DDR-Wissenschaftler haben 67 Arbeiter untersucht / Bei Überschreiten der Grenzwerte sind Spermiogramme verändert

Fertilitätsstörungen durch Schwermetalle am Arbeitsplatz

 

M a g d e b u r g (klv). Die gesetzlich vorgeschriebenen maximalen Arbeitsplatzkonzentrationen für Blei, Quecksilber und Cadmium sollten nicht nur eingehalten werden, um Berufskrankheiten vorzubeugen, sondern auch, um die männliche Fertilität nicht zu beeinträchtigen. Denn zu lange Expositionen könnten die Spermiogenese irreversibel stören.

 

Kfz-Schlosser, Akkumulatorenbauer und Kühlerklempner sind verstärkt Blei-exponiert, Sprengstoffwerker und Spezialisten für geologische Bohrungen atmen zuviel Quecksilber ein. Karosseriebauer, Heizungsinstallateure und Kfz-Schweißer exponieren sich bei Schweißarbeiten an oberflächenveredelten Werkstücken vermehrt mit Cadmium und Zink.

 

Bei 67 Arbeitern mit erhöhter Blei-, Quecksilber-, Cadmium - oder Zinkexposition haben Professor Dr. H. Donat und seine Mitarbeiter von der Landesfrauenklinik Magdeburg die Blut-, Harn- und Spermakonzentrationen dieser Metalle gemessen (Zent. bl. Gynäkol. 111, 1989, 155). Anschließend wurden die Werte mit jenen von 14 Kontrollpersonen verglichen, die nur den in der Umwelt vorhandenen Mengen ausgesetzt waren. Außerdem wurden die wichtigsten Fertilitätsparameter miteinander verglichen.

 

Mit Ausnahme der Arbeitsplatz-Exposition durch Zink stellten die Wissenschaftler eine signifikante Korrelation zwischen Schadstoffkonzentrationen am Arbeitsplatz und denen im Blut und im Ejakulat fest. Überschreitungen der maximalen Arbeitsplatzkonzentrationen gingen vermehrt mit pathologischen Spermiogrammen einher.

 

Dass sich die erhöhten Blut- und Harnwerte wieder normalisieren, wenn die Arbeitsplatz-Exposition beendet ist, berechtigt nach Ansicht der Mediziner zwar zu der Hoffnung, dass die Fertilitätsstörungen reversibel sind. Bei zu langer Exposition mit Überschreitung toxikologischer Grenzwerte ist nach Ansicht der Ärzte jedoch mit irreversiblen Störungen der Spermiogenese zu rechnen.

 

Quelle: ÄRZTE ZEITUNG / Nr. 82, 8.5.1989