasenziehende Wirkung, um Mitleid zu erregen.

Anwendungen in der Homöopathie: D2-D6: Ulcus cruris, Hodenentzündung, Prostatitis, Lymphdrüsenentzündung, Tripperfolgen.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Clematis recta: Monographie der Kommission D.

Literatur:

B 36        Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

D 9          DHU (Deutsche Homöopathie-Union): Homöopathisches Repetitorium. Karlsruhe, 1992

 

 

F 16         Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4          Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

G 22        Gugenhan, E.: Giftige Waldrebe. Kosmos 6, 25, 1984

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 24        Haut, H.: Erythrophleum-Alkaloide. Planta medica 25, 201-215, 1974

 

 

M 2          Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

M 27        Mezger, J.: Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre. 2. Ausgabe, Karl F. Haug Verlag, Saulgau, 1951

 

 

R 35        Rätsch, Ch.: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Wiessenschaftl. Verl. Ges., Stuttgart, 941 S., 1998.

 

Therapie:  14

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

Nach Hautkontakt: Mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

 

 


 

Clematis vitalba L.

 

Gemeine Waldrebe. E: Old man’s beard. F: Clématide des haies. I: Clematide vitalba. NL: Bosrank.

 

 

EDV-Code: CLVVT.

Familie: Ranunculaceae, Hahnenfußgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Süd-, West- und Mitteleuropa; Wälder, Hecken, Auwälder.

Beschreibung: Blattstiel-Kletterstrauch, bis 15 m lang. Blätter meist 5 zählig, Teilblättchen herzförmig, Blattstiele rankend. Blüten 4 zählig, außen grünlich, innen weiß, in end- und blattachselständigen Rispen. Früchte mit verlängerten, federigen Griffeln.

Blütezeit: Juni-September.

Vergiftungserscheinungen: Einige 12 jährige Buben, die Clematis vitalba-StengelStängel als „Zigaretten” geraucht hatten, bekamen anschließend starke Leibschmerzen und sehr heftigen Durchfall, der nach ca. zwei Tagen abklang (eigene Beobachtung).

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze. Die getrocknete Pflanze ist frei von hautreizenden Stoffen.

Hauptwirkstoffe: Protoanemonin, Anemonin, nach älteren Angaben Anemonol.

Vergiftungserscheinungen: Gastroenteritis, Reizerscheinungen der Niere und des Nervensystems, die sich durch Krämpfe und Lähmungen kundtun.

Wirkungen auf die Haut: Blasenziehende Wirkung. In früheren Zeiten nutzten Bettler die hautreizende und blasenziehende Wirkung, um Mitleid zu erregen.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Clematis vitalba: Monographie der Kommission D.

Therapie:  16

Klinik: In Extremfällen Entgiftung und Alkalisierung.

 

 

 

 

Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen.

 

Nach Hautkontakt: Mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

 


 

Cleome spinosa Jacq.

 

(Cleome pungens Willd.)

Spinnenpflanze. E: Spider flower. F: Cléome épineuse. I: Cleome comune.

 

Cleome spec.

 

EDV-Code: CLESP.

Familie: Capparidaceae, Kaperngewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Südamerika, in vielen wärmeren Ländern verwildert. Gartenzierpflanze.

Beschreibung: Krautige bis 1,5 m hohe Pflanze, mit behaartem, drüsigem StengelStängel. Blätter handförmig, mit 5-7 Teilblättchen; wechselständig. Blüten langgestielt, in reichblütigen Trauben, purpurrosa bis weiß. Einzelblüten mit 6 langen Staubblättern (wie Spinnenbeine, Name!). Frucht bis 12 cm lang und 4 mm dick.

Blütezeit: Juli-September.

Giftige Pflanzenteile: Besonders die Samen.

Hauptwirkstoffe: Glucocapparin C8H14O9·NS2K, Fp. 208-210 °C und andere Senfölglykoside sowie alkaloidartige [H 12] und furocumarinähnliche Verbindungen [H 21]

Glucocapparin

 

Vergiftungserscheinungen: Eingenommen wirkt der Samen giftig [J 4].

Wirkungen auf die Haut: Beim Umgang mit der Pflanze können Hautschädigungen auftreten [J 4].

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Literatur:

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 21       Hausen, B.M.: Allergiepflanzen - Pflanzenallergene. 332 S., ecomed Verlagsges., Landsberg, 1988

 

 

J 4          Jaspersen-Schib, R.: Unsere toxischen Garten- und Zimmerpflanzen. Schweiz. Ap. Ztg. 117 (15, 16), 1979

 

Therapie:  16

 

 

 

Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen.

 

Nach Hautkontakt: Mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

 


 

Clivia miniata Regel

 

Klivie, Riemenblatt. E: Scarlet kaffirlily. F: Clivie vermillon.

 

 

EDV-Code: CLJMI.

Familie: Amaryllidaceae, Narzissengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Südafrika; Zimmerpflanze.

Beschreibung: Bis 60 cm hohe Zwiebelpflanze. Blätter dunkelgrün, riemenartig, grundständig, zweireihig angeordnet. Blüten mennigrot, trichterförmig, ca. 20 Blüten doldenförmig an einem Blütenschaft.

Blütezeit: Februar-Mai.

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile, besonders der (von Blattscheiden umgebene) Zwiebelstamm.

Hauptwirkstoffe: Die Blätter enthalten einen gelben Milchsaft mit folgenden Alkaloiden bei einem Gesamtgehalt von 0,06 %: 47 % Lycorin, 25 % Clivimin und 3 % Clivatin. Die getrocknete Pflanze enthält 0,43 % Lycorin.

Vergiftungserscheinungen: Kleinere Mengen Lycorin erzeugen Speichelflußfluss, Erbrechen, Diarrhoe, in größerer Dosis zentrale Lähmung und Kollaps. Aus den Erfahrungen der Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen, Berlin: ein 6 monat. und ein 8 jähr. Kind aßen Früchte, Blatt- und Blütenteile und zeigten Übelkeit, Husten [K 40].

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Literatur:

A 8         Amico, A., Stefanizzi, L.: Osservazioni Morfologiche, Astrazione e Localizzazione di Alcaloidi in Clivia miniata Reg. 4, 157-165, 1979

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

I 8           Ieven, M., et al.: Inhibition of polio virus by Lycorine, a plant alkaloid. Planta medica, 36, 254-255, 1979

 

 

K 40       Krienke, E.G., von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U.: Vergiftungen im Kindesalter, 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1986

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

Therapie:  16

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe nach Verschlucken größerer Mengen oder von Teilen der Zwiebel. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

 

 


 

Codiaeum variegatum pictum (Lodd.) Muell. Arg.

 

Kroton, Wunderstrauch, Krebsblume. E: Ornamental croton. F: Croton panaché.

 

 

EDV-Code: CDIVP.

Familie: Euphorbiaceae, Wolfsmilchgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Indien, Malaysia; Zimmerpflanze.

Beschreibung: Blattpflanze mit buschigem Wuchs, bis 1 m hoch, in vielen Variationen. Blätter lanzettlich oder gelappt, grün, gelbrötlich gemustert, gestielt, wechselständig. Blüten unscheinbar.

Blütezeit: Frühjahr bis Sommer.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze.

Hauptwirkstoffe: Der farblose Saft enthält vermutlich Phorbolester, evtl. Toxalbumine.

Vergiftungserscheinungen: Aus den Erfahrungen der Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen, Berlin: In einem Fall kam es zu Erbrechen und Durchfall, als ein Kind an Blättern lutschte.

Wirkungen auf die Haut: Der Saft kann bei häufigem Umgang zu einer allergischen Kontaktdermatitis führen [Hausen et al.: Contact Derm. 3, 289, 1977].

Gefährlichkeitsgrad: giftig +

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

D 12       Douglas Kinghorn, A.: Toxic plants. 195 S., Columbia University Press, New York, 1979

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

J 6          Jaspersen-Schib, R.: Giftige Zimmerpflanzen. Dtsch. Apoth. Ztg., 127, 1417-1423, 1987

 

 

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

Therapie:  18

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Bei größeren Mengen Kohlegabe. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

Nach Hautkontakt: Sofort mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

 

 

 


 

Coffea arabica L.

 

Kaffeebaum. E: Coffee tree. F: Caféier d’Arabie. I: Caffé (arbusto). NL: Arabische Koffieboom.

 

 

EDV-Code: COFAR.

Familie: Rubiaceae, Rötegewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Äthiopien; fast in allen tropischen Ländern kultiviert; bei uns als Zimmerpflanze.

Beschreibung: Strauch oder Baum. Blätter länglich-elliptisch, lederig, gegenständig, mit gewelltem Rand, Blüten klein, weiß, 4-5 teilig, büschelig in den Blattachseln. Steinfrüchte kirschgroß, zuletzt violettschwarz, zweisamig.

Blütezeit: September.

Von den 70 Coffea-Arten haben außerdem noch 2 weitere Arten wegen des GenußGenusswertes ihrer „Bohnen” praktische Bedeutung erlangt: 70 % der Welterzeugung von Kaffee entfallen auf Coffea arabica, 30 % auf Coffea canephora Pierre ex Froehn. - Kongokaffee, während Coffea liberica Bull. ex Hiern - Liberiakaffee kaum noch gefragt ist [S 64].

Droge: Semen Coffeae tostae, Coffeae tostae semen, geröstete Kaffeebohnen.

Giftige Pflanzenteile: Samen (Kaffeebohnen). Über die Giftigkeit der Pflanze selbst ist nichts bekannt.

Hauptwirkstoffe: Rohkaffee enthält lt. Hager [H 12] und eigenen Feststellungen folgende Wirkstoffe:

0,6-3 % Coffein (Trimethylxanthin) C8H10N4O2, Fp. 235 °C (an Chlorogensäure gebunden),

0,3-1,3 % Trigonellin (Coffearin), ein N-Methylbetain der Nicotinsäure, C7H7NO2 Fp. 218 °C,

2-6 % Chlorogensäure (Helianthsäure), eine Caffeoyl-3-chinasäure, C16H18O9, Fp. 207 bis 208 °C (als Kaliumsalz bzw. Kaliumcoffeinsalz vorliegend).

Durchschnittlicher Coffeingehalt von 1 Tasse Kaffee 70-80 mg bei einem Aufgußss von 5 g gutem Filterkaffee mit 300 ml Wasser (Dt. Ap. Zeit. 126, 329-330, 1986). Die Chlorogensäure ist vor allem für den „Säuregehalt” des Kaffees und damit für die Magenverträglichkeit verantwortlich. Beim Rösten treten bei allen Inhaltsstoffen Verluste auf, die je nach Röstart und Kaffeesorte verschieden sind.

Pharmakologische Wirkung: Madaus [M 2] zitiert:

Die Kaffeewirkung ist im wesentlichen eine Wirkung des Coffeins. Rohe Kaffeebohnen enthalten 0,8-2,43 % Coffein. In Bohnen, die im Gewächshaus gezogen worden waren, konnte ich nur 0,75 % nachweisen. Auf die Frage der Wirkung der Röstprodukte, die bei der Beurteilung coffeinarmer oder coffeinfreier Kaffees eine Rolle spielt, soll hier nicht eingegangen werden. Die Coffeinwirkung ist komplexer Natur. Einzelheiten aus der älteren Literatur siehe bei Bock (Bock, in Heffter-Heubners Handb. d. exp. Phar., Bd. 2, 1, S. 508 ff). -

Am Zentralnervensystem wird die Reflexerregbarkeit erhöht, eine Wirkung, die sich beim Menschen in Aufregung, Schlaflosigkeit und Herzklopfen äußert, in kleinen Dosen in der Anregung geistiger Vorgänge (Curschmann, D. Klinik 1983). Die Coffeinwirkung auf den Kreislauf setzt sich zusammen aus einer Erregung des Vasomotorenzentrums, einer Erregung der zentralen Organe des Vagus, einer Erregung der Ganglien des Reizleitungssystems, einer Wirkung auf die Herzmuskulatur und einer Erweiterung der Coronargefäße (Sollmann u. Pichler, J. of Pharm. and Therap. 1911, Bd. 3, S. 1). Daraus erklärt sich die mögliche Blutdrucksteigerung, die Wirkung auf die Herzaktion, die beschleunigt oder verlangsamt sein kann. Das Pulsvolumen wird nicht vergrößert, doch vermag das Herz einen größeren Maximaldruck zu überwinden (Meyer-Gottlieb, Exp. Pharm., 9. Aufl., S. 393 u. 511). Das Coffein kann einmal durch die Verbesserung der Herzaktion die Diurese vermehren; wesentlich ist aber vor allem die Wirkung an der Niere selbst (v. Schröder, Arch. f. exp. Path. u. Pharm. 1887, Nr. 22, S. 39; Bauer u. Aschner, D. Arch. f. klin. Medizin, 1922, S. 138. Über diese Frage besteht eine ausgedehnte Literatur.).

In meinem Laboratorium verglich ich die Menge der Harnausscheidung nach Filterkaffee oder türkischem Kaffee an mehreren Versuchspersonen (Madaus Jahrbuch 1933, S. 36).

Unter türkischem Kaffee versteht man bekanntlich einen höchst dispers gemahlenen mit Zucker aufgekochten Kaffee, bei welchem der größte Teil des Bodensatzes mitgenossen wird, unter Filterkaffee dagegen einen vom Bodensatz befreiten Kaffee.

Bei meinen Versuchen wurde folgendes festgestellt:

1.    Zeitlich gesehen, ist die Harnausscheidung beim Genussß türkischen Kaffees schneller als beim Filterkaffee (vgl. Fig.1-3, 3 Versuchspersonen). Der Effekt tritt nach 1-1½1/2 Std. übereinstimmend bei allen drei Versuchspersonen ein. Die erste Person hat nach 1 Std. ein Maximum der Harnausscheidung, die zweite auch nach 1 Std., die dritte nach 1 ½1/2 Std.
Der türkische Kaffee hat also die Harnausscheidung beschleunigt.

Fig. 1 Fig. 2 Fig. 3

 

Fig. 4 Fig. 5 Fig. 6

 

 

 

2.    Die Gesamtharnmenge, die innerhalb 5 Std. von allen drei Versuchspersonen ausgeschieden wurde, ist beim türkischen Kaffee wesentlich größer als beim Filterkaffee. Die Vermehrung beträgt bei der ersten Person 27 %, bei der zweiten 28 %, bei der dritten 60 %. Der hohe diuretische Effekt des türkischen Kaffees, der von der gleichen Stärke war wie der Filterkaffee (0,08 g Coffein in der aufgenommenen Menge im Versuch mit der ersten Person, 0,20 g Coffein in den Versuchen mit den beiden anderen Personen), kann logischerweise nur den Ballaststoffen zugeschrieben werden. Es erscheint einleuchtend, dassß mit der Verstärkung der Diurese eine verkürzte Verweilzeit des Coffeins im Organismus bedingt wird; möglich ist auch eine Beschleunigung der Oxiydation oder einer sonstigen Veränderung des Coffeins. Damit wird aber derjenige Bestandteil schneller eliminiert, der die unangenehmen Begleiterscheinungen des Kaffees veranlassßt, so dassß diese Nebenerscheinungen möglicherweise gar nicht erst auftreten, indem jede Kumulation des Coffeins verhindert ist. Die angeblich gute Verträglichkeit des türkischen Kaffees kann somit als Wirkung der Ballaststoffe der Kaffeebohne durch Beschleunigung und Verstärkung der Nierenausscheidung verstanden werden.

 

Daßss bei Tieren das Coffein anders wirkt als ein Kaffeeaufgussß, kann man ausgezeichnet am Süßwasserpolypen zeigen. Das Coffein bringt die einzelnen Zellen zur Quellung und zum Zerfall, während der Kaffeeauszug das gesamte Tier mehr gerbt [M 2].

Coffein besitzt in vitro ab einer bestimmten Konzentration mutagene Wirkungen. Diese hohen Konzentrationen werden aber in vivo nicht erreicht, zudem werden durch den Röstprozeßss entstehende mutagen wirkende Stoffe im Körper inaktiviert.

Im Tierexperiment kann Coffein in sehr hohen Dosen embryotoxisch wirken, auch diese Dosen werden durch Kaffeekonsum niemals erreicht. Epidemiologische Untersuchungen haben keinerlei Hinweise auf eine teratogene Wirkung von Kaffee ergeben [N 15].

Dosierung: (Coffein) Gebräuchliche Einzeldosis 0,1-0,3 g; Einzelmaximaldosis 0,5 g; Tagesmaximaldosis 1,5 g (ÖAB 9).

Anwendungen in der Homöopathie: D12 bei Schlaflosigkeit, Migräne und Folgen von Kaffeeabusus; nervöses Herz.

Gefährlichkeitsgrad: wenig giftig (+)

Vorschriften: Coffea arabica und Coffea arabica tosta: Monographie der Kommission D.

Literatur:

B 20        Blättig, K.: Kaffee in wissenschaftlicher Sicht. Ztschr. f. Phytother. 9, 95-98, 1988

 

 

D 9          DHU (Deutsche Homöopathie-Union): Homöopathisches Repetitorium. Karlsruhe, 1992

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

I 2            Imming, P. et al.: Was macht müde Männer morgens munter? Dtsch. Apoth. Ztg. 126(7), 329-330, 1986

 

 

K 9          Karsten, G., Weber, U., Stahl, E.: Lehrbuch der Pharmakognosie. 642 S., 9. Aufl., G. Fischer Verlag, Stuttgart, 1962

 

 

M 2          Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

M 27        Mezger, J.: Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre. 2. Ausgabe, Karl F. Haug Verlag, Saulgau, 1951

 

 

N 15        Nestele, M.: Neue Erkenntnisse zur Toxizität. Ztsch. Apoth. Ztg. 127, 1876, 1987

 

 

S 17        Schmidt, M.: Kaffee - unser tägliches Getränk. PTA heute 1(12), 387-389 1987

 

 

S 64        Strubelt, O.: Kaffee und Coffein. Dtsch. Apoth. Ztg. 126(38), 2025-2032, 1986

 

Therapie:  14

 

 

 

Erste Hilfe:

 

Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Nur nach Aufnahme großer Mengen Magenspülung.

 


 

Colchicum autumnale L.

 

Herbstzeitlose. E: Meadow saffron. F: Colchique d’automne. I: Colchico d’autunno. NL: Herfsttijdloos.

 

 

EDV-Code: CXHAU.

Familie: Liliaceae, Liliengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Süd-, West- und Mitteleuropa; feuchte Wiesen.

Beschreibung: Ausdauernde Knollenpflanze. Blüten lilarosa, mit 6 Perigonblättern. Blätter breitlanzettlich, 25-40 cm lang, erscheinen im Frühjahr mit der Frucht. Frucht eine länglich-eiförmige Kapsel mit zahlreichen Samen.

Blütezeit: September-Oktober.

Früchte: Mai-Juni.

Droge: Semen Colchici (autumnalis), Colchici (autumnalis) semen, Herbstzeitlosensamen.

Bis 3 mm dick, fast kugelig, hart. Oberfläche braun, matt, körnig-höckerig.

Geruchlos, Geschmack bitter und scharf.

Auszug aus der Monographie der Kommission E:

Colchicum autumnale (Herbstzeitlose)

Bezeichnung des Arzneimittels:

Colchici semen, Herbstzeitlosensamen

Colchici tuber, Herbstzeitlosenknollen

Colchici flos, Herbstzeitlosenblüten

Weitere giftige Colchicum-Arten [E 12]

Art

 

Wuchsform

Blütezeit

 

Verbreitung

 

Colchicum arenarium Waldst. et Kit.

 

Staude

9 - 10

 

Östliches Mitteleuropa

 

Colchicum byzantinicum Ker.-Gawl.

 

Staude

9

 

Taurus

 

Colchicum haussknechtii Boiss.

 

Staude

10

 

Iran

 

Colchicum laetum Stev.

 

Staude

9-10

 

Kaukasus

 

Colchicum pannonicum Griseb. et Schenk

 

Staude

9

 

Südost-Europa

 

Colchicum sibthorpii Bak.

 

Staude

9-10

 

Süd-Balkan, Kreta

 

Colchicum speciosum Stev.

 

Staude

9-10

 

Syrien, Iran, Kaukasus, Kleinasien

 

Colchicum troodi Kotschy

 

Staude

9-1

 

Syrien, Israel

 

Colchicum variegatum L.

 

Staude

8

 

Griechenland, Kreta

 

 

Gegenanzeigen: Schwangerschaft.

Hinweis: Vorsicht bei alten und geschwächten Patienten sowie bei solchen mit Herz-, Nieren- oder gastrointestinalen Erkrankungen.

Nebenwirkungen: Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Leukopenie, bei längerem Gebrauch Hautveränderungen, Agranulozytose, aplastische Anämie, Myopathie und Alopezie.

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile, besonders Knolle und Samen. Von den Samen gelten 5 g (ca. 20 mg Colchicin) für einen Erwachsenen und 1,2-1,5 g (ca. 5 mg) für ein Kind als tödlich.

Hauptwirkstoffe: Colchicin; Gehalt stark schwankend 0,25-1,23 %. Als Nebenalkaloide β-Lumicolchicin, γ-Lumicolchicin, Demecolcin u.a.

Mit der Reife nimmt der Alkaloidgehalt zu, während er mit zunehmender Höhenlage des Standorts abnimmt. Beim Trocknen (Heu) bleibt die Giftwirkung erhalten.

Vergiftungserscheinungen: Zellgift, Symptome oft erst 2-6 Std. nach Einnahme. Übelkeit, Benommenheit, Schock, heftiger Harndrang, kolikartige Magenschmerzen, Krämpfe, Lähmungen, Herzrhythmusstörungen, blutiger Durchfall, Blaufärbung der Lippen, rascher Puls, Atemlähmung.

9 jähriges Kind zeigte nach Einnahme von 3-4 Samen Übelkeit und erbrach.

10 jähriges Kind bekam nach Aussaugen einer Blüte Kollaps, Tachykardie, Schweißausbruch, Übelkeit.

Vergiftungen bei Tieren im Sommer durch die Pflanze mit Kapseln und Samen, im Herbst durch Blüten. Pferd und Schwein sind wesentlich empfindlicher als Rind und Schaf.

Als Symptome treten auf: Verweigerung der Nahrung, kaum Wiederkäuen (Rinder), Speicheln, Erbrechen, Schweißausbruch, Kolik, blutiger Durchfall, der zur Abmagerung führt, Kreislaufstörungen, Lähmung, Tod kann nach 1-3 tägiger Dauer durch Atemlähmung eintreten. Ausscheidung der Gifte auch über die Milch laktierender Tiere [M 18].

Tödliche Dosis bei Rindern 1500-2500 g frische Blätter und grüne Kapseln oder 2000 bis 2500 g getrocknete Pflanzen.

Anwendungen in der Homöopathie: D2-D4 bei Gicht; D2-D6 bei akuter Herzentzündung, Darmtenesmus.

Anwendungen: Colchicin und seine Derivate werden heute vorwiegend in der Therapie von Hauterkrankungen eingesetzt.

Es dient in der Pflanzenzüchtung zur Mutationsauslösung.

Gefährlichkeitsgrad: Sehr stark giftig +++

Vorschriften: Herbstzeitlosensamen sind im DAC enthalten; es werden 0,4 % Colchicin gefordert.

Colchicum autumnale e seminibus: Monographie der Kommission D.

Colchicum autumnale: Monographie der Kommission D und E.

Kosmetikverordnung, Anlage 1, Nr. 104: Colchicum autumnale L. und seine Gemische dürfen beim Herstellen oder Behandeln von kosmetischen Mitteln nicht verwendet werden.

Verbotener Stoff der Kosmetikverordnung v. 19. 6. 1985. Anlage 1: 104 Colchicum autumnale L. und seine Zubereitungen.

Literatur:

B 36        Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

D 9          DHU (Deutsche Homöopathie-Union): Homöopathisches Repetitorium. Karlsruhe, 1992

 

 

F 16         Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 3          Gašič, O. et al.: Substanzen von Arten der Unterfamilie Wurmbaeoideae und ihre Derivate. Planta medica 30, 75-81, 1976

 

 

G 4          Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

G 24        Gugenhan, E.: Herbstzeitlose - schön und giftig. Kosmos 9, 25, 1984

 

 

H 1          Habermehl, G.: Mitteleuropäische Giftpflanzen und ihre Wirkstoffe. 137 S., Springer Verlag, Heidelberg, 1985

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 18        Hapke, H.J.: Toxikologie für Veterinärmediziner. 408 S., Enke Verl., Stuttgart, 1975

 

 

L 10         Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 2          Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

M 8          Malichová, V. et al.: Alkaloids from Leaves and Flowers of Colchicum autumnale L. Planta medica 36, 119-127, 1979

 

 

M 27        Mezger, J.: Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre. 2. Ausgabe, Karl F. Haug Verlag, Saulgau, 1951

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

R 30        Röder, E., Bourauel, Th.: Pyrrolizidine alkaloids from Melampyrum pratense. Natural Toxins, 35-37, 1992

 

 

S 7          Schilcher, B.: Giftpflanzenberatung - eine lohnende Aufgabe für den Apotheker. PZ 24, 9-15, 1988

 

 

S 69        Seeger, R., Neumann, H.G.: Giftlexikon. Dtsch. Apoth. Verlag, Stuttgart, 1990

 

 

T 5           Thesen, R.: Phytotherapeutika - nicht immer harmlos. Ztschr. f. Phytother. 9, 105-111, 1988

 

 

T 6           Thies, P.W.: Colchicum. Pharmazie in unserer Zeit 14(5), 149-152, 1985

 

Therapie: 14

 

 

Erste Hilfe:

 

Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Sofortige Magenentleerung (Ipecac, ggf. Magenspülung). Kohlegabe. Intensivüberwachung.

Auch im Verdachtsfall sofort reagieren.


 

Coleus-Blumei-Hybriden

 

(Coleus blumei Benth.)

Buntnessel-Hybriden. E: Common coleus. F: Coleus scutellaire.

 

 

EDV-Code: CXUBL.

Familie: Lamiaceae, Lippenblütler.

Beschreibung: Farbenprächtige Zimmerpflanze.

Krautige, 30-80 cm hohe Pflanze. Blätter kreuzgegenständig, eiförmig, zugespitzt, gesägt, mehrfarbig (grün, gelb, rot, braun). Blüten klein, mit weißer Oberlippe und blauer Unterlippe, in endständiger Traube.

Blütezeit: Juni-September.

Eine weitere dekorative Art ist Coleus pumilus Blanco, Hängende Buntnessel, Heimat: Borneo.

Blütezeit: November-Januar.

Giftige Pflanzenteile: Blätter.

Wirkstoffhaltige Pflanzenteile: Blattdrüsen auf der Oberfläche der Blätter, Blüten und Wurzelknollen.

Hauptwirkstoffe: Die Blätter von Coleus amboinicus Lour. enthalten ätherische Öle mit ca. 43 % Carvacrol, außerdem Oxalessigsäure. Coleus-Blumei-Hybriden enthalten Diterpene, die als Coleone zusammengefaßsst werden. Als Sensibilisiator wurde Coleon O identifiziert. [H 21]

Vergiftungserscheinungen: Die Blätter der südafrikanischen Coleus-Arten werden officinell genutzt. In Asien und Afrika werden einige Arten wegen ihrer eßssbaren Knollen angebaut. Coleus blumei und C. pumilus werden von den Mazatec-Indianern in Mexico als Narkotika zu rituellen Handlungen verwendet.

Die Psychoaktivität ist in der Fachliteratur sehr umstritten [R 35].

Wirkung auf die Haut: Bei längerem Kontakt mit den Blättern kann es zu Dermatiden kommen. Obwohl die Topfpflanze sich großer Beliebtheit erfreut, liegen nur wenige Fälle vor. [H 21]

Gefährlichkeitsgrad: Wenig giftig (+), aber sensibilisierend      ?

Literatur:

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 21       Hausen, B.M.: Allergiepflanzen - Pflanzenallergene. 332 S., ecomed Verlagsges., Landsberg, 1988

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

S 23       Schmid, R.: Halluzinogene aus Pflanzen. Naturw. Rdsch. 23, 5-18, 1970

 

 

R 35       Rätsch, Ch.: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Wiessenschaftl. Verl. Ges., Stuttgart, 941 S., 1998.

 

Therapie:  16

 

 

Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen. Kohlegabe nur nach Einnahme sehr großer Mengen.

 

 

Nach Hautkontakt: Mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.


 

Colutea arborescens L.

 

Gelber Blasenstrauch. E: Bladder senna. F: Baguenaudier. I: Vesicaria.

 

 

EDV-Code: CXIAR.

Familie: Fabaceae, Schmetterlingsblütler.

Verbreitung, Vorkommen: Mittelmeergebiet; in Mitteleuropa selten (Südwestdeutschland im Rheingebiet); Zierpflanze in Gärten und Parks.

Beschreibung: Reichverzweigter Strauch, bis 2 m hoch. Blätter gefiedert, 7-13 zählig, Blättchen kurz gestielt, breit elliptisch. Blütenstände blattachselständig, mit 2-8 gelben, rotbraun gezeichneten Blüten. Hülsen blasenförmig.

Blütezeit: Mai-August.

Droge: Folia Coluteae, Coluteae folium, Blasenstrauchblätter.

Gelegentlich werden Sennesblätter damit verfälscht.

Giftige Pflanzenteile: Samen und Blätter.

Hauptwirkstoffe: In Blättern und Hülsen Coluteasäure; in den Blättern und Samen ein chemisch noch nicht erforschter Bitterstoff. Im Samen ferner noch etwa 1 % Canavanin C5H12H4O3, Fp. 182-184 °C (dec.) [H 12].

In der Literatur wird verschiedentlich behauptet, dassß Colutea das Alkaloid Cytisin enthält. In neueren anderen Arbeiten wird das aber bestritten und ein noch nicht erforschter Bitterstoff für die laxierende Wirkung verantwortlich gemacht.

Canavanin

 

Vergiftungserscheinungen: Durchfall, gelegentlich Erbrechen.

Vergiftungen durch Zweige sind bei Tieren (Pferde) selten [L 10].

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Colutea arborescens steht in der Roten Liste unter den potentiell gefährdeten Pflanzen.

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

L 10        Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

Therapie:  16

 

 

 

Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen.

 

 


 

Conium maculatum L.

 

Gefleckter Schierling. E: Hemlock. F: Ciguë tachée. I: Cicuta maggiore. NL: Gevlekte Scheerling.

 

 

EDV-Code: COIMA.

Familie: Apiaceae, Doldenblütler.

Verbreitung, Vorkommen: Asien, Europa, Nordafrika, in Mitteleuropa stellenweise fehlend; Ufergebüsche, Ruderalstellen, Wegränder.

Beschreibung: 2 jährige, bis 2 m hohe Pflanze mit blaubereiftem, meist rotbraun geflecktem, kahlem StengelStängel. Blätter 2- bis 3 fach gefiedert, Abschnitte fiederspaltig. Blüten unscheinbar, trübweiß, in 10-15 strahligen Dolden. Pflanze beim Zerreiben mit widerlichem, mäuseharnartigem Geruch.

Blütezeit: Juni-September.

Droge: Herba Conii (maculati), Conii maculati herba, Fleckenschierlingskraut.

Die im zweiten Jahr zur Blütezeit gesammelten, getrockneten Blätter und blühenden StengelStängelspitzen ohne dickere StengelStängel und Äste.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze. Beim Trocknen nimmt der Alkaloidgehalt nur langsam ab.

Hauptwirkstoffe: Gesamtalkaloidgehalt der Pflanze kurz vor der Reife ca. 2 %, besonders hohe Konzentrationen in den Früchten (bis 3,5 %). Durch das Trocknen verliert die Droge Alkaloide, so dassß getrocknetes Schierlingskraut nur noch 0,7 % enthält, die im Laufe der Zeit verringert werden.

2 Hauptalkaloide: Coniin (ca. 90 % des Gesamtalkaloidgehalts), γ-Conicein (ca. 9 % des Gesamtalkaloidgehalts), 3 Nebenalkaloide: Conhydrin, Pseudoconhydrin, Methylconiin.

Vergiftungserscheinungen: Schnelle und leichte Aufnahme durch die Schleimhäute und sogar durch die unverletzte Haut. Zuerst Brennen im Mund, Lähmung der Zunge und Erbrechen, danach aufsteigende Lähmung, Kälte und Gefühlslosigkeit, zuletzt Tod durch Atemlähmung, meist bei vollem Bewussßtsein. Als Dosis let. gelten beim Menschen oral 0,5-1 g Coniin

Ein 3 jähriges Kind, das eine unbekannte Menge Wurzeln gegessen hatte, erbrach 6 mal (Tachykardie 140/min.).

Aus den Erfahrungen der Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen, Berlin:

3 jähr. Mädchen zeigte nach einem1 Bissen von der Wurzel 6 mal heftiges Erbrechen, Puls 140/min., Mydriasis bei normaler Lichtreaktion [K 40].

Heu, das Schierling enthält, soll ungiftig sein. Vermutlich ist das flüchtige Alkaloid nach intensivem Trocknen in der Sonne großenteils verdunstet. Ob getrockneter Schierling nach dem Monographieentwurf längere Zeit wirksam ist, müssßte deshalb im Einzelfall überprüft werden. (Anm. d. Verf.)

Frischpflanzen werden von Tieren im allgemeinenAllgemeinen gemieden. Nach der Aufnahme werden die Alkaloide schnell resorbiert, und es sind folgende Symptome zu beobachten: Speicheln, glotzender Blick, Freßssunlust, Aussetzen des Wiederkäuens, Puls verlangsamt, dann beschleunigt, aufsteigende Lähmung,

Bbeim Erreichen des Atemzentrums Tod durch Atemlähmung.

Rinder und Schweine sind besonders gefährdet, während Schafe und Ziegen ziemlich resistent sein sollen. LD für Rinder 4 kg frische Pflanzen. Sauen werfen nach überstandener Vergiftung missßgebildete Ferkel.

Anwendung in der Homöopathie: D6-D12 bei Hypochondrie insbes. auf sexuellem Gebiet sowie bei nervösen Störungen durch unbefriedigten Trieb; D3-D6 bei Emphysem und Pruritus.

Gefährlichkeitsgrad: Sehr stark giftig +++

Vorschriften: Conium maculatum: Monographie der Kommission D.

Kosmetikverordnung, Anlage 1, Nr. 99: Conium maculatum L. (Früchte, Pulver und Gemische) darf nicht beim Herstellen oder Behandeln von kosmetischen Mitteln verwendet werden.

Verbotener Stoff der Kosmetikverordnung v. 19. 6. 1985. Anlage 1: 99 Conium maculatum L. (Früchte, Pulver und Zubereitungen).

Literatur:

B 36        Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

C 2          Cappelleti, E.M.: Botanical identification of anise and hemlock fruits in powdered drug samples. Planta medica 39, 88-94, 1980

 

 

F 16         Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4          Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 18        Hapke, H.J.: Toxikologie für Veterinärmediziner. 408 S., Enke Verl., Stuttgart, 1975

 

 

K 40        Krienke, E.G., von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U.: Vergiftungen im Kindesalter, 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1986

 

 

K 48        Krienke, E.G., Mühlendahl, K.E. v.: Akzidentelle Vergiftungen durch Pflanzen. Notfallmedizin 4, 486-495, 552-559, 619-627, 1978

 

 

K 48L10   Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 1          Macura, P.: Elsevier's Dictionary of Botany I, Plant names. Amsterdam, Oxford, New York, 1979

 

 

M 2          Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

M 27        Mezger, J.: Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre. 2. Ausgabe, Karl F. Haug Verlag, Saulgau, 1951

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

R 10        Roberts, M.F.: An alkaloid from Conium maculatum. Planta medica 38, 216, 1980

 

Therapie:  14

 

 

 

Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen. Magenentleerung (Ipecac) auch im Verdachtsfall, danach (wiederholte) Kohlegabe und Natriumsulfat.

Nach Hautkontakt: Sofort mit Wasser und Seife abwaschen. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

 


 

Consolida regalis S.F. Gray

 

(Delphinium consolida L.)

Feld-Rittersporn. E: Forking larkspur, Branching larkspur. F: Daphinette consoude. I: Speronella consolida. NL: Veldridderspoor.

 

 

EDV-Code: CNSRE.

Familie: Ranunculaceae, Hahnenfußgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, Kleinasien; Getreidefelder, Brachäcker; durch Herbizide seltener geworden.

Beschreibung: Einjährige, 20-40 cm hohe Pflanze. Blätter wechselständig, 2-3 fach geteilt, mit langen Zipfeln. Blüten blauviolett, mit 5 Blütenhüllblättern, das obere gespornt, in lockeren Trauben. Balg ca. 2 cm lang.

Blütezeit: Mai-August.

Droge: Semen Calcatrippae, Calcatrippae semen, Ritterspornsamen.

Geschmack scharf und bitterlich.

Flores Delphinii consolidae (Flores Calcatrippae), Ritterspornblüten.

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile, besonders die Samen.

Hauptwirkstoffe: Die Samen enthalten 1 % Alkaloide. Die wichtigsten sind Delcosin C24H39NO7, Delsonin C24H41NO6, Lycoctonin C25H41NO7. In den Blüten Delphinin, ein blaues Anthocyanglykosid; Aglucon Delphinidin (C15H11Cl O7) Im Kraut soll Calcatrippin enthalten sein.

Vergiftungserscheinungen: Übelkeit, Herzrhythmusstörungen, Erregung, Krämpfe, Atmungslähmung, Schock. Wirkung aconitinähnlich, aber schwächer.

In größeren Mengen besonders für Rinder giftig. Die Folgen sind Speichelflussß, Gastroenteritis, Bewegungsstörungen, selbst Tod durch Atemlähmung. Durch den starken Rückgang der Pflanze sind Vergiftungen kaum noch möglich [H 18].

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Delphinii flos: Monographie der Kommission E.

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 18       Hapke, H.J.: Toxikologie für Veterinärmediziner. 408 S., Enke Verl., Stuttgart, 1975

 

 

L 10        Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

Therapie:  16

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 


 

Convallaria majalis L.

 

Maiglöckchen. E: Lily of the valley. F: Muguet. I: Mughetto, Giglio delle convalli. NL: Lelietje-van-Dalen.

 

 

EDV-Code: CNKMA.

Familie: Liliaceae (Convallariaceae), Liliengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, Nordasien, Nordamerika; in Mitteleuropa häufig in schattigen Laubwäldern.

Beschreibung: Ca. 30 cm hohe Pflanze mit kriechendem Wurzelstock, StengelStängel mit 2 elliptischen, parallelnervigen Blättern. Blüten glockenförmig, weiß, duftend, in einseitswendiger Traube. Beere erbsengroß, rot.

Blütezeit: April-Mai.

Beeren: Juli-August.

Droge: Herba (Folia) Convallariae (majalis), Convallariae herba (folium), Maiglöckchenkraut.

Die getrockneten, während der Blütezeit gesammelten oberirdischen Teile der Pflanze. Das Kraut ist geruchlos. Geschmack süßlich-bitter, etwas scharf.

Auszug aus der Monographie der Kommission E: Convallariae herba (Maiglöckchenkraut).

Gegenanzeigen: Therapie mit Digitalis-Glykosiden; Kalium-Mangelzustände.

Nebenwirkungen: Übelkeit, Erbrechen, Herzrhythmusstörungen.

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile, besonders Blüten und Frucht.

Hauptwirkstoffe: Der Gesamtglykosidgehalt von Drogen verschiedener europäischer Herkunft schwankt zwischen 0,12 % und 0,68 %. Späte Ernte bringt höchsten Glykosidgehalt. 38 Glykoside wurden in der Pflanze gefunden, die sich von 9 Aglykonen ableiten lassen.

Convallatoxin (Strophanthidin-β-L-rhamnosid) C29H42O10, Fp. 236-242 °C;

Convallatoxol (Strophanthidol-β-L-rhamnosid) C29H44O10, Fp. 170-172 °C;

Convallosid (3-[D-Glucosido-L-rhamnosido]-strophanthidin) C35H52O15+2H2O, Fp. 201-205 °C;

Desgluco-cheirotoxin (Substanz C1; B3; Komponente VI; Strophanthidin-3-β-gulomethylosid) C29H42O10, Fp. 184-185 °C, [H 12].

Vergiftungserscheinungen: Bei Berührung Haut- und Augenreizung. Bei Aufnahme durch den Mund Übelkeit, Durchfall, Herzrhythmusstörungen, Schwindel, Brustbeklemmung. Zunächst hoher Blutdruck, rascher Puls; später verminderter Blutdruck, sehr langsame und tiefe Atmung, schließlich Herzstillstand.

Nach GenußGenuss von 1-5 Beeren sind höchstens kurzzeitige Sinusarrhythmien beobachtet worden, meist keine Symptome. Bei größeren Mengen mussß wie bei einer Überdigitalisierung behandelt werden. Digitalisglykoside.

Aus den Erfahrungen der Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen, Berlin:

In der Regel wurden Beeren ingestiert: gastrointestinale Erscheinungen als Folge; nur in zwei Fällen wurde bei unbekannter Menge Beeren eine leichte Sinusarrhythmie beobachtet. Beim Kauen der Blätter wurden 3 mal Erbrechen, 2 mal Durchfall beobachtet.

Nach Weilemann sind durch Beeren, Blüten und Blätter vorwiegend Ein- bis Dreijährige gefährdet. Bei mehr als einer halben Handvoll Beeren sollte der Arzt eingreifen. Die Beschwerden bei Kindern sind Erbrechen und Durchfall (90 %) und Schwindel (20 %).

Schwere Vergiftungen bei Tieren können bei der Waldmast auftreten. Auch Geflügel ist gefährdet.

Anwendungen in der Homöopathie: D2 bei nervösen Herzstörungen ohne erkennbare Praeinsuffizienz; Tbl. 0,25 g bei Herzschwäche; Herzinsuffizienz mit Oedemen.

Gefährlichkeitsgrad: Sehr stark giftig +++

Vorschriften: Die Pflanze steht unter Naturschutz.

Convallaria majalis: Monographie der Kommission D.

Convallariae herba: Monographie der Kommission E.

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

D 9         DHU (Deutsche Homöopathie-Union): Homöopathisches Repetitorium. Karlsruhe, 1992

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 33       Hölzl, J., Franz C.: Drogenertrag und Glykosidgehalt im Verlauf der Vegetation kultivierter Convallaria majalis L. Planta medica 24, 378-385, 1973

 

 

K 30       Kopp, B., Kubelka, W.: Neue Cardenolide aus Conavallaria majalis. Planta medica 45, 195-202, 1982

 

 

K 40       Krienke, E.G., von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U.: Vergiftungen im Kindesalter, 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1986

 

 

L 10        Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 2         Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

M 3         Madaus, G.: Rezeptiertaschenbuch, 8. Aufl., Verlag Dr. Madaus & Co., Radebeul, 1940

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

R 9         Ritter, S.: „Mein Kind hat rote Beeren gegessen...”. Dtsch. Apoth. Ztg., 127, 1377-1382, 1987

 

 

R 30       Röder, E., Bourauel, Th.: Pyrrolizidine alkaloids from Melampyrum pratense. Natural Toxins, 35-37, 1992

 

 

S 4         Schenk, B., Junior, P., Wichtl, M: Cannagenol-3-a-L-rhamnosid und Cannogenol-3-0-b D-allomethylosid, zwei neue Cardenolidglykoside aus Convallaria majalis. Planta medica 40, 1-11, 1980

 

 

S 7         Schilcher, B.: Giftpflanzenberatung - eine lohnende Aufgabe für den Apotheker. PZ 24, 9-15, 1988

 

Therapie:  14

 

Erste Hilfe:

Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

Nach Verschlucken von bis zu 3 Beeren: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Nach Verschlucken von mehr als 3 Beeren oder vielen Blättern: Magenentleerung (Ipecac), immer Kohlegabe.


 

Cornus sanguinea L.

 

Roter Hartriegel. E: Common dogwood, Dogberry. F: Cornouiller sauvage. I: Corniolo sanguinello. NL: Rode kornoelje.

 

 

EDV-Code: CRWSA.

Familie: Cornaceae, Hartriegelgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Europa. In Mitteleuropa verbreitet, im Norden zerstreut. An Waldrändern, trockenen Abhängen, an Ufern und Gebüschen.

Beschreibung: 2-5 m hoher Strauch, mit blutroten Zweigen. Blätter eiförmig bis elliptisch, gegenständig, hellgrün, im Herbst rot. Blüten weiß, duftend, in schirmförmigen Blütenständen. Steinfrüchte 5-8 mm, schwarz-violett, weiß punktiert.

Blütezeit: Mai-Juni.

Früchte: August-Herbst (Winter).

Als häufige Zierpflanze: Cornus sericea L. (Cornus stolonifera Michx.) - Weißer Hartriegel.

Giftige Pflanzenteile: Früchte und Blätter. Für Kinder sind die Früchte besonders verlockend.

Hauptwirkstoffe: In Blüten und Blättern ein Flavonglykosid, Gallus- und Ellagsäure. Im frischen Blätterdestillat Salicylsäure. Wurzel und Zweige enthalten Verbenalin. In der frischen Frucht ein Anthocyankomplex [H 12].

Vergiftungserscheinungen: Die als giftverdächtig geltenden Früchte sind roh fast ungenießbar und können bei Kindern höchstens eine Gastroenteritis bewirken [K 40].

Wirkungen auf die Haut: Reizerscheinungen treten nach Berührung der Blätter an empfindlichen Hautstellen auf. Die Wirkung ist den mit Calciumcarbonat inkrustierten Blatthaaren zuzuschreiben.

Gefährlichkeitsgrad: Früchte ungenießbar, höchstens schwach giftig (+), leicht hautreizend.

Literatur:

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

K 40       Krienke, E.G., von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U.: Vergiftungen im Kindesalter, 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1986

 

 

L 10        Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

Therapie:  16

 

 

 

Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen.

 

Nach Hautkontakt: Mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

 


 

Coronilla varia L.

 

Bunte Kronwicke. E: Crown-vetch. F: Coronille bigarrée. I: Cornetta ginestrina. NL: Bont kroonkruid.

 

 

EDV-Code: CZRVA.

Familie: Fabaceae, Schmetterlingsblütler.

Verbreitung, Vorkommen: Süd- und Mitteleuropa; sehr häufig, Wiesen, Wegränder, Abhänge.

Beschreibung: Niederliegende, krautige Pflanze, bis 1 m lang. Blätter unpaarig gefiedert, Teilblättchen (11-15) länglich oder verkehrt eiförmig. Blüten in Doldentrauben, Fahne rosa, Schiffchen weiß.

Blütezeit: Juni-September.

Eine weitere giftige Coronilla-Art [E 12]: Coronilla scorpioides (L.) W. D. J. Koch (Staude, Verbreitung: Mittelmeergebiet).

Giftige Pflanzenteile: Ganze Pflanze, besonders die Samen.

Hauptwirkstoffe: Coronilla-Glykoside mit digitalisartiger Wirkung, Psoralen.

Vergiftungserscheinungen: Übelkeit, Erbrechen, Würgen, Diarrhoen, Krämpfe, kann auch zum Tode führen.

Betroffen sind meistens Tiere, Wiederkäuer weniger, da diese in der Lage sein sollen, die Giftstoffe abzubauen.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

E 12       Enke, F., Buchheim, G., Seybold, S.: Zander Handwörterbuch der Pflanzennamen. 14. Aufl., 810 S., Verl. Eugen Ulmer, Stuttgart, 1993

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

Therapie:  16

 

 

 

Erste Hilfe:

 

Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

Nach Verschlucken von bis zu 3 Samenhülsen oder 4 Blättern: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Nach Verschlucken größerer Mengen und kurzer Latenz: Magenentleerung (Ipecac), immer Kohlegabe.

 


 

Corydalis cava (L.) Schweigg. et Koerte

 

Hohler Lerchensporn. E: Hollow root. F: Corydale bulbeuse. I: Colombina cava.

 

 

Familie: Papaveraceae (offincin’ceae), Mohngewächse (Erdrauchgewächse).

Verbreitung, Vorkommen: Europa; in Mitteleuropa stellenweise häufig, im Nordwesten selten; Auwälder, Gebüsche, Hecken.

Beschreibung: Ausdauernde, krautige, bis 30 cm hohe Pflanze, mit hohler Knolle, 2 Blätter am Stäengel. Blätter doppelt 3 spaltig, wechselständig, gestielt. Blüten zweiseitig symmetrisch, rot oder weiß, in endständiger Traube. Hochblätter ganzrandig. Kapsel vielsamig. Blütezeit: März-Mai.

Von ähnlichem Aussehen und Wirkung ist Corydalis solida (L.) Clairv., Gefingerter Lerchensporn (Knolle nicht hohl).

Droge: Tubera Aristolochiae cavae, Aristolochiae cavae tuber (Rhizoma Corydalidis cavae), Lerchensporn(wurzel)knolle.

Geruchlos, Geschmack bitter.

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile, besonders alkaloidreich ist die Knolle.

Hauptwirkstoffe: Je nach Standort variierend. In der Knolle (getrocknet) 5-6 %, (frisch) über 2 % Alkaloide. Der höchste Alkaloidgehalt wurde beim Beginn der Blütezeit festgestellt. Hauptalkaloid ist das Corydalin mit ca. 20 weiteren Verbindungen, u. a. Bulbocapnin, Corybulbin, Isocorybulbin, Corypalmin, Tetrahydropalmatin.

Vergiftungserscheinungen: Bulbocapnin erzeugt eine katalepsieartige Bewegungsarmut bis hin zur Aufhebung der willkürlichen und reflektorischen Bewegungen ohne Erstarrung der Muskulatur. Die Aufnahmefähigkeit für sensible Reize bleibt erhalten. Eine größere Dosis wirkt außerdem hypnotisch. Tetrahydropalmatin besitzt nach neueren Untersuchungen sedativ-tranquillierende Eigenschaften.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Da die Knolle tief im Erdreich sitzt, ist die Vergiftungsgefahr gering.

Vorschriften: Corydalis cava: Monographie der Kommission D.

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

M 2         Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

N 2         Nahrstedt, A.: Drogen und Phytopharmaka mit sedierender Wirkung. Ztschr. f. Phytother. 6, 101-109, 1985

 

 

V 6         Verzár-Petri, G. et al.: Biosynthesis of main alkaloids in Corydalis cava. Planta medica 38, 290, 1980

 

Therapie:  14

 

Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 


 

Cotoneaster Medicus-Arten

 

Zwergmispel-Arten. E: Cotoneaster. F: Néflíer-cotonnier. I: Cotognastro.

 

 

Familie: Rosaceae, Rosengewächse.

Beschreibung: Zahlreiche Zwergmispelarten haben als Strauch oder Bodendecker Eingang in unsere Gärten gefunden. Es sind aufrechte oder niederliegende Sträucher mit kleinen, weißen bis rötlichen Blüten. Die Blätter mancher Arten sind winterhart. Besonders attraktiv sind die roten, selten schwarzen beerenartigen Scheinfrüchte, die bei einigen Arten noch im Winter zu finden sind. Heimat der angepflanzten Ziersträucher ist China und das Himalaya-Gebiet.

Häufige bodendeckende Arten:

Cotoneaster praecox Bois et Berthault, Buchsblättrige Zwergmispel (1772 ppm HCN/100 g Trockenfrüchte).

Cotoneaster horizontalis Decne., Fächer-Zwergmispel.

Cotoneaster microphyllus Wall. ex Lindl., Kleinblättrige Zwergmispel.

Cotoneaster dammeri Schneid., Teppich-Zwergmispel.

Häufige aufrechte Arten:

Cotoneaster franchetii Bois, Franchets Zwergmispel.

Cotoneaster multiflorus Bunge, Reichblütige Zwergmispel.

Cotoneaster salicifolius Franch., Weidenblättrige Zwergmispel.

Cotoneaster integerrimus Medik., Gemeine Zwergmispel, wildwachsend und kultiviert (15 ppm HCN/100 g Trockenfrüchte).

Wirkstoffhaltige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze, besonders die Früchte, da diese für Kinder sehr verlockend sind.

Hauptwirkstoffe: In Blättern, Rinde und Blüten ist Prunasin enthalten, in den Früchten außerdem Amygdalin. Der Glykosidgehalt der Früchte ist aber geringer. Die cyanogenen Glykoside sind mehr im Fruchtfleisch, weniger in den Samen zu finden.Frohne geht davon aus, daßss Mengen ab 20 mg HCN/100 g frischen Pflanzenmaterials als gefährlich anzusehen sind. Die meisten Cotoneaster-Arten enthalten jedoch sehr viel weniger HCN.

Vergiftungserscheinungen: Selbst beim Verzehr größerer Mengen an Zwergmispelfrüchten sind Symptome einer Blausäurevergiftung nur in abgeschwächter Form zu erwarten

Durch Verzehr zahlreicher Früchte, besonders bei Kindern, kann es zu Brennen im Mund, Lippenschwellung und Gastroenteritis kommen.

Aus den Erfahrungen der Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen, Berlin:

7 jähr. erbrach nach unbekannter Menge Früchten mehrfach, Übelkeit, kurzfristig Kollaps [K 40].

Nach Weilemann sind durch die Früchte vorwiegend Ein- bis Dreijährige gefährdet. In 10 % aller Fälle traten Magen- und Darmbeschwerden (64 %), Fieber (18 %), andere Symptome (18 %) auf. Die Ursache des Fiebers ist unklar.

Gefährlichkeitsgrad: Wenig giftig (+)

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

J 5          Jaspersen-Schib, R.: Giftpflanzen aktuell - Herbst. Dtsch. Apoth. Ztg., 124, 2321-2327, 1984

 

 

K 40       Krienke, E.G., von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U.: Vergiftungen im Kindesalter, 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1986

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

R 9         Ritter, S.: „Mein Kind hat rote Beeren gegessen...”. Dtsch. Apoth. Ztg., 127, 1377-1382, 1987

 

Therapie:  16

 

 

Erste Hilfe:

 

Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

Nach Verschlucken von bis zu 10 Beeren: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Nach Verschlucken von 10 bis 20 Beeren: zusätzlich Kohlegabe.

Ab 20 Beeren: bei kurzer Latenz Magenentleerung (Ipecac), danach Kohlegabe.

 

 


 

 Cotyledon orbiculata L.

 

E: Pig’s ear. F: Cotylédon.

 

Cotyledon orbiculata

 

Familie: Crassulaceae, Dickblattgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Südafrika. Selten als Zierpflanze.

Beschreibung: Bis 80 cm hoher sukkulenter Strauch. Blätter gegenständig, rundlich bis verkehrt eiförmig, fleischig, mit wachsartigem Überzug. Blüten rot, in Trugdolden.

Blütezeit: Juli-August.

Ebenfalls als seltene Zierpflanze, Cotyledon decussata Sims.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze, besonders die Blätter.

Hauptwirkstoffe: Cotyledontoxin C32H28O7 (farblose, bittere, kristalline Substanz).

Cotyledontoxin

 

Vergiftungserscheinungen: In Südafrika verursacht die Pflanze beim Vieh, besonders bei Ziegen und Schafen, die „Krimpsiekte” oder „Cotyledonosis”. Menschen, die Fleisch von vergiftetem Vieh gegessen haben, können ebenfalls erkranken. Cotyledontoxin wirkt auf das Nervensystem; es treten Krämpfe und Lähmungen auf. Bei Versuchen am Tier zeigt Cotyledontoxin digitalisartige Wirksamkeit in abgeschwächter Form sowie Reizungen des Vagus und Atemzentrums [K 27].

Anwendungen in der Homöopathie: Bei Epilepsie und Herzbeschwerden.

Gefährlichkeitsgrad: Stark giftig ++

Literatur:

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

K 27       Koenen, E.: Heil- und Giftpflanzen in Südafrika. 272 S., Windhoek: Akademischer Verlag, Stuttgart, Stuttgarter Verlagskontor, 1978

 

 

R 35       Rätsch, Ch.: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Wiessenschaftl. Verl. Ges., Stuttgart, 941 S., 1998.

 

Therapie:  14

 

 

Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 


 

Crocus sativus L.

 

Echter Safran. E: Saffron. F: Safran. I: Zafferano vero. NL: Safraan.

EDV-Code: CVOSA.

Familie: Iridaceae, Schwertliliengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Südlicher Balkan, Kleinasien, Persien. Kultiviert in Südeuropa.

Kultur: Spanien, Italien, Griechenland, Marokko, Iran, Kaschmir (Indien), Pakistan (Versuche), Volksrepublik China, Aserbeidschan, Safranbolu (Türkei), Holland (Knollenzucht), Mund (Wallis), nahe Orléans (Frankreich), seit 1992 nach 550 Jahren Rekultivierung in Ilbesheim (Rheinland-Pfalz).

Beschreibung: Aus der von netzfaserigen Scheidenresten umgebenen Knolle (sog. Knollzwiebel), bilden sich schmallineale Blätter und eine oder mehrere Blüten, die aus 6 blaßssvioletten Perigonblättern bestehen und zu einer ca. 15 cm langen Röhre verwachsen sind. Der aus dem Inneren kommende Griffel teilt sich in 3 Narbenschenkel, die aus der Blüte herausragen.

Blütezeit (Mitteleuropa):

September-Oktober.

Droge: Stigmata Croci, Croci stigma, Safran.

Die Droge stellt die getrockneten etwa 2 cm, aufgeweicht etwa 3-3,5 cm langen, am oberen freien Rand 3-4 mm breiten, gelbroten, zusammengedrückten Narbenschenkel dar [H 12]. Beim Kauen wird der Speichel orangegelb gefärbt.

Anmerkung: Um ~1 g Safran zu erhalten, benötigt man ca. 120-130 Krokusblüten. 0,1 g Safran färben 10 l Wasser noch deutlich gelb.

Auszug aus der Monographie der Kommission E:

Risiken: Bei einer maximalen Tagesdosis von 1,5 g sind bislang keine Risiken dokumentiert.

Die letale Dose beträgt 20,0 g, die Abortivdosis 10,0 g Safran.

Als Wirkungen bei der Anwendung der Droge als Abortivum wurden beobachtet:

Schwere Purpura nach 5 g Safran (in Milch aufgelöst) mit tiefschwarzer Nekrose der Nase bei einer Thrombozytopenie von 24000, einer Hypothrombinämie von 41 % und schwerem Kollaps mit Urämie [M 24].

Ansonsten: Erbrechen, Uterusblutungen, blutige Durchfälle, Haematurie, Blutungen der Nasen-, Lippen- und Lidhaut, ferner Schwindelanfälle, Benommenheit. Es kommt zu Gelbfärbung von Skleren, Haut und Schleimhaut, so daßdass ein Ikterus vorgetäuscht werden kann.

Hauptwirkstoffe: In den getrockneten Narbenschenkeln: Crocin, Picrocrocin, Safranal.

Crocin

 

Picrocrocin

 

Safranal

 

Vergiftungserscheinungen: Kleine Kinder: in großen Dosen schwere toxische Erscheinungen, die mit dem Tode enden können.

Nach einem kurzen Erregungsstadium folgt ein längeres der verminderten Reaktion. Im Erregungsstadium zeigt sich ein unbändiger Lachreiz. Im zweiten Stadium zeigen sich Beschleunigung des Pulses, Herzklopfen, Kopfweh, Schwindel, Hirnhyperämie, Appetitlosigkeit, Erbrechen, Delirien, Sinnestäuschungen, anschließend Lethargie, Betäubung, Lähmung des Zentralnervensystems und schließlich Exitus.

Beim Pflücken von Safrannarben können Frauen ohnmächtig werden und Uterusblutungen bekommen, andere wieder geschwollene Hände und Beine.

Ausdünstungen: betäubende Wirkung auf das Gehirn, schlafbringend, erzeugen Kopfschmerzen, heitere Delirien und lähmen die motorischen Nerven. Blindheit. Eigentümlicher Orgasmus.

Nach längerem Crocus-Genussß Geburt ikterischer Kinder; auch Fruchtwasser und Plazenta-Inneres goldgelb verfärbt.

Nach Genussß einer stark safranhaltigen Soße in einem französischen Restaurant traten folgende Symptome auf: Unruhe, rascher, unregelmäßiger Puls, allgemeines Unwohlsein, unruhiger Schlaf. Nach etwa 15 Std. waren die Beschwerden, die symptomatisch behandelt wurden, abgeklungen [eigene Beob.].

Dosierung: Mittlere Einzeldosis 0,1 g, Jug. II.

Anwendungen in der Homöopathie: D3-D6 bei Menorrhagie, Metrorrhagie.

Crocus sativus wird von alters her als Färbepflanze verwendet. Zum Färben werden nur die Narben verwendet. Nach einer mündlichen Mitteilung an die Verfasser genügen 1 bis 2 Gramm Safran, um ein Kilo Wolle zu färben.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Crocus sativus: Monographie der Kommission D.

Croci stigma: Monographie der Kommission E.

Literatur:

D 9          DHU (Deutsche Homöopathie-Union): Homöopathisches Repetitorium. Karlsruhe, 1992

 

 

C 19        Czygan, F.C.: Crocus sativus - Safran. Ztschr. f. Phytother. 7, 180-184, 1986

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

K 9          Karsten, G., Weber, U., Stahl, E.: Lehrbuch der Pharmakognosie. 642 S., 9. Aufl., G. Fischer Verlag, Stuttgart, 1962

 

 

M 2          Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

M 24        Moeschlin, S.: Klinik und Therapie der Vergiftungen. 6. Aufl. 640 S., G. Thieme Verlag, Stuttgart, New York, 1980

 

Therapie:  14

 

 

 Erste Hilfe:

 

Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe.

 


 

Crocus vernus (L.) Hill und andere Crocus-Arten

 

Frühlings-Krokus. E: Purple crocus. F: Safran Printanier. I: Zafferano alpino.

 

Crocus spec.

 

Familie: Iridaceae, Schwertliliengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Alpen, Voralpen verbreitet; Wiesen, Mulden, Gräben; in Gärten und Parks in zahlreichen Formen.

Beschreibung: 8-15 cm hohe Pflanze mit einer nährstoffreichen, unterirdischen Knolle, die von bräunlichen Niederblättern umhüllt ist. Blätter linealisch, schmal, so lang oder kürzer als die Blüte. Blüten 1 oder 2, weiß bis violett. Perigon in langer Röhre auslaufend. Fruchtkapsel bis 20 Samen.

Blütezeit: Februar-Mai.

Häufig kultivierte Arten:

Crocus flavus West.; Heimat: Ungarn, Balkan; gelb.

Crocus laevigatus Bory et Chaub.; Heimat: Griechenland, Kreta; purpurviolett.

Crocus speciosus M.B.; Heimat: Südrußssland, Vorderasien; violett.

Toxikologie Crocus sativus L.

 

Literatur:

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

Therapie:  14

 

 

 

 

Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen.

 


 

Cyclamen persicum Mill.

 

Alpenveilchen. E: Ivy-leaved cyclamen. F: Cyclamen de Perse.

 

 

EDV-Code: CYZPE.

Familie: Primulaceae, Primelgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Vorderer Orient, Kleinasien. Bei uns eine der beliebtesten Zimmerpflanzen.

Beschreibung: Ausdauerndes Kraut mit unterirdischer Knolle. Blätter grundständig, herzförmig, auf langen, rötlichblassen Stielen. Blattfarbe meist dunkelgrün mit heller Zeichnung. Blüte mit 5 nach hinten gebogenen Blütenblättern, die glatte, gefranste oder gewellte Ränder haben, an ca. 20 cm langen StengelStängeln. Blütenfarben: In den verschiedensten Farbvariationen, meist weiß, rot, lachsfarben oder auch zweifarbig.

Blütezeit: August-April.

Giftige Pflanzenteile: Vor allem die Knolle.

Der Saft der Knolle ist hautreizend. Schon bei ca. 0,2 g wirkt die Knolle giftig. 8 g gelten als tödliche Dosis.

Hauptwirkstoffe: Saponine, davon besonders das Triterpensaponin Cyclamin C56H96O29 in glykosidischer Bindung.

Vergiftungserscheinungen: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, starke Magenschmerzen, Blutzersetzung, Schweißausbruch, Kreislaufstörungen, Krämpfe, Atemlähmung. Beim Hantieren Kribbeln an den Händen. Nach Angabe einer Giftinformationszentrale aß ein Kind eine Blüte, ohne irgendwelche Symptome zu zeigen.

Auf Fische wirkt das Cyclamin ebenfalls toxisch. Schon geringe Konzentrationen betäuben und lähmen die Tiere, und das wissen zum Beispiel die Fischer auf Sizilien: Sie setzen das Gift zum Fischfang ein [G 27].

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Literatur:

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 27        Gugenhan, E.: Gift auf der Fensterbank. Kosmos 1, 27, 1985

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

M 2         Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

Therapie:  14

 

 

Erste Hilfe:

Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

Nach Verschlucken von Blatt- oder Blütenteilen: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Zusätzlich Kohlegabe, wenn größere Mengen oder Teile der Knolle verschluckt wurden.

Bei größeren Mengen der Knolle und kurzer Latenz: Magenentleerung (Ipecac), danach Kohlegabe.

 

 


 

Cyclamen purpurascens Mill.

 

(Cyclamen europaeum auct. non L.)

Europäisches Alpenveilchen. E: Sowbread. F: Pain de pourceau. I: Ciclamino delle Alpi.

 

 

Familie: Primulaceae, Primelgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Europa in den Alpen und Karpaten; in lichten Wäldern und Gebüschen.

Beschreibung: Ausdauernde, 5-20 cm hohe, immergrüne Pflanze. Blätter nieren- bis herzförmig, mit silbriger Zeichnung, langgestielt, grundständig. Blüten karminrot, mit 5 zurückgeschlagenen Blütenblättern, einzeln, auf langen Stielen.

Blütezeit: Juni-September.

Anwendungen: Früher wurde Rhizoma Cyclaminis von Cyclamen purpurascens Mill. als drastisches Abführmittel verwendet.

Anwendungen in der Homöopathie: Nur bei Frauen D3-D15 Migräne, Menorrhagie, zu späte und aussetzende Regel, bei Rhinitis vasomotorica 2-3 Monate D15.

Wirkung etc: Cyclamen persicum Mill.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Die Pflanze steht unter Naturschutz (A, CS, D, CH, I, YU, H). Sie ist in der Roten Liste unter den potentiell gefährdeten Pflanzen aufgeführt.

Cyclamen europaeum: Monographie der Kommission D.

Literatur:

D 9      DHU (Deutsche Homöopathie-Union): Homöopathisches Repetitorium. Karlsruhe, 1992

 

 

J 6       Jaspersen-Schib, R.: Giftige Zimmerpflanzen. Dtsch. Apoth. Ztg., 127, 1417-1423, 1987

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

Therapie:  14

 

 

 Erste Hilfe:

 

Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

Nach Verschlucken von Blatt- oder Blütenteilen: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Zusätzlich Kohlegabe, wenn größere Mengen oder Teile der Knolle verschluckt wurden.

Bei größeren Mengen der Knolle und kurzer Latenz: Magenentleerung (Ipecac), danach Kohlegabe.

 


 

Cytisus scoparius (L.) Link

 

[Sarothamnus scoparius (L.) Wimm. ex W.D.J. Koch]

Besenginster. E: Broom. F: Gênet à balais. I: Citiso scopario, Ginestra dei carbonai. NL: Bezemstruik, brem.

 

EDV-Code: SAOSC.

Familie: Fabaceae, Schmetterlingsblütler.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, Vorderindien, Japan; in den Alpen fehlend; verbreitet auf Lehm- und Sandböden; auf Heiden, an Waldrändern, Waldlichtungen.

Beschreibung: Strauch bis 2 m hoch. Blättchen meist 3 zählig, mit kurzem Stiel, spiralständig. Blüten leuchtend gelb, ca. 2 cm lang, meist einzeln an Kurztrieben. Hülse flach mit schwarzen Samen.

Blütezeit: Mai-Juni.

Früchte: Juli-Winter.

Droge: Herba Spartii scoparii, Sarothamni (spartii) scoparii herba, Besenginsterkraut.

Die Ganzdroge besteht aus holzigen Sprossen mit Zweigen, Blättern und Blüten. Geschmack stark bitter.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze.

Hauptwirkstoffe: D-Spartein (Pachycarpin), Kp.1 135°C, L-Spartein (Lupinidin), Kp.1 135°C und

DL-Spartein C15H26N2, Kp.1 145°C,

ferner L-α-Isospartein („Genistein”) C15H26N2, Fp. 96-117°C, Oxyspartein, Sarothamnin C30H50N4, Fp. 173-174°C,

D-Lupanin, Fp. 44°C, L-Lupanin, Fp. 44°C und

DL-Lupinin C15H24N2O, Fp. 99°C,

Hydroxylupanin (Octalupin) C15H24N2O, Fp. 173-174°C (und Spuren anderer Alkaloide, Anm. d. Verf.) [H 12].

Vergiftungserscheinungen: Die Gesamtwirkung des Besenginsters bei oraler Anwendung wird durch die Alkaloide und das Scoparin bestimmt. Herz und Gefäße werden durch Spartein und auch Scoparin, wesentlich weniger durch D-α-Isospartein beeinflussßt. Spartein hemmt die pathologisch beschleunigte Reizbildung im Vorhof, dämpft die gesteigerte Reiz- und Erregbarkeit im Reizleitungssystem, verbessert den venösen Rückflussß, die Diastole wird verlängert. Spartein hat im Gegensatz zu Digitalis keinen inotropen und keinen diuretischen Effekt. Die Diurese wird vor allem durch Scoparin und die harzigen Substanzen gesteigert. Der isolierte Darm und der Uterus werden durch Spartein erregt. Die Tonuszunahme beim menschlichen Uterus ist nur in der Gravidität nachweisbar.

Vergiftungserscheinungen sind ähnlich der durch Nicotin. Beobachtet wurden Kreislaufkollaps mit Tachykardie und paralytischer Ileus, Erbrechen, Durchfall, Schwindel und Kopfschmerzen [H 12].

Eine therapeutische Anwendung ist während der Schwangerschaft kontraindiziert, da es beim graviden Uterus zu einer Tonussteigerung kommen kann. Auch bei Bluthochdruck sollte der Gebrauch wegen der leicht hypertonisierenden Wirkung unterbleiben [W13].

Eigenartig ist die Hemmung von Schlangengiften durch Spartein in vitro. Schafe, die Besenginster fressen, sind gegen Schlangengifte weniger empfindlich.

Ginster sollte nicht am Rande eines Goldfischteiches gepflanzt werden, da die Fische verenden können, wenn Samen ins Wasser fallen.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Besenginsterkraut ist im DAC enthalten. Gehalt mind. 0,8 % Alkaloide, berechnet als Spartein und bezogen auf die getrocknete Droge.

Cytisus scoparius: Monographie der Kommission D.

Cytisi scoparii herba und C.s. flos: Monographie der Kommission E.

Literatur:

B 36         Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

G 4           Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

G 29         Gugenhan, E.: Giftiger Frühjahrsblüher. Kosmos 3, 27, 1985

 

 

F 16          Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

H 12         Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

S 45         Siegers, C.-P.: Toxikologie der Phytopharmaka. Ztschr. f. Phytother. 8, 110-113, 1987

 

 

W 13        Wichtl, M.: Teedrogen. 2. Aufl., 568 S., Wissensch. Verl., Stuttgart, 1989

 

Therapie:  16

 

 Erste Hilfe:

 

 

Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

Nach Verschlucken  von mehr als 5 Samen: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Ab 10 Samen Magenentleerung (ipecac), danach Kohlegabe.

 


 

 

Daphne cneorum L.

 

Heideröschen, Rosmarinseidelbast. E: Garland-flower. F: Petit thymélée. I: Dafne odorosa.

 

 

Familie: Thymelaeaceae, Seidelbastgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, vor allem in den Alpen; in Deutschland im Süden und Westen; trockene Wälder, Trockenrasen, Felshänge.

Beschreibung: 10-30 cm hoher Strauch, selten 1–2 m. Blätter immergrün, ledrig. Blüten wohlriechend, rot, kurzgestielt, in endständigen Büscheln. Beeren rotgelb.

