Fettsenker schmackhaft machen durch Statistikmanipulation

In der Mitte 2004 veröffentlichten Studie wurde Atorvastatin (10 mg täglich) im Vergleich zu Placebo an 2 838 Diabetikern erprobt (Lancet 2004; 364: 685). Vier Jahre lang haben die Forscher "klinische Ereignisse" der Patienten gezählt; dazu gehörten akute Herzbeschwerden, Schlaganfälle und Koronarinterventionen. Unter den 1410 Patienten in der Placebo-Gruppe hatte es 127 Ereignisse gegeben (9,0 Prozent), unter den 1428 Patienten der Atorva-statin-Gruppe waren es 83 (5,8 Prozent). Insgesamt hatte die Therapie also bei etwa 3.2 Prozent (9,0 minus 5,8) der Patienten ein Ereignis "verhindert". Mit anderen Worten: Von 100 Patienten, die vier Jahre lang täglich Atorvastatin geschluckt haben, hatten etwa drei einen Nutzen.

Die Berechnung der "relativen Risikoreduktion" ist durchaus korrekt, denn 5,8 Prozent ist eben um "37 Prozent" kleiner als 9,0 Prozent. Doch dieser Wechsel des Bezugsrahmens - mit dem englischen Begriff "Framing" bezeichnet - sorgt dafür, dass sich die Wahrnehmung des Nutzens der Statintherapie massiv verändert. Zur Manipulation wird die relative Risikoreduktion, wenn nicht ausdrücklich über den Bezugsrahmen aufgeklärt wird - also die realen Ereignisraten genannt werden. Dann erweckt die Angabe von "37 Prozent" den Eindruck, als hätte die Therapie von 100 behandelten Diabetikern 37 einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall erspart - der Nutzen erscheint also zehnfach größer, als er in Wirklichkeit ist. "Das lässt die Statine als Wundermittel erscheinen, die sie keinesfalls sind."

Quelle: Wie "korrekte" Statistiken täuschen können, DÄ 202, 01.04.05