Durch Folsäure mehr statt weniger Infarkte?:

Homozystein-Hypothese wackelt

 

STOCKHOLM - Eine lang genährte Hypothese zur KHK-Entstehung scheint entkräftet zu sein. Laut einer norwegischen Studie schützt das Senken hoher Homozysteinspiegel durch B-Vitamin und Folsäure keineswegs vor Herzinfarkt und Schlaganfall.

 

In NORVIT (Norwegian Vitamin Trial) waren 3749 Patienten in den ersten sieben Tagen nach Herzinfarkt randomisiert in vier Gruppen unterteilt worden. Diese nahmen zusätzlich zur Standardbehandlung entweder Folsäure (0,8 mg) oder Vitamin B6 (40 mg) oder beides oder Placebo. Mit der Folsäuredosis wurden 0,4 mg Vitamin B12 verabreicht. Nach dreieinhalb Jahren hatte Folsäure, allein und in Kombination, zwar die Homozysteinspiegel um 28 % gesenkt, nicht jedoch die Rate kardiovaskulärer Ereignisse. Ganz im Gegenteil war in der Vitamin-Kombi-Gruppe das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko mit 23 % gegenüber 18 % in der Plazebogruppe sogar leicht erhöht. „Damit ist die Homozystein-Hypothese gestorben", urteilte Studienleiter Dr. KAARE BØNAA aus Tromsø. Homozystein sei wohl nur ein „unschuldiger Marker" des erhöhten kardiovaskulären Risikos, dessen Senkung die Prognose aber nicht bessern könne. Anlass zu Bedenken

sei auch, dass unter der hochdosierten Folsäuregabe neue Krebserkrankungen - allerdings nur tendenziell - häufiger waren. Hochdosierte B-Vitamine sollten also nicht mehr in der KHK-Sekundärprävention eingesetzt werden, so das Resumé der Studienautoren.

 

Auch Fischöl enttäuschte

 

Ebenfalls enttäuschend fielen die Ergebnisse von SOFA (Study on Omega-3-Fatty acids and ventricular Arrhythmia) aus, einer Studie, in der 546 Arrhythmie-Patienten mit  implantiertem Defi entweder täglich 2 g Fischöl oder Placebo nahmen. Es fand sich nach einem Jahr kein signifikanter Unterschied in Bezug auf lebensgefährliche Arrhythmien und Todesfälle. Die Ereignisrate betrug 33 % unter Placebo und 30 % unter Omega-3- Fettsäuren. Zumindest im Trend ein schützender Effekt durch die Fischöl-Kapseln ergab sich für Patienten mit durchgemachtem Infarkt, bös

 

Quelle: Medical Tribune ■ 40. Jahrgang ■ Nr. 37 • 16. September 2005