Blütezeit: Mai-Juni.

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile. 10-12 Beeren gelten für Kinder als tödliche Dosis.

Hauptwirkstoffe: In den Laubknospen ca. 22 % Daphnin, Mezerein, ätherische Öle. Wird auch als Fischgift verwendet.

Vergiftungserscheinungen: Übelkeit, Erbrechen, Krämpfe, Schock, Lähmungen, Brennen im Mund, Blut im Stuhl, Nierenschäden, blutiges Erbrechen, verlangsamter Puls, Schwindelgefühl, Durst, Atemnot.

Gefährlichkeitsgrad: Sehr stark giftig +++

Vorschriften: Die Pflanze steht unter Naturschutz (A, CS, D, CH, I, YU, H). Sie gehört in der Roten Liste zu den stark gefährdeten Pflanzen.

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

E 12       Enke, F., Buchheim, G., Seybold, S.: Zander Handwörterbuch der Pflanzennamen. 14. Aufl., 810 S., Verl. Eugen Ulmer, Stuttgart, 1993

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

Therapie: 14

Siehe Daphne mezereum

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

Nach Hautkontakt: Sofort mit Wasser und Seife abwaschen.

Daphne mezereum L.

 

Gemeiner Seidelbast, Kellerhals. E: Mezereon. F: Mézeréon, Bois-jentil. I: Dafne mezereo.

 

Blüten

 

 

Früchte

 

EDV-Code: DAPME.

Familie: Thymelaeaceae, Seidelbastgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, Kleinasien, Nordasien; in Mitteleuropa zerstreut im mittleren und südlichen Teil; schattige feuchte Wälder; Zierstrauch in Gärten.

Beschreibung: Strauch, bis 1,50 m hoch. Blätter verkehrteiförmig, ganzrandig, hellgrün, kurzgestielt. Blüten röhrig, 4 teilig, rot, selten weiß, vor den Blättern erscheinend. Beeren eiförmig, scharlachrot.

Blütezeit: Februar-April.

Früchte: Juni-August.

Droge: Cortex Mezerei, Mezerei cortex, Seidelbastrinde.

Vor dem Blühen gesammelte Rinde der Stämme und dickeren Zweige.

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile, besonders die roten Beeren und die Rinde. Für Erwachsene gelten 10-12 Beeren als tödlich, für Kinder entsprechend weniger. Die Samen sind ganz besonders giftig. Der Giftgehalt wird durch Trocknung nicht beeinflußsst.

Hauptwirkstoffe: Daphnin (7-Glucosido-7,8-dioxycumarin) C15H16O9,

Umbelliferon, 0,02 % Daphnetoxin, Fp. 194-196°C, Mezerein C38H38O10, Fp. 265-269°C (hautreizend und cocarcinogen).

Mezerein

 

Vergiftungserscheinungen: Niesen, Übelkeit, Fieber, Krämpfe, Lähmungen, Nierenschädigung, Schock, Gastroenteritis mit Nekrose der Magenschleimhaut, zuletzt Kreislaufkollaps.

Aus den Erfahrungen der Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen, Berlin:

Ein 18 jähr. zeigte einen geröteten Mund, nachdem er einen Zweig im Mund hatte.

2 jähr., der max. 3 Blätter aß, war 24 Std. später apathisch, erbrach mehrfach und hatte enge Pupillen.

Bei einem 1½1/2 jähr. wurden Benommenheit und Krämpfe beobachtet [K 40].Mxx

Bei Tieren besondere Gefährdung von Schwein, Rind und Pferd. Tödliche Dosis beim Schwein 3-5 Beeren, beim Pferd

ca. 30 g Rinde [M 18].

Wirkungen auf die Haut: Bei äußerlicher Einwirkung (z.B. Auflegen der frischen Rinde oder Applikation des Saftes) Entzündung

der Haut: Rötung, Blasenbildung, bei längerer Einwirkung geschwüriger Zerfall der Haut.

Anwendungen in der Homöopathie: D3-D4 bei Ekzemen, Erythem, Pruritus, Impetigo, Herpes zoster, Neuralgien.

Gefährlichkeitsgrad: Sehr stark giftig +++

Weitere giftige Seidelbast-Arten [E 12]: D. alpina L.-Alpenseidelbast (Verbreitung: Gebirge in Mittel- und Südeuropa, Klein-Asien, Nordafrika). D. Laureola L.-Lorbeerseidelbast (Verbreitung: West-, Mittel-, Südeuropa, Nordafrika, Azoren).

Vorschriften: Die Pflanze steht unter Naturschutz (A, CS, D, CH, I, YU, H).

Daphne mezereum: Monographie der Kommission D.

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

D 9         DHU (Deutsche Homöopathie-Union): Homöopathisches Repetitorium. Karlsruhe, 1992

 

 

E 12       Enke, F., Buchheim, G., Seybold, S.: Zander Handwörterbuch der Pflanzennamen. 14. Aufl., 810 S., Verl. Eugen Ulmer, Stuttgart, 1993

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 1         Habermehl, G.: Mitteleuropäische Giftpflanzen und ihre Wirkstoffe. 137 S., Springer Verlag, Heidelberg, 1985

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 18       Hapke, H.J.: Toxikologie für Veterinärmediziner. 408 S., Enke Verl., Stuttgart, 1975

 

 

K 40       Krienke, E.G., von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U.: Vergiftungen im Kindesalter, 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1986

 

 

L 10        Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 2         Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003Mxx: von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

R 9         Ritter, S.: „Mein Kind hat rote Beeren gegessen...”. Dtsch. Apoth. Ztg., 127, 1377-1382, 1987

 

 

S 6         Schilcher, B.: Giftpflanzenberatung besonders gefragt zur Fruchtreifezeit. PZ 44, 9-16, 1988

 

Therapie: 14

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Nach Zerbeißen von 1 Samen: Kohlegabe.

Bei 2 oder mehr Samen und kurzer Latenz: Magenentleerung (Ipecac) und danach Kohlegabe.

Nach Hautkontakt: Sofort mit Wasser und Seife abwaschen.


 

Daphne striata Tratt.

 

Steinröschen, Gestreifter Seidelbast, Alpenflieder. I: Dafne rosea.

 

 

Familie: Thymelaeaceae, Seidelbastgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Mittel- und Südeuropa, Alpengebiet; Felsschutt, steinige Matten.

Beschreibung: Zwergstrauch, bis 35 cm hoch. Blätter immergrün, linealisch, keilförmig, büschelig an den Zweigenden. Blüten rosa, röhrig, 4 teilig in endständigen Büscheln. Beeren zuletzt bräunlich.

Blütezeit: Mai-Juni.

Vorschriften: Die Pflanze steht unter Naturschutz (A, D, CH, I, YU).

Giftwirkung etc. Daphne mezereum L.

Gefährlichkeitsgrad: Sehr stark giftig +++

 

Therapie: 14

 

Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

Nach Hautkontakt: Sofort mit Wasser und Seife abwaschen.


 

 

 

 

Datura stramonium L.

 

Gemeiner Stechapfel. E: Thorn apple. F: Stramoine. I: Stramonio comune. NL: Doornappel.

 

 

EDV-Code: DATST.

Familie: Solanaceae, Nachtschattengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, Asien, Afrika, Nordamerika; in Mitteleuropa zerstreut; Schuttplätze, Ödland, Wegränder.

Beschreibung: Einjährige, bis 1 m hohe krautige Pflanze. Blätter im Umrißss eiförmig, zugespitzt, Oberseite dunkelgrün, unten heller, buchtig gezähnt, gestielt. Blüten trichterförmig, 5 zipfelig, weiß, achsel- oder endständig. Kapsel stachelig, 4 fächrig. Samen braunschwarz, bis 3,5 mm lang.

Blütezeit: Juni-September.

Datura stramonium var. tatula (L.) Torr., Sprosse, Blattstiele und Blattnerven violett angelaufen, Blüten hellviolett, Früchte bestachelt.

In Südeuropa findet man gelegentlich die in subtropischen und tropischen Gebieten heimische Datura metel L. (D. alba Nees), Blütezeit Juni bis Juli. D. metel wird sowohl als Heilpflanze wie auch als halluzinogene Pflanze in ihren Heimatländern verwendet.

Droge: Folia (semen) Stramonii, Stramonii folium (semen), Stechapfelblätter, Stechapfelsamen.

Geruch der Blätter schwach, Geschmack schwach salzig und bitter. Der Samen riecht beim Zerreiben widerlich und schmeckt bitter und scharf.

Das Auftreten von Apoatropin und Tropanol wird als Anzeichen für alte oder unsachgemäß gelagerte Droge gewertet.

Auszug aus der Monographie der Kommission E: Stramonii folium (Stramoniumblätter)

Stramonii semen (Stramoniumsamen)

Risiken: Stramoniumblätter und -samen enthalten 0,1-0,6 % Alkaloide. Hauptalkaloide sind L-Hyoscyamin und L-Scopolamin.

Vergiftungsfälle mit tödlichem Ausgang sind beschrieben. Die Menge der applizierten Alkaloide bei der inhalativen Anwendung der Droge in Räucherpulvern und „Asthmazigaretten” ist unkalkulierbar.

Wegen der Rauschtauglichkeit der Droge ist die Gefahr eines Mißssbrauchs und der Abhängigkeit gegeben.

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile, besonders Wurzel und Samen. Mengen ab 0,3 g wirken giftig.

Hauptwirkstoffe: → L-Hyoscyamin, Atropin, → L-Scopolamin. Alkaloidgehalt je nach Standort und Witterung schwankend. Blätter im allgemeinen 0,2-0,5 %, Samen 0,3-0,5 %. Junge Pflanzen enthalten überwiegend Scopolamin, ältere überwiegend Hyoscyamin.

Vergiftungserscheinungen: Zunächst allgemeine Erregung von Heiterkeit bis Tobsucht, Sinnestäuschung, starke Hautreizung, Übelkeit, weite Pupillen, Sehstörungen, Benommenheit, zuletzt Atemlähmung.

Nach Weilemann treten häufig (75 %) Symptome auf. Sie sind ernster Natur (Pupille 45 %, Psyche 40 %, Bewussßtsein 10 %, Herz 20 %). Der Arzt sollte die Therapie sofort mit der Entleerung des Magen- und Darmtrakts beginnen.

Aus den Erfahrungen der Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen, Berlin:

9 Monate altes Kind bißss in 1 Blatt, nach 11/2 Std. Temperaturanstieg auf 38,6 °C, trockene Zunge, Mydriasis, euphorisch, nach 4 Std. klangen die Symptome ab, Kind war unauffällig [K 40].

Vergiftungen von Haustieren kommen nur selten vor, da diese weniger empfindlich gegen Stechapfel-Alkaloide reagieren als der Mensch. Die Vergiftungserscheinungen ähneln einer Tollkirschenvergiftung, bei der die Scopolaminvergiftung mit zentralnervösen Depressionen im Vordergrund steht [H 18].

Bei Pferden und Rindern Vergiftungen nach Sojaschrot mit 0,3 % und mehr Stechapfelsamen [L 10].

Manche Datura-Arten sind seit frühen Zeiten als Gifte und Rauschmittel verwendet worden. Sie haben besonders bei den Indianern Nord- und Südamerikas in religiöse und magische Riten Eingang gefunden. So z. B. Datura tatula L., die unter dem mexikanischen Namen Toloachi von Dorfhexen zu Racheakten verwendet wurde. Eine mehrmalige Vergiftung ruft eine Verblödung hervor.

Anwendungen in der Homöopathie: D3-D6 bei manischen Zuständen, Halluzinationen, Nymphomanie, Keuchhusten, Stottern.

Gefährlichkeitsgrad: Sehr stark giftig +++

Vorschriften: Datura stramonium: Monographie der Kommission D.

Stramonii folium/semen: Monographie der Kommission E.

Kosmetikverordnung, Anlage 1, Nr. 301: Datura stramonium L. und seine Gemische  dürfen nicht beim Herstellen oder Behandeln von kosmetischen Mitteln verwendet werden.

Verbotener Stoff der Kosmetikverordnung v. 19.6.1985. Anlage 1: 301 Datura stramonium L. und seine Zubereitungen.

Literatur:

B 36        Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

D 9          DHU (Deutsche Homöopathie-Union): Homöopathisches Repetitorium. Karlsruhe, 1992

 

 

F 16         Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4          Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 18        Hapke, H.J.: Toxikologie für Veterinärmediziner. 408 S., Enke Verl., Stuttgart, 1975

 

 

K 9          Karsten, G., Weber, U., Stahl, E.: Lehrbuch der Pharmakognosie. 642 S., 9. Aufl., G. Fischer Verlag, Stuttgart, 1962

 

 

K 40        Krienke, E.G., von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U.: Vergiftungen im Kindesalter, 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1986

 

 

L 10         Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 2          Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

M 12        Martinek, A.: Über ein unbekanntes, gut kristallisierbares Glycosid aus den getrockneten Blättern von Helleborus niger. Planta medica 24, 73-82, 1973

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

O 4          Oprach, F., Hartmann, Th.: Zur Rolle des Tropanols als Reinheitskriterium der Solanaceen-Drogen nach Ph. Eur. Dtsch. Apoth. Ztg. 126(13), 643-644, 1986

 

 

R 25        Reko, A.: Magische Gifte, Rausch- und Betäubungsmittel der Neuen Welt. 3. Auflage, Enke Verlag, Stuttgart, 1949

 

Therapie:  1

 

Erste Hilfe:

 Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe.

Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

Nach Hautkontakt: Sofort mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

Nach Augenkontakt: Bei geöffentem Lidspalt mindestens 10 Minuten mit viel Wasser spülen. Bei anhaltender Augenreizung Arzt aufsuchen.

 


 

 

Datura suaveolens Humb. et Bonpl. ex Willd.

 

Engelstrompete. E: Angel-tears datura, Angel’s trumpet. F: Stramoine odorante.

 

 

Familie: Solanaceae, Nachtschattengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Brasilien; Kübelpflanze.

Beschreibung: Strauch, bis 5 m hoch, Blätter wechselständig, eiförmig mit gewelltem Rand. Blüten 20-30 cm lang, weiß, auch gelbrot, trompetentrichterförmig.

Blütezeit: August-Oktober.

Eine andere Zierpflanze ist Datura sanguinea Ruiz et Pav., die von Januar bis März blüht.

Weitere giftige Datura-Arten [E 12]

Name

 

WuchsformBlütezeit

 

Verbreitung

 

Datura aurea (Lagerh.)

Saff.

 

Strauch/Baum

7-9

 

Anden: Mittel-Kolumbien bis Süd-Kolumbien

 

Datura ceratocaula Ort.

 

Einjährige Pflanze

8

 

Mexiko

 

Datura ferox L.

 

Einjährige Pflanze

7-8

 

China, im Mittelmeergebiet eingebürgert

 

Datura innoxia Mill.

 

Einjährige Pflanze

8-10

 

Südwest-USA, Mexiko, Süd-Amerika,im Mittelmeergeb. u. nordöstl. USA

 

Datura metel

 

Einjährige Pflanze

6-9

 

Subtropisches u. tropisches Asien und Afrika, in vielen trop. u. subtrop Gebieten eingebürgert

 

Datura quercifolia H. B. K

 

Einjährige Pflanze

7

 

Texas bis New Mexiko, Nord-Mexiko

 

Datura sanguinea

Ruiz et Pav.

 

Strauch

1-3

 

Kolumbien bis Chile

 

Datura versicolor (Lagerh.)

Saff.

 

Strauch

7-9

 

Equador: Becken von Guayaquil

 

 

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile.

Hauptwirkstoffe: Scopolamin (ca. 80 %), Hyoscyamin, Atropin.

Der Gesamtalkaloidgehalt beträgt in den Blättern 0,33-0,56 %, im Stamm 0,19-0,33 %. Der höchste Gehalt ist während der Blütezeit.

Vergiftungserscheinungen: Datura stramonium. Schon der Duft der Blüten soll narkotisierende Eigenschaften besitzen und Kopfschmerzen sowie Nausea hervorrufen (von den Indios als Rauschdroge verwendet).

Wie aus Schilderungen von Lampe hervorgeht, dauern Vergiftungen mit Datura im allgemeinen sehr lange; das am längsten bestehende Symptom ist die Mydriasis.

Ein 54 jähriger gesunder Mann stellte sich mit einer Sehstörung am rechten Auge, die er erstmals beim Heben eines schweren Blumentopfs bemerkt hatte, in der Nothilfe vor. Er nahm keine Medikamente ein, und bei der Untersuchung stellte man nur eine Mydriasis des rechten Auges mit Ophthalmoplegia interna fest. Die Sehstörung verschwand nach 48 Stunden spontan.

Auf näheres Befragen erzählte der Mann, er habe kurz vor Auftreten der Sehstörung „Engelstrompeten”(Datura suaveolens) zugeschnitten.

Ein Expositionsversuch mit einem Tropfen vom Saft der Engelstrompete des Blumenfreundes führte im Selbstversuch eines der beteiligten Neurologen zu einer prompten Mydriasis, die sechs Tage lang anhielt. (Münch. med. Woch. 1992)

Kinder sind wegen des Atropingehaltes und der daraus folgenden Hyperpyrexie gefährdeter als Erwachsene.

Zu dieser Pflanze kann Brugsch wiederum fünf Todesfälle angeben, die wahrscheinlich aufgrund einer unzureichenden Behandlung der Atropinvergiftung erfolgten.   In Literaturliste nicht zitiert.

Gefährlichkeitsgrad: Sehr stark giftig +++

Literatur:

E 12        Enke, F., Buchheim, G., Seybold, S.: Zander Handwörterbuch der Pflanzennamen. 14. Aufl., 810 S., Verl. Eugen Ulmer, Stuttgart, 1993

 

 

E 13        Europäisches Arzneibuch: Band I-III, Deutscher Apotheker Verlag Stuttgart (Hrsg.), Govi Verlag, Frankfurt/Main, 1974-1978

 

 

G 20        Gugenhan, E.: Trompetengift. Kosmos 4, 29, 1984

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

J 6           Jaspersen-Schib, R.: Giftige Zimmerpflanzen. Dtsch. Apoth. Ztg., 127, 1417-1423, 1987

 

 

M 25        Moorhoff, C.F.: Isolation and identification of a new tropane alkaloid. Planta medica 28, 106-108, 1975

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

Therapie:  1

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe.

Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

Nach Hautkontakt: Sofort mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

Nach Augenkontakt: Bei geöffentem Lidspalt mindestens 10 Minuten mit viel Wasser spülen. Bei anhaltender Augenreizung Arzt aufsuchen.

 


 

Delphinium elatum L. und Hybriden

 

Hoher Rittersporn. E: Bee larkspur. F: Dauphinette élevée. I: Speronella elevata.

 

 

Familie: Ranunculaceae, Hahnenfußgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Alpen, Pyrenäen, Rußssland, Sibirien; in Gärten häufig kultiviert, selten verwildert.

Beschreibung: 60-150 cm hohe, meist unverzweigte Pflanze. Blätter handförmig, 3-7 teilig, Teilblättchen stark gesägt, wechselständig. Blüten blau, mit Sporn, in lockerer Traube.

Blütezeit: Juni-Juli.

Hauptwirkstoffe: Im Kraut bis 1 %, in der Wurzel bis 2,4 % Alkaloide [S 79].

Die Delphiniumalkaloide sind häufig von ähnlicher Grundstruktur wie Delphinin. Der Vielzahl wegen soll hier nur auf dieses Hauptalkaloid von Delphinium staphisagria L. verwiesen werden.

Gefährlichkeitsgrad: Sehr stark giftig +++

Literatur:

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

R 35       Rätsch, Ch.: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Wiessenschaftl. Verl. Ges., Stuttgart, 941 S., 1998.

 

 

S 79       Seeger, R.: Aconitin und verwandte Diterpenalkaloide, Dtsch. Ap. Zt., 134, 29, 43–54, 1994.

 

Therapie:  14

 

Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe.

Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

 

 

 

   

 


 

Delphinium staphisagria L.

 

Stephanskraut, Läusesamen. E: Stavesacre. F: Dauphinelle, staphysaigre. I: Speronella staphisagria.

 

 

EDV-Code: DELSG.

Familie: Ranunculacea, Hahnenfußgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Ursprünglich in Italien und Griechenland, heute im ganzen Mittelmeergebiet.

Beschreibung: Bis 1 m hohe, meist 2 jährige, wenig verzweigte Pflanze. Blätter gestielt, 3- bis 7 teilig. Blüten violett, außen behaart, in lockerer Blütentraube. Bälge gelbbraun, aufgeblasen.

Blütezeit: Juni-Juli.

Giftige Pflanzenteile: Semen Staphisagriae, Staphisagriae semen, Stephanskörner.

Bis 7 mm lange, mannigfach geformte, meist unregelmäßig tetraedrische, kantige, häufig verbogene, harte Samen [H 12].

Hauptwirkstoffe: 1,1 bis 1,3 % Alkaloide. Als Hauptalkaloid

Delphinin (Staphisagrin) C33H45NO9, Fp. 197-198 °C (dec.).

Ferner Delphisin, Delphinoidin, Staphisagroin C40H46N2O7, Fp. 275-277 °C,

Staphisin C21H31NO oder C42H60N2O, Fp. 205-208 °C,

sowie eine unbenannte Alkaloidbase C20H29NO5, Fp. 286-290 °C [H 12].

Vergiftungserscheinungen: Das Delphinin ähnelt dem Aconitin (Aconitum) und erzeugt schlaffe Lähmung der Herzmuskulatur (Meyer-Gottlieb, Exp. Pharm., S.472), ist aber ohne Einflußss auf das Auge (Kobert, Lehrb. d. Intoxik., S.658). Die Beeinflussung der Gefäße durch Delphinin ist nach Sherck (Sherck, J., Beiträge zur Kenntnis des Delphinins, Inauguraldissertat. Dorpat 1874) ungleich stärker als die durch Aconitin und beruht auf einer Wirkung auf das Rückenmark oder die peripheren Gefäßnerven, ist aber unabhängig vom Vasomotorenzentrum. Die durch Staphisagria beobachtete Atemnot ist nach Sherck außer auf Delphinin auch auf das andere, in Staphisagria enthaltene Alkaloid, das Staphisagrin, zu beziehen. Über die Wirkungen des Aconitins und Delphinins vgl. auch St. Mayer (St. K. Mayer, Biologische Heilkunst 1933, S.134).

Bei einem Hunde, dem man Stephanskörner verabreicht hatte, traten Würgen, Verlust des Bewegungsvermögens und der Stimme, Muskelzuckungen, unfreiwilliger Harnabgang, Diarrhoe, dann völlige Unempfindlichkeit, allgemeine Muskelschwäche und schließlich der Tod ein. Magen, Därme und andere Eingeweide waren entzündet [M 2].

Wirkungen auf die Haut: Äußerlich verursacht es starke Entzündung der Haut; die durch Staphisagria bewirkte Entfernung der Krätzmilben und deren Eier beruht also auf einer sekundären mechanischen Abschuppung der Haut.

Anwendungen in der Homöopathie: Teep 2,5 mg bei Hagelkorn, geschwüriger Mund, Schleimhautentzündung; D6 bei Hypotonie; Neurasthenie.

Gefährlichkeitsgrad: Sehr stark giftig +++

Vorschriften: Delphinium staphisagria: Monographie der Kommission D.

Literatur:

D 9          DHU (Deutsche Homöopathie-Union): Homöopathisches Repetitorium. Karlsruhe, 1992

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

M 2          Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

M 3          Madaus, G.: Rezeptiertaschenbuch, 8. Aufl., Verlag Dr. Madaus & Co., Radebeul, 1940

 

 

M 27        Mezger, J.: Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre. 2. Ausgabe, Karl F. Haug Verlag, Saulgau, 1951

 

 

R 35        Rätsch, Ch.: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Wiessenschaftl. Verl. Ges., Stuttgart, 941 S., 1998.

 

Therapie:  14

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe.

Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

Nach Hautkontakt: Sofort mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.


 

Dicentra spectabilis (L.) Lem.

 

Flammendes Herz, Tränendes Herz. E: Show dicentra. F: Coeur de Marie.

 

 

Familie: Papaveraceae, Mohngewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Ostasien; Zierpflanze in Gärten.

Beschreibung: 60-90 cm hohe Staude. Blätter langgestielt, unterseits graugrün, doppelt oder mehrfach 3 zählig. Blüten rot, äußere Kronblätter halbherzförmig, gespornt; in überhängender Traube. Kapsel vielsamig.

Blütezeit: April-Mai.

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile, vor allem die Wurzeln.

Hauptwirkstoffe: Isochinolinalkaloide, besonders Protopin und Cularin.

Lt. Gessner [G 4] (Wurzel) Sanguinarin, Protopin und Chelerythrin. Alkaloidgehalt des Krautes 0,17 %, der Wurzeln 0,76 %.

Vergiftungserscheinungen: Isochinolinalkaloide sind starke lokale Reizgifte. Resorptiv bewirken sie zunächst zentrale Erregung, dann Lähmung, insbesondere des Atemzentrums. Da sie über die Nieren ausgeschieden werden, können sie diese degenerativ schädigen.

Hauterscheinungen: Rötung, Blasenbildung, evtl. Nekrosen, Brennen, Schmerzen, Blasenbildung im Mund und Ösaphagus, Übelkeit, Erbrechen, akute Gastroenteritis, z.T. blutige Diarrhöen, Koliken, Harndrang, Hämaturie, Schwindel, Benommenheit, Krämpfe, Atemnot, Kollaps.

Nachweis: Dünnschichtchromatographie vom Erbrochenen und Magenspülwasser.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

S 3         Šantavý, F.: Neue Alkaloidgruppen der Papaveraceen. Planta medica 19, 119-137, 1971

 

Therapie:  14

 

 

 

 

Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

Nach Hautkontakt: Sofort mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

 

 


 

Dieffenbachia Schott

 

Dieffenbachie, Schweigrohr. E: Damp cane. F: Pédiveau vénéneux.

 

 

Familie: Araceae, Aronstabgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Tropisches Amerika; eine beliebte Zimmerpflanze.

Beschreibung: Blattpflanze, bis zu 1 m hoch. Blätter bis 25 cm lang, länglich-oval, dunkelgrün, mit unregelmäßigen weißen Flecken, lang gestielt, gegenständig. Blütenkolben von einem gelben Hochblatt umgeben.

Blütezeit: März.

Dieffenbachia-Arten zu unterscheiden ist sehr schwierig!

Alle Dieffenbachia-Arten sind giftig [E 12].

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile, besonders der Stamm.

Hauptwirkstoffe: Ähnlich wie bei anderen Araceaen sind die Wirkstoffe bis heute nicht eindeutig geklärt. Es werden ebenso cyanogene Glykoside, Alkaloide wie Saponine genannt. Als erwiesen kann heute gelten, daßss in allen Organen der Pflanzen Calciumoxalatnadeln (Raphiden) teilweise in sog. Schießzellen an der Wirkung der Pflanze beteiligt sind. Die Calciumoxalatnadeln haben ähnlich wie der Giftzahn einer Schlange Rinnen, in denen sowohl lösliche Oxalate als auch andere Stoffe in die entstehende feine Wunde, vor allen Dingen der Mund- und Rachenschleimhäute eindringen können. Es erscheint aber wenig wahrscheinlich, daßss nur Calciumverbindungen an der Giftigkeit der Pflanze beteiligt sind, wahrscheinlicher ist ein Zusammenwirken verschiedener Stoffe mit den Calciumoxalatkristallen. Von den Blättern sollen 3-4 g tödlich wirken, auch das abgeflossene Gießwasser soll stark giftig sein.

Vergiftungserscheinungen: Übelkeit, Schwellung der Zunge, Herzrhythmusstörungen, Benommenheit, Lähmung.

Arena beschreibt bei absichtlichen Vergiftungen mit D.-Arten an Versuchstieren eine Dyspnoe, die in schweren Fällen eine Tracheotomie notwendig macht. Schwellungen des Pharynx sind auf das Calciumoxalat zurückzuführen. Die Dyspnoe wird eindeutig von den im Saft vorhandenen Proteasen verursacht: Versuchstiere, denen man mit Trypsin vorbehandelten Dieffenbachiasaft in den Pharynx spritzte, bekamen nur eine Schleimhautschwellung, nicht aber eine Dyspnoe. Die Dyspnoe konnte mit subkutanen Injektionen von Diphenhydraminhydrochlorid (Antihistaminikum), Epinephrine oder Cortison in leichteren Fällen verhindert werden.

Es gibt jedoch mehr oder weniger giftige Arten. So sah man in der Klinik nach Genußss von Dieffenbachia seguine erhebliche Schleimhautverletzungen, selbst wenn nur kleine Blatteile probiert wurden. Ein vierzehn Monate altes Kleinkind bekam von einer weniger giftigen Art nur eine Diarrhoe.

Moeschlin [M 24] möchte diese Pflanze wegen ihrer Giftigkeit ganz aus dem Handel verbannt sehen.

Nach Lewin [L 8] sollen 3-4 g von Dieffenbachia seguine (Jacq.) Schott für einen Menschen tödlich sein. Heute gibt es keine solche Erfahrung der Giftinformationszentralen.

Bei einem 6 jährigen Kind, das in eine Pflanze bißss, zeigte sich Bläschenbildung im Mund und Brennen im Hals.

Stammsaft: LD50 (Meerschweinchen) 600-900 mg/Tier in 24 Std. p.o.

Wirkungen auf die Haut: Der Saft ist stark hautreizend. Augenverätzungen mit Hornhautläsion sind bei Benetzen mit dem Saft möglich.

Anwendungen in der Homöopathie: (Dieffenbachia seguine) D0-D2 bei Pruritus vulvae et vaginae, Ejaculatio praecox, Impotentia coeundi et generandi.

Gefährlichkeitsgrad: Sehr stark giftig +++

Vorschriften: Dieffenbachia seguine: Monographie der Kommission D.

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

D 9         DHU (Deutsche Homöopathie-Union): Homöopathisches Repetitorium. Karlsruhe, 1992

 

 

D 12       Douglas Kinghorn, A.: Toxic plants. 195 S., Columbia University Press, New York, 1979

 

 

E 12       Enke, F., Buchheim, G., Seybold, S.: Zander Handwörterbuch der Pflanzennamen. 14. Aufl., 810 S., Verl. Eugen Ulmer, Stuttgart, 1993

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

K 46       Kuballa, B., Lugnier, A.A.J., Anton, R.: Phlogogen constituents of Dieffenbachia. Planta medica 39, 250-251, 1980

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

Therapie:  16

 

 

 

 

Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe nur ausnahmsweise nach Verschlucken größerer Mengen. Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

Bei Schleimhautschwellung lokale Steroidanwendung, z.B. Corticoidspray; bei starken Schmerzen im Mundbereich Lokalanästhetikum auf die betroffenen Schleimhautareale applizieren. Bei ausgeprägter Schwellung bzw. Gefahr des Glottisödems zusätzlichi.v. Glucocorticoide.

Nach Hautkontakt: Sofort mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

Nach Augenkontakt: Bei geöffentem Lidspalt mindestens 10 Minuten mit viel Wasser spülen. Bei anhaltender Augenreizung Arzt aufsuchen.

 

 

 


 

Digitalis lutea L.

 

Gelber Fingerhut. E: Small yellow fox-glove. F: Digitale jaune. I: Digitale gialla piccola.

 

 

Familie: Scrophulariaceae, Rachenblütler.

Verbreitung, Vorkommen: Von den Seealpen bis Vorarlberg und Südtirol; lichte Waldstellen und Zwergstrauchheiden (kalkliebend).

Beschreibung: 50-100 cm hohe Pflanze. Blätter länglich, gesägt. Die hellgelben 2-2,5 cm langen glockigen Blüten in einseitswendiger Traube.

Blütezeit: Juni-August.

Hauptwirkstoffe: Ca. 0,25 % Cardenolide.

Geringer Gesamtgehalt.

Lanatosid A 0,02 bis 0,10 %

Acetyldigitoxin 0,01 bis 0,08 %

Digitoxin 0,01 bis 0,02 %

[W 14]

Vergiftungserscheinungen: Giftwirkung etc. Digitalis purpurea.

Bezüglich der Herzwirkung gleichwertig, bezüglich der diuretischen Wirkung soll sie der Digitalis purpurea überlegen sein.

Greeff [G 11] gibt eine gute Übersicht über die „Herzwirksamen Glykoside”.

Gefährlichkeitsgrad: Sehr stark giftig +++

Vorschriften: Die Pflanze steht unter Naturschutz (A, D, CH, I).

Literatur:

G 4           Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

G 11         Greeff, K.: Herzwirksame Glykoside: Zur Pharmakologie und klinischen Pharmakologie. Med. Mo. Pharm. 7(2), 37-49, 1984

 

 

H 12         Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

S 7           Schilcher, B.: Giftpflanzenberatung - eine lohnende Aufgabe für den Apotheker. PZ 24, 9-15, 1988

 

 

W 14        Wichtl, M., Bühl, W., Huesmann, G.: Fingerhut. Dtsch. Apoth. Ztg. 127(46), 2391-2400, 1987

 

Therapie:  14a

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken einiger Blüten: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe nur nach Verschlucken sehr vieler Blüten.

Nach Verschlucken von Blättern Magenentleerung (Ipecac, wenn nicht schon spontan erfolgt), danach Kohlegabe.

 


 

Digitalis purpurea L.

 

Roter Fingerhut. E: Purple fox-glove. F: Digital pourprée. I: Digitale rossa. NL: Vingerhoedskruid.

 

 

EDV-Code: DIKPU.

Familie: Scrophulariaceae, Rachenblütler.

Verbreitung, Vorkommen: West- und Mitteleuropa in Gebirgslagen häufig; lichte Wälder, Waldschläge (kalkmeidend); Zierpflanze in Gärten.

Beschreibung: Zweijährig; 40-120 cm hoch. StengelStängelblätter wechselständig eilanzettlich. Die 4-5 cm langen, bauchigglockigen purpurroten Blüten stehen in einseitswendigen Trauben. Kapselfrucht.

Blütezeit: Juni-August.

Droge: Folia Digitalis purpureae, Digitalis purpureae folium, Digitalis-purpurea-Blätter, Fingerhutblätter.

Digitalis purpurea pulvis normatus, eingestelltes Digitalis-purpurea-Pulver.

Bevorzugt werden heute Drogensorten aus Kulturen. In zahlreichen Arzneibüchern ist noch die eingestellte Droge FoliaDigitalis titrata aufgeführt.

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile, schon 0,3 g getrocknete Blätter für Erwachsene giftig.

Hauptwirkstoffe: Der mittlere Cardenolidgehalt in der Droge beträgt etwa 0,16 % (max. 0,4 %). [H 12].

Eine der bestuntersuchten Arten, aber ziemlich variabel, sowohl was den Gesamtgehalt als auch die Zusammensetzung anlangt.

Purpureaglykosid A 0,02 bis 0,12 %

Glucogitaloxin 0,01 bis 0,10 %

Purpureaglykosid B 0,02 bis 0,08 %

Digitalinum verum 0,01 bis 0,04 %

Glucoverodoxin 0,01 bis 0,04 % [W 14]

Die Cardenolidmuster von Freilandpflanzen sind etwas weniger reichhaltig und auch der Glykosidgehalt liegt unter dem von Glashauspflanzen.

Vergiftungserscheinungen: Die typische Herzwirkung der Droge kommt durch die graduell recht verschieden wirkenden Digitalisglykoside zustande. Sie wird durch eine Reihe von „Ballaststoffen” günstig beeinflußsst. Bei einer Leistungsverminderung der linken Herzseite (z. B. durch Herzmuskelschwäche, Reizleitungsstörung, unvollständigen Klappenverschlußss) ist die Versorgung mit dem sauerstoffreichen arteriellen Blut mangelhaft. Durch die gleichzeitige Erhöhung des venösen Blutdrucks kann es zur Ödembildung kommen („Herzwassersucht”).

Unter dem genau dosierten Einflußss der Digitaliswirkstoffe wird die Kontraktion der Herzventrikel (Systole) verstärkt, der arterielle Blutdruck steigt, die Schlagfrequenz des Herzens wird normalisiert und dessen Eigenversorgung verbessert. Der venöse Blutdruck sinkt infolge der verlängerten Diastole (Ausdehnungsphase), und es kommt zur Ausschwemmung des in den Ödemen gespeicherten Wassers (starke Diurese). Die Empfindlichkeit des Herzens gegen Digitalis ist stark vom Grad der Schädigung abhängig.

Deshalb ist in jedem Falle eine individuelle Dosierung mit standardisierten Präparaten erforderlich. Hinzu kommt die geringe therapeutische Breite; bereits eine 60 %ige Überdosierung kann zu toxischen Erscheinungen führen. Größere Dosen (2,5-5 g Droge) führen nach starker „Pulsverlangsamung” und anderen Begleiterscheinungen zum systolischen Herzstillstand. Im Gegensatz zum Strophantin („Herzpeitsche”) tritt bei der Digitalistherapie die Wirkung langsam ein und hält länger an. Diese Haftfestigkeit ist einerseits erwünscht, führt aber andererseits bei unsachgemäßer Dauerbehandlung durch Kumulation in den toxischen Bereich [K 9].

Die tödliche Dosis der getrockneten Digitalisblätter beträgt für Pferde etwa 25 g, die der frischen Blätter 100-200 g; Rinder vertragen mehr als 150 g der getrockneten Blätter. Für Hunde sind 5 g tödlich [H 18].

Über Digitalis-Arten und deren Inhaltsstoffe gibt es sehr viele wissenschaftliche Arbeiten. Eine gute Zusammenfassung befindet sich in Hager IV, Seite 553-619 und bei Greeff Med. Mo. Pharm., 7. Jahrgang, Heft 2, 84. Der Fingerhut war die erste Arzneipflanze, die gezielt nach modernen therapeutischen Gesichtspunkten eingesetzt wurde. Das Buch „The Foxglove” von William Withering, Birmingham 1785, ca. 200 S., gibt eine erstaunlich genau beobachtete Wirkung wieder.

Wirkungen auf die Haut: Digitalisglykoside können eine allergische Reaktion im Sinne eines Arzneimittelexanthems verursachen.

Anwendungen in der Homöopathie: Teep D2-D3 bei dekompensiertem hypertrophischem Herz mit Wassersucht; Herzblock.

Gefährlichkeitsgrad: Sehr stark giftig +++

Vorschriften: Digitalis purpurea: Monographie der Kommission D.

Literatur:

B 36         Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

D 9           DHU (Deutsche Homöopathie-Union): Homöopathisches Repetitorium. Karlsruhe, 1992

 

 

F 16          Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4           Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12         Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 18         Hapke, H.J.: Toxikologie für Veterinärmediziner. 408 S., Enke Verl., Stuttgart, 1975

 

 

K 9           Karsten, G., Weber, U., Stahl, E.: Lehrbuch der Pharmakognosie. 642 S., 9. Aufl., G. Fischer Verlag, Stuttgart, 1962

 

 

L 10          Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 27         Mezger, J.: Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre. 2. Ausgabe, Karl F. Haug Verlag, Saulgau, 1951

 

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

R 30         Röder, E., Bourauel, Th.: Pyrrolizidine alkaloids from Melampyrum pratense. Natural Toxins, 35-37, 1992

 

 

S 7           Schilcher, B.: Giftpflanzenberatung - eine lohnende Aufgabe für den Apotheker. PZ 24, 9-15, 1988

 

 

S 24         Schmitz, R.: Von Digitalis zu Calciumantagonisten - Stationen medikamentöser Herztherapie. Dtsch. Apoth. Ztg. 124(50), 2599-2602, 1984

 

 

S 27         Scholz, H.: Arznei aus dem Fingerhut. Kosmos 8, 355-358, 1972

 

 

W 14        Wichtl, M., Bühl, W., Huesmann, G.: Fingerhut. Dtsch. Apoth. Ztg. 127(46), 2391-2400, 1987

 

Therapie:  14a

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken einiger Blüten: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe nur nach Verschlucken sehr vieler Blüten.

Nach Verschlucken von Blättern Magenentleerung (Ipecac, wenn nicht schon spontan erfolgt), danach Kohlegabe.

 


 

Dipladenia A. DC.-Arten u. Hybriden

 

Dipladenia-Arten.

 

Dipladenia-Hybride

 

Familie: Apocynaceae, Hundsgiftgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Tropisches Amerika; Zimmerpflanzen.

Beschreibung: Schlingende Blütenpflanzen mit vielen Hybriden. Als Zimmerpflanzen sind folgende Arten zu erwähnen:

Dipladenia atropurpurea DC., mit purpurroten Blüten, Schlund grünlich.

Dipladenia boliviensis Hook. hat weiße Blüten, Schlund gelb.

Dipladenia eximia Hemsl., Blüten rosa, in Trauben.

Dipladenia sanderi Hemsl., rankt stark, Blüten weiß oder rosa mit gelbem Schlund.

Dipladenia splendens (Hook.) A. DC. hat ähnliche Blüten, Blätter größer.

Hauptwirkstoffe: In den Dipladenia-Arten kommt ein Alkaloid Melonin B vor, das auch in der Brechnußss (Strychnos-Arten) vorhanden ist.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Therapie:  16

 

 

 

 

Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 


 

Dryopteris filix-mas (L.) Schott

 

[Aspidium filix-mas (L.) Sw.]

Gemeiner Wurmfarn. E: Male fern. F: Fougère male. I: Felce maschio. NL: Mannetjesvaren.

 

 

EDV-Code: DYOFM.

Familie: Aspidiaceae, Schildfarne.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, Nordasien, Nordamerika; in Mitteleuropa verbreitet; schattige Wälder, Gebüsche.

Beschreibung: Bis 1 m hoher Farn, mit fleischigem Wurzelstock. Blätter in trichterförmigen, lockeren Büscheln, gefiedert, Fiederblättchen ohne Stachelspitze, auf der Unterseite Sori mit nierenförmigem Schleier.

Sporenbildung: Juli-September.

Droge: Rhizoma Filicis, Filicis rhizoma, Farnwurzel.

Das im Herbst gesammelte, getrocknete, ungeschälte Rhizom mit den Blattbasen.Geruch bei der frischen Droge stark, Geschmack süßlich, etwas herb und kratzend.

Giftige Pflanzenteile: Wurzelstock und Blattstiele, besonders aber junge Pflanzen.

Hauptwirkstoffe: Butanonphloroglucide (mehr oder weniger instabile Verbindungen der Butter- oder Isobuttersäure mit Phloroglucin bzw. seinen Homologen). Sie sind in den inneren Drüsenhaaren lokalisiert.

Vergiftungserscheinungen: Übelkeit, Erbrechen, Leibschmerzen, Diarrhoen, Ohnmachtsanfälle. Steigerung der Reflexe, Sehstörungen, Herzschwäche, Schädigung der Atmung. Bei tödlichen Vergiftungen tritt der Tod während der Krämpfe im Tetanus oder durch Atemlähmung ein.

Vergiftungen kommen fast ausschließlich durch Überdosierung oder durch zu schnelle Wiederholung einer mißsslungenen Wurmkur vor.

Nach oraler Aufnahme bei Tieren: Gastroenteritis, Lähmung des Gehirns und des Rückenmarks, unterbrochen durch Erregung mit Zwangsbewegungen.

25 g Wurmfarn tödlich für Schafe nach wenigen Stunden, 100 g für Rinder nach ca. 4Std [H 18].

Dosierung: 4-8 g gepulverte Droge pro Tag.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Dryopteris filix-mas: Monographie der Kommission D.

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 18       Hapke, H.J.: Toxikologie für Veterinärmediziner. 408 S., Enke Verl., Stuttgart, 1975

 

 

L 10        Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 2         Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

Therapie:  14

 

 

 

 

Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

 


 

 

 

Equisetum palustre L.

 

Sumpf-Schachtelhalm. E: Marsh horsetail. F: Prèle de marais. I: Equiseto palustre.

 

 

EDV-Code: EQUPA.

Familie: Equisetaceae, Schachtelhalmgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, gemäßigtes Asien, Nordamerika; in Mitteleuropa häufig; Sümpfe, nasse Wiesen, Ufer.

Beschreibung: 20-60 cm hohe, ausdauernde Pflanze. Fruchtbare und unfruchtbare Sprosse von gleicher Gestalt und gleichzeitig erscheinend. StengelStängel gefurcht, mit 4-10 rauhen Rippen. Scheiden locker anliegend, grün, oben schwarzbraun mit weißem Rand. Sporen: Juni-Oktober.

Als giftig gelten auch:

Equisetum fluviatile L. - Teich-Schachtelhalm

Equisetum hyemale L. - Winter-Schachtelhalm

Equisetum sylvaticum L. - Wald-Schachtelhalm [T 19]

außerdem:

Equisetum telmateja Ehrh. - Riesen-Schachtelhalm [F 16].

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze.

Hauptwirkstoffe: Die Alkaloide Palustrin (0,01 %-0,3 %) und Palustridin, Thiaminase (Enzym), Aconitsäure, Spuren von Nicotin, Kieselsäure und Oxalsäure.

In allen Equisetum-Arten wurden Spuren von Nicotin (1-2 ppm), weiter Indannon-Derivate, Saponine und Thiaminase gefunden [T 19].

Vergiftungserscheinungen: Besonders bei Tieren. Vergiftungserscheinungen bei Pferden werden als „Taumelkrankheit” bezeichnet: Schreckhaftigkeit, Zuckungen der Gesichtsmuskeln, Taumeln, Hinstürzen, Verenden in völliger Erschöpfung. Bei leichteren Fällen Abmagerung und allgemeine Schwäche.

Bei Rindern Abnahme des Milchertrages und Lähmungserscheinungen [H 18].

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

VorschriftenEmpfehlung: Equisetum palustre soll in Teemischungen nicht enthalten sein.

Literatur:

B 6           Baumann, G.C.: Über Schachtelhalm-Alkaloide. Inaugural-Dissertation der Universität Zürich, 1958

 

 

F 16          Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4           Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12         Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 18         Hapke, H.J.: Toxikologie für Veterinärmediziner. 408 S., Enke Verl., Stuttgart, 1975

 

 

L 10          Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

R 35         Rätsch, Ch.: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Wiessenschaftl. Verl. Ges., Stuttgart, 941 S., 1998.

 

 

T 19          Teuscher, E., Lindequist, U.: Biogene Gifte: Biologie, Chemie, Pharmakologie. 598 Seiten, G. Fischer Verlag, Stuttgart, 1987

 

 

W 31        Wolf, J.: Schachtelhalmkraut - DC-Prüfung auf Equisetum palustre. Pharmazeut. Zeit. 130(16), 985-986, 1985

 

Therapie:  16

 

  Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 


 

Eranthis hyemalis (L.) Salisb.

 

(Eranthis hiemalis) Winterling. E: Winter aconite. F: Hellébore d’hiver. I: Piè di gallo. NL: Winterakoniet.

 

 

EDV-Code: ETHHI.

Familie: Ranunculaceae, Hahnenfußgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Südeuropa; Zierpflanze in Gärten, zuweilen verwildert.

Beschreibung: Ausdauernde Pflanze, 5-15 cm hoch, mit knollenartigem Wurzelstock. Blätter langgestielt, 5-7 teilig, nach der Blüte erscheinend. Blüten gelb, einzeln, von grünen, handförmig geteilten, quirlständigen Hochblättern umgeben.

Balgfrüchte 6-7, braun.

Blütezeit: Februar-April.

Weitere giftige Eranthis-Arten [E 12]:

Eranthis cilicica Schott et Kotschy (Staude, Blütezeit: 3, Verbreitung: Anatolien bis Syrien).

Eranthis x tubergenii Bowl. Bastard aus E. cilicica u. E. hyemalis.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze, besonders die Knolle.

Hauptwirkstoffe: Herzglykoside aus der Gruppe der Bufadienolide, Eranthin A und B.

Vergiftungserscheinungen: Übelkeit, Erbrechen, Koliken, unregelmäßiger, verlangsamter Puls, Herzschwäche, Sehstörungen, Atemnot, bei letaler Dosis Herzstillstand im Kollaps.

Gefährlichkeitsgrad: Stark giftig ++

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

E 12       Enke, F., Buchheim, G., Seybold, S.: Zander Handwörterbuch der Pflanzennamen. 14. Aufl., 810 S., Verl. Eugen Ulmer, Stuttgart, 1993

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

J 5          Jaspersen-Schib, R.: Giftpflanzen aktuell - Herbst. Dtsch. Apoth. Ztg., 124, 2321-2327, 1984

 

Therapie:  14

 

  Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 


 

Erysimum crepidifolium Rchb.

 

Bleicher Schöterich, Gänsesterbe.

 

 

Familie: Brassicaceae, Kreuzblütler.

Verbreitung, Vorkommen: Mittel- und Südosteuropa; in Mittel- und Süddeutschland zerstreut an Felsen, auf Felsschutt, an trockenen Hängen, Wegrändern etc.

Beschreibung: 2- bis mehrjährige, bis 60 cm hohe Pflanze mit aufrechtem StengelStängel. Grundblätter rosettenförmig angeordnet, lineal-lanzettlich, am Rand buchtig oder geschweift. Untere StengelStängelblätter gezähnt, obere ganzrandig, grau. Blüten schwefelgelb, in dichttraubigen Blütenständen. Schoten mit braunen, glatten Samen.

Blütezeit: April-Juli.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze, besonders die Samen.

Hauptwirkstoffe: In den Samen mindestens 20 Cardenolidglykoside (3,5 %). Hauptglykosid Erysimosid (ca. 2,3 %), aus dem durch Abspaltung der Glucose das Sekundärglykosid Helveticosid (0,5-1,2 %) entsteht. Höchster Gehalt an Erysimosid und Helveticosid zur Reifezeit und während der Trocknung.

Vergiftungserscheinungen: Vergiftungen beim Menschen traten bisher noch nicht auf, während Massensterben von Gänsen bekannt wurden. Gefährdet sind auch Kaninchen. Nach Hilbrich [H 30] soll die Pflanze für Hühner nicht giftig sein. Als Symptome treten auf: Unruhe, Zittern, Krämpfe, Atemnot und Herzversagen.

Anwendungen: Selten als Cardiacum.

Gefährlichkeitsgrad: Stark giftig ++ (Gänse).

Literatur:

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 30       Hilbrich, P.: Krankheiten des Geflügels. 3. Aufl., Verlag Kuhn, Villingen-Schwenningen, 1978

 

 

L 10        Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

Therapie:  14

 

  Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.


 

Erysimum diffusum Ehrh.

 

(Erysimum canescens Roth)

Graublättriger Hederich, Grauer Schöterich. E: Hoary erysimum. I: Violaciocca meridionale. F: Velar gris.

 

 

EDV-Code: ERYDI.

Familie: Brassicaceae, Kreuzblütler.

Verbreitung, Vorkommen: Steppengebiete Südosteuropas und Kleinasiens, in Deutschland eingeschleppt, besonders im Elbegebiet.

Beschreibung: Ausdauernde oder 2 jährige, bis 50 cm hohe Pflanze. Blätter schmal-lineal-lanzettlich, ganzrandig, grau. Blüten hellgelb, in reichblütiger Traube, Früchte 3-7 cm lang.

Blütezeit: Juni-Juli.

Droge: Herba Erysimi canescentis.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze.

Hauptwirkstoffe: Hauptglykosid Erysimosid und Helveticosid und weitere Nebenglykoside.

Vergiftungserscheinungen: Ähnlich der des Convallatoxins, jedoch etwas schwächer. Convallaria majalis

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Literatur:

B 26       Braun, H.: Heilpflanzen-Lexikon für Ärzte und Apotheker. 4. Aufl., 302 S., Fischer Verlag, Stuttgart, New York, 1981

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

Therapie:  14

 

  Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 


 

Erythrina crista-galli L.

 

Korallenstrauch, Hahnenkamm. E: Cockspur coral tree. F: Erythrine crête-de-coq. Mex: Colorines (Erythrina ssp.), Tzompanquahuitl (Zompantlibaum).

 

 

EDV-Code: ERZCG.

Familie: Fabaceae, Schmetterlingsblütler.

Verbreitung, Vorkommen: Brasilien, Schattenbaum in Kaffeeplantagen. Bei uns als Zier- und Kübelpflanze. In Parks und Gärten im Mittelmeergebiet öfter anzutreffen.

Beschreibung: Buschiger Strauch. Blätter 3 zählig, bestachelt oder kahl. Blüten ca. 4 cm groß, fleischig, leuchtend rot, in aufrechten oder hängenden langen Trauben. Samen leuchtend rot.

Blütezeit: Juli-Oktober.

Eine weitere giftige Erythrina-Art [E 12]: Erythrina corallodendron L. (Strauch, Blütezeit: 8-9, Verbreitung: Brasilien).

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze, besonders die Samen. Verwechslungsmöglichkeit mit den Samen von Abrus precatorius (mit schwarzem Nabelfleck).

Hauptwirkstoffe: In den Samen:

Erythratin C18H21NO4, Fp. 170-171°C,

Erythralin C18H19NO3, Fp. 106-107°C,

Erythramin C18H21NO3, Fp. 103-104°C,

Hypaphorin C14H18N2O2, Fp. 254-255°C,

Erysopin C17H19NO3, Fp. 242-243°C,

Erysodin C18H21NO3, Fp. 204-205°C,

Erysovin C18H21NO3, Fp. 178-179°C,

Erysonin C17H19NO3, Fp. 241-243°C,

Erysothiopin C19H21NO7S, Fp. 168°C,

Erysothiovin C20H23NO7S, Fp. 187°C,

β-Erythroidin C16H19NO3, Fp. 242-243°C [H 12].

Erysopin:R=H, R'=H, R''=CH3

Erysonin(?):R=H, R'=CH3, R''=H

Erysodin:R=H, R'=CH3, R''=CH3

Erysovin:R=CH3, R'=H, R''=CH3

Erythralin:R+R'=CH2, R''=CH3

Erysothiopin:R=H,

R'=HOOC-CH2-SO2,

R''=CH3

Erysothiovin:R=CH3,

R'=HOOC-CH2-SO2,

R''=CH3

 

Vergiftungserscheinungen: Die Samen der Gattung Erythrina (über 100 Arten) enthalten mehr oder weniger Alkaloide mit ähnlicher Wirkung wie Curare. Während Curare nur bei parenteraler Zufuhr (d.h. durch Injektion oder über die verletzte Haut aufgenommen) wirksam ist, zeigen die Erythrina-Alkaloide auch bei oraler Aufnahme volle Wirkung.

Der Genußss schon einer kleinen Menge von „Colorines” ruft eine außerordentliche Blutdruckerhöhung hervor. Die Indianer in der Sierra von Tlaltizepam (Michoacan) benutzen sie deshalb in Extraktform zu Racheakten, wenn sie wollen, daßss jemand der „Schlag” treffen soll.

Die Nachrichten über Vergiftungen durch Zompantlibohnen oder Colorines sind überaus widerspruchsvoll, was wohl daher kommen mag, daßss man unter diesen Namen wieder einmal alles mögliche zusammengeworfen hat (vgl. bei Noriega: Historia de las Drogas, wie viele und verschiedene „Colorines” da aufgezählt werden). Die Giftigkeit dieser verschiedenen roten Bohnen ist sicherlich nicht gleich und wahrscheinlich gibt es auch ungiftige Erythrina-spezies unter ihnen. Altamirano und Dominguez nennen die Colorines geradezu „mexikanisches Curare”. Ein Extrakt aus den Bohnen hatte derart lähmende Wirkungen, daßss sie ihn bei Vivisektionen gebrauchen konnten.

Dr. Ramirez und Dr. Rivero beschreiben die brutale Wirkung von Erythrina americana auf die motorischen Nerven. Arze-Bahnken kommt zu dem Schlußss, daßss dieselben Samen, peroral einverleibt, gar nicht giftig seien, gibt aber in einem Atemzuge an, daßss 0,49 g des Pulvers dieser Samen, pro Kilogramm Meerschweinchen, tödliche Wirkung habe. Nach neuesten Versuchen wird vermutet, daßss der Giftstoff der Colorines bei unverletzter Schleimhaut des Mundes und des Magens relativ harmlos sei, bei Eintritt in den Körper durch Schleimhautverletzungen aber stark giftig wirke, injiziert immer Lähmung der motorischen Nerven und Nekrose hervorrufen [R 25].

Es folgen die Schilderungen mehrerer Vergiftungsfälle, die alle auffallend übereinstimmen. In allen Fällen zeigt sich nach der Einverleibung der roten Bohnen erst unmäßige Heiterkeit, dann Irrereden, Schwanken wie bei Trunkenen und erhöhte Libido. Hitziges Fieber und Hautrötung wie bei Scharlach. Dann fallen die Vergifteten in einen tiefen Schlaf, in dem sie in 2-3 Tagen sterben können.

Gefährlichkeitsgrad: Stark giftig ++

Literatur:

E 12       Enke, F., Buchheim, G., Seybold, S.: Zander Handwörterbuch der Pflanzennamen. 14. Aufl., 810 S., Verl. Eugen Ulmer, Stuttgart, 1993

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

R 25       Reko, A.: Magische Gifte, Rausch- und Betäubungsmittel der Neuen Welt. 3. Auflage, Enke Verlag, Stuttgart, 1949

 

 

R 26       Ramirez, E.: Anales del Instit. Biologico de la Universidad Nac. Mex. Tomo VI, 301-305, 1935

 

Therapie:   14

 

  Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 


 

Eschscholzia californica Cham.

 

Goldmohn, Schlafmützchen. E: Californian poppy. F: Pavot de Californie, Globe du soleil. I: Escolzia di California. NL: Goudpapaver.

 

 

EDV-Code: ESHCA.

Familie: Papaveraceae, Mohngewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Californien; Gartenzierpflanze, manchmal verwildert.

Beschreibung: Einjährige oder ausdauernde, 30-60 cm hohe, blaugrüne Pflanze. Blätter fein zerteilt, linealisch, Blüten leuchtend gelb, bis 3,5 cm im Durchmesser, lang gestielt.

Blütezeit: Juni-September.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze.

Hauptwirkstoffe: Nach älteren Angaben

Eschscholzin C21H19NO5 (0,25 % in der Wurzel);

Ionidin C19H25N4O4;

β-Allocryptopin (Homochelidonin) C21H23NO5;

Protopin C20H19NO5;

Sanguinarin C20H15NO5;

Chelerythrin C21H19NO5;

Cryptopin (Cryptocarin) C21H23NO5 und weitere seltene Alkaloide.

Alkaloidgehalt der Wurzel 2,7 %, des Krautes 0,06-0,29 % [B 36].

Vergiftungserscheinungen: Der Pflanze wird eine schwach narkotische, spasmolytische und schmerzlindernde Wirkung zugeschrieben. Cryptopin wirkt in einer Verdünnung von 1:1000000 stimulierend auf den Uterus des Meerschweinchens [H 12].

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Eschscholzia californica: Monographie der Kommission D.

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

N 2         Nahrstedt, A.: Drogen und Phytopharmaka mit sedierender Wirkung. Ztschr. f. Phytother. 6, 101-109, 1985

 

 

R 35       Rätsch, Ch.: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Wiessenschaftl. Verl. Ges., Stuttgart, 941 S., 1998.

 

Therapie:  14

 

  Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

 


 

Euonymus europaea L.

 

Pfaffenhütchen, Spindelstrauch. E: Spindle-tree. F: Fusain d’Europe. I: Fusaria comune. NL: Kardinaalsmuts.

 

 

EDV-Code: EUOEU.

Familie: Celastraceae, Spindelbaumgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, Asien. In Mitteleuropa verbreitet; Waldränder, Hecken, Raine, Abhänge.

Beschreibung: Baum oder Strauch, bis 3 m hoch. Blätter eiförmig-lanzettlich, gegenständig. Blüten klein, gelblichgrün, in achselständigen Scheindolden. Samen mit orangerotem Samenmantel, in 4 fächriger karminroter Kapsel.

Blütezeit: Mai-Juni.

Früchte: September-Oktober.

In Süddeutschland kommt auch Euonymus latifolia L. (Mill.) vor.

Weitere giftige Euonymus-Arten [E 12]:

Euonymus alata (Thunb.) Sieb. (Strauch, Blütezeit: 5-6, Verbreitung: Ostasien)

Euonymus verrucosa Scop. (Strauch, Blütezeit: 5-6, Verbreitung: Südöstliches Mittel- u. Ost-Europa/Kaukasus).

Droge: Fructus Euonymi, Euonymi fructus, Pfaffenhütchenfrüchte.

Samen und orangeroter Samenmantel.

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile, vor allem die Früchte (36 Früchte sollen für Erwachsene tödlich sein).

Hauptwirkstoffe: In den Samen

Evonosid C41H64O19, Fp. 202-208°C; Evobiosid C35H54O13, Fp. 202-206°C;

Evomonosid C29H44O8, Fp. 238-240°C, Triacetin. In den Blättern außerdem Triterpene. Neuerdings wurde aus E. ein anti-H- und anti-B-Lectin isoliert. Für die insektiziden Eigenschaften dürfte Evonin verantwortlich sein.

Vergiftungserscheinungen: Vergiftungssymptome oft erst nach 12-18 Std. Übelkeit, Krämpfe, Schock, Temperaturanstieg, blutiger Durchfall mit Kolik, Leber- und Nierenschädigung, Herzrhythmusstörungen, Lähmung der Kaumuskulatur, tonisch-klonische Krämpfe, Tod in Bewußsstlosigkeit.

Nur 2 Früchte verursachten bei einem 7 jährigen Kind einen schweren dreitägigen Vergiftungsverlauf.

Nach Weilemann kommt es bei 35 % vorwiegend Ein- bis Dreijähriger durch die Aufnahme von Samen insbesondere zu Magen- und Darmbeschwerden. Dadurch, daßss bei Pfaffenhütchen relativ häufig Erkrankungen auftreten, sollte die Indikation zum Erbrechen großzügig erstellt werden.

Aus den Erfahrungen der Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen, Berlin:

Bei einem Dreijähr. kam es 3 Std. später zu Erbrechen und Bauchschmerzen; in 2 Fällen wurde nach Gabe von Ipecac. unzerkauter Samen erbrochen, sonst unauffälliger Verlauf [K 40].

Das Pulver der getrockneten Früchte tötet Insekten. Tiere sind besonders durch das Fressen von Zweigen und Zweigspitzen gefährdet.

Gefährlichkeitsgrad: Stark giftig ++

Vorschriften: Euonymus europaea: Monographie der Kommission D.

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

E 12       Enke, F., Buchheim, G., Seybold, S.: Zander Handwörterbuch der Pflanzennamen. 14. Aufl., 810 S., Verl. Eugen Ulmer, Stuttgart, 1993

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

J 5          Jaspersen-Schib, R.: Giftpflanzen aktuell - Herbst. Dtsch. Apoth. Ztg., 124, 2321-2327, 1984

 

 

K 40       Krienke, E.G., von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U.: Vergiftungen im Kindesalter, 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1986

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003Mxx: von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

P 5         Pasich, B. et al.: Chemical investigation of Euonymus europaea. Planta medica 38, 391, 1980

 

 

S 6         Schilcher, B.: Giftpflanzenberatung besonders gefragt zur Fruchtreifezeit. PZ 44, 9-16, 1988

 

 

S 34       Schurz, J.: Schneeball und Pfaffenhütchen. Kosmos 6, 257-258, 1972

 

Therapie:  14

 

  Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken von bis zu 2 Samen: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Nach Verschlucken von 3 – 5 Samen: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe.

Bei größeren Mengen und entsprechend kurzer Latenz: Magenentleerung (Ipecac), danach Kohlegabe.


 

Euphorbia cyparissias L.

 

Zypressenwolfsmilch. E: Cypress spurge. F: Tithymale, Euphorbe petit cyprès. I: Euforbia cipressina. NL: Cypreswolfsmelk.

 

 

EDV-Code: EPHCY.

Familie: Euphorbiaceae, Wolfsmilchgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, Asien; in Mitteleuropa häufig; Äcker, Triften, trockene Wiesen, Waldlichtungen, Wegränder.

Beschreibung: 15-30 cm hohe, ausdauernde, milchsaftführende Pflanze. Blätter schmal-linealisch, wechselständig, in dichter Folge am StengelStängel. „Blüten” sind gelbgrüne Blütenstände, die sich an vielstrahligen Trugdolden befinden.

Blütezeit: April-Mai.

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile, die Milchsaft enthalten. Giftstoffgehalt wird durch Lagerung und Trocknung nicht verändert.

Hauptwirkstoffe: Euphorbon, Phorbolester und unbekannte Wirkstoffe.

Vergiftungserscheinungen: Bei oraler Aufnahme Magenschmerzen, blutiger Durchfall, Pupillenerweiterung, Herzrhythmusstörungen, Schwindel, Delirien, Nierenentzündung, Bewußsstseinsstörungen, in schweren Fällen Tod nach 1-3 Tagen.

Bei einem Dreijährigen kam es nach Verschlucken eines Zypressen-Wolfsmilch-StengelStängels zu einem Krampfanfall; das Kind war benommen, desorientiert und tobte, die Pupillen waren erweitert und zeigten eine träge Lichtreaktion. Nach wenigen Stunden war die Symptomatik wieder abgeklungen [Ärztliche Praxis].

Aus den Erfahrungen der Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen, Berlin:

3 jähr. Mädchen sog an einer unbekannten Menge Wolfsmilchsaft: Läsionen im Mund, nach 24 Std. generalisierte Urtikaria; 9 jähr. Mädchen: Erbrechen, Mydriasis, Unruhe, Magenkrämpfe, 24 Std. später unauffällig, aufgenommene Menge unklar; Erw., der mit verletztem Finger mit Milchsaft in Berührung kam: Schmerzen bis zum Handgelenk [K 40].

Die Pflanze wird von Tieren wegen des scharfen Geruchs und Geschmacks weitgehend gemieden. Bei Rindern können Vergiftungen durch Heu vorkommen, wenn die Pflanze in größeren Mengen darin enthalten ist. Es kann zu einer hämorrhagischen Gastroenteritis mit Kolik, blutigen Durchfällen, Leberschädigung, Krämpfen und Lähmungen führen. Kuhmilch wird geschmacklich verändert.

Wirkungen auf die Haut: Bei Hautkontakt Blasenbildung, im Auge gefährliche Binde- und Hornhautentzündung.

Gefährlichkeitsgrad: Stark giftig ++

Vorschriften: Euphorbia cyparissias: Monographie der Kommission D.

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 18       Hapke, H.J.: Toxikologie für Veterinärmediziner. 408 S., Enke Verl., Stuttgart, 1975

 

 

K 20       Kinghorn, A.D., Evans, F.J.: A biological screen of selected species of the genus Euphorbia for skin irritant effects. Planta medica 28, 155-160, 1975

 

 

K 40       Krienke, E.G., von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U.: Vergiftungen im Kindesalter, 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1986

 

 

L 10        Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 2         Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

Therapie:  14

 

  Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund gründlich ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

Bei größeren Mengen und kurzer Latenz: Magenentleerung (Ipecac), danach Kohlegabe.

Nach Hautkontakt: Sofort mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

Nach Augenkontakt: Bei geöffentem Lidspalt mindestens 10 Minuten mit viel Wasser spülen. Augenarzt hinzuziehen.

 


 

Euphorbia lathyris L.

 

Kreuzblättrige Wolfsmilch. E: Caper spurge. F: Euphorbe épurge. I: Euforbia catapuzia.

 

 

EDV-Code: EPHLA.

Familie: Euphorbiaceae, Wolfsmilchgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Östliches Mittelmeer, Westasien; gepflanzt und manchmal verwildert.

Beschreibung: 20-100 cm hohe, zweijährige, milchsaftführende Pflanze. Blätter gekreuzt gegenständig, länglich-linealisch. Blüten in 2-4 strahligen Scheindolden.

Blütezeit: Juni-August.

Hauptwirkstoffe: Ingenol und Ingenolester.

Wirkungen auf die Haut: Ingenol und Verbindungen können auf der Haut Entzündungen mit Oedemen und Hyperplasien hervorrufen.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Euphorbia lathyris: Monographie der Kommission D.

Literatur:

E 14       Evans, J.F., Schmidt, R.J.: Plants and plant products that induce contact dermatitis. Planta medica, 38, 289-316, 1980

 

 

F 18        Fürstenberger, G., Hecker, E.: Zum Wirkungsmechanismus cocarcinogener Pflanzeninhaltsstoffe. Planta medica 22, 241-266, 1972

 

 

K 20       Kinghorn, A.D., Evans, F.J.: A biological screen of selected species of the genus Euphorbia for skin irritant effects. Planta medica 28, 155-160, 1975

 

M xx         MühlendahlMxx:       von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

S 29       Schroeder, G. et al.: Cytotoxic activity of 6,20-epoxylathyrol and its aliphatic diesters. Planta medica 35, 235-241, 1979

 

Therapie:  14

 

  Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund gründlich ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe nach Verschlucken größeren Mengen. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

Nach Hautkontakt: Sofort mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

Nach Augenkontakt: Bei geöffentem Lidspalt mindestens 10 Minuten mit viel Wasser spülen. Augenarzt hinzuziehen.

 


 

Euphorbia marginata Pursh

 

(E. variegata Sims)

Schnee-auf-dem-Berge. E: Snow-on-the-mountain.

 

 

EDV-Code: EPHMG.

Familie: Euphorbiaceae, Wolfsmilchgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Beheimatet in Nordamerika, von Minesota bis Colorado, südlich bis Texas und New Mexico. Bei uns als dekorative Gartenpflanze.

Beschreibung: Einjährige, 40-80 cm hohe, aufrechte, stark verzweigte Pflanze. Blätter grün, obere weiß gerandet, während der Blütezeit stärker gefleckt, länglich-oval, spitz, gegenständig. Blüten unscheinbar, 0,5-1 cm groß, von einer milch- oder grünlichweißen Hülle umgeben.

Blütezeit: Juli-September.

Giftige Pflanzenteile: Milchsaft.

Vergiftungserscheinungen, Wirkung auf die Haut: Der Milchsaft verursacht auf Haut und Schleimhäuten starke Reizungen und Entzündungen. Nach Angaben eines Gärtners ist die Wirkung stärker als bei anderen Wolfsmilchgewächsen, die in unseren Gärten vorkommen und angepflanzt werden. Die Giftwirkung dürfte den anderen Arten entsprechen.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +, hautreizend.

Therapie:  14

 

  Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund gründlich ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe nach Verschlucken größeren Mengen. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

Nach Hautkontakt: Sofort mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

Nach Augenkontakt: Bei geöffentem Lidspalt mindestens 10 Minuten mit viel Wasser spülen. Augenarzt hinzuziehen.

 


 

Euphorbia milii Desmoulins

 

(Euphorbia splendens Boj. ex Hook.)

Christusdorn, Dornenkrone. E: Crown-of-thorns.

 

 

EDV-Code: EPHML.

Familie: Euphorbiaceae, Wolfsmilchgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Madagaskar; Zimmerpflanze.

Beschreibung: Dorniger, bis 90 cm hoher Strauch; Blätter länglich oval, hellgrün, wechselständig, quirlig oder gegenständig; Blütenstände mit 2 zinnoberroten Hochblättern, endständig, doldig angeordnet.

Blütezeit: November-April.

Giftige Pflanzenteile: Milchsaft.

Hauptwirkstoffe: Triterpene, Diterpenester des Ingenols, Milliamine A-G.

Vergiftungserscheinungen: Kopfschmerz, Benommenheit, Schock, Nierenschädigung.

Bei einem Erwachsenen, der den Milchsaft auf seinem Finger abgeleckt hatte, traten am nächsten Tag folgende Symptome auf: Bläschenbildung und Trockenheit im Mund, Schwitzen, stark geschwollene Augen, Blepharitis, Konjunktivitis, verminderter Tränenflußss und Jucken im Gesicht. Erst nach einwöchiger Behandlung war dem Patienten das Lesen wieder möglich [J 6].

Gefährlichkeitsgrad: Giftig + und hautreizend.

