Das
Buch enthält eine Sammlung von relativ kurzen Aufsätzen, die in Form und Inhalt
so unterschiedlich sind, daß wir statt der üblichen Rezension eine
Präsentation bieten, die sich an den Vorgaben des Verlages orientiert.
Den Autor
haben wir vor kurzem bereits vorgestellt (s. Vorsicht Bildschirm!).
Die Intention der nun vorliegenden 'Meldungen aus der Nervenheilkunde'
entnehmen wir dem Klappentext:
»Frontalhirn an Mandelkern« - kommunizieren Organe
tatsächlich miteinander wie Fluglotsen mit Piloten oder Kapitäne mit
Maschinenräumen? Die letzen Meldungen aus der Hirnforschung lassen sich
tatsächlich in dieser Weise interpretieren: So fordert das Frontalhirn bei
Bedarf den Mandelkern auf, er solle sich nicht so aufregen, und je
energischer es das tut, desto cooler bleibt Letzterer. Ähnlich autoritär
springt das Frontalhirn mit dem Hippocampus um, einem wichtigen Zentrum für
alle unsere Lernprozesse.
Die Geschichte dieses spannenden Funkverkehrs im Gehirn
ist nur eine der 'letzten Meldungen' aus der Nervenheilkunde, die Manfred
Spitzer in seiner neuen Kollektion neurobiologischer Miniaturen präsentiert.
Wie immer geht es um kurze Berichte und Diskussionen aus dem Bereich der
Neurobiologie, die aus der Sicht des Autors neben dem Menschen auch Gott und
die Welt einschließen und daher gar nicht weit genug verstanden werden
können: Wer hätte gedacht, daß es Großmütter nur deshalb gibt, weil es große
Gehirne gibt, daß Neuronen die Demokratie lange vor den Griechen erfunden
haben, daß ein Blick ins Gehirn wirtschaftliche Entscheidungen erklärt und
sogar auf soziale Prozesse wie Bestrafung, Eskalation oder Vorurteile ein
Licht zu werfen vermag? Wer hätte vermutet, daß unser Gehirn so plastisch
ist, daß es als Zeuge vor Gericht wenig taugt und daß man heute schon
diskutiert, was geschehen soll, wenn wir die Leistung unseres Gedächtnisses
nach Belieben herauf- oder herunterregeln können? War uns klar, daß Kinder
durch elektronische Medien gefährdet sind oder daß sie manchmal umso
schlechter lernen, je mehr sie schon wissen?
Hirnforschung ist längst nicht mehr eine kryptische
Geheimwissenschaft oder ein Randgebiet menschlicher Neugier, sondern sie
leistet einen entscheidenden Beitrag zum Verständnis unsere Kultur und zur
Verbesserung unserer Lebensbedingungen.
Die Vielfalt der
Themen wird aus dem Inhaltsverzeichnis ersichtlich (leider fehlen
informative Untertitel):
Großmütter
Märkte für
Informationen
Epilog: Der Markt
ist schon weiter ...
Frontalhirn an
Mandelkern ...
Epilog: Frontalhirn
an Hippocampus ...
Neuroökonomie
Behalten nach dem
Lernen: Konsolidierung
Falsche Erinnerungen
Gedächtnis, Person
und Gesellschaft
Soziale
Neurowissenschaft
Rache ist süß?
Spannung im Scanner
Auge um Auge ...
Arme virtuelle
Realität
Internet für die
Mädchen!
Kinder lernen schneller
Macht Punkt!
Eins, zwei, viele
Die Felsmalereien
der Buschmänner in Afrika
800 Jahre
Psychotherapie und Psychosomatik
Transfer ins Leben
Sollen wir Wasser
trinken?
Sachverzeichnis
Die Beiträge, die
weit über den Bezirk der Neurologie hinausreichen, profitieren von der
fachlichen Sachkunde, der umfassenden Allgemeinbildung, vom
Darstellungstalent und zusätzlich vom geistreichen Sarkasmus des Autors, sind
also sogar als Urlaubslektüre sehr zu empfehlen!
Kurt Eberhard
(Mai, 2005)
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