Viele Importcontainer werden zum Schutz vor
Schädlingen mit Giftgas behandelt. Die Gifte gefährden nicht nur Hafenarbeiter,
sondern auch die Verbraucher: Viele Waren reichern sich mit den oft
krebserregenden Giftstoffen an und geben diese über längere Zeit frei.
Betroffen sind besonders Textilien, Matratzen (!),
Spielzeug aus Kunststoff, Rattanmöbel und chinesische Lebensmittel wie Reis!
Ein
hoher Anteil von Importcontainern wird zum Schutz vor Schädlingen mit giftigen
Gasen behandelt. Die Gasrückstände in den Containern gefährden Hafenarbeiter
und alle, die mit Containern zu tun haben. Auch Verbraucher können den Gasresten
ausgesetzt sein, wenn sie zu Hause Waren aus begasten Containern auspacken.
Nach
einer noch unveröffentlichten Studie am Institut für Messtechnik an der
Technischen Universität Hamburg-Harburg unter Mitwirkung des Zolls waren im
Hamburger Hafen fünf Prozent der untersuchten Metallcontainer so stark begast,
dass die Luft im Innern Grenz- oder Richtwerte überschritt. In einem Container
war die Konzentration eines Schädlingsbekämpfungsgases so hoch, dass das Gift
Menschen hätte töten können.
Die
häufigsten Giftgase sind Brommethan
und 1,1 Dichlorethan.
Chronisch
sind Schäden an der Leber, Nervenschäden
mit Ausfall des Kurzzeitgedächtnisses und krebserzeugende Wirkung zu
befürchten.
Rechnet
man die Ergebnisse der Harburger Forscher hoch, kommen im Hamburger Hafen
jährlich mehr als 250.000 Container an, deren Gaskonzentrationen über den
unbedenklichen Werten liegen. Über 60.000 enthalten sogar Chlorpikrin, auch Grünkreuz genannt, einen Stoff,
der im Ersten Weltkrieg als Kampfgas Tausende Soldaten tötete.
Arbeitsmediziner
berichten von schweren Unfällen, die durch giftige Containergase wie Brommethan
verursacht wurden. Berufsgenossenschaften führen erhebliche Krankheitskosten auf
Gasunfälle zurück. Viele der Begasungsmittel sind krebserregend und können zu
Nervenschäden führen.
Der
Direktor des Zentralinstituts für Arbeitsmedizin in Hamburg, Xaver Baur, warnt
vor Langzeitschäden. Wenn Menschen den Gasen immer wieder ausgesetzt seien,
"geht jedes Mal ein bisschen mehr Hirn kaputt".
Der
Begasungsexperte Wim Veldman, Inspektor beim
niederländischen Umweltministerium hat Waren untersucht, die in begasten
Containern transportiert wurden: Bei 17 Prozent der untersuchten Lebensmittel wie
Reis fand er Mengen von als krebserregend
geltenden Brommethan, die über
dem Grenzwert lagen. Auch Spielzeug, Textilien oder Matratzen hatten das Gas absorbiert und gaben es
teilweise monatelang wieder frei.
http://www.spiegel.de/spiegel/vorab/0,1518,464104,00.html