Literatur:

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

J 6           Jaspersen-Schib, R.: Giftige Zimmerpflanzen. Dtsch. Apoth. Ztg., 127, 1417-1423, 1987

 

 

K 20        Kinghorn, A.D., Evans, F.J.: A biological screen of selected species of the genus Euphorbia for skin irritant effects. Planta medica 28, 155-160, 1975

 

 

M 10        Marston, A., Hecker, E.: Active principles of the Euphorbiaceae (from Euphorbia milii). Planta medica 50, 319-322, 1984

 

Therapie:  14

 

 

 

  Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund gründlich ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe nach Verschlucken größeren Mengen. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

Nach Hautkontakt: Sofort mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

Nach Augenkontakt: Bei geöffentem Lidspalt mindestens 10 Minuten mit viel Wasser spülen. Augenarzt hinzuziehen.


 

Euphorbia pulcherrima Willd. ex Klotzsch

 

Weihnachtsstern, Adventsstern, Poinsettie. E: Christmas flower. F: Euphorbe superbe. NL: Prachtwolfsmelk.

 

 

EDV-Code: EPHPU.

Familie: Euphorbiaceae, Wolfsmilchgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Mexiko; beliebte Zimmerpflanze.

Beschreibung: Strauchige Pflanze. Blätter länglich eiförmig, ganzrandig oder gelappt, lang gestielt, wechselständig. Blütenstände unscheinbar, weißlich-gelb, mit leuchtend roten, rosa oder weißen Hochblättern.

Blütezeit: November-März.

Fast alle Euphorbia-Arten sind giftig [E 12].

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze, vor allem der Milchsaft.

Hauptwirkstoffe: Der Milchsaft soll nach älteren Angaben Diterpene enthalten, die aber nach neueren Untersuchungen nicht nachgewiesen werden konnten. Es wurden Ester von β-Amyrin und Germanicol festgestellt.

Vergiftungserscheinungen: Zittern, Erbrechen, Durchfall, Schläfrigkeit, Benommenheit.

Arnold beschreibt die Pflanze als hochgiftig. Dagegen stehen die Angaben der Giftinformationszentralen München und Freiburg, wonach in mehreren Fällen Kleinkinder einige Hochblätter aßen, ohne daßss Symptome zu bemerken waren.

Aus den Erfahrungen der Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen, Berlin:

Kinder boten unterschiedl. Symptome: 5 mal Erbrechen; nach 4 Std. Durchfall; nach 6-7 Std. Erbrechen, Durchfall, Schläfrigkeit, leichte Benommenheit; nach 6 Blättern 9 Mon. altes Kind nach 3 Tagen Erbrechen, Durchfall, Temperaturanstieg. Tiere scheinen empfindlicher zu sein. Meerschweinchen: verstarb (Verätzungen im Magen); Katze: Durchfall, Hypothermie, Lungenödem; Katze: Zittern [K 40].

Nach Weilemann werden die Blätter und Hochblätter (das sind die roten oder weißlichen Blätter) vorwiegend von Halb- bis Zweijährigen aufgenommen. Es kann zu starken Reizungen der Haut und Schleimhäute kommen. Beschwerden können ernster Natur sein. Ein viereinhalbjähriges Mädchen nahm den Saft der Blätter zu sich. Nach vier Stunden kam es zu Bauchschmerzen, Müdigkeit, die Heilung verlief komplikationslos. Bei mehr als einem Blatt oder Hochblatt sollte der Arzt zugezogen werden.

Es gibt auch untoxische und weniger toxische Zuchtformen, die sich aber in ihrem Habitus nicht von einander unterscheiden.

Wirkungen auf die Haut/Schleimhaut: Bei der gewerbsmäßigen Anzucht des Weihnachtssterns kann es durch die Pollen zu einer inhalativen Allergie kommen.

Darüber hinaus gibt es Beobachtungen von kontaktallergischen Reaktionen, die durch den Milchsaft hervorgerufen werden. Für letzteres besteht der Verdacht, daßss Kreuzreaktivitäten zu Croton bestehen (Codiaeum variegatum).

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Literatur:

B 1         Baas, W.J.: Triterpenes in latex of Euphorbia pulcherrima. Planta medica 32, 1-8, 1977

 

 

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

J 6          Jaspersen-Schib, R.: Giftige Zimmerpflanzen. Dtsch. Apoth. Ztg., 127, 1417-1423, 1987

 

 

J 12        Jaspersen-Schib, R.: Giftpflanzen als Weihnachtsschmuck. Dtsch. Apoth. Ztg. 130, 2766-2772, 1990

 

 

K 20       Kinghorn, A.D., Evans, F.J.: A biological screen of selected species of the genus Euphorbia for skin irritant effects. Planta medica 28, 155-160, 1975

 

 

K 40       Krienke, E.G., von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U.: Vergiftungen im Kindesalter, 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1986

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

Therapie:  16

 

 

  Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund gründlich ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

Bei größeren Mengen und kurzer Latenz: Magenentleerung (Ipecac), danach Kohlegabe.

Nach Hautkontakt: Sofort mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

Nach Augenkontakt: Bei geöffentem Lidspalt mindestens 10 Minuten mit viel Wasser spülen. Augenarzt hinzuziehen.

 

 


 

   

Fatsia japonica (Thunb. ex Murr.) Decne. et Planch.

 

Zimmeraralie, Bergangelika. E: Japanese fatsia. F: Aralie du Japon.

 

 

EDV-Code: FATJA.

Familie: Araliaceae, Araliengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Japan; Zimmerpflanze.

Beschreibung: Immergrüner Strauch. Blätter handförmig, 5-9 lappig, lederig, Blüten grünlichweiß, doldenartig, in endständiger Traube. Beeren schwarz.

Blütezeit: August-September.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze.

Hauptwirkstoffe: Die Blätter enthalten ein Saponingemisch aus Arolein, Oleanolsäure, Hederagenin, β-Profastin. In der Wurzel Saponine, Oleanolsäure. Beeren: Cyanidin-3-galactosid (Idaein).

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

 

Literatur:

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003Mxx: von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

Therapie:  14

 

 

 

 

Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe bei Verschlucken sehr großer Mengen Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen.

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Ficaria verna Huds.

 

(Ranunculus ficaria L.)

Scharbockskraut. E: Lesser celandine, Figwort. F: Pot au beurre. I: Ranuncolo favagello. NL: Speenkruid.

 

 

EDV-Code: FICVE.

Familie: Ranunculaceae, Hahnenfußgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, Nord- und Mittelasien; in Mitteleuropa verbreitet; Wiesen, Ufer, Wälder.

Beschreibung: 8-15 cm lange, niederliegende, ausdauernde Pflanze, mit keulenförmigen Wurzelknollen. Blätter glänzend-grün, rundlich herzförmig, langgestielt. Blüten goldgelb, einzeln, endständig, sternförmig.

Blütezeit: März-Mai.

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile, besonders Wurzelstock und Brutknöllchen.

Hauptwirkstoffe: Protoanemonin und unbekannte Stoffe.

Vergiftungserscheinungen: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

Therapie:  16

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe bei Verschlucken großer Mengen Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen.

 


 

 

   

Ficus (L.)-Arten

 

Feigenbaum-Arten.

 

Ficus elastica

 

Familie: Moraceae, Maulbeerbaumgewächse.

Verbreitung, Vorkommen, Beschreibung: Allen Ficus-Arten ist gemeinsam, daßss sie Milchsaft führen, ganzrandige Blätter in wechselständiger Stellung besitzen.

Charakteristisch sind die Blüten, die im Inneren einer fleischigen, birnenförmigen Scheinfrucht angelegt sind.

Bekannte Arten, die auch als Zimmerpflanzen Verwendung finden, sind:

Ficus benghalensis L., Banyanbaum, Heimat: Indien.

Ficus elastica Roxb., Gummibaum, Heimat: Malakka, Malaiische Inseln. Beliebte Topf- und Zimmerpflanze.

Ficus pumila L., Heimat: Ostasien.

Ficus religiosa L., Bobaum, Pepulbaum, Heimat: Indien.

Ficus magnolioides, ein meterdicker Baum, und Ficus carica L. (Feigenbaum) kommen in den Mittelmeerländern vor.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze (auch unreife Früchte).

Hauptwirkstoffe: Der Milchsaft der Ficus-Arten besteht hauptsächlich aus Harz, Kautschuk, Furocumarinen, flavonoiden Verbindungen und Proteinen. Diese Ficus-Proteine sind zum Teil papainartig wirkende Enzyme und finden unter dem Namen Ficin eine anthelmintische Verwendung.

Vergiftungserscheinungen: Die Rinde von Ficus benghalensis besitzt oral eine hypoglykämische Wirkung.

Ein Blatt von Ficus elastica wurde von einem 2 jährigen Kind ohne Symptomatik vertragen. Bei Versuchen mit Mäusen und Ratten waren die Blätter von Ficus elastica nicht giftig.

3-4 Blätter von Ficus pumila, die ein Zwerghase fraß, führten zu Krämpfen, Lähmungen und schließlich zum Tode.

Aus den Erfahrungen der Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen, Berlin:

Erbrechen, Würgen, Bauchschmerzen nach Essen von Blatteilen von Ficus elastica. Feigen, vor allem wenn sie beschädigt sind, weisen oft Mycotoxine auf. Feigenpasten sollte man meiden (persönl. Mitteilung an den Verfasser).

Wirkungen auf die Haut: Der Milchsaft von Ficus-Arten ruft bei gleichzeitiger Einwirkung von Sonnenlicht auf der Haut irritative und bullöse Reaktionen hervor (Photo-Kontaktdermatitis). Ursache dieser Erscheinungen sind Furocumarine vom Typ des Psoralens [Zaynoun ST et al.: Contact Derm. 11, 21, 1984].

Gefährlichkeitsgrad: Wenig giftig (+)

Vorschriften: Ficus carica: Monographie der Kommission D.

Ficus religiosa: Monographie der Kommission D.

Literatur:

D 2          Damjanic, A., Akac½ic, B.: Furocoumarins in Ficus carica. Planta medica 26, 119-123, 1974

 

 

D 12        Douglas Kinghorn, A.: Toxic plants. 195 S., Columbia University Press, New York, 1979

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

I 4            Ippen, H.: Phototoxische Reaktion auf Feigen. Der Hausarzt 33, 337-339, 1982

 

 

K 40        Krienke, E.G., von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U.: Vergiftungen im Kindesalter, 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1986

 

 

M 12        Martinek, A.: Über ein unbekanntes, gut kristallisierbares Glycosid aus den getrockneten Blättern von Helleborus niger. Planta medica 24, 73-82, 1973

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

R 35        Rätsch, Ch.: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Wiessenschaftl. Verl. Ges., Stuttgart, 941 S., 1998.

 

Therapie:  16

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe bei Verschlucken großer Mengen Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen.

 

 


 

 

   

Fritillaria imperialis L.

 

Kaiserkrone. E: Imperial crown. F: Couronne impériale. I: Meleagride imperiale, Corona imperiale.

 

 

Familie: Liliaceae, Liliengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Persien bis Westhimalaya; Gartenpflanze.

Beschreibung: Ausdauernde bis 1 m hohe Pflanze, mit kräftigem StengelStängel, bis zur Mitte reich beblättert. Blätter lineal-lanzettlich. Blüten groß, glockenförmig, quirlartig in einer Dolde, von Hochblättern überragt. Frucht bis 4 cm, 6 kantig.

Blütezeit: April-Mai.

Giftige Pflanzenteile: Zwiebel.

Hauptwirkstoffe: Imperialin, Fritillin, Fritillarin (herzwirksame Steroidalkaloide), Tulipalin A.

Imperialin

 

Vergiftungserscheinungen: Erbrechen, Krämpfe, Blutdrucksenkung, Herzstillstand.

Wirkungen auf die Haut: Die Kaiserkrone enthält in Blüte, Blättern und StengelStängeln das Kontaktallergen Tulipalin A (Tulipa gesneriana), so daßss bei häufigerem Berühren eine Sensibilisierung induziert werden kann [unveröff. Untersuchungsergebnisse].

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Literatur:

B 36        Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

G 21        Gugenhan, E.: Giftige Zwiebel. Kosmos 5, 20, 1984

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

L 10        Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

Therapie:  14

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

Nach Hautkontakt: Mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

 

 


 

 

   

Fumaria officinalis L.

 

Erdrauch. E: Common fumatory. F: Fumeterre. I: Fumaria comune. NL: Gewone duivekervel.

 

 

EDV-Code: FUMOF.

Familie: Papaveraceae (Fumariaceae), Mohngewächse (Erdrauchgewächse).

Verbreitung, Vorkommen: Europa, West- und Nordasien, Nordafrika; in Mitteleuropa häufig; Gärten, Äcker, Schuttplätze.

Beschreibung: 10-30 cm hohe, einjährige, graugrünbereifte Pflanze. Blätter 2-3 fach gefiedert, mit lanzettlichen Zipfeln, wechselständig, gestielt. Blüten purpurrot, mit stumpfem Sporn, in vielblütigen Trauben. Früchte kugelige Nüßsschen.

Blütezeit: Mai-Oktober.

Droge: Herba fumariae, Fumariae herba, Erdrauchkraut.

Ohne Geruch, von bitterem, salzigem Geschmack.

Wirkstoffhaltige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze.

Hauptwirkstoffe: Die Alkaloide Fumarin (Protopin) C20H19NO5, Fp. 207 °C;

Cryptocavin (Cryptopin) C21H23NO5, Fp. 221 °C;

Aurotensin [(-)- und (±)-Scoulerin] C19H21NO4, Fp. 128 °C;

(±)-Tetrahydrocoptisin (Stylopin) C19H18NO4;

(±)- und (-)-Sinactin C20H21NO4, Fp. 170 ° bzw. 176 °C [H 12], sowie weitere unbekannte Alkaloide.

Sinactin

 

Protopin:

R2+R3, R1+R4=CH2

Cryptopin:

R2+R3=CH3; R1+R4=CH2

 

Vergiftungserscheinungen: Fumarin wirkt nach Kreitmair [Pharmazie 4, 242 (1949)] bei verschiedenen Tierarten und je nach Dosierung verschieden, betäubend oder erregend. Anfangs bewirkt Fumarin eine Kräftigung, später eine Hyposthenie. Subcutan und auch äußerlich wirkt Fumarin anaesthesierend. Bei Warmblütern erhöhen kleine Dosen den Blutdruck, große senken ihn. Toxische Dosen führen zum Tod durch Atemlähmung. Fumarin besitzt eine amphocholeretische Wirkung, d.h. eine pathologisch gesteigerte Gallenabsonderung wird reduziert und eine zu geringe Gallenabsonderung gesteigert; dieser Einflußss soll durch eine kräftige Relaxation am Sphincter Oddi ergänzt werden. Vergiftungen sind wegen der Unscheinbarkeit der Pflanze kaum zu befürchten [H 12].

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Fumariae herba: Monographie der Kommission E.

Fumaria officinalis: Monographie der Kommission D.

Literatur:

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

Therapie:  14

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 


 

 

   

Galanthus nivalis L.

 

Schneeglöckchen. E: Snowdrop. F: Perce-neige. I: Bucaneve, Foraneve. NL: Sneeuwklokje.

 

 

EDV-Code: GAXNI.

Familie: Amaryllidaceae, Narzissengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Mittel- und Südeuropa; schattige, feuchte Laubwälder; Zierpflanze in Gärten, oft verwildert.

Beschreibung: Ausdauernde Zwiebelpflanze, bis 35 cm hoch. Blätter lineal, grundständig. Blüten meist einzeln am StengelStängel, hängend, mit 3 äußeren weißen Perigonblättern, Spitze der inneren Perigonblätter mit gelbgrünem Fleck, Samenkapsel kugelförmig, grün.

Blütezeit: Februar-April.

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile.

Hauptwirkstoffe: In den Zwiebeln etwa 0,09 % Alkaloide wie Galanthamin, Lycorin (Narcissin, Galanthidin) C16H17NO4.

Vergiftungserscheinungen: Galanthamin wirkt ähnlich wie Physostigmin. Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, enge Pupillen. Ein Kleinkind aß zwei Blüten, keine Symptome. Ein anderes Kleinkind trank ein halbes Glas Blumenwasser und zeigte ebenfalls keine Symptome. Nach Aufnahme einer unbekannten Menge Schneeglöckchenzwiebel wurde leichter Durchfall beobachtet.

Nach Weilemann werden die Blüten, aber auch die Zwiebeln vorwiegend von Ein- bis Siebenjährigen verzehrt. In 25 % aller bekannten Fälle traten Magen- und Darmbeschwerden auf, die aber nur in Ausnahmefällen einer ärztlichen Behandlung bedurften.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Die Pflanze steht unter Naturschutz und ist in der Roten Liste unter den potentiell gefährdeten Pflanzen aufgeführt (A, CS, D, CH, I, YU, H).

Literatur:

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

Therapie:  16

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

 

Nach Verschlucken von einigen Blüten oder weniger als 3 Zwiebeln: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Bei 3 – 5 Zwiebeln oder großer Mengen Blätter und Blüten: Kohlegabe. Bei mehr als 5 Zwiebeln und entsprechend kurzer Latenz: Magenentleerung (Ipecac), danach Kohlegabe.

 


 

 

Galega officinalis L.

 

Geißraute, Geißklee. E: Goat’s rue, French honeysuckle. F: Rue de Chèvre. I: Capraggine. NL: Geiteklaver.

 

 

EDV-Code: GAGOF.

Familie: Fabaceae, Schmetterlingsblütler.

Verbreitung, Vorkommen: Ost- und Südeuropa, Nordasien, Algerien, in Westeuropa eingebürgert. In Mitteleuropa vielfach kultiviert und stellenweise verwildert; in Auen, feuchten Wiesen und auf Schuttplätzen.

Beschreibung: 60-100 cm hohe, aufrechte, ausdauernde Pflanze, mit rübenförmiger Pfahlwurzel und gerieftem, hohlen StengelStängel. Blätter unpaarig gefiedert, Blättchen elliptisch bis lanzettlich, stachelspitzig. Blüten in blattachselständigen Trauben, weiß bis bläulich. Hülsen bis 3 cm lang, Samen abgeflacht, braun.

Blütezeit: Juli-August.

Droge: Herba Galegae officinalis, Galegae officinalis herba, Geißrautenkraut.

Geschmack bitter, herb. Speichel wird hellgrün gefärbt.

Semen Galegae, Galegae semen, Geißkleesamen.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze, besonders die Samen.

Hauptwirkstoffe: Das Guanidinderivat Galegin C6H13N3, Fp. 60-65 °C,

(+)-Peganin C11H12N2O, Fp. 170-173 °C,

Saponine, Bitterstoff.

Galegin

 

Peganin

 

Vergiftungserscheinungen: Beim Menschen sind kaum Vergiftungen zu erwarten. Da die Pflanze zur Blütezeit viel Galegin enthält, können in dieser Zeit bei Weidetieren Intoxikationen auftreten. Wegen des scharfen Geschmacks wird die Pflanze fast nur von Schafen gefressen. Ausflußss aus Maul und Nase, Husten und Lähmungen können auftreten [L 10].

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Galega officinalis: Monographie der Kommission D.

Literatur:

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

L 10        Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 2         Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

Therapie:  16

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.


 

 

Gardenia jasminoides Ellis

 

(Gardenia florida L., Gardenia radicans Thunb.)

Blumengardenie. E: Gardenia. F: Gardénie.

 

 

EDV-Code: GADJA.

Familie: Rubiaceae, Rötegewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Ostasien; Zimmerpflanze.

Beschreibung: Immergrüner, bis 180 cm hoher Strauch. Blätter oval, zugespitzt, grün, glänzend, gegenständig. Blüten weißlichgelb, bis 10 cm groß, wohlriechend.

Blütezeit: Juli-Oktober.

Giftige Pflanzenteile: Besonders die Früchte.

Hauptwirkstoffe: Crocin C44H64O24, Fp. 186 °C (dec.); Methylanthranilat, die Iridoidglucoside Gardenosid, Geniposid, Genipin-1-β-gentiobiosid, Shanzhisid u.a.

Vergiftungserscheinungen: Durch den Gehalt an Iridoidglucosiden hat die Frucht eine purgative Wirkung. Der wäßssrige Extrakt zeigt eine toxischere Wirkung als der alkoholische.

Gefährlichkeitsgrad: Wenig giftig (+)

Literatur:

C 8         Che, C.T. et al.: Anti-hyperbilirubinemic effect of Fructus Gardeniae extracts. Planta medica 32, 18-23, 1977

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

R 37       Roth, L.; Kormann, K.; Schweppe, H.: Färbepflanzen, Pflanzen, ecomed verlagsges., Landsberg, 544 S., 1996.

 

 

Y 1         Yamauchi, K. et al.: Biological and chemical assay of geniposide, a new laxativ in the fruit of Gardenia. Planta medica 25, 219-225, 1974

 

 

Y 2         Yamauchi, K. et al.: The mechanism of purgative action of geniposide, an iridoid glucoside of the fruit of Gardenia, in mice. Planta medica 30, 39-47, 1976

 

Therapie:  16

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen.

 


 

 

   

Genista germanica L.

 

Deutscher Ginster. E: Cat-whin. F: Gênet épineux. I: Ginestra spinosa.

 

 

EDV-Code: GENGE.

Familie: Fabaceae, Schmetterlingsblütler.

Verbreitung, Vorkommen: Europa; in Mitteleuropa zerstreut; in Küstennähe selten, fehlt im Alpengebiet; trockene Wälder, Magerrasen, sandige Wiesen.

Beschreibung: Sommergrüner, ästiger, dornentragender, 30-60 cm hoher Strauch (blättertragende Ästchen oben dornenlos). Blätter elliptisch, 1-2 cm lang. Blüten gelb, in endständiger Traube. Hülsen länglich-oval.

Blütezeit: Mai-Juni.

Hauptwirkstoffe: 0,2-0,3 % Spartein, in den Samen Cytisin, daneben noch Bitterstoff, Scoparin (Farbstoff) [H 12].

Giftwirkung etc. Cytisus scoparius.

Gefährlichkeitsgrad: Stark giftig ++

 

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

Therapie:  14

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 


 

 

   

Genista tinctoria L.

 

Färber-Ginster. E: Dyer’s greenweed. F: Genêt pâtard. I: Ginestra minore.

 

 

EDV-Code: GENTI.

Familie: Fabaceae, Schmetterlingsblütler.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, Asien;

in Mitteleuropa verbreitet; lichte Wälder, Waldränder, Raine, trockene Wiesen.

Beschreibung: 30-60 cm hoher, sommergrüner, dornenloser Strauch. Blätter schmal, elliptisch. Die goldgelben Blüten in endständiger Traube. Hülsen lineal mit 6-10 dunklen, rundlichen Samen.

Blütezeit: Juni-August.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze.

Hauptwirkstoffe: Etwa 0,3 % Alkaloide: Anagyrin (Thermopsin, Monolupin, Rhombinin) C15H20N2O (Öl),

Cytisin (Ulexin, Baptitoxin, Sophorin) C11H14N2O, Fp. 155 °C (besonders in den Samen),

N-Methylcytisin (Caulophyllin) C12H16N2O, Fp. 138 °C,

Lupanin C15H24N2O,

Isospartein C15H26N2 [H 12].

Lupanin Spartein Cytisin Anagyrin

 

Vergiftungserscheinungen: Cytisus scoparius. Einige Alkaloide aus Genista-Arten zeigen halluzinogene Wirkung [H 12].

Gefährlichkeitsgrad: Stark giftig ++

Vorschriften: Genista tinctoria: Monographie der Kommission D.

Literatur:

B 36        Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

G 29        Gugenhan, E.: Giftiger Frühjahrsblüher. Kosmos 3, 27, 1985

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

R 30        Röder, E., Bourauel, Th.: Pyrrolizidine alkaloids from Melampyrum pratense. Natural Toxins, 35-37, 1992

 

Therapie:  14

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

Ab 3 Samen Kohlegabe. Ab 5 Samen Magenentleerung (Ipecac) bis 2 h nach Ingestion, danach Kohlegabe.Stationäre Überwachung.

 

 


 

 

   

Ginkgo biloba L.

 

Ginkgo-Baum, Fächertanne. E: Ginkgo, maiden hair tree. F: Ginkgo bilobe. I: Ginco giaponese. NL: Japaneese noteboom.

 

 

EDV-Code: GIKBI.

Familie: Ginkgoaceae, Ginkgogewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat Ostasien. In China hat der Baum religiöse Bedeutung und wird in der Nähe von Tempeln gepflanzt. Bei uns als Park- und Alleebaum, der in der letzten Zeit immer häufiger anzutreffen ist.

Beschreibung: 10-40 m hoher Baum. Blätter zweilappig, fächrig geadert, lederartig, gelbgraugrün. Blüten zweihäusig; männliche kätzchenförmig, weibliche unscheinbar, langgestielt. Der Samen, fälschlich als Frucht bezeichnet, ist mirabellengroß, hellgrün bis gelb gefärbt, im Reifezustand mit unangenehmem Geruch. Deshalb sind in Mitteleuropa meist nur männliche Bäume anzutreffen.

Blütezeit: April-Juni.

Früchte: September/Oktober.

Giftige Pflanzenteile: Fleischige Samenschale und Samen.

Hauptwirkstoffe: Im fleischigen Teil der Samenschale potentiell allergisierende Stoffe wie z. B. Ginkgol, Ginkgolsäure, Bilobol und übel riechende Säuren, u. a. Buttersäure. In den Samen 4-Methylpyridoxin (Ginkgotoxin), das in asiatischen Ländern durch Verzehr der Samenkerne zu Vergiftungen geführt hat [F 16].

Wirkungen auf die Haut: Die fleischige Samenschale kann Hautirritationen hervorrufen. Aus den USA wurde von massenhaft aufgetretenen allergischen Dermatitiden berichtet, die durch heruntergefallene Ginkgofrüchte ausgelöst worden waren.

Anwendungen: Blattextrakte werden wegen gefäßerweiternden und durchblutungsfördernden Eigenschaften im peripheren und zentralen Bereich verwendet. Die pharmakologische Wirkung ist hauptsächlich auf den Gehalt von Flavonoiden und Terpenen zurückzuführen.

Gefährlichkeitsgrad: Fleischige Samenschale hautreizend, Samen giftig +.

Vorschriften: Ginkgo biloba: Monographie der Kommission D.

Literatur:

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

R 35       Rätsch, Ch.: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Wiessenschaftl. Verl. Ges., Stuttgart, 941 S., 1998.

 

 

S 9         Schilcher, H.: Ginkgo biloba. Ztschr. f. Phytother. 9, 119-127, 1988

 

 

S 63       Sticher, O., Hasler, A., Meier, B.: Ginkgo biloba - Eine Standortbestimmung. Dtsch. Apoth. Ztg. 131, 1827-1835, 1991

 

Therapie:  16

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

Nach Hautkontakt: Mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

 

 


 

 

   

Gloriosa superba L.

 

Ruhmeskrone, Prachtlilie. E: Malabar glory lily. F: Lis de Malabar.

 

 

Familie: Liliaceae (colchicaceae), Liliengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Asien, Afrika; Zimmerpflanze.

Beschreibung: Kletterpflanze mit knolligem Rhizom. Blätter länglichoval, grün, mit Ranken, stengelStängelumfassend, gegenständig. Blüten auf langen Stielen, mit 6 zurückgeschlagenen Blütenblättern, am Rande gekraust, erst grün, dann gelb, zuletzt rot.

Blütezeit: Juni-August.

Ebenfalls als Zimmerpflanze Gloriosa rothschildiana O’Brien (Synonym v. G. superba, in [E 12]).

Droge: Tubera Gloriosae, Gloriosae tuber, Gloriosaknollen.

Giftige Pflanzenteile: Besonders die Knolle.

Hauptwirkstoffe: In der getrockneten Knolle 0,3 %, im Samen kultivierter Pflanzen 0,9 % Colchicin, sowie verwandte Alkaloide. In Gloriosa superba aus Zentralafrika wurde der höchste Gehalt in jungen Blättern mit 2,36 % und in den Blüten mit 1,18 % Colchicin gefunden [S 69].

Teile einer Pflanze (Forma simplex) aus Ruanda wurde von Ntahomvukiye et al. untersucht. Der Colchicin-Gehalt in % der Trockenmasse betrug [N 16]:

Schößling

 

Blätter

 

Blüten

 

Wurzeln

 

Samen

 

jung 0,33

 

2,36

 

1,18

 

0,92

 

0,46

 

reif 0,41

 

0,87

 

 

0,54

 

0,37

 

welk 0,39

 

0,87

 

1,05

 

0,66

 

 

Vergiftungserscheinungen: Colchicum autumnale L. Die Pflanze besitzt eine abortive Wirkung.

Nach einer Meldung des Tox-Zentrums in Zürich hatte ein 6 jähriges Mädchen eineinhalb Stunden vorher an einer Gloriosa-Knolle geknabbert. Neben Übelkeit und Bauchschmerzen war das Kind verwirrt, erregt, hatte kalte Extremitäten, eine graue Hautfarbe und Tachykardie [J 6].

Eine Verwechslung mit Ipomoea batatas (L.) Lam. - Süßkartoffeln - wurde beschrieben, wobei die typischen Colchicin-Vergiftungssymptome auftraten.

Gefährlichkeitsgrad: Stark giftig ++

Literatur:

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 35        Gunatilaka, A.A.L.: Gloriosa superba. J. of the Nat. Science Coun. of Sri Lanka 6(1), 64-65, 1978

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

J 6          Jaspersen-Schib, R.: Giftige Zimmerpflanzen. Dtsch. Apoth. Ztg., 127, 1417-1423, 1987

 

 

N 16        Neuwinger, H.-D.: Afrikanische Arzneipflanzen und Jagdgifte, 2. Aufl., Wissenschaftl. Verl. Ges., Stuttgart, 960 S., 1998.

 

 

S 69        Seeger, R., Neumann, H.G.: Giftlexikon. Dtsch. Apoth. Verlag, Stuttgart, 1990

 

 

T 3          Thakur, R.S., Potěšilová, H., Šantavy, F.: Alkaloids of the plant Gloriosa superba L.. Planta medica 28, 201-209, 1973

 

Therapie:  14

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe.Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

 


 

 

 

   

Gynura scandens O. Hoffm.

 

Klettergynure. E: Velvet plant. F: Gunure.

 

Gynura spec.

 

Familie: Asteraceae, Korbblütler.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Trop. Ostafrika; Zimmerpflanze, Ampelgewächs.

Beschreibung: Rankender Halbstrauch. Blätter ca. 10 cm lang, gesägt, Oberseite violettgrün, Unterseite violett, wechselständig. Blüten gelb bis orange, zylindrig, körbchenförmig.

Blütezeit: April-September.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze.

Hauptwirkstoffe: Nach neueren Untersuchungen wurden 2 Pyrrolizidinalkaloide, Gynuramin und Acetylgynuramin gefunden [W 16].

Vergiftungserscheinungen: Wegen ihrer Strukturen können die beiden Pyrrolizidinalkaloide als hepatotoxisch eingestuft werden. Die Pflanze wird in Afrika medizinisch verwendet [W 16].

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Literatur:

W 16        Wiedenfeld, H.: Two Pyrrolizidine alkaloids from Gynura scandens. Phytochemistry 21(11), 2767-2768, 1982

 

 

W 35        Wiedenfeld, H.: Absolute configuration of the pyrrolizidine alkaloid acetylgynuramine. Phytochemistry 22, 2065-2067, 1982

 

Therapie:  14

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

 


 

 

   

Hedera helix L.

 

Efeu. E: Ivy. F: Lierre commun. I: Edera. NL: Klimop.

 

 

EDV-Code: HEEHE.

Familie: Araliaceae, Efeugewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Eurasien, Nordamerika; an Bäumen, Mauern, in Gärten, Parkanlagen, lichten Wäldern.

Beschreibung: Kletternder oder kriechender Strauch, 20-50 m lang. Blätter immergrün mit 3-5 Lappen oder ganzrandig. Blütendolden grünlich-gelb. Beeren blauschwarz, kugelig.

Blütezeit: August-Oktober.

Früchte: (reif) Frühjahr.

Droge: Folia (Herba) Hederae helicis, Hederae helicis folium, Efeublätter(kraut).Geschmack bitter, schwach kratzend.

Giftige Pflanzenteile: Blätter, schwarze Beeren (sehr bitter), besonders das Fruchtfleisch.

Hauptwirkstoffe: In den Blättern (Gesamtsaponingehalt 2,5-5,7 %) die Saponine a-Hederin (Helixin) C41H66O12, Fp.256-259°C, das durch Hydrolyse Hederagenin (Hederidin, Kaulosapogenin, Melanthigenin) C30H48O4, Fp.(dec.) 332-334°C, 1Mol Arabinose und 1Mol Rhamnose liefert, und β-Hederin (α-L-Rh 1 Da-L-Ar 1 3 Oleanolsäure), außerdem Hederacosid B und C; kürzlich identifiziert Hederasaponin X. [H 12].

Die Sesquiterpene Germacren B, bß-Elemen und Elixen.

Hederagenin: R=H

α-Hederin: R=Rhamnose (1 → 2); Arabinose (1 → 3)

 

Germacren

 

β-Elemen

 

Elixen

 

Vergiftungserscheinungen: Das Hederin soll eine beträchtliche gefäßverengende und hämolytische (HI=150000) Wirkung besitzen, auch sollen Reizeigenschaften auf die Schleimhäute des Magen-Darm-Trakts festgestellt worden sein. Extrakte aus Efeublättern und -stielen können den von Acetylcholin hervorgerufenen Bronchialkrampf verzögern und abschwächen; Extrakte aus dem Xylem wirken ferner entzündungshemmend. Das Fruchtfleisch der Beeren gilt als besonders toxisch, es können schwere Vergiftungen, besonders bei Kindern, vorkommen [H 12].

Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, schneller hüpfender Puls, scharlachartiger Ausschlag, zuerst an den Beinen, dann an Gesicht und am Rücken, Benommenheit bis zum Delirium, Atemstillstand, Schock, Temperaturerhöhung, tödlicher Ausgang bei großen Mengen möglich.

Es wird berichtet, daßss ein Säugling und ein 5 jähriges Kind 1 Blatt ohne Beschwerden gegessen haben.

Ein 3 jähriges Kind aß eine größere Menge und bekam Halluzinationen, Hautausschlag, Mydriasis und erhöhte Temperatur.

Vergiftungen durch Efeubeeren bei Hühnern sind in neuerer Zeit beschrieben worden.

Nach Berichten aus dem Schweizerischen Toxikologischen Informationszentrum traten bei 4 Kindern, nach Einnahme von 2-3 Efeubeeren, folgende Symptome auf: Bauchkrämpfe, Erbrechen und Gesichtsrötung. In 2 Fällen waren die Kinder somnolent [J 12]. Nach Weilemann sind vorwiegend halb- bis dreijährige Kinder betroffen; es wurden nur bei 13 % aller Fälle Magen- und Darmbeschwerden beobachtet.

Da es bei Efeu auch Berichte über schwerwiegende Vergiftungen gibt, ist anzunehmen, daß bei Efeu wie bei vielen Pflanzen starke Schwankungen der Inhaltsstoffe auftreten.

Wirkungen auf die Haut: Beim Zurückschneiden des Efeus kommt es häufiger zu primär irritativen und auch zu allergischen Kontaktdermatitiden. In der Literatur sind mehr als 120 Fälle beschrieben. Die allergie-induzierende Potenz des Efeus konnte vor kurzem experimentell gesichert werden. Das aus den Blättern isolierte Kontaktallergen ist eine relativ labile Verbindung, die auch im Winter in der Pflanze enthalten ist. Dadurch erklären sich auch einige Fallbeschreibungen, die im Winter zur Beobachtung kamen. Die zur Zeitzurzeit durchgeführten Untersuchungen zur Strukturaufklärung weisen auf eine Verbindung aus der Gruppe der Polyine (Polyacetylene) (mehrere C-Dreifachbindungen) [Bröhan, Faasch, Hausen, Publ. in Vorber.].

Anwendungen in der Homöopathie: Teep D2 bei Thyreotoxikosen, Asthma bronchiale der Kinder.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Hedera helix: Monographie der Kommission D.

Hederae helicis folium: Monographie der Kommission E.

Literatur:

B 36        Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16         Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4          Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

J 5           Jaspersen-Schib, R.: Giftpflanzen aktuell - Herbst. Dtsch. Apoth. Ztg., 124, 2321-2327, 1984

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 Therapie:  14, 18

 

   

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen. Bei mehr als 5 Beeren oder mehr als 2 Blättern Kohlegabe. Bei größeren Mengen und kurzer Latenz: Magenentleerung (Ipecac), danach Kohlegabe.

 

Nach Hautkontakt: Mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

 


 

Heliotropium arborescens L.

 

Sonnenwende, Vanilleblume. E: Garden heliotrope. F: Fleur des Dames. I: Eliotropio, Girasole del Peru.

 

 

EDV-Code: HEOAR.

Familie: Boraginaceae, Rauhblattgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Peru; Gartenzierpflanze.

Beschreibung: Immergrüner Halbstrauch, bis 1,2 m hoch. Blätter lanzettlich, bis 12 cm lang, kurzgestielt, runzelig. Blüten 3-6 cm lang, violett, in doldentraubig zusammengesetzten Wik_keln, starker Vanilleduft.

Blütezeit: Mai-September.

Eine in Mitteleuropa und Südeuropa heimische Art ist Heliotropium europaeum L.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze.

Hauptwirkstoffe: Pyrrolizidin-Alkaloide 0,9 % (tert. Basen und N-oxide) in Heliotropium europaeum, Hauptalkaloid Heliotrin sowie Cynoglossin.

Vergiftungserscheinungen: Cynoglossin steigert die Herzfrequenz, erweitert die Pupillen, lähmt das Atemzentrum und kann den Tod durch Herzstillstand in der Diastole hervorrufen.

Besonders bei Tieren kann es durch Beimengungen von Heliotropium-Samen zu Vergiftungen kommen, die auch zum Tode führen können [F16].

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Heliotropium arborescens: Monographie der Kommission D.

Alle Arten der Gattung Heliotropium (Sonnenwendkraut) sind in der Bekanntmachung über die Zulassung und Registrierung von Arzneimitteln vom 5.6.1992 aufgeführt.

Literatur:

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

R 37       Roth, L.; Kormann, K.; Schweppe, H.: Färbepflanzen, Pflanzen, ecomed verlagsges., Landsberg, 544 S., 1996.

 

Therapie:  14

Erste Hilfe: Sofort Kohle-Pulvis (10 g), Erbrechen auslösen, Natriumsulfat.

Klinik: Magenspülung, Instillation von 10 g Kohle-Pulvis, Natriumsulfat. Nach der Resorption (Krämpfe) Relaxierung und Intubation, evtl. Sauerstoffbeatmung.

 

 

 

 

J 12         Jaspersen-Schib, R.: Giftpflanzen als Weihnachtsschmuck. Dtsch. Apoth. Ztg. 130, 2766-2772, 1990

 

 

L 10         Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 2          Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

M 3          Madaus, G.: Rezeptiertaschenbuch, 8. Aufl., Verlag Dr. Madaus & Co., Radebeul, 1940

 

 

M 27        Mezger, J.: Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre. 2. Ausgabe, Karl F. Haug Verlag, Saulgau, 1951

 

 

W 3         Wagner, H., Reger, H.: Folium Hederae-Extrakte. Dtsch. Apoth. Ztg. 126(48), 2613-2617, 1986

 

Therapie:

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 


 

   

Helleborus foetidus L.

 

Stinkende Nieswurz. E: Setter wort, Stinking hellebore. F: Pied de griffon. I: Elleboro puzzolente. NL: Stinkend nieskruid.

 

 

EDV-Code: HLLFO.

Familie: Ranunculaceae, Hahnenfußgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Westliches und südliches Europa, in Deutschland nur im mittleren und südwestlichen Teil; Wälder, Waldränder, Abhänge.

Beschreibung: 30-50 cm hohe, ausdauernde, buschige Pflanze, StengelStängel von unten an beblättert. Blätter 7-9 teilig, untere gestielt. Blüten nickend, 5 Kronblätter, grün, rot gerandet. Balgfrucht vielsamig.

Blütezeit: März-April.

Hauptwirkstoffe, Vergiftungserscheinungen: In den Blütenblättern Ranunculosid. Wirkung etc. Helleborus niger.

 

 

 Gefährlichkeitsgrad: Sehr stark giftig +++

Therapie:  14

 

 

Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund gründlich ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

Nach Hautkontakt: Mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

 


 

Helleborus niger L.

 

Schwarze Nieswurz, Christrose. E: Christmas-rose. F: Rose de Noël. I: Elleboro nero, Rosa di Natale.

 

 

EDV-Code: HLLNI.

Familie: Ranunculaceae, Hahnenfußgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Südeuropa, südliches Mitteleuropa, Alpengebiet; in Wäldern, Gebüschen. Als Gartenzierpflanze.

Beschreibung: Ausdauernde, 20-30 cm hohe Pflanze. Blätter grundständig, langgestielt, 4-9 teilig, ledrig, dunkelgrün. Blüten meist einzeln, endständig, hängend, weiß. Balgfrucht vielsamig.

Blütezeit: Dezember-Februar.

Droge: Rhizoma Hellebori nigri, Hellebori nigri rhizoma, Schwarze Nieswurzel.

Der getrocknete Wurzelstock mit Wurzeln. Geruch schwach, Geschmack stark bitter, dann scharf und brennend.

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile.

Hauptwirkstoffe: In den unterirdischen Teilen „Helleborin”, ein Saponingemisch, das hauptsächlich aus Steroidsaponinen besteht. Hellebrin wurde nach neueren Untersuchungen nicht festgestellt.

In Blüte, StengelStängel und Blatt Ranuncosid.

Vergiftungserscheinungen: Entzündung des Mundes, Übelkeit, Durchfall, Gefäßkrämpfe, erweiterte Pupillen, Atemnot, brennender Durst, Herzrhythmusstörungen, Erscheinungen wie bei Digitalis, Tod durch Atemlähmung.

Brugsch berichtet von einer schweren Vergiftung nach nur 3 reifen Samenkapseln. 2 Kinder bekamen Schleimhautreizungen.   In Literaturliste nicht zitiert.

Todesfälle durch Verwendung von Helleborus als Wurmmittel sind im vorigen Jahrhundert beschrieben worden. Intoxikationen auch durch Niespulver Veratrum album.

Auf Bergweiden können Vergiftungen bei Pferden und Wiederkäuern auftreten. Als Folge stellen sich akute Gastroenteritis, zentralnervöse Erregungen, Lähmungen und digitalisähnliche Herzwirkungen ein.

Anwendungen in der Homöopathie: D3 bei Wassersucht, Schrumpfniere, Nierenentzündung. Tbl. 2,5 mg bei Harnvergiftung; Herzschwäche mit Ödemen.

Gefährlichkeitsgrad: Sehr stark giftig +++

Vorschriften: Die Pflanze steht unter Naturschutz (A, CS, D, CH, I, YU). Sie gehört in der Roten Liste zu den potentiell gefährdeten Pflanzen.

Helleborus niger: Monographie der Kommission D.

REACH Anhang XVII: Pulver aus der Wurzel der grünen Nieswurz (Hellebrous viridis) und der schwarzen Nieswurz (Helleborus niger) dürfen nicht verwendet werden in Scherzartikeln oder Gemischen oder Erzeugnissen, die dazu bestimmt sind, als solche verwendet zu werden, beispielsweise als Bestandteil von Niespulver und Stinkbomben

Bedarfsgegenständeverordnung, Anlage 1 zu § 3: Pulver aus der Wurzel der Christ-, Weihnachtsrose (Helleborus niger) – schwarzer Nieswurz darf beim Herstellen oder Behandeln von Niespulver nicht verwendet werden.

Spielwaren- und Scherzartikelverordnung, Anlage (zu §1 Abs.1): Pulver aus der Wurzel der Christ-, Weihnachtsrose (Helleborus niger) Schwarze Nieswurz verbotener Stoff im Niespulver.

Literatur:

B 36        Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

D 9          DHU (Deutsche Homöopathie-Union): Homöopathisches Repetitorium. Karlsruhe, 1992

 

 

E 12        Enke, F., Buchheim, G., Seybold, S.: Zander Handwörterbuch der Pflanzennamen. 14. Aufl., 810 S., Verl. Eugen Ulmer, Stuttgart, 1993

 

 

F 16         Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4          Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 18        Hapke, H.J.: Toxikologie für Veterinärmediziner. 408 S., Enke Verl., Stuttgart, 1975

 

 

J 12         Jaspersen-Schib, R.: Giftpflanzen als Weihnachtsschmuck. Dtsch. Apoth. Ztg. 130, 2766-2772, 1990

 

 

M 2          Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

M 11        Martinek, A.: Ranuncosid als Inhaltsstoff der getrockneten Blätter, Stengel und Blüten von Helleborus niger. Planta medica 26, 218-224, 1974

 

 

M 12        Martinek, A.: Über ein unbekanntes, gut kristallisierbares Glycosid aus den getrockneten Blättern von Helleborus niger. Planta medica 24, 73-82, 1973

 

 

M 27        Mezger, J.: Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre. 2. Ausgabe, Karl F. Haug Verlag, Saulgau, 1951

 

 

T 17         Tetzner, M., Oberdisse, U.: Intoxikation nach Schnupfen von Niespulver. Pädiat. Prax. 28, 267-268, 1983

 

Therapie:  14

 

 

Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund gründlich ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

Nach Hautkontakt: Mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

 


 

   

Helleborus viridis L.

 

Grüne Nieswurz. E: Bear’s foot, Green hellebore. F: Herbe à la bosse, Héllebore vert. I: Elleboro verde.

 

 

Familie: Ranunculaceae, Hahnenfußgewächse.

Weitere giftige Helleborus-Arten [E 12]

Art

 

Wuchsform

 

Blütezeit

 

Verbreitung

 

Helleborus antiquorum A. Br.

 

Staude

 

3-4

 

Nordwest-Kleinasien

 

Helleborus cyclophyllus Boiss.

 

Staude

 

4-5

 

Balkan

 

Helleborus dumetorum Waldst. et Kit.

 

Staude

 

4-5

 

Jugoslawien

 

Helleborus lividus Ait.

 

Staude

 

3-4

 

Korsika, Sardinien, Balearen

 

Helleborus multifidus Vis.

 

Staude

 

4-5

 

Jugoslawien, Albanien

 

Helleborus odorus Waldst. et Kit.

 

Staude

 

2-3

 

Ost- u. Süd-Europa

 

Helleborus orientalis Lam.

 

Staude

 

2-4

 

Griechenland, Türkei

 

Helleborus purpurascens Waldst. et Kit.

 

Staude

 

3-4

 

Ungarn, Jugoslawien

 

 

Verbreitung, Vorkommen: Westeuropa, Mitteleuropa zerstreut; Gebirgswälder; Zierpflanze in Gärten.

Beschreibung: Ausdauernde, 20-40 cm hohe, krautige Pflanze, Blätter langgestielt, 7-9 teilig. Blüten grün, meist 5 Kronblätter, endständig, 3-5 blütig. Balgfrucht vielsamig.

Blütezeit: März-April.

Droge: Rhizoma Hellebori viridis, Hellebori viridis rhizoma, Grüne Nieswurzel.

Der getrocknete Wurzelstock mit Wurzeln. Geschmack intensiv bitter, dann scharf und brennend, der frisch rettichartige Geruch verschwindet beim Trocknen.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze.

Hauptwirkstoffe: Etwa 0,1 % Helleborin, Hellebrin, die Alkaloide Celliamin C21H45NO2, Fp. 127-131 °C, Sprintillamin C28H45NO4, Fp. 228-229 °C, Sprintillin C25H41NO3, Fp. 141-142 °C [H 12].

In den Wurzeln außerdem Desglucohellebrin und das Bufadienolid 14-Hydroxy-3-oxo-1,4,20,22-bufatetraenolid.

Hellebrin

 

Vergiftungserscheinungen: Die Alkaloide stehen in ihrer Wirkung dem Cevadin (Veratrin), Aconitin und Delphinin sehr nahe. Die pharmakologische Hauptwirkung ist eine Erregung motorischer Hirnzentren (zuerst der Atmung, dann Unruhe und Krämpfe, endlich Lähmung, insbesondere Atemlähmung); am Herzen erzeugen die Viridis-Alkaloide Bradycardie und negative Inotropie. Celliamin und SpPrintillamin töten wahrscheinlich durch eine unmittelbare Schädigung des Atemzentrums [H 12].

Gefährlichkeitsgrad: Sehr stark giftig +++

Vorschriften: Die Pflanze steht unter Naturschutz (A, CS, D, CH, I, H).

Helleborus viridis: Monographie der Kommission D.

REACH Anhang XVII: Pulver aus der Wurzel der grünen Nieswurz (Hellebrous viridis) und der schwarzen Nieswurz (Helleborus niger) dürfen nicht verwendet werden in Scherzartikeln oder Gemischen oder Erzeugnissen, die dazu bestimmt sind, als solche verwendet zu werden, beispielsweise als Bestandteil von Niespulver und Stinkbomben.

Bedarfsgegenständeverordnung, Anlage 1 zu § 3: Pulver aus der Wurzel des Bärenfußes (Helleborus viridis) - Grüne Nieswurz darf beim Herstellen oder Behandeln von Niespulver nicht verwendet werden.

Spielwaren- und Scherzartikelverordnung, Anlage (zu §1 Abs.1): Pulver aus der Wurzel des Bärenfußes (Helleborus viridis) - Grüne Nieswurz verbotener Stoff im Niespulver.

Literatur:

B 36         Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

E 12         Enke, F., Buchheim, G., Seybold, S.: Zander Handwörterbuch der Pflanzennamen. 14. Aufl., 810 S., Verl. Eugen Ulmer, Stuttgart, 1993

 

 

F 16          Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4           Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12         Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

R 35         Rätsch, Ch.: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Wiessenschaftl. Verl. Ges., Stuttgart, 941 S., 1998.

 

 

W 29        Wißner, W., Kating, H.: Untersuchungen über die Hellebrinführung der unterirdischen Organe von Helleborus-Arten. Planta medica 20, 344-348, 1971

 

Therapie:  14

 

 

 

 

Erste Hilfe:

 

 

Nach Verschlucken: Mund gründlich ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

Nach Hautkontakt: Mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.


 

   

Hepatica nobilis Mill.

 

(Anemone hepatica L.)

Leberblümchen. E: Lever leaf. F: Hépathique. I: Erba trinità.

 

 

Familie: Ranunculaceae, Hahnenfußgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Fast ganz Europa; Mitteleuropa zerstreut oder fehlend; Laubwälder, kalkliebend.

Beschreibung: Ausdauernde, krautige, bis 15 cm hohe Pflanze. Blätter 3 lappig, lederartig, grundständig, nach der Blüte erscheinend. Blüten himmelblau, endständig, auf 3 grünen Hochblättern 6-8 Blütenblätter.

Blütezeit: Februar-April.

Droge: Herba Hepaticae (nobilis), Hepaticae (nobilis) herba, Edelleberkraut.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze.

Hauptwirkstoffe: Protoanemonin (weniger als in Anemone nemorosa ).

Vergiftungserscheinungen: Toxikologie Anemone nemorosa.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Pflanze steht unter Naturschutz.

Hepatica nobilis (Hepatica triloba): Monographie der Kommission D.

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

M 2         Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

Therapie:  16

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 


 

 

Heracleum mantegazzianum Somm. et Levier

 

Riesen-Bärenklau, Herculeskraut. E: Giant hogweed. F: Grande berse.

 

 

EDV-Code: HERMZ.

Familie: Apiaceae, Doldengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Kaukasus; Zierpflanze, oft verwildert in Waldschneisen, an Wald- und Wegrändern.

Beschreibung: Bis 3,5 m hohe Pflanze, mit im Grunde ca. 10 cm dickem, rot gesprenkeltem StengelStängel. Blätter gefiedert, Einzelblätter zugespitzt. Blüten weiß, in bis zu 50 cm breiten Dolden.

Blütezeit: Juli-September.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze, besonders der Saft.

Hauptwirkstoffe: 6,7-Furocumarine wie 8-Methoxypsoralen, Bergapten, Imperatorin mit phototoxischen Eigenschaften.

Nach Knudsen wird der Höchstgehalt an photosensibilisierenden Substanzen im April/Mai erreicht [F16].

Wirkungen auf die Haut: Bei Berührung und gleichzeitiger Sonneneinstrahlung kommt es zu stark juckenden Hautentzündungen, die häufig mit bemerkenswert starker Blasenbildung einhergehen. Die Hautveränderungen gleichen Verbrennungen dritten Grades und heilen gewöhnlich erst nach Wochen unter Hinterlassung von Narben und Pigmentiveränderungen ab.

Die Pflanze ist häufig Verursacher der „Bullösen Wiesendermatitis”. Sie tritt nicht nur auf, wenn man unbekleidet mit der Pflanze in Berührung kommt und anschließend ein Sonnenbad nimmt, sondern auch, wenn Rasenmäher mit Schlagkreuzmessern den Saft dieser Pflanzen versprühen, so daßss er auf die unbekleidete Haut kommt, die anschließend der Sonne ausgesetzt wird.

Der sicherste Weg zur Verhütung solcher Reaktionen ist, diese Pflanzen bei sonnigem Wetter zu meiden oder entsprechende Kleidung zu tragen.

Interessanterweise ist die Berührung mit dem Saft in den Morgenstunden gefährdender als in den Abendstunden. Anscheinend ist die Haut für eine Photosensibilisierung nach der Nachtruhe im Dunkeln empfänglicher.

Ippen beschreibt den Fall eines 31/2 jährigen Mädchens, das im Juni wegen entzündlichen bullösen Hautveränderungen in die Klinik eingewiesen wurde. Das Kind hatte nackt im Garten bei strahlender Sonne gespielt. In der Nacht erschienen zunächst fast schmerzlose rote Streifen und Flecken, auf denen im Verlauf der darauffolgenden 24 Std. Blasen aufschossen. Der Mutter wurden mehrere in Betracht kommende Pflanzen gezeigt. Sie konnte dann aussagen, daßss in ihrem Garten zahlreiche Bärenklaupflanzen als „Unkraut” wachsen würden. Die Hautveränderungen wurden mit Mercurochrom und Puder rasch unter Kontrolle gebracht ***).

Die Frankfurter Rundschau meldete am 24. Juli 1974 unter der Überschrift „Pflanzensaft verletzte Kinder”: „Nicht Industriesäure, sondern der ätzende Saft der Wiesenkräuter Bärenklau und Herkulesstaude (Riesen-Bärenklau) hat vor einigen Wochen die Hautschädigungen bei acht zwischen 6 und 14 Jahren alten Hagener Kindern verursacht. Zuerst war angenommen worden, daßss Industrieabwässer in dem Flüßsschen Volme, in dem die Kinder gespielt hatten, die Ursache für die schweren Hautschädigungen seien” [H 42].

Ursache der phototoxischen Reaktionen sind Verbindungen vom Psoralentyp wie z. B. Bergapten (5-Methoxypsoralen), Isopimpinellin (5,8-Dimethoxypsoralen), Sphondin (6-Methoxyangelicin) etc., deren gemeinsames UV-Absorptionsmaximum bei 310-320 nm liegt *). Experimentelle Untersuchungen (auch eigene) belegen, daßss Furocumarine nur äußerst selten photosensibilisierende Wirkung haben **). Die klinischen Bilder der phototoxischen Wirkung der Furocumarine werden in der Literatur häufig unter dem Begriff der „Wiesendermatitis” beschrieben.

Blatt- und Wurzelöle sind ohne dermatotoxische Aktivität.

Nach eigener Beobachtung mußss es Pflanzen geben, deren Saft keine oder nur geringe Hautwirkung besitzt. Vielleicht hat der Saft auch im Verlauf der Vegetationsperiode eine verschiedene Wirksamkeit. Der Verfasser und seine Familienangehörigen kamen im eigenen Garten mit den zahlreichen dort wachsenden Pflanzen und beim Zurückschneiden auch mit deren Saft häufiger in Berührung, ohne daßss irgendwelche Hautreizungen beobachtet wurden.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +, phototoxisch und hautschädigend.

Literatur:

B 14       Bechtle, W.: Vor Hercules wird gewarnt! Kosmos 7, 502-506, 1977

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

H 42       Haerkötter, G. u. M.: Wüterich und Hexenmilch: Giftpflanzen. 197 S., Eichborn Verlag, Frankfurt/Main, 1991

 

 

I 6           Ippen, H.: Photodermatitis bullosa generalisata. Dermatosen in Beruf u. Umwelt 32(4), 134-137, 1984

 

 

J 2          Jain, S.R.: Investigations on the essential oil of Heracleum mantegazzianum L.. Planta medica 17, 230-235, 1969

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

Z 3          Zell, P.: Allergien - rein pflanzlich. Kosmos 7, 46-53, 1986

 

Therapie:  16

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Hautkontakt: Unbedingt Sonnenexposition vermeiden. Sofort mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

Nach Verschlucken: Mund grüdnlich ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

 

 


 

 

   

Heracleum sphondylium L.

 

Wiesen-Bärenklau. E: Common cowparsnip. F: Fausse branc-ursine. I: Panace comune. NL: Bereklauw.

 

 

EDV-Code: HERSP.

Familie: Apiaceae, Doldengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, West- und Nordasien, westl. Nordafrika. In Mitteleuropa häufig auf Wiesen und an Weg- und Waldrändern.

Beschreibung: Ausdauernde, krautige, 80-150 cm hohe Pflanze mit kantig gefurchtem StengelStängel. Blätter gefiedert, Blattscheiden bauchig aufgeblasen. Blüten weiß, in flacher zusammengesetzter Dolde.

Blütezeit: Juni-Oktober.

Giftige Pflanzenteile: Ganze Pflanze, hauptsächlich unreife Früchte.

Phototoxizität zeigen die Früchte aller Subspecies, die Blätter mit Ausnahme von Subsp. sphondylium und sibiricum, die Wurzeln außer Subsp. alpinum. Bei den Populationen der einzelnen Unterarten treten stark variierende Wirkungen auf [W 9].

Hauptwirkstoffe: Furocumarine. In den Wurzeln Pimpinellin, Isopimpinellin, Sphondin, Bergapten; in den Früchten außerdem Xanthotoxin, Imperatorin. Unreife Früchte besitzen den höchsten Furocumaringehalt.

Vergiftungserscheinungen: Die Furocumarine Bergapten, Xanthotoxin und Isopimpinellin zeigen mutagene Wirkungen.

Wirkungen auf die Haut: Heracleum mantegazzianum.

Nach Weilemann sind vor allem Kinder (von beiden Arten, d. Herausg.) im Sommer betroffen. Bei 85 % aller bekanntgewordenen Fälle traten Symptome auf, die zu 90 % in Hautreizungen bestanden.

Aus den Erfahrungen der Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen, Berlin:

Nach Berührung der Pflanze kam es in 9 Fällen zur Rötung und Schwellung der Haut sowie zur Blasenbildung (wie Verbrennungen I. u. II. Grades).

Gefährlichkeitsgrad: Wenig giftig (+), hautreizend. Giftig +

Vorschriften: Heracleum sphondylium: Monographie der Kommission D.

Literatur:

A 4         Abel, G. et al.: Iso-Pimpinellin, ein Furanocumarin aus Heracleum sphondylium mit chromosomenschädigender Aktivität. Planta medica 3, 249-252, 1985

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

K 40       Krienke, E.G., von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U.: Vergiftungen im Kindesalter, 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1986

 

 

M 2         Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

W 9        Weimarck, G., Nilsson, E.: Phototoxity in Heracleum sphondylium. Planta medica 38, 97-111, 1980

 

Therapie:  16

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Hautkontakt: Unbedingt Sonnenexposition vermeiden. Sofort mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

Nach Verschlucken: Mund grüdnlich ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

 


 

Hippeastrum-Hybriden

 

(Hippeastrum × hortorum Maatsch)

Ritterstern, „Amaryllis”. E: Barbados lily. F: Amaryllis à bandes.

 

 

EDV-Code: HPSHY.

Familie: Amaryllidaceae, Narzissengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Anden Perus (Hippeastrum vittatum). Zimmerpflanzen meist als Hybriden.

Beschreibung: Unter Hippeastrum-Hybriden faßsst man alle Sorten zusammen, die durch Kreuzung mehrerer Arten entstanden sind.

Mehrjährige Zwiebelpflanze. 2-6 Blätter, riemenförmig, oben nach außen gebogen. Blüten bis 12 cm Durchmesser, auf 50-90 cm hohem Stiel. Trichterförmig, nickend, weiß, rosa, rot, auch gestreift.

Blütezeit: Januar-April.

Giftige Pflanzenteile: Besonders die Zwiebel.

Hauptwirkstoffe: Die Amaryllidaceen-Alkaloide Lycorin, Tazzettin, Haemanthamin, Hippeastrin, Galanthamin, Montanin, Hippacin, Pancracin.

Vergiftungserscheinungen: Übelkeit, Erbrechen, Benommenheit, starker Schweißausbruch, Durchfall, Nierenschädigung. Wurde in der Heimat als Pfeilgift verwendet.

Lycorin ist ein allgemeines Zytostaticum und wirkt emetisch und diuretisch.

Nach Meldungen des Tox-Zentrums in Zürich wurden bei verschiedenen Vergiftungsfällen von Kindern Blätter, Blüten, Teile einer Frucht eingenommen. In 2 Fällen kam es zu Erbrechen und Durchfall [J 6].

Gefährlichkeitsgrad: Stark giftig ++

Literatur:

E 7         El Mohgazi, A.M., Ali, A.A., Mesbah, M.K.: Phytochemical investigation of Hippeastrum vittatum growing in Egypt. Planta medica 28, 336-342, 1975

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

J 5          Jaspersen-Schib, R.: Giftpflanzen aktuell - Herbst. Dtsch. Apoth. Ztg., 124, 2321-2327, 1984

 

 

J 6          Jaspersen-Schib, R.: Giftige Zimmerpflanzen. Dtsch. Apoth. Ztg., 127, 1417-1423, 1987

 

Therapie:  14

 

 

 

Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 


 

Hyacinthus orientalis L.

 

Garten-Hyazinthe. E: Oriental hyacinth. F: Jacinthe orientale. I: Giacinto.

 

 

EDV-Code: HYAOR.

Familie: Liliaceae, Liliengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Im östlichen Mittelmeer und Südwestasien beheimatet. Zuchthyazinthen stammen vielleicht von Wildformen ab, die noch in Griechenland und Kleinasien anzutreffen sind. Vor etwa 400 Jahren kam die Hyazinthe zu uns und wurde in zahlreichen Formen gezogen.

Beschreibung: Der 20-40 cm hohe, runde, kahle StengelStängel trägt eine dicht gedrängte Blütentraube mit gefüllten oder ungefüllten, wohlriechenden Blüten. Das Perigon ist

2-3 cm breit, trichterförmig, glockig, mit etwas abstehenden oder zurückgebogenen Zipfeln. Je nach Züchtung ist die Farbe verschieden, z. B. weiß (l’Innocence), azurblau (Grand Maître), strohgelb (City of Haarlem), zartrosa (Lady Derby), rot (Jan Bos). Die grundständigen Laubblätter sind bis 30 cm lang, lineal bis lanzettlich.

Blütezeit: Weihnachten (in Hyazinthengläsern) bis April.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze.

Hauptwirkstoffe: Calciumoxalat bis zu 6 % und andere Scharfstoffe.

Wirkungen auf die Haut: Unter den Begriffen „Hyacinth itch” und „Lily rash” (deutsch: Hyazinthenkrätze) bezeichnet man in den angelsächsischen Ländern irritative Veränderungen durch Hyazinthen und andere Liliengewächse, die meist berufsbedingt auftreten [H 21].

Ott vermutet, daßss durch die nadelförmigen Calcium-Oxalatkristalle initiale Hautschäden verursacht werden. Dadurch wird anderen Substanzen die Penetration in die Epidermis erleichtert [O 6].

Gefährlichkeitsgrad: Irritativ+.

Literatur:

H 21       Hausen, B.M.: Allergiepflanzen - Pflanzenallergene. 332 S., ecomed Verlagsges., Landsberg, 1988

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

O 6         Ott, A.: Immer mehr Hautschäden durch „Pflanzliches”. (MT Interview), Medical Tribune 26, 36-37, 1987

 

Therapie:  16

 

 

 

Erste Hilfe:

 

Nach Hautkontakt: Mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Nach Verschlucken von  mehr als einer Zwiebel, von vielen Blättern oder Blüten und kurzer Latenz: Kohlegabe.

 

 


 

   

Hydrangea arborescens L.

 

(Hydrangea vulgaris Pursh)

Baumartige Hortensie. E: Tree-like hydrangea, Seven barks. F: Hortensia arborescent. I: Idrangea.

 

 

EDV-Code: HYEAR.

Familie: Saxifragaceae (Hydrangeaceae), Steinbrechgewächse (Hortensiengewächse).

Verbreitung, Vorkommen: Heimat des bis 3 m hohen Strauches ist das atlantische Nordamerika.

Droge: Rhizoma Hydrangeae, Hydrangeae rhizoma.

Hauptwirkstoffe: Hydrangea enthält das Glykosid Hydrangin C34H25O11, Fp. 225-228 °C, Hydrangenol sowie Saponine.

Hydrangenol

 

Vergiftungserscheinungen: In größeren Dosen verursacht es Vertigo, Oppressionen in der Brust und zerebrale Störungen [M 2].

Wirkungen auf die Haut: Beim berufsbedingten Umgang mit der Garten-Hortensie Hydrangea sp. kann es gelegentlich zur Induzierung einer Kontaktallergie kommen. Der verantwortliche Sensibilisator ist das Isocumarin Hydrangenol [Hausen BM et al.: akt derm 8, 141, 1982].

Anwendungen: In der Medizin als Diuretikum, in der Homöopathie gegen Blasensteine.

Gefährlichkeitsgrad: Wenig giftig (+), allergen.

Vorschriften: Hydrangea arborescens: Monographie der Kommission D.

Literatur:

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

M 2         Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

R 35       Rätsch, Ch.: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Wiessenschaftl. Verl. Ges., Stuttgart, 941 S., 1998.

 

Therapie:  18

 

 

 

 

Erste Hilfe:

Nach Hautkontakt: Mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen.

 

 


 

 

   

Hyoscyamus niger L.

 

Schwarzes Bilsenkraut. E: Belene, Henbane. F: Jusquiame noire. I: Guisquiamo (nero). NL: Bilzekruid.

 

 

EDV-Code: HSYNI.

Familie: Solanaceae, Nachtschattengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Nord- und Westasien, Nordamerika, Australien, Mittelmeergebiet; in Mitteleuropa zerstreut an Wegrändern und Schuttplätzen.

Beschreibung: Meist 2 jährige, bis 80 cm hohe, klebrig-zottige Pflanze, mit widerlichem Geruch. Blätter mattgrün, buchtig, gezähnt, wechselständig. Blüten fast sitzend, in einseitswendigen Wickeln, trichterförmig, schwefelgelb, mit netzartigem Geäder. Frucht eine Deckelkapsel.

Blütezeit: Juni-September.

Eine weitere giftige Hyoscyamus-Art [E 12]: Hyoscyamus muticus L. (ein- bis zweijährige Pflanze; Blütezeit: 7-9; Verbreitung: Nordafrika, Arabien, Iran).

Droge: Folia Hyoscyami, Hyoscyami folium, Bilsenkrautblätter.

Die zur Blütezeit gesammelten Blätter oder die Blätter mit blühenden Triebspitzen von kultivierten oder wildwachsenden Pflanzen. Das Auftreten von Apoatropin und Tropanol wird als Anzeichen für alte oder unsachgemäß gelagerte Drogen gewertet.

Auszug aus der Monographie der Kommission E: Hyoscyami folium (Hyoscyamusblätter)

Gegenanzeigen: Tachykarde Arrhythmien, Prostataadenom mit Restharnbildung, Engwinkelglaukom, akutes Lungenödem, mechanische Stenosen im Bereich des Magen-Darm-Traktes, Megakolon.

Nebenwirkungen: Mundtrockenheit, Akkomodationsstörungen, Tachykardie, Miktionsstörungen.

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile, besonders Wurzeln und Samen. Blätter in Mengen über 0,5 g sind giftig. Ca. 15 Samen wirken bei Kindern tödlich [L 10].

Hauptwirkstoffe: In den Blättern 0,06-0,17 %, Wurzeln 0,08 %, Samen 0,05-0,3 % Gesamtalkaloide. Atropin, (-)-Hyoscyamin, (-)-Hyoscin, Scopolamin (bis zu 40 % der Gesamtalkaloide) sowie weitere Alkaloide wie Apoatropin, Cuskhygrin etc. Mehltaupilze senken den Alkaloidgehalt [L 10].

Vergiftungserscheinungen: Die Alkaloide (-)-Hyoscyamin und (-)-Hyoscin wirken parasympathikolytisch durch Verdrängung von Acetylcholin, das bei der Erregung postganglionärer, parasympathischer Nerven als Überträgerstoff freigesetzt wird, von seinem Receptor. Nach dem gleichen Wirkungsmechanismus blockieren sie in höheren Dosen vegetative Ganglien und im Stammhirn cholinerge Nerven (Antiparkinsonwirkung) [H 12].

(-)-Hyoscyamin in höheren Dosen führt zu Erregung (Krämpfe, Halluzinationen), während (-)-Hyoscin schon im therapeutischen Bereich nur dämpfend wirkt (Dämmerschlaf).

Auftreten des Babinski-Reflexes. Zunächst Erregung von Heiterkeit bis Tobsucht, Sinnestäuschungen, starke Hautrötung, heftiger Durst, meist Übelkeit und Erbrechen, weite Pupillen, Benommenheit, Kopfschmerzen, Schock, Schluck- und Sprechstörung, Herzrasen, zuletzt Bewußsstlosigkeit und Atemlähmung.

Gelegentlich hat der Mißssbrauch als angeblich halluzinogene Droge schon übel geendet.

Bei örtlicher Anwendung von Hyoscyamus niger können Hauterscheinungen auftreten. Vergiftungen durch die Blätter verlaufen ähnlich wie bei Atropa Belladonna- bzw. Atropinintoxikationen, mit dem Unterschied, daßss der Vergiftete somnolent ist. Die minimale toxische Dosis liegt bei einer Drogenmenge, die etwa 5 mg Alkaloiden entspricht. Es kommt bereits nach 10 min. zu Verwirrung und Unruhe; die Pupillen sind weit und starr, das ganze Verhalten ist das eines Betrunkenen [H 12].

Aus den Erfahrungen der Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen, Berlin:

9 jähriger Knabe zeigte neben Durchfällen Halluzinationen, Taumeln, Bradykardie, dann mäßige Tachykardie, Gesichtsröte, trockene Schleimhäute. Mydriasis bestand für 4 Tage [K 40].

Vergiftungen bei Tieren kommen nur selten vor, da diese weniger empfindlich gegenüber Bilsenkraut sein sollen als der Mensch.

Anwendungen in der Homöopathie: D1-D2 bei Kitzelhusten; D4-D6 bei Blasenlähmung, schizoiden Zuständen.

Gefährlichkeitsgrad: Sehr stark giftig +++

Vorschriften: Die Pflanze steht in der Roten Liste unter den gefährdeten Pflanzen.

Hyoscyamus niger: Monographie der Kommission D.

Hyoscyami folium: Monographie der Kommission E.

Kosmetikverordnung, Anlage 1, Nr. 211: Hyoscyamus niger L., Blätter, Samen und ihre Gemische  dürfen beim Herstellen oder Behandeln von kosmetischen Mitteln nicht verwendet werden.

Verbotener Stoff der Kosmetikverordnung v. 19. 6. 1985, Anlage1: 211 Hyoscyamus niger L., Blätter, Samen und ihre Zubereitungen.

