Gift-Dämpfe in Zähnen nachweisbar

Die Geschichte der Medici, die zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert Kultur und Wirtschaft Italiens bestimmten, ist auch eine Geschichte von Morden und Intrigen. Wissenschaftler wollen nun die tatsächlichen Todesursachen von 49 Angehörigen der florentinischen Herrscherfamilie klären. W WIE WISSEN steigt mit hinab in die Familiengruft und berichtet von einigen überraschenden Ergebnissen.

Florenz, San Lorenzo Basilika. Wissenschaftler öffnen die Familiengruft der Medici. Endlich sollen die vielen rätselhaften Todesfälle in der legendären italienischen Familie aufgeklärt werden.

 

Zum Beispiel der von Francesco de Medici. Der Großherzog soll grausam, despotisch und tyrannisch gewesen sein. Er starb 1587 mit nur 36 Jahren.

 

War es etwa Mord? Ein Hieb durch eine Waffe hätte mit Sicherheit auch die Knochen in Mitleidenschaft gezogen. Aber die gründliche Autopsie lässt keinerlei Spuren äußerer Gewalteinwirkung erkennen. Oder wurde Francesco gar vergiftet? Vielleicht von seinem Bruder, der ihn hasste? Oder hat Francescos zweite Frau einen Giftkuchen gebacken, wie manche vermuten?


Hat sich Francesco etwa selbst vergiftet?

Gino Fornaciari, Paläopathologe an der Universität Pisa und der Leiter des Medici-Projektes, zieht noch eine dritte Möglichkeit in Betracht:

 

"Francesco, der I. war ein großer Alchimist. Er hielt sich ständig in seinem Labor auf und hat vermutlich giftige Dämpfe eingeatmet. Vielleicht hat er sich selbst vergiftet."

 

Wie aber wollen die Paläo-Pathologen 500 Jahre später Gift in einem Skelett nachweisen?

 

Haare und Fingernägel, in denen sich Gift normalerweise ablagert, sind längst verwest.

 

Die Wissenschaftler ziehen dem Großherzog einen Zahn. Gino Fornaciari erklärt:

 

"Im Inneren des Zahnes, der so genannten Pulpa, kann sich das Gift ebenfalls ablagern und immer da, wo wir keine anderen Weichteile mehr haben, versuchen wir die Ablagerungen in der Zahnwurzel nachzuweisen.

 

Durch komplizierte Untersuchungen im Labor kann das Gift dann nachgewiesen werden. Wir können sogar nachweisen, an welchem Gift unser Großherzog gestorben ist."

 

Die genaue Analyse wird mehrere Monate dauern.

Quelle: http://www.daserste.de

Datum: 2005

 

bzw. direkter Link:

http://www.daserste.de/wwiewissen/thema_dyn~id,tskhkr221421cmcy~cm.asp