Gemüse-Gift

 

 Rote Tomaten sind gesund, aber nach Genus unreifer grüner Früchte kann es einem echt dreckig gehen. Viele andere unserer Nahrungspflanzen, z.B. Kartoffeln, Bohnen, Avocados oder Bananen, verfügen ebenfalls über beachtliches Giftpotenzial.

 

Mit Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Bauchweh büßt wer zu viel Solanin zu sich genommen hat. Das Gift der Solanumgewächse findet sich z.B. in hoher Konzentration in beschädigten oder keimenden Kartoffeln sowie in unreifen, grünen Tomaten. Die Vergiftungssymptome treten zwei bis 24 Stunden nach Ingestion des zytotoxisch und hämolytisch wirkenden Gifts auf, in schweren Fällen kann es zu Halluzinationen, Delir und Koma kommen. Die Therapie ist supportiv, die Symptome klingen nach einigen Tagen wieder ab, informieren Dr. GABI EGLI und Kollegen vom Schweizerischen Toxikologischen Informationszentrum.

 

Mit Bananen in die Hochdruckkrise

 

Giftige Lektine nimmt zu sich, wer ungenügend gekochte Gartenbohnen schmaust, die Symptomatik besteht in einer akuten, schweren Gastroenteritis. Nur 20 Minuten Kochen setzt das hitzelabile Lektin außer Gefecht.

 

Zu Hochdruck und Kopfweh führen die vasokonstriktorisch wirkenden Substanzen Dopamin und Tyramin, die nicht nur in Käse, sondern auch z.B. in Bananen und Avocados enthalten sind. Normalerweise verträgt man selbst tyraminreiche Nahrungsmittel gut, da die körpereigene Monoaminoxidase Tyramine rasch abbaut. Nimmt ein Patient jedoch einen unselektiven (irreversiblen) MAO-Hemmer ein, kann er sich mit Bananen durchaus in eine hypertensive Krise essen Therapeutisch kommt hier am besten ein Alpha-Blocker wie Phentolamin zum Einsatz, raten die Kollegen.

 

Auch Blausäure kann man sich mit Lebensmitteln wie Leinsamen zuführen. Bei Aprikose, Pfirsich und Kirsche enthalten die Kerne das Bittermandelgift. In tropischen Regionen kann man sich die ZyanidVergiftung durch Verzehr von Maniok zuziehen. Diese Knolle ist erst nach mehrfachem Wässern genießbar. Zum Glück wird das Zyanid im Körper nur langsam freigesetzt, so dass Betroffene meist mit Übelkeit, Erbrechen, Schwindel und Kopfweh davonkommen.

 

Lebernekrosen vom Frühstückstee?

 

Schwere Zyanid-Intoxikationen äußern sich u.a. in metabolischer Azidose Koma oder Krämpfen. Therapeutisch kommen hier Natriumthiosulfat, Hydroxocobalamin und Methämoglobin-Bildner zum Einsatz. Chronische Zyanidvergiftung führt u.a. zu endemischem Kropf, Kretinismus und ataktischer Neuropathie.

 

Schließlich kann man sich auch noch mit Kräutertee vergiften. Mehrere Hundert Pyrrolizidine wurden in verschiedenen Pflanzen nachgewiesen, darunter Geiskraut, Beinwell und Sonnenwende. Die hepatotoxischen Alkaloide können Leberzellnekrosen auslösen. Ein echtes Gegenmittel gibt es bei allerdings nicht, es bleiben nur die supportive Therapie und der Versuch, die Leberzellen mit N-Acetylcystein zu schützen. CG

 

Quelle: G. Egli et. al., Schweiz Med Forum 2005; 5: 494-499