Literatur:

B 36        Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

D 9          DHU (Deutsche Homöopathie-Union): Homöopathisches Repetitorium. Karlsruhe, 1992

 

 

E 12        Enke, F., Buchheim, G., Seybold, S.: Zander Handwörterbuch der Pflanzennamen. 14. Aufl., 810 S., Verl. Eugen Ulmer, Stuttgart, 1993

 

 

F 16         Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4          Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 13        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. Bd.3 Gifte, Hrsg.: H.U. Wolf, 5. Aufl., Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, 1992

 

 

H 18        Hapke, H.J.: Toxikologie für Veterinärmediziner. 408 S., Enke Verl., Stuttgart, 1975

 

 

K 40        Krienke, E.G., von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U.: Vergiftungen im Kindesalter, 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1986

 

 

L 10         Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 27        Mezger, J.: Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre. 2. Ausgabe, Karl F. Haug Verlag, Saulgau, 1951

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

O 4          Oprach, F., Hartmann, Th.: Zur Rolle des Tropanols als Reinheitskriterium der Solanaceen-Drogen nach Ph. Eur. Dtsch. Apoth. Ztg. 126(13), 643-644, 1986

 

 

S 38        Schwarz, H.-D.: Hyoscin (=Scopolamin) statt Zwangsjacke. Ztschr. f. Phytother. 5(3), 840-841, 1984

 

Therapie:  1

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

Nach Verschlucken von mehr al 1 Frucht oder wesentlichen Mengen anderer Pflanzenteile Kohlegabe (keine routinemäßige Magenentleerung, da ZNS-Symptome rasch nöglich sind), stationäre Überwachung.

 

 

 


 

  

Iberis amara L.

 

(Iberis coronaria hort.)

Bittere Schleifenblume. E: Wild candytuft, Bitter candytuft. F: Iberis amer. I: Iberide bianca. NL: Bittere Scheefbloem.

 

 

EDV-Code: IBEAM.

Familie: Brassicaceae, Kreuzblütler.

Verbreitung, Vorkommen: Westliches Süd- und Mitteleuropa. Äcker, Brachfelder, in Gärten als Zierpflanze kultiviert und verwildert.

Beschreibung: 10-40 cm hohe, einjährige Pflanze. Blätter länglich-keilförmig, sitzend mit 2 oder 4 stumpfen Zähnen. Blüten weiß, langgestielt, in lockeren Trauben. Früchte fast kreisrund, oben ausgerandet.

Blütezeit: Mai-August.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze, vor allem die Samen.

Hauptwirkstoffe: Im Kraut Glucoiberin, Cucurbitacin. In den Samen 1,4 % Glucoiberin, Glucocheirolin, Cucurbitacin E, I, J und K.

Vergiftungserscheinungen: Die Glucosinolate wirken bakteriostatisch, die Cucurbitacine zytotoxisch [H 12].

Anwendungen in der Homöopathie: Iberis amara gehört zu den herzwirksamen Kreuzblütlern. Empfohlen bei Herzirregularität, Angina pectoris, Hypertonie des Herzmuskels, beim Hypertonikerherz und der Präinsuffizienz (außerdem bei hypotonen Herz- und Kreislaufmitteln), als Kreislauftonikum, bei toxischer Herzmuskelschädigung nach Infektion, beim Altersherz und bei der Koronarsklerose. Dosis: D1 oder D2.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: In der Roten Liste gehört die Pflanze zu den vom Aussterben bedrohten Arten.

Iberis amara: Monographie der Kommission D.

Literatur:

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

J 5          Jaspersen-Schib, R.: Giftpflanzen aktuell - Herbst. Dtsch. Apoth. Ztg., 124, 2321-2327, 1984

 

 

M 2         Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

Therapie:  14

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.


 

 

   

Ilex aquifolium L.

 

Stechpalme, Hülse. E: Holly. F: Houx. I: Agrifolio.

 

 

EDV-Code: ILEAQ.

Familie: Aquifoliaceae, Stechpalmengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: West- und Mitteleuropa, Nordamerika, Japan. In Mitteleuropa nur im Westen (Unterholz in Wäldern), Zierpflanze in Gärten.

Beschreibung: Baum oder Strauch, bis 6 m hoch, immergrün. Blätter eiförmig, bis 7 cm lang, lederartig, wellig, dornig bezahnt, gestielt. Blüten klein, weiß, achselständig. Steinfrucht rot, erbsengroß.

Blütezeit: Mai-Juni.

Früchte: Herbst-Winter.

Droge: Folia Aquifolii, Aquifolii folium, Stechpalmenblätter.

Geruchlos, von etwas widerlich herbem Geschmack.

Giftige Pflanzenteile: Rote Beeren und Blätter. Für Erwachsene gelten 20-30 Beeren als tödlich, für Kinder entsprechend weniger.

Hauptwirkstoffe: Rutin, Ursolsäure, Ilicin (Gerbstoff?), wenig Theobromin,a-Amyrin, b-Amyrin, Bauerenol, Uvaol, Farbstoffe und unbekannte Giftstoffe.

Vergiftungserscheinungen: Übelkeit, Erbrechen, Herzrhythmusstörungen, Lähmungen, Nierenschädigung, Durchfall, Magenentzündung, Schläfrigkeit. Mehr als 2 Früchte können bei Kindern Erbrechen hervorrufen.

Bei Kindern ist Gastroenteritis mit tödlichem Ausgang beobachtet worden (Beeren).

Nach Weilemann werden die Früchte hauptsächlich von Ein- bis Sechsjährigen verzehrt. In 15 % aller Fälle traten Magen-, Darmbeschwerden und Fieber auf. Ein einjähriges Kind aß fünf Früchte und bekam nach 20 Stunden Erbrechen und Fieber. Die Heilung verlief komplikationslos. Bei mehr als einer halben Handvoll Früchte sollte der Arzt die Therapie übernehmen.   Literaturzitat?

Ernsthafte Vergiftungen sind bei Tieren nicht zu erwarten.

Stechpalmenzweige sind ein häufiger Weihnachtsschmuck wie auch die Zweige von Ilex verticillata (L.) A. Gray, die in Bodenvasen für Kinder leicht erreichbar sind. Die Früchte beider Arten enthalten die gleichen Wirkstoffe.

Unter den Indianern Nordamerikas im Apalachen-Bergland war Ilex vomitoria Ait. die „Brechhülse”, unter der lateinischen Bezeichnung Folia Apalachinis - Apalachentee, bekannt. Sie stellten als Rauschmittel den „black drink” her, um sich durch seine berauschende Wirkung Mut für den Kriegspfad zu holen [S 19].

Gefährlichkeitsgrad: Stark giftig ++

Vorschriften: Die Pflanze steht unter Naturschutz.

Ilex aquifolium: Monographie der Kommission D.

Literatur:

B 36        Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

C 3          Catalano, S. et al.: Constituents of the leaves of Ilex aquifolium L.. Planta medica 33, 416-417, 1978

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

G 37        Gugenhan, E.: Giftige Beeren. Kosmos, 11, 28, 1984

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

J 5          Jaspersen-Schib, R.: Giftpflanzen aktuell - Herbst. Dtsch. Apoth. Ztg., 124, 2321-2327, 1984

 

 

J 12         Jaspersen-Schib, R.: Giftpflanzen als Weihnachtsschmuck. Dtsch. Apoth. Ztg. 130, 2766-2772, 1990

 

 

L 10        Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 2         Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 Mxx:        von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

S 6          Schilcher, B.: Giftpflanzenberatung besonders gefragt zur Fruchtreifezeit. PZ 44, 9-16, 1988

 

 

S 19        Schmidt, M.: Mate - eine vergessene Heilpflanze? PTA heute 2(1), 10-11, 1988

 

Therapie:  16

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken von bis zu 5 Beeren: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

Bei 6 – 10 Beeren Kohlegabe. Bei größeren Mengen; Magenentleerung (Ipecac) auch noch nach Stunden.

 


 

 

   

Inula helenium L.

 

Echter Alant. E: Elecampane. F: Grande aunée. I: Elenio, Enula campana. NL: Griekse Alant.

 

 

EDV-Code: INUHE.

Familie: Asteraceae, Korbblütler.

Verbreitung, Vorkommen: Ursprünglich in Zentralasien, in Mitteleuropa angebaut und verwildert; Wiesengräben, Ufer, feuchte Orte.

Beschreibung: 1-1,5 m hohe Staude mit zottig behaartem StengelStängel. Blätter unten länglich-elliptisch, oben herzförmig, zugespitzt. Korbblüten gelb, 6-7 cm breit, mit Scheiben- und Zungenblüten. Früchte mit Pappus.

Blütezeit: Juli-August.

Droge: Rhizoma Helenii, Helenii rhizoma, Alantwurzel.

Geruch aromatisch, Geschmack würzig, bitter.

Auszug aus der Monographie der Kommission E:

Risiken: Die in Alantwurzeln enthaltenen Sesquiterpenlactone (Hauptkomponente ist Alantolacton) reizen die Schleimhäute. Sie wirken sensibilisierend und rufen allergische Kontaktdermatitiden hervor.

Alantolacton wird als Hapten an Hautproteine gebunden; das Addukt induziert eine Überempfindlichkeit gegenüber Alantolacton und anderen α-Methylen-γ-Lacton-Systemen (Kreuzreaktion).

Größere Gaben der Droge führen zu Erbrechen, Durchfall, Krämpfen und Lähmungserscheinungen.

Bewertung: Da die Wirksamkeit der Droge und ihrer Zubereitungen bei den beanspruchten Anwendungsgebieten nicht ausreichend belegt ist, kann angesichts des Risikos einer Allergie die therapeutische Anwendung nicht befürwortet werden.

Wirkstoffhaltige Pflanzenteile: Wurzelstock.

Hauptwirkstoffe: 1-3 % ätherisches Öl mit den Hauptbestandteilen Alantolacton C15H20O2, Fp. 78-79 °C, und Isoalantolacton.

Isoalantolacton

 

Alantolacton

 

Pharmakologische Wirkung: Alantolactone haben eine antibiotische Wirkung. „Helenin” wird ebenso wie die Wurzel als Wurmmittel verwendet.

Nach größeren Dosen: Leibschmerzen, Nausea, Vomitus, Diarrhoe, vereinzelt eitrige Ausschläge.

Wirkungen auf die Haut: Inula helenium gehört zu den Kompositenpflanzen mit bekannter allergieinduzierender Wirkung. Verantwortlich zeichnet eine Vielzahl von Sesquiterpenlactonen (bisher wurden 20 gefunden), unter denen dem Alantolacton und Isoalantolacton die größte Bedeutung zukommt, da sie den Hauptanteil der Inhaltsstoffe darstellen. Ein aus der Pflanze isoliertes Gemisch aus Alantolacton, Isoalantolacton und Dihydroisoalantolacton ist im Handel unter der Bezeichnung „Helenin” erhältlich.

Unter experimentellen Bedingungen zeigt der Gesamtextrakt eine hohe Sensibilisierungspotenz (unveröff. Ergebnisse), die auf das starke Sensibilisierungsvermögen der beiden Sesquiterpenlactone Alantolacton und Isoalantolacton zurückzuführen ist. Alantolacton bzw. das Gemisch „Helenin” wird in einigen allergologischen Abteilungen der Dermatologie als Indikatorsubstanz für eine Kompositenallergie verwendet [Stampf J-L et al.: Contact Derm. 8, 16, 1982].

Anwendungen in der Homöopathie: Teep 0,0025 g bei chronischem Bronchialkatarrh, Atemnot, Asthma bronchiale, Lungenerweiterung.

Gefährlichkeitsgrad: Praktisch ungiftig, aber allergieinduzierend.

Vorschriften: Inula helenium: Monographie der Kommission D.

Helenii radix: Monographie der Kommission E.

Literatur:

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

M 2         Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

M 3         Madaus, G.: Rezeptiertaschenbuch, 8. Aufl., Verlag Dr. Madaus & Co., Radebeul, 1940

 

Therapie:  18

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen.

Nach Hautkontakt: Mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

 


 

 

   

Ipomoea tricolor Cav.

 

(Ipomoea rubrocaerulea Hook., Ipomoea violacea Lunan et auct. mult., non. L.)

Trichterwinde, Prachtwinde. E: Morning glory. F: Ipomée. Mex: Coatlxoxouhqui.

 

 

EDV-Code: IPOTO.

Familie: Convolvulaceae, Windengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Mexiko, Guatemala, Westindische Inseln, tropisches Südamerkika. Weltweit als Gartenpflanze kulitiviert

Beschreibung: 2-3 m hohe, windende Pflanze mit verzweigten StengelStängeln. Blätter ei-herzförmig, zugespitzt. Blüten anfangs rot, nach Erblühen himmelblau, Schlund weiß, 8-10 cm breit, gestielt.

Blütezeit: Juli-September.

Droge: Semen Ipomoeae violaceae, Ipomoeae violaceae semen, Ololiuqui.

Längliche, schwarze Samen.

Giftige Pflanzenteile: Besonders die Samen mit einem Alkaloidgehalt von 0,06 %. Weniger Alkaloide finden sich in den StengelStängeln und Blättern, keine oder nur wenige in den Wurzeln. Im Laufe des Wachstums nimmt der Alkaloidgehalt zu. Sehr unterschiedliche Alkaloidgehalte wurden bei den Gartensorten gefunden, viele Sorten erwiesen sich alkaloidfrei, andere erreichen mit einem Indolalkaloidgehalt bis zu 0,079 % den der Wildform. [S 82]

Hauptwirkstoffe: Lysergsäurederivate, (+)-Lysergsäureamid, (+)-Isolysergsäureamid, Chanoclavin, Elymoclavin und Ergometrin.

Vermutlich stark wechselnder Gehalt.

Vergiftungserscheinungen: Psychomimetisch. Besitzt halluzinogene Wirkung. Die LD50 an Ratten etwa 164-214 mg/kg, bei Menschen etwa 1-2 g [H 12]. Beim Verzehr der Samen muss auch mit starken Nebenwirkungen wie Übelkeit, Unwohlsein und Mattigkeit gerechnet werden, die wahrscheinlich durch nicht wasserlösliche Alkaloide ausgelöst werden [R 35].

Anwendungen: Bei den Indianern Mexikos als Rauschgift und für magisch-medizinische Zwecke [H 12].

Die mexikanischen Windenarten werden seit alten Zeiten von den Eingeborenen für verschiedene Zwecke benutzt, wobei es offenbar auf die Art, den Reifezustand und die Zubereitungsart ankommt. Auch konnte von allen Forschern bisher die Stammpflanze des Ololiuqui (oder Mantecón oder Manta) nicht eindeutig geklärt werden. Die lateinischen Namen, die in diesem Zusammenhang genannt wurden, sind:

Rivea corymbosa (L.) Hall. f. [Turbinia corymbosa (L.) Raf., Ipomoea burmanni Choisy, Ipomoea sidaefolia (H.B.K.) Choisy].

Die Pflanze wird als blaublühend (Hofmann) oder weißblühend mit herzförmigen Blättern geschildert (Ximenez, Cuatrolibros de la naturaleza, 1790). Die kleinen Samen werden frisch gesammelt, zerquetscht und in „Pulque” oder „Tepache” gequollen. Dieses „Piule” genannte Getränk ergibt einen eigenartigen Rausch, der einer Hypnose ähneln kann. Die Versuchenden erinnern sich an lang zurückliegende Begebenheiten, führen Gespräche mit Verstorbenen und geben auf Befragen durch geschulte „Piuleros” Auskünfte über bisher Verschwiegenes, so dass man in der Gegend von Oaxaca den „Piule” als Wahrheitstrank und Giftorakel benutzt.

Die alten Beobachtungen konnten durch einen modernen Forscher wie Hofmann teilweise bestätigt werden, er fand neben anderen Lysergsäure-derivaten auch noch Lysergsäure-hydroxyethylamid.

Gefährlichkeitsgrad: Stark giftig ++

Literatur:

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

J 5          Jaspersen-Schib, R.: Giftpflanzen aktuell - Herbst. Dtsch. Apoth. Ztg., 124, 2321-2327, 1984

 

 

R 25       Reko, A.: Magische Gifte, Rausch- und Betäubungsmittel der Neuen Welt. 3. Auflage, Enke Verlag, Stuttgart, 1949

 

 

R 35       Rätsch, Ch.: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Wiessenschaftl. Verl. Ges., Stuttgart, 941 S., 1998.

 

 

S 23       Schmid, R.: Halluzinogene aus Pflanzen. Naturw. Rdsch. 23, 5-18, 1970

 

 

S 82       Seeger, R., Neumann, H.-G.: D-(+)- Lysergsäure-di-ethylamid, Dtsch. Ap. Zt., 132, 2244–2251, 1992.

 

Therapie:  14

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 


 

 

   

  Iris pseudacorus L.

 

Sumpf-Schwertlilie. E: Yellow flag. F: Flambe d’eau. I: Giaggiolo acquatico. NL: Gele lis.

 

 

EDV-Code: IRIPS.

Familie: Iridaceae, Schwertliliengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, Vorderasien, Nordafrika, in Mitteleuropa stellenweise häufig; Gräben, Sümpfe, Ufer, Auwälder.

Beschreibung: 50-100 cm hohe, ausdauernde Pflanze. Blätter lineal bis schwertförmig, grasgrün. Blüten langgestielt, Perigonblätter hellgelb. Fruchtkapsel walzenförmig, hängend.

Blütezeit: Mai-Juni.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze, besonders das Rhizom.

Hauptwirkstoffe: Unerforschter, scharfer Stoff, der auch nach dem Trocknen erhalten bleibt, sowie das Glykosid Iridin.

Iris versicolor L., die Buntfarbige Schwertlilie, enthält ähnliche Stoffe, ist aber weniger giftig. Verwendet wird der frische Wurzelstock (äth. Öl, Iridin, Isophthalsäure).

Vergiftungserscheinungen: Der brennend scharfe Saft erzeugt Schluckbeschwerden, heftige Reizungen der Schleimhäute, Erbrechen und Diarrhoen, auch Herzstörungen.

Bei Tieren können nach dem Fressen von Blättern blutige Diarrhoen auftreten.

Wirkungen auf die Haut: Der Saft erzeugt auf der Haut eine irritative Kontaktdermatitis. Es bestehen Hinweise darauf, dass in äußerst seltenen Fällen auch einmal eine Kontaktallergie induziert werden kann. Die Ursache ist unbekannt.

Anwendungen in der Homöopathie: D2-D3 bei psychider, depressiver Migräne (Sonntagsmigräne), Hyperemesis mit Säurebeschwerden, Erbrechen saurer Massen; Trigeminus-Neuralgie.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +, hautreizend.

Verordnungen: Alle Iris-Arten sind geschützt

Literatur:

B 36        Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

D 9          DHU (Deutsche Homöopathie-Union): Homöopathisches Repetitorium. Karlsruhe, 1992

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

G 33        Gugenhan, E.: Giftige Schwertlilie. Kosmos 7, 22, 1985

 

 

L 10        Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

R 35        Rätsch, Ch.: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Wiessenschaftl. Verl. Ges., Stuttgart, 941 S., 1998.

 

Therapie:  14

 

Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

Nach Hautkontakt: Mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.


 

  

Juniperus communis L.

 

Wacholder. E: Common juniper. F: Genévrier commun. I: Ginepro comune. NL: Jeneverboom.

 

 

EDV-Code: IUPCO.

Familie: Cupressaceae, Zypressengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, Nordasien, Nordafrika, in Mitteleuropa stellenweise häufig; Schafweiden, Heiden, steinige Hänge.

Beschreibung: Immergrüner, spitzkegelförmiger, einhäusiger Strauch, bis 10 m hoch. Nadeln 10-15 mm lang, stechend, bläulichgrün. Blüten klein, männliche kätzchenartig, weibliche knospenartig. Beerenzapfen schwarz, blaubereift, erbsengroß.

Blütezeit: April-Mai.

Droge: Fructus Juniperi, Juniperi fructus, Wacholderbeeren.

Reife, im 2. Jahr gesammelte, getrocknete Früchte. Geruch eigenartig würzig, Geschmack süßlich und aromatisch.

Auszug aus der Monographie der Kommission E.

Gegenanzeigen: Schwangerschaft und entzündliche Nierenerkrankungen.

Nebenwirkungen: Bei langdauernder Anwendung oder bei Überdosierung können Nierenschäden auftreten.

Wirkstoffhaltige Pflanzenteile: Beeren.

Hauptwirkstoffe: 0,2-2 % ätherisches Öl mit 26,5 α-Pinen, 1,7 % Terpineol-4, 8,8 % Sabinen, 9 % Myrcen sowie zahlreiche andere ätherische Ölbestandteile in geringer Menge. Unreife Früchte enthalten bis 2,9 % ätherisches Öl, das anscheinend etwas anders zusammengesetzt ist.

Zwischen den Ölen ein- und dreijähriger Früchte scheinen signifikante Unterschiede zu bestehen.

Pharmakologische Wirkung: Bei Überdosierung Reizung der Niere. Beeren und Juniperuspräparate während der Schwangerschaft meiden. Außerdem besitzen sie antifertile Eigenschaften.

Innerlich Nierenschmerzen, Harndrang, Diuresesteigerung, Veilchengeruch des Harns, Herztätigkeit und Atmung beschleunigt, selten Krämpfe.

Aus den Erfahrungen der Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen, Berlin:

Bei der Aufnahme von Früchten und Nadeln wurden leichte gastroenteritische Symptome beobachtet.

Wirkungen auf die Haut/Schleimhaut: Bei äußerlicher Einwirkung kann es zu einer Entzündung der Haut mit Blasenbildung kommen (irritative Kontaktdermatitis). In einem Fall wurde ein allergisches Kontaktekzem und ein allergisches Asthma durch berufsbedingten Umgang mit Wacholderbeeröl beobachtet [Rothe A et al.: Berufsdermatosen 21, 11, 1973].

Die verschiedenen Juniperus-Arten erzeugen eine große Menge an Pollen, die aber allergologisch von untergeordneter Bedeutung sind (inhalative Allergie gegenüber Frühjahrsblühern).

Dosierung: Gebräuchliche Einzeldosis 2 g auf 1 Tasse Infus DAB 7 [H 12].

Anwendungen in der Homöopathie: Teep 0,05 g bei Wassersucht und chronischen Nierenerkrankungen.

Gefährlichkeitsgrad: Ungiftig bis schwach giftig (+); hautreizend.

Vorschriften: Die Pflanze steht unter Naturschutz.

Juniperus communis: Monographie der Kommission D.

Juniperi fructus: Monographie der Kommission E.

Aromenverordnung, Anlage 3: Wacholderteeröl (Oleum Juniperi empyreumaticum) darf zur Herstellung von Aromen und anderen Lebensmitteln nicht verwendet werden.

Aromenverordnung der Bundesrepublik Deutschland v. 22. 12. 1981 (BGBl I, 1677-1685). Verbotener Stoff des §2, Anlage I: Wacholderteeröl (Oleum Juniperi empyreumaticum).

Literatur:

A 6         Agrawal, O.P., Bharadwaj, S., Mathur, R.: Antifertility effects of fruits of Juniperus communis. Planta medica, Suppl., 98-101, 1980

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 35       Hörster, H.: Variabilität der Öle von Juniperus communis. Planta medica 25, 73-79, 26, 46-51, 1974

 

 

K 40       Krienke, E.G., von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U.: Vergiftungen im Kindesalter, 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1986

 

 

M 2         Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

M 3         Madaus, G.: Rezeptiertaschenbuch, 8. Aufl., Verlag Dr. Madaus & Co., Radebeul, 1940

 

 Mxx:      von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

R 31       Roth, L., Kormann, K., Schweppe, H.: Färbepflanzen - Pflanzenfarben. ecomed Verlagsges. Landsberg/Lech, 1992

 

 

R 35       Rätsch, Ch.: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Wiessenschaftl. Verl. Ges., Stuttgart, 941 S., 1998.

 

 

R 37       Roth, L.; Kormann, K.; Schweppe, H.: Färbepflanzen, Pflanzen, ecomed verlagsges., Landsberg, 544 S., 1996.

 

 

T 5          Thesen, R.: Phytotherapeutika - nicht immer harmlos. Ztschr. f. Phytother. 9, 105-111, 1988

 

Therapie:  16

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken einiger unreifer oder mehreren reifen Früchten bzw. einiger Nadeln: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Bei mehr als 3 unreifen oder mehr als 10 reifen Früchten bzw. einer größeren Menge an Nadeln Kohlegabe. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 


 

 

Juniperus sabina L.

 

Sadebaum, Sevibaum, Stink-Wacholder. E: Savin. F: Genévrier sabine. I: Ginepro sabino. NL: Zevenboom.

 

 

EDV-Code: IUPSA.

Familie: Cupressaceae, Zypressengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Süd- und Mitteleuropa, Nordasien, wild in Mitteleuropa nur in den Alpen; sonst angepflanzt und verwildert.

Beschreibung: Immergrüner Strauch oder Baum (bis 3 m). Blätter überwiegend schuppenförmig, dachziegelartig anliegend. Blüten 2 häusig, männliche eiförmig, gelb, weibliche grünlich unscheinbar. Beerenzapfen erbsengroß, blaubereift.

Blütezeit: April-Mai.

Droge: Herba (Summitates) Sabinae, Sabinae herba, Sadebaumspitzen.

Die getrockneten jüngsten Zweigspitzen. Geruch stark würzig, herb; Geschmack scharf würzig, bitter.

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile, vor allem Zweigspitzen. Mengen über 1 g frische Zweigspitzen sind giftig; 5-20 g können schon tödlich sein.

Hauptwirkstoffe: 3-5 % ätherisches Öl mit 20 % Sabinen und 40 % Sabinylacetat, Thujon; Bitterstoff (Pinipicrin), 0,12 % Savinin, Gerbstoffe.

Savinin

 

Vergiftungserscheinungen: Bei Einnahme: Übelkeit, Erregung, Herzrhythmusstörungen, Krämpfe, Atemlähmung, Nierenschädigung, blutiger Urin, Gebärmutterkrämpfe, Leberschäden, starke Blutungen vermutlich aus den Nieren und Abort. Der Tod erfolgt im Zustand zentraler Lähmung und tiefer Bewusstlosigkeit meist erst nach 10 Std. bis mehreren Tagen.

Vom Öl gelten 6 Tropfen als tödliche Dosis.

Aus den Erfahrungen der Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen, Berlin:

1¼1/4 Jahre altes Kind aß Schuppenblätter: keine Symptome; 2 jähr. Junge zeigte nach Fruchtgenuss eine mäßige Tachykardie.

Pferde können größere Mengen aufnehmen, während Hunde und Wiederkäuer besonders gefährdet sind. Die Vergiftungserscheinungen bestehen in Gastroenteritis mit Kolik, Tympanie, Durchfall, Nephritis, tetanischen Krämpfen und anschließender zentralnervöser Lähmung [H 18].

Wirkungen auf die Haut: Das Öl ist stark hautreizend und blasenziehend. Bei Hautkontakt kann es zu Hautentzündungen bis zur Nekrose kommen.

Dosierung: Einzelmaximaldosis 0,5 g; Tagesmaximaldosis 1,0 Helv. V, CF 49, Brasil. 1. Dosis 0,3-0,6 g, Extra P.67. Mittlerer Gehalt als Hautsalbe 50 % Erg. B. 6 [H 12].

Anwendungen in der Homöopathie: D4 bei Sehstörungen; bei Beschwerden der Beckenorgane bes. Uterus; Abortus imminens.

Gefährlichkeitsgrad: Sehr stark giftig +++

Vorschriften: Juniperus sabina: Monographie der Kommission D.

Kosmetikverordnung, Anlage 1, Nr. 294: Juniperus sabina L. (Zweigspitzen, ätherisches Öl und Gemische) dürfen beim Herstellen oder Behandeln von kosmetischen Mitteln nicht verwendet werden.

Verbotene Stoffe der Kosmetikverordnung v. 19. 6. 1985 Anlage 1: 294 Juniperus sabina L., Zweigspitzen, ätherisches Öl und Zubereitungen.

Literatur:

B 36        Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16         Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4          Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 18        Hapke, H.J.: Toxikologie für Veterinärmediziner. 408 S., Enke Verl., Stuttgart, 1975

 

 

D 9          DHU (Deutsche Homöopathie-Union): Homöopathisches Repetitorium. Karlsruhe, 1992

 

 

L 10         Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

K 40        Krienke, E.G., von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U.: Vergiftungen im Kindesalter, 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1986

 

 

M 2          Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

M 27        Mezger, J.: Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre. 2. Ausgabe, Karl F. Haug Verlag, Saulgau, 1951

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

Therapie:  14

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.  Kohlegabe.

Bei größeren Mengen und kurzer Latenz: Magenentleerung (Ipecac), danach Kohlegabe.

 

Nach Hautkontakt: Sofort mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

 


 

 

Juniperus virginiana L.

 

Virginische Zeder. E: Virgin cedar. F: Cèdre de Virginie. I: Ginepro della Virginia.

 

 

EDV-Code: IUPVI.

Familie: Cupressaceae, Zypressengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Nordamerika; Zierstrauch in vielen Sorten wie „Fastgiata”, „Glauca” u.a.

Beschreibung: Bis 12 m hoher, immergrüner Strauch mit abstehenden Ästen. Blätter schuppenförmig, scharf zugespitzt. Blüten unscheinbar. Beerenzapfen aufrecht, erbsengroß, braunviolett, blauweiß bereift.

Blütezeit: April-Mai.

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile.

Hauptwirkstoffe: In den Nadeln ca. 0,2 % ätherisches Öl mit den Hauptkomponenten Sabinen, α-Pinen, γ-Terpinen, Limonen (Verdacht auf krebserzeugende Wirkung) etc.

Vergiftungserscheinungen: Krämpfe, Atemnot, Kreislaufkollaps, zuletzt Bewusstlosigkeit und Tod.

Nach Sabinenkontakt erfolgte ein signifikanter Anstieg der Häufigkeit spontaner Tumore durch Verwendung von Holzspänen als Streu in Käfigen mit empfindlichen Mäusestämmen [H 13].

Gefährlichkeitsgrad: Sehr stark giftig +++

Vorschriften: Juniperus virginiana: Monographie der Kommission D.

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 13       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. Bd.3 Gifte, Hrsg.: H.U. Wolf, 5. Aufl., Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, 1992

 

Therapie:  14

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.  Kohlegabe.

Bei größeren Mengen und kurzer Latenz: Magenentleerung (Ipecac), danach Kohlegabe.

 

Nach Hautkontakt: Sofort mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

 


 

   

     

 Kalanchoë blossfeldiana v. Poelln.

 

Flammendes Kätchen. E: Flaming katy.

 

 

EDV-Code: KANBL.

Familie: Crassulaceae, Dickblattgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Beheimatet in den verhältnismäßig kühlen Hochebenen Madagaskars. 1928 kam die heute sehr beliebte Zimmerpflanze durch einen Berliner Samenhändler nach Europa.

Die Gattung Kalanchoë ist im tropischen Afrika und Asien mit ca. 150 Arten vertreten.

Beschreibung: Ca. 30 cm hohe Pflanze. Blätter dunkelgrün, fleischig, oval, am Rande gekerbt und aufgebogen, kurz gestielt oder sitzend, in Rosetten. Blüten klein, mit 4 Blütenblättern, leuchtend rot, orange oder gelb, in doldigen, gestielten Blütenständen.

Blütezeit: Ursprünglich von Februar-April. Im Handel blühend von Januar bis Juni.

Hauptwirkstoffe: Nicht bekannt.

Vergiftungserscheinungen: Immer wieder wird Kalanchoë blossfeldiana mit giftigen Kalanchoë-Arten in Verbindung gebracht. Jaspersen-Schib schreibt:

Im Gegensatz zu den meisten anderen Crassulaceen ist die Kalanchoë toxisch. Am besten untersucht sind Kalanchoë-Arten, welche in Afrika wild vorkommen. In diesen Arten wurden Bufadienolide nachgewiesen, allerdings nur in sehr geringer Menge; ferner enthalten sie das Cotyledontoxin. Dieses führte bei Tieren in Afrika nach Vergiftungen mit Kalanchoë zur sogenannten Cotyledonosis, auch Krimpsiekrankheit genannt mit spastischer Kontraktion der Muskeln und neurologischen Symptomen. Möglich wäre es, daßss unsere Kalanchoë blossfeldiana auch Cotyledontoxin enthalten; auf jeden Fall mußss diese Pflanze, auch wenn sie noch ungenügend erforscht ist, als toxisch betrachtet werden. Über eine Vergiftung mit Kalanchoë blossfeldiana bei einem Kleinkind berichtete F. Guth. Bei diesem Kind kam es nach peroraler Aufnahme von Kalanchoë zu Erbrechen und Durchfall.

Gefährlichkeitsgrad: Wenig giftig (+), afrikanische Arten giftig +.

Literatur:

J 6      Jaspersen-Schib, R.: Giftige Zimmerpflanzen. Dtsch. Apoth. Ztg., 127, 1417-1423, 1987

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

Therapie:  16

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen. Nur bei sehr großen Mengen Kohlegabe.

 

 


 

Kalmia latifolia L.

 

Berglorbeer. E: American laurel. F: Kalmie à larges feuilles. I: Calmia a foglie larghe. NL: Breedbladige Lepelboom.

 

 

EDV-Code: KAMLA.

Familie: Ericaceae, Heidekrautgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Östliches Nordamerika; bei uns in Gärten als Zierpflanze.

Beschreibung: Immergrüner Strauch, bis 1 m hoch. Blätter lorbeerartig, wechselständig, 5-10 cm lang, spitz, kurzgestielt. Blüten rot oder weißlich, in vielblütigen, blattachselständigen Scheinwirteln. Fruchtkapsel kugelig, vielsamig.

Blütezeit: Mai-Juni.

Ein weiterer Zierstrauch unserer Gärten ist Kalmia angustifolia L., Schmalblättrige Lorbeerrose, die eine ähnliche Wirkung zeigt.

Droge: Folia Kalmiae, Kalmiae folium, Berglorbeerblätter.

Giftige Pflanzenteile: Blätter.

Hauptwirkstoffe: Die Blätter sollen Andromedotoxin und Arbutin enthalten. Nach neueren Angaben handelt es sich wahrscheinlich um Acetylandromedol. In Mitteleuropa kultivierte Pflanzen enthalten den Wirkstoff nicht oder nur in Spuren.

Vergiftungserscheinungen: Starke Speichelsekretion, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Schwindel.

Der Honig soll für den Menschen ebenfalls schädlich sein.

Kalmia latifolia ist den Farmern in Amerika als Schafstod bekannt, da beim Vieh, besonders aber bei Schafen, nach dem Fressen folgende Vergiftungserscheinungen auftreten können: Erbrechen, mühsames Atmen, Zittern, Schwäche und Stolpern; diesem folgen klonische Spasmen, die immer heftiger werden, zu einem späteren Zeitpunkt setzen Sehverlust und meningeale Reizzustände ein, der Kopf wird zurückgezogen, die Pupillen verdrehen sich nach oben, und die Gliedmaßen werden steif. Falls das Tier überlebt, wird es für die Dauer von ein oder zwei Wochen schwach und hinfällig sein, dies später gefolgt von einem Schwanken [K 42].

Wirkungen auf die Haut: Brennen und Juckreiz auf der Haut.

Anwendungen in der Homöopathie: D2-D4 bei akuten Herzentzündungen und akutem Gelenkrheumatismus; Neuralgien bei Herzleiden.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Kalmia latifolia: Monographie der Kommission D.

Literatur:

D 9         DHU (Deutsche Homöopathie-Union): Homöopathisches Repetitorium. Karlsruhe, 1992

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 6         Gössinger, H. et al.: Vergiftungen mit andromedotoxinhaltigem Honig. Dtsch. med. Wschr. 108, 1555-1558, 1983

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

K 42       Kröger, K.: Kalmia latifolia. Volksheilkunde 38, 656, 661-663, 1986

 

 

M 2         Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

M 3         Madaus, G.: Rezeptiertaschenbuch, 8. Aufl., Verlag Dr. Madaus & Co., Radebeul, 1940

 

Therapie:  14

 

 

 

 

Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

Nach Hautkontakt: Mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.


 

Kerria japonica (L.) DC

 

Nesselröschen, Goldröschen. E: Japanese kerria. F: Korête du Japon. I: Kerria del Giappone.

 

 

EDV-Code: KERJA.

Familie: Rosaceae, Rosengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Japan; Zierstrauch in Gärten, auch verwildert.

Beschreibung: 1-3 m hoher Strauch. Blätter eilanzettlich, zugespitzt, doppelt gesägt, kurzgestielt. Blüten gelb, 5 zählig, einzeln, endständig, meist in gefülltblühender Form, bis 3 cm groß.

Blütezeit: April-Mai.

Hauptwirkstoffe: Im Samen Blausäure-Glykoside.

Gefährlichkeitsgrad: Wenig giftig (+)

Therapie: 7

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen.

 

 


 

 

Laburnum anagyroides Medikus

 

(Cytisus laburnum L.)

Goldregen, Bohnenbaum. E: Golden chain, Golden rain. F: Aubur. I: Avorniello, Maggiociendolo comune.

 

 

EDV-Code: LABAN.

Familie: Fabaceae, Schmetterlingsblütler.

Verbreitung, Vorkommen: Süd- und Südosteuropa; in Mitteleuropa Zierstrauch in Gärten und Parkanlagen, selten verwildert.

Beschreibung: Sommergrüner, bis 6 m hoher Strauch oder Baum. Blätter büschelig, dreizählig, kleeähnlich. Blüten goldgelb in reichblütigen, hängenden Trauben. Hülsen länglich, braun.

Blütezeit: Mai-Juni.

Früchte: Juli-Winter.

Ein häufig bei uns vorkommender Zierstrauch ist außerdem Laburnum x wateri (Kirchner) Dipp., eine Hybride aus Laburnum alpinum und Laburnum anagyroides.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze, vor allem die bohnenähnlichen Hülsen. Auch getrocknete Pflanzenteile sind giftig. Tödliche Dosis für Kleinkinder 3-4 Früchte (Hülsen) bzw. 15-20 Samen, für Pferde 0,5 g Samen pro kg und 6 g pro kg für Hühner und Tauben.

Hauptwirkstoffe: In den reifen Samen 1,5-3 %, in den Blättern 0,3 %, in den Blüten 0,2 % Alkaloide, in reifen Samen fast ausschließlich Cytisin. Neben dem Hauptalkaloid Cytisin noch N-Methylcytisin, Laburnin, Laburnamin und Chinolizidinalkaloide. Der Cytisin-Gehalt steigt mit der Samenreife und erreicht im Spätherbst seinen Höhepunkt.

Die Samen der Hybride Laburnum x wateri (Kirchner) Dipp. enthalten 0,7-1,6 % Cytisin und höchstens Spuren von N-Methylcytisin [S 43].

In den Blüten ist ein höherer Cytisingehalt nachgewiesen worden als in den Blättern. [Tschirch, DAZ, 131 (1991), 1878].

Vergiftungserscheinungen: Meist bei Kindern durch Zerkauen und Verschlucken der Samen, Kauen an den Zweigen oder an der wie Süßholz schmeckenden Wurzel (hierdurch Massenvergiftung), ferner durch Verwendung der Blüten anstelle der zum Würzen benutzten (weißen, ungiftigen) Blüten der falschen Akazie (Robinia pseudacacia). Die Vergiftungserscheinungen gleichen in vielem denen der Nicotinvergiftung und setzen sehr schnell, meist schon nach ¼1/4-1 Std., selten später ein: Brennen im Mund und im Rachen, Speichelflußss, Durst, Übelkeit, Würgen und vor allem zentral bedingtes und u. U. stundenlang anhaltendes, gelegentlich auch blutiges Erbrechen; ferner Schweißausbrüche, Mydriasis, Schwindel, Schwäche in den Gliedern, selbst Lähmungen (z. B. bei einem achtjährigen Kind nach dem Genußss von 20 Samen). Entsprechend der zentral-erregenden Wirkung des Cytisins kommen aber nicht selten auch Aufregungs- und Verwirrungszustände (mit Halluzinationen, Delirien), Muskelzuckungen und auch allgemeine klonisch-tonische Krämpfe an den Extremitäten vor. Bei letalen Vergiftungen tritt unter zunehmender allgemeiner Lähmung und Somnolenz im Kollaps innerhalb 1-9 Std., manchmal auch erst nach einigen Tagen der Tod durch Atemlähmung ein [H 12]. Die Prognose ist nach Gessner für Erwachsene günstiger als für Kinder.

Am 22. Juni 1990 ging diese Meldung durch die Medien: Sechs Kinder haben in Kiel eine schwere Goldregenvergiftung überlebt. Die türkischen und deutschen Kinder im Alter zwischen 6 und 13 Jahren hatten nach den bisherigen Ermittlungen der Polizei beim Spielen auf einem Hinterhof in Gaarden von den Schoten gegessen. Nachdem die ersten Vergiftungssymptome festgestellt worden waren, wurden die Spielkameraden nach und nach ermittelt und ebenfalls in ärztliche Behandlung gebracht. Nach Abklingen der schweren Symptome befanden sich die Kinder nach entsprechender Behandlung in der Universitätsklinik einige Tage später außer Lebensgefahr. [H 42]

Vergiftungen mit Goldregen nehmen eine Spitzenstellung ein. Die Berliner Vergiftungszentrale registrierte 550 Fälle in 15 Jahren.

Für eine Vergiftung bei Pferden ist der Schweißausbruch charakteristisch. Cytisin wird bei milchgebenden Kühen und Ziegen mit der Milch ausgeschieden, und es sind Sekundärvergiftungen beim Konsumenten möglich [H 18].

Nach Weilemann sind hauptsächlich Ein- bis Zehnjährige gefährdet, die die Früchte zum Spielen nehmen (Bohnen). Ein neunjähriger Junge aß eine unbekannte Menge Hülsen. Nach 30 Minuten kam es zu Übelkeit, Bauchkrämpfen, Pulsbeschleunigung und Blutdruckabfall. Die Heilung erfolgte unter symptombezogener Behandlung. 65 % der Fälle verliefen deshalb ohne Symptome, weil sie schnell ärztlich behandelt wurden. Bei mehr als einer Hülse ist klinische Überwachung angezeigt.

Anwendungen in der Homöopathie: D3-D6 bei Seekrankheit, nervöser Schlaflosigkeit mit Depressionen, Migräne.

Gefährlichkeitsgrad: Sehr stark giftig +++

Vorschriften: Laburnum anagyroides: Monographie der Kommission D.

Literatur:

B 36        Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16         Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4          Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

G 7          Goina, T. et al.: Neue Beiträge zum Problem der Extraktion des Cytisins. Planta medica 20, 114-117, 1971

 

 

G 29        Gugenhan, E.: Giftiger Frühjahrsblüher. Kosmos 3, 27, 1985

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 18        Hapke, H.J.: Toxikologie für Veterinärmediziner. 408 S., Enke Verl., Stuttgart, 1975

 

 

H 42        Haerkötter, G. u. M.: Wüterich und Hexenmilch: Giftpflanzen. 197 S., Eichborn Verlag, Frankfurt/Main, 1991

 

 

L 10         Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 2          Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

M 27        Mezger, J.: Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre. 2. Ausgabe, Karl F. Haug Verlag, Saulgau, 1951

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

S 7          Schilcher, B.: Giftpflanzenberatung - eine lohnende Aufgabe für den Apotheker. PZ 24, 9-15, 1988

 

 

S 43        Seeger, R., Neumann, H.-G.: Cytisin. Dtsch. Apoth. Ztg. 132, 303-306, 1992

 

 

S 57        Stahl, E., Glatz, A.: Immer wieder Vergiftungen durch Goldregen. Dtsch. Apoth. Ztg. 122(28), 1475-1476, 1982

 

Therapie:  14

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Wenn kein spontanes Erbrechen auftritt, Kohlegabe: ab 3 Samen: ab 5 Samen Magenentleerung (Ipecac) bis 2 h nach der Aufnahme, danach Kohlegabe, stationäre Überwachung.

 

 


 

 

   

Lantana camara L. und Lantana-Camara-Hybriden

 

Wandelröschen, Bergsalbei und Hybriden. E: Lantana, Wild sage. F: Lantanier. I: Camara, Viburno americano.

 

 

EDV-Code: LANCA.

Familie: Verbenaceae, Eisenkrautgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Tropisches Südamerika; Zierpflanze.

Beschreibung: 30-90 cm hoher Strauch. Blätter länglich oval, spitz, mit runzeliger Oberfläche, Blattrand gesägt, gegenständig. Blüten orange, Farbwechsel während des Blühens (daher Wandelröschen), in doldigen Köpfchen. Früchte beerenartig, mit hartem Kern, blauschwarz.

Blütezeit: Juni-September.

Früchte: September-Oktober.

Droge: Herba Camarae, Camarae herba, Wandelröschenkraut.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze, besonders die unreifen und reifen beerenartigen Früchte.

Lantana camara ist die giftigste Art der Gattung.

Hauptwirkstoffe: Im Blatt 0,3-0,7 % Lantaden A (Lantanin) C35H52O5, Fp. 295-300°C (dec.) (ein pentacyclisches Triterpen),

0,2 % Lantaden B C35H52O5, Fp. 293-294°C (dec.),

Icterogenin, 0,05-0,2 % etherisches Öl mit Citral und anderen Sesquiterpenen [H 12], sowie Triterpene.

Lantaden A

 

Vergiftungserscheinungen: Die Symptome ähneln z. T. einer Tollkirschenvergiftung (Pupillenerweiterung).

Die Pflanze verursacht phototoxische Reaktionen bei Schafen. Eine ausgedehnte bibliographische Untersuchung zeigte, daßss die ikterogene Wirkung der Pflanze die Grundlage der Vergiftung ist. Vergiftungen bei Kindern, die Beeren aßen, hatten eine ikterogene Auswirkung. Rehmannsäure C35H52O5, Fp. 295-300°C (dec.), zeigte sich als ein Triterpenoid, das auf die Durchlässigkeit der Leberzellen wirkt, hauptsächlich durch die Blockade der Ausscheidung von Gallenfarbstoffen (besonders Bilirubin und Phylloerythrin). Dadurch wird Gelbsucht und abnormale Lichtempfindlichkeit hervorgerufen. Wolfson beschreibt 17 Beereningestionsunfälle bei Kindern. 13 Kindern wurde 20 Min. bis 1 ½1/2 Std. nach Giftaufnahme der Magen gespült. Sie blieben frei von jeglichen Symptomen.

3 Kinder zeigten nach einer Latenzzeit von 2 ½1/2-5 Std., trotz Magenspülung, folgende Krankheitszeichen: Erbrechen, Lichtscheu, Diarrhoe, Ataxie, Zyanose, Dyspnoe und eine Mydriasis.

Ein 2 ½ 1/2 jähriges Mädchen verstarb als einzige, da es erst 6 Std. nach Giftaufnahme erkrankte und eine Magenspülung unterlassen worden war.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Literatur:

A 7         Ahmed, Z.F. et al.: Phytochemical study of Lantana camara. Planta medica 21, 282-288; 22, 34-37, 1972

 

 

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

D 12       Douglas Kinghorn, A.: Toxic plants. 195 S., Columbia University Press, New York, 1979

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

L 10        Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

Therapie:  14

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

Sonnenexposition vermeiden.

 

 


 

 

   

Laurus nobilis L.

 

Lorbeerbaum. E: Sweet bay. F: Laurier. I: Alloro, Lauro. NL: Laurierboom.

 

 

EDV-Code: LURNO.

Familie: Lauraceae, Lorbeergewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Mittelmeergebiet. In Mitteleuropa als Kübelpflanze.

Beschreibung: Bis 10 m hoher Strauch oder Baum. Blätter ledrig, dunkelgrün, kurzgestielt, wechselständig, lanzettlich, zugespitzt, am Rande wellig. Blüten weiß, 2 häusig, in kurzgestielten Blütenständen. Früchte tiefschwarz, eiförmig.

Blütezeit: April-Mai.

Droge: Fructus Lauri, Lauri fructus, Lorbeeren - Folia Lauri, Lauri folium, Lorbeerblätter.

Wirkstoffhaltige Pflanzenteile: Besonders Früchte und Blätter.

Hauptwirkstoffe: In den Blättern 1-3 %, in den Früchten 1 bis ca. 4 % ätherisches Öl, das mehrere Sesquiterpenlactone, u.a. Costunolid, Eremanthin und Laurenobiolid enthält.

Wirkungen auf die Haut: Sesquiterpenlactone sind als Kontaktallergene bekannt. Bereits seit 1904 weiß man von der hautreizenden und sensibilisierenden Wirkung des Lorbeeröls. Dennoch wurde es zwischen 1929 und 1962 als Appretur für Hut- und Stirnbänder verwendet. und bis in jüngster Zeit in „grünen Salben” und Abszeßsssalben verwendet. Noch vor 25 Jahren betrug die Häufigkeit der Die Lorbeer-Allergie manifestierte , die sich besonders oft als „Hutband- und Stirnband-Dermatitis”.  Noch vor 50 Jahren betrug die Häufigkeit der Lorbeer-Allergie manifestierte, 3,1-3,6 % [Bandmann et al.: Münch. med. Wschr. 102, 680, 1960]. Seit man andere Glättungsmittel einsetzt, ist die Lorbeer-Allergie zurückgegangen. Im Zuge des gegenwärtigen Trends „zurück zur Natur” ist jedoch dem Lorbeeröl als altem Hausmittel gegen rheumatische Beschwerden, Lipome, und andere Krankheitserscheinungen eine Renaissance zuteil geworden, die kürzlich in mehr als 20 Fällen zu schweren ekzematischen Veränderungen führen kann.  führte. Da Kreuzreaktionen auf eine große Zahl von anderen Pflanzen, vorwiegend aus der Familie der Korbblütler, beobachtet wurden, die Inhaltsstoffe der gleichen Substanzklasse (Sesquiterpenlactone) enthalten, müssen Lorbeerallergiker auch eine ganze Reihe anderer Arten meiden (vor allem in Extraktform in Kosmetik- und Hygiene-Artikeln), die sie vorher ohne weiteres berühren konnten [Hausen BM: Dtsch. med. Wschr. 101, 634-638, 1985].

Anwendungen in der Homöopathie: Bei Schwangerschaftsbeschwerden, Dysmenorrhoe, Amenorrhoe, oft auch als Wechselmittel zu Pulsatilla D1 und D2.

Gefährlichkeitsgrad: Wenig oder kaum giftig (+), hautreizend, allergieinduzierend.

Verbotener Stoff der Kosmetikverordnung v. 19. 6. 1985, Anlage 1: 359 Laurus nobilis L, Öl (Oleum Lauri).

Vorschriften: Laurus nobilis: Monographie der Kommission D.

Literatur:

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 20       Hausen, B.M.: Lorbeer-Allergie. Dtsch. med. Wschr. 110(16), 634-638, 1985

 

 

H 22       Hausen, B.M.: Kontaktallergie durch Pflanzen und Pflanzenextrakte aus der Apotheke. Dtsch. Apoth. Ztg., 131, 987-996, 1991

 

 

R 35       Rätsch, Ch.: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Wiessenschaftl. Verl. Ges., Stuttgart, 941 S., 1998.

 

 

R 37       Roth, L.; Kormann, K.; Schweppe, H.: Färbepflanzen, Pflanzen, ecomed verlagsges., Landsberg, 544 S., 1996.

 

Therapie:  18

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen.

Nach Hautkontakt: Mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

Nach Augenkontakt: Bei geöffentem Lidspalt mindestens 10 Minuten mit viel Wasser spülen. Bei anhaltender Augenreizung Arzt aufsuchen.

 

 


 

 

   

Ledum palustre L.

 

Sumpfporst, Porst. E: Wild Rosemary. F: Lédon des marais. I: Ledo. NL: Moerasrozenmarijn.

 

 

EDV-Code: LEDGR.

Familie: Ericaceae, Heidekrautgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Nord- und Mitteleuropa, Nord- und Mittelasien; Hoch- und Übergangsmoore.

Beschreibung: Strauch, bis 1,50 m hoch, ästig. Blätter immergrün, lanzettlich, ganzrandig, am Rande umgerollt. Blüten weiß, 5 zählig in endständigen Doldentrauben. Kapselfrüchte eiförmig, überhängend.

Blütezeit: Mai-Juni.

Droge: Herba Ledi palustris, Ledi palustris herba, Sumpfporstkraut.

Das getrocknete blühende Kraut. Geruch frisch würzig, beim Trocknen fast verschwindend. Geschmack gewürzhaft, bitter, etwas campherartig.

Auszug aus der Monographie der Kommission E: Ledi palustris herba (Sumpfporstkraut)

Risiken: Vergiftungen mit Sumpfporstkraut infolge meist mißssbräuchlicher Anwendung z. B. als Abortivum werden wiederholt berichtet.

Das ätherische Öl bewirkt oral aufgenommen eine heftige Reizung des Magen-Darm-Traktes mit Erbrechen und Diarrhoe sowie eine Reizung bzw. Schädigung der Nieren und ableitenden Harnwege.

Daneben werden Schweißausbrüche, Muskel- und Gelenkschmerzen, zentrale Erregung mit rauschartigen Zuständen und anschließender Lähmung beschrieben.

Zur Toxizität geringer Dosen Sumpfporstkraut liegen keine Untersuchungen vor.

Während der Schwangerschaft ist die Anwendung von Sumpfporstkraut kontrainduziert.

Giftige Pflanzenteile: Blätter, junge Sprosse.

Hauptwirkstoffe: Ledol C15H26O,

Fp. 104-105°C, Palustrol, Myrcen, Quercetin, Hyperosid, Arbutin, Spuren von Alkaloiden.

In der ganzen Pflanze etherisches Öl (in den Blättern 0,5-1 %) mit Ledol, Palustrol u.a.

Vergiftungserscheinungen: Rauschartige Zustände, auch Krämpfe mit nachfolgender Lähmung, heftige Reizung des Magen- und Darmkanals. Das Öl bewirkt dosisabhängige Verminderung der Bewegung und Balancefähigkeit. Wegen der Seltenheit der Pflanze sind Vergiftungen kaum zu erwarten, sonst nur nach Mißssbrauch zu Abtreibungszwecken.

Nach Krienke und Mühlendahl spielte diese Pflanze bei Giftberatungen bisher keine Rolle [K 48].

Anwendungen in der Homöopathie: D3-D6 bei Gelenkrheumatismus, Ischias, Muskel- und Schulterrheuma, Quetschungen, Insektenstichen.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Die Pflanze steht unter Naturschutz (A, CS, D).

Ledi palustris herba: Monographie der Kommission E.

Ledum palustre: Monographie der Kommission D.

Literatur:

B 36        Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

D 9          DHU (Deutsche Homöopathie-Union): Homöopathisches Repetitorium. Karlsruhe, 1992

 

 

F 16         Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4          Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

K 48        Krienke, E.G., Mühlendahl, K.E. v.: Akzidentelle Vergiftungen durch Pflanzen. Notfallmedizin 4, 486-495, 552-559, 619-627, 1978

 

 

M 2          Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

M 27        Mezger, J.: Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre. 2. Ausgabe, Karl F. Haug Verlag, Saulgau, 1951

 

 

S 45        Siegers, C.-P.: Toxikologie der Phytopharmaka. Ztschr. f. Phytother. 8, 110-113, 1987

 

 

T 4           Tattje, D.H.E., Bos, R.: Composition of Essential Oil of Ledum palustre. Planta medica 41, 303-307, 1981

 

Therapie:  14

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 


 

 

 

   

Leucojum vernum L.

 

Frühlings-Knotenblume, Märzenbecher. E: Spring snow-flake. F: Nivéole Printanière. I: Campanelle comuni.

 

 

Familie: Amaryllidaceae, Narzissengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Nördliches Südeuropa, Mitteleuropa; in Laubwäldern, beliebte Zierpflanze in Gärten.

Beschreibung: 10-30 cm hohe Zwiebelpflanze. Blätter riemenartig, dunkelgrün. Blüten einzeln, glockenförmig, mit 6 milchweißen, an der Spitze grün getupften Perigonblättern. Kapsel mit zahlreichen Samen. Blütezeit: Februar-April.

Giftige Pflanzenteile: Zwiebel und Blätter.

Hauptwirkstoffe: Die herzwirksamen Alkaloide Lycorin (Narcissin, Galanthidin) C16H17NO4, Fp. 280-281 °C; Galanthamin (Lycoremin) C17H21NO3, Fp. 127-129 °C; Homolycorin (Narcipoetin) C18H21NO4, Fp. 175 °C; Tazettin C18H21NO5.

Tazettin

 

Homolycorin

 

Vergiftungserscheinungen: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Herzrhythmusstörungen. Bei einem vier4 jährigen Kind zeigten sich nach Einnahme einer unbekannten Menge der Pflanze folgende Symptome: Somnolenz, 4 Std. später Erbrechen, nicht ansprechbar, extrapyramidale Erscheinungen. Ein sechsjähriges Kind bekam nach Genußss Bauchschmerzen und Durchfall.

Ähnliche Wirkung zeigt die heimische, sehr seltene und manchmal in Gärten kultivierte Leucojum aestivum L., Sommer-Knotenblume.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Die Pflanze steht unter Naturschutz (A, CS, D, CH, I, YU, H).

Literatur:

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

L 10        Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

Therapie:  16, 14

 

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 


 

 

Ligustrum vulgare L.

 

Liguster, Rainweide, Tintenbeere. E: Privet. F: Troëne. I: Ligustro comune.

 

 

EDV-Code: LIGVU.

Familie: Oleaceae, Ölbaumgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, in Mitteleuropa häufig; Wälder, Waldränder; viel zu Schnitthecken gepflanzt.

Beschreibung: Strauch bis 5 m hoch. Blätter lederartig, länglich-lanzettlich, gegenständig, kurzgestielt. Blüten klein, weiß in endständigen Rispen. Beeren erbsengroß, schwarz.

Blütezeit: Juni-Juli.

Früchte: September-Winter.

Giftige Pflanzenteile: Beeren, Blätter, Rinde.

Hauptwirkstoffe: In der älteren Literatur sind als Inhaltsstoffe Ligustron (Rinde und Blätter), Syringin (Blätter) beschrieben.

Ligstroid R=H

Oleuropein R=OH

 

Nach neueren Untersuchungen von Willems wurden als Hauptinhaltsstoffe Ligstrosid, Oleuropein, Nüzhenid und das dimere Secoiridoid-glucosid LF8 isoliert. Reife Früchte enthalten 8,85 % Secoiridoid-Glucoside [W 25].

Vergiftungserscheinungen: Übelkeit, Erbrechen, Benommenheit, Kopfschmerzen, Durchfall, Kreislauflähmung, schwere Gastroenteritis, Schock. Aufnahmemengen bis zu 10 Beeren sind symptomlos vertragen worden.

Wirkungen auf die Haut/Schleimhaut: Sowohl Kontaktdermatitiden (Ligusterekzem; ob allergischer Natur ist bis heute nicht geklärt) als auch Ligusterpollenallergien (inhalative Allergie) kommen vereinzelt zur Beobachtung.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Literatur:

B 36         Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16          Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4           Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12         Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

J 5            Jaspersen-Schib, R.: Giftpflanzen aktuell - Herbst. Dtsch. Apoth. Ztg., 124, 2321-2327, 1984

 

 

K 48         Krienke, E.G., Mühlendahl, K.E. v.: Akzidentelle Vergiftungen durch Pflanzen. Notfallmedizin 4, 486-495, 552-559, 619-627, 1978

 

 

L 10          Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 Mxx:        von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

S 6           Schilcher, B.: Giftpflanzenberatung besonders gefragt zur Fruchtreifezeit. PZ 44, 9-16, 1988

 

 

W 25        Willems, M.: Quantitative Bestimmung von Secoiridoidglucosiden aus den Früchten von Ligustrum vulgare mit HPLC. Planta medica, 66-68, 1988

 

Therapie:  16

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken von bis zu 5 Beeren, einigen Blüten oder Blättern: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

Kohlegabe bei 5 – 10 Beeren oder reichlich Blüten. Bei größeren Mengen und kurzer Latenz: Magenentleerung (Ipecac).

 


 

 

Linum usitatissimum L.

 

[Linum crepitans (Boenningh.) Dumort.]

Lein, Flachs. E: Flax. F: Lin. I: Lino coltivato. NL: Vlas.

 

 

EDV-Code: LIUUT.

Familie: Linaceae, Leingewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Alte Kulturpflanze, Heimat unbekannt. Angebaut in allen Erdteilen. Nirgends wildwachsend, nur verwildert, aber unbeständig.

Beschreibung: Bis 1 m hohe, meistens einjährige Pflanze, mit aufrechtem, dichtbeblättertem StengelStängel. Blätter blaugrün, lanzettlich bis lineal-lanzettlich, wechselständig, sitzend. Blüten himmelblau, 2-3 cm breit, mit 5 Blütenblättern. Frucht eine kugelige Kapsel, Samen braun, flach, elliptisch.

Blütezeit: Juni-August (Blüte vormittags geöffnet).

Linum catharticum L., Purgierlein, eine in Mitteleuropa verbreitete Pflanze, zeigt abführende, erbrechenerregende und dem Lein ähnliche Wirkung.

Droge: Semen Lini, Lini semen, Leinsamen.

Auszug aus der Packungsbeilage der Standardzulassung:

Gegenanzeigen: Darmverschlußss

Hinweis: Bei entzündlichen Darmerkrankungen soll Leinsamen nur im vorgequollenem Zustand angewendet werden.

Wirkstoffhaltige Pflanzenteile: Samen (Schale) und Keimpflanzen. Blausäuregehalt nimmt beim Lagern ab.

Hauptwirkstoffe: In den Samen und auch in den anderen Organen die cyanogenen Glykoside Linamarin C10H17NO6, Fp. 142-143 °C, und Lotaustralin, die durch das Enzym Linamarase im schwach sauren Milieu in Aceton, Blausäure und Glukose gespalten werden.

(Wahrscheinlich bestehen örtlich erhebliche Unterschiede im Glykosidgehalt.)

Der Gehalt an freigesetzter Blausäure hängt im wesentlichen vom Zerkleinerungsgrad des Samens ab (HCN auf 100 g: 2 mg unzerkleinert, 7 mg aufgebrochen, 25 mg fein vermahlen).

Linamarin

 

Pharmakologische Wirkung: Vergiftungen beim Menschen sind nicht bekannt.

Neuere Untersuchungen zeigen, daßss die Einnahme von Leinsamen zu keinen gesundheitlichen Risiken führt.

Bei Tieren Blausäurevergiftungen durch Naßssverfütterung zu großer Mengen von Leinsamen und Leinsamenkuchen. Vergiftungen erfolgen unter Krämpfen und Lähmungen. Der Tod kann durch die typischen Erstickungssymptome der Blausäure eintreten. Akute Vergiftungen sind jedoch selten [H 18].

Wirkungen auf die Schleimhäute: Häufiger Umgang mit Leinsamen (z. B. Pharm.-Techn. Ass.) oder deren Genußss kann zu einer Allergie vom Frühtyp führen. Nach Genußss kommt es dann zu Nesselfieber (Urtikaria), Rhinitis, gelegentlich auch Atemnot, Lippenschwellungen (Quincke-Ödem) und Magenbeschwerden.

Anwendung in der Medizin: 1-2 Teelöffel ganzen Leinsamen kurz mit Wasser quellen lassen als Stuhlregulierung.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig + für Tiere bei Verfütterung zu großer Samenmengen. Bei richtiger Dosierung für den Menschen ungiftig, gelegentlich allergieerzeugend.

Vorschriften: Linum usitatissimum: Monographie der Kommission D.

Lini semen: Monographie der Kommission E.

Literatur:

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 18       Hapke, H.J.: Toxikologie für Veterinärmediziner. 408 S., Enke Verl., Stuttgart, 1975

 

 

L 10        Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

S 12       Schilcher, H., Schulz, V., Nissler, A.: Zur Wirksamkeit und Toxikologie von Semen Lini. Ztschr. f. Phytother. 7, 113-117, 1986

 

Therapie:  16

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Bei anhaltenden Beschwerden nach Verschlucken Arzt aufsuchen.

 


 

 

   

Lobelia inflata L.

 

Aufgeblasene Lobelie, Indianer-Tabak. E: Indian tobacco. F: Lobélie inflée. NL: Gezwollen lobelia.

 

 

EDV-Code: LOBIN.

Familie: Campanulaceae (Lobeliaceae), Glockenblumengewächse (Lobeliengewächse).

Verbreitung, Vorkommen: Heimat ist Nordamerika, auch in Europa angepflanzt.

Beschreibung: Einjähriges, bis 60 cm hohes Kraut. Blätter elliptisch bis oval. Blüten blaßssviolett. Fruchtkapsel aufgeblasen.

Blütezeit: Juli-August.

Weitere giftige Lobelia-Arten [E 12]:

Lobelia dortmanna L. - Wasser-Lobelie (Staude; Blütezeit: 7-8; Verbreitung: Nordamerika, Europa, Nordafrika, Kleinasien).

Lobelia tuba L. (Staude, Blütezeit: 9-10, Verbreitung: Chile).

Droge: Herba Lobeliae (inflatae), Lobeliae inflatae herba, Lobelienkraut.

Die gegen Ende der Blütezeit gesammelten oberirdischen Teile der Pflanze; im Handel in stark zusammengepreßssten, papierumwickelten, backsteinförmigen, kleinen Paketen, die Bruchstücke des StengelStängels und der Blätter, gemischt mit Blüten und Früchten, enthalten. Das Kraut schmeckt unangenehm scharf und tabakähnlich [H 12].

Hauptwirkstoffe: Der Gehalt des Lobelienkrautes an Piperidin-Alkaloiden liegt zwischen 0,2 und 0,6 %. Das therapeutisch wichtigste Hauptalkaloid ist das L-Lobelin, daneben sind 14 weitere Lobelia-Basen bekannt. Man ordnet sie nach H. Wieland in folgende Gruppen [K 9]:

1.    Lobelingruppe (mit Lobelin, Lobelanin, Lobelanidin und den Nor-Verbindungen)

 

 

2.    Lelobingruppe und

 

 

3.    Lobiningruppe (mit Isolobinin u.a.).

 

Lobelin

 

Vergiftungserscheinungen: Herba Lobeliae und Lobelin (in Reinsubstanz isoliert oder synthetisch) erregen die Atmung; durch große Dosen wird sie gelähmt. Die Erregung erfolgt im therapeutischen Bereich hauptsächlich indirekt über eine Erhöhung der Ansprechbarkeit der Chemorezeptoren im Glomus caroticum gegenüber ihrem spezifischen Reiz, dem Sauerstoffdruck des Blutes, in höheren Dosen auch durch direkten Angriff am Atemzentrum selbst. Auch andere Zentren können durch das Alkaloid erregt oder gelähmt werden, so scheint bei manchen Menschen das Brechzentrum mit erregbar zu sein. Lobelin gehört zur Gruppe der krampferregenden Stoffe, es besitzt jedoch infolge seiner schnellen Elimination durch Metabolisierung im Vergleich zu anderen, als zentrale Analeptica gebrauchten Krampfgiften eine größere therapeutische Breite. Bei höheren Dosen sind Bradykardie, Blutdrucksenkung und Herzarrhythmien zu beobachten. Vergiftungssymptome sind Übelkeit, Erbrechen (zentral ausgelöst), ferner Diarrhoe mit Darmspasmen, Angstgefühl, Harndrang. Nach Krampfanfällen kann der Tod durch Atemlähmung erfolgen. Von den übrigen Alkaloiden bewirkt Lobelanin ebenfalls eine Steigerung der Atemfrequenz, Lobelanidin wirkt dagegen auf das Brechzentrum. Die antiasthmatische Wirkung wird wahrscheinlich ausschließlich durch das Alkaloid Isolobinin bedingt. Isolobinin wirkt bei oraler Applikation stark schleimhautreizend und führt durch Reizung der Magenschleimhaut reflektorisch zu einer vermehrten Sekretbildung und -absonderung der Bronchien. In größeren Dosen ist Isolobinin emetisch wirksam. Die Gesamtalkaloide der Lobelia inflata sind hinsichtlich Weckwirkung und Verträglichkeit dem reinen Lobelin überlegen. Eine broncholytische Wirkung kommt Herba Lobeliae bei oraler Anwendung nicht zu [H 12].

Dosierung: Gebräuchliche Einzeldosis 0,05 g ÖAB 9, 0,2-0,6 g BBC 68. Maximale Einzelgabe 0,1 g, Tagesgabe 0,3 g DAB 6, ÖAB 9, Helv. V [H 12].     Abkürzungen erklären?

Anwendungen in der Homöopathie: D1-D2 bei Asthma, D3-D6 bei Hyperemesis, Übelkeit mit Todesangst und kaltem Schweiß.

Gefährlichkeitsgrad: Stark giftig ++

Vorschriften: Lobelia inflata: Monographie der Kommission D.

Kosmetikverordnung, Anlage 1, Nr. 218: Lobelia inflata und ihre Gemische dürfen beim Herstellen oder Behandeln von kosmetischen Mitteln nicht verwendet werden.

Verbotene Stoffe der Kosmetikverordnung v. 19. 6. 1985 Anlage 1: 218 Lobelia inflata L. und ihre Zubereitungen.

Literatur:

D 9          DHU (Deutsche Homöopathie-Union): Homöopathisches Repetitorium. Karlsruhe, 1992

 

 

E 12        Enke, F., Buchheim, G., Seybold, S.: Zander Handwörterbuch der Pflanzennamen. 14. Aufl., 810 S., Verl. Eugen Ulmer, Stuttgart, 1993

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

K 9          Karsten, G., Weber, U., Stahl, E.: Lehrbuch der Pharmakognosie. 642 S., 9. Aufl., G. Fischer Verlag, Stuttgart, 1962

 

 

L 10         Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 2          Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

M 27        Mezger, J.: Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre. 2. Ausgabe, Karl F. Haug Verlag, Saulgau, 1951

 

Therapie:  14

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

 


 

 

   

  Lolium temulentum L.

 

Taumel-Lolch. E: Bearded darnel. F: Ivraie enivrante. I: Loglio ubriacante. NL: Dolik.

 

 

EDV-Code: LOLTE.

Familie: Poaceae, Gräser.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, Asien, Nordafrika; in Mitteleuropa zerstreut; Getreidefelder, Wegränder, Ödland.

Beschreibung: Gras, bis 1 m hoch. Blätter schmal, oben rauh, unten glatt. Ährchen einzeln an der Hauptachse, in 20 cm langer Ähre, Hüllspelzen 2-4 mal länger als Deckspelzen. Frucht länglich, braun.

Blütezeit: Juni-August.

Droge: Fructus Lolii temulenti, Lolii temulenti fructus, Taumellolchfrüchte.

Giftige Pflanzenteile: Besonders die Früchte.

Hauptwirkstoffe: Hauptsächlich Temulin, eine konstitutionell wenig aufgeklärte Pyridinbase. Gehaltsangaben schwanken zwischen 0-0,06 %. Ob die Alkaloide vom Pilz Endoconidium temulentum Prill et Del. oder von der Pflanze selbst gebildet werden, ist nicht ganz geklärt.

Vergiftungserscheinungen: Trunkenheit, Taumeln, Kopfschmerzen, Trübung des Denkvermögens, Sehstörungen, heftiges Erbrechen, Koliken, Schläfrigkeit oder Schlafsucht, Tod durch Atemlähmung. Tödlicher Ausgang ist selten, die zentralen Störungen können aber tagelang anhalten.

Durch Lolchfrüchte im Getreide traten früher Massenvergiftungen auf.

Bei Tieren führt erst die Aufnahme mehrerer Kilogramm der Pflanze und der Früchte zu Vergiftungen. Bedroht sind Pferde, Schweine und Geflügel, Wiederkäuer weniger. Dabei kommt es zu Taumeln, Ataxie, Lähmungen, unterbrochen durch Krämpfe, selten aber zu Todesfällen [H 18].

Im Voralpengebiet Deutschlands, Österreichs und der Schweiz, im Grünlandgebiet zwischen 500 und 1200 m beobachtet man eine „einzootische Kalzinose”, die bei Weidetieren durch Trisetum flavescens (L.) P. Beauv. (Goldhafer) verursacht wird. Das Krankheitsbild entspricht einer D-Hypervitaminose und ist gekennzeichnet durch eine übermäßige Ablagerung von Calciumphosphat im Gewebe. [F 16]

Wirkungen auf die Schleimhäute: Die nah verwandte ungiftige Art Lolium perenne L. (Deutsches Weidelgras, Englisches Raygras, Lolch) zählt zu den wichtigsten und potentesten Erregern der Graspollenallergie.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Lolium temulentum gehört in der Roten Liste zu den vom Aussterben bedrohten Pflanzen.

Lolium temulentum: Monographie der Kommission D.

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16        b Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 4. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1997

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 18       Hapke, H.J.: Toxikologie für Veterinärmediziner. 408 S., Enke Verl., Stuttgart, 1975

 

 

L 10        Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

R 35       Rätsch, Ch.: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Wiessenschaftl. Verl. Ges., Stuttgart, 941 S., 1998.

 

Therapie: 14

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 


 

 

Lonicera nigra L.

 

Schwarze Heckenkirsche. E: Black-fruited honey suckle. F: Camérisier noir. I: Caprifoglio nero.

 

 

Familie: Caprifoliaceae, Geißblattgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Europa; Gebirgswälder, Schluchtwälder, gelegentlich angepflanzt.

Beschreibung: Strauch bis 150 cm hoch. Blätter länglich-eiförmig, gegenständig. Blüten paarweise, trübrotweiß, auf 2-4 cm langem Stiel. Frucht blauschwarze Beere.

Blütezeit: Mai-Juni.

Früchte: Juli-August.

- Giftwirkung :etc. Lonicera xylosteum.

 

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

 

Therapie:  14

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

 


 

 

Lonicera xylosteum L.

 

Gemeine Heckenkirsche. E: Fly honeysuckle. F: Chèvrefeuille des buissons. I: Caprifoglio peloso. NL: Rode Kamperfoelie.

 

 

Familie: Caprifoliaceae, Geißblattgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, Nordasien, in Mitteleuropa verbreitet (kalkliebend); Waldsäume, Hecken.

Beschreibung: 2-3 m hoher Strauch. Blätter gegenständig, breitelliptisch. Blüten paarweise, auf 1-2 cm langen Stielen, weiß bis gelb. Früchte paarig, teilweise verwachsen, scharlachrote glänzende Beeren.

Blütezeit: Mai-Juni.

Früchte: Juli-August.

Vermutlich sind alle Lonicera-Arten giftig [E 12].

Giftige Pflanzenteile: Beeren.

Hauptwirkstoffe: Xylostein, cyanogene Glykoside (gering), Xylostosidin C18H25O, Fp. 190-191°C, Saponine.

Vergiftungserscheinungen: Übelkeit, Erregung, Herzrhythmusstörungen, Gesichtsröte, blutiger Durchfall, Krämpfe, Pupillenerweiterung, Atemlähmung, Nierenschädigung.

Beobachtete Symptome: Bis 2 Beeren im allgemeinen keine, gelegentlich aber schon Erbrechen, erhöhte Temperatur, Bauchschmerzen. Bei 5 Beeren Fieber bis 39,5°C, Brustschmerzen, Erbrechen. Bei größeren Mengen Übelkeit, Leibschmerzen, Erbrechen, Zittern, kalter Schweiß, Schwindel, Cyanose, Tachykardie, Pollakisurie.

Über die Giftigkeit sind so widersprüchliche Angaben vorhanden, daßss mit starken Wirkungsschwankungen gerechnet werden mußss.

Die Toxizität frischer Früchte von L. xylosteum ist nach oraler Verabreichung widersprüchlich dargestellt:

1.    Kaninchen zeigten bei einer Dosis von 25 g (Tr.-Gew.)/kg Körpergewicht innerhalb 24 Std. als einzige Vergiftungssymptome Durchfall und leichten Bewegungsmangel [F 16].

 

 

2.    Am Kaninchen führen 5-7 frische Beeren unter Diuresesteigerung, Diarrhoen, Krämpfen und anschließender Lähmung in einigen Stunden zum Tode [H 12].

 

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

E 12       Enke, F., Buchheim, G., Seybold, S.: Zander Handwörterbuch der Pflanzennamen. 14. Aufl., 810 S., Verl. Eugen Ulmer, Stuttgart, 1993

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

J 5          Jaspersen-Schib, R.: Giftpflanzen aktuell - Herbst. Dtsch. Apoth. Ztg., 124, 2321-2327, 1984

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

S 6         Schilcher, B.: Giftpflanzenberatung besonders gefragt zur Fruchtreifezeit. PZ 44, 9-16, 1988

 

 

S 35       Schurz, J.: Heckenkirsche und Schneebeere. Kosmos 4, 151-152, 1972

 

Therapie:  14

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken von bis zu 3 Beeren oder einigen Blüten: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kohlegabe bei 3 -5 Beeren oder vielen Blüten. Bei größeren Mengen und kurzer Latenz: Magenentleerung (Ipecac).

Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

 


 

Lophophora williamsii (Lem. ex Salm-Dyck) Coult.

 

[Anhalonium williamsii (Lem. ex Salm-Dyck) Lem.]

Peyotl, Schnapskopf. E: Mescal buttons, Devils root, Dumpling cactus.

 

 

Die mexikanische Bezeichnung „Peyote” oder „Peyotl” bezieht sich nicht nur auf Lophophora williamsii, sondern umfaßsst einen Komplex, der alle anderen mexikanischen Kakteen-Arten mit vermuteten halluzinogenen oder psychoaktiven Eigenschaften einschließt.

Familie: Cactaceae, Kakteen.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Mexiko. Zierpflanze, wird von Kakteenliebhabern gehalten.

Beschreibung: Stachelloser Kaktus mit rübenförmiger Wurzel, halbkugelig, etwas abgeflacht, grün, am Scheitel eingesenkt. Durchmesser bis 8 cm. Rippen 5-12. Auf den unregelmäßigen Warzen Areolen mit pinselförmigem Haarschopf. Blüten bis 2,5 cm breit, außen grün, innen weiß bis blaßssrot, mit Mittelstreifen.

Blütezeit: Mai-Juli.

Ein weiterer Kaktus, der Mescalin enthält, ist Trichocereus pachanoi Britt. et Rose - San-Pedro-Kaktus; Heimat: Anden Ekuadors, Perus und Boliviens.

Giftige Pflanzenteile: Der ganze Kaktus. Kopf alkaloidreich, Wurzel alkaloidarm.

Droge: Anhalonium, Mescal buttons.

Braune rundliche Scheiben, Durchmesser 2,9-4,5 cm, Dicke etwa 0,5 cm. An der Unterseite in der Mitte eine helle, runde Narbe. Die Mescal Buttons besitzen einen widerlichen und sehr bitteren Geschmack, schwellen beim Kauen im Mund an und hinterlassen nach dem Kauen ein Gefühl von Stechen im Hals [H 12].

Hauptwirkstoffe: Gesamtalkaloidgehalt der Köpfe 4,5-7 %. Neben dem Hauptwirkstoff Mescalin sind noch 50 weitere Phenylalkylderivate und Tetrahydroisochinolinalkaloide enthalten wie z. B. Anhalonin, Anhalonidin, Lophophorin, Pellotin (Peyotin). [H 12, S 74].

Trichocereus pachanoi enthält im Frischgewicht 0,12 %, im Trockengewicht 2 % Mescalin und weitere Phenylethylamine [S 74].

Vergiftungserscheinungen: Nach Henry zeigen Mescalin, Anhalonidin und Lophophorin qualitativ ähnliche pharmakologische Eigenschaften. Mescalin wirkt beim Frosch wie beim Warmblüter lähmend auf das Zentralnervensystem; in großen Dosen erzeugt es Blutdruckabfall, Bradykardie, Atemdepression und Vasodilatation, in Konzentrationen über 0,2 % ruft es fortschreitende Lähmung hervor. Anhalonidin ist in gleicher Weise, jedoch nicht so stark wirksam wie Anhalonin und ähnelt in der Wirksamkeit dem Pellotin; Lophophorin ist das am stärksten toxische Alkaloid dieser Gruppe. Die bekannteste Wirkung der Droge am Menschen ist die Erzeugung visueller farbiger Halluzinationen, Veränderung der Sinneseindrücke, Beeinträchtigung des Denkens, der Urteilsfähigkeit, der Emotionen bis zur Bewußsstseinsspaltung, Verlust des Zeit- und Raumgefühls, die üblicherweise mit Bradykardie, Pupillenerweiterung, Übelkeit, Schwäche und Kopfschmerzen einhergehen. Diese Wirkungen sind nach Hefter allein durch das Mescalin bedingt. Das Mescalkauen (10 bis 12 Stück Mescal-Button) ruft nach einem Vorstadium mit Übelkeit, Kopfschmerz Visionen hervor, die denen des indischen Hanfs ähnlich sind, jedoch folgt dem Rausch kein Schlaf, sondern Schlaflosigkeit. Die experimentelle Erzeugung von derartigen Halluzinationen hat sich in der Diagnose bestimmter Psychosen als wertvoll erwiesen. Zu hohe Dosen können zu einer Leberschädigung führen [H 12].

Eine Mißssbrauchgefahr von Kakteen ist gering, da sie abscheulich schmecken. Für einen Rausch sind mehrere Exemplare notwendig und so ist Erbrechen oft nur das einzige Erlebnis [S 74].

Für die Rauschwirkung soll ein Lebereiweiß-Mescalinkomplex von Bedeutung sein. Untersuchungen zeigten, daßss der Höhepunkt der halluzinogenen Wirkung der Droge mit dem Maximalgehalt dieses Leberkomplexes zusammenhängt [B10].

Smolska sah ausgedehnte Blutungen in der Marksubstanz, Hyperämie, Veränderungen in Mark und Rinde der Nebennieren, Fettinfiltrationen und Degeneration, Veränderungen in den Leberzellen. Lewin nimmt an, daßss bei gewohnheitsmäßigem Gebrauch eine Verschlechterung der Gehirnfunktionen eintritt.

Eine ausführliche Schilderung der Droge und ihrer Wirkungen findet sich bei Reko [R 25], S.17-39 (einschl. vieler Lit.-Zitate).

Anwendungen: Im Süden der USA und in Mexiko vielfach als Rauschgift und Phantasticum. Therapeutisch als Herzanregungsmittel, bei Angina pectoris, Fieber, Hustenreiz. Der Saft äußerlich gegen Vipernbisse, Verbrennungen, Wunden und Rheumatismus. Der Kaktus soll auch ganz allgemein kräftigende Wirkung ausüben, Hunger und Durst stillen und die Sinne wach halten [H 12].

Anwendungen in der Homöopathie: D3-D6 bei Psychosen, Verwirrungszuständen, peripheren Durchblutungsstörungen und bei nächtlichen Mißssempfindungen wie Kribbeln.

Gefährlichkeitsgrad: Stark giftig ++

Vorschriften: Lophophora williamsii: Monographie der Kommission D.

Literatur:

B 10       Becker, H.: Inhaltsstoffe der Kaktee Lophophora williamsii. Pharmazie 14(5), 129-137, 1985

 

 

B 34       Bruhn, J.G.: Ethnobotanical search for hallucinogenic cacti. Planta medica 24, 315-319, 1973

 

 

D 9         DHU (Deutsche Homöopathie-Union): Homöopathisches Repetitorium. Karlsruhe, 1992

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

M 2         Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 Mxx:        von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

R 25       Reko, A.: Magische Gifte, Rausch- und Betäubungsmittel der Neuen Welt. 3. Auflage, Enke Verlag, Stuttgart, 1949

 

 

S 74       Seeger, R.: Giftlexikon-Meskalin. Dtsch. Apoth. Ztg. 133, 108-113, 1993

 

Therapie: 14

 

 

 

 

Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe nur in der ersten Stunde nach Ingestion. Ruhe, beruhigendes Zureden, stationäre Überwachung. Meist keine medikamentöse Therapie nötig.

 

 


 

 

   

Lupinus polyphyllus Lindley

 

Vielblättrige Lupine, Wolfsbohne. E: Lupine. F: Lupin. I: Lupino. NL: Lupine.

 

 

EDV-Code: LUPPO.

Familie: Fabaceae, Schmetterlingsblütler.

Verbreitung, Vorkommen: Nordamerika, in Europa häufig als Wildfutter gepflanzt und verwildert; Zierpflanze in Gärten.

Beschreibung: Mehrjährige, bis 1,50 m hohe Pflanze. Blätter gefingert, 12- bis mehrzählig, Teilblätter lanzettlich. Blüten meist blau, in 30-50 cm langen Trauben. Hülse dicht behaart, vielsamig.

Blütezeit: Juni-August.

Außerdem werden gelegentlich angebaut:

Lupinus albus L., Weiße Lupine.

Lupinus angustifolius L., Schmalblättrige Lupine.

Lupinus luteus L., Gelbe Lupine.

Alle 3 Arten stammen aus dem Mittelmeergebiet.

Giftige Pflanzenteile: In den Samen befindet sich die größere Giftmenge, in den Blättern nur wenig. Der Alkaloidgehalt schwankt stark.

Hauptwirkstoffe: In Lupinen wurden folgende giftige Stoffe nachgewiesen: Lupanin, 13-Hydroxylupanin, Angustifolin, 13-

Tigloyloxylupanin, Albin, Multiflorin, α-Isolupanin, 4-Hydroxylupanin, Ammodendrin, Anagyrin, Spartein.

Vergiftungserscheinungen: Speichelflußss, Erbrechen Schluckbeschwerden, Herzrhythmusstörungen, von den Beinen aufsteigende Lähmung, Tod durch Atemlähmung.

Die Aufnahme einzelner Samen blieb in mehreren Fällen symptomlos. Vergiftungen beim Menschen sind selten. Sie können aber zunehmen, da Lupinensamen vor allem in Asien zunehmend Verwendung als Sojaersatz bei der Herstellung von Tofu und Temphe finden.

Die weitaus meisten Vergiftungen treten bei Tieren auf, die mit Lupinen gefüttert werden. So enthalten z. B. die Lupinenarten L.sericeus und L. caudatus mehr als 0,14 % Anagyrin in der Trockensubstanz. Bekamen Kühe zwischen dem 30. und 80. Tag der Trächtigkeit mindestens einen Monat lang Mengen von mehr als 0,6 kg, so führte dies bei den Muttertieren zu leichten Vergiftungen und bei 2-25 % der Kälber zu Skelettmißssbildungen, die in den USA als „Croked Calf Disease” bezeichnet werden. Entsprechende Mißssbildungen bei Kälbern und Ziegen werden auch durch L.formosus hervorgerufen. Die teratogene Wirkung führt man bei dieser Art auf das Pyridinalkaloid Ammodendrin zurück [H 18].

Bei den alkaloidarmen Süßlupinen kann die „Lupinose”, eine Mykotoxikose, durch den Pilz Phomopsis rossiana hervorgerufen werden. Der Lupinose fielen früher tausende von Schafen zum Opfer.

Anmerkung: Die Lupine besitzt nach neuesten Erkenntnissen, so Professor Führ, Jülich, ein Alkaloid, das auf die zehnfache Konzentration steigt, wenn ein Insektenangriff erfolgt [Gesundheitspol. Umschau].                                                                       Quelle, Literaturzitat?

Gefährlichkeitsgrad: Mäßig bis stark giftig ++

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 18       Hapke, H.J.: Toxikologie für Veterinärmediziner. 408 S., Enke Verl., Stuttgart, 1975

 

 

J 5          Jaspersen-Schib, R.: Giftpflanzen aktuell - Herbst. Dtsch. Apoth. Ztg., 124, 2321-2327, 1984

 

 

K 40       Krienke, E.G., von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U.: Vergiftungen im Kindesalter, 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1986

 

 

Y 4         Yovo, K. et al.: Comparative pharmacological study of sparteine and its ketonic derivative lupanine from seeds of Lupinus albus. Planta medica 50, 421-424, 1984

 

Therapie:  14

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken einer Hülse (Schote): Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Bei größeren Mengen und  kurzer Latenz: Magenentleerung (Ipecac), wenn kein spontanes Erbrechen auftritt; danach immer Kohlegabe.

Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 


 

   

Lycium barbarum L.

 

(Lycium halimifolium Mill.)

Gemeiner Bocksdorn. E: Duke of Argyll’s tea plant, Bastard jasmin. F: Jasminoide. I: Spina santa die Barberia.

EDV-Code: LYUHA.

Familie: Solanaceae, Nachtschattengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Mittelmeergebiet; in Mitteleuropa als Zierstrauch und auch zur Befestigung von Dämmen und Abhängen gepflanzt.

Beschreibung: 1-3 m hoher Strauch mit herabhängenden Zweigen. Blätter lanzettlich. Blüten 5 zipfelig,

purpurlila, zu 1-5 in den Blattachseln. Früchte länglich, rot.

Blütezeit: Juni-September. Früchte: August-Oktober.

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile einschließlich der roten Beeren.

Hauptwirkstoffe: Nach älteren Angaben Hyoscyamin und andere Alkaloide. In der Gattung Lycium wurde nach neueren Untersuchungen aber das Vorkommen von Flavonolglykosiden, Steroidsaponinen und Withasteroiden ermittelt. [F 16]

Vergiftungserscheinungen: Neuere Erkenntnisse über Intoxikationen liegen nicht vor. Nach dem Verzehr von 15–20 Beeren traten keine Symptome auf. [F 16]

Von der Pflanze sind tödliche Vergiftungen von Kamelen bekannt geworden, die größere Mengen gefressen hatten.

Gefährlichkeitsgrad: Pflanze giftig +, Beeren wahrscheinlich nur schwach giftig (+).

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16        b Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 4. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1997

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

L 10        Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

R 35       Rätsch, Ch.: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Wiessenschaftl. Verl. Ges., Stuttgart, 941 S., 1998.

 

Weitere giftige Lycium-Arten [E 12]

Name

 

Wuchsform

 

Verbreitung

 

 

 

Blütezeit

 

 

 

Lycium chinense Mill.

 

Strauch (Fruchtschmuck)

6-10

 

Nord-China, in West-, Mittel- u.

Südeuropa stellenweise eingebürgert

 

Lycium europaeum L.

 

Strauch, Kriechpflanze

 

Mittelmeergebiet, Portugal

 

Lycium pallidum Miers

 

Strauch, (Fruchtschmuck)

5-8

 

USA: New Mexico bis Utah

 

Lycium ruthenicum Murr.

 

Strauch

7-8

 

Mittel- und Vorderasien

 

Lycium turcomanicum Turcz.

 

Strauch

6-8

 

Turkestan, Nordchina

 

Therapie:  14

 

 

 

 

Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 


 

Magnolia x soulangiana Soul.-Bod. und Magnolia-Soulangiana-Hybriden

 

Tulpen-Magnolie. E: Magnolia. F: Magnolier. I: Magnolia.

 

 

EDV-Code: MAGSO.

Familie: Magnoliaceae, Magnoliengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Bei uns in Gärten und Gartenanlagen die häufigste Magnolie.

Beschreibung: 3-6 m hoher Baum. Blätter verkehrt eiförmig oder spitz zulaufend. Blüten rosa oder purpurviolett überlaufend, einzeln, meist mit den Blättern erscheinend.

Blütezeit: April-Mai.

Magnolia x soulangiana ist eine Kreuzung aus Magnolia denudata (Yülan-Magnolie) und Magnolia liliiflora (Purpur-Magnolie), die beide aus Mittelchina stammen.

Wichtige Magnolia-Soulangiana-Hybriden sind z.B. ‚Amabilis’, ‚Lennei’, ‚Rustica’, und ‚Speciosa’.

Zur gleichen Zeit blüht auch Magnolia stellata (Sieb. et Zucc.) Maxim. - Stern-Magnolie (Heimat Japan), die in unseren Gärten auch häufig angepflanzt wird.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze, vor allem Holz und Rinde.

Hauptwirkstoffe: Magnoflorin und andere Alkaloide.

Wirkungen auf die Haut: Durch den Umgang mit der Pflanze können Hautschädigungen auftreten, als deren Ursache die Sesquiterpenlactone anzusehen sind.

Gefährlichkeitsgrad: Wenig giftig (+)

Literatur:

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

J 5          Jaspersen-Schib, R.: Giftpflanzen aktuell - Herbst. Dtsch. Apoth. Ztg., 124, 2321-2327, 1984

 

 

R 35       Rätsch, Ch.: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Wiessenschaftl. Verl. Ges., Stuttgart, 941 S., 1998.

 

Therapie:  16

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen.

 

 

 


 

 

Mahonia aquifolium (Pursh) Nutt.

 

Mahonie, Fieder-Berberitze. E: Oregon grape. F: Mahonia à feuilles de houx. I: Maonia comune.

 

 

EDV-Code: MAHAQ.

Familie: Berberidaceae, Berberitzengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Westliches Nordamerika; Zierpflanze in Gärten und Parks.

Beschreibung: Wintergrüner Strauch, 50-200 cm hoch. Blätter unpaarig gefiedert, 5-9 teilig, lederartig, dornig-gezähnt. Blüten gelb, in aufrechten Trauben. Beeren erbsengroß, blau bereift.

Blütezeit: April-Mai.

Früchte: August-Winter.

Droge: Radix (Cortex) Mahoniae aquifolii, Mahoniae aquifolii radix, Mahonienwurzel.

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile, besonders die Wurzelrinde.

Hauptwirkstoffe: Berberin, Oxyacanthin, Berbamin. Der Alkaloidgehalt soll in der Frucht 0,06 %, in der Wurzelrinde Anfang Mai ca. 4,5 %, Mitte Oktober ca. 5 %, Januar bis Mitte Juli ca. 2,5 % betragen.

Vergiftungserscheinungen: Berberis vulgaris L. Bei über 100 Fällen, in denen Beeren gegessen wurden, traten nur bei zwei Fällen Symptome auf, Erbrechen und Tachykardie bzw. Bauchschmerzen.

Aus den Erfahrungen der Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen, Berlin:

Als durstlöschendes Mittel haben ausländische Kinder in Berlin täglich bis zu 100 Beeren ohne Symptomatik gegessen [K 40].

Nach Weilemann werden vorwiegend Ein- bis Dreijährige zum Essen der blaubereiften Beeren verleitet. 15 % der gemeldeten Fälle hatten hauptsächlich Magen-, Darmbeschwerden und Übelkeit, aber auch Fieber. Die Beschwerden verliefen harmlos.

Anwendungen in der Homöopathie: D2-D6 bei Samenstrangneuralgien, Rheumatismus, Ischias; 2,5 mg bei Schüttellähmung.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig + (Wurzel),

Beeren nicht oder kaum giftig (+)

Vorschriften: Mahonia aquifolium: Monographie der Kommission D.

Literatur:

B 36        Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16         Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4          Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

K 40        Krienke, E.G., von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U.: Vergiftungen im Kindesalter, 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1986

 

 

M 27        Mezger, J.: Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre. 2. Ausgabe, Karl F. Haug Verlag, Saulgau, 1951

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

R 31        Roth, L., Kormann, K., Schweppe, H.: Färbepflanzen - Pflanzenfarben. ecomed Verlagsges. Landsberg/Lech, 1992

 

 

S 6          Schilcher, B.: Giftpflanzenberatung besonders gefragt zur Fruchtreifezeit. PZ 44, 9-16, 1988

 

Therapie:  14

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen.

 

 


 

 

Maianthemum bifolium (L.) F.W. Schmidt

 

(Convallaria bifolia L.)

Schattenblume. E: May-flower. F: Fleur de mai. I: Gramigna di Parnasso.

 

Früchte

 

EDV-Code: MNHBI.

Familie: Liliaceae (Convallariaceae), Liliengewächse (Maiglöckchengewächse).

Verbreitung, Vorkommen: Europa, Nordasien; in Mitteleuropa stellenweise häufig; schattige Wälder.

Beschreibung: 5-15 cm hohe, ausdauernde Pflanze. Stängel mit 2 wechselständigen, gestielten, herzförmigen Blättern. Blüten klein, weiß, 4 teilig, in endständiger Traube. Beeren erbsengroß, rot.

Blütezeit: Mai-Juni.

Früchte: Juli-August.

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile, besonders Beeren.

Hauptwirkstoffe: Die Blätter enthalten nach älteren Angaben Digitalisglykoside sowie etwas Cumarin. In den Beeren Cyanidinglykoside.

Nach neueren Angaben sind in der Pflanze keine Cardenolide enthalten [F 16].

Vergiftungserscheinungen: Die Beeren zeigen eine ähnliche Wirkung wie andere Liliaceen-Früchte Convallaria majalis.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16        b Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 4. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1997

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

Therapie:  14

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

 


 

 

   

Mercurialis perennis L.

 

Wald-Bingelkraut, Bingelkraut. E: Dog’s Mercury. F: Mercuriale vivace. I: Mercorella bastarda. NL: Overblijvend bingelkruid.

 

 

EDV-Code: MERPE.

Familie: Euphorbiaceae, Wolfsmilchgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Eurasien, Nordafrika; in Mitteleuropa im nördlichen Teil selten, in schattigen Wäldern auf mäßig feuchten Böden stellenweise häufig.

Beschreibung: Bis 40 cm hohe Staude, mit

4-kantigem Stängel. Blätter länglich eiförmig, gekerbt-gesägt, kurz gestielt. Pflanze 2 häusig, männliche Blüten in Scheinähren, weibliche achselständig. Samen 3 mm, kugelig.

Blütezeit: April-Mai.

Eine verwandte, in Mitteleuropa häufige Art ist Mercurialis annua L., Einjähriges Bingelkraut.

Droge: Herba Mercurialis perennis, Mercurialis perennis herba, Wald-Bingelkraut.

Das Kraut ist dunkelbraun, Geruch unangenehm, Geschmack salzig bitter. Wird zusammen mit M. annua meist als Herba Mercurialis gehandelt.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze; zur Zeit der Fruchtreife höchster Wirkstoffgehalt. Das getrocknete Kraut soll ohne Wirkung sein.

Hauptwirkstoffe: Saponine, Methylamin, Trimethylamin.

Vergiftungserscheinungen: Die laxierende Wirkung ist den Saponinen zuzuschreiben. Vergiftungen beim Menschen sind kaum zu erwarten.

Durch Aufnahme von Mercurialis-Arten kann es bei Pferden, Schweinen und Wiederkäuern zu einer Gastroenteritis und Schädigung der Nieren und der Leber kommen. Als Symptome treten vielfach erst nach einigen Tagen auf: Speicheln, Fressunlust, Teilnahmslosigkeit, Stöhnen, als charakteristisches Merkmal Torticollis (schiefe Halsstellung), steigende, dann sinkende Temperatur, Rotblaufärbung des Harns (bei Wiederkäuern auch der Milch), pochender Herzschlag mit frequentem, kleinem Puls, zunehmende Schwäche. Auch der Tod kann eintreten.

Wirkungen auf die Schleimhäute: Mercurialis annua produziert eine relativ große Menge an Pollen, die zwischen September und November als fast alleinige Pollenart in der Luft nachweisbar sind. Bingelkrautpollen sind nicht sehr stark allergen wirksam, können aber in dem genannten Zeitraum, in dem kaum andere Pollen fliegen, Ursache von Pollinosisbeschwerden sein.

Gefährlichkeitsgrad: Wenig giftig (+)

Vorschriften: Mercurialis perennis: Monographie der Kommission D.

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

H 1         Habermehl, G.: Mitteleuropäische Giftpflanzen und ihre Wirkstoffe. 137 S., Springer Verlag, Heidelberg, 1985

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 18       Hapke, H.J.: Toxikologie für Veterinärmediziner. 408 S., Enke Verl., Stuttgart, 1975

 

 

L 10        Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 2         Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

R 31       Roth, L., Kormann, K., Schweppe, H.: Färbepflanzen - Pflanzenfarben. ecomed Verlagsges. Landsberg/Lech, 1992

 

Therapie:  16

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen.

 

 


 

 

   

Monstera deliciosa Liebm.

 

(Philodendron pertusum Kunth et Bouché)

Fensterblatt. E: Ceriman. F: Monstera.

 

 

EDV-Code: MOSDE.

Familie: Araceae, Aronstabgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Mexiko; Zierpflanze in Zimmern, Empfangshallen, Wintergärten.

Beschreibung: Kletterstrauch mit Luftwurzeln. Blätter 40-80 cm lang, dunkelgrün, gelöchert oder eingeschnitten, an 30-50 cm langen Blattstielen. Blüten nur an älteren Pflanzen. Hüllblatt weiß mit gelbem Blütenkolben.

Monstera obliqua (Miq.) Walp., seltener als vorige Art.

Hauptwirkstoffe: Das Aronstabgewächs hat um das Fruchtfleisch der essbaren (?) Blütenzapfen kleine nadelförmige Kristalle (vermutlich Oxalatraphiden), die im Mund Verletzungen hervorrufen. Der Wurzelstock enthält einen scharfen Saft mit hautreizenden Eigenschaften wie Arum maculatum.

Vergiftungserscheinungen: Bei Versuchen wurde Toxizität bei Ratten und Mäusen festgestellt.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Literatur:

D 12       Douglas Kinghorn, A.: Toxic plants. 195 S., Columbia University Press, New York, 1979

 

Therapie:  14

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe nur ausnahmsweise nach Verschlucken großer Mengen. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

Bei Schleimhautschwellung lokale Steroidanwendung und bei starken Schmerzen im Mund Lokalanästhetikum applizieren.

Nach Augenkontakt: Bei geöffentem Lidspalt mindestens 10 Minuten mit viel Wasser spülen. Bei anhaltender Augenreizung Arzt aufsuchen.

 

 


 

 

   

Myrtus communis L.

 

Myrte, Brautmyrte. E: True myrtle. F: Myrte commun. I: Mirto. NL: Mirt.

 

 

EDV-Code: MYVCO.

Familie: Myrtaceae, Myrtengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Mittelmeergebiet; Topf- und Zimmerpflanze.

Beschreibung: Immergrüner, buschiger Strauch. Blätter eirund bis lanzettlich, zugespitzt, lederartig, ganzrandig, gegenständig. Blüten weiß, 4-5 zählig, meist einzeln, blattachselständig. Früchte erbsengroß, bläulich oder weiß, essbar.

Blütezeit: Juni-Herbst.

Droge: Folia Myrti, Myrti folium, Myrtenblätter.

Giftige Pflanzenteile: Blätter.

Hauptwirkstoffe: In den Blättern 0,3-0,5 % ätherisches Öl, das eingenommen den Urin violett verfärbt und in größeren Mengen (über 10 g!) Vergiftungssymptome hervorruft. Außerdem ca. 14 % Gerbstoffe, Myricetin, Myricitrin, Ellagsäure.

Vergiftungserscheinungen: Vergiftungssymptome wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Verdauungsstörungen.

Gefährlichkeitsgrad: Wenig giftig (+)

Vorschriften: Myrtus communis: Monographie der Kommission D.

Literatur:

E 9         El Sissi, H.I., El Ansary, M.A.I.: Tannins and polyphenolics of the leaves of Myrtus communis. Planta medica 15, 41-51, 1967

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

V 2         Vanhaelen, M., Vanhaelen-Fastré, R.: Constituents of essential oil of Myrtus communis. Planta medica 39, 164-167, 1980

 

Therapie:  16

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen.

 

 


 

 

   

Narcissus pseudonarcissus L.

 

Gelbe Narzisse, Osterglocke. E: Daffodil. F: Chaudron. I: Narciso trombone.

 

 

EDV-Code: NARPS.

Familie: Amaryllidaceae, Narzissengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Ursprünglich Südwesteuropa; Zierpflanze in Gärten und Parkanlagen, in vielen Zuchtformen.

Beschreibung: 15-40 cm hohes Zwiebelgewächs, Blätter 3-6, lineal, grundständig. Blüten einzeln, auf blattlosem Stängel, hellgelb, glockig, trichterförmig, mit Nebenkrone.

Blütezeit: März-April.

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile, besonders die Zwiebel, auch das Blumenwasser.

Hauptwirkstoffe: Die Alkaloide

Lycorin (Galanthidin, früher auch Narcissin genannt, womit man heute ein Flavonglykosid bezeichnet) C16H17NO4, Fp. 280-281°C;

Hämanthamin (Natalensin) C17H19NO4, Fp. 200-201°C;

Tazettin C18H21NO5, Fp. 208-209°C;

Homolycorin (Narcipoetin) C18H21NO4, Fp. 175°C;

Lycorenin C18H23NO4, Fp. 199-200°C;

Narcissidin C18H23NO5, Fp. 218-219°C;

Magnarcin (Base M) C17H21NO4, Fp. 221°C;

Anhydromethylpseudolycorin C17H17NO2;

Methylpseudolycorin C17H21NO4, Fp. 228-233°C;

Fiancin C17H19NO4, Fp. 239-241°C;

Narcissamin, ein quasiracemisches Alkaloid [H 12].

 

Vergiftungserscheinungen: Übelkeit, Durchfall, Schock. Nach Berichten der Giftinformationszentralen traten bei allen Vergiftungsfällen Symptome auf. Bei Stängeln und Blättern meist Erbrechen und Durchfall.

Eine Familie, die versehentlich eine Narzissenzwiebel anstelle einer Küchenzwiebel (Allium cepa L.) verzehrt hatte, litt an mehrfachem Erbrechen, Durchfall, Schweregefühl in den Beinen. Narcissus poeticus L., Weiße Narzisse, scheint ähnliche aber stärkere Wirkung zu haben; so berichtet Moeschlin von einem 4 jährigen Mädchen, das durch den Blütenstielsaft starb.

Vergiftungen bei Schweinen und Wiederkäuern selten. Die lokal entzündungserregenden Alkaloide führen zu Erbrechen, Kolik und Durchfall, nach Resorption zu zentralnervösen Störungen [H 18].

Nach Weilemann treten vor allem durch die Zwiebeln Beschwerden auf. Sie können ernster Natur sein. Bei 50 % der Symptome werden Magen- und Darmbeschwerden beobachtet. Bei mehr als einer Zwiebel Behandlung durch den Arzt (unbedingt!).

Wirkungen auf die Haut: Die „Narzissendermatitis” ist eine der häufigsten Berufserkrankungen bei Floristen, Gärtnern und deren Hilfskräften, die jedes Jahr zur Zeit der Narzissensteck- und -blütezeit auftritt. Sie führt nicht selten zu einer längeren Arbeitsunfähigkeit. In mehr als 95 % der Fälle handelt es sich um eine primär irritative Kontaktdermatitis, mit zum Teil bullösen Reaktionen, die bevorzugt an den ersten beiden Fingern der Arbeitshand in Erscheinung tritt. Epikutantests mit dem Saft fallen fast immer positiv aus, wobei die Applikationsstelle die typischen Zeichen einer toxischen, d.h. nicht-allergischen Reaktion aufweist. Verdünnungen des Narzissensaftes auf 10 % bleiben jedoch in der Regel negativ. Eine echte Narzissenallergie ist daher äußerst selten nachzuweisen.

Als Ursache der „Narzissendermatitis” sind die cytotoxischen Alkaloide anzusehen [Lüders, G.: Hautarzt 28, Suppl. II, 49, 1977].

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Die Pflanze steht unter Naturschutz (A, CS, D, CH, I, YU, H), wie alle wildwachsenden Narcissus-Arten.

Narcissus pseudonarcissus: Monographie der Kommission D.

Literatur:

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 18       Hapke, H.J.: Toxikologie für Veterinärmediziner. 408 S., Enke Verl., Stuttgart, 1975

 

 

L 10        Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 2         Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

Therapie:  18

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kohlegabe. Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

Bei Verschlucken von größeren Zwiebelteilen und kurzer Latenz: Magenentleerung (Ipecac), danach Kohlegabe.

Nach Hautkontakt: Mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

 

 


 

 

Narthecium ossifragum (L.) Huds.

 

Beinbrech. E: Bog asphodel. F: Narthèce.

 

 

Familie: Liliaceae (Melanthiaceae), Liliengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Westeuropa bis Skandinavien und Großbritannien; in Deutschland im Nordwesten; Heidemoore.

Beschreibung: 10-30 cm hohe, ausdauernde Pflanze. Grundblätter linealisch, kürzer als der Stängel, Stängelblätter klein. Blüten mit 6 Perigonblättern, außen grün, innen gelb, in endständigen Trauben.

Blütezeit: Juli-August.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze.

Hauptwirkstoffe: Ein Saponin mit Narthecin als Hauptsaponin.

Vergiftungserscheinungen: Die Pflanze enthält ein Saponin, das sich vor allem in der Spitze befindet. Es schädigt bei weißen Lämmern die Leber, während schwarze Lämmer seltsamerweise nicht betroffen werden. Dieser Stoff, der sich im Blattgrün der Pflanze befindet, wandert ins Blut und beeinträchtigt die Funktion der Leber. Als Folge kommt es zu Lichtempfindlichkeit (Photosensibilität) und Wasserstauungen, vor allem im Kopf, häufig jedoch auch in den Kniegelenken. Wegen der Schwellung in der Augengegend können die Tiere die Augen nicht schließen, die Hornhaut nimmt Schaden, und sie erblinden. Beinbrech hat in Norwegen und Schottland bei vielen Tieren Krankheit und Tod verursacht. Zitiert nach [N 10].

Diese Tierintoxikation wurde als „Alveld”-Erkrankung bekannt; es wird angenommen, dass auch ein Pilzbefall der Auslöser sein könnte [F 16].

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Narthecium ossifragum steht unter Naturschutz (D) und gehört in der Roten Liste zu den stark gefährdeten Pflanzen.

Literatur:

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 4. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1997

 

 

N 10       Nielsen, H.: Giftpflanzen - Kosmos Feldführer. Kosmos, Stuttgart, 1979

 

Therapie:  16

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 


 

   

Nerium oleander L.

 

Oleander, Rosenlorbeer. E: Oleander. F: Laurier rose. I: Oleandro. NL: Oleander.

 

 

EDV-Code: NEROL.

Familie: Apocynaceae, Hundsgiftgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Mittelmeergebiet; in Mitteleuropa als Topf- und Kübelpflanze.

Beschreibung: Baum oder Strauch, bis 5 m hoch. Blätter lanzettlich, lederartig, immergrün, quirl- oder gegenständig. Blüten groß, 5 spaltig, rot oder weiß, in trugdoldigen Rispen. Kapseln schotenartig.

Blütezeit: Juli-Oktober.

Droge: Folia Oleandri, Oleandri folium, Oleanderblätter.

Geschmack schwach.

Auszug aus der Monographie der Kommission E: Oleandri folium (Oleanderblätter)

Risiken: Bei der akzidentellen Einnahme von Teilen von Nerium oleander sowie der Einnahme eines Teeaufgusses aus Oleanderblättern sind Vergiftungen mit z.T. letalem Ausgang aufgetreten.

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile frisch oder getrocknet, gelegentlich auch der Honig von den Blüten.

Hauptwirkstoffe: In den Samen 28 Cardenolidglykoside,

darunter Strospesid, Fp. 230-240°C;

Digistrosid, Fp. 172°C und 205-208°C;

Oleandrin, Fp. 250°C. Cardenolidgehalt der Blätter ca. 1 %, Hauptglykosid Oleandrin.

Der Cardenolidgehalt soll allgemein in Pflanzen mit roten Blüten höher sein als in solchen mit weißen Blüten. Höchster Gehalt zur Blütezeit.

Vergiftungserscheinungen: Bei Aufnahme durch den Mund: Zunge und Rachen ge fühllos, Übelkeit, Erbrechen, Krämpfe, Herzrhythmusstörungen, Atemlähmungen, Schock, verlangsamter Puls, Pupillenerweiterung, Atemnot, blaue Lippen und Hände. Der Tod kann schon nach 2-3 Std. nach Aufnahme eintreten. Vergiftungen sind schon bei Benutzung des Holzes als Fleischspieß vorgekommen.

Nach Weilemann sind geringe Mengen (weniger als ein Blatt oder Blütenblatt) harmlos. Bei größeren Mengen kommt es zu Bewusstseinseintrübungen, Herzrhythmusstörungen.

Vergiftungen mit Honig, der überwiegend von Oleanderblüten stammte, sollen vorgekommen sein.

Besonders aus den USA liegen Berichte über regelmäßig auftretende Vergiftungen bei Personen vor, die Äste von Oleandersträuchern an den Autobahnen in Kalifornien und Florida abbrechen, um sie für ihren „barbecue” zu benutzen [Hausen BM: Woods injurious to human health. de Gruyter, Berlin, New York, 1981].

Alle Farbvarietäten sind gleich giftig bei Ratten und Mäusen.

LD der grünen Oleanderblätter: 15-20 g für Pferde, 10-20 g für Rinder, 1-5 g für Schafe [H 18].

Anwendungen in der Homöopathie: Tbl. 0,25 g bei Herzschwäche; D2-D3 bei Angina pectoris; cardiale Dekompensationszustände, Extrasystolie.

Gefährlichkeitsgrad: Stark giftig ++

Vorschriften: Oleanderblätter sind im DAC enthalten. Gehalt mind. 1,5 % Cardenolide, berechnet als Oleandrin und bezogen auf die getrocknete Droge.

Nerium oleander: Monographie der Kommission D.

Oleandri folium: Monographie der Kommission E.

Literatur:

B 36        Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

D 9          DHU (Deutsche Homöopathie-Union): Homöopathisches Repetitorium. Karlsruhe, 1992

 

 

D 12        Douglas Kinghorn, A.: Toxic plants. 195 S., Columbia University Press, New York, 1979

 

 

F 16         Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4          Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 18        Hapke, H.J.: Toxikologie für Veterinärmediziner. 408 S., Enke Verl., Stuttgart, 1975

 

 

J 6           Jaspersen-Schib, R.: Giftige Zimmerpflanzen. Dtsch. Apoth. Ztg., 127, 1417-1423, 1987

 

 

L 10         Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 2          Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

M 3          Madaus, G.: Rezeptiertaschenbuch, 8. Aufl., Verlag Dr. Madaus & Co., Radebeul, 1940

 

 

M 27        Mezger, J.: Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre. 2. Ausgabe, Karl F. Haug Verlag, Saulgau, 1951

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

S 7          Schilcher, B.: Giftpflanzenberatung - eine lohnende Aufgabe für den Apotheker. PZ 24, 9-15, 1988

 

 

S 36        Schurz, J.: Oleander und Azalee. Kosmos 8, 352-353, 1972

 

 

S 45        Siegers, C.-P.: Toxikologie der Phytopharmaka. Ztschr. f. Phytother. 8, 110-113, 1987

 

Therapie: 14

 

 

 

 

Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen. Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe bei Verschlucken von nicht mehr als einem kleinen (<5 cm) Blatt. Bei größeren Mengen und kurzer Latenz: Magenentleerung (Ipecac), danach Kohlegabe. Auch bei Fehlen von Symptomen kad´rdiale Überwachung.

 

 

 

 


 

   

Nertera granadensis (Mutis ex L. f.) Druce

 

Korallenmoos, Korallenbeere. E: Bead plant. F: Nertère humble.

 

 

Familie: Rubiaceae, Rötegewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Südamerika; Topfpflanze.

Beschreibung: Kriechendes Kraut. Blätter gegenständig, grün, 7 mm lang, eiförmig. Blüten sternartig, grünweiß, winzig. Beeren rot, zahlreich.

Blütezeit: April-Mai.

Früchte: August.

Hauptwirkstoffe: Bisher unbekannt.

Vergiftungserscheinungen: Aus den Erfahrungen der Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen, Berlin:

Ein 21/2½ jähriges Kind. aß 20 Beeren: keine Symptome; sonst unterschiedl. Symptome wie Müdigkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen; in 1 Fall 12 Std. später Erbrechen, Temperaturanstieg [K 40].

Gefährlichkeitsgrad: Wahrscheinlich wenig giftig (+)

Literatur:

K 40       Krienke, E.G., von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U.: Vergiftungen im Kindesalter, 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1986

 

Therapie:  14

 

 

 

 

Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

 


 

 

   

Nicandra physalodes (L.) Gaertn.

 

Giftbeere. E: Apple of Peru. F: Belladonne de pais. I: Nicandra. NL: Giftbes.

 

 

EDV-Code: NICPH.

Familie: Solanaceae, Nachtschattengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Südamerika (Peru); Zierpflanze in Gärten, verwildert auf Schuttplätzen.

Beschreibung: Einjährig, ästig, 30-130 cm hoch, Blätter eiförmig oder elliptisch, buchtig gelappt, Blüten einzeln, blattachselständig, gestielt, hängend, glockig-trichterig, 5 lappig. Beere vom Kelch eingeschlossen, braun.

Blütezeit: Juli-Oktober.

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile, vor allem die Wurzel.

Hauptwirkstoffe: In den Wurzeln etwa 0,1 % des Hauptalkaloides Hygrin C8H15NO, Kp. 195°C, sowie zwei weitere Alkaloide, darunter Tropinon C8H13NO, Fp. (Pikrat) 208-210°C (dec.) [H 12].

Vergiftungserscheinungen: Wirkung und Symptome ähneln einer Hyoscyaminvergiftung, treten jedoch in schwächerer Form auf.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

L 10        Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

Therapie: 14

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 


 

   

Nicotiana glauca Graham

 

Picietel, Piz-yetl (Mexikan.). E: Tobacco tree. F: Tabac en arbre. I: Tabacco glauco, Tabacco orecchiuto.

 

 

EDV-Code: NIOGL.

Familie: Solanaceae, Nachtschattengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Südamerika; im Mittelmeergebiet eingebürgert, selten adventiv in Mitteleuropa; Schutt, Felsen, Mauern.

Beschreibung: 2-5 m hoher, kahler Strauch. Blätter ganzrandig, oval-elliptisch, blaugrün. Blüten gelb, schmal-trichterig, 3-4 cm lang mit stumpfen, außen behaarten Zipfeln, in endständigen Rispen. Frucht: zweiklappige Kapsel.

Blütezeit: August-Oktober.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze, besonders Blätter und Blüten.

In Mexiko wird Nicotiana glauca als Tabak geraucht. Er soll sehr stark sein und wird Marihuana, gelegentlich auch Macuchi genannt.

Mit dem Produkt aus Cannabis sativa hat diese Art Marihuana natürlich nichts zu tun.

Hauptwirkstoffe: Anabasin, Nornicotin. In der uns zugängigen Literatur war über die Inhaltsstoffe der Nicotiana glauca wenig zu finden. Es wurden deshalb im Oktober 1983 in Kreta frische Blüten und Blätter gesammelt.

Zur qualitativen Bestimmung der Alkaloide wurden jeweils 3 g Blüten und 3 g Blätter in frischem Zustand zerrieben und in je 200 ml Methanol eine halbe Stunde gerührt. Von den so gewonnenen Extrakten wurden folgende Dünnschichtchromatogramme angefertigt:

1.    Prüfung auf Nicotyrin und Nornicotin
Fließmittel: Chloroform (85); Methanol (15); Ammoniakwasser konzentriert (1);Sprühreagenzien: Munier orange.

 

 

2.    Zur Prüfung auf Anabasin, Myosmin und Cotinin

Fließmittel: Ethanol (1); n-Butanol (4);0,5-n-Ammoniakwasser (1);Sprühreagenzien: Munier orange.

 

 

3.    Nicotin
Fließmittel: Chloroform (90); Ethanol (10);Sprühreagenzien: Munier orange.

 

Jeweils Merck DC Plastikfolie, Kieselgel 60 F254.

Abb.: Chromatogramme von Nicotiana glauca

Durch die obige Untersuchung wurde festgestellt, daßss Nicotin, Myosmin und Cotinin in der Pflanze nicht nachgewiesen werden konnten. Dagegen waren deutlich Nornicotin und Anabasin sowohl in den Blüten als auch in den Blättern in etwa gleichen Anteilen nachzuweisen.

Rf-Bereiche: Nornicotin 0,5, Anabasin 0,2.

Die kristallinen Tabakalkaloide Myosmin und Cotinin sind verhältnismäßig beständig und können unter Stickstoff- und Lichtausschlußss mehrere Monate gelagert werden, ohne daßss im Dünnschichtchromatogramm anschließend Zersetzungsprodukte sichtbar sind.

Die Tabakalkaloide Anabasin, Nornicotin und Nicotyrin zeigen schon nach wenigen Wochen, auch unter Stickstoff- und Lichtausschlußss, einen erheblichen Anteil an Zersetzungsprodukten im Dünnschichtchromatogramm. Eine Lagerung als Salz ist daher zweckmäßig. Die günstigen Salzarten sind: Anabasinsulfat, Nicotyrintartrat, Nornicotinsalicylat. Die Lösungen der Alkaloidsalze können gaschromatographisch verwendet werden, ohne daßss die Base freigesetzt werden mußss.

Vergiftungserscheinungen: Als Symptome treten auf:

Depression, Speichelflußss, Schweißausbruch, leichte Krämpfe der Augenlider, Lippen, verschiedener Muskelgruppen bis zu allgemeinem Körperzittern. Die Atmung wird keuchend, Atemnot tritt ein und Erstickung. Die Sektion zeigt Blutfülle in der Lunge, Blutungen in Herz-, Lunge- und Dünndarmschleimhaut, erweiterte Herzkammern, allgemeine Zyanose [K 27].

Gefährlichkeitsgrad: Stark giftig ++

Literatur:

K 27       Koenen, E.: Heil- und Giftpflanzen in Südafrika. 272 S., Windhoek: Akademischer Verlag, Stuttgart, Stuttgarter Verlagskontor, 1978

 

 

R 25       Reko, A.: Magische Gifte, Rausch- und Betäubungsmittel der Neuen Welt. 3. Auflage, Enke Verlag, Stuttgart, 1949

 

 

R 35       Rätsch, Ch.: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Wiessenschaftl. Verl. Ges., Stuttgart, 941 S., 1998.

 

Therapie:  14

 

 

 

 

Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

 


 

   

Nicotiana tabacum

 

Virginischer Tabak. E: American tobacco. F: Tabac de Virginie. I: Tabacco Virginia. NL: Tabak.

 

 

EDV-Code: NIOTA.

Familie: Solanaceae, Nachtschattengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Mittelamerika; in Europa kultiviert ebenso in vielen Ländern der Erde.

Beschreibung: Einjährige, bis 2 m hohe Pflanze. Blätter länglich-elliptisch, groß. Blüten glockig-trichterförmig, mit grünem Kelch, Blumenkrone karminrot.

Blütezeit: Juli-September.

Ähnliche Wirkung zeigt Nicotiana rustica L., Bauern-Tabak (Blütenkrone grünlichgelb).

Droge: Folia Nicotianae, Nicotianae folium, Tabakblätter.

An der Luft getrocknete Laubblätter. Geruch eigenartig, betäubend, Geschmack widerlich, bitterlich-salzig.

Wichtige deutsche Handelssorten: Virgin, Burley.

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzentelle (außer den reifen Samen).

Hauptwirkstoffe: Nicotin, Nornicotin und weitere Alkaloide. Gehalt stark schwankend 0,05-4 %. Nicotiana rustica enthält bis zu 7,5 % Nicotin. Aus ihm wird der „Machorka“ hergestellt. Tödliche Dosis von Nicotin 40-60 mg für den Erwachsenen.Herzwirksame Glykoside vom Cardenolidtypus, ca. 1 % in den Blättern, weniger in den Wurzeln. Der Glykosidgehalt kann innerhalb eines Standorts stark variieren.

Mehr als 1500 chemische Verbindungen sind bis heute im Tabak und Tabakrauch festgestellt worden.

Vergiftungserscheinungen:

Brennen im Mund, Übelkeit, Erbrechen, Herzrhythmusstörungen, Herzrasen, blasse Haut, Krämpfe, Schock, kalter Schweiß, Sehstörungen, verengte Pupillen, zuletzt Atemlähmung. Leichtere Tabakvergiftungen sind bei Personen, die wenig rauchen, aber auch bei „passiven Mitrauchern“ häufig. Auf die umfangreiche Literatur über die chronischen Erscheinungen bei Rauchern wie Angina pectoris, Gefäßverengung in den Extremitäten, erhöhte Krebsrate (der Lunge) soll ebenfalls hingewiesen werden. Nach neueren Untersuchungen ist auch bei „Passivrauchern“ eine deutlich erhöhte Krebsrate festzustellen. Nach Weilemann werden durch zubereiteten Tabak vorwiegend Halb- bis Dreijährige zum Essen verführt (Zigaretten). In 10% aller Fälle wurden Symptome beobachtet: Magen und Darm 70 %, Bewußsstsein 20 %, Herz-Kreislauf 15 %. Es wird empfohlen, bei mehr als einer halben Zigarette oder einer Kippe eine ärztliche Behandlung einzuleiten.

Der Oberste Gerichtshof in Schweden hat zum ersten Mal passives Rauchen als Todesursache anerkannt, und es ist in Schweden mit einer Verschärfung des Rauchverbots in öffentlichen Räumen zu rechnen.

Mit dem Rauch von 20 Filterzigaretten steigern Raucher ihre Cadmiumbelastung im Vergleich zu Nichtrauchern um 50 %. Außerdem nehmen sie 15 μg Nitrosamine auf, was ein Vielfaches der durchschnittlichen Aufnahme bedeutet.

Eine Untersuchung im Auftrag einer Versicherungsgruppe über „Vergiftungen im Kindesalter“ ergab, daßss Vergiftungen mit Nicotin (u. a. das Essen von Zigaretten) an 2. Stelle stehen. Im Straßenverkehr kann sich das Rauchen negativ auf das Fahrverhalten auswirken und zwar durch höhere Risikobereitschaft und durch Reizung der Schleimhäute im Bereich der Augen und Atemwege.

Die Folgen des Rauchens sind in der nachstehenden Zusammenfassung übersichtlich dargestellt.

Das Rauchen steht an erster Stelle der Gefährdung des Kreislaufes. Die im Tabakqualm vorhandenen toxischen Substanzen, die auf den Kreislauf wirken, sind Nikotin, Kohlenmonoxid, Blausäure, Stickstoffmonoxid, Cadmium und Teerprodukte. In Untersuchungen an der Maus konnte durch Nikotin ein enormer Blutdruckanstieg, Rigidität der Muskulatur bis hin zur Körperstarre und Exophthalmus ausgelöst werden. Durch verschiedene Studien ist belegt, daßss Rauchen Hauptrisikofaktor für die arterielle Verschlußsskrankheit ist. Schäden an den Gefäßen wurden nicht nur im Bereich der Extremitäten, sondern auch am Gehirn und am Herzen festgestellt.

Kohlenmonoxid, das eine dreihundertfach stärkere Affinität zu Hämoglobin hat als Sauerstoff, schädigt vor allem Organe, die einen hohen Sauerstoffverbrauch haben (Gehirn, Herz). Mit einer einzigen Zigarette werden bereits 30 mg Kohlenmonoxid inhaliert. Die gefährlichste Substanz bei den Autoabgasen ist das Kohlenmonoxid, die Konzentration ist jedoch erheblich geringer als im Tabakrauch.

Quelle: N. Klüken, Herz und Gefäße 6, 197. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat seit neuerer Zeit immer umfangreichere Anmerkungen über die Gefährdung durch Rauchen am Arbeitsplatz in der jährlich erscheinenden MAK-Werte-Liste veröffentlicht.

Die Senatskomission zur Prüfung gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft hat das Passivrauchen als krebserzeugend bewertet (s. MAK- und BAT-Werte-Liste). Umfangreiche Anmerkungen über die Gefährdungen durch Passivrauchen enthalten die Toxikoogisch- arbeitsmedizinischen Begründungen von MAK-Werten (Hrsg. A. Hartwig, Wiley-VCH Verlag).

 

Bei Tieren sind Vergiftungen in Gegenden mit Tabakanbau möglich. Es treten gastrointestinale Störungen, Muskelschwäche, Muskelzuckungen und Krämpfe auf. Tod durch Atemlähmung.

Tödliche Mengen der getrockneten Tabakblätter: 300-500 g für Pferde und Rinder, 30 g für Schafe und Ziegen, 5-25 g für Hunde und Katzen [H 18].

Wirkungen auf die Haut/Schleimhaut:

In der Literatur wird häufig über ein „Tabakekzem“ berichtet. Auch allergische Reaktionen vom Soforttyp (Urtikaria, Asthma) sind häufig beschrieben worden. Über die hierfür verantwortlichen Stoffe ist wenig bekannt. Übereinstimmend geben die Autoren an, daßss Nicotin als Allergen nicht in Frage kommt. Kontaktekzeme an den Fingern konnten in einigen Fällen auf eine Kolophonium-, Parfüm- oder Aromastoffallergie zurückgeführt werden. Bei einem eigenen Fällen Fall wurde eine echte allergische Spätreaktion auf unbehandelten Tabak gefunden. Der mehrfach wiederholte Test wurde erst nach drei Tagen positiv [Publ. in Vorber.].

Das Brennen der Augen wird durch den im Tabakrauch enthaltenen Formaldehyd verursacht.

Anwendungen in der Homöopathie: D6-D30 bei üblen Folgen von Tabakrauchern, auch bei Brennen der Augen von Nichtrauchern; D4-D6 bei gastrocardialem Symptomkomplex, Angina pectoris.

Gefährlichkeitsgrad: Sehr stark giftig +++

Vorschriften:Jede Zigarettenpackung trägt zwingend die Aufschrift: Der Gesundheitsminister: Rauchen gefährdet Ihre Gesundheit.

Nicotiana tabacum: Monographie der Kommission D.

In Belgien besteht seit 1. Sept. 1987 Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden.

Seit 2004 darf der Nikotingehalt der in der EU in den Verkehr gebrachten Zigaretten 1 mg je Zigarette nicht überschreiten.

Tabakerzeugnisse müssen folgende allgemeine Warnhinweise tragen:

  • "Rauchen ist tödlich/Rauchen kann tödlich sein" oder
  • "Rauchen fügt Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung erheblichen Schaden zu".

In Detuschland verbietet das Gesetz zum Schutz vor den Gefahren des Passivrauchens seit  2007 das Rauchen in Bundesbehörden und Verkehrsmitteln. Die Bundesländer erließen im Rahmen der Landesgesetze Rauchverbote in der Gastronomie, in Universitäten, Schulen, Krankenhäusern und Behörden. Die Ausgestaltung der Länderregelungen ist uneinheitlich.

In Österreich ist das Rauchen in öffentlichen Gebäuden sowie in Gaststätten und bei öffentlichen Veranstaltungen verboten.

 

Literatur:

B 36        Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

D 9          DHU (Deutsche Homöopathie-Union): Homöopathisches Repetitorium. Karlsruhe, 1992

 

 

F 16         Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4          Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 18        Hapke, H.J.: Toxikologie für Veterinärmediziner. 408 S., Enke Verl., Stuttgart, 1975

 

 

J8            Levin, L.: Gifte und Vergiftungen (4. Ausg. d. Lehrbuches Toxikologie), Georg Stielke, Berlin, 1929

 

 

L 10         Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 22        Misfeld, J., Weber, K. H.: Tierexperimente mit Tabakrauch-Kondensaten und ihre statistische Beurteilung, Planta medica 28, 106-108, 1975

 

 

M 23        Mittmeyer, H-J.: Drogen und Straßenverkehr. Dtsch. Apoth. Ztg. 126(11), 521-525, 1986

 

 

M 27        Mezger, J.: Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre. 2. Ausgabe, Karl F. Haug Verlag, Saulgau, 1951

 

 

N 7          Neurath, G-B.: Zur Chemie biologisch aktiver Inhaltsstoffe von Tabak und Tabakrauch. Planta medica 22, 268-280, 1972

 

Therapie:  14, 14a, 18

 

 

 

 

Erste Hilfe:

 

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.


 

 

 

   

Nigella damascena L.

 

Damascener Schwarzkümmel, Jungfer im Grünen. E: Love-in-amist. F: Barbiche. I: Damigella scapigliata, Anigella.

 

 

EDV-Code: NIGDA.

Familie: Ranunculaceae, Hahnenfußgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Mittelmeergebiet; Gartenzierpflanze mit zahlreichen Sorten.

Beschreibung: Bis 50 cm hohe Pflanze. Blätter mehrfach fiederteilig, Abschnitte pfriemlich. Blüten hellblau oder weiß, groß, von nadelartigen Hochblättern umgeben. Fruchtkapseln blasenartig.

Blütezeit: Juni-Herbst.

Droge: Semen Nigellae damascenae, Nigellae damascenae semen, Ananaskümmel.

Riecht beim Zerreiben nach Erdbeeren.

Giftige Pflanzenteile: Ganze Pflanze, besonders die Samen.

Hauptwirkstoffe: Im Samen 0,4-0,5 % ätherisches Öl mit 9 % des Alkaloides

Damascenin C10H13NO3, Fp. 27-29 °C,

Damascinin.

Damascenin:

R1=CH3; R2=H

Damascinin:

R1=H; R2=NHCH3

 

Vergiftungserscheinungen: Damascenin wirkt spasmolytisch und bewirkt eine kurzdauernde Blutdrucksenkung.

Gefährlichkeitsgrad: Wenig giftig (+)

Literatur:

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

R 35       Rätsch, Ch.: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Wiessenschaftl. Verl. Ges., Stuttgart, 941 S., 1998.

 

 

T 9          Tillequin, F., Leconte, C., Paris, M.: Carbures sesquiterpeniques des graines de Nigella damascena. Planta medica 30, 59-61, 1976

 

Therapie:  16

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 


 

 

   

Nymphaea alba L.

 

Weiße Seerose. E: White water-lily. F: Nénuphar blanc. I: Ninfea comune.

 

 

Familie: Nymphaeaceae, Seerosengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, Asien; in Mitteleuropa zerstreut; stehende Gewässer, Weiher, Teiche.

Beschreibung: Ausdauernde Schwimmpflanze, Blätter eirund, am Grunde herzförmig, auf dem Wasser ausgebreitet, Blüten weiß, Kronblätter ca. 20, Staubblätter zahlreich. Früchte halbkugelig.

Blütezeit: Juni-September.

Droge: Radix Nymphaeae albae, Nymphaeae albae radix, Seerosenwurzel.

Wurzeln ohne Geruch, etwas salzigem, dann bitterem Geschmack.

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile.

Hauptwirkstoffe: Die Wirkstoffe sind nicht genau bestimmt, nach älteren Angaben Nupharin (Alkaloid), Nymphalin (Glykosid). Im Rhizom Ellagsäure.

Vergiftungserscheinungen: Erregungszustände, Atemlähmung.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Die Pflanze steht unter Naturschutz (A, CS, D, CH, I, YU).

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

R 35       Rätsch, Ch.: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Wiessenschaftl. Verl. Ges., Stuttgart, 941 S., 1998.

 

Therapie:  14

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

 


 

 

   

Oenanthe aquatica (L.) Poir.

 

(Phellandrium aquaticum L., Oenanthe phellandrium Lam.)

Wasserfenchel, Wasser-Rebendolde. E: Waterfennel. F: Phellandre, Ciguë aquatique. I: Finocchio-acquatico cicutario. NL: Watertorkruid.

 

 

EDV-Code: OENAQ.

Familie: Apiaceae, Doldengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, Westasien und Sibirien. In Nordamerika eingeschleppt. In Mitteleuropa teilweise häufig in stehenden und seichten Gewässern.

Beschreibung: 30-150 cm hohe, ein- bis zweijährige Pflanze mit hohlem, gerilltem StengelStängel. Blätter 2-5 fach gefiedert, Blattscheiden schmal. Blüten weiß, in 6-15 strahligen Dolden. Früchte bis 5 mm lang, eiförmig-länglich.

Blütezeit: Juni-August.

Mit ähnlicher Wirkung Oenanthe fistulosa L., Röhren-Wasserfenchel.

Droge: Fructus Phellandri, Phellandri fructus, Wasserfenchelfrüchte.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze, besonders das Kraut.

Hauptwirkstoffe: Nach Liebenow [L 10] soll das Kraut Oenanthotoxin mit Cicutoxinwirkung enthalten. Nach Hager [H 12] 1-2,5 % ätherische Öle.

Vergiftungserscheinungen: Vergiftungen sind beim Menschen nicht bekannt.

Empfindlich reagieren Pferd, Rind und Schwein. Aufnahme der Pflanze führt zu Gastroenteritis mit Durchfall und Krämpfen [H 18]. Cicuta virosa. Verlauf allgemein milder [L 10].

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Oenanthe aquatica: Monographie der Kommission D.

Literatur:

B 33       Brugsch, H., Klimmer, O.: Vergiftungen im Kindesalter. 2. Aufl., F. Enke Verl., Stuttgart, 438 S., 1966

 

 

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 18       Hapke, H.J.: Toxikologie für Veterinärmediziner. 408 S., Enke Verl., Stuttgart, 1975

 

 

L 10        Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

Therapie:  16

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 


 

Ornithogalum umbellatum L.

 

Doldiger Milchstern, Stern von Bethlehem. E: Star of Bethlehem. F: Dame d’onze heures. I: Latte di gallina comune, Cipollone bianco. NL: Gewone Vogelmelk.

 

 

EDV-Code: OTGUM.

Familie: Liliaceae (Hyacinthaeae), Liliengewächse (Hyazinthengewächse).

Verbreitung, Vorkommen: Südeuropa, Kaukasus, Vorderasien und Nordafrika. In Mittel- und Nordeuropa sowie Nordamerika eingebürgert. Stellenweise auf Wiesen, Äckern, an Wegrändern, in Weinbergen etc.

Beschreibung: Ausdauernde, bis 30 cm hohe Zwiebelpflanze. Blätter 6-9, grundständig, linealisch, weißgestreift. Blütenblätter (Perigon) weiß, mit grünem Rückenstreifen, in doldentraubigem Blütenstand. Fruchtstiele waagrecht abstehend mit keulenförmiger Fruchtkapsel.

Blütezeit: Mai-Juni.

Giftige Pflanzenteile: Besonders die Zwiebeln.

Hauptwirkstoffe: In den Zwiebeln die Cardenolide Convallatoxin (0,04 %) und Convallosid [H 12].

Vergiftungserscheinungen: Digitalisglykosidähnliche, jedoch stärkere Herzwirkung. Die biologische Aktivität ist in den Zwiebeln zur Hochblüte am höchsten.

Nach Aufnahme tritt beim Vieh vermehrter Speichelflußss, Blähungen, Schwäche auf (auch mit tödlichem Ausgang).

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Ornithogallum umbellatum: Monographie der Kommission D.

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

Therapie:  16

 

 

 

 

Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 


 

 

   

Oxalis acetosella L.

 

Hain-Sauerklee. E: Wood sorrel. F: Surelle petit oxalide. I: Acetosella dei boschi. NL: Witte Klaverzuring.

 

 

EDV-Code: OXAAC.

Familie: Oxalidaceae, Sauerkleegewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Eurasien, Nordamerika, Nordafrika; in Mitteleuropa häufig; schattige Wälder.

Beschreibung: Ausdauernde, zarte Pflanze, 8-15 cm hoch mit kriechender Sproßssachse. Blätter grundständig, langgestielt, 3 zählig, Teilblättchen herzförmig. Blüten weiß, violett geadert, mit 5 Kronblättern. Fruchtkapsel 5 kantig.

Blütezeit: April-Mai.

Eine gelbblühende Art, Oxalis pes-caprae L., in Südeuropa ein weit verbreitetes Unkraut, blüht von Februar-April und enthält ebenfalls Oxalate.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze.

Hauptwirkstoffe: 0,3-1,25 % saure Alkalioxalate, Oxalsäure.

Vergiftungserscheinungen: Die in der älteren Literatur erwähnten tödlichen Vergiftungen bei Kindern [G 4] sind anzuzweifeln, sofern die Kinder nicht sehr große Mengen gegessen haben.

Kleiner, unregelmäßiger Puls, sinkender Blutdruck, Krämpfe, zentrale Lähmung und Kreislaufschwäche. Tod im Koma.

Größere Sauerkleemengen können meistens nur bei Schafen Vergiftungen hervorrufen.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Oxalis acetosella: Monographie der Kommission D.

Literatur:

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

L 10        Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 2         Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

Therapie:  14

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

 


 

 

   

  Pachysandra terminalis Sieb. et Zucc.

 

Ysander. E: Pachysandra, Japanese Spurge. F: Pachysandre.

 

 

EDV-Code: PCHTE.

Familie: Buxaceae, Buchsbaumgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Japan; bei uns in Gärten und Parks.

Beschreibung: Zwergstrauch, 10-30 cm hoch. Blätter lanzettlich, grobgezähnt, gestielt. Blüten weiß, in dichten, endständigen, bis 5 cm langen Ähren. Früchte eiförmig, glasig weiß.

Blütezeit: April-Mai.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze.

Hauptwirkstoffe: Cyclobuxin (Alkaloid), nach anderer Angabe Pachysandrin und weitere Buxus-Alkaloide.

Vergiftungserscheinungen: Buxus sempervirens.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

Therapie:  14

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 


 

Paeonia officinalis L.

 

Pfingstrose. E: Peony. F: Pivoine. I: Peonia selvatica.

 

 

EDV-Code: PAOOF.

Familie: Paeoniaceae, Pfingstrosengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Mittelmeergebiet; Zierpflanze in Gärten.

Beschreibung: Ausdauernde, krautige, bis 50 cm hohe Pflanze. Blätter doppelt 3 zählig, Oberseite dunkelgrün, Unterseite hellgrün. Blüten purpurrot, einzeln, Kronblätter 5-8 cm lang. Balgfrüchte mit runden Samen.

Blütezeit: April-Mai.

Droge: Radix (Flores, Semen) Paeoniae, Paeoniae radix (flos, semen), Pfingstrosenwurzel, Blüten und Samen.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze.

Hauptwirkstoffe: Nach älteren Angaben Peregrinin. Der Wirkungsträger ist jedoch nicht bekannt.

Vergiftungserscheinungen: Blüten und Samen können Gastroenteritis mit Erbrechen, Kolikschmerzen und Diarrhoen hervorrufen.

Anwendungen in der Homöopathie: D2-D3 bei Hämorrhoiden und schmerzhaften Analfissuren; Krampfdiathese der Kinder, Cystitis.

Gefährlichkeitsgrad: Wenig giftig (+)

Vorschriften: Paeonia: Monographie der Kommission D.

Paeonia officinalis: Monographie der Kommission E.

Literatur:

B 36        Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

D 9          DHU (Deutsche Homöopathie-Union): Homöopathisches Repetitorium. Karlsruhe, 1992

 

 

G 4          Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

M 2          Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

M 27        Mezger, J.: Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre. 2. Ausgabe, Karl F. Haug Verlag, Saulgau, 1951

 

 

R 35        Rätsch, Ch.: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Wiessenschaftl. Verl. Ges., Stuttgart, 941 S., 1998.

 

Therapie:  16

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen.

 


 

 

Papaver rhoeas L.

 

Klatschmohn. E: Field-poppy, Corn-poppy. F: Coquelicot. I: Papavero comune, Rosolaccio. NL: Gewone klaproos.

 

 

EDV-Code: PAPRH.

Familie: Papaveraceae, Mohngewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, Nordasien, Nordafrika; in Mitteleuropa häufig; Äcker, Raine, Wegränder, Schuttplätze.

Beschreibung: 30-90 cm hohe, einjährige Pflanze mit steifhaarigem StengelStängel. Blätter einfach oder doppelt fiederspaltig. Blüten scharlachrot, mit 4 Kronblättern. Kapseln verkehrt eiförmig, mit 8-14 Narbenstrahlen. Pflanze mit weißem Milchsaft.

Blütezeit: Mai-Juli.

Weitere einheimische, weniger häufige Arten sind:

Papaver dubium L., Papaver argemone L. und Papaver hybridum L.

Droge: Flores Rhoeados, Rhoeados flos, Klatschmohnblüten.

Geschmack bitter, etwas schleimig.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze, besonders der Milchsaft.

Hauptwirkstoffe: Zahlreiche Alkaloide (0,11-0,12 %), Hauptalkaloid ist Rhoeadin (0,06 %) C21H21NO6, Fp. 252-254 °C.

Vergiftungserscheinungen: Früher kamen bei Kindern häufiger Vergiftungen mit Klatschmohn vor. Anscheinend besitzt Rhoeadin eine krampferregende Wirkung.

Aus den Erfahrungen der Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen, Berlin:

7 jähr.: 1 grüne Kapsel, nach 2 Std. Erbrechen, wackelig, müde; 9 jähr.: 1 Kapsel, nach 8 Std. Bauchschmerzen; 6- und 10 jähr.: StengelStängel, Blüten, Blätter, nach 7 Std. Erbrechen; 4 jähr.: 1 StengelStängel, Blässe [K 40].

Nehmen Wiederkäuer, Pferde und Schweine während der Blütezeit und Samenbildung zu große Mengen ein, kann es zu Vergiftungen kommen. Es zeigen sich folgende Symptome: zentralnervöse Erregung, Gastroenteritis, Unruhe, Schrecken, dann Raserei, epileptiforme Krämpfe und Bewußsstlosigkeit [H 18].

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Papaver rhoeas: Monographie der Kommission D.

Rhoeados flos: Monographie der Kommission E.

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 18       Hapke, H.J.: Toxikologie für Veterinärmediziner. 408 S., Enke Verl., Stuttgart, 1975

 

 

K 40       Krienke, E.G., von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U.: Vergiftungen im Kindesalter, 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1986

 

 

K 48       Krienke, E.G., Mühlendahl, K.E. v.: Akzidentelle Vergiftungen durch Pflanzen. Notfallmedizin 4, 486-495, 552-559, 619-627, 1978

 

 

L 10        Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 Mxx:        von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

R 35       Rätsch, Ch.: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Wiessenschaftl. Verl. Ges., Stuttgart, 941 S., 1998.

 

Therapie:  14

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe nur bei ungewöhnlich großen Mengen. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 


 

 

   

Papaver somniferum L.

 

Schlafmohn. E: Garden-poppy. F: Pavot des jardins, Pavot somnifère. I: Papavero indiano, Papavero sonnolente. NL: Slaapbol.

 

 

EDV-Code: PAPSO.

Familie: Papaveraceae, Mohngewächse.

Verbreitung, Vorkommen:´Zentralasien, Kleinasien, Mittelmeergebiet; in Mitteleuropa als Zierpflanze.

Beschreibung: Bis 1 m hohe, einjährige Pflanze mit weißem Milchsaft. Blätter länglich-eiförmig, buchtig, gezähnt, stengelStängelumfassend. Blüten meist weiß mit violettem Fleck am Grunde, groß, 4 blättrig. Frucht eine Porenkapsel.

Blütezeit: Juni-August.

Früchte: Juli-September.

Ebenfalls milchsaftführende, rotblühende, nahe verwandte Gartenzierpflanzen sind Papaver bracteatum Lindl. und Papaver orientale Fedde mit Hybriden und Rassen.

Hauptwirkstoffe: Der Milchsaft enthält die gleichen Alkaloide wie Opiumalkaloide. Der Gehalt ist je nach Rasse verschieden und stark schwankend, so wurde z.B. Oripavin, ein neues Opiumalkaloid, in einer Varietät gefunden, die in Tasmanien kultiviert wird.

In Papaver bracteatum dominiert Thebain und kann in den Wurzeln 98 % bei einem Alkaloidgehalt von 1 % erreichen. Als weitere wichtige Alkaloide wurde in den 3 Arten Isothebain, Alpinigenin und Oripavin gefunden.

Vergiftungserscheinungen: Bei erhaltenen Sinneswahrnehmungen Einschränkung der geistigen Leistungsfähigkeit, reaktive Euphorie, Sedierung, Analgesie, Miosis, Bradykardie, verlangsamte Atmung (2-4 Atemzüge pro Minute), Zyanose, Atemlähmung, tonisch-klonische Krämpfe, Pylorus- und Blasensphinkterspasmus, Darmatonie, Übelkeit, Erbrechen, Dämpfung des Hustenzentrums, Wassereinlagerung (ADH-Überfunktion), Lungenödem, Hirnödem (Kopfschmerzen, Somnolenz, motorische und psychische Unruhe, Pyramidenzeichen, Meningitis), Anaphylaxie, akuter beidseitiger Hörsturz, Hypothermie, Blässe, im Finalstadium Mydriasis.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze, besonders die Kapseln. Zur Gewinnung von 1 kg Opium müssen 20000 Mohnkapseln in 200-300 Arbeitsstunden einzeln mit einem Messerchen angeritzt werden.

Wirkungen auf die Haut: Allergische Kontaktdermatitiden sind bei Personen beschrieben worden, die beruflich viel mit Opium, Morphin, Ethylmorphin und anderen Morphinderivaten hantieren, wie z.B. Arbeiter in pharmazeutischen Fabriken und Krankenschwestern. Die Papaverinhaltsstoffe zählen zu den wenigen Alkaloiden, die eine Kontaktallergie induzieren können.

Anwendungen in der Homöopathie: Opium D4-D6 bei Kongestions- und Reizzuständen des ZNS. Bei allen Beschwerden des Alters. Bei Störungen infolge von Schreck und Aufregung.

Gefährlichkeitsgrad: Stark giftig ++

Vorschriften: Papaver somniferum und Papaver orientale L. mit Varietäten fallen unter das „Gesetz über den Verkehr mit Betäubungsmitteln”. Es dürfen nicht mehr als 10 Quadratmeter privat und 1000 Quadratmeter gewerblich bepflanzt werden. Dazu ist aber eine Ausnahmegenehmigung erforderlich, die beim Bundesgesundheitsamt, Thielallee 88/92, 14195 Berlin, beantragt werden kann (bga-pressedienst, 8. 3. 1993).

Angaben: Anschrift, Art und Zahl der Pflanzen, Lage der Anbaufläche mit Grundstücksnummer.

Betäubungsmittelgesetz Anlage II:

Papaver orientale (Papaver bracteatum): Pflanzen und Pflanzenteile, ausgenommen der Samen, der zur Art Papaver orientale gehörenden Pflanzen, dienen diese Zierzwecken, so finden betäubungsmittelrechtliche Vorschriften nur Anwendung auf die Einfuhr, Ausfuhr und Durchfuhr.

Betäubungsmittelgesetz Anlage III:

Opium: Der geronnene Saft der zur Art Papaver somniferum gehörenden Pflanzen.

Papaver somniferum: Pflanzen und Pflanzenteile, ausgenommen die Samen, der zur Art Papaver somniferum gehörenden Pflanzen; dienen diese zu Zierzwecken und wurde ihnen nach einem vom Bundesgesundheitsamt zugelassenen Verfahren das Morphin entzogen, so finden die betäubungsmittelrechtlichen Vorschriften nur Anwendung auf die Einfuhr, Ausfuhr und Durchfuhr, den Anbau und die Gewinnung.

In der BRD dürfen seit 1984 nur noch entgiftete Mohnkapseln im Blumenhandel angeboten werden.

Mohnkapseln sind in Dänemark zu Dekorationszwecken seit 1986 nicht mehr zugelassen.

Unter das Betäubungsmittelgesetz fallen die folgenden Stoffe und Gemische:

·         Opium (der geronnene Saft der zur Art Papaver somniferum gehörenden Pflanzen: Anlage III, verkehrsfähige und verschreibungsfähige Betäubungsmittel

·         Papaver somniferum (Pflanzen und Pflanzenteile, ausgenommen die Samen, der zur Art Papaver somniferum (einschließlich der Unterart setigerum) gehörenden Pflanzen): Anlage III, verkehrsfähige und verschreibungsfähige Betäubungsmittel
- ausgenommen, wenn der Verkehr mit ihnen (ausgenommen der Anbau) Zierzwecken dient und wenn im getrockneten Zustand ihr Gehalt an Morphin 0,02 vom Hundert nicht übersteigt; in diesem Fall finden die betäubungsmittelrechtlichen Vorschriften zur Anwendung auf die Einfuhr, Ausfuhr und Durchfuhr
-  ausgenommen in Zubereitungen, die nach einer im homöopathischen Teil des Arzneibuches beschriebenen Verfahrenstechnik hergestellt sind, wenn die Endkonzentration die vierte Dezimalpotenz nicht übersteigt
- ausgenommen in Zubereitungen, die ohne einen weiteren Stoff der Anlagen I bis III bis zu 0,015 vom Hundert Morphin, berechnet als Base, enthalten und die aus einem oder mehreren sonstigen Bestandteilen in der Weise zusammengesetzt sind, dass das Betäubungsmittel nicht durch leicht anwendbare Verfahren oder in einem die öffentliche Gesundhei
t gefährdenden Ausmaß zurückgewonnen werden kann)

·         Mohnstrohkonzentrat (das bei der Verarbeitung von Pflanzen und Pflanzenteilen der Art Papaver somniferum zur Konzentrierung der Alkaloide anfallende Material): Anlage II, verkehrsfähige, aber nicht verschreibungsfähige Betäubungsmittel

·         Papaver bracteatum (Pflanzen und Pflanzenteile, ausgenommen die Samen, der zur Art Papaver bracteatum gehörenden Pflanzen): Anlage II, verkehrsfähige, aber nicht verschreibungsfähige Betäubungsmittel

Der Anbau von Papaver Somniferum ist genehmigungspflichtig und muss beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinpordukte, BfArM, beantragt werden.

 

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

D 9         DHU (Deutsche Homöopathie-Union): Homöopathisches Repetitorium. Karlsruhe, 1992

 

 

E 3         El Kheir, Y.M.: The alkaloids of the stamens of Papaver somniferum. Planta medica 27, 275-280, 1975

 

 

F 1         Fairbairn, J.W.: New plant sources of opiates. Planta medica 29, 26-31, 1976

 

 

F 15        Frohne, D.: Sind pflanzliche Arzneimittel unschädlich. Dtsch. Apoth. Ztg. 130(34), 1861-1871, 1990

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 13       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. Bd.3 Gifte, Hrsg.: H.U. Wolf, 5. Aufl., Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, 1992

 

 

J 12        Jaspersen-Schib, R.: Giftpflanzen als Weihnachtsschmuck. Dtsch. Apoth. Ztg. 130, 2766-2772, 1990

 

 

L 10        Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

N 2         Nahrstedt, A.: Drogen und Phytopharmaka mit sedierender Wirkung. Ztschr. f. Phytother. 6, 101-109, 1985

 

 

N 9         Nielsen, B., Röe, J., Brochmann-Hanssen, E.: Oripavine - A new opium alkaloid. Planta medica 48, 205-206, 1983

 

 

N 13       Nyman, U., Bruhn, J.G.: Papaver bracteatum - a summary of current knowledge. Planta medica 35, 97-117, 1979

 

 

S 31       Schürmann, M.W.: Vorsicht: Mohn. Kosmos 4, 42-43, 1984

 

 

S 39       Seefelder, M.: Opium. Dtsch. Taschb. Verlag, 288 Seiten, 1990

 

 

T 11        Tookey, H.L. et al.: Codein and morphine in Papaver somniferum grown in a controlled environment. Planta medica 30, 340-348, 1976

 

Therapie:  16

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 


 

 

 

Paris quadrifolia L.

 

Einbeere, Wolfsbeere. E: One berry. F: Herbe à Paris. I: Erba-crociola, Uva di volpe.

 

 

Familie: Trilliaceae, Einbeerengewächse.

Verbreitung, Vorkommen:´Europa, Kleinasien; in Auwäldern, etwas feuchten Laubwäldern und Erlenbrüchen.

Beschreibung: 15-30 cm hohe, krautige Pflanze mit kriechendem Rhizom. StengelStängel mit 4 quirlständigen Blättern, die von der grünen Blüte überragt werden. Frucht ist eine schwarze, kirschgroße Beere.

Blütezeit: Mai-Juni.

Früchte: Juli-September.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze, besonders die Beeren. Die Statistiken weisen wenige Vergiftungen mit der Einbeere auf. Gelegentlich wird sie von Kindern mit Heidelbeeren verwechselt.

Hauptwirkstoffe: Die Saponine Paridin und Paristyphnin. Gesamtsaponine ~1 %.

Vergiftungserscheinungen: Übelkeit, enge Pupillen, Schädigung der Nieren und des Zentralnervensystems (nur bei größeren Mengen zu befürchten), schmerzhafte Darm- und Blasenentleerung.

Die schlecht schmeckenden Beeren werden meist nur einzeln verzehrt, und es kann bei Kindern zu Übelkeit kommen.

Anwendung in der Homöopathie: D3-D6 bei katarrhalischer Reizung der Augen, Glaukom.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Paris quadrifolia: Monographie der Kommission D.

Literatur:

B 36        Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16         Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4          Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 31        Hiller, K., Bickerich, G.: Giftpflanzen. 240 S., Urania Verlag, Leipzig, 1988

 

 

J 5           Jaspersen-Schib, R.: Giftpflanzen aktuell - Herbst. Dtsch. Apoth. Ztg., 124, 2321-2327, 1984

 

 

L 10         Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 2          Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

M 27        Mezger, J.: Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre. 2. Ausgabe, Karl F. Haug Verlag, Saulgau, 1951

 

Therapie:  14,15

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 


 

 

Parthenocissus quinquefolia (L.) Planch. emend. Rehd.

 

Fünfblättrige Jungfernrebe, Wilder Wein. E: Virginia creeper. F: Vigne-vierge à 5 folioles. I: Vite del Canadà comune. NL: Haagwijnrank.

 

 

EDV-Code: PRTQU.

Familie: Vitaceae, Weinrebengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Nordamerika; Zierpflanze an Zäunen, Mauern, Lauben und Häusern.

Beschreibung: Rankender Strauch, bis 12 m lang, mit Haftscheiben. Blätter 3-5 zählig, gefingert, im Herbst tiefrot gefärbt. Blüten in Trugdolden. Frucht eine erbsengroße, blauschwarze Beere.

Blütezeit: Juli-August.

Früchte: Herbst.

Ebenfalls als Zierpflanze Parthenocissus tricuspidata (Sieb. et Zucc.) Planch. (Blätter 3 lappig).

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile, besonders die Beeren. Bei Tieren teilweise ohne Giftwirkung.

Hauptwirkstoffe: 2,1 % lösliches Oxalat in den unreifen und 1,7 % in den reifen Früchten (Schwarte, zit. nach Frohne) [F 16].

Vergiftungserscheinungen: Oxalsäure und Oxalate.

Gefährlichkeitsgrad: Kaum giftig (+)

Vorschriften: Parthenocissus quinquefolia: Monographie der Kommission D.

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

L 10        Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

Therapie:  16

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen. Kohlegabe nur nach ungewöhnlich großen Mengen.

 


 

 

   

Passiflora caerulea L.

 

Blaue Passionsblume. E: Blue passion vine. F: Grenadille bleue. I: Fiore di passione.

 

 

EDV-Code: PAQCO.

Familie: Passifloraceae, Passionsblumengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Brasilien; beliebte Zimmerpflanze.

Beschreibung: Kletterstrauch. Blätter herzförmig, 5-7 lappig, gestielt, wechselständig. Blüten weiß, 7-9 cm groß, mit vielen blauen Fäden, verlängerte Blütenachse mit 3 Griffeln und 5 Staubblättern. Früchte hühnereigroß, gelb (bei Zimmerpflanzen kaum zu erwarten).

Blütezeit: Juni-September.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze, ohne die eßssbaren, reifen Früchte.

Hauptwirkstoffe: In den Blättern cyanogene Verbindungen. Frische Blätter von Passifloraceen enthalten nach der ersten Fruchtreife bis zu 6 mg HCN pro 100 g. In der ganzen Pflanze Harman, das aber nach neueren Untersuchungen nicht nachgewiesen wurde. Vermutlich gibt es örtliche oder artbedingte Unterschiede bei den Inhaltsstoffen.

Vergiftungserscheinungen: Blausäureglykoside.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +, Früchte sind essbar.

Literatur:

K 24       Koch, H., Steinegger, E.: Untersuchungen zur Alkaloid- und Flavonoidführung von Passiflora-Arten. Planta medica 39, 210-211, 1980

 

 

L 11        Löhdefink, J., Kating, H.: Zur Frage des Vorkommens von Harmanalkaloiden in Passiflora-Arten. Planta medica 25, 101-104, 1974

 

 

L 15        Lutomski, J., Malek, B., Stachowiak, Z.: Pharmakochemische Untersuchungen von Drogen der Gattung Passiflora. Planta medica 26, 311-317, 1974

 

 

R 35       Rätsch, Ch.: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Wiessenschaftl. Verl. Ges., Stuttgart, 941 S., 1998.

 

Therapie:  7

 

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken von Blättern: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

 


 

 

Phacelia tanacetifolia Benth.

 

Rainfarnblättriges Büschelschön, Borstiger Bienenfreund. E: Tansy phacelia. F: Phacélie à feuilles de tanaisie. I: Facelia.

 

 

EDV-Code: PHCTA.

Familie: Hydrophyllaceae, Wasserblattgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat ist Kalifornien. Als Futter- und Bienenpflanze seit Jahrzehnten angebaut, in der neueren Zeit auch als Gründünger und für die Silage.

Öfters verwildert an Straßen- und Wegrändern, Bahndämmen, auf Schutthalden und Äckern.

Beschreibung: Einjähriges, bis 70 cm hohes Kraut mit hohlem StengelStängel. Blätter gefiedert, angedrückt behaart, kaum gestielt, am Grunde scheidig-umfassend. Blüten hellblau bis blauviolett, sitzend, glockig-radförmig, Staubfäden weit herausragend; Blütenstände einseitswendig, endständig, schneckenförmig eingerollt. Kapsel ellipsoidisch, 4 samig, 2 klappig.

Alle Pflanzenteile sind mit feinen Drüsenhaaren (Trichomen) besetzt.

Blütezeit: Mai-Oktober.

10 weitere Phacelia-Arten im südwestlichen Nordamerika und in Mexiko, darunter

Phacelia minor (Harvey) Thell.

Phacelia crenulata Torr.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze.

Hauptwirkstoffe: Geranylbenzochinon, Geranylhydrochinon, Geranylgeranylhydrochinon, 1-Oxo-farnesylhydrochinon u. a.

Geranylbenzochinon

Geranylhydrochinon

Geranylgeranylhydrochinon

1-Oxo-farnesylhydrochinon

Wirkungen auf die Haut: Als Ursache der hautreizenden und vor allem sensibilisierenden Wirkung ist eine Gruppe von prenylierten phenolischen Verbindungen verantwortlich, die den Namen Phacelioide erhielt (Reynolds 1986). Als stärkstes Kontaktallergen dieser Gruppe erwies sich das Geranylbenzochinon. Es ist 30 mal stärker wirksam als seine Vorstufe Geranylhydrochinon.

Die Sensibilisierungspotenz des Geranylbenzochinons ist der des 3-Pentadecylcatechols aus Toxicodendron quercifolium gleichzusetzen. Die anderen Phacelioide sind etwas schwächer wirksam, aber zählen insgesamt zu den stärksten Kontaktallergenen, die wir in der Natur kennen [H 21].

Daßss Phacelien schwere Kontaktallergieen verursachen können, ist seit Jahrzehnten bekannt.

Allergene: Phacelioide, das sind Phenole mit verschieden langen C10, C15 oder C20-Prenylketten.

Die stärksten Kontaktallergene unter den Phacelioiden sind: Geranylbenzochinon, Hauptallergen der P. crenulata, und seine Vorstufe Geranylhydrochinon, ferner Farnesylhydrochinon, aus P .minor, Geranylgeranylhydrochinon, ebenfalls in P. minor enthalten.

Die Phacelioide sind aber auch starke Irritantien. Eine 4 %ige Zubereitung von Geranylhydrochinon in Vaseline führt zu toxischen bullösen Reaktionen bei fast allen Testpersonen.

In den USA tritt die Kontaktdermatitis bei Personen, die oft durch Wiesen oder durch das Grün an Straßenrändern laufen, an Füßen und Unterschenkeln auf, wenn diese nicht ausreichend geschützt sind. Denn durch Berührung werden aus den Trichomen ölige Tröpfchen freigesetzt, die dann an den Berührungsstellen ihre toxische und sensibilisierende Wirkung entfalten können. In Europa ist noch kein Fall einer allergischen Kontaktdermatitis durch Phacelien bekannt geworden. Hausen hat in dünnschichtchromatographischen Untersuchungen bei hiesigen Pflanzen in den grünen Pflanzenteilen keine und in Samen nur geringe Mengen von Phacelioiden nachweisen können. Wahrscheinlich spielen auch hierbei wieder Klima- und Standortbedingungen eine ausschlaggebende Rolle bei der Allergenproduktion [O 6].

Gefährlichkeitsgrad:  Stark giftig  ++, Sensibilisierungspotenz: Stark bis sehr stark.

Literatur:

H 21       Hausen, B.M.: Allergiepflanzen - Pflanzenallergene. 332 S., ecomed Verlagsges., Landsberg, 1988

 

 

O 6         Ott, A.: Immer mehr Hautschäden durch „Pflanzliches”. (MT Interview), Medical Tribune 26, 36-37, 1987

 

Therapie:  14, 18

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

Nach Hautkontakt: Sofort mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

Hautkontakt und Einatmen vermeiden.

 

 


 

 

   

 Phaseolus coccineus L.

 

Feuerbohne. E: Scarlet bean. F: Haricot. I: Fasolone, Fagiuolo americano. NL: Pronkboon.

 

 

EDV-Code: PHSCO.

Familie: Fabaceae, Schmetterlingsblütler.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Südamerika; Gartenpflanze.

Beschreibung: Mehrere Meter lange, linkswindende Schlingpflanze. Blätter grün, dreizählig, gestielt, wechselständig. Blüten rot oder weiß, in lockeren Trauben, blattachselständig. Hülse mit dunkel gezeichneten Samen.

Blütezeit: Juni-September.

Giftige Pflanzenteile: Früchte (roh).

Hauptwirkstoffe: Phasin (Toxalbumin).

Vergiftungserscheinungen: Phasin ruft Erbrechen, Diarrhöen und Absorptionsstörungen im Darm hervor. Es kann zu schweren, evtl. tödlichen hämorrhagischen Gastroenteritiden führen, weiter zu tonischen Krämpfen, Schock, Hypokaliämie und als Folge davon zu Veränderungen im Elektrokardiogramm [Rainer: Med. Klin. 57, 270 (1962)].

Die Schwere der Symptomatik hängt nicht nur von der aufgenommenen Menge ab, sondern aiuch von der individuellen Verträglichkeit.

Phasin wird durch Kochen zerstört.

Gefährlichkeitsgrad: Stark Giftig ++

 

Literatur:

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

Therapie:  16

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken  von bis zu einer Bohnehülse oder 4-6 Samen: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Nach Verschlucken größerer Mengen  Arzt aufsuchen.

Bei kurzer Latenz: Magenentleerung (Ipecac), danach Kohlegabe.

 


 

 

Philodendron scandens Koch et Sello

 

und andere Philodendron-Arten

Philodendron, Baumfreund, Baumlieb. E: Heart-leaf philodendron.

 

 

EDV-Code: PIOSC.

Familie: Araceae, Aronstabgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat von Ph. scandens ist Jamaika (in Europa seit 1793 bekannt). Die über 270 Arten der Gattung kommen in den Regenwäldern Süd- und Mittelamerikas vor. Bei uns sind einige Arten (über 20) beliebte Zimmerpflanzen.

Beschreibung: Die bekannteste Art, Ph. scandens, mit länglich-herzförmigen, ganzrandigen Blättern wird an Stäben und in Ampeln gehalten und ist sehr pflegeleicht.

Als ebenfalls kletternde Pflanze mit gefiederten oder gelappten Blättern ist Philodendron elegans Krause - Zierlicher Baumfreund - zu nennen.

In ihrer Heimat sind Philodendron-Arten strauchige oder kletternde Pflanzen, aber auch stammlose und niedrige Kräuter, mit oder ohne Luftwurzeln, immergrün, einfarbig oder bunt. Jugend- und Altersformen sind oft verschieden gestaltet. Blütenbildung ist nur selten zu beobachten.

Wirkstoffhaltige Pflanzenteile: Die Blätter. Das Hauptallergen befindet sich in der Epidermis der Blätter.

Hauptwirkstoffe: Hauptallergen der allergologisch wichtigsten Art Ph. scandens ist 5-Heptadecatri 8(Z),11(Z),14(Z) enylresorcinol [H 21].

Vergiftungserscheinungen: Nach Meldungen aus dem Tox-Zentrum in Zürich lutschte ein 7 Monate altes Kind an einem Philodendron-Blatt. Es erbrach wiederholt und litt an einer Mundschleimhautentzündung. Nach einem weiteren Bericht bißss ein Erwachsener in einen StengelStängel und bekam darauf ein starkes Brennen im Mund, Hypersalivation, Bläschen an den Lippen und am Zahnfleisch. Eine Überempfindlichkeit im Bereich der Lippen dauerte noch 12 Tage.

Auch Tiervergiftungen von mehreren Katzen und eines Papageis liegen vor [J 6].

Wirkungen auf die Haut: Alle Berichte über Kontaktdermatitiden beziehen sich ausschließlich auf Ph. scandens [H 21].

Personen, die regelmäßig mit der Pflanze umgehen, sind besonders gefährdet.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +, rReizend und allergieinduzierend.

Literatur:

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

H 21       Hausen, B.M.: Allergiepflanzen - Pflanzenallergene. 332 S., ecomed Verlagsges., Landsberg, 1988

 

 

J 6          Jaspersen-Schib, R.: Giftige Zimmerpflanzen. Dtsch. Apoth. Ztg., 127, 1417-1423, 1987

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

R 35       Rätsch, Ch.: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Wiessenschaftl. Verl. Ges., Stuttgart, 941 S., 1998.

 

Therapie:  18

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen.

 


 

 

Physalis alkekengi L.

 

Judenkirsche, Lampionblume. E: Alkakengy, Cape gooseberry. F: Alkékenge. I: Alchechengi, Palloncini. NL: Jodenkers.

 

 

EDV-Code: PHYAL.

Familie: Solanaceae, Nachtschattengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Eurasien, in Nordamerika eingeschleppt; Gebüsche, Wälder, Halden, in Gärten angepflanzt und daraus verwildert.

Beschreibung: 25-60 cm hohe Pflanze mit kriechender Grundachse. Blätter eiförmig, gestielt. Blüten einzeln in den Blattachseln, radförmig, schmutzig-weiß, gestielt. Frucht eine kirschgroße, rote Beere, von aufgeblasenem orangefarbenem Kelch umgeben.

Blütezeit: Juni-Juli.

Früchte: September-November.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze, mit Ausnahme der Beeren.

(Ob die Beeren immer ungiftig sind, wird vom Verfasser bezweifelt. Siehe weiter unten.)

Hauptwirkstoffe: Das bittere Physalin A, das weniger bittere Physalin B und Physalin C.

Vergiftungserscheinungen: Bis heute keine sicheren Angaben vorhanden.

In einer Südfrüchtehandlung wurde ein Schälchen Physalisfrüchte (vermutlich ausländischer Herkunft) gekauft. Nach Genußss von 10-15 Beeren traten Übelkeit und Herzbeschwerden sowie kalte Schweißausbrüche auf. Als hierüber in einem Symposium berichtet wurde, bestätigte eine anwesende Apothekerin, daßss ihr ebenfalls nach Genußss einer etwas größeren Menge sehr übel geworden sei (eigene Beobachtung).Es handelte sich in beiden Fällen um die „Kap-Stachelbeere” Physalis peruviana.

Zwei unabhängig voneinander durchgeführte Untersuchungen (vom Herausgeber sowie von der Bundesforschungsanstalt für Ernährung) ergaben, daßss die mit Phosphormolybdänsäure nachweisbaren Solanum-Alkaloide hier nicht nachgewiesen werden konnten. Eine Mitarbeiterin der Bundesanstalt, die selbst an Vergiftungserscheinungen litt, hält eine harzige Substanz im Fruchtansatz hierfür verantwortlich.

Im Schweizerischen Toxikologischen Informationszentrum wurden, neben vielen symptomlosen Physalis-Beratungsfällen, auch 3 Fälle von Kleinkindern mit Durchfall, Übelkeit und Bauchkrämpfen registriert. Unklar war der Reifegrad der Früchte [J 12].

Wirkungen auf die Haut: Blätter und unreife Früchte sollen beim Menschen lokale Reizwirkung haben.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Physalis alkekengi: Monographie der Kommission D.

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

J 12        Jaspersen-Schib, R.: Giftpflanzen als Weihnachtsschmuck. Dtsch. Apoth. Ztg. 130, 2766-2772, 1990

 

 

L 10        Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 2         Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

 

Therapie:  14

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken unreifer Früchte: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen.

 


 

 

   

Phytolacca americana L.

 

(P. decandra L.)

Kermesbeere. E: Virginian poke, Pokeweed. F: Raisin d’Amérique. I: Cremesina Ura-turca. NL: Karmozijnbes.

 

 

EDV-Code: PHTAM.

Familie: Phytolaccaceae, Kermesbeerengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Nordamerika; Zierpflanze in Gärten, stellenweise verwildert.

Beschreibung: Ausdauernde, bis 3 m hohe Pflanze, mit rübenförmiger Wurzel. Blätter eiförmig-elliptisch, ganzrandig, kurz gestielt. Blüten weiß, in endständigen Trauben. Frucht flache, dunkelrote bis schwarze Beere.

Blütezeit: Juni-September.

Früchte: August-Oktober.

Eine weitere Zierpflanze in unseren Gärten ist Phytolacca acinosa Roxb., die aufrechte Blüten- und Fruchtstände besitzt, während diese bei Ph. americana abstehen oder hängen.

Droge: Radix (Fructus) Phytolaccae, Phytolaccae radix (fructus), Kermeswurzeln und Beeren.

Die gepulverte Wurzel reizt stark zum Niesen, rötet die Haut und wirkt blasenziehend.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze, hauptsächlich Wurzeln und Samen. Intoxikationen sind fast ausschließlich von den Beeren zu erwarten. Bis 10 Beeren gelten für Erwachsene und ältere Kinder als unbedenklich, während bei Kleinkindern ernste Vergiftungen auftreten können.

Hauptwirkstoffe: Phytolaccatoxin, eine wasserlösl. Saponinmischung, die nach Hydrolyse Phytolaccagenin C31H40O7, Glucose und Xylose liefert [H 12], außerdem Mitogene und weitere Saponine.

Phytolaccagenin

 

Vergiftungserscheinungen: Krämpfe, gastrointestinale Beschwerden, Erbrechen, Diarrhöe. Nach einer größeren Menge Beeren klagte ein 8 jähriger Knabe über heftige Magenschmerzen. Starkes Erbrechen stellte sich ein, die Kehle war rot entzündet, die Mandeln geschwollen. Als das Erbrechen nachließ, setzte Diarrhöe ein, der Stuhl war braun und dünn, der Magen gegen jeden Druck äußerst empfindlich, und die Zunge zeigte weißen Belag. Später stellte sich starkes Kneifen in der Nabelgegend und krampfhaftes Zucken der Arme und Beine ein. Bei einem anderen Knaben, der „zwei oder drei Drachmen” (2-3 × 3,55 cm3) der Wurzeltinktur getrunken hatte, zeigten sich nicht diese Symptome, sondern vollkommener Tetanus. Am nächsten Tage war er jedoch wieder hergestellt. Daneben sind aber auch tödliche Vergiftungen bekannt geworden.

Die Toxizität der Droge beruht vornehmlich auf ihrem Gehalt an Mitogenen, die vielleicht durch die lokal reizenden Eigenschaften der Saponoide verstärkt wird.

Anwendungen in der Homöopathie: D1-D4 bei akutem (fokaltoxischem) Gelenkrheumatismus, Grippe und Angina. Teep 0,025 g bei Brustdrüsenentzündung.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Phytolacca americana: Monographie der Kommission D.

Kosmetikverordnung, Anlage 1, Nr. 374: Phytolacca subspec. und ihre Gemische dürfen beim Herstellen oder Behandeln von kosmetischen Mitteln nicht verwendet werden.

Verbotene Stoffe der Kosmetikverordnung v. 19. 6. 1985 Anlage 1: 374 Phytolacca subspec. und ihre Zubereitungen.

Literatur:

B 36        Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

D 9          DHU (Deutsche Homöopathie-Union): Homöopathisches Repetitorium. Karlsruhe, 1992

 

 

F 16         Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

H 8          Hänsel, R.: Immunstimulantien. Dtsch. Apoth. Ztg. 125(4), 155-161, 1985

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

K 3          Kang, S.S., Woo, W.S.: Two new saponins from Phytolacca americana. Planta medica 53, 338-340, 1987

 

 

L 10         Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 2          Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

M 3          Madaus, G.: Rezeptiertaschenbuch, 8. Aufl., Verlag Dr. Madaus & Co., Radebeul, 1940

 

 

M 27        Mezger, J.: Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre. 2. Ausgabe, Karl F. Haug Verlag, Saulgau, 1951

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

Therapie:  14

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Bei 3 - 5 Beeren zusätzlich Kohlegabe. Nach Verschlucken von mehr als 5 Beeren oder viele Blüten und kurzer Latenz: Magenentleerung (Ipecac), danach Kohlegabe.  Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

Nach Hautkontakt: Sofort mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt

aufsuchen.

 


 

 

   

Polygonatum multiflorum (L.) All.

 

Vielblütige Weißwurz. E: Eurasian Salomon’s-seal. F: Sceau de Salomon multiflore. I: Sigillo di Salomone maggiore. NL: Veelbloemig salomoszegel.

 

 

EDV-Code: PGTMU.

Familie: Liliaceae, Liliengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, gemäßigtes Asien, Nordamerika. In Mitteleuropa verbreitet; schattige, feuchte Wälder, Gebüsche.

Beschreibung: Ausdauernde Pflanze, 30-80 cm hoch, mit rundem, übergebogenem

StengelStängel. Blätter zweireihig, eiförmig, wechselständig. Blüten grünlichweiß, glockenförmig, in den Blattachseln zu 3-5 Blüten, hängend.

Beeren zuletzt blauschwarz, bereift, kugelig.

Blütezeit: Mai-Juni.

Früchte: August-September.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze, vor allem Beeren.

Hauptwirkstoffe: Acetidin-2-carbonsäure („Homoserinlacton”) C4H7NO2 und Chelidonsäure (Schöllsäure, Jervasäure) C7H4O6, Fp. 262 °C (dec.), Steroid-Saponine, sowie weitere, teilweise unbekannte Stoffe.

Herzaktive Glukoside kommen nach neueren Untersuchungen nicht vor.

Vergiftungserscheinungen: Übelkeit, Diarrhöe, Erbrechen. Die russische Volksmedizin verwendet die zerstampfte Wurzel als Brechmittel. Der hohe Saponingehalt der Samen kann möglicherweise die Ursache von Vergiftungen sein. Im Aallgemeinen kommt es nur zu leichteren Vergiftungen.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig + siehe Polygonatum odoratum (Mill.) Druce

 

Therapie:   14

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 


 

 

   

Polygonatum odoratum (Mill.) Druce

 

(Polygonatum officinale All.)

Wohlriechende Weißwurz, Salomonssiegel. E: Salomon’s seal. F: Sceau de Salomon. I: Sigillo di Salomone comune. NL: Duinsalomonszegel.

 

 

EDV-Code: PGTOD.

Familie: Liliaceae (Convallariaceae), Liliengewächse (Maiglöckchengewächse).

Verbreitung, Vorkommen: Europa, Nordasien. In Mitteleuropa zerstreut; trockene, lichte Wälder. Gebüsche.

Beschreibung: 15-40 cm hohe Staude mit kantigem StengelStängel. Blätter eiförmig, zugespitzt, zweizeilig, wechselständig. Blüten glockenförmig, weiß, Saum grün, einzeln oder zu zweit in den Achseln der Blätter. Beeren zuletzt schwarzblau, bereift, kugelig.

Blütezeit: Mai-Juni.

Früchte: August-September.

Droge: Rhizoma (Radix) Polygonati, Polygonati rhizoma (radix), Salomonssiegelwurzel.

Die geruchlose Droge schmeckt kratzend, saponinähnlich.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze, vor allem Beeren.

Hauptwirkstoffe: Acetidin-2-carbonsäure („Homoserinlacton”) C4H7NO2 und Chelidonsäure (Schöllsäure, Jervasäure) C7H4O6, Fp. 262 °C (dec.), Steroid-Saponine, sowie weitere, teilweise unbekannte Stoffe.

Herzaktive Glukoside kommen nach neueren Untersuchungen nicht vor.

Vergiftungserscheinungen: Übelkeit, Diarrhöe, Erbrechen. Die russische Volksmedizin verwendet die zerstampfte Wurzel als Brechmittel. Der hohe Saponingehalt der Samen kann möglicherweise die Ursache von Vergiftungen sein. Im Aallgemeinen kommt es nur zu leichteren Vergiftungen.

Anwendungen in der Homöopathie: Rote und braune Hautflecken, Sommersprossen.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

L 10        Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 2         Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

M 3         Madaus, G.: Rezeptiertaschenbuch, 8. Aufl., Verlag Dr. Madaus & Co., Radebeul, 1940

 

Therapie:  14

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 


 

   

Primula obconica Hance

 

Becherprimel, Giftprimel. E: Top primrose. F: Primevère à coupes.

 

 

EDV-Code: PRIOP.

Familie: Primulaceae, Primelgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: China; Zimmerpflanze.

Beschreibung: Krautige Pflanze mit langgestielten Blättern in grundständiger Rosette. Blüten mit becherförmigem Kelch, in Dolden oder Quirlen, auf ca. 25 cm hohem Blütenschaft, rot, rosa oder weiß.

Blütezeit: Das ganze Jahr (in ihrer Heimat: Juni-Juli).

Giftige Pflanzenteile: Ganze Pflanze, besonders die Drüsenhaare.

Hauptwirkstoffe: Am reichlichsten in Kelch und Blütenstielen und vor allem in Trichomen gelblich-grünes, flüssiges Sekret mit Primel-Wirkstoff Primin C12H16O3, Fp. 62-63°C.

Die Konfiguration des kristallinen Primins konnte mittels Röntgenbeugungsanalyse bestimmt werden [6]. Sie zeigt, dassß die Seitenkette mit der Ebene des Chinonringes einen Winkel von etwa 13° bildet.

Primin

 

Wirkungen auf die Haut: Die Becherprimel gehört zu jenen Pflanzen, deren hautreizende und sensibilisierende Wirkung am weitesten bekannt ist und schon vor 100 Jahren beschrieben wurde. Die Weltliteratur verzeichnet fast 500 Publikationen mit Tausenden von Fallbeschreibungen [1]. Der ätiologisch verantwortliche Inhaltsstoff wurde bereits 1900 in kristalliner Form unter dem Mikroskop beobachtet [2], im Jahre 1927 Primin getauft [3] und erst 1967 in seiner Struktur als 2-Methoxy-6-pentyl-1,4-benzochinon identifiziert [4].

Primin ist das stärkste Kontaktallergen chinoider Struktur, das in der Natur zur Zeit bekannt ist. Seine Konzentration in der Becherprimel schwankt zwischen Spurenmengen und 1 %(!) in Abhängigkeit von Luftfeuchtigkeit, Lichteinflußss, Bodenbeschaffenheit, Wärme und Kälte. Generell gilt: Je wärmer und feuchter eine Primel steht und je mehr Stickstoff und Kalk in der Düngung vorhanden ist, desto größer ist die Priminkonzentration. Ab einem Gehalt von 0,1 % ist Primin ein obligat hautreizender Stoff. Einmaliger Kontakt mit Primeln, die 0,1 % oder mehr an Primin enthalten, kann zu einer (meist stummen) Sensibilisierung führen. Die sichere Testkonzentration für die Diagnose einer Primelallergie liegt bei 0,01 %.

Epikutantests mit dem Pflanzenmaterial (d.h. StengelStängel, Blüte, Blatt) sollten unbedingt unterbleiben, damit nicht durch den Test eine Allergie induziert wird.

Auch sog. priminfreie Primelsorten enthalten noch Primin, wenn auch nur in geringen Mengen. Sonnenexposition hat keinen Einflußss auf die Primeldermatitis, da Primin weder phototoxisch noch photosensibilisierend wirkt.

Auch in anderen Primelarten kommt Primin vor, jedoch grundsätzlich in geringeren Mengen, die für eine Sensibilisierung in der Regel nicht ausreichen. Rezidive von Primeldermatitiden ergeben sich daher bei Kontakt mit anderen Primelarten nur bei Individuen, die bereits eine Priminallergie erworben haben und nun auf geringste Mengen reagieren [5]. Die Beobachtung, daßss hochgradige Primelallergiker bereits beim Betreten eines Raumes, in dem Primeln stehen, nach kurzer Zeit einen Rückfall erleiden, ist auf den unsichtbaren Anflug der feinen priminhaltigen Trichomen zurückzuführen, die beim Verwelken von der Pflanze abfallen und mit dem Staub hochgewirbelt werden.

Priminanaloge Verbindungen mit verlängerter Seitenkette, wie z.B. Hexyl- bis Decylseitenketten in 6-Stellung sind noch wesentlich stärker wirksam als Primin selbst (Borrmann, Hausen, unveröff.).

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +. Je nach Sorte sehr stark allergieauslösend.

Vorschriften: Primula obconica: Monographie der Kommission D.

Literatur:

[1]           Hausen, BM: Materia Med. Nordmark 31, 57, 1979 (mit 426 Literaturstellen)

 

 

[2]           Nestler, A: Ber. dtsch. Bot. Ges. 18, 189 u. 327, 1900

 

 

[3]           Bloch, B u. P Karrer: Vierteljahr. schr. naturforsch. Ges. Zürich 72, Beiblatt Nr.13, 1, 1927

 

 

[4]           Schildknecht, H et al.: Z. Naturforsch. 22 b, 36 und 287, 1967

 

 

[5]           Hausen, BM: Arch. Derm. Res. 261, 311, 1978

 

 

[6]           Schmalle, H et al.: Acta cryst. C 40, 1084, 1984.

 

 

J 6          Jaspersen-Schib, R.: Giftige Zimmerpflanzen. Dtsch. Apoth. Ztg., 127, 1417-1423, 1987

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

G 19        Gugenhan, E.: Giftprimel aus China. Kosmos 2, 26, 1984

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

Therapie:  18

 

 

 

 

Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Bei größeren Mengen Kohlegabe.  Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

Nach Hautkontakt: Sofort mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

Kontakt meiden.

 


 

 

   

  Prunus laurocerasus L.

 

Kirschlorbeer, Lorbeerkirsche. E: Laurel-cherry. F: Laurier-cerise. I: Lauroceraso. NL: Laurierkerseboom.

 

 

EDV-Code: PRNLR.

Familie: Rosaceae, Rosengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Südbalkan, Kleinasien; Zierstrauch in Parkanlagen und Gärten.

Beschreibung: 2-3 m hoher Strauch. Blätter immergrün, bis 15 cm lang, elliptisch. Blüten weiß, 5 zählig, klein, in vielblütigen Trauben. Steinfrüchte kugelig, unter 1 cm, schwarzpurpurn.

Blütezeit: April-Mai.

Früchte: August-September.

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile, besonders Samen und Blätter.

Hauptwirkstoffe: In den frischen Blättern 1-1,5 % Prunasin C14H17NO6,Fp. 147-148°C.

Der Samen enthält 0,16 % Blausäure. Im Fruchtfleisch ist praktisch kein Prunasin enthalten, in den Samen dagegen ziemlich viel. Es ist also nur nach Verzehr von Samen oder Blättern mit ernsten Vergiftungen zu rechnen.

Vergiftungserscheinungen: Erregung, rotes Gesicht, verstärkte Atmung, Kratzen im Hals, Kopfschmerzen, Atemstillstand, Herzstillstand.

Aus den Erfahrungen der Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen, Berlin:

Die eingenommene Menge schwankte zwischen 1-10 bis zu unbekannter Menge Früchten, selten Blütenknospen, Blätter. Unbekannt blieb, ob Same ausgespuckt, geschluckt oder zerkaut wurde. Von den 272 Fällen kam es 11 mal zu Erbrechen, 2 mal zu Bauchschmerzen, 1 mal zu Übelkeit [K 40].

Anwendungen in der Homöopathie: D0-D2 bei chronischer Herzinsuffizienz, bes. Rechtsinsuffizienz mit Cyanose, Stauungshusten.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Prunus laurocerasus: Monographie der Kommission D.

Kosmetikverordnung, Anlage 1, Nr. 291: Prunus laurocerasus L., wäßriges Destillat der Blätter (Kirschlorbeerwasser).darf beim Herstellen oder Behandeln von kosmetischen Mitteln nicht verwendet werden.

Verbotener Stoff der Kosmetikverordnung v. 19. 6. 1985, Anlage 1: 291 Prunus laurocerasus L., wäßssriges Destillat der Blätter (Kirschlorbeerwasser).

Literatur:

B 36        Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

D 9          DHU (Deutsche Homöopathie-Union): Homöopathisches Repetitorium. Karlsruhe, 1992

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

G 26        Gugenhan, E.: Kirschlorbeer, immergrün und giftig. Kosmos 12, 24, 1984

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

K 40        Krienke, E.G., von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U.: Vergiftungen im Kindesalter, 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1986

 

 

M 2         Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

S 6          Schilcher, B.: Giftpflanzenberatung besonders gefragt zur Fruchtreifezeit. PZ 44, 9-16, 1988

 

Therapie:  7

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken von bis zu ½ Blatt: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen)Kohlegabe. Bei größeren Mengen an Blättern und kurzer Latenz: Magenentleerung (Ipecac), danach Kohlegabe.

Nach Verschlucken von bis zu 3 Früchten bei Kleinkindern bzw. bis zu 5 Früchten bei Schulkindern: Keine Therapie;  Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Bei größeren Mengen: Magenentleerung (Ipecac), danach Kohlegabe.

Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 


 

 

   

Pteridium aquilinum (L.) Kuhn

 

Adlerfarn. E: Bracken fern. F: Fougère aigle. I: Felce aquilina. NL: Adelaarsvaren.

 

 

EDV-Code: PTEAQ.

Familie: Polypodiaceae (Hypolepidaceae), Tüpfelfarne (Adlerfarngewächse).

Verbreitung, Vorkommen: Kosmopolit. In Mitteleuropa häufig in lichten Wäldern, an Waldrändern, von der Ebene bis in die Bergregion.

Beschreibung: Bis 2 m hoher Farn, mit kriechender Grundachse. Blätter hellgrün, derb, 2-3 fach gefiedert, Blattfläche bogenförmig geneigt, obere Fiedern sitzend, untere gestielt; Blattrand eingerollt.

Sporenbildung: Juli-September.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze. Die oberirdischen Teile auch nach dem Trocknen. Höchster Wirkstoffgehalt in jungen Pflanzen.

Hauptwirkstoffe: Das Enzym Thiaminase, Blausäureglykoside und das Saponin Pteridin. Eine carcinogene Wirkung geht von dem relativ instabilen Noresesquiterpenglykosid Ptaquilosid aus [F 16].

Vergiftungserscheinungen: In manchen Gegenden der USA, Japans und Neuseelands werden die jungen Blätter als Salat gegessen. Da der Adlerfarn carcinogene Stoffe enthält, könnte er für die dort auftretenden Tumoren mitverantwortlich sein. Auch die große Häufigkeit des Ösophagus- und Magenkarzinoms in Japan wird damit in Zusammenhang gebracht [S 65].

Bei Pferden und Schweinen besitzt die Thiaminase eine Vitamin B1-zerstörende Wirkung. Dabei stehen zentralnervöse Störungen im Vordergrund, die sich in Ataxie und anderen motorischen Störungen äußern. 3 kg Farnkraut (vermutlich frisch) täglich verfüttert, kann bei Pferden noch nach 30 Tagen tödlich wirken.

Krankheitserscheinungen bei Wiederkäuern werden wahrscheinlich durch die anderen toxischen Substanzen verursacht. Wichtigste Erkrankungsform ist das „Stallrot”, das auf der äußeren Haut „Blutschwitzen” hervorruft. Symptome: Blutungen aus Maul- und Nasenhöhle, blutiger Durchfall, Blutharnen. Bei längerer Farnverfütterung können die Krankheitserscheinungen auch erst nach einem Jahr auftreten. Toxische Dosis für Rinder ca. 500 g getrocknetes Farnkraut.

Schafe sollen gegen Adlerfarn unempfindlicher sein [H 18].

Wirkung auf die Haut: Bei Waldarbeitern, die häufig in Gebieten mit starkem Farnbewuchs arbeiten, kann es durch Farnsporen zu Hautirritationen kommen [F 16].

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Literatur:

F 16        b Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 4. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1997

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 18       Hapke, H.J.: Toxikologie für Veterinärmediziner. 408 S., Enke Verl., Stuttgart, 1975

 

 

L 10        Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

P 14       Preussmann, R.: Carcinogene Pflanzeninhaltsstoffe. Planta medica 22, 217-228, 1972

 

 

S 65       Strubelt, O.: Über das Vorkommen und die Bedeutung von Karzinogenen in der menschlichen Umwelt. Dtsch. Apoth. Ztg. 126, 1677-1687, 1986

 

Therapie:  14, 19a                   krebserzeugende Wirkung?

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen.

 

 


 

 

   

Pulsatilla vulgaris Mill.

 

(Anemone pulsatilla L.)

Gemeine Küchenschelle. E: Pasque flower. F: Pulsatille. I: Pulsatilla.

 

 

Familie: Ranunculaceae, Hahnenfußgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, Nordasien; in Mitteleuropa zerstreut, Trockenrasen, sonnige Hügel, kalkliebend.

Beschreibung: 10-50 cm hohe Staude, anfangs dicht behaart, später verkahlend. Blätter 2-3 fach gefiedert, unter der Blüte quirlig. Blüten einzeln, endständig, aufrecht, hellviolett, glockenförmig, später ausgebreitet. Fruchtstand schopfartig, zottig.

Blütezeit: März-Mai.

Droge: Herba Pulsatillae, Pulsatillae herba, Küchenschellenkraut. Nach Erg. B. 6 die getrockneten oberirdischen Teile von Pulsatilla vulgaris und P.pratensis.

Auszug aus der Monographie der Kommission E: Pulsatillae herba (Küchenschellenkraut)

Risiken: Bei Anwendung von Zubereitungen aus frischen Pflanzen sowie von Protoanemonin treten heftige Reizerscheinungen an Haut und Schleimhäuten mit Jucken, Rötungen und Blasenbildung (Hahnenfußdermatitis) auf.

Bei innerer Anwendung treten bei höherer Dosierung Reizungen der Niere und der ableitenden Harnwege auf.

Bei Schwangeren ist die Anwendung absolut kontraindiziert.

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile.

Hauptwirkstoffe: Protoanemonin (Alkaloid), Saponin, Glykoside (Anemol), ätherische Öle.

Vergiftungserscheinungen: Zuerst Erregung, dann Lähmung des ZNS, Übelkeit, Benommenheit, Atemlähmung, Nierenschädigung, Schock.

Wirkungen auf die Haut: Bei Berührung starke Hautreizung, vor allem Reizung der Schleimhäute, Giftaufnahme durch die Haut.

Anwendungen in der Homöopathie: Bei vielen Krankheiten z.B. D0-D3 bei unterdrückter Regel, D4-D12 bei Katarrhen aller Art [M 3, M 27].

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Die Pflanze steht unter Naturschutz (A, D, CH, I). Sie gehört in der Roten Liste zu den gefährdeten Pflanzen.

Pulsatillae herba: Monographie der Kommission E.

Literatur:

B 36        Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16         Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4          Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

M 2          Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

M 3          Madaus, G.: Rezeptiertaschenbuch, 8. Aufl., Verlag Dr. Madaus & Co., Radebeul, 1940

 

 

M 27        Mezger, J.: Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre. 2. Ausgabe, Karl F. Haug Verlag, Saulgau, 1951

 

 

T 5           Thesen, R.: Phytotherapeutika - nicht immer harmlos. Ztschr. f. Phytother. 9, 105-111, 1988

 

Therapie:  14

 

Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen

 

Nach Hautkontakt: Sofort mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.


 

 

    

Pyracantha coccinea M. J. Roem.

 

[Cotoneaster pyracantha (L.) Spach]

Europäischer Feuerdorn. E: Scarlet fire thorn. F: Buisson ardent. I: Agazzino.

 

 

EDV-Code: PYECO.

Familie: Rosaceae, Rosengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Mittelmeergebiet; Zierpflanze in Parkanlagen, Gärten und an Straßenböschungen.

Beschreibung: Dornstrauch, 1-2,5 m hoch. Blätter immergrün, elliptisch, gekerbt. Blüten weiß, in Doldentrauben. Früchte kugelig, scharlachrot, Durchmesser ca. 1 cm.

Blütezeit: Mai-Juni.

Früchte: Herbst und Winter.

Giftige Pflanzenteile: Samen. Fruchtfleisch und die anderen Pflanzenteile sind frei von cyanogenen Glykosiden.

Hauptwirkstoffe: Cyanogene Glykoside in geringen Mengen. In den Blättern Rutin, Chlorogensäure etc.

Vergiftungserscheinungen: Leichte gastrointestinale Beschwerden, ernste Intoxikationen wurden bisher nicht beobachtet. Blausäure - Glykoside.

Bei Kleinkindern, die eine bzw. mehrere Früchte gegessen hatten, war Übelkeit und ein Erythem an Oberschenkeln und Armen zu beobachten, wobei bei letzterem der Zusammenhang nicht eindeutig gesichert war.

Nach Weilemann nehmen vorwiegend Ein- bis Fünfjährige die Früchte auf, es treten aber nur in 10 % aller Fälle Symptome auf, überwiegend Magen- und Darmbeschwerden, so aß ein 18 Monates altes Kind 10 Früchte. Nach zwölf Stunden kam es zu Blässe, Durst und Durchfall. Eine Behandlung war nicht erforderlich.

Gefährlichkeitsgrad: Kaum oder nur wenig giftig (+)

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

J 5          Jaspersen-Schib, R.: Giftpflanzen aktuell - Herbst. Dtsch. Apoth. Ztg., 124, 2321-2327, 1984

 

 

S 6         Schilcher, B.: Giftpflanzenberatung besonders gefragt zur Fruchtreifezeit. PZ 44, 9-16, 1988

 

Therapie:  7

 

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen.

 

 


 

Ranunculus acris L.

 

Scharfer Hahnenfuß, Butterblume. E: Meadow buttercup. F: Bassinet d’or, Bouton d’or. I: Piè corvino, Ranuncalo comune. NL: Scherpe boterbloem.

 

 

EDV-Code: RANAC.

Familie: Ranunculaceae, Hahnenfußgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Eurasien, Nordamerika. In Mitteleuropa gemein; Wiesen, Grasplätze, Wegränder.

Beschreibung: Bis 1 m hohe Pflanze, stark verästelter StengelStängel. Blätter handförmig, 5-7 teilig, langgestielt, nach oben kürzer werdend. Blüten gelb, 5 blättrig, glänzend, langgestielt. Frucht: einsamiges Nüßsschen.

Blütezeit: Mai-September.

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile, besonders die Wurzeln.

Hauptwirkstoffe: Ranunculin C11H16O8, Fp. 141-142°C,

Protoanemonin (Ranunculol, Anemonol) C5H4O2, Kp.1,5 45°C, Kp.8 68°C, das sich beim Trocknen sehr rasch zu dem weniger aktiven Anemonin C10H8O4, Fp. 158°C dimerisiert [H 12].

 

Vergiftungserscheinungen: Ähnlich wie bei Pulsatilla vulgaris. Protoanemonin und Anemonin sind vermizid und besitzen antibiotische Wirksamkeit. Anemonin wirkt spasmolytisch. Vergiftungen sind beim Menschen verhältnismäßig selten. Eingenommen verursacht der Saft Brennen im Mund, Brechen, Magen- und Leibschmerzen, Durchfälle, allgemeine Körperschmerzen, konvulsivische Anfälle, Betäubung, Schwindel, Abnahme der Herzleistung und Dyspnoe.

Beim Vieh Vergiftungen gewöhnlich nur bei massenhaftem Auftreten der Pflanze im Weidegras oder durch Verfütterung hahnenfußreichen Grases in frischem Zustand. Die getrocknete Pflanze (z.B. im Heu) ist durch die Dimerisation des Protoanemonins praktisch unwirksam und daher auch in großen Mengen für das Vieh unschädlich [H 12] Ranunculus sceleratus.

Wirkungen auf die Haut/Schleimhaut: Der Saft der frischen Pflanze verursacht auf der Haut Rötung, Schwellung, Blasenbildung. Geschwür- und Gangränartige Reaktionen können auftreten. Es handelt sich dabei um eine primär irritative, d.h. nicht-allergische Erscheinung. Entzündungen an den Schleimhäuten der Nase und der Augen sind dagegen durch die Pollen der Hahnenfußgewächse verursacht und zählen wie der Heuschnupfen zu den Erscheinungen der inhalativen Allergie (Allergie vom Soforttyp).

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Ranunculus acris: Monographie der Kommission D.

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 18       Hapke, H.J.: Toxikologie für Veterinärmediziner. 408 S., Enke Verl., Stuttgart, 1975

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

Therapie:  14

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe nach Aufnahme von mehr als nur kleinen Blatt- oder Blütenteilen und bei kurzer Latenz.  Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

Nach Hautkontakt: Sofort mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

 

 


 

 

Rhamnus catharticus L.

 

Kreuzdorn. E: Common buckthorn. F: Nerprun purgatif. I: Ranno catartico, Spinocervino.

 

 

EDV-Code: RHACT.

Familie: Rhamnaceae, Kreuzdorngewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Eurasien, Nordafrika. In Mitteleuropa verbreitet; Waldsäume, lichte Wälder, Trockenhänge.

Beschreibung: 3-6 m hoher Strauch, Zweige in einen Dorn auslaufend. Blätter gegenständig, elliptisch. Blüten klein, gelbgrün, in achselständigen Büscheln. Früchte erbsengroß, schwarz.

Blütezeit: Mai-Juni.

Früchte: August-Oktober.

Droge: Fructus Rhamni cathartici, Rhamni cathartici fructus, Kreuzdornbeeren.

5-8 mm groß, kugelig, schwarz, glänzend; getrocknet: stark runzelig, eingefallen.

Auszug aus der Packungsbeilage gemäß Standardzulassung:

Gegenanzeigen: Kreuzdornbeerenzubereitungen sind nicht anzuwenden bei Vorliegen von Darmverschlußss sowie während der Schwangerschaft und der Stillzeit.

Nebenwirkungen: Bei bestimmungsgemäßem Gebrauch nicht bekannt.

Bei häufiger und langdauernder Anwendung oder bei Überdosierung ist ein erhöhter Verlust von Wasser und Salzen, insbesondere von Kaliumsalzen, möglich. Weiterhin kann es zu Pigmenteinlagerungen in der Darmschleimhaut (Melanosis coli) kommen.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Auf Grund erhöhter Kaliumverluste kann die Wirkung von Herzglykosiden verstärkt werden.

Giftige Pflanzenteile: Unreife Beeren und Rinde.

Hauptwirkstoffe: Emodinglykoside. Früchte: ca. 0,75 % (unreife Früchte), Rinde: 2-2,5 % Saponine. In den Kernen ist mit 2 % der höchste Anthracenderivatgehalt.

Vergiftungserscheinungen: Unreife Beeren können Übelkeit, Erbrechen, Diarrhöe und Nierenreizung verursachen.

Aus den Erfahrungen der Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen, Berlin: 5 jähr. erbrach nach „vielen” Früchten, andere Kinder waren nach „einigen Beeren” symptomlos [K 40].

Dosierung: Einzeldosis 3,0-5,0 g. Mittlere Einzelgabe als Einnahme 2,0 g, Erg. B. 6; 0,6-1,2 g USD 60.

Anwendungen in der Homöopathie: Teep 0,12 g bei Verstopfung.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Rhamnus catharticus: Monographie der Kommission D.

Rhamni cathartici fructus: Monographie der Kommission E.

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

K 40       Krienke, E.G., von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U.: Vergiftungen im Kindesalter, 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1986

 

 

M 3         Madaus, G.: Rezeptiertaschenbuch, 8. Aufl., Verlag Dr. Madaus & Co., Radebeul, 1940

 

 

R 3         Rauwald, H.-W., Just, H.-D.: Neue Untersuchungen über Inhaltsstoffe der Kreuzdornrinde. Planta medica 42, 244-249, 1981

 

Therapie:  16

 

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken unreifer Beeren: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

 


 

 

Rhinanthus-Arten

 

Klappertopf-Arten. E: Rattle. F: Cocriste. I: Cresta di gallo.

 

Rhinanthus minor

 

EDV-Code: RHIAL (Rh. alectorolophus)

Familie: Scrophulariaceae, Rachenblütler.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, Asien; Wiesen, Äcker, Wegränder, Triften, Matten.

Beschreibung: Einjährige Halbschmarotzer, mit 4 kantigem StengelStängel. Blätter länglich bis lanzettlich, gesägt, sitzend, gegenständig, mit walziger Röhre, zweilippig, Oberlippe helmartig, in Ähren mit gegenständigen Tragblättern. Kapsel seitlich zusammengedrückt.

Häufige Arten: Rh. minor L., Kleiner Klappertopf, .Rh. alcetorolophus Pollich (Rh. major L.), Zottiger Klappertopf.

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile.

Hauptwirkstoffe: Aucubin (Rh. minor 1,1 % nach Bracke).

Vergiftungserscheinungen: Aucuba japonica

Gefährlichkeitsgrad: Wenig giftig (+)

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

Therapie: 16

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen.

 

 


 

 

Rhododendron simsii Planch.

 

Azalee. E: Azalea. F: Azalée.

 

 

Familie: Ericaceae, Heidekrautgewächse

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Ostasien; beliebte Topfpflanze.

Beschreibung: Kurzstämmiger Strauch. Blätter länglich-oval, grün, quirlig angeordnet. Blüten fünfblättrig, endständig, einzeln oder büschelig, in roten Farbnuancen.

Blütezeit: Dezember-Mai.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze. Siehe auch Rhododendron ferrugineum. Es gibt Hunderte von Züchtungen. Deshalb ist anzunehmen, daßss bedingt durch Erbgut, Aufzuchtsbedingungen, Klima etc. die Inhaltsstoffe und damit auch die Giftigkeit sehr verschieden sein können.

Hauptwirkstoffe: Acetylandromedol, Ursolsäure (Triterpen).

Vergiftungserscheinungen: Übelkeit, Durchfall, Benommenheit, Kopfschmerzen, Krämpfe.

Schon Xenophon berichtet über eine Vergiftung durch Rhododendron ponticum; von dieser hatten seine Soldaten Honig gegessen, den die Bienen hauptsächlich von Rhododendron ponticum gesammelt hatten.

Aus den Erfahrungen der Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen, Berlin:

Aufnahme von Blättern und Blüten: nur in 1 Fall kam es bei einem 8 Monate alten Kind zu spontanem Erbrechen [K 40].

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +               Giftigkeitsgrad überprüfen, vgl. Mühlendahl

Literatur:

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

J 6          Jaspersen-Schib, R.: Giftige Zimmerpflanzen. Dtsch. Apoth. Ztg., 127, 1417-1423, 1987

 

 

K 40       Krienke, E.G., von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U.: Vergiftungen im Kindesalter, 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1986

 

 

L 8          Levin, L.: Gifte und Vergiftungen (4. Ausg. d. Lehrbuches Toxikologie), Georg Stilke, Berlin, 1929

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

Therapie:  14

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Bei nicht mehr als 1 Blüte oder 1 kleinem Blatt (< 5 cm lang): Kohlegabe.

Bei mehr als 1 Blüte und größerem Blatt: Magenentleerung (Ipecac), danach Kohlegabe.

Kardiale Überwachung auch bei Symptomfreiheit.

Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

 


 

 

Rhus typhina L.

 

Essigbaum, Hirschkolbensumach. E: Staghorn sumac. F: Vinaigrier. I: Sommacco maggiore.

 

 

EDV-Code: RHUTY.

Familie: Anacardiaceae, Sumachgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Nordamerika; häufiger Zierstrauch oder Baum in Gärten und Parks, gelegentlich verwildert auf Schutthalden.

Beschreibung: 3-6 m hoher Baum oder Strauch. Blätter 20-30 cm lang, unpaarig gefiedert, mit 11-31 gesägten oder zerschlitzten Teilblättchen, im Herbst leuchtend rot. Blüten in aufrechten Kolben, zweihäusig, männliche Blüten gelbgrün, weibliche rot. Fruchtstand kolbenartig, rot, filzig, mit rundlichen Nüßsschen. Blütezeit: Juni/Juli.

Giftige Pflanzenteile: Alle Teile, besonders der milchige Saft.

Hauptwirkstoffe: Gerbstoffe, Ellagsäure, stark saurer Zellsaft, Urushiole nicht nachweisbar.

Vergiftungserscheinungen: Orale Aufnahme führt zu Magen- und Darmbeschwerden.

Wirkungen auf die Haut: Milchsaft soll Hautentzündungen, Spritzer in die Augen Binde- und Hornhautentzündungen verursachen.

Gefährlichkeitsgrad: Giftigkeit fraglich, höchstens bei größeren Mengen gegeben. Wenig giftig (+)

Literatur:

B 36        Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 25        Gugenhan, E.: Giftiges Prachtstück. Kosmos 10, 73, 1984

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

I 5           Ippen, H.: Kontaktallergie gegen Anacardiaceen. Dermatosen in Beruf u. Umwelt 31(5), 140-148, 1983

 

 

K 35        Kremer, B.P.: Giftbäume. Kosmos 4, 18, 1984

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

Therapie:  16

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen.

Nach Augenkontakt: Bei geöffentem Lidspalt mindestens 10 Minuten mit viel Wasser spülen. Bei anhaltender Augenreizung Arzt aufsuchen.

 

 


 

 

   

Ricinus communis L.

 

Wunderbaum, Christuspalme. E: Castor plant. F: Ricin. I: Ricino, Palma Christi. NL: Wonderboom.

 

 

EDV-Code: RIICO.

Familie: Euphorbiaceae, Wolfsmilchgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Wahrscheinlich Indien oder tropisches Afrika, nur in Kultur bekannt, in allen tropischen Ländern angebaut; in Mitteleuropa als Zierpflanze in Gärten. In Südeuropa oft verwildert auf Schuttplätzen.

Beschreibung: In Mitteleuropa bis 2 m hoch. Blätter groß, wechselständig, handförmig, 5-7 lappig. Blüten in endständigen Rispen, männliche Blüten unten, weibliche oben. Fruchtkapseln 3 fächerig, stachelig, mit gefleckten Samen.

Blütezeit: August-Oktober.

Droge: Semen Ricini, Ricini semen, Ricinussamen.

Oval, abgeplattet, glatt, gesprenkelt, gefleckt oder marmoriert. Größe verschieden (Länge 9-22 mm, Breite 6-15 mm). Geruchlos, Geschmack kratzend.

Giftige Pflanzenteile: Samen: für Kinder schon 5-6 Samen tödlich, für Erwachsene 10-20 Samen.

Die Samen sind auch in indischen und afrikanischen Schmuckketten enthalten.

Hauptwirkstoffe: Ricin (Toxalbumin), Ricinin (Nitril), C8H8N2O2, MG 164, 16.

Ricinin

 

Vergiftungserscheinungen: Die Samen sind durch ihren Gehalt an Ricin sehr giftig. Ricin gehört zu den toxischsten Eiweißkörpern überhaupt. Es genügen zu einer tödlichen Vergiftung 0,179 g Rizinussamen pro kg Körpergewicht, für einen erwachsenen Menschen von 75 kg demnach 13,4 g Samen oder 0,03 g Ricin innerlich bzw. subkutan [H 12].

Die Folgen einer Vergiftung sind Übelkeit, blutiges Erbrechen, blutiger Durchfall, Nierenentzündung, Leberschaden, kleiner, frequenter Puls, zuletzt Kreislaufkollaps.

Aus den Erfahrungen der Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen, Berlin:4 jähr. zeigte nach Verschlucken von 3 nicht voll zerkauten Samen Bauchschmerzen, Erbrechen und urtikarielles Exanthem; 3 jähr. Mädchen aß 7 Samen, nach 2-3 Std. Magenspülung, danach Erbrechen, Benommenheit; 50 jähr. Frau aß 12 Samen: Gastroenteritis; 8 jähr. Junge nach Schrot im Gesicht: Quaddeln und Schwellung des Gesichts [K 40].

Durch Verfütterung von Ölkuchen, die mit Ricinusrückständen verfälscht wurden, können bei Tieren Vergiftungen auftreten. Ricin bewirkt eine hämorrhagische Gastroenteritis mit Kolik und starkem Durchfall, Schwäche, Konvulsionen und Koma. Nur ein geringer Teil wird enteral resorbiert, und so kann es auch während des Ausscheidungsprozesses zu Nephritis und Lebernekrosen kommen.

Ricinussamen: Tödliche Dosis für Pferde und Gänse 0,2 g/kg, für andere Haustiere 1-2 g/kg Körpergewicht. 20 g unentgiftete Ricinusrückstände sind für Rinder toxisch. Bei mehrtägiger Verfütterung tritt eine kumulative Wirkung auf [H 18].

Wirkungen auf die Schleimhäute: Das nach der Ölgewinnung verbleibende Ricinusschrot findet weltweit als Düngemittel Verwendung. Inhalation von Staubpartikeln im Umkreis von Ricinusmühlen, Umgang mit Ricinusbohnen und Ricinusschrot (Rasendünger) hat in vielen Fällen zu schweren respiratorischen Allergien (Soforttyp) geführt. Die Sensibilisierungsquote soll - da das Ricinusantigen hochpotent ist - bei mehr als 40 % der Betroffenen zu einer allergischen Erkrankung führen. Beim Meerschweinchen konnte mit Ricinusstaub ein anaphylaktischer Schock provoziert werden [Pevny I: Derm. Beruf Umwelt 27, 159, 1979].

Gefährlichkeitsgrad: Sehr stark giftig +++

Vorschriften: Ricinus communis: Monographie der Kommission D.

Aromenverordnung der Bundesrepublik Deutschland v. 22. 12. 1981 (BGBl I, 1677-1685). Verbotener Stoff des § 2, Anlage I: Ricinusöl (Oleum ricini).

Literatur:

B 17       Beubler, E., Juan, H.: Zum Mechanismus der laxierenden Wirkung von Oleum Ricini. Planta medica 45, 137, 1982

 

 

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 18       Hapke, H.J.: Toxikologie für Veterinärmediziner. 408 S., Enke Verl., Stuttgart, 1975

 

 

K 40       Krienke, E.G., von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U.: Vergiftungen im Kindesalter, 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1986

 

 

L 10        Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 2         Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

Therapie:  16, 18

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

In jedem Fall Magenentleerung (Ipecac), danach Gabe von Kohle und Glaubersalz.

Stationäre Überwachung.

Nach Hautkontakt: Mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

 

 


 

 

   

Robinia pseudoacacia L.

 

(Robinia pseudacacia L.)

Robinie, Falsche Akazie. E: False acacia. F: Faux acacia. I: Robinia. NL: Robinia, Schotdoorn.

 

 

EDV-Code: ROBPS.

Familie: Fabaceae, Schmetterlingsblütler.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Nordamerika; in Europa und Asien verbreitet; zur Bodenbefestigung angepflanzt, Raine, Hänge, Dämme.

Beschreibung: 10-25 m hoher dorniger Baum. Blätter unpaarig gefiedert, mit 9-19 eiförmigen Teilblättchen. Blüten wohlriechend, weiß, in hängenden, blattachselständigen Trauben. Hülsenfrüchte lang, bohnenförmig, flach.

Blütezeit: Mai-Juni.

Früchte: Herbst, Winter.

Droge: Cortex Robiniae pseudacaciae, Robiniae pseudacaciae cortex, Robinienrinde.

Geruch und Geschmack angenehm, süßlich.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze, besonders die Rinde und die Früchte.

Hauptwirkstoffe: In der Rinde: ca. 1,6 % Robin, Phasin, Syringin, 2-7 % Protocatechingerbstoff.

In den Blättern: Indican, Asparagin, ca. 0,01 % äther. Öl, Acacetin.

In den Blüten: Robinin, Acaciin, Kämpferol, Acacetin.

In den Samen: Lectine.

Vergiftungserscheinungen. Immunologische Wirkungen: Robin und Phasin sind sehr giftig. Beide Substanzen sind wie andere Toxalbumine echte Antigene und wirken agglutinierend auf rote Blutkörperchen und gewebezerstörend; durch Erhitzen geht die Toxizität des Robins verloren. Auch natürliche Immunität gegen diese Antigene ist möglich.

Innerhalb einer Stunde Erbrechen, Schlafsucht, Mydriasis, krampfhafte Zuckungen. Bei Pferden treten Erregungszustände, dann Apathie und zeitweise krampfhafte Zuckungen auf [H 12].

Durch das Einatmen des beim Holzdrechseln entstandenen Staubes sowie durch den Genußss der Samen und das Kauen der Wurzeln sind öfters Vergiftungen, zum Teil mit tödlichem Ausgang aufgetreten.

Die Giftinformationszentralen berichten über Fälle, bei denen schon nach Aufnahme von 4-5 Samen Vergiftungserscheinungen auftraten, 30 Samen aber auch schon symptomlos vertragen wurden. Anscheinend können die Wirkstoffe stark schwanken. Bei Vergiftungen mit Samen stellten sich folgende Beschwerden ein: Blässe, Bauchschmerzen, Übelkeit, ein- bis mehrmaliges Erbrechen, Schwindel, Müdigkeit, Temperaturanstieg, Sehstörungen.

Nach dem Bericht eines Kosmoslesers gingen im März 1941, bei einer Feldartillerie-Batterie in Rumänien, 32 von etwa 120 Pferden in einer Nacht verloren. Die Pferde nagten die Robinienhölzer ab, mit denen die Ställe gebaut waren. Schon nach 2 Stunden kolikartige Erscheinungen, Wälzen, Stöhnen, Umsichschlagen. Nach 4 Stunden waren die ersten Pferde tot.

Wirkungen auf die Schleimhäute: Die Pollen der Robinie gehören zu den Erregern des Heuschnupfens. Ihre Bedeutung als inhalative Allergene wird aber überschätzt, da die Pollen nur über kurze Strecken vom Wind getragen werden und nur im direkten Bereich von Robinienbäumen bzw. -baumgruppen den Weg bis auf die Schleimhaut finden.

Anwendungen in der Homöopathie: D3-D6 bei Magenkatarrh, Sodbrennen, saurem Aufstoßen, Migräne.

Gefährlichkeitsgrad: Stark giftig ++

Vorschriften: Robinia pseudoacacia: Monographie der Kommission D.

Literatur:

B 36        Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

D 9          DHU (Deutsche Homöopathie-Union): Homöopathisches Repetitorium. Karlsruhe, 1992

 

 

F 16         Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4          Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

G 17        Güran, A.: Hemagglutination and hemagglutination-inhibition studies of the Robinia pseudacacia seeds. Planta medica 32, 171-176, 1977

 

 

G 30        Gugenhan, E.: Akazie mit giftiger Rinde. Kosmos 4, 26, 1985

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 44        Hudezeck, G.: Pferde-Massentod durch Robinien. Kosmos 8,8, 1985

 

 

L 10         Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 2          Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

M 27        Mezger, J.: Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre. 2. Ausgabe, Karl F. Haug Verlag, Saulgau, 1951

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

Therapie:  14.

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Bei mehr als 5 Samen Kohlegabe. Bei deutlich größeren Mengen und kurzer Latenz: Magenentleerung (Ipecac), danach Kohlegabe.

 

 

 


 

 

   

Ruta graveolens L.

 

Gartenraute, Weinraute. E: Garden rue. F: Rue des jardins. I: Ruta comune. NL: Wijnruit.

 

 

EDV-Code: RUAGR.

Familie: Rutaceae, Rautengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Südeuropa; Gartenpflanze, manchmal verwildert.

Beschreibung: 1-2 m hohe Staude, StengelStängel unten holzig, oben krautig. Blätter fiederteilig, wechselständig, drüsig punktiert. Blüten grünlich-gelb, 4-5 zählig, in Trugdolden. Kapselfrucht mit nierenförmigen Samen.

Blütezeit: Juni-Juli.

Sehr ähnlich ist die in Südeuropa häufige Art Ruta chalepensis L. mit gefransten Blütenblättern. Blütezeit: März-Juni.

Droge: Folia (Herba) Rutae, Rutae folium (herba), Gartenrautenkraut.

Geruch eigenartig würzig, Geschmack würzig-bitterlich.

Auszug aus der Monographie der Kommission E: Ruta graveolens (Raute)

Risiken: Rautenöl kann beim Menschen zu Kontaktdermatitis führen. Weiterhin sind phototoxische Reaktionen im Sinne der Entstehung von Lichtdermatosen beschrieben. Schwere Leber- und Nierenschäden durch Rautenöl sind ebenfalls dokumentiert.

Die in der Droge enthaltenen Furanocumarine wirken phototoxisch und mutagen.

Bei der Anwendung als Abortivum wird über Todesfälle bei Schwangeren berichtet.

Bei therapeutischer Dosierung kann es zum Auftreten folgender unerwünschter Wirkungen kommen: melancholische Stimmung, Schlafstörungen, Müdigkeit, Schwindelgefühl und Krampfzustände.

Der Saft der frischen Blätter kann zu schmerzhaften Magen-Darm-Reizungen, Ohnmacht, Schläfrigkeit, Pulsschwäche, Abort, Schwellung der Zunge sowie kalter Haut führen.

Wirkstoffhaltige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze.

Hauptwirkstoffe: 0,2-0,7 % ätherisches Öl (im frischen Kraut 0,06-0,09 %) mit Methylketonen und deren Carbinolen bzw. Carbinylacetaten, außerdem Rutin, Bergapten, Psoralen, sowie die Alkaloide Kokusagenin, Skimmianin, Rutamin, Graveolin, Graveolinin und Dictamin. Die Cumarinderivate Rutamarin, Gravelliferon, Daphnoretin und Daphnoretin-methylether.

In den Wurzeln die Furocumarine Bergapten, Isopimpinellin, Rutamarin und Xanthotoxin.

Pharmakologische Wirkung: Ruta graveolens – in frischem, feuchtem Zustand – erzeugt bei oraler Zufuhr Anschwellen der Zunge, Speichelflußss und Gastroenteritis.

Frischer Blättersaft: Reizung der Magendarmschleimhaut, verstärkte Haut- und Nierensekretion, in starken Gaben auch narkotische Erscheinungen. Auch Störungen des Zeugungsvermögens.

Ätherisches Rautenöl: leicht narkotische, entzündungserregende, darmreizende Wirkung, verursacht in leichteren Fällen Anschwellung der Zunge, Speichelflußss, ferner Gastroenteritis und Reizung der weiblichen Genitalien; infolge Hyperämie der Beckenorgane abortive Wirkung. Schwere Vergiftungen können tödlich enden. Auch Verengung der Pupille, Abnahme des Sehvermögens und Hämaturie wurden beobachtet.

Der Gesamtalkaloidextrakt zeigt abortive und spasmolytische Wirkung [H 12].

Wirkungen auf die Haut: In frischem, feuchtem Zustand wirkt Ruta graveolens blasenziehend auf der Haut, v. a. bei gleichzeitiger Sonnenbestrahlung. Die phototoxische Wirkung beruht auf den Furocumarinen, v. a. dem Psoralen und kann zur Ursache einer Lichtdermatitis werden [H 12].

Berühren der Laubblätter kann heftiges Hautjucken und Ausschlag hervorrufen.

Kraut: Auf der Haut juckende und brennende Dermatitis, welche oft erst nach mehreren Wochen mit Desquamation abheilt.

Dosierung: Mittlere Einzelgabe als Einnahme 0,5 g, max. Tagesdosis 1,0 g, Erg. B. 6 [H 12].

Anwendungen in der Homöopathie: D1-D3 bei Quetschungen und stumpfen Verletzungen; Teep 0,05 g bei Augenschwäche, Überanstrengung der Augen.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +, hautreizend, phototoxisch.

Vorschriften: Ruta graveolens Monographie der Kommission D und E.

Einschränkungen bei Verwendung als Riechstoff (IFRA-Empfehlung).

Aromenverordnung der Bundesrepublik Deutschland v. 22.12.1981 (BGBl I, 1677-1685). Verbotener Stoff des § 2, Anlage I: Rautenkraut (Herba Rutae).

Nach der IFRA soll Rautenöl nicht mehr als 3,9 %ig in Kompositionen verwendet werden.

Literatur:

D 9          DHU (Deutsche Homöopathie-Union): Homöopathisches Repetitorium. Karlsruhe, 1992

 

 

H 10        Haesen, J.P. et al.: Isolation and identification of xanthotoxin from the underground parts of Ruta graveolens. Planta medica 19, 286-289, 1971

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

K 22        Klosa, R., Zänglein, A.: Ruta graveolens - Die Gartenraute. Zschr. f. Phytother. 8, 202-206, 1987

 

 

M 3          Madaus, G.: Rezeptiertaschenbuch, 8. Aufl., Verlag Dr. Madaus & Co., Radebeul, 1940

 

 

M 21        Minker, E. et al.: Pharmacological study of the antispasmodic principles isolated from Ruta graveolens L.. Planta medica 36, 255-256, 1979

 

 

M 27        Mezger, J.: Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre. 2. Ausgabe, Karl F. Haug Verlag, Saulgau, 1951

 

 

N 12        Novák, I. et al.: Untersuchung der Wirkstoffe der Ruta graveolens L.. Planta medica 15, 132-139, 1967

 

 

R 5          Reisch, J. et al.: Über weitere C3-substituierte Cumarin-Derivate aus Ruta graveolens: Daphnoretin und Daphnoretin-methyläther. Planta medica 15, 372-376, 1968

 

 

R 6          Reisch, J. et al.: Über die Cumarine der Wurzeln von Ruta graveolens. Planta medica 17, 116-119, 1969

 

 

R 35        Rätsch, Ch.: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Wiessenschaftl. Verl. Ges., Stuttgart, 941 S., 1998.

 

 

R 37        Roth, L.; Kormann, K.; Schweppe, H.: Färbepflanzen, Pflanzen, ecomed verlagsges., Landsberg, 544 S., 1996.

 

 

T 12         Towers, G.H.N: Phototoxic furanoquinolines of the Rutaceae. Planta medica 41, 136-142, 1981

 

 

V 3          Varga, E. et al.: Isolation and identification of isorutarin from the roots of Ruta graveolens L. Fitoterapia, 107-110, 1976

 

Therapie:  16

 

 

 

 

Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe.  Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

Nach Hautkontakt: Sofort mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

Sonnenexposition meiden.

 


 

 

   

Sambucus ebulus L.

 

Zwergholunder, Attich. E: Danewort, Dwarf elder. F: Petit sureau. I: Sambuco minore, Lebbio, Ebbio. NL: Kruidvlier.

 

 

EDV-Code: SAMEB.

Familie: Caprifoliaceae, Geißblattgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, Westasien, Nordafrika; in Deutschland im Süden und in der Mitte verbreitet; Waldlichtungen, Abhänge, Gebüsche (gesellig).

Beschreibung: Bis 2 m hohe, krautige Pflanze. Blätter gefiedert. Blüten rötlich-weiß, stark duftend, in flachen Trugdolden. Früchte schwarz.

Blütezeit: Juni-Juli.

Früchte: August-September.

Droge: Fructus (Radix, Folia) Ebuli, Ebuli fructus (radix, folium), Attichbeeren, -wurzeln, -früchte.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze, besonders der Samen der schwarzen Früchte.

Hauptwirkstoffe: In den Früchten giftiger Bitterstoff, mit 2 neuen Esteriridoidglykosiden, Ebulosid und Isoswerosid (strukturelle Ähnlichkeit mit dem antileukämisch wirksamen Penstemid); Kaffeesäure, p-Cumarsäure, Spuren eines Blausäureglykosids.

Aus dem methanolischen Extrakt der Wurzeln wurden 14 Stubstanzen isoliert, u.a. Ebulosid C21H32O10, 7-Hydroxyebulosid, 6’-O-β-D-Apiofuranosylebulosid, Isoswerosid C16H22O9, Secoebulosid C21H32O11, Morronisid C17H26O11, Koaburasid.

Ebulosid

 

Seccobulosid

 

Isoswerosid

 

Vergiftungserscheinungen: Übelkeit, Erbrechen, Kratzen im Hals, Schwindelgefühl, Kopfschmerzen, Ohrensausen, Pupillenerweiterung, blutiger Durchfall, hellrote Lippen, Sehstörungen, Herzbeschwerden, auch tödliche Vergiftungen sind bekannt.

Die akute Toxizität der Wurzel liegt im ungefährlichen Bereich und ist während der Blütezeit am größten.

Erfahrungen der Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen, Berlin:

Bei Aufnahme von Früchten (Menge unbekannt) traten spontanes Erbrechen, Übelkeit, Durchfall auf.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Sambucus ebulus: Monographie der Kommission D.

Literatur:

B 36        Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

C 9          Chiarlo, B., Cajelli, E., Piazzai, G.: Sui Costituenti delle Drupe di Sambucus ebulus. Fitoterapia 3, 99-101, 1978

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

G 15        Gross, G.-A.: Phytochemische Untersuchungen von Inhaltsstoffen der Zwergholunderwurzel (Sambucus ebulus). Dissertation, TH Zürich

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

Therapie:  16

Primäre Entgiftung durch Erbrechen und Magenspülung (evtl. mit burgunderfarbener Kaliumpermanganatlösung). In leichten Fällen, bei erhaltenem Bewußßsstlosigkeit, ggf. Intubation, Beatmung, Elektrolytsubstitution.

–    Sofort 250 mg (3 mg/kg KG) 4-DMAP i.v. (evtl. i.m.) (Methämoglobinbildner).

 

 

–    Sofort anschließend Na-Thiosulfatlösung (10 %ig, 100 ml i.v.). Zugleich Azidosetherapie mit Natriumbikarbonatinfusion (Urin pH 7,5), dann Plasma(expander)gabe.

 

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

 


 

 

   

Sambucus nigra L.

 

Schwarzer Holunder. E: Elder, Bour-tree. F: Grand sureau. I: Sambuco nero. NL: Gewone Vlier.

 

Früchte

 

EDV-Code: SAMNI.

Familie: Caprifoliaceae, Geißblattgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, Westasien. In Mitteleuropa verbreitet und häufig; Gärten, Hecken, Waldränder, Waldlichtungen.

Beschreibung: 3-6 m hoher Strauch. Zweige mit weißem Mark. Blätter unpaarig gefiedert, mit 3-7 Blättchen. Blüten gelblichweiß, klein, in endständigen flachen Blütenständen. Beeren schwarz, mit rotem Saft.

Blütezeit: Juni-Juli.

Früchte: September-Oktober.

Droge: Flores (Folia, Cortex) Sambuci (nigrae), Sambuci (nigrae) flos (cortex, folium), Holunder-Blüten, -Blätter, -Rinde.

Wirkstoffhaltige Pflanzenteile: Besonders Blätter, unreife Früchte und frische Rinde. Die Blüten und reifen Früchte sind eßssbar.

Hauptwirkstoffe: Sambunigrin (cyanogenes Glykosid), 0,1 % in den oben genannten Pflanzenteilen. In den Früchten außerdem Chlorogensäure.

Pharmakologische Wirkung: Bei Aufnahme größerer Mengen (Früchte) kann Erbrechen und Diarrhöe auftreten. Der Genußss roher Früchte sollte vermieden werden (Blausäure-Glykoside). Frische Rinde kann zu Brechdurchfall führen.

Sambunigrin

 

Wirkungen auf die Schleimhäute: Obwohl die Sambucus-Arten insektenblütig sind, gehören ihre Pollen zu den Erregern des Heuschnupfens. Gefährdet sind die Betroffenen jedoch nur, wenn sie sich in der Nähe von blühenden Holunderbüschen aufhalten.

Anwendungen in der Homöopathie: D0-D3 bei Schnupfen, besonders der Säuglinge und Kleinkinder, Muskel- und Gelenkrheumatismus; Tbl. 0,05 g als schweißtreibendes Mittel.

Gefährlichkeitsgrad: Kaum giftig (+)

Vorschriften: Sambucus nigra: Monographie der Kommission D.

Sambuci flos: Monographie der Kommission E.

Literatur:

B 36        Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

C 9          Chiarlo, B., Cajelli, E., Piazzai, G.: Sui Costituenti delle Drupe di Sambucus ebulus. Fitoterapia 3, 99-101, 1978

 

 

D 9          DHU (Deutsche Homöopathie-Union): Homöopathisches Repetitorium. Karlsruhe, 1992

 

 

F 16         Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

L 10         Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 3          Madaus, G.: Rezeptiertaschenbuch, 8. Aufl., Verlag Dr. Madaus & Co., Radebeul, 1940

 

 

M 27        Mezger, J.: Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre. 2. Ausgabe, Karl F. Haug Verlag, Saulgau, 1951

 

 Mxx:        von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

S 6          Schilcher, B.: Giftpflanzenberatung besonders gefragt zur Fruchtreifezeit. PZ 44, 9-16, 1988

 

Therapie:16

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe nur nach Verschlucken großer Mengen und vor spontanem Erbrechen. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

 


 

 

Sansevieria trifasciata Prain

 

Bajonettpflanze, Bogenhanf, Sansevierie. E: Sanseviera. F: Sansevière.

 

 

EDV-Code: SAHTR.

Familie: Agavaceae, Agavengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Tropisches Afrika; beliebte Topf- und Zimmerpflanze.

Beschreibung: Stammlose Blattpflanze. Blätter 30-100 cm lang, linear-lanzettlich, grün mit weißgrünen Querbändern (var. laurentii: goldgelbe Randstreifen). Blüten grünlich-weiß, rispig angeordnet (selten blühend).

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile.

Hauptwirkstoffe: Organische Säuren, ein hämolytisch wirkendes Sapogenin.

Vergiftungserscheinungen: Übelkeit, Erbrechen, Blutzersetzung. Ratten und Mäuse, die von der Pflanze gefressen hatten, starben nach kurzer Zeit.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

Therapie:  16

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen.

 

 


 

 

   

Schinus terebinthifolius Raddi

 

Brasilianischer Pfefferbaum, Rosa Pfeffer. E: Pink pepper, Brasilia pepper. F: Faux poivrier. I: Pimentero falso.

 

 

EDV-Code: SCITE.

Familie: Anacardiaceae, Sumachgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Die Gattung Schinus L. umfaßsst 30 Arten. Die immergrünen Bäume oder Sträucher kommen ursprünglich in Amerika von Mexiko bis Argentinien vor. Sie werden jedoch heute in vielen warmen Klimazonen der Welt als Zierbäume bzw. -sträucher angebaut und verwildern schnell [S 55].

Die derzeit unter verschiedenen Bezeichnungen angebotenen, ungeschälten rosa bis roten Früchte sind 3,5-5,0 mm groß und entsprechen somit in der Größe dem schwarzen Pfeffer (4,2-5,0 mm) [S 55].

Die Früchte von Schinus molle L. – Peruanischer Pfefferbaum – sind erbsengroß und karminrosa.

Hauptwirkstoffe: 3,3-5,2 % ätherisches Öl. Dieses besteht vorzugsweise aus den Monoterpenen α- und β-Phellandren, Limonen, p-Cymen, Silvestren, Myrcen, α-Pinen, trans-Terpin, Perillaaldehyd, Carvacrol und dem Sesquiterpen β-Spatulen. Ferner kommen harzartige Bestandteile vor [S 55].

Nach neueren Untersuchungen sind 4 Cardanole (0,03 % in Früchten von Réunion und 0,05 % in solchen von Florida), Phellandren und D3-Caren enthalten.

Wirkungen auf die Schleimhäute: Der rosa und rote „Pfeffer” hat seinen Namen aufgrund des Fehlens eines Scharfstoffs vom Typ des Piperins oder des Capsaicins zu unrecht. Er schmeckt zunächst süßlich und danach kräftig terpenartig und schwach aromatisch. Erst nach einiger Zeit tritt je nach Menge eine mehr oder weniger starke schleimhautreizende Wirkung auf [S 55].

Kopfschmerzen, geschwollene Augenlider, Atmungsschwierigkeiten etc. werden vermutlich durch die Dämpfe der Früchte verursacht.

Ein Hauttest mit Cardanol 15:1 zeigte starke hautreizende Wirkung mit einer relativ langen Latenzzeit. Es wird vermutet, daßss Cardanol 15:1 verantwortlich für die Symptome von Rosa Pfeffer in Kombination mit einigen Bestandteilen des ätherischen Öls, besonders von Phellandren und D3-Caren ist.

Die zu erwartenden gesundheitsschädlichen Wirkungen sind ein zwingender Grund, von diesem „Gewürz” abzuraten. Wacholderbeeren ergeben nahezu die gleichen, süßlichen, terpenartigen, aromatischen Geschmackseindrücke [S 55].

Nach Schwenker und Skopp führten Selbstversuche und freizügige Verwendung als Gewürz nicht zu einer allergischen Reaktion. (Dt. Ap. Zt, 125, 1345-1346, 1987)

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Literatur:

R 35       Rätsch, Ch.: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Wiessenschaftl. Verl. Ges., Stuttgart, 941 S., 1998.

 

 

S 55       Stahl, E.: Rosa Pfeffer, ein gefährliches exotisches Gewürz? Dtsch. Apoth. Ztg. 122(7), 337-340, 1982

 

 

S 58       Stahl, E., Keller, K., Blinn, C.: Cardanol, a skin irritant in pink pepper. Planta medica 48, 5-9, 1983

 

Therapie:  14

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund gründlich ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe.  Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

Nach Hautkontakt: Mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

 

 


 

 

   

Scilla bifolia L.

 

Zweiblättriger Blaustern. F: Scille à deux feuilles. I: Giacinto acceso, Scilla Silvestre.

 

 

Familie: Liliaceae (Hyacinthaceae), Liliengewächse (Hyazinthengewächse).

Verbreitung, Vorkommen: Europa. In Mitteleuropa im süd- und westdeutschen Raum zerstreut, im Norden fehlend; Auwälder, Wiesen, auch als Gartenzierpflanze.

Beschreibung: Ausdauernde, 10-20 cm hohe Zwiebelpflanze, mit einem BlütenstengelStängel und zwei Blättern. Blätter lineal-lanzettlich. Blüten hellblau, sternförmig, in lockerer Traube. Fruchtkapsel 3 kantig.

Blütezeit: März-April.

Eine ähnlich wirkende Art ist Scilla nonscripta (L.) Hoffmgg. et Link, Hasenglöckchen, als Zierpflanze in Gärten.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze, besonders Zwiebeln und Samen.

Hauptwirkstoffe: Saponine und in einigen Arten herzaktive Glykoside.

Wirkungen auf die Haut: Der Saft kann bei empfindlichen Personen Hautreizungen hervorrufen.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Die Pflanze steht unter Naturschutz (A, CS, D, CH, I, YU, H).

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

Therapie:  16

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

 


 

 

Scindapsus pictus Hassk.

 

Efeutute. E: Ivy arum. F: Scindapse.

 

 

Familie: Araceae, Aronstabgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Tropisches Asien; Zimmerpflanze.

Beschreibung: Kletternder Strauch. Blätter schief oval, zugespitzt, dunkelgrün, mit unregelmäßigen weißen Flecken, langgestielt, scheidig (var. argyraeus hat eine silberige Blattmusterung). Blüten sind in Zimmerkultur keine zu erwarten.

Eine ähnlich aussehende Art ist Epipremnum aureum (Lind. et André) Bunting [Scindapsus aureus (Lind. et André) Engl.].

Vergiftungserscheinungen: Über die Pflanze ist wenig bekannt.

Nach Weilemann sind vorwiegend halb- bis zweijährige Kinder betroffen; 80 % der Fälle verliefen symptomlos, bei 20 % der Fälle traten Symptome auf (des Magens und Darms bei 60 %, der Schleimhaut bei 60 %), d. h. bei einigen Kindern waren sowohl Magen-Darm, als auch die Schleimhaut betroffen. Die Haut- und Schleimhautreizungen verliefen harmlos und mußssten nur in Ausnahmefällen behandelt werden.

Vermutlich ist die Pflanze in ähnlicher Weise wie andere Araceen gefährlich.

Eine verwandte Art, Scindapsus officinalis, wird in Bengalen als Anthelminticum verwendet und enthält die Pigmentglykoside Scindapsin A und B.

Wirkungen auf die Haut: In einigen Fällen ist bei Gärtnern und Floristen nach häufigem Hantieren eine Kontaktdermatitis beobachtet worden. Tierexperimentelle Untersuchungen haben gezeigt, daßss Scindapsus sowohl hautreizende als auch sensibilisierende, d.h. kontaktallergie-induzierende Eigenschaften hat. Der verantwortliche Inhaltsstoff konnte zwar isoliert, aber noch nicht in der Struktur aufgeklärt werden [Hausen, unveröff.].

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Literatur:

F 16       Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

Therapie:  16

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund gründlich ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Nur nach Verschlucken großer Mengen Kohlegabe.  Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

Bei Schleimhautschwellung lokale Steroidanwendung. Bei starken Schmerzen im Mundbereich Lokalanästhetikum applizieren.

 

Nach Hautkontakt: Mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

Nach Augenkontakt: Bei geöffentem Lidspalt mindestens 10 Minuten mit viel Wasser spülen. Bei anhaltender Augenreizung Arzt aufsuchen.


 

 

Selenicereus grandiflorus (L.) Britt. et Rose

 

[Cereus grandiflorus (L.) Mill.]

Königin der Nacht. E: Night-blooming cereus, Large flowered torch thistle. F: Vierge à grandes fleurs.

Familie: Cactaceae, Kaktusgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Mexiko. Zierpflanze, auch in Gewächshäusern kultiviert.

Beschreibung: StengelStängel ästig, bis 10 m lang, schlangenförmig, kletternd oder kriechend, kantig. An den Längsrippen Gruppen von 4-8 Stacheln. Blüten bis 25 cm breit, nach Vanille duftend; Blütenblätter lanzettlich, äußere braungelb, mittlere hellgelb, innere weiß. Blüte nur einmal abends geöffnet. Morgens verblüht. Frucht eine hühnereigroße stachelige Beere.

Blütezeit: Juni-Juli.

Droge: Herba Cacti grandiflori, Cacti grandiflori herba, Flores Cacti grandiflori, Cacti grandiflori flos, Kaktuskraut, Kaktusblüten.

Im Handel sind unter dieser Bezeichnung entweder nur die Blüten oder eine Mischung von StengelStängeln und Blüten [H 12].

Giftige Pflanzenteile: Besonders der Saft der frischen Pflanze.

Hauptwirkstoffe: Betacyane, Isorhamnetin-3-glucosid. In den Blüten Flavonglykoside wie Narcissin, Rutin, Cacticin, Grandiflorin, digitalisartigwirkende Stoffe.

Vergiftungserscheinungen: Die Pflanze soll digitalisartig wirken, aber frei sein von einer kumulativen Wirkung. Sie stimuliert das Herz, erweitert Coronar- und periphere Gefäße und erregt die motorischen Neuronen des Rückenmarks. Sie führt nach großen Dosen oder bei empfindlichen Personen zu Herzrhythmusstörungen. Der frische Saft ruft im Mund Brennen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfälle hervor [H 12].

Wirkungen auf die Haut: Durch den frischen Saft auf der Haut Jucken und Pusteln.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Selenicereus grandiflorus: Monographien der Kommission D und E.

Literatur:

H 16       Hamalcik, P.: Baptisia. Biol. Med. 6, 306-307, 1986

 

 

M 2         Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

Therapie:  16

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund gründlich ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

Nach Hautkontakt: Mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

Nach Augenkontakt: Bei geöffentem Lidspalt mindestens 10 Minuten mit viel Wasser spülen. Bei anhaltender Augenreizung Arzt aufsuchen.

 

 


 

 

 

   

Senecio-Cruentus-Hybriden

 

(Cineraria hybrida Willd. non Bernh., Senecio x hybridus Hyl.)

Cinerarie, Lausblume, Aschenblume. E: Common cineraria. F: Cinéraire hybride.

 

 

Familie: Asteraceae, Korbblütler.

Verbreitung, Vorkommen: Topf- und Zimmerpflanze.

Senecio cruentus (Masson ex L’Herit.) DC. ist auf den Kanarischen Inseln heimisch. Als Topf- und Zimmerpflanzen werden die Hybriden in vielen Sorten angeboten.

Beschreibung: 40-60 cm hohe Staude. Blätter herzförmig, gestielt, mit gezähntem Rand, wechselständig. Blütenköpfchen weiß, blau oder purpur, in endständigen Doldentrauben.

Blütezeit: Februar-April.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze.

Hauptwirkstoffe: Besonders in den Samen die Alkaloide Jacobin, Senecionin, Otosenin und 0,4 % Seneciophyllin sowie 3 nicht identifizierte Alkaloide. In den oberirdischen Teilen die Pyrrolizidin-Alkaloide Senecionin, Seneciophyllin, Retrorsin und Riddelin.

Vergiftungserscheinungen: Vergiftungen sind wenig bekannt. Durch den Gehalt an Pyrrolizidin-Alkaloiden, die eine hepatotoxische Wirkung haben, ist bei der Leber mit Störungen zu rechnen. Pyrrolizidinalkaloide sind carcinogen. Vergiftungen durch Senecio-Arten werden vor allem bei Weidetieren beobachtet.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Literatur:

A 11       Asada, Y. et al.: Pyrrolizidine alkaloids from Senecio cruentus. Planta medica 46, 125-126, 1982

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

Therapie:  16

.

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

 


 

 

   

Senecio jacobaea L.

 

Jakobs-Kreuzkraut, Jakobs-Greiskraut. E: Tansy ragwort. F: Herbe St. Jaques. I: Senecione di San Giacome. NL: Jakobskruiskruid.

 

 

EDV-Code: SENJA.

Familie: Asteraceae, Korbblütler.

Verbreitung, Vorkommen: Eurasien, in Mitteleuropa zerstreut bis verbreitet; Wegränder, sonnige Hänge, Wiesen.

Die Gattung Senecio L. ist bei uns mit vielen Arten vertreten, die z.T. massenhaft vorkommen. Zu erwähnen wäre noch S.nemorensis L. ssp. fuchsii (C. C. Gmel.) Čelak. Fuchs’Kreuzkraut, das in Wäldern verbreitet ist.

Beschreibung: 30-100 cm hohe Pflanze. Blätter fiederteilig. Blütenköpfchen mit Scheiben- und Strahlenblüten, goldgelb, in aufrechten Doldentrauben.

Blütezeit: Juli-August.

Droge: Herba Senecionis jacobaeae, Senecionis jacobaeae herba, Jakobskraut.

Auszug aus der Monographie der Kommission E: Senecionis herba (Fuchskreuzkraut)

Risiken: Fuchskreuzkraut enthält wechselnde Mengen toxischer Pyrrolizidinalkaloide (PA), von denen organotoxische, insbesondere hepatotoxische Wirkungen bekannt sind. Tierexperimentell wurden für PA kanzerogene Wirkungen mit einem genotoxischen Wirkungsmechanismus nachgewiesen.

Die Anwendung eines unwirksamen Mittels bei Diabetes mellitus stellt darüber hinaus ein erhebliches gesundheitliches Risiko dar.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze. Die Alkaloide sind auch im Heu und in Silage wirksam.

Hauptwirkstoffe: Pyrrolizidinalkaloide, hauptsächlich Jacobin und Senecionin, die auch im Honig und in der Milch von Kühen durch die Futterpflanze auftreten können, sowie Oxalate.

Gehalt an 1,2-ungesättigten Pyrrolizidinalkaloiden im getrockneten Kraut von Senecio nemorensis ssp. nemorensis (Hainkreuzkraut) 1 g/kg=1000 ppm. Senecio nemorensis ssp. fuchsii (Fuchs’Kreuzkraut) ca. 0,01 g/kg=10 ppm.

Vergiftungserscheinungen: Hepatotoxisch. Vergiftungen gefährlicher Art sind nur beim Vieh zu erwarten. „Seneziose” oder „Schweinsberger Krankheit” bei Pferd, Rind, Schaf, Ziege, Schwein und Geflügel. Wiederkäuer widerstandsfähiger! Vergiftungen meist nach Heuverfütterung, da frische Pflanzen auf der Weide nur in Notzeiten aufgenommen werden [D 10].

In einem über 2 Jahre dauerndem Langzeitversuch mit Senecio nemorensis konnten in einem Tierversuch an weiblichen Ratten mit standardisierten Extrakten Lebertumore induziert werden.

Wirkungen auf die Haut: Mit Extrakten aus Senecio-Arten können im Tierexperiment Kontaktallergien induziert werden. Kompositenallergiker reagieren häufig positiv auf Senecio-Extrakte [Hausen, unveröff.].

Eine weitere Art findet Anwendungen in der Homöopathie: D0-D2 bei Blasenbeschwerden, Fluor albus etc. (Senecio aureus L.) [D 9].

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Alle Arten der Gattung Senecio (Kreuzkraut) sind in der Bekanntmachung über die Zulassung und Registrierung von Arzneimitteln vom 5.6.1992 aufgeführt.

Senecio nemorensis: Monographie der Kommission D.

Senecionis herba: Monographie der Kommission E.

Senecio jacobaea ist in der Anlage 1b der Verordnung über apothekenpflichtige und freiverkäufliche Arzneimittel enthalten. Arzneimittel, die die Pflanze, deren Teile oder Gemische daraus oder Presssäfte enthalten, sind vom Verkehr außerhalb der Apotheken ausgeschlossen.

 

Das Bundesamt für Risikoforschung, BfR, hat das Risiko bewertet, inwieweit durch die „Unkraut“pflanze Senecio vulgaris L siwie der anderen auf mitteleuropäischen Ackerflächen wachsenden Senecioarten eine Gesundheitsgefährdung erwartet werden kann. Die Bewertung erfolgte, nachdem Salatmischungen, die fremde Bestandteile enthielten, beanstandet wurden. Da sich Senecioarten aufgrund des Verbotes bestimmter Herbizide auf den Ackerflächen zunehmend ausbreiten, wird empfohlen, Garten- und Ackerbauprodukte, insbesondere Salat und Blattgemüse sowie Kräuter, zu überprüfen (Stellungnahme Nr. 028/2007 des BfR vom 10.1.2007).

 

Literatur:

D 9           DHU (Deutsche Homöopathie-Union): Homöopathisches Repetitorium. Karlsruhe, 1992

 

 

D 10         Dooren, B. van, Bos, R., Tattje, D.H.E.: Composition of essential oils of some Senecio species. Planta medica 42, 385-389, 1981

 

 

F 16          Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4           Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 1           Habermehl, G.: Mitteleuropäische Giftpflanzen und ihre Wirkstoffe. 137 S., Springer Verlag, Heidelberg, 1985

 

 

H 4           Habs, H. et al.: Carcinogenic and mutagenic activity of an alkaloid extract of Senecio nemorensis. Arzneim. Forsch. 32(I), 144-148, 1982

 

 

H 12         Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 18         Hapke, H.J.: Toxikologie für Veterinärmediziner. 408 S., Enke Verl., Stuttgart, 1975

 

 

L 7            Lemp, G.: Untersuchungen über das Pyrrolizidinalkaloid Fuchsisenecionin aus Senecio fuchsii. Planta medica 24, 386-391, 1973

 

 

L 10          Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 27         Mezger, J.: Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre. 2. Ausgabe, Karl F. Haug Verlag, Saulgau, 1951

 

 

R 11         Röder, E.: Nebenwirkungen von Heilpflanzen. Dtsch. Apoth. Ztg. 122, 2081-2092, 1882

 

 

R 14         Röder, E., Wiedenfeld, H.: Isolierung und Strukturaufklärung des Alkaloids Fuchsisenecionin aus Senecio fuchsii. Phytochemistry 16, 1462-1463, 1977

 

 

R 35         Rätsch, Ch.: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Wiessenschaftl. Verl. Ges., Stuttgart, 941 S., 1998.

 

 

W 13        Wichtl, M.: Teedrogen. 2. Aufl., 568 S., Wissensch. Verl., Stuttgart, 1989

 

 

W 17        Wiedenfeld, H., Röder, E.: Das Pyrrolizidinalkaloid Senecionin aus Senecio fuchsii. Phytochemistry 18, 1083-1084, 1979

 

Therapie:  16

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

 


 

 

   

  Skimmia japonica Thunb.

 

(Skimmia oblata T. Moore, Skimmia fragrans Carr.)

Skimmie. E: Japanese skimmia. F: Skimmie du Japon.

 

 

Familie: Rutaceae, Rautengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Ostasien. Zierpflanze.

Beschreibung: Immergrüner Strauch, mit grünlichen Zweigen. Blätter ganzrandig, ledrig, glänzend, bis 2,5 cm lang. Blüten gelblich-weiß, in endständigen Rispen, wohlriechend. Frucht leuchtend rot, ein-samig.

Blütezeit: Mai.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze.

Hauptwirkstoffe: Im Holz der Zweige Skimmin (Umbelliferin-7-glucosid) C15H16O8, Fp. 219-221°C; in den Blättern Sosolin C14H12O3, Fp. 119-120°C; Dictamnin C12H9NO2, Fp. 132-133°C, Skimmianin C14H13NO4, Fp. 176-177°C, Edulin C17H15NO2, Fp. 187-188°C, und (+)-Platydosmin [H 12].

Vergiftungserscheinungen: Skimmianin potenziert die Wirkung von Adrenalin, sensibilisiert die spinalen Reflexe, entspannt die glatte und erhöht den Tonus der quergestreiften Muskulatur [H 12].

Wirkungen auf die Haut: Durch den Gehalt an Furanocumarinen und Furanochinolinen kann eine Photodermatitis ausgelöst werden.

Gefährlichkeitsgrad: Wenig giftig (+)

Literatur:

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

J 5          Jaspersen-Schib, R.: Giftpflanzen aktuell - Herbst. Dtsch. Apoth. Ztg., 124, 2321-2327, 1984

 

Therapie:  16

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen.

 

Nach Hautkontakt: Mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

Nach Augenkontakt: Bei geöffentem Lidspalt mindestens 10 Minuten mit viel Wasser spülen. Bei anhaltender Augenreizung Arzt aufsuchen.

 


 

 

   

Solanum dulcamara L.

 

Bittersüßer Nachtschatten. E: Bittersweet. F: Douce-amère. I: Morella rampicante, Dulcamara, Corallini. NL: Bitterzoet.

 

 

 

 

EDV-Code: SOLDU.

Familie: Solanaceae, Nachtschattengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, Asien, Nordafrika. In Mitteleuropa verbreitet; feuchte Wälder, Ufer, Gebüsche.

Beschreibung: Kletternder Halbstrauch, bis 2 m lang. Blätter eiförmig, zugespitzt, gestielt, wechselständig. Blüten langgestielt, 5 zipflig, violett, Staubblätter kegelig, gelb. Beeren eiförmig, scharlachrot, hängend.

Blütezeit: Juni-September.

Früchte: August-Oktober.

Droge: Stipites Dulcamarae, BittersüßstengelStängel.

Die getrockneten, zwei- bis dreijährigen, zu Beginn des Frühjahrs oder im Spätherbst nach dem Abfallen der Blätter gesammelten StengelStängelstücke [H 12].

Geschmack anfangs bitter, später süß.

Giftige Pflanzenteile: Beeren sowie alle Pflanzenteile. 30-40 unreife Beeren bei Kindern tödlich. Der Alkaloidgehalt nimmt während der Beerenreife ab.

Hauptwirkstoffe: Alkaloide und Saponine mit Steroidcharakter.

Nach dem Vorkommen der Steroidalkaloide in den oberirdischen vegetativen Teilen der Pflanze sind 3 chemische Sippen beschrieben worden: die Tomatidenol-, Soladulcidin- und Solasodin-Sippe. Die Wurzeln der beiden ersten Sippen enthalten Tomatidenol, Solasodin, Soladulcidin und deren 15-α-Hydroxyverbindungen, in der letzteren wurde noch Tomatidin gefunden.

Unreife Früchte weisen einen hohen Steroidalkaloidgehalt auf, reife Früchte sind praktisch alkaloidfrei. In jungen und halbreifen Früchten findet sich Tomatidenol bzw. Soladulcidin, in der ausgewachsenen grünen Frucht dominiert Solasodin. Wir fanden noch Solamargin.

Vergiftungserscheinungen: Übelkeit, heftiges Erbrechen, erweiterte Pupillen, Zungenlähmung und Aufhebung des Sprechvermögens, Fieber, Augenflimmern, schmerzhafter Durchfall, schneller Puls, dann Aussetzen, dann langsamer Puls, Atembeschwerden, erhöhte Temperatur, Krämpfe, Wadenkrämpfe, zuletzt Atemlähmung.

In der Literatur ist ein Todesfall nach Einnahme von 10 Beeren beschrieben.

Gefährlichkeitsgrad: Stark giftig ++

Vorschriften: Solanum dulcamara: Monographie der Kommission D.

Dulcamarae stipites: Monographie der Kommission E.

Bittersüßstängel (Stipites Dulcamarae) darf nicht zur Herstellung von Aromen und anderen Lebensmitteln verwendet werden (Aromenverordnung, § 2, Abs. 2 und Anlage 3)..

Aromenverordnung der Bundesrepublik Deutschland v. 22.12.1981 (BGBl I, 1677-

1685). Verbotener Stoff des §2, Anlage I: BittersüßstengelStängel (Stipites Dulcamarae).

Literatur:

B 36         Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16          Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4           Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12         Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 13         Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. Bd.3 Gifte, Hrsg.: H.U. Wolf, 5. Aufl., Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, 1992

 

 

J 5            Jaspersen-Schib, R.: Giftpflanzen aktuell - Herbst. Dtsch. Apoth. Ztg., 124, 2321-2327, 1984

 

 

K 28         Köstens, J., Willuhn, G.: Steringlykoside und Acyl-Steringlykoside in Blättern von Solanum dulcamara. Planta medica 24, 279-285, 1973

 

 

L 10          Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 2           Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

W 18        Willuhn, G.: Untersuchungen zur Chemischen Differenzierung bei Solanum dulcamara. Planta medica 15, 58-73, 1967

 

 

W 21        Willuhn, G., Köstens, J.: Solanum dulcamara L.: Triterpenoide aus dem Petrolätherextrakt der Blätter. Planta medica 25, 115-137, 1974

 

 

W 22        Willuhn, G., Kun-anake, A.: Untersuchungen zur chemischen Differenzierung der Solanum dulcamara. Planta medica 18, 355-360, 1970

 

Therapie:  1

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken von bis zu 5 reifen Beeren: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Zusätzlich Kohlegabe nach Verschlucken von bis zu 5 unreifen Beeren oder 6 10 reifen Beeren.

Bei größeren Mengen und kurzer Latenz: Magenentleerung (Ipecac), danach Kohlegabe.

Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 


 

 

   

Solanum nigrum L.

 

Schwarzer Nachtschatten. E: Black night shade. F: Morelle noire. I: Morella comune, Erba morella. NL: Zwarte nachtschade.

 

 

EDV-Code: SOLNI.

Familie: Solanaceae, Nachtschattengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Gemäßigte Zone, ursprünglich im Mittelmeergebiet. In Mitteleuropa häufig; Wegränder, Gärten, Äcker.

Beschreibung: Einjährige, krautige, bis 75 cm hohe Pflanze. Blätter gestielt, eiförmig, zugespitzt, dunkelgrün. Blüten weiß, mit gelben Staubblättern, in doldenartigen Wickeln. Beeren erbsengroß, grün dann schwarz.

Blütezeit: Juli-Oktober.

Früchte: September-Oktober.

Droge: Herba Solani nigri, Solani nigri herba, Nachtschattenkraut. Ohne den üblen Geruch, den sie im frischen Zustand besitzt. Geschmack bitter und unangenehm.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze. Gefährdung von Kindern vor allem durch Beeren. 6-10 unreife Beeren zeigen bei Kindern schon eine toxische Wirkung.

Die reife (!), schwarze Frucht ist nach Teuscher und Lindequist frei von toxischen Bestandteilen [T 19].

Hauptwirkstoffe: Solanin, ein Alkaloidgemisch aus 6 Komponenten. Hauptkomponenten: Solanin, Solasodin, Solamargin. Der Solasodingehalt hängt von den Entwicklungsstadien der Pflanze ab. Im Samen höchster Alkaloidgehalt.

Vergiftungserscheinungen: 6-8 Beeren sind toxisch, in einem Fall wird von weiten Pupillen, hochrotem Kopf und Übelkeit berichtet. Solanum dulcamara.

Gefährlichkeitsgrad: Stark giftig ++

Vorschriften: Verbotene Stoffe der Kosmetikverordnung v. 19.6.1985. Anlage1: 298 Solanum nigrum L. und seine Zubereitungen.

Solanum nigrum: Monographie der Kommission D.

Kosmetikverordnung, Anlage 1, Nr. 298: Solanum nigrum L. und seine Gemische dürfen beim Herstellen oder Behandeln von kosmetischen Mitteln nicht verwendet werden.

 

Literatur:

B 36        Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16         Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4          Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

J 5           Jaspersen-Schib, R.: Giftpflanzen aktuell - Herbst. Dtsch. Apoth. Ztg., 124, 2321-2327, 1984

 

 

L 10         Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 2          Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

M 15        Máthé Jr., I., Mai, H. van, Máthé Sen. I.: Variation in the solasodine production in stands of various stages of development of Solanum nigrum during the vegetation period. Planta medica 36, 237-238, 1979

 

 Mxx:        von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

T 19         Teuscher, E., Lindequist, U.: Biogene Gifte: Biologie, Chemie, Pharmakologie. 598 Seiten, G. Fischer Verlag, Stuttgart, 1987

 

Therapie:  1

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken von bis zu 5 reifen Beeren: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Zusätzlich Kohlegabe nach Verschlucken von bis zu 5 unreifen Beeren oder 6 – 10 reifen Beeren.

Bei größeren Mengen und kurzer Latenz: Magenentleerung (Ipecac), danach Kohlegabe.

Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

 


 

 

   

Solanum pseudocapsicum L.

 

Korallenbäumchen. E: Jerusalem cherry. F: Morelle faux-piment.

 

 

EDV-Code: SOLPC.

Familie: Solanaceae, Nachtschattengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Südamerika; Zimmerpflanze.

Beschreibung: Buschiger Strauch, 50-

120 cm hoch. Blätter grün, lanzettlich, gestielt, gegenständig. Blüten weiß, bis 1 cm groß, zu 1-3 in Gruppen nickend. Beeren kirschgroß, scharlachfarben.

Blütezeit: Juni-August.

Früchte: September-Oktober.

Aus der Gattung kommen noch folgende Zimmerpflanzen in Betracht:

Solanum capsicastrum Link ex Schau. - kleiner im Wuchs, mit kleineren Beeren.

Solanum wendlandii Hook. und Solanum jasminoides Paxt. - mit relativ großen Blüten.

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile. Für Kinder sind die Beeren besonders anziehend. Vergiftungserscheinungen sollen schon nach Verzehr weniger Beeren auftreten.

Hauptwirkstoffe: Solanocapsin

C27H46N2O2, Fp. 222°C, und weitere Alkaloide.

Vergiftungserscheinungen: Übelkeit, Leibschmerzen, Pupillenerweiterung und Schläfrigkeit, Atemlähmung.

Nach Unterlagen einer Giftinformationszentrale zeigten mehrere Kinder, die Früchte von S.pseudocapsicum oder S.capsicastrum gegessen hatten, keine Symptomatik. Es läßsst sich daher annehmen, daßss die basischen Toxine schon so weit abgebaut waren und daher keine Beschwerden auftraten.

Brugsch [B 33] berichtet speziell von einem Kind, das nach Genußss von 3-4 Beeren von S.pseudocapsicum an Atemlähmung verstarb. (Es ist anzunehmen, daßss hier eine Ausnahmesituation vorlag, da sonst kaum Vergiftungen mit dieser Pflanze, die doch recht häufig und für Kinder „anziehend” ist, bekannt wurden; Anm. d. Verf.)

Aus den Erfahrungen der Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen, Berlin:

Bei unbekannter Menge Früchte Bauchschmerzen und Erbrechen, oft 3-5 Std. später. Ein 18 Mon. altes Kleinkind aß 10 Früchte. Bei Magenspülung nach ca. 3 Std. noch 4 Früchte gefunden, sonst keine Symptome gesehen [K 40].

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

J 6          Jaspersen-Schib, R.: Giftige Zimmerpflanzen. Dtsch. Apoth. Ztg., 127, 1417-1423, 1987

 

 

K 40       Krienke, E.G., von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U.: Vergiftungen im Kindesalter, 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1986

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

Therapie:  1

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken von bis zu 3 Beeren: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Zusätzlich Kohlegabe nach Verschlucken 4 – 5 Beeren.

Bei mehr als 5 Beeren und kurzer Latenz: Magenentleerung (Ipecac), danach Kohlegabe.

Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

 


 

 

   

Solanum tuberosum L.

 

Kartoffel. E: Potato. F: Pomme de terre. I: Patata. NL: Aardappel.

 

 

EDV-Code: SOLTU.

Familie: Solanaceae, Nachtschattengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Südamerika; kultiviert in fast allen Ländern der Alten und Neuen Welt.

Beschreibung: Krautige, verästelte Pflanze mit Sproßssknollen. Blätter gefiedert. Blüten weiß oder blau, radförmig, fünflappig, in gestielten Wickeln. Früchte kugelig, kirschgroß, gelblichgrün.

Blütezeit: Juli-August.

Früchte: September.

Giftige Pflanzenteile: Beeren, Keime und Keimlinge der Knollen (belichtete Keimlinge enthalten bis zu 5 % Solanin!), grüne Kartoffeln und alle oberirdischen Teile.

Hauptwirkstoffe: Solanin und andere Solanumalkaloide, Cholin, Acetylcholin. Kranke Kartoffeln enthalten Risbitin.

Risbitin

 

Vergiftungserscheinungen: Übelkeit, heftiges Erbrechen, starker Durchfall, weite Pupillen, Benommenheit, Schock, Schwindel, Krämpfe, Fieber, zuletzt Atemlähmung.

Da die Solanum-Alkaloide hitzebeständig sind, können auch grüne, gebratene Kartoffeln toxisch sein.

Bei einer Vergiftung nach dem Genußss ergrünter Kartoffeln starben von den sechs erkrankten Personen zwei. Die Symptome waren folgende: Nach dem Genußss Schmerzen im Epigastrium; 1-2 Std. später Übelsein, Erbrechen gallig gefärbten Mageninhalts. Bei den meisten Patienten Verstopfung, Apathie und Erschöpfung. Sehr beschwerte Respiration. Keine Krämpfe. Bei den Personen, die der Vergiftung erlagen, volles Bewußsstsein bis einige Stunden vor dem am 7. bzw 9. Tage nach dem Kartoffelgenußss erfolgten Tod [M 2].

Aus den Erfahrungen der Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen, Berlin:6 jähriger Bub aß 15 Früchte, bot keine Symptome; 9 monatiger Bub aß mehrere Keime: 30 min. später Erbrechen. 3 Erw.: grüne Kartoffeln gekocht: Halsschmerzen, Diarrhöe, Erbrechen, Kreislaufbeschwerden, Kopfschmerzen, Augenflimmern, rote Gesichtsfarbe, kolikartige Magen-Darm-Beschwerden, optische Täuschungen [K 40].

Vergiftungen bei Rind, Schwein und Pferd. Erkrankungsursachen: zu 50 % gekeimte Kartoffeln, zu 30 % Kartoffelkraut [L 10].

Bei Wiederkäuern führt das im Magen-Darmkanal freigesetzte Solanin zu einer akuten Gastroenteritis, Erbrechen und Durchfall. Nach der Resorption wirkt es hämolytisch und nach einer kurzen Erregung hemmend auf das Nervensystem [H 18].

Anwendungen in der Homöopathie: Teep bei Magenübersäuerung.

Gefährlichkeitsgrad: Stark giftig ++

Vorschriften: Solanum tuberosum aegrotans: Monographie der Kommission D.

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 13       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. Bd.3 Gifte, Hrsg.: H.U. Wolf, 5. Aufl., Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, 1992

 

 

H 18       Hapke, H.J.: Toxikologie für Veterinärmediziner. 408 S., Enke Verl., Stuttgart, 1975

 

 

J 5          Jaspersen-Schib, R.: Giftpflanzen aktuell - Herbst. Dtsch. Apoth. Ztg., 124, 2321-2327, 1984

 

 

K 40       Krienke, E.G., von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U.: Vergiftungen im Kindesalter, 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1986

 

 

L 10        Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 2         Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

M 3         Madaus, G.: Rezeptiertaschenbuch, 8. Aufl., Verlag Dr. Madaus & Co., Radebeul, 1940

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

Therapie:  1

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken von 1 Beere, 1 kleinen Keims oder einzelner Blüten: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Zusätzlich Kohlegabe nach Verschlucken 2 - 3 Beeren.

Bei mehr als 4 Beeren oder 1 Keim: Magenentleerung (Ipecac) bis 2 h nach Ingestion, danach Kohlegabe.

Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen

 


 

 

   

Sorbus aucuparia L.

 

Eberesche, Vogelbeerbaum. E: Rowan quick-beam. F: Sorbier des oiseleurs. I: Sorbo degli ucellatori. NL: Wilde Lijsterpes.

 

 

EDV-Code: SOUAU.

Familie: Rosaceae, Rosengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Wild in West- und Mitteleuropa in Wäldern und Gebüschen. Häufig gepflanzt in Gärten und an Straßen.

Beschreibung: Baum, 5-15 m hoch. Blätter unpaarig gefiedert mit 9-15 Teilblättchen. Blüten in Doldentrauben, vielblütig, weiß. Früchte gelb bis rot, kugelig, unter 1 cm.

Blütezeit: Mai-Juni.

Früchte: August-Oktober.

Giftige Pflanzenteile: Rohe Früchte (in gekochtem Zustand genießbar).

Hauptwirkstoffe: Im Kernholz Aucuparin, Fp. 101-101,5°C, und Methoxyaucuparin, Fp. 130-132°C.

Aucuparin

 

In den Früchten 0,04 % Parasorbinsäure C6H8O2.

Vergiftungserscheinungen: Es sind Fälle bekannt, bei denen Kinder im Vorschulalter 4 Früchte bis eine Hand voll (Kinderhand) symptomlos vertragen haben. Auch der Genußss einer Vogelbeer-Marmelade ist ungetrübt [pers. Erfahrung Verfasser]. Andererseits wird von mehreren Fällen mit unbekannter Menge frischer Früchte berichtet, bei denen folgende Beschwerden auftraten:

Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Nierenschädigung (nach Genußss großer Mengen unreifer Früchte möglich).

Parasorbinsäure wirkt schwach laxierend, hat in höheren Dosen eine starke Reizwirkung (z.B. auf den Magen-Darmtrakt), die sich in Speichelflußss, Erbrechen und Gastroenteritis äußert. Beim Kochen der Früchte wird die Parasorbinsäure weitgehend zerstört.

Nach Weilemann sind hauptsächlich ein- bis fünfjährige Kinder gefährdet; bei 15 % traten Symptome auf (Magen und Darm: 90 %, Fieber: 20 %, sonstige: 5 %); die Beschwerden verliefen harmlos und mußssten nur in Ausnahmefällen behandelt werden.   Quelle, Literaturzitat?

Gefährlichkeitsgrad: Wenig giftig (+), rohe Früchte.

Anmerkung: Parasorbinfrei ist die Unterart

Sorbus aucuparia ssp. moravica (Zeng.) A. Löve, wie auch die Mehlbeere Sorbus aria (L.) Crantz, die Elsbeere Sorbus torminalis (L.) Crantz und der Speierling Sorbus domestica L. [K 38].

Vorschriften: Sorbus aucuparia: Monographie der Kommission D. Sorbi aucupariae fructus: Monographie der Kommission E.

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

J 5          Jaspersen-Schib, R.: Giftpflanzen aktuell - Herbst. Dtsch. Apoth. Ztg., 124, 2321-2327, 1984

 

 

K 38       Kremer, B.P.: Gezähmte Wildfrüchte. Kosmos 7, 18, 1985

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

P 14       Preussmann, R.: Carcinogene Pflanzeninhaltsstoffe. Planta medica 22, 217-228, 1972

 

 

R 9         Ritter, S.: „Mein Kind hat rote Beeren gegessen...”. Dtsch. Apoth. Ztg., 127, 1377-1382, 1987

 

 

S 6         Schilcher, B.: Giftpflanzenberatung besonders gefragt zur Fruchtreifezeit. PZ 44, 9-16, 1988

 

Therapie:  15

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen.

 

 


 

 

   

Sparmannia africana L.f.

 

Zimmerlinde. E: African hemp. F: Sparmannie d’Afrique.

 

 

Familie: Tiliaceae, Lindengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat ist Südafrika (Kapland). Seit 1790 in Europa bekannt. Bei uns eine beliebte Zimmerpflanze.

Beschreibung: Als Strauch in Südafrika bis 5 m hoch, während die Zwergform nur 80 cm erreicht. Blätter groß, eirund-herzförmig, leuchtend hellgrün, filzig behaart, ausgebuchtet, langgestielt. Blüten weiß, mit je 4 Kron- und Kelchblättern und mehreren gelben, roten oder braunen Staubfäden.

Blütezeit: Januar-März (nicht alle Pflanzen kommen zum Blühen).

Giftige Pflanzenteile: Blätter.

Hauptwirkstoffe: Scharfstoffe.

Wirkungen auf die Haut: Hautreizungen beim direktem Umgang mit der Pflanze.

Gefährlichkeitsgrad: Irritativ (+).

Literatur:

H 21       Hausen, B.M.: Allergiepflanzen - Pflanzenallergene. 332 S., ecomed Verlagsges., Landsberg, 1988

 

Therapie: 16

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Hautkontakt: Mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

 

 


 

 

   

Spartium junceum L.

 

Spanischer Ginster, Binsenginster. E: Rush broom. F: Genêt d’Espagne. I: Ginestra comune, Ginestra odorosa. NL: Bezemstruik.

 

 

EDV-Code: SPUJU.

Familie: Fabaceae, Schmetterlingsblütler.

Verbreitung, Vorkommen: Mittelmeergebiet, seit längerer Zeit in Südostasien und Amerika. In Mitteleuropa Zierpflanze, selten verwildert.

Beschreibung: Strauch mit binsenförmigen, stielrunden, grünen Zweigen. Blätter hinfällig, lineal, 1-2,5 cm lang, Blüten gelb, in endständigen, wenig blütigen Trauben. Fahne verkehrt-eiförmig, mit zugespitztem Schiffchen und länglichen Flügeln. Hülse bis 8 cm lang, mit rötlichgelben Samen.

Blütezeit: Juni-September (Mitteleuropa).

Droge: Flores Spartii juncei, Spartii juncei flos, Spanische Ginsterblüten.

Im Gegensatz zu Flores Spartii scoparii enthalten die Blüten Cytisin.

Giftige Pflanzenteile: Alle Teile der Pflanze.

Hauptwirkstoffe: Die Alkaloide Cytisin C11H14N2O, Fp. 155 °C, in allen oberirdischen Organen, am meisten in den reifen Samen, Methylcytisin C12H16N2O, Fp. 138 °C, Anagyrin C15H20N2O und Cytisin-11-oxid(?). In den Blüten Spartein Fp. 177-178 °C in geringen Mengen [H 12].

Vergiftungserscheinungen: Vergiftungen mit Erbrechen, Nierenschädigung und Atemlähmung wurden beobachtet. Cytisin.

Gefährlichkeitsgrad: Stark giftig ++

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

R 35       Rätsch, Ch.: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Wiessenschaftl. Verl. Ges., Stuttgart, 941 S., 1998.

 

Therapie:  16, 18  ???

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

 


 

 

Spathiphyllum floribundum (Lind. et André) N. E. Br.

 

Einblatt, Blattfahne.

 

 

Familie: Araceae, Aronstabgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Tropisches Mittelamerika; Zimmerpflanze.

Beschreibung: Immergrüne Pflanze, mit grundständigen, langgestielten, länglich ovalen, grünen Blättern. Blütenkolben gestielt, von einem schneeweißen Hochblatt (Spatha) umgeben.

Blütezeit: März-Juli.

Eine ähnliche Art ist Spathiphyllum wallisii Regel, Heimat: Kolumbien, Venezuela.

- Giftwirkung, Therapie Arum maculatum.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Literatur:

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

Therapie:  14

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Nur nach Verschlucken größerer Mengen Kohlegabe. Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

Nach Hautkontakt: Sofort mit Wasser abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

 

Nach Augenkontakt: Bei geöffentem Lidspalt mindestens 10 Minuten mit viel Wasser spülen. Augenarzt hinzuziehen.

 

 


 

Symphoricarpos albus (L.) S. F. Blake

 

(Symphoricarpos racemosus Michx.)

Schneebeere, Knackbeere, Knallerbse. E: Common snow-berry. F: Symphorine à grappes. I: Lacrima d’Italia.

 

 

 

EDV-Code: SYPAL.

Familie: Caprifoliaceae, Geißblattgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Nordamerika; Zierstrauch, stellenweise verwildert.

Beschreibung: Strauch, bis 2 m hoch. Blätter rundlich-elliptisch, bläulich-dunkelgrün, unterseits graugrün. Blüten klein, rosa, in endständigen Trauben. Beeren kugelig, weiß.

Blütezeit: Juni-September.

Früchte: September-Winter.

Symphoricarpos-Arten sind vermutlich alle giftig [E 12].

Giftige Pflanzenteile: Beeren, die von Kindern gern zum Spielen benutzt werden, weil sie bei Druck knallen.

Hauptwirkstoffe: Saponin und ein unbekannter stark reizender Wirkstoff.

Vergiftungserscheinungen: Übelkeit und Durchfall. Bei 3-4 Beeren im allgemeinen keine Symptome, bei größeren Mengen Bauchschmerzen (z.T. krampfartig), Erbrechen (1- bis mehrmals), Durchfall, Hautrötungen (Bericht der Giftinformationszentren). Prüfungen der wäßssrigen und methanolischen Auszüge und auch eine neuere Prüfung der lipophilen Bestandteile liefern keine Hinweise auf eine Toxizität der Beeren.

Nach Weilemann werden die Schneebeeren im Herbst hauptsächlich von Ein- bis Vierjährigen gegessen. Neben Darmbeschwerden kommt es auch zu Fieber und Müdigkeit. Ein zwölfjähriges Mädchen aß viele Beeren. Nach 24 Stunden kam es zu Erbrechen, Gleichgewichtsstörungen und Müdigkeit. Bei mehr als einer halben Handvoll Beeren sollte eine Behandlung durch den Arzt vorgenommen werden. (Unter „Handvoll” ist wohl die Hand des betroffenen Kindes zu verstehen. Anm. d. Verf.)

Wirkungen auf die Haut/Schleimhaut: Entzündungen der Haut, Schädigung der Mund- und Magenschleimhaut. In einigen Fällen waren die Pollen Ursache einer allergischen Rhinitis.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +, hautreizend.

Vorschriften: Symphoricarpos albus e fructibus, e planta tota, e radice: Monographie der Kommission D.

Literatur:

B 36        Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

E 12        Enke, F., Buchheim, G., Seybold, S.: Zander Handwörterbuch der Pflanzennamen. 14. Aufl., 810 S., Verl. Eugen Ulmer, Stuttgart, 1993

 

 

F 16         Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4          Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

L 10         Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 2          Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

M 18        Merford, I., Willuhn, G.: Zur Toxizität der Früchte von Symphoricarpus albus (Schneebeere) sowie zur Analyse lipophiler Inhaltsstoffe. Pharmazeut. Ztg. 130(39), 2467-2469, 1985

 Mxx:        von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

S 6          Schilcher, B.: Giftpflanzenberatung besonders gefragt zur Fruchtreifezeit. PZ 44, 9-16, 1988

 

 

S 35        Schurz, J.: Heckenkirsche und Schneebeere. Kosmos 4, 151-152, 1972

 

Therapie:  16,18

 

 

 

Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken von bis zu 5 Beeren: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Zusätzlich Kohlegabe nach Verschlucken 6 - 10 Beeren.

Bei größeren Mengen und kurzer Latenz: Magenentleerung (Ipecac), danach Kohlegabe.

Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen

Nach Hautkontakt: Sofort mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

 


 

 

Tagetes-Erecta-Hybriden, Tagetes-Patula-Hybriden, Tagetes-Arten

 

Studentenblume, Sammetblume. E: Marygold. F: Tagète.

 

Tagetes-Patula-Hybride

 

Familie: Asteraceae, Korbblütler.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat ist Mittelamerika, Mexiko. Bereits im 16. Jahrhundert aus Mexiko eingeführt, zählen die Studentenblumen zu den beliebtesten Zierpflanzen unserer Gärten.

Beschreibung: Die Gattung Tagetes umfaßsst über 30 Arten mit ein- oder zweijährigen Kräutern. StengelStängel mehr oder weniger fleischig, verzweigt, mit gefiederten Blättern. Blütenkörbchen meist einzeln und gestielt, selten in dichten Doldentrauben; oft gefüllt, gelb, orange und braunrot. Die meisten Hybriden leiten sich von Tagetes patula L. und Tagetes erecta L. ab, doch durch starke Veränderung im Habitus ist eine genaue Zuordnung vielfach nicht möglich.

Blütezeit: Juli-Oktober.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze.

Hauptwirkstoffe: Thiophenverbindungen wie z.B. α-Terthienyl.

Wirkungen auf die Haut: Bei Tagetes steht weniger die allergene als vielmehr die phototoxische Wirkung im Vordergrund. Tagetes minuta L. und andere Tagetes-Arten enthalten Thiophenverbindungen, wie z.B. α-Terthienyl, die für die phototoxischen Aktivitäten der Pflanzen verantwortlich zu machen sind (Atkinson). Dies paßsst auch zu der Tatsache, daßss Tagetes-Arten zu jenen Pflanzen gerechnet werden, die zu den Verursachern der aerogenen Kontaktdermatitis zählen. Die phototoxische Wirkung der Thiophenverbindungen ist sowohl experimentell als auch am Menschen bestätigt (Chan et al. 1975, 1977, 1979, Towers et al. 1977, 1979, 1980).

α-Terthienyl

 

Erst seit wenigen Jahren ist bekannt, daßss Polyacetylene und Thiophenderivate des Typs α-Terthienyl ebenfalls eine phototoxische Wirkung aufweisen können. Entdeckt wurde diese Wirkung bei den Inhaltsstoffen der Sammetblume Tagetes patula L. (Legion of honour).

Eine elegante Methode zum Nachweis der phototoxischen Wirkung, die der antibiotischen Wirkung häufig parallel läuft, besteht darin, die Verbindungen in-vitro auf Candida albicans oder Escherichia coli einwirken zu lassen [H 21].

Gefährlichkeitsgrad: wenig giftig (+),  Phototoxisch.

Literatur:

H 21       Hausen, B.M.: Allergiepflanzen - Pflanzenallergene. 332 S., ecomed Verlagsges., Landsberg, 1988

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

R 35       Rätsch, Ch.: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Wiessenschaftl. Verl. Ges., Stuttgart, 941 S., 1998.

 

Therapie:  18

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Hautkontakt und Einatmung (z.B. von Pflanzenstaub bei der Aufarbeitung von getrockneten Pflanzen) meiden.

Nach Hautkontakt: Sofort mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen.

 


 

 

Tamus communis L.

 

Schmerwurz. E: Black bryony. F: Tamier. I: Tamaro, Cerasiola. NL: Spekwortel.

 

 

EDV-Code: TAUCO.

Familie: Dioscoreaceae, Schmerwurzgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Südliches und westliches Europa, Ungarn, Vorderasien, Nordafrika, in Deutschland nur im Südwesten; schattige Buchenwälder, Hecken, Zäune.

Beschreibung: Ausdauernde, windende, 1,5- 3 m hohe Pflanze, Grundachse knollig. Blätter herz-eiförmig, zugespitzt, langgestielt. Blüten unscheinbar, zweihäusig, grünlich. Frucht eine scharlachrote, wenigsamige Beere.

Blütezeit: Mai-Juni.

Droge: Rhizoma (Radix) Tami, Tami rhizoma (radix), Schmerwurzel.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze, besonders Wurzeln und Beeren.

Hauptwirkstoffe: Im Rhizom ein histaminähnlicher Hautreizstoff, Steroid-Saponine, Calciumoxalatraphiden.

Vergiftungserscheinungen: Bei oraler Aufnahme Brennen im Mund, Erbrechen und Diarrhöe. Schon die Einnahme von 2 Beeren kann bei Kindern zur Reizung der Schleimhäute und zu Gastroenteritis führen.

Wirkungen auf die Haut/Schleimhaut: Bei Berührung mit der Haut je nach Intensität Blasenbildung und allergische Reaktionen.

Ursache der Kontaktallergie ist das 4,6,7-Trimethoxy-1,2-phenanthrenchinon [Hausen, unveröff.].

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Tamus communis: Monographie der Kommision D.

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

J 5          Jaspersen-Schib, R.: Giftpflanzen aktuell - Herbst. Dtsch. Apoth. Ztg., 124, 2321-2327, 1984

 

Therapie:  18

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

Nach Hautkontakt: Mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

 

 


 

Taxus baccata L.

 

Eibe. E: Common yew. F: If. I: Tasso.

 

 

EDV-Code: TAXBA.

Familie: Taxaceae, Eibengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Mittel-, West- und Südeuropa, Nordafrika, Kleinasien, Kaukasus; in schattigen Wäldern. In vielen Sorten häufig angepflanzt in Gärten, Friedhöfen und Parks.

Beschreibung: 2-15 m hoher immergrüner Nadelbaum mit abstehenden Ästen. Nadeln bis 3 cm lang ohne weiße Streifen auf der Unterseite. Männliche und weibliche Blüten. Im roten, bereiften Samenmantel 2 erbsengroße, harte Samen.

Blütezeit: März-April.

Früchte: August-Oktober.

Weitere giftige Taxus-Arten [E 12]: Taxus brevifolia Nutt. (Strauch; Verbreitung: Nord-Amerika/Alaska bis Kalifornien); Taxus canadensis Marsh. (Strauch; Verbreitung: Nord-Amerika); Taxus cuspidata Sieb. et Zucc. (Strauch, Baum; Verbreitung: Japan, Korea, Mandschurei); Taxus x media Rehd., Bastard zwischen T. baccata u. T. cuspidata.

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile, ausgenommen der rote Samenmantel. Besonders giftig scheinen die Nadeln zu sein,

die neben Alkaloiden auch noch geringe Mengen an cyanogenen Glycosiden (10-40 mg/kg) enthalten. Höchster Gehalt im Herbst. Durch Kochen und Trocknen wird der Alkaloidgehalt nicht beeinflußsst.

Die ostasiatische Art Taxus cuspidata Sieb. et Zucc. scheint noch giftiger als unsere Eibe zu sein.

Hauptwirkstoffe: In den Nadeln Taxin A und B

 

Vergiftungserscheinungen: Beginn nach ½ 1/2 bis 1½ 1/2 Std. mit Erbrechen, heftigen Leibschmerzen; bald stellen sich unter schmerzhaften Koliken erfolgende Diarrhöen ein, ferner Mydriasis, Schwindel, evtl. ein Betäubungszustand. Die Atmung ist zunächst - wie vorübergehend auch der Puls - beschleunigt, später stark verlangsamt, abgeschwächt, röchelnd, und wird endlich immer oberflächlicher. Am Kreislauf Bradykardie, Arrhythmie, Abschwächung der Herzaktion, bei starker Gesichtsblässe und unter Schwinden des Bewußsstseins zunehmender Kollaps und schließlich, oft unvermittelt und schon nach 1½1/2 (sonst bis zu 24 Std.), unter Umständen nach vorausgegangenen Erstickungskrämpfen Koma und Tod durch Kreislauf- und Atemlähmung.

Nach Weilemann sind vor allem ein- bis fünfjährige Kinder gefährdet; bei Aufnahme einiger unzerkauter Samen oder Nadeln kommt es allenfalls zu Magen- und Darmbeschwerden. Bei zerbissenen Samen oder Nadeln ist die Gefährdung größer; 90 % verliefen symptomlos, bei den restlichen 10 % waren Magen und Darm (60 %), Herz (16 %), Fieber (10 %) und andere Symptome (30 %) zu beobachten.

Ein Fall aus dem Jahre 1990: Ein Mann wurde zu einer Geldstrafe in Höhe von 30000,- Mark DM verurteilt; er hatte seine Eibenbäume geschnitten und die Zweige auf der benachbarten Wiese liegen lassen. Pferde, die davon fraßen, zeigten schwere Vergiftungserscheinungen, einige starben (Zeitungsmeldung vom 24.10.1990).

Noch eine Zeitungsmeldung zu Nutztiervergiftung durch die Eibe (vom 1.6.1975): Die Kühe des Landwirts Fritz W. schienen von einer geheimnisvollen Seuche befallen zu sein. Vier der am Tage zuvor noch kerngesunden Tiere lagen plötzlich tot auf der Weide. Der Tierarzt fand die Todesursache schnell heraus: Die Rindviecher hatten an der Eibenhecke des Nachbargrundstücks geknabbert und waren an den ‚hochgiftigen’ roten Beeren zugrunde gegangen. Bauer W. wollte den Nachbarn haftbar machen. Gefährliche Giftpflanzen dürften doch neben einer Viehweide nicht angebaut werden, meinte er. Das Oberlandesgericht in Düsseldorf hat dieser Auffassung in einem ähnlichen Fall jedoch widersprochen. Der Anbau giftiger Pflanzen sei grundsätzlich nicht verboten. Der Bauer hätte also seine Tiere durch geeignete Maßnahmen von den gefährlichen Pflanzen fernhalten müssen [H 42].

Spätwirkung: Leberversagen, Störung der Blutgerinnung.

Als tödliche Dosis für den Menschen werden 50-100 g Folia Taxi (im Decoct, z.B. als Abortivum innerlich genommen) angegeben [H 12].

Bei einer Vergiftung sollte unbedingt versucht werden, festzustellen, was gegessen wurde. Der rote Samenmantel (Arillus) ist wohlschmeckend, frei von Giften und ungefährlich. Die in ihm enthaltenen Samen jedoch sind giftig. Der Verfasser hat als Kind zahlreiche Eibenfrüchte gegessen, die Kerne ausgespuckt und hinterher keine Beschwerden gehabt.

Durch Pflanzenaufnahme kann bei Pferden der Tod schon nach 5 Min. eintreten, während Rinder bei fünffacher Menge erst nach 2 Tagen verenden. Bei Rindern starker Rückgang der Milchmenge.

Nadeln: Tödliche Dosis für Pferde 0,2-0,3 g/kg, 10 g/kg für Wiederkäuer, 3 g/kg Körpergewicht für Schweine [H 18].

Wirkungen auf die Schleimhäute: Die Eibenpollen gehören zu den Mitverursachern der Frühblüherallergie (Frühjahrsheuschnupfen).

Gefährlichkeitsgrad: Stark giftig ++

Vorschriften: Wildwachsende Bäume stehen unter Naturschutz.

Literatur:

B 36        Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 16         Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4          Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 18        Hapke, H.J.: Toxikologie für Veterinärmediziner. 408 S., Enke Verl., Stuttgart, 1975

 

 

H 42        Haerkötter, G. u. M.: Wüterich und Hexenmilch: Giftpflanzen. 197 S., Eichborn Verlag, Frankfurt/Main, 1991

 

 

J 5           Jaspersen-Schib, R.: Giftpflanzen aktuell - Herbst. Dtsch. Apoth. Ztg., 124, 2321-2327, 1984

 

 

K 17        Khan, M.S.Y. et al.: Phenolic constituents of Taxus baccata leaves. Planta medica 30, 82-85, 1976

 

 

L 10         Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 2          Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

M 26        Morelli, I.: Costituenti di Taxus baccata L. Fitoterapia 1, 31-38, 1976

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

R 9          Ritter, S.: „Mein Kind hat rote Beeren gegessen...”. Dtsch. Apoth. Ztg., 127, 1377-1382, 1987

 

 

S 6          Schilcher, B.: Giftpflanzenberatung besonders gefragt zur Fruchtreifezeit. PZ 44, 9-16, 1988

 

 

S 37        Schurz, J.: Die Eibe. Kosmos 10, 440-441, 1972

 

 

V 10        Vohora, S.B.: Studies on Taxus baccata. Planta medica 22, 59-65, 1972

 

Therapie:  14, 9

 

 

 

 

Erste Hilfe:

Keine Therapie, wenn die roten Früchte gegessen, der Samen (Kern) aber ausgespuckt oder unzerkaut verschluckt wurde.

Nach Verschlucken von bis zu 3 zerkauten Samen: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Keine weitere Therapie erforderlich. Bei mehr als 3 zerkauten Samen: Kohelgabe.

Bei größeren Mengen und kurzer Latenz: Magenentleerung (Ipecac) im Einzelfall.

Nach Verschlucken von Nadeln Magenentleerung (Ipecac) auch noch nach Stunden, danach Kohlegabe und Gabe von Glaubersalz. Stationäre Überwachung

Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

 


 

 

Thevetia peruviana (Pers.) K. Schum.

 

(Thevetia neriifolia Juss. ex Steud.)

Gelber Oleander. E: Exile tree, yellow oleander. F: Arbre à lait, laurier jaune.

 

 

EDV-Code: THVPE.

Familie: Apocynaceae, Hundsgiftgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimisch in Mexiko und im nördlichen Südamerika. In Afrika eingebürgert.

Beschreibung: Immergrüner, milchsaftführender, dicht belaubter, 4-6 m hoher Baum. Blätter schmal, zugespitzt, 7-15 cm lang, Oberseite glänzend, Unterseite matt. Blüten gelb, duftend, am Ende der Zweige.

Frucht 4 kantig, mit harten braunen Samen.

Blütezeit: Juni-August.

Droge: Semen Thevetiae neriifoliae, Thevetiae neriifoliae semen, Thevetiasamen.

Hauptwirkstoffe: 4,5-6 % Cardenolidglykoside wie Thevetin, Neriifolin und viele andere.

Giftige Pflanzenteile: Milchsaft, Rinde und Samen sind sehr toxisch, auch Blatt und Wurzel wirken toxisch.

Vergiftungserscheinungen: Schwere Intoxikationen kommen relativ selten vor, da der bittere Geschmack der Cardenolide und ein meist spontanes Erbrechen die Resorption größerer Giftmengen verhindern [F16].

Für einen Erwachsenen sollen 8-10 Samen tödlich sein.

Hauptsymptome einer Vergiftung sind Erbrechen, Schwindel und Diarrhoe, außerdem auch Bauchschmerzen, Gefühllosigkeit von Mund und Zunge, sowie Herzklopfen [N 16].

Gefährlichkeitsgrad: Stark giftig ++

Literatur:

B 46       Bärtels, A.: Farbatlas Tropenpflanzen, 3. Aufl., Ulmer Verl., Stuttgart, 384 S., 1993.

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

N 16       Neuwinger, H.-D.: Afrikanische Arzneipflanzen und Jagdgifte, 2. Aufl., Wissenschaftl. Verl. Ges., Stuttgart, 960 S., 1998.

 

Therapie: 14

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 


 

Thuja occidentalis L.

 

Abendländischer Lebensbaum. E: American arbor vitae. F: Thuya d’occident. I: Tuia occidentale.

 

 

EDV-Code: THUOC.

Familie: Cupressaceae, Zypressengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: östliches Nordamerika; häufig in Parkanlagen, Gärten, Friedhöfen. Zur Bildung „immergrüner” Hecken.

Beschreibung: Immergrüner, bis 20 m hoher Baum; mit waagrecht verzweigten Ästen, Zweige oben dunkel-, unterseits hellgrün. Blätter schuppenförmig. Blüten einhäusig. Zapfen länglich, 8-12 mm lang.

Blütezeit: April-Mai.

Gelegentlich ist in Gärten und Parkanlagen der aus Nordamerika stammende Riesen-Lebensbaum - Thuja plicata Donn ex D. Don anzutreffen.

Droge: Summitates Thujae, Thujae summitas, Lebensbaumblätter.

Die getrockneten jüngeren Zweige.

Zur Unterscheidung der Droge von anderen Thuja-Arten kann die Arbeit von Baumann et al. herangezogen werden [B7].

Giftige Pflanzenteile: Zweigspitzen, Zapfen, aber auch das Holz.

Hauptwirkstoffe: Ätherisches Öl mit Thujon, Bitterstoffe, Gerbstoffe.

Vergiftungserscheinungen: Übelkeit, Blutungen, Krämpfe, Durchfall mit starken Schmerzen, Wasserstauungen in den Beinen, Leber- und Nierenschädigung, zuletzt Lähmungen des Zentralnervensystems [H 12].

Bei Vergiftungen infolge Gebrauchs des Mittels als Abortivum kam es zu tiefem Koma, erhöhtem Blutdruck, motorischen Reizerscheinungen, Vomitus, Diarrhöe, Erhöhung der Temperatur und der Pulszahl, Bronchopneumonie, Lungenödem und tonisch-klonischen Krämpfen. Im weiteren Verlauf kommt es oft zu schweren Stoffwechselstörungen, insbesondere gelber, akuter Leberatrophie. Vergiftungen mit Thuja haben in einigen Fällen auch zum Tode geführt [M 2].

Aus den Erfahrungen der Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen, Berlin:

5 jähriger Junge aß ca. 5 cm eines frischen Triebes, ein anderer 3 Zapfen, jeweils keine Symptome; 7 monatiger Junge nach unbekannter Menge Blätter: Erbrechen (blutig-schleimig), Blähungen [K 40].

Vergiftungen durch Blätter können bei Tieren auftreten, wobei Pferde besonders empfindlich reagieren. Durch die entzündungserregenden Inhaltsstoffe kann es zu einer Gastroenteritis, zentralnervösen Krämpfen, Leber- und Nierenveränderungen mit Polyurie und Oligurie kommen [H 18].

Wirkungen auf die Haut: Ekzeme beim Verarbeiten von Holz. Hautreizung.

Anwendungen in der Homöopathie: D3-D6 bei Adnexitis, Folgen der Pockenimpfung, Folgen von Infektionen (auch venerischen), Tuberkulose, fokalbedingte Krankheiten; Tabl. 0,025 g bei Nierenentzündungen.

Gefährlichkeitsgrad: Sehr stark giftig +++

Vorschriften: Thuja occidentalis: Monographie der Kommission D.

Literatur:

F 16         Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

B 36        Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

D 9          DHU (Deutsche Homöopathie-Union): Homöopathisches Repetitorium. Karlsruhe, 1992

 

 

G 4          Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 18        Hapke, H.J.: Toxikologie für Veterinärmediziner. 408 S., Enke Verl., Stuttgart, 1975

 

 

K 40        Krienke, E.G., von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U.: Vergiftungen im Kindesalter, 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1986

 

 

L 10         Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 2          Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

M 3          Madaus, G.: Rezeptiertaschenbuch, 8. Aufl., Verlag Dr. Madaus & Co., Radebeul, 1940

 

 

M 27        Mezger, J.: Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre. 2. Ausgabe, Karl F. Haug Verlag, Saulgau, 1951

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

Therapie:  14, 9

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kohlegabe. Bei größeren Mengen und kurzer Latenz: Magenentleerung (Ipecac), danach Kohlegabe.

Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

Nach Hautkontakt: Sofort mit Wasser und Seife abwaschen. Bei andauernder Hautreizung Arzt aufsuchen.

 


 

 

Toxicodendron quercifolium (Michx.) Greene

 

(Rhus toxicodendron L.)

Giftsumach. E: Poison oak, Poison irg. F: Sumac vénéneux. I: Sommaco velenoso. NL: Giftsumak.

 

 

EDV-Code: TOXQU.

Familie: Anacardiaceae, Sumachgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Nordamerika, Nordasien; bei uns in botanischen Gärten, auch verwildert.

Beschreibung: Ungefähr 2 m hoher Strauch. Blätter dreizählig, Einzelblätter bis 18 cm lang, eiförmig-lanzettlich. Blüten weißlich- grün in blattachselständigen Rispen. Steinfrüchte 6-8 mm, gelblich.

Der Giftsumach führt einen gelblich-weißen, an der Luft sich dunkel färbenden Milchsaft.

Blütezeit: Mai-Juni.

Weitere giftige Toxicodendron-Arten [E 12]: Toxicodendron radicans (L.) O. Kuntze - Kletternder Giftsumach. Poison Ivy (Strauch, Blütezeit: 6-7, Verbreitung: Nord-Amerika); Toxicodendron succedaneum (L.) O. Kuntze - Talgsumach (Strauch oder Baum; Verbreitung: Japan, Taiwan, China, Indien); Toxicodendron vernix (L.) O. Kuntze (Strauch oder Baum, Blütezeit: 6-7, Verbreitung: Nord-Amerika).

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile.

Beim Einsammeln der Blätter ist große Vorsicht geboten, da schon eine leichte Berührung mit den Blättern und anderen Teilen der Pflanze unangenehme Hautentzündungen, bösartige und langwierige Ausschläge hervorruft. Man mußss deshalb die Hände durch weit hinaufreichende Handschuhe schützen. Auch das vorherige Waschen der nicht bekleideten Körperteile mit einer Lösung von Kaliumbicarbonat (1:100) soll die Wirkung der Blätter auf die Haut verhüten [H 12].

Hauptwirkstoffe: Urushiol (früher als Toxicodendronsäure, Toxicodendrol oder Toxicodendrin bezeichnet), „Rhusgift”, bestehend aus Brenzcatechinderivaten mit gesättigten C15 und mono-, di- und triolefinischen Seitenketten. Das Monoolefin aus Rhus toxicodendron, Urushenol (3-[8-Pentadecenyl]-brenzcatechin) hat die stärkste hautentzündende, sensibilisierende Wirkung. Die Blätter sollen etwa 3,3 %, die Zweige 1,6 %, die unreifen Früchte 3,6 % enthalten [H 12].

Vergiftungserscheinungen: Nach oraler Aufnahme des Rhusgiftes (hierbei handelt es sich meist um medizinale Vergiftungen infolge Überdosierung der homöopathischen Rhus-toxicodendron-Arzneien) kommt es zu heftiger örtlicher Reizwirkung in Mund, Rachen und Magendarmkanal, es stellen sich Übelkeit, Erbrechen und schwere, mit heftigen Koliken und blutigen Diarrhöen einhergehende Gastroenteritis ein, außerdem treten als resorptive Vergiftungserscheinungen Schwindel, Benommenheit, aber auch Aufregungszustände sowie auch auf diesem Wege (bei erworbener Allergie bereits durch Rhus toxicodendron D6 bis D4) die oben beschriebenen Hauterscheinungen ein. Als Ausscheidungsorgane werden die Nieren von der Rhusgiftwirkung betroffen, was sich in Hämaturie, Zunahme, nach höheren Dosen auch Abnahme der Diurese, u.U. in Nephritis äußert. Tiere gehen nach Aufnahme der Blätter des Gift-Sumachs zugrunde [H 12].

Ein Mann, der 1948 in einem botanischen Garten Rhus-Blätter sammelte, um seine Stallhasen damit zu füttern, bekam geschwollene Hände mit Blasen. Die Hasen gingen alle innerhalb von 24 Std. ein [eigene Beobachtung].

Wirkungen auf Haut und Schleimhaut: Urushiole haben bereits in sehr geringer Menge (wenige μg genügen) eine sehr starke örtliche Reizwirkung, die sich nach Aufbringen auf die Haut sehr schnell entwickelt und sich als eine mit Rötung, Schwellung, pustel- und bläschenförmigem Ausschlag, Fieber, Schmerzen, v.a. aber mit stärkstem, bis unerträglichem Juckreiz verbundene Dermatitis äußert, bes. an empfindlichen dünnen Hautstellen. Hautentzündungen kommen meist dadurch zustande, daßss von Menschen, denen die Gefährlichkeit des Strauches nicht bekannt ist, beim Abpflücken von Blättern oder Zweigen, aber auch schon beim kräftigen Berühren (Reiben, Quetschen) die Milchsaftgefäße geöffnet werden, und so der Saft auf die Haut gelangt. Die Rhusdermatitis ist sehr hartnäckig, sie kann wochen-, selbst monatelang anhalten; sie klingt nur langsam ab. Die Hauterscheinungen können (bei inzwischen äußerlich scheinbar normalem Verhalten der Haut) selbst nach Jahren in Gestalt von Nachschüben an den erstmals betroffenen Hautstellen wieder auftreten. Wenn der Saft auf das Gesicht und dort in die Nähe der Schleimhäute gelangt, so kann die Wirkung u.U. auch auf die Schleimhäute, bes. der Augen, Nase und Mundhöhle übergehen, wodurch die Beschwerden des Betroffenen ganz erheblich zunehmen. Gerät der Saft unmittelbar oder z.B. durch Verwischen in die Augen, so sind schwerste Entzündungen der Binde- und Hornhaut, selbst mit vorübergehender oder auch bleibender Aufhebung des Sehvermögens infolge Hornhauttrübung zu befürchten.

Die Pentadecylcatechole aus Rhus-Arten gehören zu den stärksten in der Natur vorkommenden Kontaktallergenen. Bereits ein einziger Kontakt mit den Blättern des „Giftsumach” kann innerhalb von wenigen Tagen zu einer Sensibilisierung (spezifischen Überempfindlichkeit) führen, die beim nächsten Kontakt eine schwere allergische Kontaktdermatitis hervorruft. Etwa 60-80 % der amerikanischen Bevölkerung sind gegenüber den verschiedenen Rhus-Arten („poison ivy”, „poison oak”) allergisch. Alle Bemühungen durch Hautschutzsalben, die das Eindringen der Wirkstoffe verhindern oder diese vorher unschädlich machen sowie durch orale Hyposensibilisierung oder andere Schutzmaßnahmen die Zahl der jährlich auftretenden Fälle zu reduzieren, sind bisher fehlgeschlagen. Daher ist die Rhus-Dermatitis nach wie vor das wichtigste dermatologische Problem in den Vereinigten Staaten.

Bei uns kommen Rhus-Dermatitiden äußerst selten vor. Im Essigbaum (Rhus typhina) sind die Urushiole nicht nachweisbar [Ippen H: Derm. Beruf Umwelt 31, 140, 1983 (mit 79 Literaturstellen)].

Der Milchsaft von Toxicodendron verniciflua (Stokes) O. Kuntze (Rhus verniciflua Stokes), Lacksumach ist der Grundstoff der japanischen Lackmalerei und hat im nichtgetrockneten, seltener im getrockneten Zustand stark wirksame Hautreizstoffe, gegen die seltsamerweise nur Europäer empfindlich sind.

Dosierung: Größte Einzelgabe 0,05 g, größte Tagesgabe 0,15 g. Mittlere Einzelgabe als Einnahme 0,03 g (10 g Aufgußss, 0,3 %).

Erg. B. 6.

Anwendungen in der Homöopathie: Mindestens D3 oder höhere Potenz bei Gelenk- und Muskelrheuma, Neuritiden, Erysipel, nässende Ekzeme.

Gefährlichkeitsgrad: Sehr stark giftig +++, sehr stark hautschädigend.

Literatur:

B 36        Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

D 9          DHU (Deutsche Homöopathie-Union): Homöopathisches Repetitorium. Karlsruhe, 1992

 

 

G 4          Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 13        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. Bd.3 Gifte, Hrsg.: H.U. Wolf, 5. Aufl., Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, 1992

 

 

K 35        Kremer, B.P.: Giftbäume. Kosmos 4, 18, 1984

 

 

M 2          Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

M 27        Mezger, J.: Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre. 2. Ausgabe, Karl F. Haug Verlag, Saulgau, 1951

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

Therapie:  14, 18

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Hautkontakt: Sofort mit Wasser und Seife gründlich abwaschen. Arzt aufsuchen.

Nach Augenkontakt: Bei geöffentem Lidspalt mindestens 10 Minuten mit viel Wasser spülen.

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

 


 

 

Trollius europaeus L.

 

Trollblume. E: Mountain globe flower. F: Trolle d’Europe. I: Luparia, Botton d’oro. NL: Europese trollius.

 

 

EDV-Code: TLUEU.

Familie: Ranunculaceae, Hahnenfußgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Fast ganz Europa, in Mitteleuropa im Nordwesten fehlend; feuchte, moorige Wiesen, besonders im Gebirge.

Beschreibung: Ausdauernde, 30-60 cm hohe krautige Pflanze. Blätter handförmig, 3-5 teilig, Grundblätter langgestielt. Blüten zitronen- bis dottergelb; 6-15 Blütenblätter bilden eine geschlossene Kugel, Durchmesser 2-3 cm. Balgfrüchte mit schwarzen Samen.

Blütezeit: Mai-Juni.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze.

Hauptwirkstoffe: Protoanemonin vor allem in den oberirdischen Teilen, Magnoflorin und Saponine in den Wurzeln.

Vergiftungserscheinungen: Ranunculus acris. Die Pflanze wird vom Weidevieh gemieden.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Die Pflanze steht unter Naturschutz (A, CS, D, CH, I, YU, H).

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

Therapie:  16

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

 


 

 

 

Tulipa gesneriana L. und Hybriden

 

Garten-Tulpe und Hybriden. E: Tulip. F: Tulipe. I: Tulipano.

 

 

Familie: Liliaceae, Liliengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Steppengebiete Südeuropas und Asiens; Zierpflanze in Gärten und Anlagen.

Beschreibung: Zwiebelpflanze in vielen Zuchtformen. Blätter linealisch bis breit lanzettlich. Blüten einzeln in vielen Farbvariationen, Blütenhülle mit 6 getrennten Perigonblättern.

Blütezeit: März-April.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze, einschließlich der Zwiebel.

Hauptwirkstoffe: Tulipin mit ähnlicher Wirkung wie Aconitin, Tuliposid A und B. Es ist anzunehmen, daßss Gehalt und Zusammensetzung bei den einzelnen Tulpenarten stark schwanken.

Vergiftungserscheinungen: Aus den Erfahrungen der Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen, Berlin:

41/2 jähr. aß 10 Zwiebeln: Somnolenz. 21/2 jähr. aß 1 Zwiebel: Bauchschmerzen. Kind, 8 Monate, nach Blättergenußss Erbrechen, Durchfall, Exsikkose. 4 jähriger nach Stempeleinnahme Erbrechen über Stunden, apathisch. Nach Blüten und Stieleinnahme Bauchschmerzen bei einem Kleinkind [K 40].

Wirkungen auf die Haut: Tulpenzwiebeln - aber auch die anderen Organe der Tulpe, vor allem die Blüten - enthalten Substanzen, die zu einer schweren Dermatitis führen können. Davon betroffen sind Personen, die z.B. in Gärtnereien viel mit Tulpenzwiebeln zu hantieren haben. Das Erscheinungsbild der Tulpenzwiebel-Dermatitis („tulip finger”, „tulip nails”, „Tulpenkrätze”) ist gekennzeichnet durch ekzematöse Hautveränderungen an den Kontaktflächen der Hände, insbesondere an den Fingerspitzen und durch Schädigung der Nägel (z.B. vermehrte Brüchigkeit). Es können aber auch weitere Hautpartien befallen sein. Auf geröteter, geschwollener und juckender oder brennender Haut bilden sich Risse mit stellenweiser Schuppung. Dieses Krankheitsbild eines allergischen Ekzems tritt erst nach längerem Kontakt mit Tulpenzwiebeln oder deren Säften auf.

Frohne schreibt: Ursache der Erkrankung sind Substanzen, die vor allem in den äußeren Schichten der Zwiebeln lokalisiert sind und als Tuliposide bezeichnet werden. Für die Pflanze sind es antibiotisch wirksame Schutzstoffe. Es handelt sich um Ester von Glukose mit α-Methylen-γ-hydroxybuttersäure (Tuliposid A) bzw. mit α-Methylen-β-hydroxybuttersäure (Tuliposid B), deren Säurekomponente nach Glykosidspaltung spontan lactonisiert. Von den beiden als Tulipalin A und B bezeichneten Lactonen ist nur Tulipalin A für die Wirkungen auf die Haut verantwortlich, Tulipalin B ist dagegen nicht wirksam. Von den zahlreichen Kulturtulpen scheint das Kultivar (Sorte) „Rose Copeland” besonders häufig zur „tulip finger”-Erkrankung zu führen, während andere Kultivare wie z.B. „Madame Lefebre” von T. fosteriana aufgrund des geringen Gehalts an Tulipalin A weniger allergen wirksam sind. Eine ausführliche Übersicht über den Tuliposidgehalt zahlreicher Tulpen-Arten und Kultivare geben Slob und Varekamp [F 16].

Tulipalin A kommt in sehr vielen anderen Arten der gesamten Ordnung Liliales vor, die daher ebenfalls eine Kontaktallergie hervorrufen können, z.B. Alstroemeria-Arten.

Gefährlichkeitsgrad: giftig +

Literatur:

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

K 40       Krienke, E.G., von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U.: Vergiftungen im Kindesalter, 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1986

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

Therapie: 16, 18

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken von Blattteilen, Blütenblättern Stängeln und weniger als 1 Zwiebel: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Keine weitere Therapie.

Kohlegabe nur nach Verschlucken von mehreren Zwiebeln, Narbenschenkeln oder Fruchtknoten.

Nur bei sehr großen Mengen und kurzer Latenz: Magenentleerung (Ipecac).

 Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 


 

 

Urtica dioica L.

 

Große Brennessel. E: Stinging nettle. F: Grande ortie. I: Ortica comune. NL: Grote brandnetel.

 

 

EDV-Code: URTDI.

Familie: Urticaceae, Nesselgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Kosmopolit; in Mitteleuropa gemein an Wegrändern, Weideplätzen, Hecken, Gebüschen, Holzschlägen.

Beschreibung: 30-150 cm hohe Staude, mit aufrechtem, unverzweigtem StengelStängel. Blätter herzförmig mit grobgesägtem Rand. Blüten zweihäusig, grün. Früchtchen einsamig.

Blütezeit: Juli-Oktober.

Urtica urens L., Kleine Brennessel, die in Mitteleuropa besonders in Gärten vorkommt, wird nur ca. 50 cm hoch und besitzt einhäusige Blüten.

Droge: Herba (Folia) Urticae, Urticae herba (folium), Brennesselkraut (Blätter).

Wirkstoffhaltige Pflanzenteile: Blätter mit Brennhaaren. Bei Berührung der Brennhaare bricht das verkieselte Köpfchen ab. Es bleibt eine scharfkantige Spitze stehen, die in die Haut eindringt und durch Kapillarwirkung ihren Inhalt entleert.

Hauptwirkstoffe: Neben Spuren von Ameisensäure findet sich im Sekret der Brennhaare Histamin, Acetylcholin, Serotonin sowie eine N-freie, amorphe, saure Substanz, als eigentlicher Nesselgiftstoff, deren Struktur noch unbekannt ist. Schon 0,1γ ist wirksam.

In den getrockneten Wurzeln (Urticae radix) ca. 0,002-0,01 % Scopoletin. In den übrigen Teilen der beiden Urtica-Arten dürfte der Gehalt niedriger liegen.

 

Wirkungen auf die Haut/Schleimhaut: Nach Berührung mit der Haut Erythembildung mit Urticaria und unter Umständen Blasenerzeugung. Es ist ein Fall bekannt, bei dem ein Kind durch Misshandlung mit Brennesseln starb.

Bei Einnahme der frischen Pflanze wie auch der Extrakte kann Reizung des Magens, Brennen an der Haut, Dermatitis und Nierenschädigung die Folge sein. Junge Pflanzen im gekochten Zustand können unbedenklich genossen werden. Allergien wurden nur selten beobachtet.

Die Pollen der Brennessel gehören aber zu den Erregern des im Sommer auftretenden Heuschnupfens.

Urtica urens zeigt die gleiche Wirkung, jedoch stärker.

Anwendungen in der Homöopathie: D2-D6 bei urticariellen Exanthemen, Verbrennungen 1. Grades; Tabl. 0,025 g bei Schweißdrüsenentzündungen.

Gefährlichkeitsgrad: Wenig giftig (+), Hautreizend, Pollen allergen.

Vorschriften: Urtica dioica und Urtica urens: Monographien der Kommission D. Urticae radix, Urticae herba, Urticae folium: Monographien der Kommission E.

Literatur:

D 9           DHU (Deutsche Homöopathie-Union): Homöopathisches Repetitorium. Karlsruhe, 1992

 

 

F 14          Frohne, D.: Vaccinium myrtillus - Die Heidelbeere. Ztschr. f. Phytother. 11, 209-213, 1990

 

 

G 4           Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12         Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 18         Hapke, H.J.: Toxikologie für Veterinärmediziner. 408 S., Enke Verl., Stuttgart, 1975

 

 

K 37         Kremer, B.P.: Nur nicht in die Nesseln setzen. Kosmos 6, 42-49, 1984

 

 

L 10          Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 2           Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

M 3           Madaus, G.: Rezeptiertaschenbuch, 8. Aufl., Verlag Dr. Madaus & Co., Radebeul, 1940

 

 

M 27         Mezger, J.: Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre. 2. Ausgabe, Karl F. Haug Verlag, Saulgau, 1951

 

 

S 11         Schilcher, H., Effenberger, St.: Scopoletin und b-Sitosterol - zwei geeignete Leitsubstanzen für Urticae radix. Dtsch. Apoth. Ztg. 126, 79-81, 1986

 

 

W 13        Wichtl, M.: Teedrogen. 2. Aufl., 568 S., Wissensch. Verl., Stuttgart, 1989

 

Therapie:  16, 18

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Hautkontakt: Mit Wasser und Seife abwaschen.

 


 

 

Vaccinium uliginosum L.

 

Rauschbeere, Trunkelbeere, Moosbeere. E: Bog bilberry, Bog whortleberry. F: Airelle uligineuse. I: Mirtillo falso. NL: Rijsbes.

 

 

EDV-Code: VACUL.

Familie: Ericaceae, Heidekrautgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Zirkumpolar; Hoch- und Zwischenmoore der Ebene und der Gebirge.

Beschreibung: Bis 80 cm hoher Strauch, sommergrün. Blätter verkehrt-eiförmig, ganzrandig, kurz gestielt. Blüten weiß bis rötlich, krugförmig, hängend, traubig. Beere kugelig, 7-10 mm, blaubereift.

Blütezeit: Juni-Juli; Früchte: Herbst.

Kann mit Heidelbeeren (Vaccinium myrtillus L.) verwechselt werden. Heidelbeeren mit rotem Saft, Rauschbeeren mit farblosem Saft.

Giftige Pflanzenteile: Beeren.

Hauptwirkstoffe: In den Beeren unbekannter Wirkstoff, in den Blättern Hyperosid, Ursolsäure, a-Amyrin, Friedelin, Ý Oleanolsäure, (+)-Catechin und organische Säuren.

Vergiftungserscheinungen: Rauschartige Erregung, Erbrechen, Pupillenerweiterung, Schwindelgefühl wurden gelegentlich nach Verzehr von Früchten beobachtet. Intoxikationen sind wahrscheinlich nur nach Verzehr größerer Mengen möglich. Verantwortlich dafür ist wahrscheinlich ein schmarotzender Pilz (Sclerotina megalospora Wot.).

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Literatur:

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

N 6         Nees, H., Pachaly, P., Zymalkowski, F.: Zur Chemotaxonomie der Ericaceae. Planta medica 24, 320-328, 1973

 

Therapie:  14

 

 

 

 Erste Hilfe:

 

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Bei anhaltenden Beschwerden Arzt aufsuchen.

 


 

 

Veratrum album L.

 

Weißer Germer, Weiße Nieswurz. E: White-flowered veratrum, False hellebore. F: Vératre blanc. I: Veratro bianco, Elabro bianco. NL: Witte nieswortel.

 

 

EDV-Code: VEAAL.

Familie: Liliaceae, Liliengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Eurasien, Pyrenäen, Alpen, Apennin, Nordeuropa bis Finnland; Viehläger, Hochstaudenfluren, Wiesen und Lichtungen.

Beschreibung: 50-150 cm hohe Staude mit beblättertem StengelStängel. Blätter breit eiförmig, ganzrandig, wechselständig (Unterschied zum nichtblühenden gelben Enzian). Blüten in dichter Rispe, grün bis weiß.

Blütezeit: Juni-August.

Droge: Rhizoma (Radix) Veratri albi, Veratri albi rhizoma, Germerwurzel, Weiße Nieswurzel.

Bis 8 cm lang und 3 cm dick, graubraun, fast schwarz, ein- bis dreiköpfig, kugelig oder kegelförmig, geringelt. Geschmack scharf und bitter. Das Pulver reizt zum Niesen (schon 1/50000 g). Medizinische Verwendung findet außerdem das Rhizom der nordamerikanischen Veratrum viride.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze.

Hauptwirkstoffe: Bei den Wirkstoffen handelt es sich um Steroid- oder steroidähnliche Alkaloide. Im Rhizom beträgt der Alkaloidgehalt etwa 1,2-1,6 %, in den Wurzeln 0,6- 1,3 %, in den Blattbasen 0,9-1,5 % und in den Blattspreiten nur 0,1-0,3 %. Als Hauptwirkstoffe sind 3 Ester-Alkaloide, nämlich Protoveratrin A und B und das Germerin zu nennen. In der Droge sind die Alkaloide größtenteils an Chelidon- und Veratrumsäure gebunden und in dem der Endodermis benachbarten Rindenparenchym abgelagert [K 9].

Alkaloidgehalt stark witterungs- und jahreszeitabhängig. Je höher der Standort, desto geringer die Alkaloidmengen.

Vergiftungserscheinungen: Von den genannten Alkaloiden gewann das Protoveratrin (Gemisch aus Protoveratrin A u. B, z.B. in Puroverin „Sandoz” 2/3 A und 1/3 B) eine Bedeutung bei der Behandlung schwerer Hochdruck-Erkrankungen (Hypertonien). Man erzielt hiermit durch Herabsetzung des peripheren Gefäßwiderstandes eine Blutdrucksenkung und eine digitalisähnliche Wirkung an insuffizienten Herzen. Die geringe therapeutische Breite der Veratrumwirkstoffe ist hervorzuheben. Bereits 1-2 g Drogenpulver führen unter Temperaturanstieg zum Tod durch Lähmung des Kreislaufs und der Atmung. Bei äußerlicher Anwendung werden die Veratrumalkaloide auch von der unverletzten Haut leicht resorbiert. Nach einer anfänglichen Steigerung der Erregbarkeit (Jucken, Brennen, Niesreiz) kommt es zu einer völligen Anästhesie (Anästhesia dolorosa). Gelegentlich macht man bei der Behandlung der Trigeminusneuralgie hiervon Gebrauch. Ebenfalls auf die Hauptalkaloide ist die starke antiparasitäre Wirkung (Tinktur, Veratrumessig) zurückzuführen. Man verwendet die Auszüge in gleicher Weise wie Sabadillessig zur Ungezieferbekämpfung bei Haustieren [K 9].

In neuerer Zeit gingen Intoxikationssymptome von einem Niespulverpräparat aus (gelbe Flasche mit schwarzem Deckel, Aufschrift 3 G 1470), das Veratrin, Helleborus-Glykoside und Cortex Quillaiae enthielt.

Ein 13 jähriger Junge sammelte in Oberbayern Blätter von Veratrum album, trocknete sie und rauchte sie als „Tabak” in einer Pfeife. Er bekam daraufhin starken Durchfall, der über eine Woche anhielt. Auch bestand über einen längeren Zeitraum eine Magen- und Darmüberempfindlichkeit mit plötzlich einsetzenden Durchfällen.

Zwei junge Männer wurden mit erheblichen Vergiftungserscheinungen (Herzrhythmusstörungen, Schock) im Herbst 1985 in ein oberbayerisches Krankenhaus eingeliefert. Man konnte sich die Ursache nicht erklären, da der eine nur behauptete, mit Enzianwurzel einen „Schnaps” hergestellt zu haben. Eine Untersuchung des „Schnapses” ergab, dass Wurzelteile in eine handelsübliche Schnapsart eingelegt worden waren. Auf Anraten des Tox-Centers wurde auf eine Veratrum-Vergiftung die Therapie ausgerichtet. Tatsächlich konnte später bewiesen werden, dass an Stelle von Enzian- Germerwurzeln verwendet worden waren (eig. Beob.).

Die Pflanze wird weitgehend von Weidetieren gemieden. Bei Aufnahme können Durchfall, langsame Atmung, Kolik, Krämpfe und Lähmungen auftreten, im Extremfall der Tod.

Tödliche Vergiftungen von Pferden, Rindern und Schafen kamen nach Verfütterung von veratrumhaltigem Heu vor [T 19].

Toxische Mengen des frischen Rhizoms für Pferde und Wiederkäuer 1 g/kg, für Hunde 0,1 g/kg, für Schweine 15 g/kg Körpergewicht [H 18].

Anwendungen in der Homöopathie: D3-D6 bei akutem Brechdurchfall, Ruhr, Paratyphus, bei Kreislaufschwäche mit Kollapszuständen; Teep D4 bei chronisch kalten Füßen.

Gefährlichkeitsgrad: Stark giftig ++

Vorschriften: Veratrum album: Monographie der Kommission D.

REACH Anhang XVII: Pulver aus der Wurzel der weißen Nieswurz (Veratrum album) und des schwarzen Germer (Veratrum nigrum) dürfen nicht verwendet werden in Scherzartikeln oder Gemischen oder Erzeugnissen, die dazu bestimmt sind, als solche verwendet zu werden, beispielsweise als Bestandteil von Niespulver und Stinkbomben.

Bedarfsgegenständeverordnung, Anlage 1 zu § 3: Pulver aus der Wurzel der weißen Germer (Veratrum album) – weißer Nieswurz darf beim Herstellen oder Behandeln von Niespulver nicht verwendet werden.

Kosmetikverordnung, Anlage 1, Nr. 333: Alle Arten von Veratrum und ihre Gemische dürfen beim Herstellen oder Behandeln von kosmetischen Mitteln nicht verwendet werden.

Spielwaren- und Scherzartikelverordnung Anlage (zu §1, Abs.1): Pulver aus der Wurzel des Weißen Germers (Veratrum album), des Schwarzen Germers (Veratrum nigrum) und des Bärenfußes (Veratrum viride) sind verbotene Stoffe im Niespulver.

Kosmetikverordnung v. 19.6.1985, verbotene Stoffe der Anlage1: alle Arten von Veratrum und ihre Zubereitungen.

Literatur:

B 36        Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

D 9          DHU (Deutsche Homöopathie-Union): Homöopathisches Repetitorium. Karlsruhe, 1992

 

 

F 15         Frohne, D.: Sind pflanzliche Arzneimittel unschädlich. Dtsch. Apoth. Ztg. 130(34), 1861-1871, 1990

 

 

F 16         Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4          Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 13        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. Bd.3 Gifte, Hrsg.: H.U. Wolf, 5. Aufl., Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, 1992

 

 

H 18        Hapke, H.J.: Toxikologie für Veterinärmediziner. 408 S., Enke Verl., Stuttgart, 1975

 

 

K 9          Karsten, G., Weber, U., Stahl, E.: Lehrbuch der Pharmakognosie. 642 S., 9. Aufl., G. Fischer Verlag, Stuttgart, 1962

 

 

L 10         Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 3          Madaus, G.: Rezeptiertaschenbuch, 8. Aufl., Verlag Dr. Madaus & Co., Radebeul, 1940

 

 

M 27        Mezger, J.: Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre. 2. Ausgabe, Karl F. Haug Verlag, Saulgau, 1951

 

 

T 17         Tetzner, M., Oberdisse, U.: Intoxikation nach Schnupfen von Niespulver. Pädiat. Prax. 28, 267-268, 1983

 

Therapie:  14

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

 


 

 

Veratrum nigrum L.

 

Schwarzer Germer. E: Black false hellebore. F: Vératre noir. I: Elabro nero.

 

 

Familie: Liliaceae, Liliengewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Südalpen, Balkan, Nordasien; Bergwälder, Holzschläge, Bergwiesen.

Beschreibung: 60-100 cm hohe, ausdauernde Pflanze. Blätter breitelliptisch bis lanzettlich, nervig gerippt. Blüten klein, bis 1 cm Durchmesser, schwarzpurpurn, gestielt, in einfachen Trauben. Samenkapsel kahl.

Blütezeit: Juli-August.

- Giftwirkung etc. Veratrum album L.

Gefährdungsgrad: Stark giftig ++

Therapie:  14

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Kohlegabe. Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

 


 

 

Viburnum lantana L.

 

Wolliger Schneeball. E: Wayfaring-tree. F: Viorne lantane. I: Viburno lantana. NL: Wollige Sneeuwbal.

 

 

EDV-Code: VIBLA.

Familie: Caprifoliaceae, Geißblattgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, Kleinasien. In Mitteleuropa im Süden, fehlt im Norden; Waldränder, Holzschläge, Abhänge.

Beschreibung: Buschiger Strauch, bis 3 m hoch. Blätter eiförmig, kurzgestielt, gegenständig. Blüten schmutzigweiß, glockig, in schirmförmigen, bis 10 cm breiten Trugdolden. Steinbeeren, zuletzt glänzendschwarz.

Blütezeit: April-Mai.

Früchte: September-Oktober.

- Giftwirkung etc. Viburnum opulus. Nach Weilemann werden die Beeren vorwiegend von Ein- bis Dreijährigen aufgenommen. Es treten überwiegend Magen- und Darmbeschwerden auf, sie verlaufen harmlos und sind nur in Ausnahmefällen zu behandeln, vor allem wenn mehr als eine Handvoll Beeren gegessen wurde.

Gefährdungsgrad: wenig giftig (+)

Therapie:  16

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken von bis zu 10 Beeren: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Bei größeren Mengen Kohlegabe. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

 


 

 

Viburnum opulus L.

 

Gemeiner Schneeball. E: Water elder, Guelder rose. F: Viorne obier. I: Sambuco aquatico, Oppio.

 

 

EDV-Code: VIBOP.

Familie: Caprifoliaceae, Geißblattgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, West- und Nordasien. In Mitteleuropa verbreitet; Auwälder, Waldränder, Bachufer.

Beschreibung: 2-4 m hoher Strauch. Blätter gestielt, 3-5 lappig. Blüten in ebensträußigen, endständigen Trugdolden, äußere Blüten groß, weiß, steril, innere klein, fruchtbar; Gartenformen (var. roseum) mit kugeligem Blütenstand und sterilen Blüten.

Blütezeit: Mai-Juni.

Früchte: September.

Viburnum-Arten sind alle giftig, vor allem die Früchte [E 12].

Droge: Cortex Viburni opuli, Viburni opuli cortex, Schneeballbaumrinde.

Der Geschmack ist adstringierend und bitter.

Verwechslung oder Verfälschung mit Cortex Viburni prunifolii, der nordamerikanischen Viburnum prunifolium L., ist möglich [H 12].

Ein Extrakt von Viburnum prunifolium soll bei Tieren ohne vorübergehende Erregung dämpfend bzw. lähmend auf die Zentren der willkürlichen Bewegung, auf die Reflexzentren und die sensiblen Nervenendigungen wirken. Als tödliche Dosis werden 5-7 g des trockenen Extraktes, subkutan injiziert, bezeichnet. Der Tod erfolgt durch Herzstillstand [H 12].

Giftige Pflanzenteile: Rinde, Blätter (Beeren?).

Hauptwirkstoffe: In der Rinde Viburnin, ein harzartiger Bitterstoff, ferner a- und b-Amyrin, Oxalate, es fehlen jedoch exakte Inhaltsangaben.

Nach neueren Angaben 10 Glykoside mit den Hauptglykosiden Astralagin und Paenosid.

Vergiftungserscheinungen: Die Beeren sind nach neueren Angaben nicht giftig. In größeren Mengen oder unreif gegessen rufen sie Erbrechen und Durchfall hervor.

Übelkeit, Bewusstseinstrübungen, Erbrechen, Durchfall, Erregung, Herzrhythmusstörungen, Krämpfe, Atemnot, Nierenschädigung, Blut im Urin, Entzündung der Verdauungsorgane.

Anwendungen in der Homöopathie: D1-D3 bei Dysmenorrhöe und drohendem Abort; Uteruskrämpfen.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Viburnum opulus: Monographie der Kommission D.

Literatur:

B 36        Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

D 9          DHU (Deutsche Homöopathie-Union): Homöopathisches Repetitorium. Karlsruhe, 1992

 

 

F 16         Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4          Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

G 32        Gugenhan, E.: Giftiger Schneeball. Kosmos 6, 24, 1985

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

J 5           Jaspersen-Schib, R.: Giftpflanzen aktuell - Herbst. Dtsch. Apoth. Ztg., 124, 2321-2327, 1984

 

 

L 10         Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 2          Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

M 27        Mezger, J.: Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre. 2. Ausgabe, Karl F. Haug Verlag, Saulgau, 1951

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

S 6          Schilcher, B.: Giftpflanzenberatung besonders gefragt zur Fruchtreifezeit. PZ 44, 9-16, 1988

 

 

S 34        Schurz, J.: Schneeball und Pfaffenhütchen. Kosmos 6, 257-258, 1972

 

Therapie:  14

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken von bis zu 10 Beeren: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Bei größeren Mengen Kohlegabe. Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

 


 

 

Vicia faba L.

 

(Faba bona Medik., Faba vulgaris Moench)

Ackerbohne, Puffbohne, Saubohne, Dicke Bohne. E: Broad bean. F: Fève de marais. I: Favetta. NL: Duiveboon.

 

 

EDV-Code: VICFX.

Familie: Fabaceae, Schmetterlingsblütler.

Verbreitung, Vorkommen: Weltweit als Nutzflanze angebaut, nur als Kulturpflanze bekannt. Gedeiht besonders gut auf tiefgründigen Lehmböden.

Beschreibung: 50-100 cm hohe, einjährige, kräftige, aufrechte Pflanze. Blätter fleischig, blaugrün, 3-10 cm lang, mit krautiger Stachelspitze, 1-3 paarig gefiedert. Blüten weiß, seltener rot; Flügel mit schwarzem Fleck; Fahnen bräunlich oder violett geadert, 2-3 cm lang. Blütenstände kurz gestielt, in mehrblütigen Trauben. Hülsen bis 12 cm lang, dick, aufrecht oder hängend, sammetartig-kurzhaarig, mit 3-7 rundlich-ovalen Samen.

Blütezeit: Juni-Juli.

Giftige Pflanzenteile: Rohe und gekochte Bohnen, Blütenstaub.

Hauptwirkstoffe: In den Samen die Glykoside Vicin (0,6-0,8 %), Convicin (0,1- 0,3 %) und als Begleitstoffe Lectine und L-Dopa [T 19].

Vergiftungserscheinungen: Nach dem Einatmen des Blütenstaubes und nach dem Verzehr von rohen und gekochten Saubohnen kann es zum Krankheitsbild des Favismus kommen. Allergische Vorgänge sind dabei nicht ausgeschlossen, da nach dem Einatmen des Blütenstaubes die Krankheit oft schwerwiegender verläuft. Häufiger tritt der Favismus im östlichen Mittelmeer und bei amerikanischen Schwarzen auf, der auf einem erblich bedingtem Glucose-6-phosphat-dehydrogenase-Mangel zurückzuführen ist.

5 bis 48 h nach dem Essen kommt es zu Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen und Schwindelgefühl. Diese leichten Symtome verschwinden nach einigen Tagen. In schweren Fällen entsteht eine akute hämolytische Anämie mit Fieber, Milz- und Leberschwellung, Ikterus, Hämoglobinurie, Oligurie und Anurie. Die Mortalität bei dieser Schädigung beträgt 7 % [H 13].

Vergiftungserscheinungen durch Vicia-Arten kommen besonders bei Pferden, Rindern, Schweinen und Kühen vor. Das Krankheitsbild bei Pferden zeigt sich in einer schweren Leberdegeneration mit Kolikerscheinungen. Auf eine ausschließliche Verfütterung von Wicken soll darum verzichtet werden.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +.

Literatur:

F 16          Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

H 13         Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. Bd.3 Gifte, Hrsg.: H.U. Wolf, 5. Aufl., Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, 1992

 

 

H 18         Hapke, H.J.: Toxikologie für Veterinärmediziner. 408 S., Enke Verl., Stuttgart, 1975

 

 

T 19          Teuscher, E., Lindequist, U.: Biogene Gifte: Biologie, Chemie, Pharmakologie. 598 Seiten, G. Fischer Verlag, Stuttgart, 1987

 

 

W 27        Wirth, W., Gloxhuber, C.: Toxikologie für Ärzte, Naturwissenschaftler und Apotheker. 4. Aufl., G. Thieme Verlag, Stuttgart, New York, 1985

 

Therapie: 14

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.  Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

 


 

 

 

Vinca minor L.

 

Kleines Immergrün. E: Common periwinkle. F: Petite pervenche. I: Pervinca minore.

 

 

EDV-Code: VINMI.

Familie: Apocynaceae, Hundsgiftgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Süd- und Mitteleuropa; lichte Wälder, Gebüsche, bodendeckender Schmuck in Gärten und auf Gräbern.

Beschreibung: Am Boden kriechender Zwergstrauch, bis 60 cm lang, mit aufrechtem, blütentragendem StengelStängel. Blätter immergrün, lederartig, oval, gegenständig oder quirlig. Blüten hellblau, 5 blättrig, langröhrig.

Blütezeit: April-Mai.

Eine ähnliche und bei uns als Zierpflanze anzutreffende Art ist Vinca major L. (Heimat: Südeuropa).

Droge: Auszug aus der Monographie der Kommission E: Vincae minoris herba (Immergrünkraut)

Risiken: Im Tierversuch führt die Verabreichung von Immergrünkraut zu Blutbildveränderungen wie Leukozytopenie, Lymphozytopenie, Erniederung des α1-, α2- und γ-Globulin-Spiegels, vermutlich infolge einer immunsuppressiven Wirkung.

Der Vincamingehalt der Droge ist gering und starken Schwankungen unterworfen.

Für die Therapie steht Vincamin als Reinsubstanz zur Verfügung.

Giftige Pflanzenteile: Das ganze Kraut mit Wurzeln.

Hauptwirkstoffe: Alkaloidgehalt 0,15- 0,95 % (ca. 60 meist monomere Indol-Alkaloide), Vincamin, (-)-Eburnamenin, (-)-Eburnamin und andere.

Erhöhter Vincamin-, Vincin-, Vincamin- und Vinciningehalt trat in den Sprossen (bes. in jungen) von Pflanzen auf, die mit Tryptophan, Anthranilsäure und Lysin behandelt wurden.

Vergiftungserscheinungen: Aufgrund des Hauptalkaloids Vincamin ist mit einer starken Blutdrucksenkung, u.U. auch mit Herz-, Kreislauf- und Atembeschwerden zu rechnen. Als Nebenwirkungen wurden vereinzelt gastrointestinale Störungen und vorübergehende Rötung der Haut beobachtet.

Die Gesamtalkaloide besitzen ein LD50 von 24 mg/kg Maus.

Anwendungen: Vincamin wurde in den letzten Jahren wegen seiner blutdrucksenkenden und sedierenden Effekte in der Geriatrie verwendet. Der in Vinca minor enthaltenene Wirkstoff Vincamin wird  wegen seiner blutdrucksenkenden und sedierenden Effekte in der Geriatrie verwendet.  Die Zulassung für alle immergrünhaltigen Präparate wurde 1987 widerrufen, da deren Wirksamkeit nicht ausreichend belegt ist und nicht nahcgewiesen ist, dass ausreichende Plasmaspiegel an Vincamin mit der Droge und Drogenzubereitungen erreicht werden. Zudem konnte der Verdacht einer Blutbildveränderung durch Untersuchungen am Menschen nicht ausgeräumt werden  (BGA-Mitteilung, Ges. pol. Umsch., 211, 1987).

 

Anwendung in der Homöopathie: D1-D6 gegen nässende Ekzeme.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Vinca minor: Monographie der Kommission D.

Vincae minoris herba: Monographie der Kommission E.

Das BGA hat 1987 die Zulassung für 27 immergrünhaltige Fertigarzneimittel von 20 Pharmazeutischen Unternehmen mit sofortiger Wirkung verboten.

Da die Wirksamkeit von Immergrünkraut und Immergrünkrautzubereitungen nicht ausreichend belegt ist, ausreichende Plasmaspiegel an Vincamin mit der Droge und Drogenzubereitungen nicht erreicht werden und der Verdacht einer Blutbildveränderung durch Untersuchungen am Menschen nicht ausgeräumt wurde, ist die therapeutische Anwendung der Droge und ihrer Zubereitungen nicht vertretbar. (BGA-Mitteilung, Ges. pol. Umsch., 211, 1987)

Literatur:

B 21        Böjthe-Horváth, K., Varga-Balázs, M., Clauder, O.: Über die Biogenese der Vinca minor Alkaloide mit Pyridocanthingerüst. Planta medica 17, 328-337, 1969

 

 

B 23        Born, Ch.: In Wald und Garten: Das Immergrün. PTA heute 3(4), 102, 1989

 

 

B 36        Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

C 18        Czygan, F.-C.: Vinca minor - Kleines Immergrün. Ztschr. f. Phytother. 6, 59-60, 1985

 

 

C 20        Czygan, F.C.: 2000 Jahre Vinca minor - Kleines Immergrün. Dtsch. Apoth. Ztg. 127(46), 2376-2380, 1987

 

 

F 15         Frohne, D.: Sind pflanzliche Arzneimittel unschädlich. Dtsch. Apoth. Ztg. 130(34), 1861-1871, 1990

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

M 27        Mezger, J.: Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre. 2. Ausgabe, Karl F. Haug Verlag, Saulgau, 1951

 

Therapie:  14

 

Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

 


 

Vincetoxicum hirundinaria Medikus

 

[Vincetoxicum officinale Moench., Cynanchum vincetoxicum (L.) Pers.]

Schwalbenwurz. E: Swallows wort. F: Dompte venin. I: Vincetossico comune. NL: Engbloem.

 

 

EDV-Code: CYKVI.

Familie: Asclepiadaceae, Schwalbenwurzgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, Westasien, Nordafrika. In Mitteleuropa verbreitet; trockene Wälder, Abhänge, Gebüsch.

Beschreibung: Ausdauernde, bis 1,20 m hohe Pflanze. Blätter herz-eiförmig zugespitzt, kreuzgegenständig. Blüten gelblich-weiß, 5 spaltig, in blattachselständigen, gestielten Trugdolden. Balgfrucht kegelförmig. Samen mit Haarschopf.

Blütezeit: Mai-August.

Droge: Rhizoma Vincetoxici, Vincetoxici rhizoma, Schwalbenwurzel.

Der bis 1 cm dicke Wurzelstock mit Nebenwurzeln.

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile, besonders die unterirdischen.

Hauptwirkstoffe: Vincetoxin, ein Glykosidgemisch, das in den Wurzeln zu 1-1,5 %, in den Samen zu 0,7 % enthalten ist.

Alkaloid A, B u. C

A: R=OCH3, R'=H

B: R=R'=OCH3

C: R=OH; R'=H

 

 

Tylophorin (Alkaloid B) 2,3,6-Trimethoxy-

9,11,12,13,13 a,14-hexahydro-dibenzo-[f,h]-pyrrolo[1,2-b]-isochinolin (Alkaloid A), dessen 14-Hydroxyderivat und 2,3-Dimethoxy-6-hydroxy-9, 11, 12, 13, 13 a, 14-hexahydro-dibenzo[f,h]-pyrrolo[1,2-b]-isochinolin (Alkaloid C) [H 12]. Außerdem a-Amyrin, Friedelin, Sinapinsäure, Chloro-gensäure. Im Kraut β-Sitosterin und 2 Triterpene.

Vergiftungserscheinungen: Speichelfluss, Erbrechen, Diarrhöe, kurzdauernde zentrale Erregung, auch Krämpfe. Letale Dosen bewirken zentrale Lähmung, vor allem Atemlähmung, außerdem Herz- und Skelettmuskulaturlähmung.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Vincetoxicum hirundinaria: Monographie der Kommission D.

Das DAB 10 schreibt eine Prüfung von Primulae radix auf eine Beimengung der ähnlichen Vincetoxici rhizoma vor.

Literatur:

B 36       Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

F 2         Fehlhaber, H.-W. et al.: Spektroskopische Identifizierung von C/6 und C/7 in Cynanchum vincetoxicum. Planta medica 17, 40-41, 1969

 

 

F 16        Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4         Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 25       Háznagy, A., Toth, L.: Beitrag zu den Untersuchungen der Inhaltsstoffe von Cynanchium vincetoxicum. Planta medica 15, 194-199; 17, 35-39, 1967

 

 

L 10        Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 2         Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

T 18        Tóth, L., Háznagy, A., Makay, Zs.: Beitrag zu den Untersuchungen der Inhaltstoffe von Cynanchum vincetoxicum. Planta medica 17, 35-39, 1969

 

Therapie:

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen.

Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

Magenspülung in Extremfällen

Intensivtherapie mit Beatmung und Monitorkontrolle

 

 


 

 

   

Viscum album L.

 

Mistel. E: Mistletoe. F: Gui. I: Vischio comune. NL: Maretak.

 

 

EDV-Code: VISAL.

Familie: Loranthaceae, Mistelgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Europa, Nordasien. In Mitteleuropa zerstreut; auf Laub- und Nadelbäumen (in 3 Subspecies).

Beschreibung: Schmarotzender, immergrüner Strauch, bis 1 m Durchmesser. Blätter lederig, lanzettlich, spatelig. Blüten zweihäusig, unscheinbar, gelblichgrün, in Trugdolden. Beeren weiß, Fruchtfleisch klebrig.

Blütezeit: März-Mai.

Früchte: Winter (Weihnachtszeit).

Droge: Herba (Stipites) Visci, Visci herba, Mistelkraut.

Die getrockneten, jüngeren Zweige (Erg. B.6). Geruch eigenartig, Geschmack bitter.

Auszug aus der Monographie der Kommission E:

Gegenanzeigen: Eiweiß-Überempfindlichkeit, chronisch-progrediente Infektionen (z.B. Tbc).

Nebenwirkungen: Schüttelfrost, hohes Fieber, Kopfschmerzen, pektanginöse Beschwerden, orthostatische Kreislaufstörungen und allergische Reaktionen.

Wirkstoffhaltige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze.

Hauptwirkstoffe: Viscotoxine (Polypeptide aus 46 Aminosäuren), in den Beeren sollen Viscotoxine vorhanden sein, in den Blättern und Zweigen b-Amyrin, Lupeol, Oleanolsäure und zahlreiche weitere Stoffe.

Nach neueren Untersuchungen wurden 3 Lektine nachgewiesen, 2 davon sind physikalisch und chemisch näher charakterisiert, außerdem cardio-aktive Verbindungen, die zu der Klasse der Phenylpropane und Lignane gehören.

Der höchste Gehalt an Lektinen wurde im Winter in Blütenknospen und Früchten festgestellt; die Werte in Zweigen stiegen im Herbst und Winter nur wenig, während sie sich in Blättern erheblich erhöhten [S 73].

Die Inhaltsstoffe sind von der Wirtspflanze abhängig. Subspezies der Misteln scheinen in bezug auf die Wirtspflanze artspezifisch zu sein.

Am giftigsten sind Misteln von Ahorn, Linde, Walnuss, Pappel und Robinie, am wenigsten giftig vom Apfelbaum.

Pharmakologische Wirkung: Blutdrucksenkende Wirkung. Erweiterung der Arteriolen und Kapillaren durch direkte Beeinflussung. Extrakt: schwächt in mittleren und großen Dosen die Atmung. Beeren: emetische, purgierende Wirkung, verursachen heftigen Durst, Tenesmus, blutigen Stuhl, Konvulsionen und u.U. sogar den Tod kleiner Kinder. Extrakt: selten Magenstörungen, Koliken und manchmal transitorische Urinretention.

Nach Weilemann werden die Beeren im Winter vorwiegend von Ein- bis Vierjährigen aufgenommen. Die beobachteten Beschwerden sind Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfall. Sie verlaufen harmlos und müssen nur in Ausnahmefällen behandelt werden.

Als Glücksbringer in der Weihnachts- und Neujahrszeit ist die Mistel mit ihren weißen, kugeligen Beeren sehr verlockend für Kinder.

Obwohl nach Auskunft der Tox-Zentren in den meisten Fällen die Einnahme von wenigen Beeren symptomlos verlief, traten bei Einnahme von mehreren Beeren immer wieder gastrointestinale Symptome bei 2-3 jährigen Kindern auf. Auch ein Hund musste nach dem Fressen von Blättern mehrmals erbrechen.

Mistelzweige sollten daher immer für Kinder und Tiere unerreichbar gehängt oder aufgestellt werden [J 12].

Viscotoxine wirken ähnlich wie Bienengift. Nach intrakutaner Injektion kommt es an der Injektionsstelle, je nach Dosis, zur Quaddelbildung bis Nekrose. Viscotoxine und Lectine besitzen zytotoxische Eigenschaften.

Beobachtet wurde eine Abhängigkeit der Wirkungsintensität von der jeweiligen Wirtspflanze.

Anwendungen: Impftumore bei Mäusen ließen sich durch peri- und intratumorale Applikation von Viscum-Extrakten günstig beeinflussen.

Anwendungen in der Homöopathie: D2 bei Gebärmutterblutungen; D4-D10 bei arteriosklerotischer und essentieller Hypertonie; Carcinome, besonders Cancroide.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig+ oder wenig giftig (+)

Vorschriften: Visci albi herba: Monographie der Kommission E.

Viscum album: Monographie der Kommission D.

Literatur:

B 11        Becker, H.: Die Mistel (Tagungsbericht). Dtsch. Apoth. Ztg. 126(23), 1229-1232, 1986

 

 

B 12        Becker, H.: Die Mistel - neue Forschungsergebnisse. Ztschr. f. Phytother. 7, 145-148, 1986

 

 

B 36        Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

D 9          DHU (Deutsche Homöopathie-Union): Homöopathisches Repetitorium. Karlsruhe, 1992

 

 

F 16         Frohne, D., Pfänder, H.J.: Giftpflanzen. 344 S., 3. Aufl., Wissenschaftl. Verlagsges., Stuttgart, 1987

 

 

G 4          Geßner, O.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 582 S., 3. Aufl., C. Winter-Verlag, Heidelberg, 1974

 

 

H 8          Hänsel, R.: Immunstimulantien. Dtsch. Apoth. Ztg. 125(4), 155-161, 1985

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

H 16        Hamalcik, P.: Baptisia. Biol. Med. 6, 306-307, 1986

 

 

J 12         Jaspersen-Schib, R.: Giftpflanzen als Weihnachtsschmuck. Dtsch. Apoth. Ztg. 130, 2766-2772, 1990

 

 

L 10         Liebenow, H., Liebenow, K.: Giftpflanzen. 248 S., 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1981

 

 

M 2          Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bd. I-III, G. Thieme Verlag, Leipzig, 1938

 

 

M 27        Mezger, J.: Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre. 2. Ausgabe, Karl F. Haug Verlag, Saulgau, 1951

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

S 73        Scheer, R., Scheffler, A., Errnest, M.: Two harvesting times, summer and winter: are they essential for preparing pharmaceuticals from mistletoe (Viscum album). Planta medica 58, A595, 1992

 

 

T 5           Thesen, R.: Phytotherapeutika - nicht immer harmlos. Ztschr. f. Phytother. 9, 105-111, 1988

 

 

W 5         Wagner, H., Feil, B., Bladt, S.: Viscum album - die Mistel. Dtsch. Apoth. Ztg. 124(29), 1429-1432, 1984

 

 

W 6         Wagner, H. et al.: Phenylpropanes and lignans of Viscum album, cardioactive drugs V. Planta medica, 102-104, 1986

 

Therapie:  16, 14

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken vonBeeren: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Keine weitere Therapie. Kohlegabe nach Verschlucken größerer Mengen an Blättern oder Zweigen.

Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

 


 

 

   

Wisteria sinensis (Sims) Sweet

 

Glyzine, Glycinie, Blauregen. E: Chinese wisteria. F: Glycin de Chine. I: Glicine comune. NL: Blauwe regen.

 

 

EDV-Code: WSTSI.

Familie: Fabaceae, Schmetterlingsblütler.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: China; in Mitteleuropa an Hauswänden, Mauern und in Anlagen.

Beschreibung: Windender sommergrüner Strauch, 6-12 m lang. Blätter unpaarig gefiedert. Blüten blau oder weiß, in dichten, hängenden Trauben. Hülsen bis 15 cm lang, ledrig, dicht behaart, vielsamig.

Blütezeit: Mai-Juni.

Giftige Pflanzenteile: Wurzel, Zweige, Rinde, Früchte, besonders die Samen.

Hauptwirkstoffe: Wistarin, das ähnlich aber nicht so stark wie das Cytisin des Goldregens wirken soll. Ferner ein giftiges Harz, in den Blättern Allantoinsäure.

Möglicherweise schwankt der Gehalt an Inhaltsstoffen je nach Standort und Jahreszeit stark.

Vergiftungserscheinungen: Magenbeschwerden, Erbrechen, Durchfall, weite Pupillen, manchmal Schlafsucht, Kreislaufstörungen, Kollaps. Schon 2 Samenkörner sollen bei Kindern zu Vergiftungserscheinungen führen.

Aus den Erfahrungen der Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen, Berlin:

2½ 1/2 jähriges Mädchen aß 2 Hülsen; 7 Monate altes Kind 1 Blatt, jeweils ohne Symptomatik [K 40].

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Literatur:

B 36        Buff, W., v.d. Dunk, K.: Giftpflanzen in Natur und Garten, 352 S., Augsburger Druck- und Verlagshaus, Augsburg, 1980

 

 

G 18        Gugenhan, E.: Glyzine - Gift frei Haus, Kosmos 5, 27, 1983

 

 

H 12        Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

K 40        Krienke, E.G., von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U.: Vergiftungen im Kindesalter, 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1986

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

Therapie: 14

 

 

 

 Erste Hilfe:

Nach Verschlucken von 1 – 2 Samen, einiger Blüten oder Blätter: Mund ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Therapie erforderlich. Kohlegabe nach Verschlucken von größeren Blütenmengen.

Bei mehr als 2 Samen, vielen Blütern oder Blättern und kurzer Latenz: Magenentleerung (Ipecac), danach Kohlegabe.

Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

 

 


 

   

Zantedeschia aethiopica (L.) Spreng.

 

(Calla aethiopica L.)

Zimmercalla, Papierblume. E: Common calla lily. F: Zantedesquie éthiopienne. NL: Witte aronskelk.

 

 

EDV-Code: ZNTAE.

Familie: Araceae, Aronstabgewächse.

Verbreitung, Vorkommen: Heimat: Südafrika; Zimmerpflanze.

Beschreibung: Bis 80 cm hohe Pflanze. Blätter pfeilförmig, langgestielt, grundständig. Blüten an einem Kolben, von einem weißen Hochblatt umgeben.

Blütezeit: Januar-Mai.

Giftige Pflanzenteile: Die ganze Pflanze.

Hauptwirkstoffe: Scharfstoffe, etwas Leucocyanidin.

Vergiftungserscheinungen: Nach Angaben der Giftinformationszentrale München aß ein 14 Jahre alter Bub ein 3 cm langes Blatt und verspürte daraufhin ein Brennen im Mund. Encke beschreibt beim Essen eines Rhizoms Übelkeit und Halsschmerzen. Ein anderes Mal wurden ein Blatt und eine Wurzel ohne Symptome vertragen, wie aus Berichten der Giftinformationszentrale Freiburg hervorgeht.

Aus den Erfahrungen der Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen, Berlin:

Ingestiert wurden Blätter, Beeren, StengelStängelteile; in einem Fall trat spontanes Erbrechen auf [K 40].

Wirkungen auf die Haut: Das Rhizom und die Blätter können auf der Haut Blasen erzeugen.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Literatur:

H 12       Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

K 40       Krienke, E.G., von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U.: Vergiftungen im Kindesalter, 2. Aufl., Enke Verlag, Stuttgart, 1986

 

Mxx:         von Mühlendahl, K.E., Oberdisse, U., Bunjes, R., Brockstedt, M.: Vergiftungen im Kindesalter, 4. Aufl., Thieme Verlag Stuttgart, 2003

 

 

Therapie: 16

 

 

 

 

Erste Hilfe:

Nach Verschlucken: Mund gründlich ausspülen und ein Glas Wasser trinken (lassen). Kein Erbrechen auslösen. Nach Verschlucken großer Mengen Kohlegabe.

Sofort Arzt oder Giftinformationszentrum anrufen.

Bei Schleimhautschwellung lokale Steroidanwendung, bei starken Schmerzen im Mundbereich Lokalanästhetikum applizieren.

Nach Augenkontakt: Bei geöffentem Lidspalt mindestens 10 Minuten mit viel Wasser spülen. Bei anhaltender Augenreizung Arzt aufsuchen.

 

 

 

 


 

 

   

Zea mays L.

 

Mais, Welschkorn, Türkischer Weizen. E: Maize, Indian corn. F: Maïs, Blé de Turquie. I: Formentone, Granoturco. NL: Mais.

 

 

EDV-Code: ZEAMX.

Familie: Poaceae, Gräser.

Verbreitung, Vorkommen: Nur als Kulturpflanze bekannt. Heimat ist wahrscheinlich Mexiko.

Beschreibung: Einjährige, bis 2,5 m hohe Pflanze mit markhaltigem StengelStängel. Blätter breit-lanzettlich, hellgrün, bis 12 cm breit und 120 cm lang. Männliche Ährchen 2 blütig, in spiraligen Scheinähren zu einer gipfelständigen Rispe vereinigt; weibliche Blütenstände von Blattscheiden umhüllte Kolben mit herausragenden Griffeln. Früchte in Kolben, verschieden gefärbt.

Blütezeit: Juli-Herbst.

Giftige Pflanzenteile: Maisgriffel.

Droge: Stigmata Maydis, Maydis stigma, Maisgriffel, Maishaare, Maisnarben.

Die vor der Bestäubung gesammelten Griffel der weiblichen Blüten.

Hauptwirkstoffe: In den Narben bis 0,85 % Alkaloide unbekannter Zusammensetzung.

Vergiftungserscheinungen: Die Alkaloide bewirkten nach dem Einatmen Erregungszustände, Delirien, bei längerer Einwirkung Erbrechen, Koliken und Diarrhöe.

In Peru von den Indianern als Rauschmittel geraucht. Vielleicht sind auch Aflatoxine für die Giftigkeit verantwortlich? Reiß [R 27] schreibt: Konidien von Aspergillus flavus keimen besonders gut auf den Narben der weiblichen Maisblüten, wenn diese eine gelbbraune Farbe haben und schon mit Pollen belegt sind. Dieser liefert offenbar die erforderlichen Nährstoffe und ermöglicht dem Pilz eine reiche Konidienbildung. Anschließend wachsen die Hyphen durch den Narbenkanal zu den Samenanlagen.

Gefährlichkeitsgrad: Giftig +

Vorschriften: Stigmata maydis: Monographie der Kommission D.

Literatur:

H 12         Hager: Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., 8 Bde., Hrsg.: P.H. List u. L. Hörhammer, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1967-1980

 

 

R 27         Reiss, J.: Schimmelpilze. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, 1986   Reiss oder Reiß?

 

 

R 36         Roth, L., Frank, H., Kormann, K.: Giftpilze, Pilzgifte, ecomed verlagsges., Landsberg, 328 S., 1990.

 

 

W 13        Wichtl, M.: Teedrogen. 2. Aufl., 568 S., Wissensch. Verl., Stuttgart, 1989

 

Therapie: 16

Bei Drogenabhängigen evtl. Atmungskontrolle, Schockprophylaxe.

 

 

 

 Erste Hilfe:

Beruhigen, Schockprophylaxe.